Was ist passiert?
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Ich denke, dass ich während des Schulunterrichts das erste Mal von Drogen gehört hatte.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Das erste Mal habe ich mit 24 Jahren (2010) Ecstasy (Pille) konsumiert.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Ich zog 2007 nach London und lernte 2010 dort dann meinen damaligen Freund kennen und geriet durch ihn in einen Freundeskreis, in dem viel gefeiert wurde. Anfangs fiel mir nur auf, dass er selbst immer sehr viel getrunken hatte, wenn wir unterwegs waren. Als wir das erste Mal gemeinsam auf ein Festival gingen, konsumierten mein Freund und alle anderen Bekannten Ecstasy. Aus Neugier und vielleicht auch weil ich einfach dazu gehören wollte, nahm ich eine halbe Pille. Ich fand das Gefühl anfangs überwältigend und mein Körper reagierte relativ schnell mit Übelkeit und Erbrechen. Nach einer Stunde stellte sich aber ein angenehmes glückliches Gefühl ein und ich erlebte den restlichen Tag des Festival sehr intensiv. Nach dieser ersten Erfahrung hatte ich gemischte Gefühle, da mich meine körperliche Reaktion anfangs etwas schockierte. Dennoch hatte es einen gewissen Reiz, es noch mal auszuprobieren. Ich blieb für weitere 6 Monate mit meinem damaligen Freund zusammen und in dieser Zeit konsumierte ich Ecstasy 3 weitere Male auf Parties, jeweils eine Pille pro Abend. Dennoch war der Alkoholkonsum meines damaligen Freundes ein großes Problem für mich, da ich selbst fast keinen Alkohol trinke, weil ich es nicht gut vertrage. Nach der Trennung konsumierte ich für 6 Monate keine Drogen.
Ein paar Monate später (Juli 2011) lernte ich meinen jetzigen Freund kennen. Er selbst konsumierte nur gelegentlich Cannabis. Anfangs war ich eher abgeneigt, da ich eine strikte Nichtraucherin bin und den Geruch und Geschmack nicht mochte. Dennoch war die Neugier wohl größer als meine Abneigung und ich teilte mir mit meinem Freund einen schwachen Joint. Anfangs wurde mir dadurch etwas schwindelig, aber danach stellte sich ein sehr entspanntes Gefühl ein. Im folgenden Jahr rauchten wir in Phasen, d.h. wenn wir etwas Cannabis gekauft hatten, rauchten wir für 3-4 Wochen alle paar Tage (meistens an den Wochenenden), bis es leer war. Dann vergingen oft 1-2 Monate, in denen nichts konsumiert wurde. Je nach Verlangen kauften wir dann wieder eine kleine Menge und konsumierten dies innerhalb von 1Monat. Ende 2012 entschieden wir gemeinsam nach Berlin zu ziehen, um meine beruflichen Pläne zur Selbstständigkeit zu verwirklichen. In den ersten 6 Monaten (2013) konsumierten wir keine Drogen, zum einen, weil ich beruflich sehr eingespannt war und zum anderen auch, weil wir hier keinen Kontakt zu Drogen hatten. Dann lernten wir neue Bekannte kennen beim feiern, welche selbst auch Cannabis konsumierten und hatten so auch Kontakte, um selbst Cannabis zu kaufen. Im Sommer gingen wir oft mit Freunden in den Park und dort wurde dann auch fast immer Cannabis konsumiert. Dies fand ca. 1-2 Mal im Monat statt. Zudem rauchten mein Freund und ich an Wochenenden ab und zu einen Joint (vielleicht jedes 2. Wochenende). Im Winter 2013 ging der Konsum etwas zurück, da wir weniger unterwegs waren und nur gelegentlich an den Wochenenden rauchten (1-2 Joints alle 2-3 Wochen). Auch in dieser Zeit gab es immer wieder Konsumpausen von 1-2 Monaten, in welchen wir bewusst kein Cannabis kauften & konsumierten. 2014 gingen wir von Anfang Februar – Anfang April 2 Monate nach Indien zum reisen. In dieser Zeit wurde nichts konsumiert. Erst im Sommer (ab Juni) verstärkte sich der Konsum wieder und wir rauchten gelegentlich mit Bekannten im Park oder auf Partys alle 2-3 Wochen 1-2 Joints. Das Festival fand Mitte August 2014, dort teilte ich mir insgesamt über 2 Tage verteilt 6 Joints und konsumierte ein paar MDMA Kristalle. Seit der Kontrolle wurde nichts konsumiert.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein. Da ich allgemein nur sehr wenig Alkohol trinke, wurden Drogen und Alkohol nie vermischt.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich trank lediglich 1 Mal im Monat 1-2 Gläser Wein.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Nein.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Bei Ecstasy wurde mir oft schlecht und mein Körper reagierte immer sehr heftig. Auch an den Tagen danach war ich oft sehr down, gereizt & antriebslos.
