Haaranalyse und Urinscreenings bei Alkohol

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hier ist eine recht detaillierte Beschreibung von EtG-Screenings (Urin und Haar) und den entsprechenden Werten:


Ablauf des EtG-Urinscreenings

Im Rahmen eines Screening-Vertrages erhält der Proband unvorhersehbar eine Aufforderung zur Probenabgabe, der er innerhalb 24 Stunden nachzukommen hat. Die Probennahme erfolgt in dem akkreditierten Institut unter forensischen Bedingungen, d.h. unter Aufsicht, sodaß Manipulationen unterbunden werden.

Zur Analyse werden etwa 4 ml Spontanurin benötigt.

Die quantitative Analyse der Urin- oder Blutproben erfolgt nach geeigneter Aufarbeitung üblicherweise über GC/MS oder HPLC/MS.

Um Manipulationen durch „innere Verdünnung“ (Entwässerungsmittel oder harntreibende Getränke) zu erkennen, wird parallel zum EtG auch der Kreatiningehalt des Urins bestimmt:

Weniger als 0,4 g/l Kreatinin sind eine relativ niedrige Konzentration, die aus hohen Trinkmengen resultieren kann.

Weniger als 0,2 g/l Kreatinin sind auffällig niedrig. Allerdings ist es in seltenen Fällen bei Fraün physiologisch bedingt möglich, daß Kreatinin-Gehalte von 0,16-0,2 g/l gemessen werden.

Ein zu geringer Kreatinin-Gehalt kann zur Nichtanerkennung des Ergebnisses führen. Somit sollte der Proband im eigenen Interesse unmittelbar vor der Analyse auf den Genuss harntreibender Nahrungsmittel und Getränke verzichten.



Ablauf der EtG-Haaranalyse

Zwar ist der EtG-Nachweis über Haare im Vergleich zur Drogen-Haaranalytik relativ neu; entsprechende Verfahren sind aber inzwischen etabliert. Dennoch sollte man prüfen, ob das analysierende Labor für diese Untersuchungsmethode akkreditiert ist.

Als Probe wird ein etwa Bleistift-dickes Haarbündel entnommen (ca. 50 - 200 mg) und, nach präparativer Aufarbeitung, mit leistungsfähigen analytischen Methoden (chromatographische Auftrennung und Quantifizierung durch GC oder HPLC mit anschließender massenspektroskopischer Identifizierung) untersucht.

Am besten dokumentiert und deshalb empfohlen ist die Haaranalytik für Kopfhaare; grundsätzlich sind aber auch andere Stellen der Körperbehaarung analysierbar. Dies ist insbesondere von Bedeutung, wenn die Analyse des Kopfhaares durch dessen intensive kosmetische Behandlung beeinträchtigt sein könnte.

Es ist grundsätzlich möglich und ggf. auch sinnvoll, das Haar neben Ethyl-Glucuronid gleichzeitig auch auf andere Drogen zu untersuchen, sofern für diese Stoffe ebenfalls eine Abstinenz nachzuweisen ist. Bezüglich Alkohol gilt die kombinierte Analyse auf EtG und FSEE als besonders aussagekräftig.

Die Bescheinigung der Laborwerte sollte die Analysenmethode (z.B. Angabe der DIN-Norm) oder zumindest die Cut-Off-Werte enthalten, sowie mit Stempel des Institutes und Unterschrift versehen sein.


Beeinflussung der Haaranalyse

Alkoholhaltiges Haarwasser
Sofern alkoholhaltiges Haarwasser äußerlich auf die Haare aufgetragen wird, kann zwar das Ethanol auf die Haare einwirken; es wird aber nicht zum Ethylglucuronid metabolisiert. Insofern ist nicht zu erwarten, daß sich die äußerliche Anwendung von Haarwasser auf das EtG-Ergebnis auswirkt.


Nachweiszeiten

Die Nachweiszeiten hängen ab von den individüllen körperlichen Bedingungen und von der Menge des Alkholkonsums.


Übliche Nachweiszeiten:

Aus dem Urin: 36 Stunden
Aus dem Blut-Serum: 18 Stunden
Aus den Haaren: Für einen Abstinenznachweis über EtG wird nur ein Zeitraum von 3 Monaten akzeptiert; der Nachweis der Nicht-Abstinenz ist ggf. länger möglich. Der Konsum-Nachweis über Fettsäure-ethylester ist bis zu 6 Monate möglich.


