Hallo zusammen,
nach einer Trunkenheitsfahrt mit dem Fahrrad im Herbst letzten Jahres bin ich auf das Forum gestoßen, war seitdem aber immer eher stiller Mitlesen. Erstmal möchte ich mich hiermit für den Input in allen Bereichen bedanken, ist wirklich top was ihr kostenlos zur Verfügung stellt und eine große Hilfe.
Ich habe inzwischen das Thema für mich größtenteils selbst aufgearbeitet. Nach einem Erstberatungsgespräch mit einem VP hat man mir die Teilnahme an einem Kurs empfohlen. Aus dem Beratungsgespräch direkt mit einer vorausgefüllten Anmeldung für einen Kurs mit Kosten im vierstelligen Bereich zu gehen hat sich zum damaligen Zeitpunkt für mich nicht richtig angefühlt und hatte, wie man so schön sagt, "ein Geschmäckle"... Inzwischen habe ich mich viel mit dem Thema und mir selbst beschäftig, plane jedoch in Kürze noch einmal eine Beratung bei einem anderen VP in Anspruch zu nehmen und ggf. einige Einzeltermine zur weiteren Aufarbeitung zu nutzen.
Die FE habe ich aktuell "freiwillig" abgegeben, da die erste Frist der FEB für mich aufgrund der zeitlichen Nähe (4 Monate) zur TF wohl zwangsweise zu einem Negativergebnis geführt hätte.
Zunächst freue ich mich jedoch über externe Einschätzungen hier im Forum und danke vorab! Es ist in Teilen doch schon arg lang geworden, ich hoffe ich antworte nicht zu ausschweifend auf den Fragebogen.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 173
Gewicht: 60 kg (zum Zeitpunkt der TF ca. 63 kg)
Alter: 30 (zum Zeitpunkt der TF 29)
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Mitte September 2020
BAK: 2,05 ‰
Trinkbeginn: 15:00
Trinkende: 18:50
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Verfahren gegen Geldauflage eingestellt
Dauer der Sperrfrist: keine Sperrfrist
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: Ja, Anfang Februar
Hab ich neu beantragt: Antragstellung Mitte April geplant
Habe noch keinen gemacht: -
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Ist zu erwarten, dass der Untersuchte zukünftig ein Fahrzeug oder ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Fahrerlaubnisklassen B, L, M, S in Frage stellen?
Bundesland: S-H
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Zu monatlich 1-2 besonderen, im Rahmen des kT geplanten, Anlässen max. 2 Bier oder 2 Gläser Wein.
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja, erstmalig Feb 21:
GGT 13
GOT 21
GPT 21
MCV 91,1
Nächster Termin Ende März, dann ca. alle 6 Wochen geplant in Absprache mit meinem Hausarzt.
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Führerscheinberatung beim VP zur Einordnung meiner Situation, ggf. nochmal Einzelstunden beim VP im Laufe der nächsten Monate
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: nein
MPU
Datum: geplant für Mai/Juni 2021
Welche Stelle (MPI): voraussichtlich TÜV-Nord
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Keine Auffälligkeiten im Straßenverkehr, Straftaten oder ähnliches,
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Die TF ist an einem Freitag im September 2020 gewesen. Ich arbeite freitags immer nur einen „halben Tag" bis ca. 13:00 und traf mich nachmittags ab ca. 15:00 mit 2 Freunden, die ich aufgrund der Pandemie lange nicht gesehen hatte, bei mir zuhause. Ein Freund hatte nach langer Zeit endlich seine Bachelor-Thesis fertiggestellt, der andere hatte kürzlich die Nachricht erhalten, bald Vater zu werden. Hierauf wollten wir gemeinsam anstoßen und haben dies auch getan. Gemeinsam saßen wir auf dem Balkon in der Sonne und tranken Bier. Einer der beiden Freunde hat dann vorgeschlagen, ein Amateurfußballspiel eines weiteren Freundes anzuschauen. Dort sind wir dann um ca. 16:00 auch gemeinsam mit dem Fahrrad hingefahren. Vor Betreten der Sportstätte tranken wir ein alkoholisches Mixgetränk. Da wir uns in der Anpfiffzeit vertan hatten und das Spiel erst um 18:00 begann, genossen wir das Wetter und verbrachten die Wartezeit bei ausgelassenen Gesprächen in der Sonne. Hierbei und auch während des Fußballspiels trank ich weiter Bier. Nach der ersten Halbzeit äußerte ich den Wunsch, nach Hause zu fahren, da das Spiel nicht wirklich gut anzusehen und ich hungrig war und die kulinarische Auswahl vor Ort begrenzt war.
