TF mit Fahrrad / BAK 2,05

nihe9191

Neuer Benutzer
Hallo zusammen,

nach einer Trunkenheitsfahrt mit dem Fahrrad im Herbst letzten Jahres bin ich auf das Forum gestoßen, war seitdem aber immer eher stiller Mitlesen. Erstmal möchte ich mich hiermit für den Input in allen Bereichen bedanken, ist wirklich top was ihr kostenlos zur Verfügung stellt und eine große Hilfe.

Ich habe inzwischen das Thema für mich größtenteils selbst aufgearbeitet. Nach einem Erstberatungsgespräch mit einem VP hat man mir die Teilnahme an einem Kurs empfohlen. Aus dem Beratungsgespräch direkt mit einer vorausgefüllten Anmeldung für einen Kurs mit Kosten im vierstelligen Bereich zu gehen hat sich zum damaligen Zeitpunkt für mich nicht richtig angefühlt und hatte, wie man so schön sagt, "ein Geschmäckle"... Inzwischen habe ich mich viel mit dem Thema und mir selbst beschäftig, plane jedoch in Kürze noch einmal eine Beratung bei einem anderen VP in Anspruch zu nehmen und ggf. einige Einzeltermine zur weiteren Aufarbeitung zu nutzen.

Die FE habe ich aktuell "freiwillig" abgegeben, da die erste Frist der FEB für mich aufgrund der zeitlichen Nähe (4 Monate) zur TF wohl zwangsweise zu einem Negativergebnis geführt hätte.

Zunächst freue ich mich jedoch über externe Einschätzungen hier im Forum und danke vorab! Es ist in Teilen doch schon arg lang geworden, ich hoffe ich antworte nicht zu ausschweifend auf den Fragebogen.

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 173
Gewicht: 60 kg (zum Zeitpunkt der TF ca. 63 kg)
Alter: 30 (zum Zeitpunkt der TF 29)

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Mitte September 2020
BAK: 2,05 ‰
Trinkbeginn: 15:00
Trinkende: 18:50
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:20

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Verfahren gegen Geldauflage eingestellt
Dauer der Sperrfrist: keine Sperrfrist

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: Ja, Anfang Februar
Hab ich neu beantragt: Antragstellung Mitte April geplant
Habe noch keinen gemacht: -

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Ist zu erwarten, dass der Untersuchte zukünftig ein Fahrzeug oder ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Fahrerlaubnisklassen B, L, M, S in Frage stellen?

Bundesland
: S-H

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Zu monatlich 1-2 besonderen, im Rahmen des kT geplanten, Anlässen max. 2 Bier oder 2 Gläser Wein.
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja, erstmalig Feb 21:

GGT 13
GOT 21
GPT 21
MCV 91,1

Nächster Termin Ende März, dann ca. alle 6 Wochen geplant in Absprache mit meinem Hausarzt.

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Führerscheinberatung beim VP zur Einordnung meiner Situation, ggf. nochmal Einzelstunden beim VP im Laufe der nächsten Monate
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: nein

MPU
Datum: geplant für Mai/Juni 2021
Welche Stelle (MPI): voraussichtlich TÜV-Nord
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:

Keine Auffälligkeiten im Straßenverkehr, Straftaten oder ähnliches,

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Die TF ist an einem Freitag im September 2020 gewesen. Ich arbeite freitags immer nur einen „halben Tag" bis ca. 13:00 und traf mich nachmittags ab ca. 15:00 mit 2 Freunden, die ich aufgrund der Pandemie lange nicht gesehen hatte, bei mir zuhause. Ein Freund hatte nach langer Zeit endlich seine Bachelor-Thesis fertiggestellt, der andere hatte kürzlich die Nachricht erhalten, bald Vater zu werden. Hierauf wollten wir gemeinsam anstoßen und haben dies auch getan. Gemeinsam saßen wir auf dem Balkon in der Sonne und tranken Bier. Einer der beiden Freunde hat dann vorgeschlagen, ein Amateurfußballspiel eines weiteren Freundes anzuschauen. Dort sind wir dann um ca. 16:00 auch gemeinsam mit dem Fahrrad hingefahren. Vor Betreten der Sportstätte tranken wir ein alkoholisches Mixgetränk. Da wir uns in der Anpfiffzeit vertan hatten und das Spiel erst um 18:00 begann, genossen wir das Wetter und verbrachten die Wartezeit bei ausgelassenen Gesprächen in der Sonne. Hierbei und auch während des Fußballspiels trank ich weiter Bier. Nach der ersten Halbzeit äußerte ich den Wunsch, nach Hause zu fahren, da das Spiel nicht wirklich gut anzusehen und ich hungrig war und die kulinarische Auswahl vor Ort begrenzt war.
Gemeinsam mit einem Freund (der dritte blieb beim Fußballspiel) fuhr ich mit dem Rad nach Hause. Auf dem Weg nach Hause habe ich dann die Kontrolle über mein Fahrrad verloren. Ich blieb, in Folge meiner durch Alkoholkonsum schon stark gestörten Wahrnehmung, am Seitenspiegel eines am Straßenrand stehendes KFZ hängen und stürzte über meinen Lenker. Ich fiel auf den Kopf und zog mir dadurch einen blutenden Cut über dem rechten Auge zu und war kurz nicht ansprechbar. Mein Freund wählte daraufhin den Notruf. Ein Krankenwagen sowie eine Polizeistreife waren schnell vor Ort und ich wurde erstversorgt sowie musste aufgrund meiner Alkoholisierung „pusten“. Es wurde ein Atemalkoholgehalt von 2,2 ‰ festgestellt. Mein Freund brachte mein Fahrrad nach Hause, während ich mit auf die Wache genommen wurde. Dort angenommen wartete ich bis letztlich der Arzt vor Ort war und mir um 21:20 die Blutprobe entnahm. Danach wurde ich entlassen, vor der Wache warteten bereits meine Freundin, mein bester Freund und dessen Freundin um mich abzuholen und nach Hause zu bringen.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Anmerkung: Ich bin mir hier nicht ganz sicher bezüglich der Anzahl der Biere, es können gefühlt auch 1-2 zusätzliche gewesen sein, daher wäre ich für eine Überprüfung durch einen Profi dankbar.

3 Bier (5%) x 0,33L zuhause von 15:00-16:00
1 Mixgetränk Vodka-Energy (10%) x 0,33L ca. 16:15
4 Bier (5%) x 0,33L 16:30-18:45

Insgesamt entspricht dies einer Menge reinen Alkohols von ca. 120g.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Die Gesamtstrecke von der Sportstätte bis nach Hause beträgt ca. 4,5km, mein Sturz erfolgte nach ca. 4km Strecke, ich war also fast zuhause angekommen.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ich habe in dem Moment nicht darüber nachgedacht, sondern bin auf mein Fahrrad gestiegen, da ich mich in dem Moment gut fühlte.
In der Nachbetrachtung bin ich bereits so stark alkoholisiert gewesen, dass ich definitiv nicht fahrtüchtig war. Durch die Alkoholwirkung hatte bereits ein starker Tunnelblick und verminderte Tiefenschärfe eingesetzt, was letztendlich auch zum Unfall gefühlt hat. Auch bin ich sicherlich bereits in einem Zustand gewesen, in dem ich mich selber durch den Alkohol überschätzt habe.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe die Fahrt mit dem Rad nicht aktiv vermeiden wollen, da mir meine starke Alkoholisierung in dem Moment nicht bewusst war. Mit dem heutigen Wissen über Alkoholgehalt, Aufbau und Wirkung hätte ich meine Fahrtüchtigkeit besser beurteilen können.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin in der Vergangenheit nicht mit Alkohol im Straßenverkehr aufgefallen.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich bin in meinem Leben nie unter Alkoholeinfluss ein KFZ gefahren, da für mich für das Autofahren immer eine persönliche 0,0 ‰ Promillegrenze galt. Auch mit Restalkohol habe ich mich nicht ins Auto gesetzt, ich bin am „Tag danach“ einfach nicht gefahren, da ich Alkohol für gewöhnlich nur freitags/samstags konsumiert habe. Die Kombination Alkohol und Auto war für mich immer ein tabu.

Mit dem Fahrrad ist dies jedoch ganz anders gewesen. Da alles über 0,0 ‰ als alkoholisiert gilt, kamen über die letzten Jahre sicherlich 20-30 Fahrten pro Jahr zusammen. Mit meinem jetzigen Wissensstand sind dort auch ca. 5 Fahrten/Jahr dabei gewesen, die über der zulässigen Höchstgrenze zur Straftat von 1,6 ‰ gelegen haben oder sehr nah dran waren. Ich war dabei jedoch bisher weder polizeilich aufgefallen, noch mit dem Fahrrad gestürzt oder hatte Ausfallerscheinungen.

Dies zeigt mir einerseits , dass ich in der Vergangenheit großes Glück gehabt habe, nicht aufgefallen und unfallfrei geblieben zu sein, da nur ein kleiner Teil aller Fahrten unter Alkoholeinfluss auffällt.

Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass ich meine Teilnahme am Straßenverkehr mit dem Fahrrad unter Alkoholeinfluss gänzlich falsch eingeschätzt bzw. mich überschätzt habe. Die Grenze von 1,6‰ war mir grob bekannt, mir war jedoch nicht bewusst, wie schnell sich der Alkohol bei mir im Körper aufbaut und dass ich mich bei einigen Fahrten über der 1,6‰ Grenze befand. Zur Beibehaltung dieser falschen Einschätzung hat sicherlich der Fakt beigetragen, dass die Fahrten immer unfallfrei passiert sind.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt kann ich nicht exakt benennen, kann mich jedoch an Momente in meiner Kindheit erinnern, in denen meine Eltern zu besonderen Anlässen wie z.B. einem Restaurantbesuch oder einer Geburtstagsfeier Bier getrunken haben.

Das erste Mal selber Alkohol getrunken habe ich mit 15 Jahren mit Schulfreunden im Rahmen einer Phase des Ausprobierens.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In meiner Jugend habe ich nicht regelmäßig getrunken, dies beschränkte sich auf eine Phase des Ausprobierens und dann in unregelmäßigen Abständen auf z.B. Geburtstagsfeiern. Ansonsten lagen meine Interessen in dieser Zeit eher im Bereich der elektronischen Unterhaltung am PC.

Nach dem Abitur 2010 und einem „freien Jahr“ begann ich im Jahr 2011 Ausbildung und Studium. Rückblickend merke ich, dass ab diesem Zeitpunkt die Trinkanlässe am Wochenende angestiegen sind, meist nach z.B. Klausurenphasen oder auf WG-Parties oder beim Discobesuch. Eine Regelmäßigkeit gab es nicht, jedoch war dies bereits öfters als noch zu meiner Schulzeit.

Nach Abschluss des Studiums und Einstieg ins Berufsleben 2014 blieb dies vorerst unverändert. Ab 2016 erfolgte der Aufstieg in eine höhere berufliche Position, jedoch erfolgte auch der Alkoholkonsum am Wochenende mit steigender Häufigkeit, schätzungsweise an 2 Wochenenden im Monat in erhöhten Mengen.

Während meiner weiteren beruflichen Laufbahn steigerte sich dieser Konsum an den Wochenenden weiterhin auf bis zu 3-4 Wochenenden im Monat, in Freizeitsituationen, also beim Treffen mit Freunden, beim Ausgehen oder auf Parties. Der Alkoholkonsum fand weiterhin nahezu ausschließlich an Wochenenden statt, da ich unter der Woche immer ambitioniert gearbeitet habe.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Sorten
Getrunken habe ich meistens Bier (Pils) oder Weißwein, welchen ich gerne auch als Schorle mit Mineralwasser gemischt getrunken habe. Zu besonderen Anlässen (Anstoßen auf Geburtstagen o.ä.) auch einmal Sekt oder nach dem Essengehen den klassischen „Verteiler“, jedoch sind dies nicht die regulären Getränke meiner Wahl gewesen. Anderes Hochprozentiges habe ich ansonsten eher selten getrunken und war nie Teil meines gezielten Einkaufs, sondern wurde eher unregelmäßig dann konsumiert, wenn Freunde dies angeboten hatten oder um zu probieren.

Menge
Die Menge der konsumierten Betrachtung ist in der Rückbetrachtung im Laufe der Jahres stark angestiegen.

So trank ich zu Beginn meines Studiums an einem Abend im Schnitt ca. 6 Bier oder eine Flasche Wein. In längeren Nächten (z.B. beim Discobesuch) sind dann in der Disco noch 2-3 Bier dazugekommen. Dies entspricht einer Menge von ca. 80g-120g reinem Alkohol über den Verlauf eines typischen Abends.

Mit der Zeit erfolgte dann eine schrittweise Steigerung der Mengen, welche, wie mir rückblickend bewusst geworden ist, mit einer gestiegenen Toleranz/einem Gewöhnungseffekt einhergegangen ist. Dieser Prozess erfolgte schleichend und nicht abrupt, führte jedoch dazu, dass sich meine Trinkmengen bis zum Zeitpunkt der Trunkenheitsfahrt im Jahr 2020 nahezu verdoppelt hatten. Es ist vorgekommen, dass ich über einen Abend bis zu 12 Bier oder 2 Flaschen Wein konsumierte. Da ich gleichzeitig in diesem Zeitraum ca. 10 kg an Körpergewicht verlor, beurteile ich den Anstieg der Trinkmengen aus heutiger Sicht umso kritischer.

Häufigkeit
Auch die Häufigkeit ist im Zeitraum 2016 bis 2020 deutlich angestiegen. Während es in meiner Studienzeit und davor keine Regelmäßigkeit gegeben hat, hat sich diese danach definitiv eingestellt.

Zum Start ins Berufsleben lag diese, wie bereits erwähnt, bei ca. 2 Wochenenden im Monat, steigerte sich jedoch im Laufe der Jahre auf 3-4 Wochenenden im Monat. Die Situationen sind dabei überwiegend gleich geblieben. Der Konsum erfolgte im Rahmen geselliger sozialer Anlässe mit Freunden, bei Parties oder Sit-Ins, zu Disco-, Stadion- oder Konzertbesuchen.

Im Jahr 2020 ist die Häufigkeit dann, insbesondere ab Sommerbeginn nochmals angestiegen. Die Zeit im Lockdown sowie der Wegfall vieler Freizeitaktivitäten (wie z.B. Reisen) führte dazu, dass ich mich dann noch häufiger in die Situationen begeben habe, in denen ich Alkohol konsumiert habe. So habe ich im Sommer 2020 im Prinzip nahezu jedes Wochenende Alkohol konsumiert.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Generell habe ich Alkohol immer in geselligen Situationen mit anderen Menschen konsumiert, größtenteils beim Feiern, beim gemeinsamen Kochen oder Ausgehen.

Getrunken habe ich dann gemeinsam mit Freunden auf Parties, bei Sit-Ins oder beim Besuch von Veranstaltungen. Der Konsum im familiären Bereich hat hingegen immer in einem sehr beschränkten Umfang stattgefunden.

Die Orte, an denen ich getrunken habe waren somit abhängig von der Situation. Dies kann Zuhause (bei Freunden oder bei mir) gewesen sein, gemeinsam im Park oder aber auch in Bars, Discotheken oder Eventlocations (z.B. im Fußballstadion).

12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe Alkohol überwiegend aus sozialen Motiven heraus konsumiert. Die mit dem Konsum von Alkohol einhergehende Gelöstheit und Lockerheit in sozialen Begebenheiten habe ich als angenehm wahrgenommen. Dies führte oftmals zu offeneren und anregenderen Gesprächen und Diskussionen mit meinen Freunden und Bekannten, die Gesprächsführung ist mir deutlich leichter gefallen und ich bin mehr aus mir herausgekommen. Für gewöhnlich hat dann auch der Gedanke, dass ich mir zum Beispiel nach besonders anstrengenden Phasen der Arbeit oder einer erfolgreich erbrachten Leistung etwas gönnen wollte und die o.g. Situationen und Effekte auch als eine Art Belohnung für mich selbst wahrgenommen habe.

Die dahinterstehenden Inneren Motive waren für mich zunächst nicht wirklich klar. Da ich immer „nur“ an Wochenenden und niemals alleine sondern mit Freunden Alkohol konsumiert hatte, war das erste mir in den Sinn kommende Motiv immer der „Spaß“.

Bei der weiteren Erarbeitung des Themas bin ich jedoch immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass der von mir gelebte exzessive Konsum insbesondere am Wochenende eine Art der Kompensation des engagierten Arbeitens unter der Woche aufgrund eines hohen Leistungsanspruchs an mich selber gewesen ist.

Den Leistungsanspruch an mich selber sehe ich in der Art und Weise begründet, wie ich an meine aktuelle berufliche Position gelangt bin. Zu Schulzeiten bin ich immer eher durchschnittlich bis gut gewesen, mit einem Abitur von 2,3 jedoch nirgendwo überragend. Über Beziehungen meines Vaters bin ich dann an einen begehrten Platz für ein Duales Studium gekommen. Danach hat es sozusagen „Klick“ gemacht bezüglich meiner Motivation und ich habe eine Pflicht zum Engagement gespürt. Da ich mich anders als viele sicher besser qualifizierte andere nicht für den Platz beworben hatte, habe ich immer das Gefühl gehabt besonders viel leisten zu müssen. Im Studium bin ich ich daher immer extrem engagiert gewesen und habe das Studium mit 1,3 sowie die Ausbildung mit 1,0 absolviert. Gleichzeitig stieg bereits zu dieser Zeit die Häufigkeit des Alkoholkonsums in Freizeitsituationen im Vergleich zur Jugend/Schulzeit an, wenn gleich es noch keine Regelmäßigkeit gab.

Nachdem ich mit abgeschlossenem Studium ca. 2 Jahre als Assistenz in meinem Bereich gearbeitet hatte, bot sich Anfang 2016 die Chance für mich in die nächste Hierarchiestufe aufzurücken, da mein ehemaliger Vorgesetzter das Unternehmen verlassen musste. Dieser Aufstieg erfolgte deutlich früher als im Unternehmen normalerweise üblich. Ich war zwar objektiv betrachtet nicht durch Glück in die neue Position gekommen, sondern hatte mich durch gute Leistungen in den Jahren zuvor dafür empfohlen, es blieb jedoch auch das Gefühl, einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. So steigerte sich seit 2016 einerseits mein berufliches Engagement weiter und ich war auch immer mehr zeitlich eingebunden. Oftmals war ich unter der Woche zeitlich so stark eingebunden, dass ich abends kaum Freizeit hatte und bis auf Arbeit, Haushaltsführung, Kochen und hin und wieder Sport für kaum etwas Zeit gehabt habe.

Mein Beruf hat mir zu fast jedem Zeitpunkt Spaß gemacht (natürlich hat es auch vereinzelt Tage gegeben, an denen es nicht so war) und ich kann mir gut vorstellen, diesen bis an mein Karriereende so weiter zuführen, stelle jedoch weiterhin hohe Ansprüche an mich selber, mit denen besser umzugehen ich derzeit lerne und noch weiter lernen muss.

In der Kombination der o.g. Motive sehe ich die Gründe für meinen bisherigen Alkoholkonsum und vor allem die Steigerung in Häufigkeit und Menge im Zeitraum 2016 bis 2020.

Durch den hohen Leistungsanspruch an mich selbst und die starke zeitliche und gedankliche Einbindung unter der Woche habe ich an Wochenenden oft das Gefühl gehabt, mir etwas gönnen zu können und verpasste Freizeit möglichst intensiv nachholen zu müssen. So entstand ein großer Kontrast zwischen meiner Lebensführung unter der Woche (Arbeit) und am Wochenende (Freizeit, Spaß, Soziales). Durch die positiven erlebten Effekte von Alkoholkonsum im Rahmen sozialer Zusammenkünftige erfolgte hier durchaus eine Ritualisierung des Konsums an Freitagen, um den „Schalter umzulegen“ und in das Freizeitleben am Wochenende reinzukommen.

Durch die unzureichende Reflexion meines Trinkverhaltens einerseits und meines Arbeitsverhaltens andererseits erfolgte mit zunehmendem beruflichen Engagement eine exzessivere Auslebung meiner Freizeit in Form steigenden Alkoholkonsums. Die gestiegenen Konsummengen manifestierten sich natürlich auch in einer gestiegenen Toleranz gegenüber Alkohol, was letztendlich mit der TF im vergangenen Jahr den Höhepunkt erreichte.
 

nihe9191

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13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Geringe Mengen an Alkohol haben bei mir immer ein Gefühl der Gelassenheit und Offenheit erzeugt. Die Gespräche mit anderen Personen verliefen flüssiger und einfacher, ich war redseliger und hatte einfach Spaß in der jeweiligen Situation.

Mit zunehmenden Mengen hat mir mir insbesondere im späteren Verlauf des Abends immer eine gewisse Müdigkeit/Abgeschlagenheit eingesetzt. Ich nahm dann immer weniger an den Gesprächen teil und konnte dieses auch nicht immer folgen, oftmals habe ich die Feier oder den Club dann auch einfach verlassen und bin nach Hause gegangen.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Kritische Hinweise gab es, wenn auch eher selten. Diese bezogen sich jedoch eher auf einen bestimmten Abend und hatten eher den Tenor „du hast ja ganz schön viel getrunken“ als einen allgemeinen wie „Ich finde, du trinkst zu viel“. Da dies einerseits selten und andererseits anlassbezogen war, habe ich mir über solche Anmerkungen kaum Gedanken gemacht.

Mir hat bisher auch das Wissen gefehlt darüber, welchen Alkoholpegel ich durch meinen Konsum überhaupt erreicht habe. Bestärkt hat mich in meinem Verhalten der Fakt, dass der Konsum nie Folgen auf meinen beruflichen Alltag und meine gefühlte Leistungsfähigkeit gehabt hat.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Neben den für mich positiv wahrgenommenen Effekten, hat mein Alkoholkonsum vor allem körperliche Folgen in Form vom Katererscheinungen am „Tag danach“ gehabt. Durch schlechten Schlaf und Restalkohol bin ich regelmäßig stark abgeschlagen, müde und kaputt gewesen. Nach ausreichend körperlicher Ruhe habe ich meist entweder spät am Tag danach oder früh 2 Tage danach Sport getrieben, um dieses Gefühl zu bekämpfen und den „Kater auszuschwitzen“ so dass ich mich spätestens 2 Tage später eigentlich immer wieder fit und ausgeruht fühlte.

Auf mein Umfeld haben diese Folgen insofern Einfluss gehabt, dass es durchaus vorgekommen ist, dass ich den Tag nach dem Alkoholkonsum oftmals eher zuhause verbracht habe und auf die Teilnahme an weiteren sozialen Events verzichtet habe.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Mein steigender Alkoholkonsum ging in der Nachbetrachtung immer mit meinem gesteigerten Engagement im Beruf einher. Der Konsum erreichte im Sommer 2020 seinen Höhepunkt.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Im Rahmen meiner jugendlichen Experimentierphase zu Beginn meines Alkoholkonsums habe ich 2-3 Mal einen Filmriss sowie Erbrechen erlebt, was dazu führte, dass ich bis zu Beginn meines Studiums deutlich weniger und seltener Alkohol konsumierte. Die Mengen lagen aufgrund der geringen Toleranz noch weit unter denen, die ich in den Jahren 2016-2020 konsumiert habe. Seitdem hat es keine Ausfälle dieser Art mehr gegeben.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, insbesondere in den Prüfungsphasen (jeweils 3-4 Wochen) in Rahmen meines Studiums habe ich bewusst komplett auf Alkoholkonsum verzichtet und meine Freizeit eher am Schreibtisch als mit Ausgehen verbracht. Auch im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich komplett auf Alkohol verzichtet (ca. 3 Monate). Mit dem Verzicht habe ich nie Probleme gehabt, da ich mich in diesen Phasen voll und ganz auf andere Dinge konzentriert habe.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Früher hätte ich mich mit meinem Verhalten als Normaltrinker eingeordnet, da ich immer davon ausgegangen bin, dass mein Konsumverhalten im gesellschaftlich normalen Bereich war. Auch habe ich bis auf körperliche Katererscheinungen am Tag danach nie das Gefühl gehabt, dass der Alkoholkonsum weitere Folgen gehabt hätte oder mich in irgendeiner Art und Weise einschränkt.

Mit meinem heutigen Wissen muss ich diese Einschätzung korrigieren. Ich würde mich anhand meines früheren Verhaltens als Vieltrinker bezeichnen. Mein Konsum ist bis zum Zeitpunkt der Trunkenheitsfahrt sicherlich problematisch im nicht im Bereich der Norm gewesen. Insbesondere die im Laufe der Jahre 2016 bis 2020 erfolgte Ritualisierung des Konsums zum Start ins Wochenende bei gleichzeitiger Steigerung der Mengen und Häufigkeit ist aus heutiger Sicht kritisch.

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich trinke heute Alkohol im Rahmen des kontrollierten Trinkens an maximal 2 Gelegenheiten im Monat. Diese sind „Kann“-Anlässe und kein Muss, so dass ich seit der TF auch Monate hatte, in denen ich weniger oder garnicht getrunken habe.

Habe ich für mich einen Anlass im Vorfeld definiert, an dem ich Alkohol konsumiere, trinke ich an dem jeweiligen Abend entweder Bier oder Wein, jedoch nicht beides durcheinander. Das Bier trinke ich entweder „normal“ wenn ich Lust auf herben Geschmack habe oder gemischt als Alsterwasser, wenn ich es etwas süßer mag. Gleiches gilt für den Wein, den ich entweder pur oder gemischt als Weinschorle konsumiere. Andere Sorten alkoholischer Getränke habe ich seit der TF nicht mehr konsumiert und plane auch nicht, dies in Zukunft wieder zu tun. Nachdem ich mich mit dem Alkoholaufbau im Körper im Detail beschäftigt habe und festgestellt habe, welchen enormen Einfluss hier z.B. Premix-Getränke in Verbindung mit meinem geringen Körpergewicht haben (1 Dose a 0,33L mit 10% führen direkt zu einer BAK über 0,6‰), halte ich mich von Hochprozentigem seitdem fern.

Die einzige Ausnahme bezüglich des Mischen von Alkoholsorten mache ich, wenn an einem besonderen Anlass wie Silvester auf etwas mit z.B. Sekt angestoßen wird. Dann trinke ich einen Sekt sowie ein weiteres Getränk meiner Wahl.

Die maximale Menge habe ich für mich ebenfalls mit entweder 2 Bier a 0,33L oder 2 Gläser Weißwein a 0,15L definiert. Dies entspricht einer maximalen Menge an reinem Alkohol von ca. 30g. Aufgrund meines geringen Körpergewichtes würde der sofortige Konsum dieser Menge zu einem BAK von ca. 0,71‰ führen. Aufgrund dessen trinke ich die vorher definierte Menge über den Abend verteilt (auf Parties zum Beispiel ein Getränk zu Beginn des Abends und eines im späteren Verlauf) und die Getränke wie oben angegeben meist auch gemischt. Beim Alkoholabbau rechne ich konservativ mit 0,1‰ und lasse so mind. 2 Stunden Abstand zwischen den beiden Getränken, um einen BAK von 0,5‰ nicht zu überschreiten.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 20. Februar 2 Bier a 0,33L (Anlass: Meinen 30. Geburtstag mit einer guten Freundin im kleinen Rahmen nachgefeiert).

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke Alkohol heute ausschließlich für den Genuss und als etwas besonderes. Das Besondere kann in diesem Sinne entweder das Getränk selber und/oder der Anlass sein Mit Freunden kann dies die allgemeine Situation des Zusammenkommens und gemeinsam Anstoßens sein, in kleinerer Runde aber beispielsweise auch zum Essen ein guter Wein.

Der Alkohol dient inzwischen nicht mehr als „Schalter“, um ins Wochenende umzuschalten oder als Werkzeug um das Wochenende in größtmöglichem Kontrast zur Arbeitswoche voll auszuleben.

Da ich in der Vergangenheit definitiv ein Problem mit dem maßvollen Umgang mit Alkohol und einer gesunden Balance (Schwarz-Weiß-Denken zwischen Woche und Wochenende) hatte, habe ich eine komplette Abstinenz als den für mich falschen Weg identifiziert, da dieser wiederum das andere Extrem darstellt. Daher habe ich mich für das kontrollierte Trinken in einem im Vergleich zu früher stark reduzierten Umfang entschieden.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ausschlaggebend ist hier ganz klar die TF und der damit verbundene Unfall gewesen. Dies hat mich nachhaltig schockiert. Bis dahin bin ich bzgl. meines Verhaltens blind gewesen. Auch wenn ich an diesem Tag mich selber verletzt, fremdes Eigentum beschädigt und meine FE aus Spiel gesetzt habe, weiß ich, dass ich noch großes Glück gehabt habe. Die Situation hätte durch den Sturz auf den Kopf für mich weitaus schlimmere Folgen haben können. Auch hätte ich leicht andere Personen in einen Unfall verwickeln können.

Der Anstieg in Menge und Häufigkeit meines Alkoholkonsums und die damit einhergehende Gewöhnung vollzog sich schleichend über mehrere Jahre und ist mir aus diesem Grund nie bewusst geworden. Da ich wenig körperliche Nebenwirkungen spürte und auch keine Auswirkungen auf mein Berufsleben durch meinen Alkoholkonsum wahrgenommen habe, habe ich mein Verhalten nicht weiter hinterfragt oder reflektiert. Aus diesem Grunde habe ich mir auch vereinzelte Anmerkungen dritter Personen nicht wirklich zu Herzen genommen.

Mit den Geschehnissen am Tag der TF hat sich dies schlagartig geändert. Ich bin bis heute erschrocken über den festgestellten Atemalkohol- bzw. BAK-Wert und hätte diesen bis zu dem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten. Auch die Wirkung im Aufbau eines Alkoholpegels auf meinen Körper (1 Bier entspricht bereits 0,3‰) ist mir bis dahin nicht bewusst gewesen.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die Umstellung habe ich umgehend nach den Geschehnissen am Tag der Trunkenheitsfahrt eingeleitet. Aufgrund des Schocks habe ich in der Zeit direkt nach der TF auch zunächst wenig bis kein Verlangen nach Alkohol verspürt.

Aufgrund der Tatsache, dass ich polizeilich aufgefallen war und auch Eigentum von Dritten beschädigt hatte, zog ich umgehend einen Anwalt für Verkehrsrecht hinzu. Dieser gab mir den dringenden Ratschlag, meinen Konsum - auch im Sinne meiner eigenen Gesundheit - umgehend zu reduzieren und mich mit der Thematik des kontrollierten Trinkens zu beschäftigen. Die ca. 2 Wochen später eingetroffenen Ergebnisse der Blutprobe bestätigten die Werte noch einmal und ich hatte meinen problematischen Alkoholkonsum somit schwarz auf weiß. Nach Aufforderung der Fahrerlaubnisbehörde im Januar zum Vorlegen eines Gutachtens bis März suchte ich zusätzlich eine verkehrspsychologische Führerscheinberatung auf, in welcher mir das bereits gewählte Vorgehen nochmals bestätigt wurde.

Besonders in den ersten Wochen nach der TF habe ich mich garnicht erst in die gewohnten Situationen begeben, in denen ich früher getrunken hatte, sondern zog mich etwas wenig zurück. Da ich Alkohol nur noch zu besonderen definierten Anlässen konsumieren wollte, war der erstmalige Konsum nach der TF für mich jedoch auch klar. Mitte Oktober hatte ich geplant meiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen und trank mit ihr zum Essen ein Glas Wein sowie ein zweites Glas im weiteren Verlauf des Abends. Es war zunächst ungewohnt für mich, nicht weiter zu trinken bzw. mein Glas wieder aufzufüllen, jedoch hatte ich insbesondere mit meiner Freundin viel über das Thema Alkoholkonsum gesprochen und daher volle Unterstützung von ihr.

Im Laufe des Herbstes fing ich dann auch an, mich wieder in meine früheren Trinksituationen zu begeben, verzichtete in diesen zunächst jedoch weiterhin komplett auf Alkohol. Die besonderen Situationen sollten nicht meine Standard-Trinksituationen von früher sein. Schwer viel mir dies jedoch insbesondere dann, wenn ich merkte, dass im Verlauf des Abends Gespräche immer ausschweifender und lauter wurden, ich diese aber nicht mehr als so anregend und intensiv wahrgenommen habe wie früher. Viel mehr fiel es mir schwer, die ein oder andere Pointe zu verstehen oder wiederum von meinen Freunden richtig verstanden zu werden.

Auf der anderen Seite bin ich an den Tagen danach jedes Mal froh gewesen, nichts getrunken zu haben, sondern ausgeruht in den nächsten Tag zu starten, den ich dementsprechend viel aktiver gestalten konnte. Auch habe ich an den Abenden oftmals versucht, ein guter Gast/Gastgeber zu sein, zwischendrin für Snacks zu sorgen, etwas aufzuräumen etc. anstatt mich wie früher nur aktiv am Trink- und Diskussionsgeschehen zu beteiligen, was mir durchaus Freude bereitet.

Des Weiteren habe ich versucht, den Alkohol als „Start“ ins Wochenende durch etwas anderes zu ersetzen. Anstatt wie früher mit einem alkoholischen Getränk ins Wochenende zu starten, habe ich es gemeinsam mit meiner Freundin freitags zur Gewohnheit gemacht, zusammen zu kochen und zu Abend zu essen. Dies soll jede Woche ein neues Gericht sein, welches wir noch nie vorher gekocht haben. Für die meisten mag dies marginal und selbstverständlich klingen, ich genieße jedoch inzwischen bereits in der Woche das Stöbern im Internet nach Rezepten, die Diskussion darüber, sowie das Einkaufen im Vorfeld. Das gemeinsame freitägliche Kochen findet immer statt, egal ob danach ein gemütlicher Abend auf der Couch ansteht, ein gemeinsamer Abend mit Freunden oder eine andere Veranstaltung.

Hervorheben in der Umstellung meines Verhaltens möchte ich noch die Führerscheinabgabe im Februar 2021. Nach der Aufforderung zur MPU sowie der Beratung beim VP wurde mir bewusst, dass die bis dahin vergangenen 4 Monate des kontrollierten Trinkens noch nicht ausreichend waren, um ein positives Ergebnis in der Untersuchung zu erzielen. Ich entschloss mich also, den Führerschein freiwillig abzugeben, mein Verhalten weiter zu festigen und mein früheres Verhalten weiter aufzuarbeiten. Mit dem Verzicht auf die Fahrerlaubnis wurde mir jedoch auch klar, welche Privilegien der Besitz für mich bedeutete. Ich bin nie jemand gewesen, der viel Auto gefahren ist, jedoch ist mir bewusst geworden, welchen Wert es hat, spontan meine Eltern besuchen zu können, einen Großeinkauf erledigen zu können oder morgens anstatt des Fahrrads das Auto für den Weg zur Arbeit nehmen zu können. Auch wenn ich nicht explizit auf die FE angewiesen bin, ist mir inzwischen bewusst, welche Flexibilität ich mit meinem Konsumverhalten und der Teilnahme am Straßenverkehr aufs Spiel gesetzt habe.


Parallel dazu habe ich mich nicht nur mit meinem Verhalten am Wochenende auseinandergesetzt, sondern auch meine Arbeitsweise im Beruf versucht zu hinterfragen und mich damit beschäftig, wie ich diese besser gestalten kann.

Ich habe mit kleineren Umstellungen angefangen, wie mein Telefon nach Feierabend auf meine Mailbox anstatt auf mein Handy umzuleiten, des Weiteren die Mail-Benachrichtigungen auf meinem Handy deaktiviert. Dies ist mir anfangs durchaus schwer gefallen, ich habe jedoch letztendlich keinerlei negative berufliche Folgen wahrgenommen, mich erst wieder am nächsten Morgen mit aufkommenden beruflichen Themen, Mails etc. zu beschäftigen.

Dazu versuche ich seitdem, meinen Arbeitsalltag besser zu organisieren. Ich versuche am Ende jeder Woche, essenzielle To-Dos für die nächste Woche niederzuschreiben, damit ich in der Folgewoche nicht unorganisiert "drauf los“ arbeite. In kleinem Rahmen tue ich dies dann auch unter der Woche vor Feierabend für den kommenden Tag. Große Themen teile ich in besser zu organisierende Unterthemen auf. Außerdem versuche ich Aufgaben anhand des Eisenhower Prinzips (wichtig/dringend, wichtig/nicht dringend, unwichtig/dringend, unwichtig/nicht dringend) zu kategorisieren und entsprechend dann entweder selber zu erledigen, für später zu terminieren oder zu delegieren. Dies hat mir bisher sehr dabei geholfen, mehr Struktur in meinen Arbeitsalltag zu bringen und die wahrgenommene Belastung zu reduzieren.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Nach den anfänglichen Schwierigkeiten der Reduzierung meines Alkoholkonsums überwiegen für mich inzwischen die wahrgenommenen positiven Effekte.

