TF+Unfall+Flucht mit 1,15-2,28 Promille

So, lieber Thor, viel habe ich hier nicht zu „meckern“:smiley22:
Es sind zum großen Teil nur Anmerkungen oder Rückfragen.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Im Jahr 2019 bin ich von meinem ursprünglichen Wohnort in der Stadt ca. 10km weggezogen und musste somit, wenn ich mich in den darauffolgenden Jahren mit Freunden traf, auf Feiern ging usw. immer vorher fragen, wie ich dorthin gelange. Auch erweiterte sich aufgrund einer neuen Arbeitsstelle mein Bekanntenkreis, von denen alle sehr zerstreut wohnten. Da ich mit dem Bus teilweise bis zu einer Stunde in die Stadt brauche, habe ich aus Bequemlichkeit meistens das Auto genommen und bin dann auch regelmäßig mit 2 bis 4 Bier auch wieder nach Hause gefahren. Ich schätze, dass dies schon über die Jahre die 50-80 Fahrten überschritten hat. Es war somit ein erlerntes Verhalten, in meinem Kopf enstand die Verknüpfung "bis jetzt ist nie etwas unter Alkoholeinfluss passiert, ich wurde noch nie angehalten, warum soll ausgerechnet jetzt was passieren? Ich bin bis jetzt noch immer unbeschadet nach Hause gekommen!" Gerade bei Fahrten mit noch höherer Alkoholisierung, was vorher auch schon geschehen ist, kann ich sagen hatte ich lediglich Glück, dass nichts passiert ist.
An dem Tag meines Deliktes kam es somit insbesondere aus diesem erlernten Verhalten zum Fahrtantritt unter Alkoholeinfluss.
Können es nicht eher z.B. 150-180 Fahrten gewesen sein ?
Fahrten unter Restalkohol ? Fahrradfahrten ?
Der GA geht von der Statistik aus, dass nur eine von 300 Fahrten entdeckt wird…
Also lieber mehr angeben :smiley22:

Zum erlernten Verhalten:
Zum einen richtig.
Zum anderen ist es aber doch so, dass ab einer bestimmten Promillegrenze sich die Vernunft / das rationale Denken aussachaltet…?
Es gibt den wunderbaren Spruch: „Nüchtern wäre ich nie besoffen gefahren !“

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ja ich trinke seit meinem 16 Lebensjahr regelmäßig Alkohol, jedoch seitdem nahezu ausschließlich am Wochenende (Ausnahmen zB. Weihnachtsfeier die auf einen Wochentag fällt.) und immer auswärts. Ich trinke zu Hause schon immer keinen Alkohol und insbesondere nicht alleine. Ab meinem 18. Lebensjahr hat sich meine Alkoholmenge im Bezug zu den Jahren davor gesteigert. Ab dieser Zeit suchte ich an den Wochenenden vermehrt Kneipen und Diskotheken auf. Der Konsum blieb jedoch bis zum Jahr 2012 stabil, bis ich dort aufgrund einer Trennung insgesamt vier Monate lang wesentlich mehr Alkohol zu mir nahm. Danach stabilisierte sich der Konsum aufgrund einer neuen Beziehung wieder auf das vorherige Niveau und blieb zunächst bis zum 28. Lebensjahr stabil. Ab da begann ich mein neues Studium und arbeitete zudem an meiner neuen Arbeitsstelle. Dort steigerte sich mein Alkoholkonsum nochmal. Ab dem Sommer 2023 steigerte sich mein Konsum dann aufgrund mehrerer privater Umstände (Krebserkrankung Mutter, Personalnot auf der Arbeit, Pflichten als Vater für mein zweites Kind perfekt nachkommen zu wollen) wieder bis zu einem sehr hohen Niveau, direkt vor dem Unfall. Danach habe ich den Konsum zunächst freiwillig eingestellt und trinke Alkohol seit dem Jahr 2025 nur noch im risikoarmen Bereich.
Hast du in diesen 4 Monaten alleine Zuhause getrunken ?