Gemeinsam mit einem Freund (der dritte blieb beim Fußballspiel) fuhr ich mit dem Rad nach Hause. Auf dem Weg nach Hause habe ich dann die Kontrolle über mein Fahrrad verloren. Ich blieb, in Folge meiner durch Alkoholkonsum schon stark gestörten Wahrnehmung, am Seitenspiegel eines am Straßenrand stehendes KFZ hängen und stürzte über meinen Lenker. Ich fiel auf den Kopf und zog mir dadurch einen blutenden Cut über dem rechten Auge zu und war kurz nicht ansprechbar. Mein Freund wählte daraufhin den Notruf. Ein Krankenwagen sowie eine Polizeistreife waren schnell vor Ort und ich wurde erstversorgt sowie musste aufgrund meiner Alkoholisierung „pusten“. Es wurde ein Atemalkoholgehalt von 2,2 ‰ festgestellt. Mein Freund brachte mein Fahrrad nach Hause, während ich mit auf die Wache genommen wurde. Dort angenommen wartete ich bis letztlich der Arzt vor Ort war und mir um 21:20 die Blutprobe entnahm. Danach wurde ich entlassen, vor der Wache warteten bereits meine Freundin, mein bester Freund und dessen Freundin um mich abzuholen und nach Hause zu bringen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Anmerkung: Ich bin mir hier nicht ganz sicher bezüglich der Anzahl der Biere, es können gefühlt auch 1-2 zusätzliche gewesen sein, daher wäre ich für eine Überprüfung durch einen Profi dankbar.
3 Bier (5%) x 0,33L zuhause von 15:00-16:00
1 Mixgetränk Vodka-Energy (10%) x 0,33L ca. 16:15
4 Bier (5%) x 0,33L 16:30-18:45
Insgesamt entspricht dies einer Menge reinen Alkohols von ca. 120g.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Die Gesamtstrecke von der Sportstätte bis nach Hause beträgt ca. 4,5km, mein Sturz erfolgte nach ca. 4km Strecke, ich war also fast zuhause angekommen.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ich habe in dem Moment nicht darüber nachgedacht, sondern bin auf mein Fahrrad gestiegen, da ich mich in dem Moment gut fühlte.
In der Nachbetrachtung bin ich bereits so stark alkoholisiert gewesen, dass ich definitiv nicht fahrtüchtig war. Durch die Alkoholwirkung hatte bereits ein starker Tunnelblick und verminderte Tiefenschärfe eingesetzt, was letztendlich auch zum Unfall gefühlt hat. Auch bin ich sicherlich bereits in einem Zustand gewesen, in dem ich mich selber durch den Alkohol überschätzt habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe die Fahrt mit dem Rad nicht aktiv vermeiden wollen, da mir meine starke Alkoholisierung in dem Moment nicht bewusst war. Mit dem heutigen Wissen über Alkoholgehalt, Aufbau und Wirkung hätte ich meine Fahrtüchtigkeit besser beurteilen können.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin in der Vergangenheit nicht mit Alkohol im Straßenverkehr aufgefallen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich bin in meinem Leben nie unter Alkoholeinfluss ein KFZ gefahren, da für mich für das Autofahren immer eine persönliche 0,0 ‰ Promillegrenze galt. Auch mit Restalkohol habe ich mich nicht ins Auto gesetzt, ich bin am „Tag danach“ einfach nicht gefahren, da ich Alkohol für gewöhnlich nur freitags/samstags konsumiert habe. Die Kombination Alkohol und Auto war für mich immer ein tabu.
Mit dem Fahrrad ist dies jedoch ganz anders gewesen. Da alles über 0,0 ‰ als alkoholisiert gilt, kamen über die letzten Jahre sicherlich 20-30 Fahrten pro Jahr zusammen. Mit meinem jetzigen Wissensstand sind dort auch ca. 5 Fahrten/Jahr dabei gewesen, die über der zulässigen Höchstgrenze zur Straftat von 1,6 ‰ gelegen haben oder sehr nah dran waren. Ich war dabei jedoch bisher weder polizeilich aufgefallen, noch mit dem Fahrrad gestürzt oder hatte Ausfallerscheinungen.
Dies zeigt mir einerseits , dass ich in der Vergangenheit großes Glück gehabt habe, nicht aufgefallen und unfallfrei geblieben zu sein, da nur ein kleiner Teil aller Fahrten unter Alkoholeinfluss auffällt.
Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass ich meine Teilnahme am Straßenverkehr mit dem Fahrrad unter Alkoholeinfluss gänzlich falsch eingeschätzt bzw. mich überschätzt habe. Die Grenze von 1,6‰ war mir grob bekannt, mir war jedoch nicht bewusst, wie schnell sich der Alkohol bei mir im Körper aufbaut und dass ich mich bei einigen Fahrten über der 1,6‰ Grenze befand. Zur Beibehaltung dieser falschen Einschätzung hat sicherlich der Fakt beigetragen, dass die Fahrten immer unfallfrei passiert sind.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt kann ich nicht exakt benennen, kann mich jedoch an Momente in meiner Kindheit erinnern, in denen meine Eltern zu besonderen Anlässen wie z.B. einem Restaurantbesuch oder einer Geburtstagsfeier Bier getrunken haben.
Das erste Mal selber Alkohol getrunken habe ich mit 15 Jahren mit Schulfreunden im Rahmen einer Phase des Ausprobierens.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In meiner Jugend habe ich nicht regelmäßig getrunken, dies beschränkte sich auf eine Phase des Ausprobierens und dann in unregelmäßigen Abständen auf z.B. Geburtstagsfeiern. Ansonsten lagen meine Interessen in dieser Zeit eher im Bereich der elektronischen Unterhaltung am PC.