Bei Cannabis reagierte ich manchmal mit Schwindelgefühl. Mein Hals war oft gereizt von dem Rauch. Zudem hatte ich am nächsten Tag oft Kopfschmerzen. Generell war ich am Tag danach oft sehr antriebslos.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ecstasy konsumierte ich ab 2011 nicht mehr. Cannabis konsumierte ich weiter, obwohl ich bemerkte, dass es meine Leistungsfähigkeit beeinträchtigte.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
1,3 ng aktives THC
13,0 ng COOH
22,6 Amphetamin
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
In der Woche vor der Auffälligkeit wurden von mir 2 Joints mit meinem Freund geteilt konsumiert.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Am Tag der Auffälligkeit wurde nichts konsumiert.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein. Der Konsum fand nur an den beiden Tagen zuvor auf dem Festival statt, welches wir besuchten.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Wir wurden am Ausgang des Festivals routinemäßig angehalten von der Polizei wie viele andere Autofahrer, welche das Festival besucht hatten. Meine Fahrweise zeigte keine Auffälligkeiten. Auch bei der Kontrolle zeigte ich bei den Gleichgewichtsübungen keine Auffälligkeiten. Der Polizist nahm meine flatternden Augenlider als eindeutiges Anzeichen, dass ich Drogen konsumiert haben muss, obwohl dies ein körperliches Anzeichen ist, welches ich bei Unruhe oder Stress immer habe. Daraufhin wurde der Urintest gemacht und aufgrund der angezeigten Ergebnisse wurde daraufhin dann auch der Bluttest durchgeführt.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Wir wollten von dem Festival in Feldberg zurück nach Berlin fahren.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Die Strecke betrug ca. 125km. Wir wollten die Fahrt in mehreren Etappen fahren und regelmäßig Pausen machen.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Ich war vorher nie unter Drogeneinfluss unterwegs, da ich selbst kein Auto besitze. Die Fahrt war eine Ausnahme. Wir hatten einen Leihwagen gemietet, da unsere ursprüngliche Mitfahrgelegenheit uns kurzfristig einen Tag vor dem Festival abgesagt hatte. D.h. die Fahrt sollte eigentlich vermieden werden.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Ich konsumierte auf dem Festival am Tag vor der Fahrt abends gegen 18 Uhr den letzten Joint und ging früh ins Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein. MDMA wurde 2 Tage vor der Fahrt konsumiert, d.h. ich versuchte möglichst viel Zeit zwischen dem letzten Drogenkonsum und der Fahrt zu lassen. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass die Wirkungsdauer von beiden Drogen wesentlich länger sein kann, als ich es körperlich empfinde. Meine Werte im Blut waren sowohl für THC als auch MDMA relativ niedrig. Ich fühlte mich am Tag der Fahrt einfach fit genug um die Fahrt anzutreten.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Unter dem Einfluss von Cannabis ist die Konzentrationsfähigkeit und optische Wahrnehmung gestört. Die Motorik ist verlangsamt, man kann Entfernungen schlechter abschätzen und ist durch die erweiterten Pupillen sehr blendempfindlich. Die Euphorie kann auch eine übersteigerte Risikobereitschaft bewirken. Bei starkem Konsum kann es auch zu Panikanfällen kommen.
MDMA erzeigt durch seine gesteigerte Euphorie eine höhere Risikobereitschaft. Unerwartete Situation können nicht bewältigt werden. Verkehrsregeln werden nicht ernst genommen. Eine Gleichgültigkeit tritt ein. Die Konzentrationsfähigkeit ist gestört. Zudem ist die Blendempfindlichkeit gesteigert durch erweiterte Pupillen.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Cannabis: bis zu 72 Stunden je nach Konsummuster.
MDMA: 8-12 Stunden (oder bis zu 24 Stunden bei starkem Konsum).
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Täglicher Konsum kann zur Abhängigkeit führen. Cannabis ist sehr schädlich für die Lunge, die Konzentrationsfähigkeit wird gestört und der Konsum kann zu Psychosen und depressivem Verhalten führen. Zudem kann es zur Isolation führen, da viele Konsumenten unter Cannabiseinfluss sich in ihrer eigenen Welt verlieren.