Ich fühle mich allgemein fitter und leistungsfähiger. An Wochenenden gibt es keine „Katertage“ mehr, so dass es sich für mich zum Teil anfühlt, als wären die Wochenenden länger als früher. Ich habe mehr Zeit und Antrieb für meine Hobbies, z.B. bin ich noch nie so viel und gut gelaufen wie in den letzten Monaten. Für den Herbst dieses Jahres plane ich die Teilnahme an einem Halbmarathon. Ich habe außerdem auch körperliche Effekte festgestellt und ohne Große weitere Mühen ca. 3kg an Gewicht verloren, zurückzuführen vor allem auf die Kalorien in Alkohol, und war noch nie so fit wie aktuell. Während ich vorher keine negativen Effekte meines Konsums am Wochenende im Berufsalltag wahrgenommen habe, so spüre ich jedoch auch dort die Umstellung. Ich bin durch die erholsameren Wochenenden auch unter der Woche deutlich wacher und ausgeglichener.

Die Beziehung zu meiner inzwischen Verlobten hat sich durch die Gespräche zum Thema Alkohol, der Wirkung und der Einordnung meines Konsums noch einmal mehr gefestigt. In den Jahren vor der TF haben wir nie viel oder offen über dieses Thema gesprochen, inzwischen fühlt es sich an, als hätten wir hier einen „Stein aus dem Weg geräumt“. Die Beziehung ist enger und vertrauter als zuvor geworden.

In meinem Freundeskreis haben sich durch die Umstellungen durchaus Verschiebungen ergeben. Einige Freunde, die in erster Linie erschrocken über meinen erreichten BAK Wert waren, haben sich sehr für meine Situation und die Aufarbeitung des Themas interessiert. Insbesondere das Errechnen des erreichten Alkoholpegels anhand verschiedener Beispiele hat durchaus den ein oder anderen auch nachdenklich bzgl. des eigenen Konsums gemacht. Zu anderen Freunden hingegen, bei/mit denen der Alkoholkonsum in höheren Mengen exzessiver ausgelebt wurde, hat der Kontakt nachgelassen. Ich habe die Freundschaften nicht bewusst beendet, aber auch nicht aktiv den Kontakt gesucht.
 

nihe9191

Neuer Benutzer
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Die Praxis des kontrollierten Trinkens praktiziere ich jetzt seit 6 Monaten und habe dies bisher gut in mein Leben integrieren können. Meine Trinkanlässe sind geplant und bewegen sich im von mir angegebenen, deutlich reduzierten Rahmen. Der Großteil meines Freundeskreises weiß natürlich von dem Sturz und den Folgen, aber auch von der Umstellung meines Trinkverhaltens, so dass für gewöhnlich niemand versucht, mir Getränke auszugeben, mir ungefragt nachzuschenken oder ähnliches.

Sollte ich wider Erwarten und bisher noch nicht geschehen und Situationen kommen, die sich für mich als schwierig bzgl. des Alkoholkonsums erweisen so plane ich, die Veranstaltung zu verlassen. Ansonsten ist meine Verlobte immer meine erste Ansprechpartnerin, die ich jederzeit kontaktieren kann. Des Weiteren hat mein bester Freund, dem die Situation natürlich auch bekannt ist, immer ein offenes Ohr für mich.

Die beruflich eingeleiteten Änderungen bezüglich meiner Arbeitsweise haben dazu geführt, dass ich auch unter der Woche abends meine Freizeit bewusster wahrnehme und freitags nicht mehr den Drang verspüre, einen möglichst großen Kontrast zum Arbeitsleben unter der Woche ausleben zu müssen. Das gemeinsame Kochen als freitägliches Ritual hilft mir beim ab- und umschalten.

Insgesamt bin ich inzwischen in einer Phase angekommen, in der sich mein Arbeitseinsatz unter der Woche und meine Freizeitverhalten am Wochenende wieder mehr dem Mittelwert angeglichen haben, ich fühle mich alles in allem ausgeglichener und plane, dies so beizubehalten.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Vorstellen kann ich mir einen Rückfall insofern, dass dieser natürlich nie zu 100% ausgeschlossen werden kann und auch sicherlich in Zukunft noch Phasen in meinem Leben kommen werden, in denen mein berufliches Stresslevel wieder ansteigen wird.

Sollte ich dies selber feststellen, werde ich versuchen hier in dem Sinne gegenzusteuern, dass ich mir keine zu ambitionierten, hochgesteckten Ziele setze sondern weiterhin konsequent in Teilschritten arbeite, meine Arbeits- und Freizeit bewusst trenne und mich nicht in Micromanagement oder Detailarbeit verliere. Sollte dies nicht funktionieren werde ich das Gespräch mit meinem Vorgesetzten suchen. Auch habe ich meine Verlobte, die meine beruflichen Bemühungen und mein Stresslevel natürlich als erste externe Person im privaten Umfeld wahrnimmt, gebeten, mich darauf anzusprechen, sollte ich über längere Phasen einen vermehrt gestressten Eindruck machen.

Ich weiß inzwischen, dass ich nicht ungerechtfertigt in meiner aktuellen beruflichen Situation bin, auch wenn ich zeitweise diesen Eindruck gehabt habe und etwas Glück im richtigen Moment nunmal im Leben immer dazu gehört.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Früher habe ich mir eine 0,0‰ Grenze für das Autofahren gesetzt, es jedoch beim Fahrradfahren nie so genau genommen und dazu mein eigenes Verhalten komplett falsch eingeschätzt.
Aufgrund meines geringen Körpergewichts und der daraus resultierenden Wirkung bereits eines einzelnen alkoholischen Getränks, gilt für mich seit dem Tag der TF die gleiche Grenze auch für das Fahrradfahren.
Durch den Konsum von 0,33L Bier (5%) erreiche ich bereits einen BAK Wert von rechnerisch 0,31‰ und überschreite damit die Grenze der relativen Fahruntüchtigkeit. Bereits dann können erste Ausfallerscheinungen einsetzen. Die Folgen der alkoholisierten Teilnahme am Straßenverkehr habe ich im September am (zum Glück nur) eigenen Leib spüren können.

