FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: männl.
Größe: 1,70m
Gewicht: 65kg
Alter: 28
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 1.TF 5.Mai 2008, 2.TF 28.Juli 2012
BAK: 1.TF 2,31, 2.TF 2,61 prom.
Trinkbeginn: 1. 23:00, 2. 22:30
Trinkende: 1. 4:30, 2. 4:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 1. 5:45, 2. 4:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert:
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 1.TF 6 Monate, längst vergangen, 2.TF mit dem Fahrrad, keine
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja, 2008
Hab ich neu beantragt: ja, vor 6 Monaten, frist läuft zum MPU Termin ab
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: JA
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Urkundenfälschung, 2008 (Nummerschild, abmeldung)
Bundesland: Brandenburg
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:
Ich lebe abstinent seit: der 2.TF, Juli 2012
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja 5. Stück
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
ETG-Programm ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja
Selbsthilfegruppe (SHG): Ja
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: 8.4.14
Welche Stelle (MPI): Dekra, Berlin
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Zwei Trunkenheitsfarten. Erste 2008 mit dem Auto, zweite 2012 mit dem Fahrrad. Sonst keine Auffäligkeiten im Straßenverkehr.
2008 habe ich mein Fahrzeug, welches ich ja nicht mehr bewegen durfte abgemeldet und das Nummer übermalt, damit es nicht so schnell auf dem abgelegenen Stellplatz auffällt. Urteil 2008 Urkundenfälschung.
Vorweg:
Ich weiß, dass ich Jahrelangen Alkoholmissbrauch betrieben habe. Ich habe lange gekämpft um mich von dem Alkohol zu befreien und habe es letztendlich geschafft. Seit 1 ½ Jahren lebe ich abstinent, empfinde es als das schönste Lebensgefühl. Ich werde für immer Abstinent leben.
Meine Frage ist, ob es klug ist, so offen meinen Missbrauch darzulegen. Ich war nicht abhängig, konnte aber trotzdem lange mit dem trinken nicht aufhören, da ich große Angst davor hatte dass, Schlaflosigkeit und innere Unruhe zurückkehren würden.
Oder würde mir dadurch evtl. eine Alkoholabhängigkeit unterstellt werden?
Ich habe zwar eine (leider zu kurze) MPU Vorbereitung bei der Dekra absolviert, aber diese frage konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
1.TF 5.Mai 2008
Freitag Nacht war ich mit 2 Freunden und deren Freundinnen in einer Discothek. Dort habe auch ich ein Mädchen kennengelernt. Wir haben zusammen viel getrunken.
Ich trank: 4 Gläser Bier (0,5L) , 2 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps mit 2cl.
Wir sind zu 6. danach zu mir nach Hause gefahren und haben noch weiter getrunken (2 Flaschen Bier 0,5), da bin ich nicht gefahren. Das Mädchen das ich kennenlernte wollte dann plötzlich los, was ich sehr schade fand. Um nicht allein zurück zu bleiben, wollte ich sie fahren (3km), da sie auch betrunken war, hatte sie keine einwände. Ich fühlte mich betrunken aber fahrtüchtig.Abfahrt 5.00Uhr. Unsere Fahrt ging 200 meter, dann bin ich über einen Bordstein gefahren, sicher durch Schlangenlinien. Die Vorderradaufhängung war kaputt und wir sind getrennt nach hause gegangen. Eine Zeugin rief die Polizei, welche mich von zu Hause abholte.
Blutentnahme 5.45Uhr 2,31 Promille BAK.
2.TF 29.Juli 2012
Freitag Nacht war ich auf meiner Semesterabschlussfeier im Studentenklub. Ich hatte mir vorgenommen nur wenig zu trinken. Ich habe viele Freunde getroffen und die ausgelassene Stimmungveranlasste mich weiter zu trinken, um meine Ausgelassenheit und redseligkeit nicht abreifen zu lassen.