Nach dem Abitur 2010 und einem „freien Jahr“ begann ich im Jahr 2011 Ausbildung und Studium. Rückblickend merke ich, dass ab diesem Zeitpunkt die Trinkanlässe am Wochenende angestiegen sind, meist nach z.B. Klausurenphasen oder auf WG-Parties oder beim Discobesuch. Eine Regelmäßigkeit gab es nicht, jedoch war dies bereits öfters als noch zu meiner Schulzeit.
Nach Abschluss des Studiums und Einstieg ins Berufsleben 2014 blieb dies vorerst unverändert. Ab 2016 erfolgte der Aufstieg in eine höhere berufliche Position, jedoch erfolgte auch der Alkoholkonsum am Wochenende mit steigender Häufigkeit, schätzungsweise an 2 Wochenenden im Monat in erhöhten Mengen.
Während meiner weiteren beruflichen Laufbahn steigerte sich dieser Konsum an den Wochenenden weiterhin auf bis zu 3-4 Wochenenden im Monat, in Freizeitsituationen, also beim Treffen mit Freunden, beim Ausgehen oder auf Parties. Der Alkoholkonsum fand weiterhin nahezu ausschließlich an Wochenenden statt, da ich unter der Woche immer ambitioniert gearbeitet habe.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Sorten
Getrunken habe ich meistens Bier (Pils) oder Weißwein, welchen ich gerne auch als Schorle mit Mineralwasser gemischt getrunken habe. Zu besonderen Anlässen (Anstoßen auf Geburtstagen o.ä.) auch einmal Sekt oder nach dem Essengehen den klassischen „Verteiler“, jedoch sind dies nicht die regulären Getränke meiner Wahl gewesen. Anderes Hochprozentiges habe ich ansonsten eher selten getrunken und war nie Teil meines gezielten Einkaufs, sondern wurde eher unregelmäßig dann konsumiert, wenn Freunde dies angeboten hatten oder um zu probieren.
Menge
Die Menge der konsumierten Betrachtung ist in der Rückbetrachtung im Laufe der Jahres stark angestiegen.
So trank ich zu Beginn meines Studiums an einem Abend im Schnitt ca. 6 Bier oder eine Flasche Wein. In längeren Nächten (z.B. beim Discobesuch) sind dann in der Disco noch 2-3 Bier dazugekommen. Dies entspricht einer Menge von ca. 80g-120g reinem Alkohol über den Verlauf eines typischen Abends.
Mit der Zeit erfolgte dann eine schrittweise Steigerung der Mengen, welche, wie mir rückblickend bewusst geworden ist, mit einer gestiegenen Toleranz/einem Gewöhnungseffekt einhergegangen ist. Dieser Prozess erfolgte schleichend und nicht abrupt, führte jedoch dazu, dass sich meine Trinkmengen bis zum Zeitpunkt der Trunkenheitsfahrt im Jahr 2020 nahezu verdoppelt hatten. Es ist vorgekommen, dass ich über einen Abend bis zu 12 Bier oder 2 Flaschen Wein konsumierte. Da ich gleichzeitig in diesem Zeitraum ca. 10 kg an Körpergewicht verlor, beurteile ich den Anstieg der Trinkmengen aus heutiger Sicht umso kritischer.
Häufigkeit
Auch die Häufigkeit ist im Zeitraum 2016 bis 2020 deutlich angestiegen. Während es in meiner Studienzeit und davor keine Regelmäßigkeit gegeben hat, hat sich diese danach definitiv eingestellt.
Zum Start ins Berufsleben lag diese, wie bereits erwähnt, bei ca. 2 Wochenenden im Monat, steigerte sich jedoch im Laufe der Jahre auf 3-4 Wochenenden im Monat. Die Situationen sind dabei überwiegend gleich geblieben. Der Konsum erfolgte im Rahmen geselliger sozialer Anlässe mit Freunden, bei Parties oder Sit-Ins, zu Disco-, Stadion- oder Konzertbesuchen.
Im Jahr 2020 ist die Häufigkeit dann, insbesondere ab Sommerbeginn nochmals angestiegen. Die Zeit im Lockdown sowie der Wegfall vieler Freizeitaktivitäten (wie z.B. Reisen) führte dazu, dass ich mich dann noch häufiger in die Situationen begeben habe, in denen ich Alkohol konsumiert habe. So habe ich im Sommer 2020 im Prinzip nahezu jedes Wochenende Alkohol konsumiert.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Generell habe ich Alkohol immer in geselligen Situationen mit anderen Menschen konsumiert, größtenteils beim Feiern, beim gemeinsamen Kochen oder Ausgehen.
Getrunken habe ich dann gemeinsam mit Freunden auf Parties, bei Sit-Ins oder beim Besuch von Veranstaltungen. Der Konsum im familiären Bereich hat hingegen immer in einem sehr beschränkten Umfang stattgefunden.
Die Orte, an denen ich getrunken habe waren somit abhängig von der Situation. Dies kann Zuhause (bei Freunden oder bei mir) gewesen sein, gemeinsam im Park oder aber auch in Bars, Discotheken oder Eventlocations (z.B. im Fußballstadion).
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe Alkohol überwiegend aus sozialen Motiven heraus konsumiert. Die mit dem Konsum von Alkohol einhergehende Gelöstheit und Lockerheit in sozialen Begebenheiten habe ich als angenehm wahrgenommen. Dies führte oftmals zu offeneren und anregenderen Gesprächen und Diskussionen mit meinen Freunden und Bekannten, die Gesprächsführung ist mir deutlich leichter gefallen und ich bin mehr aus mir herausgekommen. Für gewöhnlich hat dann auch der Gedanke, dass ich mir zum Beispiel nach besonders anstrengenden Phasen der Arbeit oder einer erfolgreich erbrachten Leistung etwas gönnen wollte und die o.g. Situationen und Effekte auch als eine Art Belohnung für mich selbst wahrgenommen habe.
Die dahinterstehenden Inneren Motive waren für mich zunächst nicht wirklich klar. Da ich immer „nur“ an Wochenenden und niemals alleine sondern mit Freunden Alkohol konsumiert hatte, war das erste mir in den Sinn kommende Motiv immer der „Spaß“.
Bei der weiteren Erarbeitung des Themas bin ich jedoch immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass der von mir gelebte exzessive Konsum insbesondere am Wochenende eine Art der Kompensation des engagierten Arbeitens unter der Woche aufgrund eines hohen Leistungsanspruchs an mich selber gewesen ist.
Den Leistungsanspruch an mich selber sehe ich in der Art und Weise begründet, wie ich an meine aktuelle berufliche Position gelangt bin. Zu Schulzeiten bin ich immer eher durchschnittlich bis gut gewesen, mit einem Abitur von 2,3 jedoch nirgendwo überragend. Über Beziehungen meines Vaters bin ich dann an einen begehrten Platz für ein Duales Studium gekommen. Danach hat es sozusagen „Klick“ gemacht bezüglich meiner Motivation und ich habe eine Pflicht zum Engagement gespürt. Da ich mich anders als viele sicher besser qualifizierte andere nicht für den Platz beworben hatte, habe ich immer das Gefühl gehabt besonders viel leisten zu müssen. Im Studium bin ich ich daher immer extrem engagiert gewesen und habe das Studium mit 1,3 sowie die Ausbildung mit 1,0 absolviert. Gleichzeitig stieg bereits zu dieser Zeit die Häufigkeit des Alkoholkonsums in Freizeitsituationen im Vergleich zur Jugend/Schulzeit an, wenn gleich es noch keine Regelmäßigkeit gab.
Nachdem ich mit abgeschlossenem Studium ca. 2 Jahre als Assistenz in meinem Bereich gearbeitet hatte, bot sich Anfang 2016 die Chance für mich in die nächste Hierarchiestufe aufzurücken, da mein ehemaliger Vorgesetzter das Unternehmen verlassen musste. Dieser Aufstieg erfolgte deutlich früher als im Unternehmen normalerweise üblich. Ich war zwar objektiv betrachtet nicht durch Glück in die neue Position gekommen, sondern hatte mich durch gute Leistungen in den Jahren zuvor dafür empfohlen, es blieb jedoch auch das Gefühl, einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. So steigerte sich seit 2016 einerseits mein berufliches Engagement weiter und ich war auch immer mehr zeitlich eingebunden. Oftmals war ich unter der Woche zeitlich so stark eingebunden, dass ich abends kaum Freizeit hatte und bis auf Arbeit, Haushaltsführung, Kochen und hin und wieder Sport für kaum etwas Zeit gehabt habe.
Mein Beruf hat mir zu fast jedem Zeitpunkt Spaß gemacht (natürlich hat es auch vereinzelt Tage gegeben, an denen es nicht so war) und ich kann mir gut vorstellen, diesen bis an mein Karriereende so weiter zuführen, stelle jedoch weiterhin hohe Ansprüche an mich selber, mit denen besser umzugehen ich derzeit lerne und noch weiter lernen muss.
In der Kombination der o.g. Motive sehe ich die Gründe für meinen bisherigen Alkoholkonsum und vor allem die Steigerung in Häufigkeit und Menge im Zeitraum 2016 bis 2020.
Durch den hohen Leistungsanspruch an mich selbst und die starke zeitliche und gedankliche Einbindung unter der Woche habe ich an Wochenenden oft das Gefühl gehabt, mir etwas gönnen zu können und verpasste Freizeit möglichst intensiv nachholen zu müssen. So entstand ein großer Kontrast zwischen meiner Lebensführung unter der Woche (Arbeit) und am Wochenende (Freizeit, Spaß, Soziales). Durch die positiven erlebten Effekte von Alkoholkonsum im Rahmen sozialer Zusammenkünftige erfolgte hier durchaus eine Ritualisierung des Konsums an Freitagen, um den „Schalter umzulegen“ und in das Freizeitleben am Wochenende reinzukommen.
Durch die unzureichende Reflexion meines Trinkverhaltens einerseits und meines Arbeitsverhaltens andererseits erfolgte mit zunehmendem beruflichen Engagement eine exzessivere Auslebung meiner Freizeit in Form steigenden Alkoholkonsums. Die gestiegenen Konsummengen manifestierten sich natürlich auch in einer gestiegenen Toleranz gegenüber Alkohol, was letztendlich mit der TF im vergangenen Jahr den Höhepunkt erreichte.
nach einer Trunkenheitsfahrt mit dem Fahrrad im Herbst letzten Jahres bin ich auf das Forum gestoßen, war seitdem aber immer eher stiller Mitlesen. Erstmal möchte ich mich hiermit für den Input in allen Bereichen bedanken, ist wirklich top was ihr kostenlos zur Verfügung stellt und eine große Hilfe.