Da meine Trinkanlässe im Rahmen des kontrollierten Trinkens immer vorab geplant sind, lasse ich inzwischen nicht mehr nur das Auto, sondern auch das Fahrrad stehen. Hierbei beziehe ich mich explizit bereits auf die Hinfahrt zu Anlässen, auf denen ich den Konsum von Alkohol geplant habe. Da Alkoholkonsum immer auch zur Absenkung der Hemmschwelle führt und diese in der Vergangenheit bei mir im Bezug auf das Fahrradfahren gering war, ist für mich bereits die Hinfahrt mit dem Fahrrad keine Option mehr. So stelle ich die Trennung von Alkoholkonsum und Fahren bereits im Vorfeld des Konsums sicher. Stattdessen weiche ich auf öffentliche Verkehrsmittel im ÖPNV aus, lasse mich von Freunden mitnehmen oder gehe zu Fuß. Sollte ich nach einer Veranstaltung einmal besonders dringend nach Hause wollen, ist auch das Taxi immer eine Option.

Sollte ich aus besonderen Gründen (z.B. Zeitdruck) entgegen meiner Vorsätze mit dem Fahrrad zu einem Anlass fahren, an dem ich Alkoholkonsum geplant habe, so schließe ich mein Fahrrad auch auf Privatgrundstücken per Schloss an, um die Hemmschwelle des "Raufsetzen und losfahren" zu erhöhen und hole es am nächsten Tag wieder ab.

Sollte ich privat in Situationen geraten, in denen mir der kontrollierte Alkoholkonsum schwerfällt (möglich wäre zum Beispiel eine Feier, auf der extrem viel getrunken wird) so werde ich mich der Situation entziehen und diese verlassen. Im Problemfall kann ich immer meine Verlobte sowie meinen besten Freund anrufen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein
 

Andi18

MPU Profi
Nach einem Erstberatungsgespräch mit einem VP hat man mir die Teilnahme an einem Kurs empfohlen. Aus dem Beratungsgespräch direkt mit einer vorausgefüllten Anmeldung für einen Kurs mit Kosten im vierstelligen Bereich zu gehen hat sich zum damaligen Zeitpunkt für mich nicht richtig angefühlt und hatte, wie man so schön sagt, "ein Geschmäckle"...
Diesen Eindruck haben die meisten hier im Forum. V.a. von den großen Instituten.. Wars denn derartiges?
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Zu monatlich 1-2 besonderen, im Rahmen des kT geplanten, Anlässen max. 2 Bier oder 2 Gläser Wein.
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Diese Biere haben aber je 0,2L oder Wein je 0,1L..
2 besondere Anlässe im Monat erscheinen mir relativ viel, nachdem Du damals..
Zum Start ins Berufsleben lag diese, wie bereits erwähnt, bei ca. 2 Wochenenden im Monat, steigerte sich jedoch im Laufe der Jahre auf 3-4 Wochenenden im Monat.
hier nicht mehr weit weg bist. Kann aber auch sein, daß ich zu kleinkariert hier bin.. die Regeln von KT besagen als Orientierung 1TA pro Monat mit max 2 TE.
Bei 2‰ bist schon im vorderen Feld dabei. Ich würde Dir hier zu einer HA raten zur Untermauerung Deiner KT-Behauptung.

Ich muß zugeben, ich habe ansonsten Deinen Fragebogen nicht weiter gelesen. Mittlerweile bin ich vielmehr an den Inneren Motiven interessiert. Hierzu ist Deine Vorarbeit und Ausgangslage sehr gut.
12. Warum haben Sie getrunken?
Dort fällt mir auf, daß Du besonders betonst nie alleine getrunken zu haben. Das spielt erstmal keine Rolle.
Heimlich zu trinken, wäre ein KO! für gelebtes KT.
...Durch den hohen Leistungsanspruch an mich selbst und die starke zeitliche und gedankliche Einbindung unter der Woche habe ich an Wochenenden oft das Gefühl gehabt, mir etwas gönnen zu können und verpasste Freizeit möglichst intensiv nachholen zu müssen..
Ich bin zu Deiner Motivlage, als gute Ausgangsbasis mir momentan nicht ganz sicher. Du beschreibst, daß Du extrem viel Spaß am Job, gleichzeitig aber Dir selbst einen Leistungsdruck auferlegt hast, und dann zum Einläuten des Wochenendes schießt Dir die Birne weg.
Sorry, wenn ich das so ausdrücke.
Mir persönlich, sicher tun sich noch andere Meinungen auf, fehlt die Frage des Warum?
Es muß einen Grund Deines auferlegten Leistungsdrucks und folglich vlt etwaige Überforderung (quantitativ oder qualitativ) geben?
(ist jetzt hart formuliert, aber i.-was muß da schlummern..) - nachdem folgendes einher geht:
Häufigkeit
Auch die Häufigkeit ist im Zeitraum 2016 bis 2020 deutlich angestiegen. Während es in meiner Studienzeit und davor keine Regelmäßigkeit gegeben hat, hat sich diese danach definitiv eingestellt.

Zum Start ins Berufsleben lag diese, wie bereits erwähnt, bei ca. 2 Wochenenden im Monat, steigerte sich jedoch im Laufe der Jahre auf 3-4 Wochenenden im Monat..

Jetzt nach der TF, klingt erst mal so wie glücklich Du am Job bist, und schön alles ist, warum brauchst dann das Abschießen jetzt plötzlich nicht mehr?
Bei der Rückfallvermeidung hattest ein gemeinsames Kochen mit deiner Verlobten erwähnt. Ist erst mal isoliert betrachtet eine gute Strategie, aber mir fehlt i.-wie der Zusammenhang zum eigentlichen Problem. Was bewältigst denn genau mit diesem Kochen?
Ich hoffe meinen Eindruck verständlich ausgedrückt zu haben. Kann aber gut sein, daß ich hier falsch liege.

Den Rest des FB's habe ich jetzt nicht detailliert gelesen.
Du hast ja vor einen VP zu konsultieren. Kann Dir grundsätzlich empfehlen einen selbständigen VP zu suchen, Erstgespräche sind idR kostenlos. Dabei könntest z.B. solche Details abklären. Jdfs meine ich, hast mit dieser Vorarbeit schon einen derartigen Grundstein gelegt, daß es nicht vieler Termine bedarf.
 

Andi18

MPU Profi
Was ist passiert?
BAK: 2,05 ‰
Trinkbeginn: 15:00
Trinkende: 18:50
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:20
Fast übersehen. Nachdem über 2hr zur blutabnahme vergangen sind, könnte der ga rückrechnen. Würde er wahrscheinlich eh machen. IdF wird von einer trinkfestigkeit von 2,3pr ausgegangen.
Müsstest in der trinkhistorie berücksichtigen.
Für KT wohl machbar , eine HA wäre sehr angebracht.
 
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