Ich trank: 6 Gläser Bier (0,5L), 3 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps mit 2cl
Um 4 uhr habe ich festgestellt, dass viele schon gegangen waren und ich wollte dann auch nach fahren mit dem Fahrrad. Abfahrt 4.15 Uhr Auch hier fühlte ich mich betrunken und musste mich stark konzentrieren, dachte aber dass ich fahrtüchtig wäre. Auch als ich einmal gestürzt bin, dachte ich, wenn ich mich jetzt konzentriere, dann kann ich fahren. 300 meter nach Abfahrt (um 4:20 uhr ) hielt mich eine Polizeistreife an, welche auch den Sturz gesehen hatte.
Blutentnahme 4:55 Uhr, 2,61 Promille BAK
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
1.TF Trinkzeit 23.00 bis 4:30 = 5,5 stunden
6 Bier (0,5L), 2 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps Tequila 2cl
2.TF Trinkzeit 22:30 bis 4:00 = 5,25 stunden
6 Bier (0,5L), 3 Mixgetränke mit 4 cl Vodka, Schnaps Tequila 2 cl
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
1.TF: 200 meter von 3km gefahren
2.TF: 300 meter gefahren von 2km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich habe gemerkt das ich betrunken war und mich stark konzentrieren musste, aber dachte das ich fahrtüchtig sei.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Gar nicht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Sicherlich bin ich bereits früher unter Restakohol-Einfluss gefahren. Auch bin ich schonmal mit geringen Promillewerten gefahren.
Außer den beiden Trunkenheitsfahrten, die genannt wurden, gab es keine weiteren Auffälligkeiten.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe ca. 1-2 mal im Monat alkoholisiert am StVk teilgenommen. Unter Restalkohol sicher viel öfter. Da nie etwas passiert ist und ich auch nicht erwischt wurde, ist meine sensibilität für das fahren unter alkohol gesunken. Ich dachte, wenn bisher nichts passiert ist, wird heute auch schon nichts passieren oder es kontrollen geben.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Eltern haben regelmäßig zum Abendessen Bier getrunken
Mit 16 Jahren erstes Glas Bier auf einem Stadtfest mit bestem Freund
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
An mehreren Wochentagen zum Abendessen Bier getrunken.
An Wochenenden regelmäßig auf Party's viel Bier und zusätzlich Mixgetränke und Kurze.
Ich habe bereits als Jugendlicher(mit 19) auf Party's recht viel getrunken. Der Konsum unter der Woche wurde regelmäßiger, die Menge blieb gleich (3-4 Flaschen/Abend).
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
An Wochentagen 3-4 Flaschen (0,5l) Bier zum Abendessen
An mehreren Wochenenden im Monat: 4-6 Flaschen Bier, 2 Mixgetränke(inkl. 4Cl Schnaps), 1 Schnaps (2cl)
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Allein zu Hause und mit Freunden und Bekannten auf Party/Discotheken
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Äußeres Motiv: Einsamkeit, Ausweglosigkeit
Innere Motive: Traurigkeit, innere Unruhe, Schlaflosigkeit besänfitgen
Äußeres Motiv: Party mit Freunden oder Bekannten
Innere Motive: Lockerheit, Redseligkeit und Freude erzeugen und verstärken
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
wenig Alkohol: Entspannung, besserer Schlaf, geminderte Schüchternheit
viel Alk: Ausgelassenheit, Redseligkeit
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Umfeld hat meinen Alkoholkonsum als normal bis teilweise ausschweifend wahrgenommen. Kritische Hinweise gab es leider keine, da es in meinem Umfeld als normal galt am wochenende sehr viel zu trinken.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Mein Umfeld hat mir berichtet das kaum Auswirkungen spürbar waren. Ich habe den Eindruck ich deutlich ungeduldiger und leichter reizbar gewesen bin.
