rückwirkende Haaranalyse bei MPU Termin

thopek

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Hallo zusammen,

ich hatte am 03.06.2020 meine letzte Urinkontrolle (1jähriger AN Vertrag Alkohol). Mein Vertrag ist vom 17.06.2020 bis zum 17.10.2020 gültig bzw. verwertbar. Ich habe leider auf einer Abi Feier am 26.06. fünf Longdrinks getrunken und kann gar nicht in Worte fassen wie sehr ich es bereue.

Da ich meine MPU vorraussichtlich erst mitte August absolvieren kann/werde (durch die Bearbeitungszeit und Aktenverkehr zwischen Führerscheinstelle & Anwalt) entsteht ja quasi eine Lücke von zwei Monaten +-, wodurch eine Haaranalyse sehr wahrscheinlich wird am Tag der MPU.

Ist dieser einmalige Konsum, auch wenn es etwas mehr war, im Haar direkt nachweisbar bzw. überschreitet er somit den Grenzwert?

Ich weiß nicht was ich machen soll, ich ärgere mich unheimlich über mich selbst, aber ich bin selber Schuld. Ist es sinvoll meine Haare ganz kurz zu schneide damit eine Haarprobe nicht durchgeführt werden kann? Oder kann dies als Täuschungsversuch ausgelegt werden?

Vielen Dank im vorraus.

MfG
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo thopek,

willkommen im Forum :smiley138:
Ich habe leider auf einer Abi Feier am 26.06. fünf Longdrinks getrunken und kann gar nicht in Worte fassen wie sehr ich es bereue.
Eieiei, warum mussten es denn gleich 5 Stück sein?:smiley2204:
wodurch eine Haaranalyse sehr wahrscheinlich wird am Tag der MPU.
Nun ja, sooo wahrscheinlich ist das gar nicht, könnte durchaus sein das am Tag der MPU "nur" ein Urinscreening gemacht wird.
Ist dieser einmalige Konsum, auch wenn es etwas mehr war, im Haar direkt nachweisbar bzw. überschreitet er somit den Grenzwert?
Schwer zu sagen, da jeder Mensch nun mal ein Individuum ist kann es bei dem einen mehr anschlagen und bei dem anderen weniger...
Ist es sinvoll meine Haare ganz kurz zu schneide damit eine Haarprobe nicht durchgeführt werden kann? Oder kann dies als Täuschungsversuch ausgelegt werden?
Als "Täuschungsversuch" eher nicht...

Warum hast du denn überhaupt Abstinenz nachgewiesen? Im Moment sieht es ja danach aus als ob du gar nicht abstinent leben willst
think.gif
 

thopek

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Ich habe Anfang März aufgehört zu rauchen und an diesem Abend befanden wir uns in einer Garage wo fast durchgehend geraucht wurde. Mir fiel es sehr schwer zu widerstehen und ich trank deshalb Alkohol um mich davon abzulenken. Natürlich soll das keine Rechtfertigung sein ich weiß wie fadenscheinig sich das anhört, aber ich war einfach schwach in diesen 2-3 Stunden.

Den Abstinenzvertrag über 1 Jahr empfahl mir mein Anwalt bei einer BAK von 1.96 pro Mille, daher schloss ich den Vertrag ab.

Kann ich diesen Abend nicht als 1 von 3 geplanten Abenden benennen in denen ich im Jahr trinke wenn ich die MPU mit kontrolliertem Trinken angehen möchte? Oder ist dieser Zeitraum (2 Monate +-) zu kurz um den Gutachter davon zu überzeugen, dass man das kontrollierte Trinken ausreichend "geübt" hat?

Oder ist durch meine 1 jährige Abstinenz die Chance mit kT zu bestehen gleich 0? Selbst wenn man damit guten Willen zeigen wollte?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Den Abstinenzvertrag über 1 Jahr empfahl mir mein Anwalt bei einer BAK von 1.96 pro Mille, daher schloss ich den Vertrag ab.
Ja, es ist oft so dass die RA in dieser Hinsicht "Ratschläge" geben die nicht unbedingt zielführend sind...
rolleyes.gif


Wichtig wäre erstmal deine Trinkvorgeschichte gewesen um einzuordnen ob du überhaupt "abstinenzpflichtig" bist.
Kann ich diesen Abend nicht als 1 von 3 geplanten Abenden benennen in denen ich im Jahr trinke wenn ich die MPU mit kontrolliertem Trinken angehen möchte? Oder ist dieser Zeitraum (2 Monate +-) zu kurz um den Gutachter davon zu überzeugen, dass man das kontrollierte Trinken ausreichend "geübt" hat?
Nein, das muss nicht grds. zu kurz sein. Es gab schon User die mit einem AN von 6 Monaten zur MPU sind, es als Trinkpause definierten und "KT" als künftige Strategie benannten ohne es jemals getestet zu haben...
Das kann funktionieren - muss aber nicht.
Oder ist durch meine 1 jährige Abstinenz die Chance mit kT zu bestehen gleich 0? Selbst wenn man damit guten Willen zeigen wollte?
Du könntest es, wie oben erwähnt, als Trinkpause darlegen, wobei ein ganzes Jahr schon eher ungewöhnlich wäre....

Magst du mal den Profilfragebogen ausfüllen? Das wäre für evtl. weitere Einschätzungen sehr hilfreich...
 

thopek

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FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 183
Gewicht: 76kg
Alter: 22

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 04.05.2019
BAK: 1.96
Trinkbeginn: 19:00
Trinkende: 02:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 03:55

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 10 Monate

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht: ja

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Aufbauseminar 2016
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass der o.g auch zukünftig ein (Kraft-)Fahrzeug unter einem die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges in Frage stellen?

Bundesland:


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: 1x (26.06.2020; 5 Longdrinks)
Ich lebe abstinent seit: 04.05.2019 (bis auf o.g. Fall)

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: ja
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: ungewiss
Welche Stelle (MPI): TÜV Nord
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: gibt keins
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Punkt (oder 2?) durch Aufbauseminar (21km/h innerorts)

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thopek

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1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Um 18:30 holte ich einen guten Freund ab und wir fuhren zusammen zu einer Freundin nach Hause. Schon auf der Fahrt sagte ich ihm ich werde mein Auto bei ihr stehen lassen, da es geplant war mehr Alkohol zu trinken. Letztendlich kam es leider doch nicht dazu, dass Auto stehen zu lassen. Um 19 Uhr ging es dann los mit 2 Radlern. Wir waren ca. 15 Leute und die Stimmung war ausgelassen. Ab 20 Uhr fing ich dann an Vodka mit RedBull zu trinken, das ging dann auch bis zum Zeitpunkt meines Gehens so weiter. Gegen halb 3 verschwand ich dann von der Party und setzte mich ins Auto. Der Unfall ereignete sich dann um 02:43. Ich schaute zu lange auf mein Navi um die Musik zu wechseln und durch den hohen Alkoholpegel verlor ich dann das Gefühl in welche Richtung ich fahre. Ich beschädigte zwei parkende Autos auf dem rechten Bürgersteig und mein eigenes. Ein Anwohner war/wurde wach und kam sofort runter auf die Straße und sagte mir er rufe jetzt die Polizei, was ich zunächst nicht verstand. In meinem stark alkoholisierten Zustand konnte ich anfangs die Notwendigkeit der Polizei nicht nachvollziehen. Ca. 10min später kam dann der Streifenwagen und ich musste Pusten. Ich sollte einen Elternteil erreichen, da mein Auto abgeschleppt werden musste und jemand am Unfallort warten sollte während ich auf die Polizeiwache gebracht wurde. Dort wurde mir dann Blut abgenommen (1,96), wogegen ich mich vehement widersetzte. Mein Arm musste auf dem Bein eines Beamten fixiert werden und 2 weitere Beamte mussten mich festhalten. Anschließend wurden mir Fragen zu meinem Alkoholkonsum und möglichem Drogenkonsum an dem Abend gestellt, wozu ich keine Angaben machte. Dann wurde ich von meiner Mutter gegen 4 Uhr abgeholt und es ging nach Hause.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


Es fing um 19 Uhr an mit 2 Radlern (jeweils 0,33l). Gegen 20 Uhr wechselte ich dann zu Vodka RedBull. Diese Mischung trank ich dann durchgehend ca. 4 Stunden. In dieser Zeit war dann auch meine Flasche Vodka leer (0,7l). Ab 0 Uhr ca trank ich dann nur noch 1 Radler und 4-5 Liköre (0,2cl). Gegen 02:30 war dann Schluss für mich. Ich trank also in einer Zeit von 7,5std 0,7l Vodka, 1l Mischbier und 0,1l Likör.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Die Strecke betrug insgesamt 5km, diese fuhr ich auch fast komplett bis es eine Kreuzung vor meinem Zuhause zu dem Unfall kam. (Ich weiß nicht wie ich das noch weiter ausführen soll)


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Ja, da ich durch den hohen Alkoholkonsum nicht mehr rational und klar denken konnte. Ich war der Meinung noch fahrtüchtig zu sein, obwohl ich es natürlich schon lange nicht mehr war. Ich hatte mir viel Selbstvertrauen und Selbstsicherheit „angetrunken“. Ich fühlte mich nur leicht angeheitert bzw. bildete es mir ein und machte mir keine Sorgen bezüglich meiner Fahrtüchtigkeit, da ich sie falsch einschätzte.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Gar nicht, da ich der Meinung war noch fahrtüchtig zu sein, ich konnte die Lage nicht richtig einschätzen. Ich war stark beeinträchtigt und nicht in der Lage vorrausschauend und vernunftgerecht zu handeln. Ich fühlte mich selbstbewusst und eindeutig in der Lage Auto zu fahren, obwohl ich natürlich absolut fahruntüchtig war.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein, ich bin zwar öfters mit Restalkohol oder alkoholisiert gefahren aber noch nie aufgefallen.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Mit Restalkohol bin ich rückblickend 5-6x am nächsten Tag Auto gefahren. Dies war immer der Fall, wenn ich bei einem Freund oder einer Freundin geschlafen habe und am nächsten Morgen/Mittag zurück nach Hause fuhr. Am selben Tag fuhr ich 3x betrunken, 1x stark alkoholisiert und 2x nachdem ich 4-5 Radler trank. Das bedeutet ich hatte leider eine gewisse „Erfahrung“ was das Autofahren in Kombination mit Alkoholgenuss/-missbrauch betrifft. Dadurch bildete sich ein alkoholbedingtes Selbstvertrauen in die eigenen Fahrfähigkeiten unter Alkoholeinfluss und die Unfähigkeit, vernunftgemäße Entscheidungen zu treffen, sowohl im Straßenverkehr als auch im sozialen Umfeld. Ich nahm in diesen Zuständen also keine Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer und gefährdete sie. Inzwischen kann ich es nachvollziehen, wieso ich mich so rücksichtslos und unverantwortlich hinters Steuer setzte. Der Alkohol löste in mir meist ein hohes Maß an Gleichgültigkeit aus, wodurch mir mögliche Folgen und Konsequenzen durch mein Handeln traurigerweise schlichtweg egal waren, ich sie ausblendete und mir einredete, es wird schon nichts passieren.
Außerdem habe ich mich leider durch meine Mutter auch stark beeinflussen lassen. Sie fuhr auch abermals alkoholisiert und wurde nie erwischt bzw. fiel nie auf. Dadurch sah ich Trunkenheitsfahrten nicht so dramatisch, wie man sie aber natürlich sehen sollte. Im Freundeskreis (inzwischen kein Kontakt mehr) gab es auch 3 Kollegen, die sich oft betrunken hinters Steuer setzten und immer damit durch kamen. Mein Verantwortungsbewusstsein gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern schrumpfte somit immer weiter und war unter hoher Alkoholzufuhr so gut wie verschwunden.