Ich habe inzwischen das Thema für mich größtenteils selbst aufgearbeitet. Nach einem Erstberatungsgespräch mit einem VP hat man mir die Teilnahme an einem Kurs empfohlen. Aus dem Beratungsgespräch direkt mit einer vorausgefüllten Anmeldung für einen Kurs mit Kosten im vierstelligen Bereich zu gehen hat sich zum damaligen Zeitpunkt für mich nicht richtig angefühlt und hatte, wie man so schön sagt, "ein Geschmäckle"... Inzwischen habe ich mich viel mit dem Thema und mir selbst beschäftig, plane jedoch in Kürze noch einmal eine Beratung bei einem anderen VP in Anspruch zu nehmen und ggf. einige Einzeltermine zur weiteren Aufarbeitung zu nutzen.
Die FE habe ich aktuell "freiwillig" abgegeben, da die erste Frist der FEB für mich aufgrund der zeitlichen Nähe (4 Monate) zur TF wohl zwangsweise zu einem Negativergebnis geführt hätte.
Zunächst freue ich mich jedoch über externe Einschätzungen hier im Forum und danke vorab! Es ist in Teilen doch schon arg lang geworden, ich hoffe ich antworte nicht zu ausschweifend auf den Fragebogen.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 173
Gewicht: 60 kg (zum Zeitpunkt der TF ca. 63 kg)
Alter: 30 (zum Zeitpunkt der TF 29)
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Mitte September 2020
BAK: 2,05 ‰
Trinkbeginn: 15:00
Trinkende: 18:50
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Verfahren gegen Geldauflage eingestellt
Dauer der Sperrfrist: keine Sperrfrist
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: Ja, Anfang Februar
Hab ich neu beantragt: Antragstellung Mitte April geplant
Habe noch keinen gemacht: -
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Ist zu erwarten, dass der Untersuchte zukünftig ein Fahrzeug oder ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Fahrerlaubnisklassen B, L, M, S in Frage stellen?
Bundesland: S-H
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Zu monatlich 1-2 besonderen, im Rahmen des kT geplanten, Anlässen max. 2 Bier oder 2 Gläser Wein.
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja, erstmalig Feb 21:
GGT 13
GOT 21
GPT 21
MCV 91,1
Nächster Termin Ende März, dann ca. alle 6 Wochen geplant in Absprache mit meinem Hausarzt.
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Führerscheinberatung beim VP zur Einordnung meiner Situation, ggf. nochmal Einzelstunden beim VP im Laufe der nächsten Monate
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: nein
MPU
Datum: geplant für Mai/Juni 2021
Welche Stelle (MPI): voraussichtlich TÜV-Nord
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Keine Auffälligkeiten im Straßenverkehr, Straftaten oder ähnliches,
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Die TF ist an einem Freitag im September 2020 gewesen. Ich arbeite freitags immer nur einen „halben Tag" bis ca. 13:00 und traf mich nachmittags ab ca. 15:00 mit 2 Freunden, die ich aufgrund der Pandemie lange nicht gesehen hatte, bei mir zuhause. Ein Freund hatte nach langer Zeit endlich seine Bachelor-Thesis fertiggestellt, der andere hatte kürzlich die Nachricht erhalten, bald Vater zu werden. Hierauf wollten wir gemeinsam anstoßen und haben dies auch getan. Gemeinsam saßen wir auf dem Balkon in der Sonne und tranken Bier. Einer der beiden Freunde hat dann vorgeschlagen, ein Amateurfußballspiel eines weiteren Freundes anzuschauen. Dort sind wir dann um ca. 16:00 auch gemeinsam mit dem Fahrrad hingefahren. Vor Betreten der Sportstätte tranken wir ein alkoholisches Mixgetränk. Da wir uns in der Anpfiffzeit vertan hatten und das Spiel erst um 18:00 begann, genossen wir das Wetter und verbrachten die Wartezeit bei ausgelassenen Gesprächen in der Sonne. Hierbei und auch während des Fußballspiels trank ich weiter Bier. Nach der ersten Halbzeit äußerte ich den Wunsch, nach Hause zu fahren, da das Spiel nicht wirklich gut anzusehen und ich hungrig war und die kulinarische Auswahl vor Ort begrenzt war.