Ich selbst habe eine verminderte Leistungsfähigkeit festgestellt oder erlebe jetzt einen starken Zuwachs meiner Leistungsfähigkeit im Studium.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Heute lebe ich Abstinent und bin fest entschlossen auch in Zukunft Abstinent zu leben.
Mit 17 Jahren bin ich zur Ausbildung aus meiner Heimatstadt fortgezogen, 200km entfernt. Aus verschieden Gründen konnte ich dort keinen sozialen Anschluss finden und bin dort sehr allein gewesen.
Unter dieser Einsamkeit habe ich stark gelitten. Ich habe innere Unruhe verspürt und unter Schlaflosigkeit gelitten.
Um die Einsamkeit und die Begleiterscheinungen zu erleichtern habe ich an Wochentagen zum Abendessen und auch danach Bier getrunken. 3-4 Flaschen 0,5, seitdem ich 19 war.
Im Alter von 17-19 habe ich im Haus meiner Großeltern gewohnt. Dort gab es täglich zum Abendessen eine Flasche Bier für jeden und danach zum Fernsehen noch eine Flasche, ich habe das Angebot gerne angenommen. Da ich mich erwachsen fühlte und schnell merkte, dass dadurch das Alleinsein nicht mehr so schwer war.
An Wochenenden habe ich meine Freunde in meiner Heimatstadt besucht, allerdings trafen wir uns dort nur auf Partys, wo immer getrunken wurde. Ich wollte die freudigen Gefühle verstärken und ausgelassener werden und meine ausgeprägte Schüchternheit überwinden, durch den Konsum von Alkohol.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher dachte ich es wäre normal jedes Wochenende stark zu trinken und danach den Kater auszukurieren.
Auch zum Feierabend Bier zu trinken und danach zum Fernsehen, war in meinem Umfeld überall vertreten. Ich dachte ich wäre ein „normaler“ Biertrinker.
Heute und in Zukunft
Heute weiß ich, dass ich Alkoholmißbrauch betrieben habe und ein problematisches Verhältnis zum Alkohol habe. Um negative Gefühle zu betäuben und Probleme auszublenden habe ich getrunken.
Ich habe mein Trinkverhalten lange ändern wollen und hatte es nicht geschafft.
2012 habe ich mich vom Alkohol befreit und genieße heute mein selbstbestimmtes und Abstinentes Leben, jeden Tag.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Juli 2012. Seit der 2. TF nicht mehr.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich weiß, dass ich langjährigen Alkoholmisbrauch betrieben habe. Ich habe Lange gekämpft um aus diesem Kreis auszubrechen. Heute kann ich abstinent, völlig befreit und selbstbestimmt gesund Leben.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe den regelmäßigen, wochentäglichen Bierkosnum benutzt um innere Unruhe und Schlafprobleme zu mildern. Ich habe im Laufe der Zeit eine große Angst davor entwickelt, dass wenn ich kein Bier trinke ich wieder nicht schlafen könnte und innerlich stark zerissen wäre.
Wenn ich es mal probiert habe, traf dies natürlich ein.
Durch diese Angst konnte ich nicht aufhören zu trinken. An mein regelmäßiges Trinkverhalten war mein Betrinken auf Party's gekoppelt.
Nach dem traumatischen Elerbnis der Trunkenheitsfahrt wurde mir bewusst, dass mein Alkoholkonsum unkontrolliert ist und nur mit Abstinenz aus diesem Kreis ausbrechen kann.
Kontrolliertes Trinken auf Party habe ich verlernt, erst seitdem ich den festen Entschluss gefasst habe Abstinent zu leben, kann ich unbelastet an Party teilnehmen ohne bestimmte emotionale Zustände herstellen zu müssen, mit Alkohol.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe die 2. Trunkenheitsfahrt als traumatisierendes Erlebnis wahrgenommen. (Der sehr grobe Umgang der Polizei mit mir und ich habe mich geschämt, das es wieder passiert ist, dabei wollte ich mich doch bessern.)