Exploration


8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich im Alter von 9 oder 10 Jahren. Es war Silvester und meine Eltern und Freunde meiner Eltern wollten um 00 Uhr anstoßen. Ich fragte was das denn für ein Getränk ist weil jeder etwas in der Hand hatte nur wir Kinder nicht und uns wurde gesagt das ist für Erwachsene, mehr wurde auch nicht gesagt. Zu dieser Zeit wusste ich natürlich noch nicht, dass es sich um Alkohol handelt aber dort hatte ich meinen ersten Kontakt. Das erste Mal Alkohol probierte ich im Alter von 14 Jahren, mein Vater gab mir ein Bier zum Probieren. Es schmeckte mir nicht, da es sehr herb und geschmacklich absolut nicht mein Fall war, ich fand keinen Gefallen daran. Schnaps trank ich dann zum ersten Mal mit 16 Jahren an Silvester bei einem Freund zu Hause, Captain Morgan mit Cola. Dies schmeckte mir sehr gut, da man durch das Mischen den Geschmack des Alkohols anfangs nur unterschwellig bemerkte. Da ich noch kaum Erfahrung mit Alkohol hatte trank ich natürlich zu viel an diesem Abend (6-7 Captain Morgan Cola und ein paar Kurze zum Anstoßen über 4-5 Stunden).Ich hatte einen Blackout am nächsten Tag und musste mich übergeben.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ab meinem 16. Lebensjahr trank ich fast jedes Wochenende Alkohol. Wir waren viel in Discos und auf Partys zu dieser Zeit und für uns gehörte dann der Alkoholkonsum einfach mit dazu, weil es jeder so tat. Bis zum 17. Lebensjahr trank ich hauptsächlich Mischbier, nur hin und wieder mal etwas Schnaps, wenn man es im Club angeboten bekam von jemandem der volljährig war oder auf privaten Partys. Zu meinem 17. Geburtstag kauften meine Eltern mir dann alles was ich an Alkohol haben wollte und ab diesem Zeitpunkt stand Schnaps bei mir im Vordergrund. Da ich Vodka immer mit RedBull oder Orangensaft mixte, schmeckte man den Alkohol kaum und das gefiel mir auf Anhieb. Von da an bekam ich von Zuhause jede Spirituose, die kaufen wollte und das Bier rückte schnell in den Hintergrund, da der Schnaps gemischt besser als Bier schmeckte und man den Alkohol auch schneller wahrnehmen konnte. Als ich 18 wurde ging es genauso weiter. Jedes Wochenende wurde mindestens 1x Alkohol getrunken, hauptsächlich Vodka und ab und zu Mischbier. Ab meinem 19. Lebensjahr trank ich dann auch unter der Woche öfters Mischbier, meistens 1-2 zum Abendessen. Doch auch Schnaps trank ich zunehmend unter der Woche, wenn ich am nächsten Tag Spätschicht hatte und lange Schlafen konnte. Ich war sehr unzufrieden mit meiner damaligen Ausbildung und trank daher aus Frust auch unter der Woche manchmal Alkohol, allerdings nur für 4 Monate, dann brach ich meine Ausbildung ab und fand eine neue. Zur Zeit meiner Auffälligkeit war der Alkoholmissbrauch weit vorangeschritten, jedes Wochenende trank ich eine 0,7l Vodka Flasche.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


So gut wie jedes Wochenende ab dem 16. Lebensjahr. Bis zum 17. Lebensjahr hauptsächlich Mischbier, 2x die Woche (Freitag/Samstag). Ab dem 17. Lebensjahr jedes Wochenende hauptsächlich Vodka (0,3-0,5l )gemischt mit Red Bull, Orangensaft o.ä. und je nach Anlass hin und wieder Bier mit Sprite. Unter der Woche ab meinem 19. Lebensjahr ca 1-2 Mischbier alle 2 Tage. Manchmal trank ich auch Schnaps, dies war aber nur 4 Monate der Fall, da ich in meiner alten Ausbildung Schichtdienst hatte. Von den Jahren 17-21 trank ich jedes Wochenende mindestens 1x Vodka. Der Konsum steigerte sich langsam, sodass ich am Tag meiner Auffälligkeit bzw. in meinem 21. Lebensjahr jedes Wochenende ca. 0,7l Vodka trank.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Von 16-18 waren das Setting und die Gesellschaft relativ gleich. Getrunken wurde so gut wie immer in der Disco, da wir viel unterwegs waren, mit meinen Freunden. Nur vereinzelt waren wir oder ich auf einer Hausparty. Mit 19 ging das Feiern gehen minimal zurück, da wir immer öfters privat bei Freunden was tranken und es im Übrigen auch billiger für uns alle war. Trotzdem waren wir noch durchschnittlich 2x im Monat in einer Disco. Mit 20 änderte sich dann die Gesellschaft. Ich fand durch einen Schulkollegen einen neuen Freundeskreis, die Leute waren alle 1-2 Jahre jünger und tranken deutlich mehr Alkohol als mein alter Freundeskreis. Das gab mir ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl und ich fing an, immer mehr Zeit mit den neuen Freunden zu verbringen und meinen alten Freundeskreis zu vernachlässigen. So lief es dann bis zum Unfall.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)


Inzwischen ist mir bewusst, dass ich diese hohen Mengen Alkohol konsumiert habe um vor mir selber zu fliehen. Ich befand mich über längere Zeit in einer Identitätskrise. Ich bin ein sehr introvertierter Mensch und bevorzuge Kontakt zu wirklichen und engen Freunden anstatt mit vielen Bekannten was zu unternehmen. Mit dieser Art von mir kam ich aber in der Vergangenheit nicht klar, der Großteil meines Freundeskreises unternahm viel und war jedes Wochenende unterwegs und ich wollte natürlich dazugehören. Unter Alkoholeinfluss war ich offener, geselliger und im Großen und Ganzen einfach lockerer im Umgang mit anderen Menschen. Das gefiel mir. Je mehr ich trank, desto weniger Sorgen machte ich mir wie oder was ich jemandem sage. Die Hemmschwelle und der Scham lösten sich in Luft auf, insbesondere auch bei den Frauen. Ich hatte schon immer Probleme Mädchen anzusprechen da ich einfach zu schüchtern und ängstlich war. Der Alkohol gab mir in diesen Situationen Kraft und Selbstvertrauen. Außerdem war ich über 1 Jahr Single und sehnte mich nach Nähe und Zuneigung, Gefühle die ich versuchte mit dem Alkohol zu verdrängen. Es gab vereinzelt oberflächliche Beziehungen mit Frauen die aber nie von langer Dauer waren es im Endeffekt aber nur noch schlimmer machten weil mir meine gewünschte Zweisamkeit dadurch noch stärker bewusst gemacht wurde.
Ein weiterer Aspekt war mein ständiges unausgelastet sein. In dieser Zeit hatte ich keine wirklichen Hobbys oder Tätigkeiten denen ich in meiner Freizeit nachging. An der Konsole spielen mit Kollegen und Netflix gucken gehörten zu meinem Alltag, mehr aber auch nicht. Ich machte kein Sport, aß viel ungesundes Essen und war oft einfach schlapp und demotiviert, obwohl ich mich körperlich kaum betätigte. Das machte mich rückblickend auch leicht depressiv und am Wochenende versuchte ich dann durch eine hohe Alkoholzufuhr meine unbewussten Sorgen zu vergessen und Spaß mit meinen Kollegen zu haben. Ich redete mir immer ein es sei normal jedes Wochenende so viel zu trinken, da mein derzeitiger Freundeskreis es genauso machte und darunter viele Studenten waren, welche ebenfalls viel Alkohol tranken (auch unter der Woche). Außerdem gab mir Deutschland immer das Gefühl in einem Land zu leben, wo Alkoholkonsum einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Ich hab schon von vielen Kollegen und auch Erwachsenen den Ausdruck „Säufervolk“ gehört und ich finde, da ist was Wahres dran. Man erhält Respekt wenn man mehr Alkohol verträgt als ein anderer oder wenn man schneller einen halben Liter Bier auf einmal trinkt. Viele prahlen mit ihrer Trinkfestigkeit. Für mich waren das auch einige weitere Faktoren mich nicht mit meinen (noch unbewussten) Problemen auseinander zu setzen, da ich in meinem Alkoholkonsum kein Problem sah und mich als normal einstufte.
In meiner Familie spielte Alkohol schon immer eine „große“ Rolle. Meine Großeltern mütterlicherseits besaßen damals eine Kneipe. Beide tranken viel Alkohol zu ihren Lebzeiten und mein Opa war zudem starker Alkoholiker. Ich hatte zu meinem Opa keine innige Beziehung, denn schon als kleines Kind hasste ich es wie laut er redete und andauernd betrunken war. Als er dann ins Seniorenheim kam besuchte ich ihn kaum bzw. selten. Seit meiner Abstinenz ist mir bewusst geworden, dass ich meinen Opa kaum besucht habe weil ich mich teilweise in ihm selber gesehen habe. Ich habe natürlich keine Flasche Vodka am Tag getrunken wie er, doch am Wochenende war es für mich damals normal so eine Menge, manchmal auch mehr, zu trinken. Ich wollte nicht meinen Problemen gegenüber stehen, denn durch die Krebsdiagnose ging es ihm zunehmend schlechter. Diese Angstgefühle (mich mit meinem problematischen Alkoholkonsum zu beschäftigen) betäubte ich dann am Wochenende. Dies wurde mir bewusst, als ich ihn dann öfter während meiner Abstinenz besuchen ging und bis zu seinem Tod mehr Zeit mit ihm verbrachte.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol merkte ich kaum eine Veränderung, lediglich ein minimales warmes Wohlbefinden im Körper. Bei viel Alkohol hingegen wurde ich sehr gesellig und offen gegenüber anderen Personen und neuen Bekanntschaften. Außerdem stieg das Wohlbefinden je mehr Alkohol ich trank genauso wie mein Drang, unberechenbare Entscheidungen zu treffen. Das sah ich damals aber nicht als Problem (unberechenbare Entscheidungen zu treffen) sondern eher im Gegenteil, ich fühlte mich selbstbewusster, da ich diese Dinge nüchtern höchstwahrscheinlich nicht getan hätte. Des Weiteren spürte ich bei einer hohen Alkoholzufuhr ein sehr großes Gleichgültigkeitsgefühl. Konsequenzen, mögliche Folgen oder Auswirkungen durch mein Handeln waren mir nicht bewusst, ich blendete sie einfach aus und ignorierte sie. Ich machte mir keine Gedanken über die daraus resultierenden Reaktionen anderer und wie ich mich verhalte. Außerdem stärkte es enorm mein Selbstbewusstsein und ich konnte mich autoritär verhalten, was nüchtern damals nicht möglich war da mein Selbstbewusstsein stark geschwächt war.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein. In diesem Alter tranken meine Freunde und Bekannte auch relativ viel Alkohol (teilweise immer noch). Deswegen gab es keine Anmerkungen oder Bedenken ihrerseits, genauso wie meinerseits. Meine Eltern sahen es ebenfalls nicht kritisch, den Konsum am Wochenende bekamen sie meistens nicht mit, nur wenn ich spät abends mal nachhause kam und sie noch wach waren. Unter der Woche die 1-2 Biere am Tag sahen sie auch nicht problematisch, weil es meine Eltern genauso mach(t)en.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Meine erste Beziehung hat stark gelitten wegen meinem Alkoholkonsum und ging letztendlich auch deswegen in die Brüche. Ich war sehr streitlustig wenn ich betrunken war, obwohl gar kein triftiger Streitgrund bestand. Auf meinem Abiball war ich so betrunken, dass ich und meine Ex-Freundin durch Freunde auseinandergehalten werden mussten, weil wir uns so lautstark gestritten haben. Ich fühlte mich in diesen Zuständen immer im Recht und war nicht einsichtig in den Punkten Kritik und Vernunft.
Ich vernachlässigte meinen engen Freundeskreis und unternahm mehr mit meinem zweiten Freundeskreis, da dieser mehr Alkohol konsumierte und ich mich damit stärker identifizieren konnte. Dadurch war das Verhältnis zu meinem festen Freundeskreis in dieser Zeit etwas angespannt und es herrschte eher sporadischer Kontakt.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Nachdem meine Freundin mich verlassen hat, habe ich wieder mehr Alkohol als vorher getrunken. Rückblickend war ich mit ihr auch nie wirklich glücklich in der Beziehung, deshalb trank ich auch während der Beziehung so viel. Ich war lange Single und wollte schon seit längerer Zeit eine Freundin, ich fand sie süß und nett und deshalb versuchten wir es. Richtig geliebt habe ich sie aber nicht, wie mir inzwischen bewusst ist. Sie war leider nur ein Mittel zum Zweck, was mir inzwischen sehr Leid tut. Ich hatte im tiefsten Inneren also immer noch die Sehnsucht nach einer innige(re)n Beziehung (während meiner Beziehung) und deshalb trank ich auch nicht weniger Alkohol. In dieser Zeit konnte ich meine Emotionen und Gefühle auch nicht richtig einordnen bzw. fühlen, da ich sie ständig betäubte und unterdrückte. Ich wusste nicht was ich wollte/brauchte oder nicht wollte/brauchte. Dadurch war ich auf emotionaler Ebene orientierungslos, unvollkommen und wusste gar nicht wie sich richtige Liebe anfühlt.
Als ich meine erste Ausbildung anfing, in der das Schichtsystem Anwendung fand, fing ich auch unter der Woche an zu trinken. Ich war sehr unzufrieden mit meiner Situation und mit der Ausbildung, ich quälte mich häufig zur Arbeit und hatte keinerlei Freude dabei. Aus diesem Grund trank ich auch teilweise Schnaps unter der Woche, um meine Frustration zu verdrängen.
Bei der zweiten Ausbildung, in der ich mich noch befinde, hörte dieses Konsummuster auf (Schnaps unter der Woche).
 