Gemeinsam mit einem Freund (der dritte blieb beim Fußballspiel) fuhr ich mit dem Rad nach Hause. Auf dem Weg nach Hause habe ich dann die Kontrolle über mein Fahrrad verloren. Ich blieb, in Folge meiner durch Alkoholkonsum schon stark gestörten Wahrnehmung, am Seitenspiegel eines am Straßenrand stehendes KFZ hängen und stürzte über meinen Lenker. Ich fiel auf den Kopf und zog mir dadurch einen blutenden Cut über dem rechten Auge zu und war kurz nicht ansprechbar. Mein Freund wählte daraufhin den Notruf. Ein Krankenwagen sowie eine Polizeistreife waren schnell vor Ort und ich wurde erstversorgt sowie musste aufgrund meiner Alkoholisierung „pusten“. Es wurde ein Atemalkoholgehalt von 2,2 ‰ festgestellt. Mein Freund brachte mein Fahrrad nach Hause, während ich mit auf die Wache genommen wurde. Dort angenommen wartete ich bis letztlich der Arzt vor Ort war und mir um 21:20 die Blutprobe entnahm. Danach wurde ich entlassen, vor der Wache warteten bereits meine Freundin, mein bester Freund und dessen Freundin um mich abzuholen und nach Hause zu bringen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Anmerkung: Ich bin mir hier nicht ganz sicher bezüglich der Anzahl der Biere, es können gefühlt auch 1-2 zusätzliche gewesen sein, daher wäre ich für eine Überprüfung durch einen Profi dankbar.
3 Bier (5%) x 0,33L zuhause von 15:00-16:00
1 Mixgetränk Vodka-Energy (10%) x 0,33L ca. 16:15
4 Bier (5%) x 0,33L 16:30-18:45
Insgesamt entspricht dies einer Menge reinen Alkohols von ca. 120g.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Die Gesamtstrecke von der Sportstätte bis nach Hause beträgt ca. 4,5km, mein Sturz erfolgte nach ca. 4km Strecke, ich war also fast zuhause angekommen.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ich habe in dem Moment nicht darüber nachgedacht, sondern bin auf mein Fahrrad gestiegen, da ich mich in dem Moment gut fühlte.
In der Nachbetrachtung bin ich bereits so stark alkoholisiert gewesen, dass ich definitiv nicht fahrtüchtig war. Durch die Alkoholwirkung hatte bereits ein starker Tunnelblick und verminderte Tiefenschärfe eingesetzt, was letztendlich auch zum Unfall gefühlt hat. Auch bin ich sicherlich bereits in einem Zustand gewesen, in dem ich mich selber durch den Alkohol überschätzt habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe die Fahrt mit dem Rad nicht aktiv vermeiden wollen, da mir meine starke Alkoholisierung in dem Moment nicht bewusst war. Mit dem heutigen Wissen über Alkoholgehalt, Aufbau und Wirkung hätte ich meine Fahrtüchtigkeit besser beurteilen können.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin in der Vergangenheit nicht mit Alkohol im Straßenverkehr aufgefallen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich bin in meinem Leben nie unter Alkoholeinfluss ein KFZ gefahren, da für mich für das Autofahren immer eine persönliche 0,0 ‰ Promillegrenze galt. Auch mit Restalkohol habe ich mich nicht ins Auto gesetzt, ich bin am „Tag danach“ einfach nicht gefahren, da ich Alkohol für gewöhnlich nur freitags/samstags konsumiert habe. Die Kombination Alkohol und Auto war für mich immer ein tabu.
Mit dem Fahrrad ist dies jedoch ganz anders gewesen. Da alles über 0,0 ‰ als alkoholisiert gilt, kamen über die letzten Jahre sicherlich 20-30 Fahrten pro Jahr zusammen. Mit meinem jetzigen Wissensstand sind dort auch ca. 5 Fahrten/Jahr dabei gewesen, die über der zulässigen Höchstgrenze zur Straftat von 1,6 ‰ gelegen haben oder sehr nah dran waren. Ich war dabei jedoch bisher weder polizeilich aufgefallen, noch mit dem Fahrrad gestürzt oder hatte Ausfallerscheinungen.
Dies zeigt mir einerseits , dass ich in der Vergangenheit großes Glück gehabt habe, nicht aufgefallen und unfallfrei geblieben zu sein, da nur ein kleiner Teil aller Fahrten unter Alkoholeinfluss auffällt.
Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass ich meine Teilnahme am Straßenverkehr mit dem Fahrrad unter Alkoholeinfluss gänzlich falsch eingeschätzt bzw. mich überschätzt habe. Die Grenze von 1,6‰ war mir grob bekannt, mir war jedoch nicht bewusst, wie schnell sich der Alkohol bei mir im Körper aufbaut und dass ich mich bei einigen Fahrten über der 1,6‰ Grenze befand. Zur Beibehaltung dieser falschen Einschätzung hat sicherlich der Fakt beigetragen, dass die Fahrten immer unfallfrei passiert sind.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt kann ich nicht exakt benennen, kann mich jedoch an Momente in meiner Kindheit erinnern, in denen meine Eltern zu besonderen Anlässen wie z.B. einem Restaurantbesuch oder einer Geburtstagsfeier Bier getrunken haben.
Das erste Mal selber Alkohol getrunken habe ich mit 15 Jahren mit Schulfreunden im Rahmen einer Phase des Ausprobierens.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In meiner Jugend habe ich nicht regelmäßig getrunken, dies beschränkte sich auf eine Phase des Ausprobierens und dann in unregelmäßigen Abständen auf z.B. Geburtstagsfeiern. Ansonsten lagen meine Interessen in dieser Zeit eher im Bereich der elektronischen Unterhaltung am PC.