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Ich wuchs als Einzelkind auf und meine Eltern lebten in einem Viertel der unteren Gesellschaftsschicht und hatten beide aufgrund problematischer Elternhäuser mit vielen Geschwistern den Traum, mir ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür zogen sie als ich ein Jahr alt war in einen neu gebauten Mehrfamilienkomplex, in dem überwiegend junge Familien wohnen sollten. Dort wuchs ich mit vielen anderen Spielkameraden auf und mir fehlte es auch nicht an materiellen Dingen. Um mich zu betreuen, blieb meine Mutter zunächst ganz zu Hause, ab dem Kindergartenalter ging sie einer geringfügigen Beschäftigung nach und war somit immer zu Hause, wenn ich es auch war. Mein Vater hingegen musste, um den Familienunterhalt zu sichern, ganztägig arbeiten gehen. Er war Abteilungsleiter im Einzelhandel und aufgrund der Arbeitszeiten meist nicht zu Hause, auch am Samstag nicht. Er kam meist müde und genervt am Ende des Tages nach Hause. Dies führte dazu, dass ich unendlich viel Zeit mit meiner Mama verbrachte, jedoch kaum Zeit mit meinem Vater. Er hatte zudem den Anspruch, dass zu Hause immer alles in Ordnung ist, damit, sobald er nach Hause kommt, nicht auch dort noch Stress auf ihn wartet. Aufgrund dessen wurden an mich bereits in jungen Jahren schon hohe Erwartungen gestellt, Benehmen und Hören Stand im Vordergrund, schlechtes Benehmen wurde hart und autoritär bestraft. Mein Vater geriet in solchen Fällen immer in großen Streit mit meiner Mutter, sie hielt mir dann immer bei und sagte ich bin noch ein Kind und auch Kinder machen Fehler. In meiner Kindheit wurde ich auch körperlich durch meinen Vater bestraft. Wenn mein Vater dann am Sonntag endlich frei hatte, wollte ich immer dessen Aufmerksamkeit, dann galt aber meist Ausruhen, ruhig sein und es lief oft Formel 1 auf dem Fernseher.

Im Laufe meiner Kindheit dachte ich vermehrt, ich sei nicht gut genug und nicht liebenswert. Ich versuchte Aufmerksamkeit von meinem Vater zu bekommen, die ich allerdings nicht erlangen konnte. Im Lauf meiner Schulzeit und insbesondere ab der 5. Klasse begann ich unendlich viel zu lernen und mir alles mögliche anzueignen. Ich hatte hierdurch sehr gute schulische Leistungen und war mehrfach hintereinander Klassenbester. Ich dachte, dass mein Vater so stolz auf mich sein werde. Lob bekam ich allerdings immer nur über meine Mutter, die dann sagte dein Vater ist stolz auf dich. Aus seinem Mund hörte ich dies nie.

Der Drang perfekt zu sein, zog sich so weiter durch mein bisheriges Leben, ich habe ein sehr gutes Abitur, zwei abgeschlossene Ausbildungen, sowie ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Der dadurch gewonnene Selbstwert hielt allerdings nie lange an, weshalb ich mich auch des Öfteren neu orientiert habe, um mir meinen Wert und mein Können zu beweisen.

Aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit durch meinen Vater begann ich früh, mir diese in anderweitiger Hinsicht zu holen. Mit 11 Jahren ging ich zur Jugendfeuerwehr, dann zur aktiven Wehr, arbeitete im Rettungsdienst, nachfolgend im Krankenhaus und auch jetzt arbeite ich in einem sehr verantwortungsvollen Bereich in dem man auf mein Funktionieren angewiesen ist. Früh dachte ich, wenn ich anderen Menschen helfe, erlange ich positive Aufmerksamkeit durch meine Umwelt und so war es auch. Ich kann nicht mehr zählen wie oft sich Menschen für mein Tun bei mir bedankt haben uns es fühlte sich immer großartig an, weshalb ich immer und immer mehr davon wollte. Teilweise arbeitete ich während dem Urlaub bei meiner Arbeitsstelle freiwillig woanders, um nicht untätig zu Hause rumzusitzen. Oft verausgabte ich mich hierdurch, insbesondere zu der Zeit, als ich meiner depressiven Freundin helfen wollte. Dass mir dies letztlich nicht gelang, warf mich zunächst in ein Loch, konnte ich doch so oft Menschen helfen, nur hier nicht.