Nachweis in Abhängigkeit der Randbedingungen aber auch möglich:

Aus dem Urin: 80-120 Stunden
Aus dem Blut-Serum: 36 Stunden


Bezogen auf Alkohol pro kg Körpergewicht gilt in etwa (für Urin-Proben):

0,1 g Ethanol / kg Körpergewicht: 13 – 20 Stunden
0,5 g Ethanol / kg Körpergewicht: 26-36 Stunden (ca. 1 Liter Bier bei 70 kg)


Weitere Nachweiszeiten in Abhängigkeit der Trinkmenge (Urin):

1 Glas Sekt: Nachweiszeit ca. 24 h
650 ml Wein auf 0,5 h: Nachweiszeit ca. 58 h
4,5 l Bier auf 12,5 h: Nachweiszeit ca. 80 h


Auch einmaliger Konsum bis zu einem BAK-Wert von 0,2 Promill konnte nachgewiesen werden. Die Aufnahme von ca. 10 g Ethanol (entspricht etwa 1/2 Flasche Bier) wird routinemäßig nachgewiesen.


Anhaltspunkte für den Alkoholgehalt einiger Getränke:

0,2 Liter Wein (11 Vol.%) --> 17,6 g Ethanol
0,3 Liter Bier (4,8 Vol. %) --> 11,5 g Ethanol
0,1 Liter Sekt (11 Vol.%) --> 8,8 g Ethanol
0,02 Liter Spirituosen (32 Vol.%) --> 5,1 g Ethanol



Interpretation der Messwerte

Urin:

Eine Ethyl-Glucuronid-Konzentration von mehr als 0,1 mg/l (= 100 ng/ml) wird gem. „Anforderungen an chemisch-toxikologische Untersuchungen“ (CTU) als Hinweis auf Alkoholkonsum in den letzten 3-4 Tagen interpretiert.

Bei Alkoholikern können Urin-Konzentrationen von 130 mg/l EtG gefunden werden.

Bei einem EtG100-Wert wird der EtG-Wert in Bezug zum Kreatininwert der Probe gesetzt und auf den Standard-Kreatininwert von 100 mg/dl normiert:
EtG100 = EtG / Kreatinin * 100


Serum:

Eine Ethyl-Glucuronid-Konzentration von mehr als 0,1 mg/l wird als Hinweis auf Alkoholkonsum in den letzten 36 Stunden interpretiert.

Der Aufbau hoher EtG-Konzentrationen kann nur durch hohe Alkohol-Konzentrationen erfolgen: In Trinkversuchen wurde festgestellt, dass eine akute Alkoholbelastung von mehr als 1,6 Promille notwendig ist, um eine EtG-Konzentration von mehr als 5 mg/l (Serum) zu erreichen.


EtG in der Haaranalyse:

Eine Ethyl-Glucuronid-Konzentration Konzentration von 0,007 ng/mg(Haar) (= 7 pg/mg) gilt als positiver Alkoholkonsum-Nachweis lt. „Beurteilungskriterien“ (2009).

Werte von mehr als 50 pg/mg deuten auf eine verstärkte Alkohol-Problematik.

Eine Ethyl-Glucuronid-Konzentration ab 25-30 pg/mg Haar bis zu 50 pg/mg deutet auf einen chronischen, exzessiven Alkohol-Konsum (s.a. Society of Hair Testing (2009)).

Konzentrationen von 8-25 pg/mg werden als moderater Alkohol-Konsum interpretiert, wobei ein chronischer Alkohol-Mißbrauch nicht ausgeschlossen werden kann.

Erst eine Konzentration von weniger als 8 pg/mg kann als geringer Alkohol-Konsum gewertet werden.


Fettsäure-Ethylester in der Haaranalyse:

Eine FSEE-Konzentration von 0,5 ng/mg(Haar) gilt gem. Society of Hair Testing (2009) als Hinweis auf chronischen, exzessiven Alkohol-Konsum.
Nach GTFCH gelten 0,2 ng/mg als Hinweis auf Alkohol-Konsum.



Qülle: VP
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben