Trunkenheitsfahrt mit PKW / 1.84 BAK

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ZMB21

Gast
Hallo zusammen,

im Rahmen meiner MPU Vorbereitung hat mir dieses Forum unheimlich geholfen. Aufgrund von Zeitmangel war es mir bis dato leider nicht möglich
meine Geschichte mit euch zu teilen. Da ich letzte Woche meine MPU absolviert habe (warte noch auf Zusendung des Gutachtens durch das MPI),
möchte ich in der Zwischenzeit gerne meine Ausgangssituation hier niederschreiben, sodass auch andere davon "profitieren" können, so wie ich es von euren geteilten Themen getan habe.

Von der Verkehrspsychologin habe ich mündlich mitgeteilt bekommen, dass mein Gutachten -aller Voraussicht nach- positiv ausfallen wird. Die Antworten auf die Fragen habe ich aus dem Gedächtnis abgetippt und möchte nur der Vorsicht halber darauf hinweisen, dass ggf. verbale Äußerungen im psychologischen Teil meiner MPU anders formuliert wurden, bzw. einen anderen Umfang hatten. Die Kernthematik entspricht jedoch zu 100% dem tatsächlich gesagten in meinem psychologischen Gespräch.

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FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 190cm
Gewicht: 115kg
Alter: 29

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 17.03.2019
BAK: mind. 1,84
Trinkbeginn: ca. 18:00 Uhr
Trinkende: ca. 23:45 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 00:40 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 12 Monate

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja (beschlagnahmt)
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht: nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: 2009: 1 Monat Fahrerlaubnisentzug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit innerorts.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass die/der Untersuchte auch zukünftig ein Kraftfahrzeug unter
Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das
sichere Führen eines Kraftfahrzeugs der Fahrerlaubnis Klasse(n) B in Frage stellen?

Bundesland: Hessen


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: 1 Trinkanlass (1 TE) pro Quartal
Ich lebe abstinent seit: /

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: Freiwilliges Urinscreening (6 Monate / 4 Proben)
Keinen Plan?: nein

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: 8 Zeitstunden mit einem befreundeten Verhaltenspsychologen (unentgeltlich).
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: nein

MPU
Datum: 14.05.2020
Welche Stelle (MPI): TÜV Nord
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt?: nein (erste MPU)
Wer hat das Gutachten gesehen?: Ist noch nicht erstellt
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: Ist noch nicht erstellt

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 2009: 1 Monat Fahrerlaubnisentzug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit
 
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Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am Samstag den 16.03.2019 bin ich gegen 06:45 Uhr aufgestanden und habe mich auf den Weg ins Büro gemacht, da noch Arbeit für die kommende Woche zu erledigen war. Für den Abend war ein 30ter Geburtstag eines Freundes geplant, welchen ich nach dem Bürobesuch -zusammen mit meiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin- besuchen wollte. Die Arbeit hat sich leider etwas gezogen, sodass ich das Büro erst gegen 17:00 Uhr verlassen konnte. Im Anschluss an das Verlassen des Büros habe ich mich umgehend mit dem Auto auf den Weg zur Geburtstagsfeier gemacht. Zusätzlich habe ich um ca. 17:20 Uhr einen Zwischenstopp an einer Tankstelle gemacht und mir zwei Dosen (0,5 Liter) Bier gekauft, von welchen ich eine nach der Ankunft auf dem Geburtstag -vor betreten der Feier- getrunken habe, während ich auf meine Partnerin gewartet habe.

Die Geburtstagsfeier habe ich -zusammen mit meiner Partnerin- gegen 23:15 Uhr verlassen um zu Fuß den Weg zur Wohnung meiner Partnerin anzutreten. Währenddessen gerieten wir in heftigen Streit und ich habe mich wutentbrannt alleine, zurück auf den Weg Richtung Geburtstagsfeier gemacht. Die Feier habe ich allerdings nicht mehr besucht, sondern habe mich mit dem zweiten gekauften Bier auf eine Bank am Feldrand gesetzt und dieses getrunken. Nach ca. 20 Minuten habe ich mich ins Auto gesetzt und den Heimweg zu meiner Wohnung angetreten. Gegen 0:15 Uhr wurde ich von einer Polizeistreife aus dem Verkehr gezogen und einem Atemalkoholtest unterzogen, welcher einen Wert von 1.71 ergab. Im Anschluss wurde eine Blutentnahme durchgeführt, welche eine BAK von mindestens 1.84 ergab. Leider habe ich erst eine Woche nach dem Vorfall die Erkenntnis gehabt, das eine BAK von über 1.8 definitiv nicht normal ist und mein Alkoholkonsum ein wirklich besorgniserregendes Ausmaß angenommen hat. Die war für mich der Anstoß mein damaliges Verhalten zu reflektieren und einen Weg aus meinem
problematischen Konsummuster zu suchen.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

1x Bier 0,5l / 17:40 Uhr
7x Bier 0,5l / gleichmäßig verteilt im Zeitraum 18:00 Uhr bis 23:00 Uhr
1x Bier 0,5l / ca. 23:45 Uhr


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich bin ca. 10 Kilometer gefahren und hatte vor 18 Kilometer zu fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Aufgrund des vorangegangen Streites mit meiner damaligen Partnerin habe ich meine Fahruntüchtigkeit, wahrscheinlich
durch den hohen Adrenalinausstoss, nicht mehr korrekt einschätzen können und hatte zu diesem Zeitpunkt noch das
Gefühl ein Fahrzeug -fälschlicherweise- sicher im Straßenverkehr führen zu können. Im Zuge der Trunkenheitsfahrt sind
mir meine Ausfallerscheinungen mehr und mehr aufgefallen. Da ich bereits unterwegs gewesen bin habe ich die falsche
und fahrlässige Entscheidung getroffen die restliche Strecke noch absolvieren zu wollen. Dies wurde glücklicherweise
von einem weitern Verkehrsteilnehmer, welchem wohl meine unsichere Fahrweise aufgefallen ist, der Polizei mitgeteilt die
mich dann zeitnah aus dem Verkehr gezogen haben.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Zum damaligen Zeitpunkt habe ich die Trunkenheitsfahrt nicht vermeiden wollen, da mir zu Fahrtbeginn meine -durch
den exzessiven vorangegangen Alkoholkonsum- Verfassung nicht mehr klar bewusst war.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Ich habe sehr oft alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen und bin bis zur aktenkundigen Trunkenheitsfahrt noch nicht
aufgefallen. Dies lässt sich meiner Ansicht nach primär darauf zurück führen das ich den überwiegenden Großteil meiner Fahrten
unter Alkoholeinfluss mit dem Fahrrad absolviert habe und hierfür auf Feld- und Waldwege ausgewichen bin. Ich habe mich bewusst
für diese Wege und das Fortbewegungsmittel entschieden, um zur damaligen Zeit nicht aufzufallen.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich habe mindestens 220x alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen und bin nicht aufgefallen. Hieraus folgere ich das ich
- durch mein bisheriges problematisches Konsummuster- eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut habe, die für außenstehende nicht
unmittelbar in Ausfallerscheinungen ersichtlich war und somit kein Grund zur Annahme bestand, dass ich alkoholisiert am Straßenverkehr
teilnehme.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Mein erstes Mal Alkohol habe ich im Alter von genau 16 Jahren (an meinem Geburtstag) mit meinem Vater getrunken.
Er hat mich auf ein Bier eingeladen um das "Erwachsen werden" zu feiern.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe bereits seit über 5 Jahren (mit ca. 24 Jahren) angefangen regelmäßig Alkohol zu konsumieren. Die Trinkmengen
haben sich dabei schleichend (von anfangs 2x 0,33 Liter Bier Samstags bis ca. 20 0,5 Liter Bier pro Wochenende) erhöht.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ich habe die letzten 2 Jahre jedes Wochenende (Freitag und Samstag) ca. 15 - 20 große Bier (0,5 Liter) getrunken. Ausnahmen
gab es nur bei Krankheit. An etwaigen Feiertagen und im Urlaub habe ich die gleiche Menge an Alkohol getrunken.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Getrunken habe ich nur mit meinen damaligen Freunden und dies überwiegend in Kneipen (im Winter) und im Garten, sofern das