Diese 2.TF hat mir deutlich aufgezeigt das ich ein Alkoholproblem habe und diesem mit kontrolliertem Trinken nicht Herr werden kann.
Seit diesem Tag habe ich keinen Alkohol mehr getrunken.
Die Umstellungsphase war nicht problematisch eher Befreiend. Da ich größere Angst vor den folgen meines Alkoholkonsums hatte (Gerichtsverfahren, schärfere MPU, Angst vor Abhängikeit), war die kleinere Angst vor der Schlaflosigkeit wie weggeblasen. Ich konnte plötzlich schlafen!
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durchweg positiv, ich bin stolz und selbstbewusst das ich es geschafft habe und das fällt meinem Umfeld direkt auf. Ich bin Leistungsfähiger im Studium, kann meine Beziehung intensivieren und in die Zukunft planen. Ich kann mich endlich meinen Problemen der Vergangenheit stellen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich übe bewusst Belastungsituationen.
Ich unternehme oft etwas allein und bleibe auch mal einige Tage allein zu Hause, was mir früher nur schwer möglich war.
Ich arbeite mit einem Therapeuten der Drogenberatung meine Probleme, die zu dem Missbrauch geführt haben auf. Ich besuche eine SHG.
Ich habe Strategien um den Rückfall in altes Verhalten zu vermeiden.
(Notfallpläne und Vermeidungstrategien für Krisensituationen, Rückfallprophylaxe, feste Abstinenz vorsätze)
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein. Ich habe lange genug gekämpft um dieses Muster zu verlassen.
Ich genieße jeden Tag den ich nun selbstbestimmt und gesund Leben kann.
Ich treffe Vorsorge um in Krisensituationen gewappnet zu sein und weiß das der Austieg sehr viel schwerer ist, als der Einstieg.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich lebe Abstinent. Es wird keinen Alkoholeinfluss geben und somit auch keine Kollision der beiden Ebenen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Zur Person
Geschlecht: männl.
Größe: 1,70m
Gewicht: 65kg
Alter: 28
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 1.TF 5.Mai 2008, 2.TF 28.Juli 2012
BAK: 1.TF 2,31, 2.TF 2,61 prom.
Trinkbeginn: 1. 23:00, 2. 22:30
Trinkende: 1. 4:30, 2. 4:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 1. 5:45, 2. 4:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert:
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 1.TF 6 Monate, längst vergangen, 2.TF mit dem Fahrrad, keine
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja, 2008
Hab ich neu beantragt: ja, vor 6 Monaten, frist läuft zum MPU Termin ab
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: JA
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Urkundenfälschung, 2008 (Nummerschild, abmeldung)
Bundesland: Brandenburg
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:
Ich lebe abstinent seit: der 2.TF, Juli 2012
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja 5. Stück
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
ETG-Programm ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja
Selbsthilfegruppe (SHG): Ja
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: 8.4.14
Welche Stelle (MPI): Dekra, Berlin
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Zwei Trunkenheitsfarten. Erste 2008 mit dem Auto, zweite 2012 mit dem Fahrrad. Sonst keine Auffäligkeiten im Straßenverkehr.
2008 habe ich mein Fahrzeug, welches ich ja nicht mehr bewegen durfte abgemeldet und das Nummer übermalt, damit es nicht so schnell auf dem abgelegenen Stellplatz auffällt. Urteil 2008 Urkundenfälschung.
Vorweg:
Ich weiß, dass ich Jahrelangen Alkoholmissbrauch betrieben habe. Ich habe lange gekämpft um mich von dem Alkohol zu befreien und habe es letztendlich geschafft. Seit 1 ½ Jahren lebe ich abstinent, empfinde es als das schönste Lebensgefühl. Ich werde für immer Abstinent leben.
Meine Frage ist, ob es klug ist, so offen meinen Missbrauch darzulegen. Ich war nicht abhängig, konnte aber trotzdem lange mit dem trinken nicht aufhören, da ich große Angst davor hatte dass, Schlaflosigkeit und innere Unruhe zurückkehren würden.
Oder würde mir dadurch evtl. eine Alkoholabhängigkeit unterstellt werden?
Ich habe zwar eine (leider zu kurze) MPU Vorbereitung bei der Dekra absolviert, aber diese frage konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
1.TF 5.Mai 2008
Freitag Nacht war ich mit 2 Freunden und deren Freundinnen in einer Discothek. Dort habe auch ich ein Mädchen kennengelernt. Wir haben zusammen viel getrunken.
Ich trank: 4 Gläser Bier (0,5L) , 2 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps mit 2cl.
Wir sind zu 6. danach zu mir nach Hause gefahren und haben noch weiter getrunken (2 Flaschen Bier 0,5), da bin ich nicht gefahren. Das Mädchen das ich kennenlernte wollte dann plötzlich los, was ich sehr schade fand. Um nicht allein zurück zu bleiben, wollte ich sie fahren (3km), da sie auch betrunken war, hatte sie keine einwände. Ich fühlte mich betrunken aber fahrtüchtig.Abfahrt 5.00Uhr. Unsere Fahrt ging 200 meter, dann bin ich über einen Bordstein gefahren, sicher durch Schlangenlinien. Die Vorderradaufhängung war kaputt und wir sind getrennt nach hause gegangen. Eine Zeugin rief die Polizei, welche mich von zu Hause abholte.
Blutentnahme 5.45Uhr 2,31 Promille BAK.
2.TF 29.Juli 2012
Freitag Nacht war ich auf meiner Semesterabschlussfeier im Studentenklub. Ich hatte mir vorgenommen nur wenig zu trinken. Ich habe viele Freunde getroffen und die ausgelassene Stimmungveranlasste mich weiter zu trinken, um meine Ausgelassenheit und redseligkeit nicht abreifen zu lassen.
Ich trank: 6 Gläser Bier (0,5L), 3 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps mit 2cl
Um 4 uhr habe ich festgestellt, dass viele schon gegangen waren und ich wollte dann auch nach fahren mit dem Fahrrad. Abfahrt 4.15 Uhr Auch hier fühlte ich mich betrunken und musste mich stark konzentrieren, dachte aber dass ich fahrtüchtig wäre. Auch als ich einmal gestürzt bin, dachte ich, wenn ich mich jetzt konzentriere, dann kann ich fahren. 300 meter nach Abfahrt (um 4:20 uhr ) hielt mich eine Polizeistreife an, welche auch den Sturz gesehen hatte.
Blutentnahme 4:55 Uhr, 2,61 Promille BAK
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
1.TF Trinkzeit 23.00 bis 4:30 = 5,5 stunden
6 Bier (0,5L), 2 Mixgetränke mit 4cl Vodka, 1 Schnaps Tequila 2cl
2.TF Trinkzeit 22:30 bis 4:00 = 5,25 stunden
6 Bier (0,5L), 3 Mixgetränke mit 4 cl Vodka, Schnaps Tequila 2 cl
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
1.TF: 200 meter von 3km gefahren
2.TF: 300 meter gefahren von 2km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich habe gemerkt das ich betrunken war und mich stark konzentrieren musste, aber dachte das ich fahrtüchtig sei.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Gar nicht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Sicherlich bin ich bereits früher unter Restakohol-Einfluss gefahren. Auch bin ich schonmal mit geringen Promillewerten gefahren.
Außer den beiden Trunkenheitsfahrten, die genannt wurden, gab es keine weiteren Auffälligkeiten.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe ca. 1-2 mal im Monat alkoholisiert am StVk teilgenommen. Unter Restalkohol sicher viel öfter. Da nie etwas passiert ist und ich auch nicht erwischt wurde, ist meine sensibilität für das fahren unter alkohol gesunken. Ich dachte, wenn bisher nichts passiert ist, wird heute auch schon nichts passieren oder es kontrollen geben.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Eltern haben regelmäßig zum Abendessen Bier getrunken
Mit 16 Jahren erstes Glas Bier auf einem Stadtfest mit bestem Freund
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
An mehreren Wochentagen zum Abendessen Bier getrunken.
An Wochenenden regelmäßig auf Party's viel Bier und zusätzlich Mixgetränke und Kurze.
Ich habe bereits als Jugendlicher(mit 19) auf Party's recht viel getrunken. Der Konsum unter der Woche wurde regelmäßiger, die Menge blieb gleich (3-4 Flaschen/Abend).
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
An Wochentagen 3-4 Flaschen (0,5l) Bier zum Abendessen
An mehreren Wochenenden im Monat: 4-6 Flaschen Bier, 2 Mixgetränke(inkl. 4Cl Schnaps), 1 Schnaps (2cl)
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Allein zu Hause und mit Freunden und Bekannten auf Party/Discotheken
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Äußeres Motiv: Einsamkeit, Ausweglosigkeit
Innere Motive: Traurigkeit, innere Unruhe, Schlaflosigkeit besänfitgen
Äußeres Motiv: Party mit Freunden oder Bekannten
Innere Motive: Lockerheit, Redseligkeit und Freude erzeugen und verstärken
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
wenig Alkohol: Entspannung, besserer Schlaf, geminderte Schüchternheit
viel Alk: Ausgelassenheit, Redseligkeit
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Umfeld hat meinen Alkoholkonsum als normal bis teilweise ausschweifend wahrgenommen. Kritische Hinweise gab es leider keine, da es in meinem Umfeld als normal galt am wochenende sehr viel zu trinken.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Mein Umfeld hat mir berichtet das kaum Auswirkungen spürbar waren. Ich habe den Eindruck ich deutlich ungeduldiger und leichter reizbar gewesen bin.
Ich selbst habe eine verminderte Leistungsfähigkeit festgestellt oder erlebe jetzt einen starken Zuwachs meiner Leistungsfähigkeit im Studium.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Heute lebe ich Abstinent und bin fest entschlossen auch in Zukunft Abstinent zu leben.
Mit 17 Jahren bin ich zur Ausbildung aus meiner Heimatstadt fortgezogen, 200km entfernt. Aus verschieden Gründen konnte ich dort keinen sozialen Anschluss finden und bin dort sehr allein gewesen.
Unter dieser Einsamkeit habe ich stark gelitten. Ich habe innere Unruhe verspürt und unter Schlaflosigkeit gelitten.
Um die Einsamkeit und die Begleiterscheinungen zu erleichtern habe ich an Wochentagen zum Abendessen und auch danach Bier getrunken. 3-4 Flaschen 0,5, seitdem ich 19 war.
Im Alter von 17-19 habe ich im Haus meiner Großeltern gewohnt. Dort gab es täglich zum Abendessen eine Flasche Bier für jeden und danach zum Fernsehen noch eine Flasche, ich habe das Angebot gerne angenommen. Da ich mich erwachsen fühlte und schnell merkte, dass dadurch das Alleinsein nicht mehr so schwer war.
An Wochenenden habe ich meine Freunde in meiner Heimatstadt besucht, allerdings trafen wir uns dort nur auf Partys, wo immer getrunken wurde. Ich wollte die freudigen Gefühle verstärken und ausgelassener werden und meine ausgeprägte Schüchternheit überwinden, durch den Konsum von Alkohol.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher dachte ich es wäre normal jedes Wochenende stark zu trinken und danach den Kater auszukurieren.
Auch zum Feierabend Bier zu trinken und danach zum Fernsehen, war in meinem Umfeld überall vertreten. Ich dachte ich wäre ein „normaler“ Biertrinker.