Nach dem Abitur 2010 und einem „freien Jahr“ begann ich im Jahr 2011 Ausbildung und Studium. Rückblickend merke ich, dass ab diesem Zeitpunkt die Trinkanlässe am Wochenende angestiegen sind, meist nach z.B. Klausurenphasen oder auf WG-Parties oder beim Discobesuch. Eine Regelmäßigkeit gab es nicht, jedoch war dies bereits öfters als noch zu meiner Schulzeit.
Nach Abschluss des Studiums und Einstieg ins Berufsleben 2014 blieb dies vorerst unverändert. Ab 2016 erfolgte der Aufstieg in eine höhere berufliche Position, jedoch erfolgte auch der Alkoholkonsum am Wochenende mit steigender Häufigkeit, schätzungsweise an 2 Wochenenden im Monat in erhöhten Mengen.
Während meiner weiteren beruflichen Laufbahn steigerte sich dieser Konsum an den Wochenenden weiterhin auf bis zu 3-4 Wochenenden im Monat, in Freizeitsituationen, also beim Treffen mit Freunden, beim Ausgehen oder auf Parties. Der Alkoholkonsum fand weiterhin nahezu ausschließlich an Wochenenden statt, da ich unter der Woche immer ambitioniert gearbeitet habe.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Sorten
Getrunken habe ich meistens Bier (Pils) oder Weißwein, welchen ich gerne auch als Schorle mit Mineralwasser gemischt getrunken habe. Zu besonderen Anlässen (Anstoßen auf Geburtstagen o.ä.) auch einmal Sekt oder nach dem Essengehen den klassischen „Verteiler“, jedoch sind dies nicht die regulären Getränke meiner Wahl gewesen. Anderes Hochprozentiges habe ich ansonsten eher selten getrunken und war nie Teil meines gezielten Einkaufs, sondern wurde eher unregelmäßig dann konsumiert, wenn Freunde dies angeboten hatten oder um zu probieren.
Menge
Die Menge der konsumierten Betrachtung ist in der Rückbetrachtung im Laufe der Jahres stark angestiegen.
So trank ich zu Beginn meines Studiums an einem Abend im Schnitt ca. 6 Bier oder eine Flasche Wein. In längeren Nächten (z.B. beim Discobesuch) sind dann in der Disco noch 2-3 Bier dazugekommen. Dies entspricht einer Menge von ca. 80g-120g reinem Alkohol über den Verlauf eines typischen Abends.
Mit der Zeit erfolgte dann eine schrittweise Steigerung der Mengen, welche, wie mir rückblickend bewusst geworden ist, mit einer gestiegenen Toleranz/einem Gewöhnungseffekt einhergegangen ist. Dieser Prozess erfolgte schleichend und nicht abrupt, führte jedoch dazu, dass sich meine Trinkmengen bis zum Zeitpunkt der Trunkenheitsfahrt im Jahr 2020 nahezu verdoppelt hatten. Es ist vorgekommen, dass ich über einen Abend bis zu 12 Bier oder 2 Flaschen Wein konsumierte. Da ich gleichzeitig in diesem Zeitraum ca. 10 kg an Körpergewicht verlor, beurteile ich den Anstieg der Trinkmengen aus heutiger Sicht umso kritischer.
Häufigkeit
Auch die Häufigkeit ist im Zeitraum 2016 bis 2020 deutlich angestiegen. Während es in meiner Studienzeit und davor keine Regelmäßigkeit gegeben hat, hat sich diese danach definitiv eingestellt.
Zum Start ins Berufsleben lag diese, wie bereits erwähnt, bei ca. 2 Wochenenden im Monat, steigerte sich jedoch im Laufe der Jahre auf 3-4 Wochenenden im Monat. Die Situationen sind dabei überwiegend gleich geblieben. Der Konsum erfolgte im Rahmen geselliger sozialer Anlässe mit Freunden, bei Parties oder Sit-Ins, zu Disco-, Stadion- oder Konzertbesuchen.
Im Jahr 2020 ist die Häufigkeit dann, insbesondere ab Sommerbeginn nochmals angestiegen. Die Zeit im Lockdown sowie der Wegfall vieler Freizeitaktivitäten (wie z.B. Reisen) führte dazu, dass ich mich dann noch häufiger in die Situationen begeben habe, in denen ich Alkohol konsumiert habe. So habe ich im Sommer 2020 im Prinzip nahezu jedes Wochenende Alkohol konsumiert.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Generell habe ich Alkohol immer in geselligen Situationen mit anderen Menschen konsumiert, größtenteils beim Feiern, beim gemeinsamen Kochen oder Ausgehen.
Getrunken habe ich dann gemeinsam mit Freunden auf Parties, bei Sit-Ins oder beim Besuch von Veranstaltungen. Der Konsum im familiären Bereich hat hingegen immer in einem sehr beschränkten Umfang stattgefunden.
Die Orte, an denen ich getrunken habe waren somit abhängig von der Situation. Dies kann Zuhause (bei Freunden oder bei mir) gewesen sein, gemeinsam im Park oder aber auch in Bars, Discotheken oder Eventlocations (z.B. im Fußballstadion).