thopek

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17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, 1x.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Nein.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher sah ich mich als n
ormalen Gelegenheitstrinker, der am Wochenende mal etwas mehr trank und unter der Woche nur ein paar Mischbier. Da ich unter der Woche das Bier nur aus Genuss trank, sah ich da keine Problematik. Am Wochenende war es schlichtweg normal für mich und meine Freundeskreise Alkohol zu trinken.
Heute sehe ich das sehr viel kritischer. Meine Trinkgewohnheiten hatten viel tiefergehende Gründe als mir damals bewusst war, darum würde ich mich inzwischen als Problemtrinker einstufen. Ich trank Alkohol um viele unbewusste und teilweise bewusste Probleme zu relativieren und um mich damit nicht aktiv auseinandersetzen zu müssen.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Nein.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am Tag der Trunkenheitsfahrt. (04.05.2019)


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke heute keinen Alkohol mehr, weil mir meine Vergangenheit und die in meiner Familie gezeigt hat, dass Alkohol viel mehr Probleme verursachen kann (wenn das Konsummuster problematisch ist) als man zunächst wahrhaben möchte, egal ob auf körperlicher oder sozialer Ebene. Meine Großeltern mütterlicherseits tranken beide sehr viel und wurden auch leider nicht sehr alt. Die Auswirkungen sind mir erst seit kurzem richtig bewusst geworden und ich möchte einen anderen Weg einschlagen, weshalb ich die Finger vom Alkohol lassen werde.
Ich spare eine Menge Geld, womit ich auch gerechnet habe, aber das es so viel sein wird war mir damals nie wirklich bewusst. Ich habe nun mehr Geld für mich und meine Freundin zur Verfügung, kann öfters was unternehmen und mehr Sparen.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Meine Problematik war mir einfach nie wirklich bewusst geworden. Inzwischen weiß ich es besser, weshalb es für mich der beste und richtige Weg ist, keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich hätte/habe inzwischen auch kein Verlangen mehr, mal ein paar (Misch-)Bier zu trinken. Auch wenn es viele gesellschaftliche Anlässe gibt mal anzustoßen o.ä., heißt das automatisch dass jeder dazu verpflichtet ist? Nur weil es einem vorgelebt wird heißt es noch lange nicht, dass es für einen persönlich richtig ist.
Hier sind es fünf Bereiche, die ausschlaggebend für meine Entscheidung sind.

1. Wieder besseren Kontakt zu meinem „alten“, echten Freundeskreis
Dies wurde mir (logischerweise) erst während meiner Abstinenzzeit bewusst. Viele meiner Freunde aus diesem Kreis kenne ich schon seit über 10 Jahren, wir spielten entweder zusammen Fußball, waren in der gleichen Grundschulklasse oder dann später auf dem Gymnasium in einer Klasse. Als ich noch viel Alkohol am Wochenende trank war ich kaum mehr in diesem Kreis integriert. Ich hatte einen Kollegen (nicht aus diesem Freundeskreis), der viele jüngere Leute kannte und auch häufig mit diesen unterwegs war („neuer“ Freundeskreis). Da dort mehr Alkohol getrunken wurde schloss ich mich ihm immer öfter an und sah meine „alten“ Freunde eigentlich kaum noch.
Jetzt weiß ich, dass ich ganz falsche Prioritäten gesetzt habe. Es gab eigentlich kaum nachhaltige Gesprächsthemen, immer ging es um Alkohol, wer am meisten verträgt, welcher Kollege mit welcher Kollegin schon was hatte oder wann die nächste Party geplant ist. Viele von ihnen gingen noch zur Schule oder waren teilweise am Studieren, aber auch eher als Alibi um ihren Eltern sagen zu können, sie gehen zur Uni. Rückblickend weiß ich auch gar nicht was ich erwartet haben, wahrscheinlich nichts, denn für Gespräche habe ich mir diesen Kreis ja auch nicht ausgesucht. Er war einzig und allein da um mehr Alkohol trinken zu können.
Inzwischen weiß ich tiefgründige Gespräche mehr zu schätzen denn je. Meine engen Freunde sind so gut wie alle mit der Ausbildung/dem Studium fertig, machen teilweise ihren Betriebswirt oder andere Weiter-/Fortbildungen und stehen schon einige Jahre im Berufsleben. Die Qualität der Unterhaltungen kann man nicht ansatzweise mit meinen alten Unterhaltungen vergleichen und sowas ist mir deutlich mehr wert als ich dachte. Im Umkehrschluss fühle ich mich auch direkt wohler. Wir reden viel über Finanzen (2 Bankkaufmänner), Geldanlagen, Wertpapierhandel (ob es gut oder schlecht ist sei mal dahingestellt), Beziehungen oder wie man sich am effektivsten und unabhängig von Banken o.ä. Eigentum aufbaut und für seine Zukunft plant. Natürlich sind wir alle noch jung und haben noch nicht die Weitsicht so etwas ins kleinste Detail du diskutieren, aber genau deswegen führt man ja solche Gespräche, einfach um Ideen, Vorschläge, Anregungen oder auch Wünsche zu äußern. So etwas bedeutet mir sehr viel und hat für mich einen extrem hohen Stellenwert, weshalb ich diese Kontakte auch nicht mehr verlieren oder vernachlässigen möchte.
2. Ich habe meine Persönlichkeit akzeptiert
Wie bereits beschrieben habe ich nun den Teil meiner Persönlichkeit den ich damals versuchte zu unterdrücken oder zu verdrängen, akzeptiert (introvertiert sein). Ich bin nun nicht mehr gewillt andauernd mit Leuten, die ich auch nicht sonderlich mag, unterwegs zu sein und die Nacht zum Tag zu machen, obwohl ich innerlich dazu überhaupt keine Motivation habe. Durch den bewussten Bruch vom „neuen“ Freundeskreis lasse ich mich auch nicht mehr dahingehend beeinflussen, sondern entscheide selbstbestimmt und unabhängig wie und mit wem ich meine Freizeit verbringe. Alle meine engen Freunde haben das akzeptiert und sind froh darüber, dass ich nun endlich zu mir selber stehe.
3. Körperlich & geistig fitter
Dieser Punkt ist sehr wichtig für mich. In den knapp 8 Monaten ohne Alkohol merke ich deutlich die positiven Auswirkungen auf meinen Körper. Ich habe erheblich mehr Motivation mich sportlich zu betätigen, damals war ich nicht mal ansatzweise davon überzeugt etwas für meinen Körper zu tun, da ich an den Wochenenden immer verkatert und motivationslos war. Unter der Woche redete ich mir ein, dass ich ja schon den ganzen Tag arbeite und entspannen muss, wenn ich Feierabend habe.
Inzwischen gehe ich 3x die Woche zum Tanzen, immer nach der Arbeit, da wir im Unternehmen eine Gleitzeitregelung haben lässt sich das auch perfekt damit vereinbaren. Ich habe sehr viel Spaß am Sport gefunden und möchte das auch nicht mehr vernachlässigen, weil ich mich körperlich sehr wohl fühle und Angst habe, dass ich wieder in alte Muster zurückfalle, wenn ich anfange erneut Alkohol zu trinken.
Vom geistigen Standpunkt aus sind auch große Veränderungen wahrzunehmen. Ich bin nicht mehr so unstrukturiert im Kopf. Früher hatte ich keine Ordnung in meinem Zimmer oder auf dem Schreibtisch, weil ich schlichtweg zu faul war mich mehrere Stunden hinzusetzen und Ordnung in das Chaos zu bringen.
Jetzt habe ich schon fast einen Hass dagegen entwickelt, wenn Papiere auf meinem Tisch rumfliegen und nicht vernünftig abgeheftet sind oder Klamotten auf meinem Boden verteilt sind. Ich finde Schulsachen deutlich schneller als früher, genauso wie wichtige Dokumente bezüglich Arbeitgeber, Krankenkasse etc. und auch persönliche Gegenstände wie z.B. Fotos liegen nicht mehr in irgendwelchen Schubladen verstreut, sondern sind sorgfältig sortiert.
4. Angst vor Kontrollverlust
Einer der wichtigsten Punkte. Ich verlor zwar nur einmal die komplette Kontrolle über meinen Alkoholkonsum inklusive Gedächtnislücken (erstes Mal betrunken, siehe Punkt…), doch auch wenn ich stark betrunken war und mich am nächsten Tag an alles erinnern konnte, erfuhr ich nach einigen Gesprächen während meiner Abstinenz, dass ich mich sehr rücksichtslos und ignorant zeigte. Dies fiel mir stark alkoholisiert natürlich nicht auf. Man konnte oft keine vernünftige Diskussion mehr mit mir führen da ich so auf meinem Standpunkt beharrte und ich mich nicht belehren lasse wollte. Jetzt weiß ich, dass viele Bekannte, die in solchen Situationen dabei waren, es eher traurig und befremdend als lustig fanden. So nahm ich es nämlich am nächsten Tag immer war und sagte mir „Kann doch jedem mal passieren“ oder „So schlimm war es doch gar nicht, ich kann mich ja an alles erinnern“ .Meine Hemmschwelle ist dahingehend sehr groß geworden weil ich mich selbst in diesen Momenten bloßgestellt habe und mein Ego das einzige war, was für mich zählte.
Ich möchte nie wieder in eine solche Lage kommen und immer Herr meiner Sinne sein, darum möchte ich keinen Tropfen Alkohol mehr trinken.
5. Neues Leben
Der allerwichtigste Punkt. Mein jetziges Leben möchte ich für kein Geld der Welt mehr missen. Ich bin so viel glücklicher, vollkommener, aufrichtiger, seriöser und sowohl emotional als auch geistig gefestigter als je zuvor. Der Alkohol würde diese ganze harte Arbeit sehr wahrscheinlich zunichtemachen. Ich komme viel besser in meinem Umfeld zurecht, bin sehr glücklich mit meiner Freundin, auf der Arbeit läuft es super, meine Noten in der Berufsschule sind top und auch zuhause verstehe ich mich sehr viel besser mit meinen Eltern, da ich meine Probleme/Bedürfnisse/Ängste offen anspreche und nicht mehr versuche sie in mich hinzufressen und/oder zu verdrängen bzw. zu betäuben. Ich habe (leider erst) durch den Unfall angefangen meine Vergangenheit, meine alten Trinkgewohnheiten und Beweggründe zu hinterfragen und bin stolz, dass ich diese neuen Erfahrungen während meiner Abstinenz gesammelt habe. Außerdem habe ich viele positive Rückmeldungen auf meine Entwicklung erhalten, was mich umso mehr anspornt diesen Lebensweg weiter zu beschreiten. Meine Freunde sagen ich sei offener, wenn es um persönliche Angelegenheiten geht oder emotionale Probleme bspw. Ich spreche viel mit ihnen, wenn ich mal Streit mit meiner Freundin habe oder auch wenn es Differenzen zuhause gibt. Diese Unterhaltungen tragen auch dazu bei, dass man Konfliktsituationen besser beurteilen, verstehen und objektiv von allen Standpunkten aus betrachten kann.