Wetter warm genug war. Manchmal auch auf Wander- und Fahrradtouren, dies beschränkt sich allerdings auf max. 5x pro Jahr.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Rückblickend lässt sich sagen, dass die intrinsische Motivation überwogen hat. Ich hatte zu dieser Zeit erhebliche Probleme mit meinem Selbstbewusstsein und meinem selbstsicheren Auftreten außerhalb des beruflichen Umfelds. Circa im Oktober 2017 habe ich bemerkt, dass ich mir "falsche" Selbstsicherheit durch Alkoholkonsum erkaufen konnte. Dieses Motiv hat sich über die Jahre immer weiter manifestiert, sodass für mich soziale Interaktionen im Freundeskreis direkt mit Alkoholkonsum verbunden waren. Durch den Alkoholkonsum konnte ich offener auf Menschen zugehen und eine Konversation starten/am leben erhalten. Dies war mir zur damaligen Zeit leider nur durch den Konsum von Alkohol möglich und mein Verhalten wurde durch den Umstand zusätzlich gefördert, dass sich meine sozialen Interaktionen vornehmlich in einem Umfeld abgespielt haben, in dem exzessiv Alkohol konsumiert wurde.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Zur damaligen Zeit konnte ich keine direkten negativen Auswirkungen durch wenig oder viel Alkoholkonsum ausmachen. Für mich gab es zu dieser Zeit keine -trotz des unverhältnismäßig hohen Alkoholkonsums und dem daraus resultierenden problematischen Konsummuster- direkt problematischen Resultate. Dies hat wohlmöglich damit zu tun das ich nie getrunken habe wenn am kommenden Tag Arbeit anstand. Während des Konsums hat relativ schnell eine enthemmende Wirkung eingesetzt, die ich bereits in Punkt 12 näher erläutert habe. Weiterhin konnte ich während des Konsums keine negative Wirkung feststellen und habe auch kein entsprechendes Feedback von meinem Konsumumfeld erhalten. Außenstehende haben mich als witzig, offen und freundlich beschrieben. Tendenzen zur Aggression oder ähnlichem habe ich nicht gehabt.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Kritische Hinweise habe ich während dieser Phase keine erhalten. Mein direktes Familienumfeld wusste nichts von meinem Konsum, da sämtliche Trinkanlässe immer außerhalb meines familiären Umfelds stattgefunden haben. Meine damalige Partnerin hat -das weiß ich heute- ein ähnliches problematisches Alkoholkonsummuster gezeigt, welches Ihr wohlmöglich meinen problematischen Alkoholkonsum relativiert hat. Mein damaliger Freundeskreis hat die Ansicht vertreten (welche ich auch geteilt habe), dass jemand der hart arbeitet auch mal "feiern" kann, weshalb auch von dort kein negatives Feedback zu meinem Konsum an mich herangetreten ist. Das "mal feiern" nicht jedes Wochenende bedeutet habe ich zur damaligen Zeit erfolgreich verdrängt und relativiert.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Damals konnte ich, wie bereits erläutert, weder negative noch positive Auswirkungen auf mein Leben feststellen. Beruflich lief zu dieser Zeit alles einwandfrei. Mein Team und ich haben große Projekte stemmen können und wurden mit Lob und Bonuszahlungen regelrecht überhäuft. Ich wurde in dieser Zeit mehrfach befördert und habe immer verantwortungsvollere personelle und fachliche Aufgaben übertragen bekommen. Da sich mein damaliges Umfeld ausschließlich aus Personen zusammensetzte die das gleiche problematische Konsumverhalten wie ich an den Tag legten, hatte mein Konsum auch hier keine direkten Auswirkungen auf mich und mein Umfeld.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Im Dezember 2018 erlitt mein Vater einen schweren Hirninfarkt (Essen war für ihn nur noch durch Magensonde möglich, Laufen war nicht mehr möglich, etc.). Das ich meinen Vater "am Boden" gesehen habe hat mich schwer mitgenommen. Für mich war er immer ein starker Charakter der keine Emotionen zulässt und immer über den Dingen steht. Meiner Mutter ging es zu dieser Zeit sehr schlecht und ich habe währenddessen meine Zukunftsangst und den Schmerz für ca. 4 Wochen regelrecht in Alkohol ertränkt und jeden Tag mindestens 4 große Biere (0,5 Liter) getrunken. Nach dieser Zeit hat sich mein Konsum allerdings wieder auf mein -bereits etabliertes problematisches Konsummuster "normalisiert".

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Um nicht in dieses Status zu verfallen habe ich immer "nur" Bier getrunken und gänzlich auf Spirituosen verzichtet. Bei Bier hatte ich das falsche Vertrauen darauf mich soweit unter Kontrolle zu haben um nicht mit einem Blackout oder im Volltrunk zu enden. Das dieses Vertrauen falsch war hat mir meine Trunkenheitsfahrt eindeutig aufgezeigt.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Nein

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Zur damaligen Zeit habe ich kein Problem in meinem Alkoholkonsum erkannt, da ich weiterhin allen meinem Verpflichtungen nachkommen konnte.
Heute bezeichne ich meine damalige Episode als Alkoholmissbrauch. Wenn ich getrunken habe, habe ich bis zu einem gewissen (für mich zur damaligen Zeit) vertretbaren Punkt weitergemacht. Ein gesundes Verhältnis zur Alkoholmenge bestand an 2 Tagen in der Woche für mich nicht. Während der Woche konnte ich allerdings problemlos auf Alkohol verzichten und habe nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Heute trinke ich Alkohol, allerdings nur noch geplant und nicht mehr als 4 Anlässe pro Jahr. Meinen Konsum beschränke ich auf eine Trinkeinheit.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Ein großes Bier (0,5 Liter) am 25.04. zum Geburtstag meiner Mutter.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Für mich ist es sehr wichtig mit meinen geliebten Menschen besondere Anlässe (bspw. Schulabschlüsse) so zu feiern, dass mein
problematisches Verhalten aus der Vergangenheit nicht die schönen Momente im Leben der anderen überschattet. Aus diesem
Grund möchte ich gerne mit einem Glas Sekt auf Erfolge und Meilenstein mit anstoßen. Nach diesem Glas ist jetzt allerdings für
mich Schluss und ich kann anschließend auf alkoholfreie Getränke zurückgreifen ohne mich "beschränken" zu müssen.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Meine Trunkenheitsfahrt hat mir mein problematisches Konsummuster erst aufgezeigt. Wie bereits erläutert haben sich bei mir
keine direkten negativen Folgen meines Alkoholkonsums gezeigt. Ich habe für mich beschlossen das ich so nicht mehr weitermachen
möchte und unter gar keinen Umständen wieder in einen, zurecht, strafbaren Delikt verwickelt sein möchte. Durch meine freiwillige 6-monatige
Abstinenz habe ich bemerkt, dass sich meine Leistungsfähigkeit auf ein längst vergessenes Niveau verbessert hat. Früher dachte ich das ich,
trotz meinem problematischen Konsum, noch mit 100% Leistungsfähigkeit arbeite. Durch die temporäre Abstinenz habe ich erkannt, dass dies
nicht der Fall war. Diese neu gewonnene Gefühl möchte ich heute nicht mehr missen. Es bestärkt mich in meinem Selbstbewusstsein und hat
mir gezeigt das dieses schon die ganze Zeit in mir verfügbar war, ich aber die "Abkürzung" durch Alkohol genommen habe um dieses
hervorzurufen.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Um mein Trinkverhalten zu ändern musste ich drei Umstände in meinem Leben radikal ändern. Zuerst habe ich die Beziehung zu meiner
Partnerin beendet. Jemand der -wie ich- ein problematisches Konsummuster an den Tag legt ist für mich kein guter Umgang im Rahmen
einer Verhaltensänderung. Als nächstes habe ich den Kontakt zu meinem damaligen Freundeskreis eingestellt. Dies hat sich -zum Glück für mich-
relativ einfach gestaltet, da das gehoffte Verständnis für meine Entscheidung nicht vorhanden war. Zuletzt habe ich meinen damaligen Job gekündigt
um wieder mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben zu haben. Dies hat mir geholfen keinen Alkohol in meine Wochenendplanung zu integrieren.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Durch die Änderungen habe ich mehr Zeit gewonnen um mich wieder meinen Hobbys zu widmen, die mich wirklich glücklich und zufrieden machen.
Die Umstellung hat mir wieder ein ganzes Stück Lebensfreude zurückgegeben. Ich bin jetzt in der Lage mich wieder stundenlang auf ein Thema/Hobby zu konzentrieren und auch außerberuflich meine Ziele zu erreichen. Dies macht mich unheimlich glücklich und war mir mit meinem vergangen Konsummuster nicht möglich, da meine Freizeit damals nur aus schlafen und trinken bestand. Die Wochenenden sind für mich jetzt gefühlt länger und ermöglichen mir nun eine Erholungsphase die mir für die kommende Woche mehr Energie zur Verfügung stellt um meine Ziele erreichen zu können. Aus meinem familiären Umfeld habe ich durchweg positives Feedback