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe Alkohol überwiegend aus sozialen Motiven heraus konsumiert. Die mit dem Konsum von Alkohol einhergehende Gelöstheit und Lockerheit in sozialen Begebenheiten habe ich als angenehm wahrgenommen. Dies führte oftmals zu offeneren und anregenderen Gesprächen und Diskussionen mit meinen Freunden und Bekannten, die Gesprächsführung ist mir deutlich leichter gefallen und ich bin mehr aus mir herausgekommen. Für gewöhnlich hat dann auch der Gedanke, dass ich mir zum Beispiel nach besonders anstrengenden Phasen der Arbeit oder einer erfolgreich erbrachten Leistung etwas gönnen wollte und die o.g. Situationen und Effekte auch als eine Art Belohnung für mich selbst wahrgenommen habe.
Die dahinterstehenden Inneren Motive waren für mich zunächst nicht wirklich klar. Da ich immer „nur“ an Wochenenden und niemals alleine sondern mit Freunden Alkohol konsumiert hatte, war das erste mir in den Sinn kommende Motiv immer der „Spaß“.
Bei der weiteren Erarbeitung des Themas bin ich jedoch immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass der von mir gelebte exzessive Konsum insbesondere am Wochenende eine Art der Kompensation des engagierten Arbeitens unter der Woche aufgrund eines hohen Leistungsanspruchs an mich selber gewesen ist.
Den Leistungsanspruch an mich selber sehe ich in der Art und Weise begründet, wie ich an meine aktuelle berufliche Position gelangt bin. Zu Schulzeiten bin ich immer eher durchschnittlich bis gut gewesen, mit einem Abitur von 2,3 jedoch nirgendwo überragend. Über Beziehungen meines Vaters bin ich dann an einen begehrten Platz für ein Duales Studium gekommen. Danach hat es sozusagen „Klick“ gemacht bezüglich meiner Motivation und ich habe eine Pflicht zum Engagement gespürt. Da ich mich anders als viele sicher besser qualifizierte andere nicht für den Platz beworben hatte, habe ich immer das Gefühl gehabt besonders viel leisten zu müssen. Im Studium bin ich ich daher immer extrem engagiert gewesen und habe das Studium mit 1,3 sowie die Ausbildung mit 1,0 absolviert. Gleichzeitig stieg bereits zu dieser Zeit die Häufigkeit des Alkoholkonsums in Freizeitsituationen im Vergleich zur Jugend/Schulzeit an, wenn gleich es noch keine Regelmäßigkeit gab.
Nachdem ich mit abgeschlossenem Studium ca. 2 Jahre als Assistenz in meinem Bereich gearbeitet hatte, bot sich Anfang 2016 die Chance für mich in die nächste Hierarchiestufe aufzurücken, da mein ehemaliger Vorgesetzter das Unternehmen verlassen musste. Dieser Aufstieg erfolgte deutlich früher als im Unternehmen normalerweise üblich. Ich war zwar objektiv betrachtet nicht durch Glück in die neue Position gekommen, sondern hatte mich durch gute Leistungen in den Jahren zuvor dafür empfohlen, es blieb jedoch auch das Gefühl, einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. So steigerte sich seit 2016 einerseits mein berufliches Engagement weiter und ich war auch immer mehr zeitlich eingebunden. Oftmals war ich unter der Woche zeitlich so stark eingebunden, dass ich abends kaum Freizeit hatte und bis auf Arbeit, Haushaltsführung, Kochen und hin und wieder Sport für kaum etwas Zeit gehabt habe.
Mein Beruf hat mir zu fast jedem Zeitpunkt Spaß gemacht (natürlich hat es auch vereinzelt Tage gegeben, an denen es nicht so war) und ich kann mir gut vorstellen, diesen bis an mein Karriereende so weiter zuführen, stelle jedoch weiterhin hohe Ansprüche an mich selber, mit denen besser umzugehen ich derzeit lerne und noch weiter lernen muss.
In der Kombination der o.g. Motive sehe ich die Gründe für meinen bisherigen Alkoholkonsum und vor allem die Steigerung in Häufigkeit und Menge im Zeitraum 2016 bis 2020.
Durch den hohen Leistungsanspruch an mich selbst und die starke zeitliche und gedankliche Einbindung unter der Woche habe ich an Wochenenden oft das Gefühl gehabt, mir etwas gönnen zu können und verpasste Freizeit möglichst intensiv nachholen zu müssen. So entstand ein großer Kontrast zwischen meiner Lebensführung unter der Woche (Arbeit) und am Wochenende (Freizeit, Spaß, Soziales). Durch die positiven erlebten Effekte von Alkoholkonsum im Rahmen sozialer Zusammenkünftige erfolgte hier durchaus eine Ritualisierung des Konsums an Freitagen, um den „Schalter umzulegen“ und in das Freizeitleben am Wochenende reinzukommen.
Durch die unzureichende Reflexion meines Trinkverhaltens einerseits und meines Arbeitsverhaltens andererseits erfolgte mit zunehmendem beruflichen Engagement eine exzessivere Auslebung meiner Freizeit in Form steigenden Alkoholkonsums. Die gestiegenen Konsummengen manifestierten sich natürlich auch in einer gestiegenen Toleranz gegenüber Alkohol, was letztendlich mit der TF im vergangenen Jahr den Höhepunkt erreichte.