Früher habe ich meine Probleme oder Emotionen gar nicht an die Oberfläche kommen lassen weil ich der Meinung war, dass ich durch dieses Verhalten Schwäche zeige. Aber es ist genau das Gegenteil, nur wenn man offen über diese Dinge reden kann zeigt man, wie sehr man gewillt ist diese Unstimmigkeiten zu beseitigen, Lösungen zu finden und an sich selber zu arbeiten.
 

thopek

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25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Die Änderung kam nach und nach, je intensiver ich mich mit meiner Trinkvergangenheit auseinandersetzte. Ich habe mich mit meinen unbewussten Problemen/Wünschen befasst und diese kommuniziert.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich bin viel unternehmensfreudiger, habe generell mehr Antrieb Dinge zu erledigen und bin auch klarer bei Verstand. Ich habe 6-7kg abgenommen, ernähre mich gesünder, treibe Sport und kann meine Emotionen endlich richtig wahrnehmen und deuten. Ich bin sehr viel kritikfähiger geworden und kann eine Diskussion über längere Zeit führen ohne sie vorher abzubrechen, weil ich mich nicht verstanden fühle oder einfach keine Lust mehr habe. Ich versuche meinen Standpunkt bestmöglich und verständlich darzustellen. Ich bin selbstbewusster/-sicherer seit der Abstinenz, weil ich mich mit dem introvertiert sein endlich identifiziert habe. Ich sehe da auch überhaupt kein Problem mehr drin, da ich persönlich diese Eigenschaft inzwischen sehr mag. Ich habe gar kein Verlangen mehr so viele oberflächliche Bekanntschaften zu pflegen, meine engen und besten Freunde geben mir alles was ich brauche, genauso wie meine Freundin.
Mein Umfeld nimmt es ebenfalls (aber erst nach den ersten 2-3 Monaten) sehr positiv war, da ich wieder mehr Kontakt mit meinem länger bestehendem Freundeskreis habe. Mit dem anderen Freundeskreis habe ich gar keinen Kontakt mehr, da die Partys und der Alkoholkonsum der einzige Grund war, weshalb wir was zusammen unternahmen.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich konfrontiere mich selbst sehr oft mit Situationen, in denen Alkoholkonsum für mich früher ganz normal war. Z.B. bei Discobesuchen oder Geburtstagsfeiern. Mir geht es nüchtern in den Situationen nun sehr viel besser als betrunken und ich kann nur Vorteile aus diesem Zustand entnehmen. Am nächsten Tag bin ich immer topfit, habe keinen Kater und spare eine Menge Geld. Mein Lebensstandard hat sich nun auch der Abstinenz angepasst. Ich zahle nun mehr für den Sport, Unternehmungen o.ä. Diesen „Luxus“ möchte ich nicht mehr missen, weil genau diese Dinge für mich jetzt Priorität und auch in Zukunft haben werden, nicht mehr der Alkoholkonsum.
Da ich ein introvertierter Mensch bin habe ich mich auch damit befasst und.

Nun zum Thema Introvertiertheit. Ich habe mich (meinem Empfinden nach) viel damit auseinandergesetzt, mich informiert und Wege gefunden wie ich mich nun selbst anerkenne, akzeptiere und wertschätze. Ich habe diese 5 Punkte benannt, die ich mir immer wieder bewusst mache und vor Augen führe, wenn ich Gedanken an den Alkohol verschwende
1. Meine Energietankstellen kennen & nutzen
Diese Formulierung schien mir zunächst etwas weithergeholt, doch als ich mich damit beschäftigte und versuchte diesen Ratschlag umzusetzen, erkannte ich wie wahr er in meinem Fall ist. Je nach Arbeits-, Beziehungs- oder Familienstress gehe ich inzwischen ca. 30min im Wald spazieren, manchmal auch direkt in der Mittagspause oder wenn ich zuhause bin gegen Abend. Ich brauche einfach oft eine gewisse Zeit um mental abzuschalten, einfach nur meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, sie gegebenenfalls zu ordnen und mich damit auseinanderzusetzen. Musik hilft mir auch hin und wieder dabei den Kopf frei zu kriegen.
Vor meiner Abstinenz gab es solche Zeiten nicht, ich hatte immer den inneren Zwang beschäftigt zu sein damit ich bloß nichts verpasse was in meinem Umfeld passiert (egal wie unwichtig es rückblickend auch war). Deswegen war ich auch jedes Wochenende unterwegs und versuchte mein unbewusstes Unwohlsein durch Alkohol zu verdrängen.
2. Rückzugsmomente
Ich gehe immer noch gerne in Discos, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie vor meiner Abstinenz. Da ich meistens nur noch 1x im Monat in einen Club gehe und dann auch immer nur samstags, lege ich am Tag zuvor einen entspannten Abend mit meiner Freundin, mit Freunden oder alleine ein. Dadurch habe ich einfach mehr Kraft und Energie für den folgenden Abend. Außerdem ist mir erst als ich nüchtern in einem Club war bewusst geworden, wie gerne ich tanze und weshalb ich auch hauptsächlich in Clubs gehe, deshalb bin ich auch seit dem 01.09.2019 in einer Tanzschule für Hip-Hop angemeldet.
Damals gingen wir an einem Freitag oder Samstag feiern. Da waren dann aber auch oft Personen anwesend, mit denen ich nicht wirklich Zeit verbringen wollte, die aber dabei waren weil sie diesem „neuen“ Freundeskreis nun mal angehörten. Der andere Tag wurde aber auch oft dem Alkohol gewidmet. Somit hatte ich so gut wie keine Zeit zum Entspannen am Wochenende und stand immer unter Stress durch die ständige Auseinandersetzung mit Personen, mit denen ich eigentlich gar nichts gemeinsam hatte. Bis auf den Konsum von Alkohol natürlich.
3. Bewusst über die Grenzen gehen und Auswirkungen beobachten
Diesen Punkt habe ich im Dezember zum ersten Mal ausprobiert und durchgeführt. Vom 16.12.-17.12. hatte ich eine Schulung auf der Arbeit, am 19.12. war unsere Weihnachtsfeier, am 20.12. war ich auf einem Konzert und am 21.12. ging ich in die Disco. Ich hatte also wenig Zeit zum „runterkommen“ und wollte sehen, wie ich darauf reagiere bzw. damit umgehe und ob ich bedeutend mehr Zeit zum Regenerieren brauche als sonst, womit ich auch rechnete. Die Schulung war auswärts und inklusive Übernachtung, da unsere Schulungen hin und wieder in großen Tagungshäusern stattfinden. Ich war also permanent von Leuten umgeben. Da ich ein Zimmer mit meinem Arbeitskollegen aus dem Büro hatte, der ebenfalls 22 ist und mit dem ich mich auch gut verstehe, war es aber sehr angenehm. Ich war über die 2 Tage permanenter Kommunikation ausgesetzt, auch wenn ich manchmal keine Lust dazu hatte oder es mir schwer fiel. Ich merkte sofort dass mir eine kleine Last von den Schultern fiel als ich Dienstag nachhause kam. Ich konnte erst mal in Ruhe verarbeiten was ich in den zwei Tagen gelernt habe und alles sauber und ordentlich aufschreiben. Da ich mich aber mit fast allen meinen Kollegen aus der Abteilung super verstehe, war es angenehmer als erwartet. Am Mittwoch war nur Arbeit und Tanzen angesagt, dieser Tag verlief normal. Da wir Dienstag nach der Schulung um 15 Uhr direkt nachhause konnten, hatte ich doch mehr Zeit als gedacht um etwas runterzufahren und zu entspannen. Der Donnerstag war dann ganz der Arbeit bzw. der Weihnachtsfeier gewidmet. Um 20 Uhr trat ich den Heimweg an, da unsere Feier schon um 13 Uhr begann. Dieser Tag verlief auch ganz normal da ich hauptsächlich mit den anderen Azubis die Zeit verbrachte und mich da auch wohl gefühlt habe. Freitagabend war dann das Konzert und dort merkte ich zum ersten Mal bewusst, dass ich große Menschenmengen nicht wirklich mag. Das Konzert war super, aber diese Menschenmasse eingeengt auf einem Fleck war doch etwas befremdlich. Bisher war ich auf drei Konzerten, die ersten zwei waren aber jeweils Open-Air Veranstaltungen und man hatte deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Letztendlich war ich froh als es vorbei war und wir zurück fuhren. Den Samstag vor der Disco verbrachte ich in Ruhe zuhause und beschäftigte mich mit den vergangenen Tagen, die im Großen und Ganzen gut verliefen. Ich musste zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen um mich zu regenerieren, aber für die Tätigkeiten über die Tage verteilt war bzw. bin ich sehr zufrieden. An dem Abend fühlte ich mich dann auch nicht zu erschöpft um in den Club zu gehen und da ich mit meinen zwei besten Freunden unterwegs war, fühlte ich mich über die ganze Zeit auch sehr wohl, wobei es hin und wieder auch auf der Tanzfläche unangenehm wird, wenn sie zu überfüllt ist. Dann gehe ich aber kurz an die frische Luft und rauche ein Zigarette.
Früher machte ich mir darüber überhaupt keine Gedanken, warum auch, ich wollte jemand anders sein, mein Zugehörigkeitsgefühl bestätigen und ich betäubte meine Sinne stets mit Alkohol als ich damit konfrontiert wurde. Es machte mir vermeintlich Spaß, da ich es mir einredete und der Alkohol dieses Gefühl beflügelte.
4. Bewusste Entscheidungen treffen
Inzwischen stelle ich mir oft bewusst Fragen wie bspw: Will ich so leben wie ich es tue? Will ich am Wochenende einen Tag zuhause bleiben und entspannen? Will ich abstinent leben? Will ich einem Freund oder einer Freundin absagen weil ich mich nicht fit genug fühle? All diese Fragen kann ich mit einem fetten JA beantworten. Nun habe ich mich akzeptiert wie ich bin und das ist auch gut so. Mir ist es jetzt egal ob Freunde sagen „Du Langweiler“ oder „Mit dir kann man keinen Spaß mehr haben“. Tja, so bin ich nun mal, arrangiert euch damit oder eure Freundschaft mir gegenüber kann euch ja nicht so viel bedeuten, wenn ihr das nicht annehmen könnt. (Dies ist vor allem auf meinen „neuen“, eher sporadischen Freundeskreis bezogen, wo jedes Wochenende viel getrunken wurde, aber auch kein Kontakt mehr besteht)
Einfluss nahmen aber auch meine Eltern vor meiner Abstinenzzeit. Oft hörte ich Sätze wie „Du bist ja nur zuhause“ oder „Unternimm doch mal was“. Ich fühlte mich nicht der Norm entsprechend und versuchte natürlich dieses Gefühl zu kompensieren, indem ich viel unterwegs war.
5. Gesellig sein, aber nach eigenen Bedürfnissen
Dieser Punkt ist ein sehr wichtiger bei meiner Persönlichkeit, jetzt lege ich selber fest zu welchen Veranstaltungen ich gehe oder wann ich mit wem Zeit verbringe. Je nach Lust und Laune entscheide ich ganz bewusst und ohne jeglichen Zwang wie ich meine Nachmittage oder Abende verbringe.
Früher ließ ich mich immer von Freunden oder meinen Eltern beeinflussen. Ich nahm keine Rücksicht auf mein Wohlbefinden, sondern war auf der Jagd nach Unternehmungen und Zeitvertreib um den „Ansprüchen“ meiner Eltern und auch meinen damaligen Freunden gerecht zu werden.
6. Vorteile bewusst machen
Zu diesem Punkt konnte ich in den letzten Wochen/Monaten auch schon einige Erfahrungen sammeln. In der Schule bspw. fällt mir auf, dass ich viele Zusammenhänge schneller begreife als andere Schulkollegen. Viele quatschen relativ oft und hören nicht aufmerksam zu. Mir fällt das sehr leicht, weil ich sowieso von Natur aus ein ruhiger Mensch bin und gerne zuhöre. Außerdem kann ich meiner Meinung nach, ist natürlich alles subjektiv betrachtet, gut an mir selber arbeiten und mein Verhalten reflektieren. Da ich mich eh sehr viel mit mir selbst beschäftige fällt mir das auch verhältnismäßig leicht. Für die MPU ist natürlich eine sehr tiefgreifende Reflexion nötig und ich kann nicht beurteilen inwieweit ich das bisher erreicht habe, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage ohne professionelle Hilfe ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung(natürlich waren eure Hilfe-&Fragestellungen sehr hilfreich und ich bin sehr dankbar dafür).
Vor meiner Abstinenz wusste ich gar nicht, dass ich diese Vorteile nutzen kann. Sie wurden durch die „Nachteile“, mit denen ich nicht umzugehen wusste überschattet, die mir damals wichtiger und deutlich ausschlaggebender waren wie z.B. meine Schüchternheit gegenüber unbekannten Personen oder meine mangelnde Redseligkeit. Jetzt weiß ich, dass ich gar nicht sonderlich schüchtern bin und auch redselig sein kann. Es müssen nur Personen anwesend sein, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Dann habe ich diesbezüglich auch keine Probleme, weil ich mich wohl fühle.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)


Nein, da ich nur Vorteile und keine Nachteile an meinen jetzigen Gewohnheiten habe (s.23, 26). Meine alten Gewohnheiten hatten jedoch nur Nachteile und nur augenscheinliche Vorteile zur Konsequenz (s.15,).