Auch in der Zeit vor dem Unfall half ich auf der Arbeit aus, wo es nur ging. Mal fehlte hier jemand auf dem Dienstplan, mal dort, ich sprang so oft ein, dass ich über den Sommer fast 120 Überstunden generierte. Meine unmittelbaren Vorgesetzten huldigten mein Engagement. Und das war wieder meine erlangte Aufmerksamkeit.

Zudem erkrankte zu dieser Zeit meine Mutter schwer an Krebs, sodass mehrere Operationen und Chemotherapien über die kommenden Monate, bis hin zu meinem Unfall, anstanden. Auch hier stand ich ihr jederzeit zur Seite, ich kam ja aus dem medizinischen Bereich und wollte ihr somit bei allem helfen, um dies durchzustehen. Ich dachte umso mehr ich sie unterstütze, um so eher besiegen wir die Erkrankung.

Gleichzeitig war mein zweiter Sohn in diesem Jahr geboren. Nachdem die Beziehung zu der Kindesmutter meines ersten Sohnes in die Brüche ging und dieser mich nicht mehr täglich sah, hatte ich wieder meinen eigenen Vater vor Augen, mit dem ich auch nie viel Zeit hatte. Bei meinem zweiten Sohn wollte ich somit alles anders machen. Ich sorgte mich so gut um ihn, als wäre ich Vater und Mutter in einem, auch zu Hause wollte ich meiner Freundin nichts überlassen, um der perfekte Freund zu sein. Ich übernahm kochen, Haushalt, Garten, Einkaufen, ging Vollzeit im Schichtdienst arbeiten und war zu jeder dann noch freien Zeit bei meiner krebskranken Mutter. Für meine eigenen Bedürfnisse räumte ich mir bis zu meinem Unfall keine wirkliche Zeit ein, um mich mal auszuruhen.

Die einzige Zeit für mich hatte ich tatsächlich dann, wenn ich mit Freunden oder Arbeitskollegen unterwegs war, auf Geburtstagen o.ä. konnte ich an solchen Tagen dann mal abschalten, vergaß den Stress für ein paar Stunden und war mal nur für mich. Zudem vergaß ich die Verantwortung und Verpflichtungen für meinen Sohn, meine Mutter, meine Freundin und mein zuhause.
Wenn ich dann Alkohol trank verstärkte dies natürlich nochmal das positive Gefühl zu diesen Zeiten und das war auch der Grund für meine gesteigerte Trinkmenge.
Herausragend !
Überforderung aufgrund der Suche nach äußerer Anerkennung, weil der eigene Vater diese dir nicht gegeben hat.
Du wusstest, dass du gut bist, fühltest das aber nicht ( ratio vs. emotion ).
Klassisches „Helfersyndrom“.
Durch den Alkohol konntest du es aber auch fühlen.

Wie ist heute das Verhältnis zu deinem Vater ?
Wie geht es deiner Mutter ?
 
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Weder meine engsten Freunde, meine Partnerin, oder Familie, noch meine Arbeitskollegen haben mich je negativ auf meinen Alkoholkonsum angesprochen. Vermutlich deshalb, weil ich immer nur außerhalb an Wochenenden und nie zu Hause oder unter der Woche Alkohol konsumiert habe. Zudem kam es nie vor, dass ich meinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, oder meine Arbeitsleistung darunter litt.
Hier reicht ein einfaches „Nein“.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Tatsächlich Folgen durch den Alkohol hat es nicht gegeben, ich hatte keine gesundheitlichen Probleme und ich konnte zu jeder Zeit meine Verpflichtungen erfüllen und meinem Beruf nachkommen. Am Tag nach einem Trinkereignis war ich müde und der Tag war eher unproduktiv. Weitere Folgen blieben aus.
Weder soziale, familiäre noch berufliche Verpflichtungen vernachlässigt könntest du an dieser Stelle noch präzisieren.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher sah ich mich als absoluten Gesellschaftstrinker, der an Wochenenden Spaß mit seinen Freunden und Arbeitskollegen haben und eine gute Zeit genießen will. Ich dachte, dass ich meinen Alkoholkonsum zu jeder Zeit meines Lebens unter Kontrolle habe und erkannte auch insbesondere zu schlechten Zeiten z.B. nach der Trennung meiner Freundin 2012, oder der Zeit vor meinem Unfall nicht die Gefahren, die der Alkohol mit sich bringt und dass ein erhöhter Konsum auf lange Sicht auch Gesundheitsschäden hervorruft. Insbesondere aufgrund fehlender Hinweise aus dem sozialen Umfeld, als auch dem Umstand, dass ich meinen Verpflichtungen immer nachkommen konnte, schaffte ich mir selbst nicht das Bewusstsein über meinen problematischen Konsum. Rückwirkend betrachtet muss ich aus reflektierter Sicht sagen, dass ich ein Problem mit Alkohol entwickelt habe und meine Mengen sich aufgrund eines fehlenden Problembewusstseins wohl noch gesteigert hätten. Zudem habe ich meine inneren Trinkmotive nie ergründet und mich nie wirklich mit mir selbst als Person beschäftigt, wodurch mein Konsum auch durch äußere Einflüsse, wie erhöhten Stress, wohl noch länger so hoch gewesen wäre. Letztlich hätte mich dies schließlich höchstwahrscheinlich in einen Alkoholmissbrauch getrieben.
Nur als Ergänzung:
Du warst gefährdet ( A3 Alkoholgefährdung )