Heute und in Zukunft
Heute weiß ich, dass ich Alkoholmißbrauch betrieben habe und ein problematisches Verhältnis zum Alkohol habe. Um negative Gefühle zu betäuben und Probleme auszublenden habe ich getrunken.
Ich habe mein Trinkverhalten lange ändern wollen und hatte es nicht geschafft.
2012 habe ich mich vom Alkohol befreit und genieße heute mein selbstbestimmtes und Abstinentes Leben, jeden Tag.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Juli 2012. Seit der 2. TF nicht mehr.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich weiß, dass ich langjährigen Alkoholmisbrauch betrieben habe. Ich habe Lange gekämpft um aus diesem Kreis auszubrechen. Heute kann ich abstinent, völlig befreit und selbstbestimmt gesund Leben.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe den regelmäßigen, wochentäglichen Bierkosnum benutzt um innere Unruhe und Schlafprobleme zu mildern. Ich habe im Laufe der Zeit eine große Angst davor entwickelt, dass wenn ich kein Bier trinke ich wieder nicht schlafen könnte und innerlich stark zerissen wäre.
Wenn ich es mal probiert habe, traf dies natürlich ein.
Durch diese Angst konnte ich nicht aufhören zu trinken. An mein regelmäßiges Trinkverhalten war mein Betrinken auf Party's gekoppelt.
Nach dem traumatischen Elerbnis der Trunkenheitsfahrt wurde mir bewusst, dass mein Alkoholkonsum unkontrolliert ist und nur mit Abstinenz aus diesem Kreis ausbrechen kann.
Kontrolliertes Trinken auf Party habe ich verlernt, erst seitdem ich den festen Entschluss gefasst habe Abstinent zu leben, kann ich unbelastet an Party teilnehmen ohne bestimmte emotionale Zustände herstellen zu müssen, mit Alkohol.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe die 2. Trunkenheitsfahrt als traumatisierendes Erlebnis wahrgenommen. (Der sehr grobe Umgang der Polizei mit mir und ich habe mich geschämt, das es wieder passiert ist, dabei wollte ich mich doch bessern.)
Diese 2.TF hat mir deutlich aufgezeigt das ich ein Alkoholproblem habe und diesem mit kontrolliertem Trinken nicht Herr werden kann.
Seit diesem Tag habe ich keinen Alkohol mehr getrunken.
Die Umstellungsphase war nicht problematisch eher Befreiend. Da ich größere Angst vor den folgen meines Alkoholkonsums hatte (Gerichtsverfahren, schärfere MPU, Angst vor Abhängikeit), war die kleinere Angst vor der Schlaflosigkeit wie weggeblasen. Ich konnte plötzlich schlafen!
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durchweg positiv, ich bin stolz und selbstbewusst das ich es geschafft habe und das fällt meinem Umfeld direkt auf. Ich bin Leistungsfähiger im Studium, kann meine Beziehung intensivieren und in die Zukunft planen. Ich kann mich endlich meinen Problemen der Vergangenheit stellen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich übe bewusst Belastungsituationen.
Ich unternehme oft etwas allein und bleibe auch mal einige Tage allein zu Hause, was mir früher nur schwer möglich war.
Ich arbeite mit einem Therapeuten der Drogenberatung meine Probleme, die zu dem Missbrauch geführt haben auf. Ich besuche eine SHG.
Ich habe Strategien um den Rückfall in altes Verhalten zu vermeiden.
(Notfallpläne und Vermeidungstrategien für Krisensituationen, Rückfallprophylaxe, feste Abstinenz vorsätze)
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein. Ich habe lange genug gekämpft um dieses Muster zu verlassen.
Ich genieße jeden Tag den ich nun selbstbestimmt und gesund Leben kann.
Ich treffe Vorsorge um in Krisensituationen gewappnet zu sein und weiß das der Austieg sehr viel schwerer ist, als der Einstieg.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich lebe Abstinent. Es wird keinen Alkoholeinfluss geben und somit auch keine Kollision der beiden Ebenen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?