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

In diesem Zusammenhang wird es keine Berührungspunkte mehr geben, da ich abstinent leben werde.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 

thopek

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Ich weiß, dass ist erstmal viel.

Dieser Fragebogen ist nicht zusammengebastelt wie es jetzt vielleicht scheinen mag weil ich an diesem einen Tag getrunken habe, diese Einstellung vertrat ich sehr lang bzw. fast alle Ansichten vertrete ich immer noch, bis auf die lebenslange Abstinenz.

Die Nachteile und alles was ich beschreibe mit meinem familiären Leid etc ist wahr und deshalb bin ich inzwischen davon überzeugt, dass ich die MPU mit kT angehen möchte, trotz meiner vorherigen Trinkhistorie.

Außerdem schilderte ich meinen Vorfall einem forensischen Institut (5Longdrinks an dem Abend). Dieses gab mir ebenfalls die Auskunft, dass sehr wahrscheinlich die Haarprobe positiv ausfallen würde, da der Grenzwert mit großer Wahrscheinlichkeit überschritten wurde

Meint ihr das kann möglich sein?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo thopek,

erfahrungsgemäß ist in Longdrinks "harte" Alkoholika enthalten
rolleyes.gif
...von daher -ja- es besteht die Gefahr das der Grenzwert überschritten wird
think.gif

Aber wie bereits geschrieben ist nicht gesagt dass es zu einer Haaranalyse kommt...

Mit einem ausgefüllten FB hatte ich so schnell gar nicht gerechnet.
Trotzdem ist es natürlich gut dass uns hier schon die relevanten Infos zur Verfügung stehen.
Bzgl. eines Feedbacks bitte ich dich aber um etwas Geduld. Entweder ich oder einer der hilfsbereiten User hier im Forum werden dir Rückmeldung geben...:smiley138:
 

thopek

Neuer Benutzer
danke Nancy für die Rückmeldung. Ich befasse mich ja schon lange mit dem Thema MPU und Reflektion deshalb habe ich über die Monate den Fragebogen schon meines Erachtens relativ ausführlich aufgearbeitet.

Bitte ignoriert den Teil ab Frage 20 "Heute und in Zukunft", der bezieht sich nämlich auf die lebenslange Abstinenz, die ich nun nicht mehr als Strategie wähle in der MPU. Einerseits durch meinen Rückfall, andererseits war mir schon seit langer Zeit unterbewusst klar, dass ich mit dieser Strategie nicht ehrlich zu mir selber bin. Ebenso dem Gutachter gegenüber, deshalb habe ich die Fragen nochmal neu bearbeitet, diese stelle ich später auch in den Thread
 

thopek

Neuer Benutzer
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ja, am 26.06. habe ich aufgrund des Abiballs und des bestandenen Abiturs meiner Freundin 2 Radler á 0,5l getrunken.
Dies war bisher der einzige Anlass für mich Alkohol als Genussmittel zu verwenden, der nächste Anlass ist an meinem Geburtstag im Dezember und am Geburtstag meiner Freundin im Februar.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am Tag des Abiballs meiner Freundin (26.06.2020)


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich konsumiere Alkohol inzwischen nur noch als Genussmittel und nicht mehr als Rauschmittel. In dem letzten Jahr (vorallem in den letzten 2 Monaten ca.) seit meiner TF ist mir klar geworden, dass ich mich nicht davon freisprechen kann nie wieder Alkohol zu trinken. Alkohol hat für mich aber inzwischen einen anderen Wert angenommen. Ich trinke nicht mehr um meine Probleme zu verdrängen oder mich geselliger zu machen, sondern weil mir der Geschmack von Mischbier zusagt (Kombinatin des herben Bieres und der süßen Sprite, Cola oder Fanta). Die betäubende Wirkung von Alkohol möchte ich heute aber nicht mehr verspüren. Durch meinen jetzigen Konsum spüre ich keine Beeinträchtigungen für mein Leben oder Handeln, da ich meine Probleme inzwischen klarstelle, kommuniziere und offenlege habe ich nicht mehr das Verlangen eine bedenkliche Alkoholmenge zu konsumieren. Lediglich zu besonderen Anlässen (bspw. bestandendes Abitur oder mein Geburtstag) trinke ich dann 1-2 Mischbier.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Meine Problematik war mir damals einfach nie wirklich bewusst, da ich mich nicht mit mir und meinem Wesen auseinander gesetzt habe. Inzwischen weiß ich es besser. Ich habe kein Verlangen mehr Alkohol als Rausch-/Betäubungsmittel zu missbrauchen. Lediglich den Geschmack von Mischbier möchte ich zu besonderen Anlässen nicht missen.
Außerdem bin ich davon überzeugt meinen Alkoholkonsum inzwischen kontrollieren zu können, da die Auslöser für meinen damaligen Konsum inzwischen aufgearbeitet sind und ich weiß wie ich damit umgehen muss.
Ich führe inzwischen ein Trinktagebuch und notiere mir zu jedem Trinkanlass meine getrunkene Bierart&-menge sowie meinen Gemütszustand nach jedem Getränk. Das Tagebuch öffnete mir hinsichtlich meiner alten Gewohnheiten nochmals gewaltig die Augen. Hätte ich so ein Tagebuch damals schon geführt, würde ich mich heute wahrscheinlich erschrecken, da 10-12 Longdrinks und mehrere Liköre oder ähnliches nicht ungewöhnlich waren. Somit kann ich mir auch selbst beweisen, dass ich nun verantwortungsbewusster mit meinem Konsum umgehe und mir immer wieder vor Augen führen, dass dies der richtige Weg für mich ist.
Hier sind es fünf Bereiche, die ausschlaggebend für meine Entscheidung sind nur noch in geringen Mengen und zu geplanten Anlässen zu trinken.

1. Wieder besseren Kontakt zu meinem „alten“, echten Freundeskreis
Dies wurde mir (logischerweise) erst während meiner Abstinenzzeit bewusst. Viele meiner Freunde aus diesem Kreis kenne ich schon seit über 10 Jahren, wir spielten entweder zusammen Fußball, waren in der gleichen Grundschulklasse oder dann später auf dem Gymnasium in einer Klasse. Als ich noch viel Alkohol am Wochenende trank war ich kaum mehr in diesem Kreis integriert. Ich hatte einen Kollegen (nicht aus diesem Freundeskreis), der viele jüngere Leute kannte und auch häufig mit diesen unterwegs war („neuer“ Freundeskreis). Da dort mehr Alkohol getrunken wurde schloss ich mich ihm immer öfter an und sah meine „alten“ Freunde eigentlich kaum noch.
Jetzt weiß ich, dass ich ganz falsche Prioritäten gesetzt habe. Es gab eigentlich kaum nachhaltige Gesprächsthemen, immer ging es um Alkohol, wer am meisten verträgt, welcher Kollege mit welcher Kollegin schon was hatte oder wann die nächste Party geplant ist. Viele von ihnen gingen noch zur Schule oder waren teilweise am Studieren, aber auch eher als Alibi um ihren Eltern sagen zu können, sie gehen zur Uni. Rückblickend weiß ich auch gar nicht was ich erwartet haben, wahrscheinlich nichts, denn für Gespräche habe ich mir diesen Kreis ja auch nicht ausgesucht. Er war einzig und allein da um mehr Alkohol trinken zu können.
Inzwischen weiß ich tiefgründige Gespräche mehr zu schätzen denn je. Und diese Gespräche können nur zustande kommen wenn man bei klarem Verstand und nicht bis oben hin zu ist. Meine engen Freunde sind so gut wie alle mit der Ausbildung/dem Studium fertig, machen teilweise ihren Betriebswirt oder andere Weiter-/Fortbildungen und stehen schon einige Jahre im Berufsleben. Die Qualität der Unterhaltungen kann man nicht ansatzweise mit meinen alten Unterhaltungen vergleichen und sowas ist mir deutlich mehr wert als ich dachte. Im Umkehrschluss fühle ich mich auch direkt wohler. Wir reden viel über Finanzen (2 Bankkaufmänner), Geldanlagen, Wertpapierhandel (ob es gut oder schlecht ist sei mal dahingestellt), Beziehungen oder wie man sich am effektivsten und unabhängig von Banken o.ä. Eigentum aufbaut und für seine Zukunft plant. Natürlich sind wir alle noch jung und haben noch nicht die Weitsicht so etwas ins kleinste Detail du diskutieren, aber genau deswegen führt man ja solche Gespräche, einfach um Ideen, Vorschläge, Anregungen oder auch Wünsche zu äußern. So etwas bedeutet mir sehr viel und hat für mich einen extrem hohen Stellenwert, weshalb ich diese Kontakte auch nicht mehr verlieren oder vernachlässigen möchte.

2. Ich habe meine Persönlichkeit akzeptiert
Wie bereits beschrieben habe ich nun den Teil meiner Persönlichkeit den ich damals versuchte zu unterdrücken oder zu verdrängen, akzeptiert (introvertiert sein). Ich bin nun nicht mehr gewillt andauernd mit Leuten, die ich auch nicht sonderlich mag, unterwegs zu sein und die Nacht zum Tag zu machen, obwohl ich innerlich dazu überhaupt keine Motivation habe. Durch den bewussten Bruch vom „neuen“ Freundeskreis lasse ich mich auch nicht mehr dahingehend beeinflussen, sondern entscheide selbstbestimmt und unabhängig wie und mit wem ich meine Freizeit verbringe. Alle meine engen Freunde haben das akzeptiert und sind froh darüber, dass ich nun endlich zu mir selber stehe und nicht ständig versuche jemand anderes zu sein, was ich durch einen hohen Alkoholpegel versuchte zu erreichen.

3. Körperlich & geistig fitter
Dieser Punkt ist sehr wichtig für mich. In den 12 Monaten ohne Alkohol merke ich deutlich die positiven Auswirkungen auf meinen Körper. Ich habe erheblich mehr Motivation mich sportlich zu betätigen, damals war ich nicht mal ansatzweise davon überzeugt etwas für meinen Körper zu tun, da ich an den Wochenenden immer verkatert und motivationslos war. Unter der Woche redete ich mir ein, dass ich ja schon den ganzen Tag arbeite und entspannen muss, wenn ich Feierabend habe.
Inzwischen gehe ich 3x die Woche zum Tanzen, immer nach der Arbeit, da wir im Unternehmen eine Gleitzeitregelung haben lässt sich das auch perfekt damit vereinbaren. Ich habe sehr viel Spaß am Sport gefunden und möchte das auch nicht mehr vernachlässigen, weil ich mich körperlich sehr wohl fühle. Ich habe auch keine Angst mehr in alte Muster zurückzufallen, da ich kein Verlangen mehr verspüre mich ständig zu betäuben.
Vom geistigen Standpunkt aus sind auch große Veränderungen wahrzunehmen. Ich bin nicht mehr so unstrukturiert im Kopf. Früher hatte ich keine Ordnung in meinem Zimmer oder auf dem Schreibtisch, weil ich schlichtweg zu faul war mich mehrere Stunden hinzusetzen und Ordnung in das Chaos zu bringen.
Jetzt habe ich schon fast einen Hass dagegen entwickelt, wenn Papiere auf meinem Tisch rumfliegen und nicht vernünftig abgeheftet sind oder Klamotten auf meinem Boden verteilt sind. Ich finde Schulsachen deutlich schneller als früher, genauso wie wichtige Dokumente bezüglich Arbeitgeber, Krankenkasse etc. und auch persönliche Gegenstände wie z.B. Fotos liegen nicht mehr in irgendwelchen Schubladen verstreut, sondern sind sorgfältig sortiert.
Außerdem habe ich meine frühere Leidenschaft fürs Lesen wiederentdeckt. Wenn ich an den Wochenenden mal nicht so viel geplant habe, lese ich auch mal 5-6 Stunden täglich (häufig Biografien) und befasse mich mit den verschiedensten Persönlichkeiten, da ich sehr großes Interesse an Menschen habe bzw. was in Ihnen vorgeht und wie sie ticken.

4. Angst vor Kontrollverlust
Einer der wichtigsten Punkte. Ich verlor zwar nur einmal die komplette Kontrolle über meinen Alkoholkonsum inklusive Gedächtnislücken (erstes Mal betrunken, siehe Punkt…), doch auch wenn ich stark betrunken war und mich am nächsten Tag an alles erinnern konnte, erfuhr ich nach einigen Gesprächen während meiner Abstinenz, dass ich mich sehr rücksichtslos und ignorant zeigte. Dies fiel mir stark alkoholisiert natürlich nicht auf. Man konnte oft keine vernünftige Diskussion mehr mit mir führen da ich so auf meinem Standpunkt beharrte und ich mich nicht belehren lasse wollte. Jetzt weiß ich, dass viele Bekannte, die in solchen Situationen dabei waren, es eher traurig und befremdend als lustig fanden. So nahm ich es nämlich am nächsten Tag immer war und sagte mir „Kann doch jedem mal passieren“ oder „So schlimm war es doch gar nicht, ich kann mich ja an alles erinnern“ .Meine Hemmschwelle ist dahingehend sehr groß geworden weil ich mich selbst in diesen Momenten bloßgestellt habe und mein Ego das einzige war, was für mich zählte.
Ich möchte nie wieder in eine solche Lage kommen und immer Herr meiner Sinne sein, darum werde ich die Grenze von 2 Mischbieren auch nicht mehr übertreten.

5. Neues Leben
Der allerwichtigste Punkt. Mein jetziges Leben möchte ich für kein Geld der Welt mehr missen. Ich bin so viel glücklicher, vollkommener, aufrichtiger, seriöser und sowohl emotional als auch geistig gefestigter als je zuvor. Der regelmäßige Alkoholkonsum würde diese ganze harte Arbeit sehr wahrscheinlich zunichtemachen. Ich komme viel besser in meinem Umfeld zurecht, bin sehr glücklich mit meiner Freundin, auf der Arbeit läuft es super, meine Noten in der Berufsschule sind top und auch zuhause verstehe ich mich sehr viel besser mit meinen Eltern, da ich meine Probleme/Bedürfnisse/Ängste offen anspreche und nicht mehr versuche sie in mich hinzufressen und/oder zu verdrängen bzw. zu betäuben. Ich habe (leider erst) durch den Unfall angefangen meine Vergangenheit, meine alten Trinkgewohnheiten und Beweggründe zu hinterfragen und bin stolz, dass ich diese neuen Erfahrungen während meiner Abstinenz und dem kontrolliertem Trinken gesammelt habe. Außerdem habe ich viele positive Rückmeldungen auf meine Entwicklung erhalten, was mich umso mehr anspornt diesen Lebensweg weiter zu beschreiten. Meine Freunde sagen ich sei offener, wenn es um persönliche Angelegenheiten geht oder emotionale Probleme bspw. Ich spreche viel mit ihnen, wenn ich mal Streit mit meiner Freundin habe oder auch wenn es Differenzen zuhause gibt. Diese Unterhaltungen tragen auch dazu bei, dass man Konfliktsituationen besser beurteilen, verstehen und objektiv von allen Standpunkten aus betrachten kann.

Früher habe ich meine Probleme oder Emotionen gar nicht an die Oberfläche kommen lassen weil ich der Meinung war, dass ich durch dieses Verhalten Schwäche zeige. Aber es ist genau das Gegenteil, nur wenn man offen über diese Dinge reden kann zeigt man, wie sehr man gewillt ist diese Unstimmigkeiten zu beseitigen, Lösungen zu finden und an sich selber zu arbeiten.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Die Änderung kam schrittweise während meiner Abstinenzzeit. Je klarer ich im Kopf wurde desto einleuchtender wurde mir die Tatsache, dass ich mich mit meinem damaligen Konsum intensiv auseinander setzen muss. Dadurch wurde mir klar wie unverantwortlich ich mit meinem Leben und auch mit dem Leben anderer bzw. meinem sozialen Umfeld (Trunkenheitfahrt & unnötiger Streit mit Freunden) umgegangen bin.
Die Umstellungsphase war in den ca. ersten 3 Monaten ungewöhnlich. Wenn ich mit z.B. mit meinen Freunden zuhause bei jemanden Zeit verbracht habe tranken diese gelegentlich Alkohol. Da fühlte es sich zunächst etwas befremdlich an weil ich einer der wenigen war, die nicht tranken.
Mit der Zeit und zunehmender Beobachtung meinerseits stellte ich aber fest, dass ich rückblickend meine Vergangenheit bzw. meine Trinkgewohnheiten nicht vermisse. Manchmal erlebte ich einen Freund sehr alkoholisiert, da wurde mir zum ersten Mal ein Spiegel vor's Gesicht gehalten. Er war nicht mehr er selbst und hatte sich ein künstliches Selbstbewusstein bzw. eine Arroganz angetrunken. Die Lust, Zeit mit dieser Person zu verbringen, wurde von Minute zu Minute geringer.
 

thopek

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26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich bin viel unternehmensfreudiger, habe generell mehr Antrieb Dinge zu erledigen und bin auch klarer bei Verstand. Ich habe 6-7kg abgenommen, ernähre mich gesünder, treibe Sport und kann meine Emotionen endlich richtig wahrnehmen und deuten. Ich bin sehr viel kritikfähiger geworden und kann eine Diskussion über längere Zeit führen ohne sie vorher abzubrechen, weil ich mich nicht verstanden fühle oder einfach keine Lust mehr habe. Ich versuche meinen Standpunkt bestmöglich und verständlich darzustellen. Ich bin selbstbewusster/-sicherer seit der Abstinenz und der Umstellung zum kontrolliertem Trinken, weil ich mich mit dem introvertiert sein endlich identifiziert habe. Ich sehe da auch überhaupt kein Problem mehr drin, da ich persönlich diese Eigenschaft inzwischen sehr mag. Ich habe gar kein Verlangen mehr so viele oberflächliche Bekanntschaften zu pflegen, meine engen und besten Freunde geben mir alles was ich brauche, genauso wie meine Freundin.
Mein Umfeld nimmt es ebenfalls (aber erst nach den ersten 2-3 Monaten) sehr positiv war, da ich wieder mehr Kontakt mit meinem länger bestehendem Freundeskreis habe. Mit dem anderen Freundeskreis habe ich gar keinen Kontakt mehr, da die Partys und der Alkoholkonsum der einzige Grund war, weshalb wir etwas zusammen unternahmen.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich konfrontiere mich selbst sehr oft mit Situationen, in denen hoher Alkoholkonsum für mich früher ganz normal war. Z.B. bei regelmäßigen Discobesuchen oder Geburtstagsfeiern. Mir geht es nüchtern in den Situationen nun sehr viel besser als betrunken und ich kann nur Vorteile aus diesem Zustand entnehmen. Am nächsten Tag bin ich immer topfit, habe keinen Kater und spare eine Menge Geld. Mein Lebensstandard hat sich nun auch der Abstinenz angepasst. Ich zahle nun mehr für den Sport, Unternehmungen o.ä. Diesen „Luxus“ möchte ich nicht mehr missen, weil genau diese Dinge für mich jetzt Priorität und auch in Zukunft haben werden, nicht mehr der hohe Alkoholkonsum.
Da ich ein introvertierter Mensch bin habe ich mich auch damit befasst.
Nun zum Thema Introvertiertheit. Ich habe mich (meinem Empfinden nach) viel damit auseinandergesetzt, mich informiert und Wege gefunden wie ich mich nun selbst anerkenne, akzeptiere und wertschätze. Ich habe diese 5 Punkte benannt, die ich mir immer wieder bewusst mache und vor Augen führe, wenn ich Gedanken an mehr Alkohol als meine festvorgeschriebene Menge verschwende

1. Meine Energietankstellen kennen & nutzen
Diese Formulierung schien mir zunächst etwas weithergeholt, doch als ich mich damit beschäftigte und versuchte diesen Ratschlag umzusetzen, erkannte ich wie wahr er in meinem Fall ist. Je nach Arbeits-, Beziehungs- oder Familienstress gehe ich inzwischen ca. 30min im Wald spazieren, manchmal auch direkt in der Mittagspause oder wenn ich zuhause bin gegen Abend. Ich brauche einfach oft eine gewisse Zeit um mental abzuschalten, einfach nur meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, sie gegebenenfalls zu ordnen und mich damit auseinanderzusetzen. Musik hilft mir auch hin und wieder dabei den Kopf frei zu kriegen.
Vor meiner Abstinenz gab es solche Zeiten nicht, ich hatte immer den inneren Zwang beschäftigt zu sein damit ich bloß nichts verpasse was in meinem Umfeld passiert (egal wie unwichtig es rückblickend auch war). Deswegen war ich auch jedes Wochenende unterwegs und versuchte mein unbewusstes Unwohlsein durch Alkohol zu verdrängen.

2. Rückzugsmomente
Ich gehe immer noch gerne in Discos, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie vor meiner Abstinenz. Da ich meistens nur noch 1x im Monat in einen Club gehe und dann auch immer nur samstags, lege ich am Tag zuvor einen entspannten Abend mit meiner Freundin, mit Freunden oder alleine ein. Dadurch habe ich einfach mehr Kraft und Energie für den folgenden Abend. Außerdem ist mir erst als ich nüchtern in einem Club war bewusst geworden, wie gerne ich tanze und weshalb ich auch hauptsächlich in Clubs gehe, deshalb bin ich auch seit dem 01.09.2019 in einer Tanzschule für Hip-Hop angemeldet. Ich stellte dahingehend auch fest, dass ich nüchtern sehr viel besser tanze und somit auch mehr Spaß im Club habe.
Damals gingen wir an einem Freitag oder Samstag feiern. Da waren dann aber auch oft Personen anwesend, mit denen ich nicht wirklich Zeit verbringen wollte, die aber dabei waren weil sie diesem „neuen“ Freundeskreis nun mal angehörten. Der andere Tag wurde aber auch oft dem Alkohol gewidmet. Somit hatte ich so gut wie keine Zeit zum Entspannen am Wochenende und stand immer unter Stress durch die ständige Auseinandersetzung mit Personen, mit denen ich eigentlich gar nichts gemeinsam hatte. Bis auf den Konsum von Alkohol natürlich.

3. Bewusst über die Grenzen gehen und Auswirkungen beobachten
Diesen Punkt habe ich im Dezember zum ersten Mal ausprobiert und durchgeführt. Vom 16.12.-17.12. hatte ich eine Schulung auf der Arbeit, am 19.12. war unsere Weihnachtsfeier, am 20.12. war ich auf einem Konzert und am 21.12. ging ich in die Disco. Ich hatte also wenig Zeit zum „runterkommen“ und wollte sehen, wie ich darauf reagiere bzw. damit umgehe und ob ich bedeutend mehr Zeit zum Regenerieren brauche als sonst, womit ich auch rechnete. Die Schulung war auswärts und inklusive Übernachtung, da unsere Schulungen hin und wieder in großen Tagungshäusern stattfinden. Ich war also permanent von Leuten umgeben. Da ich ein Zimmer mit meinem Arbeitskollegen aus dem Büro hatte, der ebenfalls 22 ist und mit dem ich mich auch gut verstehe, war es aber sehr angenehm. Ich war über die 2 Tage permanenter Kommunikation ausgesetzt, auch wenn ich manchmal keine Lust dazu hatte oder es mir schwer fiel. Ich merkte sofort dass mir eine kleine Last von den Schultern fiel als ich Dienstag nachhause kam. Ich konnte erst mal in Ruhe verarbeiten was ich in den zwei Tagen gelernt habe und alles sauber und ordentlich aufschreiben. Da ich mich aber mit fast allen meinen Kollegen aus der Abteilung super verstehe, war es angenehmer als erwartet. Am Mittwoch war nur Arbeit und Tanzen angesagt, dieser Tag verlief normal. Da wir Dienstag nach der Schulung um 15 Uhr direkt nachhause konnten, hatte ich doch mehr Zeit als gedacht um etwas runterzufahren und zu entspannen. Der Donnerstag war dann ganz der Arbeit bzw. der Weihnachtsfeier gewidmet. Um 20 Uhr trat ich den Heimweg an, da unsere Feier schon um 13 Uhr begann. Dieser Tag verlief auch ganz normal da ich hauptsächlich mit den anderen Azubis die Zeit verbrachte und mich da auch wohl gefühlt habe. Freitagabend war dann das Konzert und dort merkte ich zum ersten Mal bewusst, dass ich große Menschenmengen nicht wirklich mag. Das Konzert war super, aber diese Menschenmasse eingeengt auf einem Fleck war doch etwas befremdlich. Bisher war ich auf drei Konzerten, die ersten zwei waren aber jeweils Open-Air Veranstaltungen und man hatte deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Letztendlich war ich froh als es vorbei war und wir zurück fuhren. Den Samstag vor der Disco verbrachte ich in Ruhe zuhause und beschäftigte mich mit den vergangenen Tagen, die im Großen und Ganzen gut verliefen. Ich musste zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen um mich zu regenerieren, aber für die Tätigkeiten über die Tage verteilt war bzw. bin ich sehr zufrieden. An dem Abend fühlte ich mich dann auch nicht zu erschöpft um in den Club zu gehen und da ich mit meinen zwei besten Freunden unterwegs war, fühlte ich mich über die ganze Zeit auch sehr wohl, wobei es hin und wieder auch auf der Tanzfläche unangenehm wird, wenn sie zu überfüllt ist. Dann gehe ich aber kurz an die frische Luft und rauche ein Zigarette.
Früher machte ich mir darüber überhaupt keine Gedanken, warum auch, ich wollte jemand anders sein, mein Zugehörigkeitsgefühl bestätigen und ich betäubte meine Sinne stets mit Alkohol als ich damit konfrontiert wurde. Es machte mir vermeintlich Spaß, da ich es mir einredete und der Alkohol dieses Gefühl beflügelte.

4. Bewusste Entscheidungen treffen
Inzwischen stelle ich mir oft bewusst Fragen wie bspw: Will ich so leben wie ich es tue? Will ich am Wochenende einen Tag zuhause bleiben und entspannen? Will ich mit 4-5 Trinkanlässen leben? Will ich einem Freund oder einer Freundin absagen weil ich mich nicht fit genug fühle? All diese Fragen kann ich mit einem fetten JA beantworten. Nun habe ich mich akzeptiert wie ich bin und das ist auch gut so. Mir ist es jetzt egal ob Freunde sagen „Du Langweiler“ oder „Mit dir kann man keinen Spaß mehr haben“. Tja, so bin ich nun mal, arrangiert euch damit oder eure Freundschaft mir gegenüber kann euch ja nicht so viel bedeuten, wenn ihr das nicht annehmen könnt. (Dies ist vor allem auf meinen „neuen“, eher sporadischen Freundeskreis bezogen, wo jedes Wochenende viel getrunken wurde, aber auch kein Kontakt mehr besteht)
Einfluss nahmen aber auch meine Eltern vor meiner Abstinenzzeit. Oft hörte ich Sätze wie „Du bist ja nur zuhause“ oder „Unternimm doch mal was“. Ich fühlte mich nicht der Norm entsprechend und versuchte natürlich dieses Gefühl zu kompensieren, indem ich viel unterwegs war.

5. Gesellig sein, aber nach eigenen Bedürfnissen
Dieser Punkt ist ein sehr wichtiger bei meiner Persönlichkeit, jetzt lege ich selber fest zu welchen Veranstaltungen ich gehe oder wann ich mit wem Zeit verbringe. Je nach Lust und Laune entscheide ich ganz bewusst und ohne jeglichen Zwang wie ich meine Nachmittage oder Abende verbringe.
Früher ließ ich mich immer von Freunden oder meinen Eltern beeinflussen. Ich nahm keine Rücksicht auf mein Wohlbefinden, sondern war auf der Jagd nach Unternehmungen und Zeitvertreib um den „Ansprüchen“ meiner Eltern und auch meinen damaligen Freunden gerecht zu werden.

6. Vorteile bewusst machen
Zu diesem Punkt konnte ich in den letzten Wochen/Monaten auch schon einige Erfahrungen sammeln. In der Schule bspw. fällt mir auf, dass ich viele Zusammenhänge schneller begreife als andere Schulkollegen. Viele quatschen relativ oft und hören nicht aufmerksam zu. Mir fällt das sehr leicht, weil ich sowieso von Natur aus ein ruhiger Mensch bin und gerne zuhöre. Außerdem kann ich meiner Meinung nach, ist natürlich alles subjektiv betrachtet, gut an mir selber arbeiten und mein Verhalten reflektieren. Da ich mich eh sehr viel mit mir selbst beschäftige fällt mir das auch verhältnismäßig leicht. Für die MPU ist natürlich eine sehr tiefgreifende Reflexion nötig und ich kann nicht beurteilen inwieweit ich das bisher erreicht habe, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage ohne professionelle Hilfe ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung(natürlich waren eure Hilfe-&Fragestellungen sehr hilfreich und ich bin sehr dankbar dafür).
Vor meiner Abstinenz wusste ich gar nicht, dass ich diese Vorteile nutzen kann. Sie wurden durch die „Nachteile“, mit denen ich nicht umzugehen wusste überschattet, die mir damals wichtiger und deutlich ausschlaggebender waren wie z.B. meine Schüchternheit gegenüber unbekannten Personen oder meine mangelnde Redseligkeit. Jetzt weiß ich, dass ich gar nicht sonderlich schüchtern bin und auch redselig sein kann. Es müssen nur Personen anwesend sein, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Dann habe ich diesbezüglich auch keine Probleme, weil ich mich wohl fühle.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)


Nein, da ich nur Vorteile und keine Nachteile an meinen jetzigen Gewohnheiten und Konsum habe. Meine alten Gewohnheiten hatten jedoch nur Nachteile und nur augenscheinliche Vorteile zur Konsequenz.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich werde zu keinem Trinkanlass mit dem Auto fahren und für den Rückweg immer ein Taxi nehmen (außer ich habe eine Mitfahrgelegenheit)


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Die einjährige Abstinenz habe ich freiwillig gewählt. Ich wollte über einen langen Zeitraum keinen Alkohol trinken um genug Zeit zu haben mein Verhalten und Konsummuster zu hinterfragen und anzugehen.
Nach dieser AB habe ich mich für das kT entschieden, da ich mich nicht freisprechen kann keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich werde auch zukünftig Alkohol trinken, aber nur bei geplanten Anlässen und von mir bestimmten Mengen (1-2 Mischbier)
 

thopek

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Ein paar Sachen möchte ich zu meiner veränderten Ansicht noch loswerden.

Ich habe mich dazu entschieden diesen Weg einzuschlagen, weil ich es inzwischen für wichtiger und nachhaltiger halte einen dauerhaft kontrollierten Umgang mit Alkohol zu haben. Ich bin noch relativ jung und kann mich dahingehend verändern. Ich befinde mich noch in der Ausbildung, mein langfristiges Berufsleben steht mir noch bevor und meinen damaligen „neuen“ Freundeskreis, den ich damals für den massigen Alkoholkonsum gemocht habe, habe ich schon lange den Rücken gekehrt.


Meine früheren Probleme sind finde ich soweit aufgearbeitet, dass ich zu jeder Zeit den Alkohol ablehnen kann und nur an meinen festen Trinkanlässen 1-2 Mischbier trinke. Der Wunsch nach Rausch und Verdrängung meiner Emotionen ist schon während meiner Aufarbeitung verschwunden, wodurch alle meine damaligen Trinkanlässe wegfallen. Daher wähle ich das kT. Ich bin mit dieser Strategie auch ehrlicher zu mir selbst, denn ich hätte inzwischen nicht mehr mit gutem Gewissen sagen können ich lebe lebenslang abstinent. Ich halte das auch nicht mehr für notwendig, denn ich schätze die Gefahr höher ein, wenn ich mit Abstinenz in die MPU gehe und dann nach mehreren Jahren oder welcher Zeit auch immer einmal wieder trinke, in alte Muster zu verfallen. Mit der lebenslangen Abstinenz trainiere ich keinen Umgang mit Alkohol in dem Sinne ihn im Leben zu integrieren, sondern ihn aus dem Leben auszuschließen. Wenn dann allerdings mal zu unbekannter Zeit ein Moment der Schwäche aufkommt, kann es schnell schiefgehen und der nicht erlernte Umgang mit Alkohol könnte zum Verhängnis werden.


Indem ich Trinkanlässe bewusst einplane und schon lange vorher festlege, weiß jeder in meinem Umfeld (Eltern, Freundin & Freunde) Bescheid über meinen geplanten Konsum. Jeder nimmt meine Aufarbeitung und Veränderung äußerst positiv war. Ich werde auch immer und zu jedem Trinkanlass jemanden dabei haben der über meine Vergangenheit Bescheid weiß und im Zweifelsfall eingreifen kann. Darauf lege ich großen Wert, denn ich plane Trinkanlässe nur dann ein, wenn so eine Person dabei ist.


Ein weiterer Punkt für die einjährige Abstinenz und nicht für sechs Monate ist, dass ich mir eine lange Auszeit vom Alkohol genehmigen wollte (unabhängig von der Entscheidung ob AB oder kT das Richtige für mich ist) um ganz in Ruhe meine Probleme und Vergangenheit aufzuarbeiten. Das musste ich mir über einen langen Zeitraum erarbeiten und ich glaube, dass mir die einjährige Abstinenz besser tat als eine mögliche sechs monatige Abstinenz. In dieser Zeit hätte ich womöglich nicht die Erkenntnisse über mich erlangt die ich inzwischen habe. Es geht in diesem Fall um meine Weiterentwicklung in der Persönlichkeit und der Problembewältigung. Dahingehend nehme ich mir lieber zu viel Zeit als zu wenig.
Zum Thema trennen von Auto und Alkohol. Zunächst mal werde ich wie schon beschrieben mein Auto nie zu Anlässen bewegen wenn ich trinke. Entweder fahre ich mit der Bahn oder ein Elternteil bzw. Freund/eine Freundin nimmt mich mit und holt mich auch wieder ab. Für die Abholung meiner nächsten Trinkanlässe habe ich bereits gesorgt. Mein Geburtstag im Dezember liegt auf einem Freitag, diesen werde ich zuhause in kleiner Runde verbringen und somit entsteht kein Hin- und Rückweg. Der Geburtstag meiner Freundin ist im Februar, etwas Genaues ist noch nicht geplant. Meine Eltern haben mir aber schon versichert, dass sie mich bzw. uns überall hinfahren werden. Der Rückweg wird dann mit der Bahn oder dem (Eltern-) Taxi angetreten.


Da ich Alkohol auch nicht mehr in Mengen konsumiere die enthemmend auf mein Bewusstsein wirken, werde ich selbst bei einem Konsum von 1-2 Mischbieren am Abend erst am nächsten Mittag das Auto bewegen, falls es nötig sein sollte. Wenn nicht, werde ich das Auto auch an diesem Tag noch stehen lassen. Nicht weil ich Angst habe noch Restalkohol in mir zu haben, sondern um die Distanz zwischen Trinkanlass und Kfz so groß wie möglich zu halten.
 

thopek

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Die Angabe meines Konsums entspricht natürlich nicht der Wahrheit, so würde ich es dem Prüfer aber gegenüber erwähnen, da 5 Longdrinks jenseits der Definiton vom kT liegen.

Ich bereue diesen Rückfall sehr, ich hatte geplant an diesem Tag etwas zu trinken, aber nur Mischbier wie im Fragebogen erwähnt. Es gab leider keine Mischgetränke (ja verwunderte mich auch sehr, außer Energy), deshalb griff ich zum Jägermeister + Energy.

Das entschuldigt mein Verhalten natürlich in keinster Weise, ich kann nicht verstehen wieso ich direkt 5 davon trinken musste. Aber wenigstens wurde mir das direkt einen Tag später klar, dass das ein großer Fehler (unabhängig von dem Risiko der MPU gegenüber).

Ich möchte nicht in alte Muster zurückfallen, an diesem Tag versagte ich aber und alles was ich mir erarbeitet hab in dem letzten Jahr warf ich über Board.
 

thopek

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Ein paar Sachen möchte ich grundsätzlich zu meiner veränderten Ansicht noch loswerden.


Ich habe mich dazu entschieden diesen Weg einzuschlagen, weil ich es inzwischen für wichtiger und nachhaltiger halte einen dauerhaft kontrollierten Umgang mit Alkohol zu haben. Ich bin noch relativ jung und kann mich dahingehend verändern. Ich befinde mich in der Ausbildung, mein langfristiges Berufsleben steht mir noch bevor und meinen damaligen „neuen“ Freundeskreis, den ich damals für den massigen Alkoholkonsum gemocht habe, habe ich schon lange den Rücken gekehrt.


Meine früheren Probleme sind finde ich soweit aufgearbeitet, dass ich zu jeder Zeit den Alkohol ablehnen kann und nur an meinen festen Trinkanlässen 1-2 Mischbier trinke. Der Wunsch nach Rausch und Verdrängung meiner Emotionen ist schon während meiner Aufarbeitung verschwunden, wodurch alle meine damaligen Trinkanlässe wegfallen. Daher wähle ich das kT. Ich bin mit dieser Strategie auch ehrlicher zu mir selbst, denn ich hätte inzwischen nicht mehr mit gutem Gewissen sagen können ich lebe lebenslang abstinent. Ich halte das auch nicht mehr für notwendig, denn ich schätze die Gefahr höher ein, wenn ich mit Abstinenz in die MPU gehe und dann nach mehreren Jahren oder welcher Zeit auch immer einmal wieder trinke, in alte Muster zu verfallen. Mit der lebenslangen Abstinenz trainiere ich keinen Umgang mit Alkohol in dem Sinne ihn im Leben zu integrieren, sondern ihn aus dem Leben auszuschließen. Wenn dann allerdings mal zu unbekannter Zeit ein Moment der Schwäche aufkommt, kann es schnell schiefgehen und der nicht erlernte Umgang mit Alkohol könnte zum Verhängnis werden.


Indem ich Trinkanlässe bewusst einplane und schon lange vorher festlege, weiß jeder in meinem Umfeld (Eltern, Freundin & Freunde) Bescheid über meinen geplanten Konsum. Jeder nimmt meine Aufarbeitung und Veränderung äußerst positiv war. Ich werde auch immer und zu jedem Trinkanlass jemanden dabei haben der über meine Vergangenheit Bescheid weiß und im Zweifelsfall eingreifen kann. Darauf lege ich großen Wert, denn ich plane Trinkanlässe nur dann ein, wenn so eine Person dabei ist.


Ein weiterer Punkt für die einjährige Abstinenz und nicht für sechs Monate ist, dass ich mir eine lange Auszeit vom Alkohol genehmigen wollte (unabhängig von der Entscheidung ob AB oder kT das Richtige für mich ist) um ganz in Ruhe meine Probleme und Vergangenheit aufzuarbeiten. Das musste ich mir über einen langen Zeitraum erarbeiten und ich glaube, dass mir die einjährige Abstinenz besser tat als eine mögliche sechs monatige Abstinenz. In dieser Zeit hätte ich womöglich nicht die Erkenntnisse über mich erlangt die ich inzwischen habe. Es geht in diesem Fall um meine Weiterentwicklung in der Persönlichkeit und der Problembewältigung. Dahingehend nehme ich mir lieber zu viel Zeit als zu wenig.
Zum Thema trennen von Auto und Alkohol. Zunächst mal werde ich wie schon beschrieben mein Auto nie zu Anlässen bewegen wenn ich trinke. Entweder fahre ich mit der Bahn oder ein Elternteil bzw. Freund/eine Freundin nimmt mich mit und holt mich auch wieder ab. Für die Abholung meiner nächsten Trinkanlässe habe ich bereits gesorgt. Mein Geburtstag im Dezember liegt auf einem Freitag, diesen werde ich zuhause in kleiner Runde verbringen und somit entsteht kein Hin- und Rückweg. Der Geburtstag meiner Freundin ist im Februar, etwas Genaues ist noch nicht geplant. Meine Eltern haben mir aber schon versichert, dass sie mich bzw. uns überall hinfahren werden. Der Rückweg wird dann mit der Bahn oder dem (Eltern-) Taxi angetreten.


Da ich Alkohol auch nicht mehr in Mengen konsumiere die enthemmend auf mein Bewusstsein wirken, werde ich selbst bei einem Konsum von 1-2 Mischbieren am Abend erst am nächsten Mittag das Auto bewegen, falls es nötig sein sollte. Wenn nicht, werde ich das Auto auch an diesem Tag noch stehen lassen. Nicht weil ich Angst habe noch Restalkohol in mir zu haben, sondern um die Distanz zwischen Trinkanlass und Kfz so groß wie möglich zu halten.
 

thopek

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Ich habe meine Introvertiertheit akzeptiert und sehe sie nicht mehr als Schwäche die ich verdrängen muss oder mit der ich unzufrieden bin. Mein altes Umfeld in dem ich extrovertierter auftreten wollte, habe ich schon lange verlassen, jeder in meinem Umfeld akzeptiert mich so wie ich bin.
Sollte ich mal in ein Umfeld geraten indem ich mich unwohl fühle, dann spreche ich es direkt an und lasse andere Personen an meinen Gefühlen teilhaben, damit ich mich verstanden fühle.


Ich treibe Sport, gehe 1-3x die Woche zum Tanzen (je nachdem wie es der Job zulässt) und ernähre mich darüber hinaus auch gesünder (deutlich mehr Obst als früher). Durch den Sport habe ich auch ein gewisses Maß an Erholung wenn ein Tag mal anstrengend war. Außerdem tun diese beiden Veränderungen meinem Selbstbewusstsein sehr gut denn ich fühle mich gesund und ausgelastet und habe nicht mehr dieses innere Gefühl der Unzufriedenheit (auf den Körper bezogen)


Wenn ich Probleme oder Ängste habe rede ich direkt mit einer vertrauten Person. Ich versuche diese Gefühle nicht mehr zu betäuben oder zu unterdrücken.


Meine Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Ich lasse sie inzwischen zu, bin sehr offen und ehrlich im Umgang mit meiner Freundin und auch meinen Freunden. Ich belüge meine Freunde und vor allem meine Freundin nicht mehr, was ich in der Vergangenheit fast durchgehend tat. Ich bin emotional nicht mehr distanziert und spreche meine Bedürfnisse offen an, denn nur so kann ich von meinem Umfeld verstanden werden und es an meinen Gedanken teilhaben lassen, damit Lösungen oder Kompromisse gefunden werden können.


Außerdem habe ich während meiner Trinkpause und dem kT gelernt den Impuls des unkontrollierten Konsums zu widerstehen. Dies war vor allem in den ersten 2-3 Monaten spürbar, wenn ich mir bspw. dachte "joa jetzt so 2-3 Mischbier oder ein paar Longdrinks wären schon nicht schlecht". Dieser Gedanke ist aber nur vorrübergehend und nicht von Dauer. Nach 1-2 Stunden war dieser verpufft, weil ich mich an diese Situation gewöhnt und diesen Gedanken ausgesessen habe. Außerdem führte ich mir dann immer wieder vor Augen, wie es endet wenn ich doch nachgebe.
 

Xerodel

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Hey thopek! Ich bin einfach mal über deinen Fragebrogen drübergeflogen, weil du eine ähnliche Vorgeschchichte hast wie ich. Grundsätzlich klingt das meiste mMn plausibel, ein paar kleine Dinge möchte ich nebenbei noch anmerken:
Das erste Mal Alkohol probierte ich im Alter von 14 Jahren, mein Vater gab mir ein Bier zum Probieren. Es schmeckte mir nicht, da es sehr herb und geschmacklich absolut nicht mein Fall war, ich fand keinen Gefallen daran. Schnaps trank ich dann zum ersten Mal mit 16 Jahren an Silvester bei einem Freund zu Hause, Captain Morgan mit Cola. Dies schmeckte mir sehr gut, da man durch das Mischen den Geschmack des Alkohols anfangs nur unterschwellig bemerkte. Da ich noch kaum Erfahrung mit Alkohol hatte trank ich natürlich zu viel an diesem Abend (6-7 Captain Morgan Cola und ein paar Kurze zum Anstoßen über 4-5 Stunden).Ich hatte einen Blackout am nächsten Tag und musste mich übergeben.
Du sagst hier, dass du so richtig also erst mit 16 angefangen hast zu trinken, davor hat es dir ja nie geschmeckt. Aber dann gleich "ein paar kurze zum Anstoßen" - also etwas, was man definitiv nicht wegen des Geschmacks trinken würde, beim ersten Mal? Und dann kommt dazu, dass du später sagst:
So gut wie jedes Wochenende ab dem 16. Lebensjahr
Also dass ich das richtig verstehe: Mit 16 bist du dann plötzlich von 0 auf 100 gegangen, von "mir schmeckt Alkohol nicht" zu "ich trinke jedes Wochenende". Finde ich persönlich ziemlich unglaubwürdig. Vielleicht gab es dazwischen schon etwas eine Steigerung?

Was ich auch nicht ganz nachvollziehen kann, ist das hier:
Ich führe inzwischen ein Trinktagebuch und notiere mir zu jedem Trinkanlass meine getrunkene Bierart&-menge sowie meinen Gemütszustand nach jedem Getränk.
Hast du nicht gesagt, du hast einen Abstinenznachweis gemacht? Wie hast du dann währendher ein Trinktagebuch führen können? Oder bezieht sich das jetzt auf die Zeit nach der TF? Wie oft hast du denn seit deiner Abstinenz getrunken und wie viel(außer dem einem Mal, wo es zu dem "Unfall" gekommen ist?), oder was genau steht denn in deinem Trinktagebuch?

Ich will noch etwas zu diesem Thema sagen:
Nein, da ich nur Vorteile und keine Nachteile an meinen jetzigen Gewohnheiten habe (s.23, 26). Meine alten Gewohnheiten hatten jedoch nur Nachteile und nur augenscheinliche Vorteile zur Konsequenz (s.15,).
Wenn du kein RIsikobewusstsein hast, hast du auch keine Rückfallstrategie. Du könntest vielleicht hier noch ein paar Worte dazu verlieren, was passiert, wenn du DOCH einen Rückfall hast.
Ein kleines Beispiel: Was machst Du, wenn deine neuen (alten) Freunde an einem Abend anfangen, zu "saufen"?
Anscheinend hast du ja bereits einen Rückfall gehabt - auch wenn du das nicht erwähnen musst. Trotzdem könnte dich das bei kritischen Fragen ins rutschen bringen und dann ist das Gutachten vorbei. Also musst du dir da auf jeden Fall mal ein paar Gedanken machen.



Wenn du Lust hast, kannst du ja auch mal meinen Beitrag anschauen (am besten gleich die verbesserte Version ganz unten), habe wie bereits gesagt eine ähnliche Problematik und da gibt es sicher auch noch einiges "abzuschreiben", aber definitiv auch zu verbessern, habe jetzt nur erwähnt, was mir bei dir aufgefallen ist. :)
 
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