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ich habe mir im Rahmen meiner verkehrspsychologischen Therapie einen risikoarmen Konsum angeeignet, welchen ich nach mir selbst erarbeiteten Regeln nun seit fast einem Jahr so durchführe. Ich trinke lediglich noch zu besonderen Anlässen wie z.B. Geburtstagen, Hochzeiten, oder besonderen Anlässen im Bezug zur Arbeitsstelle. Ein Trinkanlass findet höchstens einmal im Monat statt und ist vorher geplant. Zu diesem Anlass trinke ich 2 Bier à 0,33l. Andere Getränke, insbesondere Spirituosen, trinke ich garnicht mehr.
Hast du die genaue Alkoholmenge im Kopf, die bei Männern als risikoarmer Konsum gilt ?
Planen musst du nicht im Einzelnen, da es ja eben kein kT im Sinne der Beurteilungskriterien ist.
Wichtig ist in deinem Fall, dass du Trennvermögen hast.
Du musst sicherstellen, dass, wenn du trinkst, kein Fahrzeug führst.
Bei der Frage also dieses ausführlich darlegen, welche Maßnahmen du im Vorfeld ergreifst.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Samstag, dem 11.10.2025. Dort hat eine Arbeitskollegin ihren Ausstand gefeiert, da sie die Arbeitsstelle wechselt
Was hast du getrunken ?

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, da dieses ebenfalls Alkohol, wenn auch in sehr geringen Mengen enthält. Im Hinblick auf das sogenannte "Trinkgedächtnis" ist dies als eher negativ anzusehen.
Wie war früher dein Konsum von alkoholfreiem Bier ?
Du gehörst nicht in die Kategorie, in der du darauf verzichten musst.
 
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Da ich nur noch risikoarm mit Alkohol umgehe, bin ich bei Trinkanlässen jederzeit zu rationalen Entscheidungen fähig und reflektiere mich weiterhin selbst und notiere alles in meinem Trinktagebuch.

Um meine Bewältigungsmechanismen aus meiner Kindheit nicht aus den Augen zu verlieren und nicht wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen, arbeite ich weiter an mir selbst, auch unter Zuhilfenahme entsprechender Literatur. Ich arbeite hier insbesondere mit Übungen für das Selbstmitgefühl und kann aufgrund meiner neuen Lebensweise nun in allen erdenklichen Situationen bewusster reagieren.

Neue, wie "alte" Hobbys habe ich auch für mich entdeckt. Ich habe mein altes Fahrrad, welches 8 Jahre im Keller stand, wieder fit gemacht und fahre damit gerne durch die Natur, um die Ruhe zu genießen. Auch genieße ich dort Spaziergänge mit meiner Familie. Auch habe ich meine alte Gitarre mit neuen Saiten bespannt. Während dem musizieren kann ich super abschalten und Energie tanken.

Als weiteres Hobby hab ich das Kaffeemachen für mich entdeckt. Ich habe mir eine Siebträgermaschine und eine elektrische Mühle beschafft und experimentiere viel mit unterschiedlichen Kaffeebohnen und Zubereitungen. Darauf freue ich mich an jedem Morgen.

Ich pflege allgemein ein viel bewussteres Leben und gebe mir selbst Raum und Zeit, die ich benötige.
Das ist mir noch zu oberflächlich und zu wenig präzise.