Täglicher Konsum von MDMA kann sich negativ auf das Gehirn und die Konzentrationsfähigkeit auswirken. Zudem kann es zu Stimmungsschwankungen und Depressionen kommen. Geringer Schlaf und weniges Essen belastet den Körper sehr und er hat keine Möglichkeit sich zu regenerieren. Je nach Konsumart können auch die Schleimhäute verletzt werden.
----------------------------------------------------------
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Mit Ecstasy war es am Anfang reine Neugierde und der Wunsch nach Zugehörigkeit bei meinen damaligen Freunden. Ich wollte auch das gleiche wie sie erleben. Zudem verstärkte Ecstasy die Empfindungen dessen, was man erlebte.
Mit Cannabis war es anfangs auch Neugier. Dann empfand ich das entspannte Gefühl als sehr angenehm. Ich konnte meinen Stress und meine Sorgen vergessen und für einen Moment abschalten. In sozialen Situationen machte es mich auch kommunikativer. Da ich kein besonders offener Mensch bin, fühlte ich mich dann oft wohler und war offener. Drogenkonsum war damals teil meines Freundeskreises und es wurde immer verharmlost und als normal dargestellt. Daher hatte ich das Thema auch selbst nie wirklich hinterfragt.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Da die meisten meiner Bekannten auch konsumierten, war dies nie wirklich ein Thema. Mein Freund konsumierte wie ich nur gelegentlich, daher äußerte er sich auch nie dazu.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
2014 starb meine Oma im Sommer, was mich damals sehr belastet hatte, da wir ein sehr enges Verhältnis hatten. Nach dem Tod verstärkte sich der Konsum für eine Weile, vielleicht um meine Gefühle zu verdrängen. Kurz vor dem Festival erklärte mir zudem auch meine Schwester, dass sie plötzlich schwanger war mit einem Freund, den sie erst 2 Monate kannte. Diese Ereignis war ein großer Schock für mich und ich machte mir große Sorgen. Dabei half mir das Cannabis abzuschalten und meine Gedanken und Sorgen für eine Weile zu vergessen. Insgesamt war ich im letzten Jahr auch mit meiner beruflichen Situation nicht besonders zufrieden und versuchte wohl diese Gefühle mit dem Cannabiskonsum zu verdrängen.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Vor der Kontrolle war ich bereits bei einer Homöopathin in Behandlung, um über meine Problem & Sorgen zu sprechen. Damals war mein Drogenkonsum jedoch nie Thema. Erst nach der Kontrolle sprach ich mit ihr darüber.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Konsumpausen: Nach der Trennung von meinem Freund 2011 gab es eine 6-monatige Pause, da ich keinen Kontakt mehr zu den konsumierenden Bekannten hatte. 2012 gab es auch für die ersten 6 Monate eine Konsumpause, als wir nach Berlin zogen. Und im Jahr 2014 waren wir für 2 Monate in Indien, in welchen kein Cannabis konsumiert wurde.
In Bezug auf Cannabis konsumierte ich im Sommer 2014 am meisten Cannabis, da wir viel unterwegs waren. Zudem beschäftigten mich privat mehrere Themen in dieser Zeit, wodurch ich verstärkt das Bedürfnis hatte mich zu entspannen und abzuschalten.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Cannabis war damals ein einfacher Weg, um meine Probleme zu vergessen. Ich lebte damals nicht bewusst und versuchte meine Unzufriedenheit und Gefühle zu verdrängen. Ich hatte wenig andere Möglichkeiten um abzuschalten.
Seit einem Jahr praktiziere ich intensiv Yoga und meditiere regelmäßig, um mich zu entspannen, wenn ich von meinem Alltag gestresst bin. Ich spiele regelmäßig Tennis, um mich auszupowern und meine Frustration rauszulassen. Zudem gehe ich in regelmäßigen Abständen zu meiner Homöopathin und wir besprechen alles was gerade aktuell Thema ist.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Auch wenn ich mir damals dessen nicht bewusst war, weiß ich mittlerweile, dass es theoretisch immer passieren kann, dass man in eine Abhängigkeit verfällt. Auch wenn man das Gefühl hat, dass man alles unter Kontrolle hat. Wenn man sich unter Konsumenten aufhält, hat man oft keinen Bezug zur Realität und man verharmlost den Konsum.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein. Da es bei mir immer wieder Konsumpausen gab und ich diese auch ohne Probleme bewältigte, hatte ich nie das Gefühl von den Drogen abhängig zu sein.