bekommen. Besonders in Erinnerung ist mir der Besuch bei meiner Großmutter geblieben, welche ich nur 1x im Jahr an Weihnachten sehe. Bevor ich ihr von meiner
Trunkenheitsfahrt und den daraus resultierenden Konsequenzen erzählen konnte, hat sie mir gesagt das ich dieses Jahr "so gesund und munter" aussehe. Diese Aussage hat mich wirklich berührt und mich ungemein in meinem Willen zur Verhaltensänderung bestärkt.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Durch den Verhaltensänderungsprozess habe ich Risikofaktoren in meinem Leben erkannt, die dazu führen können das ich wieder in ein problematisches Konsummuster zurückfalle. Um dies sicher zu verhindern habe ich mir zwischenzeitlich einen neuen Freundeskreis gesucht, bei dem Alkohol -wenn überhaupt- nur eine untergeordnete Rolle spielt. Meine neuen Freizeitaktivitäten sind nun Sport, Kulturveranstaltungen und ähnliches, welche für mich nicht mich Alkoholkonsum verknüpft sind. Um mein Verhalten zu stabilisieren meide ich ein Umfeld welches ich mit Alkoholkonsum assoziiere.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ja, auch wenn ich wünschte ich könnte dies verneinen. In einschneidenden Situationen (wie bspw. dem Hirninfarkt meines Vaters) besteht für mich
weiterhin ein Risiko in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Um dies zu verhindern habe ich mein familiäres und freundschaftliches Umfeld auf meine Vergangenheit hingewiesen und darum gebeten mich zu unterstützen, sollte ich wieder ein problematisches Konsummuster entwickeln. Durch die Gespräche mit einem befreundeten Psychologen habe ich weiterhin erkannt, dass es keine Schande ist sich im Zweifelsfall professionelle Hilfe zu suchen und diese Möglichkeit werde ich im Fall der Fälle auch in Anspruch nehmen. Nichts desto trotz sind mir meine Rückfallrisiken bekannt und Alarmzeichen erhoffe ich mir dadurch besser zu erkennen und korrekt interpretieren zu können.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Durch die Erlebnisse die aus meiner Trunkenheitsfahrt resultierten habe ich erkannt, dass ich nicht nur mich, sondern auch unbeteiligte unverhältnismäßig und vor allem hochgradig fahrlässig gefährdet habe. Da sich mein Konsum nun auf 4 geplante Anlässe pro Jahr beschränkt, habe ich die Möglichkeit auch schon vorab die An- bzw. Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder Taxi zu planen. Weiterhin habe ich -wie bereits erläutert- meine Vorgeschichte mit meiner Familie und meinem neuen Freundeskreis geteilt und gebeten zusätzlich auf mich acht zu geben. Hierfür habe ich viel Verständnis bekommen und ich bin zuversichtlich dass ich dadurch eine sichere Trennung von Alkoholkonsum und Fahren erreichen kann.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Zum Abschluss möchte ich noch sagen das dies eine der schwierigsten Episoden in meinem Leben war und ich leider erst durch diese Umstände erkannt habe, dass mein Verhalten problematisch war und Menschenleben fahrlässig gefährdet hat. Auch wenn es das geschehene nicht wieder aus der Welt schafft möchte ich mich in aller Form für mein damaliges Verhalten entschuldigen und mich gleichzeitig für die Unterstützung meiner Familie und Freunde bedanken.
 
Heute habe ich mein positives Gutachten erhalten und kann damit diesen Beitrag abschließen. Ich hoffe das zukünftige Leser dieses Beitrages unterstützende Informationen hieraus erhalten und ggf. auf sich adaptieren können.

Zum Abschluss möchte ich mich herzlich bei diesem Forum bedanken! Der nette Umgang und die Offenheit der User und Administratoren haben einen erheblichen Anteil daran, dass ich nun mein positives MPU-Gutachten in den Händen halte. Diese Plattform bietet einen echten Mehrwert und ich werde auch zukünftig weiter mitlesen und kann hoffentlich ab und zu mal meinen konstruktiven Senf dazu geben:).
 
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Reaktionen: Max
Na super .... du hast alles richtig gemacht ...
.... meinen herzlichen Glückwunsch !!!



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