Ich sehe, dass du an vielen Stellen schon Vermeidungsstrategien angerissen hast.
Das ist auch psychologisch schlüssig.
An dieser Stelle musst du aber „liefern“.

Vermeidungsstrategien sind ja die Konsequenzen im Leben, Denken und Fühlen aus deinem inneren Motiv.
Es geht ja bei dir um das Gefühl, dass du gut bist und vor allem nicht perfekt sein musst.
Du brauchst das Gefühl ( wie im Prinzip jeder :smiley22: ), geliebt, wertgeschätzt und anerkannt zu werden, auch wenn du faul auf der Coach rumliegst.
Bewusst war es dir doch auch vorher, stimmt`s ?
Diesbezüglich würde ich hier noch speziell darauf eingehen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung).

Auch wenn ich hier präventiv dagegen arbeite und vieles zu vorher verändert habe, kann es natürlich zu einem Rückfall in alte Gewohnheiten kommen. Dies kann man nie zu 100% ausschließen. Insbesondere wenn ich meine Vermeidungsstrategien vernachlässigen würde und wieder durch viele äußere Einflüsse in Stress gerate, könnte es zu einer Rückkehr in alte Verhaltensmuster kommen.

Dies würde dann natürlich meinen risikoarmen Konsum gefährden und es könnte an den Trinkanlässen wieder zu einem gesteigerten Alkoholkonsum kommen.

Ich habe mir jedoch in Zusammenarbeit mit meiner Verkehrspsychologin eine Rückfallstrategie ausgearbeitet. Zuerst sind mir natürlich die möglichen Auslöser eines gesteigerten Konsums, wie übermäßiger Stress bekannt, sowie entsprechende Risikosituationen, z.B größere Feiern, an denen viel Alkohol konsumiert wird.

Dort kann es dann zu Verharmlosungen kommen wie z.B. "och eine Flasche Bier mehr geht doch". Sollte es alleine schon zu solchen Gedanken kommen, halte ich bewusst inne, lehne dies ab und wechsele sofort auf ein alkoholfreies Getränk. Auch rufe ich in solchen Situationen meine Freundin an, die immer für mich erreichbar ist, wenn ich mich bei Trinkanlässen befinde.

Sollte es dennoch zu einem Ausrutscher kommen, notiere ich mir dies, reflektiere meine Stimmung und Auslöser und gehe freiwillig wieder in eine Trinkpause, bis ich mich wieder stabil fühle. Sollte es zu einem richtigen Rückfall kommen, muss ich für mich ein abstinentes Leben wählen.

In einem solchen Fall steht mir meine Verkehrspsychologin weiterhin zur Verfügung, um mich professionell zu unterstützen.
Bitte nicht „Rückfallstrategien“ nennen, das ist mir zu nahe am Missbrauch…
Ausrutscher, Rückfall in alte Verhaltensmuster sind völlig ausreichend.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich habe mir den strikten Grundsatz "wenn ich trinke, fahre ich nicht und wenn ich fahre, trinke ich nicht!" erarbeitet.

Das bedeutet, dass das Auto bei Trinkanlässen strikt zu Hause an der Wohnanschrift verbleibt und ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Anlässen gelange. Sollte dies nicht möglich sein, sage ich den Anlass entweder ab, oder ich entscheide mich bewusst dafür, dort nichts zu trinken.
Gut, nur bitte auch, wie geschrieben, auch bei der anderen Frage „parat“ haben.

So, lieber Thor, wie schon erwähnt:
Letztlich sind es nur Kleinigkeiten.
Du hast eine realistische Chance auf eine positive Prognose.
Aktenlage, ausreichende Zeit der gelebten Verhaltensänderung und eine fundierte psychologische Aufarbeitung.

Das, was du über deine VP berichtest, zeigt mir, dass du da wirklich an eine „gute“ geraten bist, toll !
Hast du von ihr schon eine ausführliche Bescheinigung / Bericht erhalten ?

Zur verkehrsrechtlichen Fragestellung komme ich noch.
Liebe Grüße :smiley138:
 
Können es nicht eher z.B. 150-180 Fahrten gewesen sein ?
Fahrten unter Restalkohol ? Fahrradfahrten ?
Der GA geht von der Statistik aus, dass nur eine von 300 Fahrten entdeckt wird…
Also lieber mehr angeben :smiley22:
Da hast du recht, wenn ich in mich gehen, habe ich auch bei Radtouren mal einen Zwischenhalt gemacht, um ein Bier zu trinken. Oder nach Alkoholkonsum am darauffolgenden Tag einkaufen gefahren. Da hatte ich mit Sicherheit auch das ein oder andere Mal noch Restalkohol. Passe ich an!

Hast du in diesen 4 Monaten alleine Zuhause getrunken ?
Nein, ich habe lediglich meine Konsummenge gesteigert und war öfter am Wochenende unterwegs, als vorher. Ich wollte einfach nur raus, um mich abzulenken.

Wie ist heute das Verhältnis zu deinem Vater ?
Wie geht es deiner Mutter ?
Wir sehen uns regelmäßig und wenn irgendwas wäre, wäre er auch in jeder Sekunde da, um zu helfen, egal was wäre. Er hat mich auch für das Geschehene nicht verurteilt. Er ist an sich jedoch wenig kommunikativ und die Gespräche verlaufen sachlich und oberflächlich. Auf emotionaler Ebene passiert dort wenig.

Meine Mutter ist weiterhin in Therapie und muss jede Woche zur Gabe der versch. Medikamente ins Krankenhaus. Sie war bis vor kurzem noch sehr niedergeschlagen, weil neue Metastasen erkannt wurden. Ich habe ihr empfohlen, sich auch psychotherapeutische Hilfe zu nehmen, weil mir das auch so gut geholfen hat. Zwar ist dies etwas ganz anderes, aber es hilft über seine Emotionen zu sprechen. Sie bekommt jetzt zunächst einmal Unterstützung durch den psychoonkologischen Dienst.

Hast du die genaue Alkoholmenge im Kopf, die bei Männern als risikoarmer Konsum gilt ?
Ich kenne die Bestimmungen der WHO, falls dies gemeint ist.
 
Was hast du getrunken ?
Zwei 0,33l Pilsbier an alkoholischen Getränken. Der Rest war antialkoholisch.

Wie war früher dein Konsum von alkoholfreiem Bier ?
Gelegentlich, vor allem im Sommer mal, dann aber meistens diese "gemischten" alkoholfreien Biere mit Zitrone oder Grapefruit. Das "normale" alkoholfreie Bier hat mir nie wirklich geschmeckt.

Das ist mir noch zu oberflächlich und zu wenig präzise
Das werde ich mir in einer ruhigen Minute noch einmal zu Gemüte führen und mir hier insbesondere über die Ebene des Fühlens noch einmal Gedanken machen.
 
Lieber Karl-Heinz ich danke dir von Herzen für deine wertvollen Anmerkungen. Das hilft mir wirklich sehr!

Eine kurze Frage hätte ich noch. Die Haarprobe, um den risikoarmen Konsum nachzuweisen, wird die am Tag der MPU am MPI entnommen, wenn ich das vorher mitteile, oder ordnet das der Gutachter an? Oder ist es sinnvoll, diese jetzt noch entnehmen zu lassen und zum MPU Termin direkt mitzubringen?
 
Es ist nicht zwingend, dass der GA eine Haarprobe bei der MPU "anbietet", es kann auch sein, dass du ihn schon mit deinen Worten überzeugst. Wenn du allerdings eine aktuelle HA mitbringst, ersparst du dir einiges an Wartezeit nach der MPU und zeigt dem GA natürlich, dass du dich gekümmert hast. Vielleicht ist es hernach "verschenktes" Geld, ich würde dir aber eine HA davor empfehlen. Zumal man diese bei freien zertifizierten Anbietern auch deutlich günstiger bekommt als bei den MPI´s.
 
Prima !
Danke für deine Erläuterungen :smiley138:

Nun zu der verkehrsrechtlichen Fragestellung:
Das Problem, das ich hier sehe, ist, dass es verwaltungsrechtlich in Ordnung geht, diese aufgrund der Aktenlage in Auftrag zu geben.
Aus psychologischer Sicht ist das..äh…schwierig.

Hast du Punkte ?
Geschwindigkeitsverstöße ?
Handygebrauch ?
o.Ä…. ?

Der Arztbericht aus dem KH liegt in der Akte mit der Diagnose SHT mit Amnesie ?
Gibt es noch etwas ?
Hypothermie ?
o.Ä.
 
Nun zu der verkehrsrechtlichen Fragestellung:
Das Problem, das ich hier sehe, ist, dass es verwaltungsrechtlich in Ordnung geht, diese aufgrund der Aktenlage in Auftrag zu geben.
Aus psychologischer Sicht ist das..äh…schwierig.

Hast du Punkte ?
Geschwindigkeitsverstöße ?
Handygebrauch ?
o.Ä…. ?

Der Arztbericht aus dem KH liegt in der Akte mit der Diagnose SHT mit Amnesie ?
Gibt es noch etwas ?
Hypothermie ?
o.Ä.
Nein ich bin vorher noch nie im Verkehr aufgefallen, wenn nur im Verwarngeldbereich (Parken, Geschwindigkeit mit 10 kmh überschritten) aber nichts im Bußgeld und Punktebereich.

Der Arztbericht ist mit der Diagnose SHT und Amnesie in der Akte. Unterkühlung ist auch angegeben und die weiteren Verletzungen
 
Mmh, danke dir !

Magst du mir noch einmal genau schildern, was dir im Moment des Unfalls durch den Kopf gegangen ist ?
Hast du bewusste Erinnerungen an deine „Übernachtung“ im NSG ?

Soweit es dir überhaupt erinnerlich ist ? :smiley138:
 
Das ist ja genau das Problem an der Sache. Ich muss mir hier Gedanken darüber machen, was genau zu meiner Flucht geführt hat, was meine Beweggründe waren, da ich mich an den Unfall, sowie die Zeit danach nicht mehr erinnern kann. Bewusste Erinnerungen habe ich erst wieder vom Morgen, als ich dort erwachte
 
Ich vermute mal stark @Thor12 dass, auch wenn Du keine Erinnerungen mehr an den Unfall hattest, es ein Zusammenspiel von Schock und „Fluchtreflex“ gewesen ist. Du hattest, genau wie ich bei meiner TF, Verantwortung abgegeben.

In meiner Aufarbeitung habe ich gelernt, dass wir Menschen fast alle eine charakterliche „Fehlkonstruktion“ haben, welche sich in ungünstigen Umständen unser ganzes Leben lang begleitet. Wahrscheinlich, so ist mal meine Vermutung, wurde dir unbewusst im Augenblick des Unfall klar, welchen Mist du gebaut hast. Deshalb die Flucht. Aber ich finde es richtig gut, dass Du hier die Sache wirklich mit Profis aufarbeitest.
Und für Abstinenz kann ich Dir als Saarländer wirklich Synlab in St.Wendel empfehlen. Nette Leute, professionell und vorallem nicht so teuer wie manch andere Labore.

LG
 
Das ist ja genau das Problem an der Sache. Ich muss mir hier Gedanken darüber machen, was genau zu meiner Flucht geführt hat, was meine Beweggründe waren, da ich mich an den Unfall, sowie die Zeit danach nicht mehr erinnern kann. Bewusste Erinnerungen habe ich erst wieder vom Morgen, als ich dort erwachte
Genau hier sehe auch ich das Problem.

Nun gibt es diese typischen Geschichten von Menschen, die sich vorsätzlich -aus gutem subjektivem Grund- den polizeilichen Maßnahmen entziehen.

In deinem Fall finde ich es absolut glaubhaft, dass du aufgrund des „Unfallschocks“ die Flucht ergriffen hast.

Aus diesem Grunde würde ich an deiner Stelle ganz einfach bei der Wahrheit bleiben, was sowieso bei der MPU das beste Mittel der Wahl ist.
Daher fällt mir -trotz oder gerade wegen Rücksprache mit Kollegen heute- tatsächlich nix Sinnvolles ein, was du bei den V-Fragestellungen antworten könntest.

Ein ratloser Karl-Heinz :smiley2204:
 
Darüber werde ich mir auf jeden Fall nochmal Gedanken machen müssen, aber mit einer erfundenen Geschichte möchte ich auch nicht in die MPU, nur um dann eine tolle Verhaltensänderung darzustellen.

Ich danke dir aber für deine Mühe, lieber Karl-Heinz!
 
Zurück
Oben