23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Die größten Probleme, die meine Lebenssituationen erschwert haben, sind meinem Alkoholkonsum zuzuschreiben. Zudem bin ich durch den Alkohol an Diabetes erkrankt und meine Bauchspeicheldrüse ist chronisch entzündet.
Seit meiner Aufarbeitung, meiner Reflexion und meiner damit verbundenen Abstinenzentscheidung habe ich es geschafft wieder Verantwortung für mich zu übernehmen. Ich bin wieder handlungsfähig und auch in der Lage Probleme zu lösen, anstatt sie zu ignorieren. Ich bin wieder in der Lage mich ernsthaft um meine Gesundheit zu kümmern. Das fühlt sich sehr gut an und auch mein Selbstwert wurde dadurch wieder hergestellt. Ebenfalls kann ich für meine kleine Tochter 4 Jahre, zu der ich regelmäßigen Kontakt habe, da sein und mich darum kümmern das sie zu mir zurückgeführt wird. Zu meinen beiden anderen Kindern wird mir leider immer noch der Kontakt verwehrt. Aber ich gebe nicht auf auch diesen Umstand zu verändern. Ich habe hier professionelle Schritte über das Jugendamt und das Familiengericht eingeleitet. Auch das hätte ich in der aktiven Phase meiner Alkoholabhängigkeit nie zustande gebracht. Weiter kann ich wieder meinen Hobbys nachgehen und auch soziale Kontakte pflegen. Ich habe durch diese ganzen Dinge wieder Freude am Leben gefunden. Ich konnte die Bundeswehr hinter mir lassen und ein neues Leben aufbauen. Ich habe eine neue Ausbildungsstelle, die mir für meine Zukunft eine perspektive bietet. Ich kann dieser Arbeit zuverlässig nachkommen und leide nicht unter den Folgen von Alkoholkonsum. Auch meine Bauspeicheldrüse schmerzt nicht mehr mein Blutzucker ist sehr gut eingestellt und ich kümmere mich um meine Gesundheit. Ich steigere mich stetig in meinen sportlichen Leistungen und ich fühle mich fitter denn je. All das konnte ich nur erreichen, indem ich abstinent bin, und das ist mir so sehr bewusst. Ich möchte dieses leben nicht mehr hergeben. Sicherlich ist mein Leben nicht immer nur einfach und auch heutzutage gibt es die ein oder anderen, größeren oder kleineren Probleme, aber diese löse ich ohne Alkohol zu konsumieren erfolgreich.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe anerkannt das ich eine Suchterkrankung und eine PTBS habe und ich habe gemerkt, dass mein Verhalten zunehmend selbstzerstörerischer wurde und ich meine Gesundheit stark gefährdet habe. Ich habe mich früher nie um meine Gesundheit gekümmert, ich lebte selbstzerstörerisch, unbedacht und verharmloste den Alkohol.
Heute sehe ich den Alkohol komplett anders, ich lebe bewusster, ich bin es mir auch wert, dass ich mich selbst respektiere, anerkenne und möchte vor allem meinem Körper und meiner Seele nicht mehr schaden.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Der Entzug der Fahrerlaubnis war ein Tiefpunkt in meinem Leben, sehr schambehaftet. Als ich darüber nachgedacht habe, was da passiert ist und was alles hätte passieren können, bin ich letztendlich froh, dass die Polizei mich kontrolliert hat. Wahrscheinlich haben sie mir und auch anderen das Leben gerettet.
Ich habe mit Hilfe des BWZKs eine Klinik gefunden, die meine PTBS und die Komorbidität mit der Suchterkrankung behandelt hat. Dort habe ich gelernt wie diese beiden Erkrankungen zusammenhängen und das hat mir ein besseres Verständnis für meine Erkrankung vermittelt und ich konnte endlich für mich eine ernsthafte Abstinenzentscheidung treffen. Somit hatte ich dann auch einen klaren Weg vor Augen.
Die Umstellungsphase war schwierig da ich lernen musste anders mit den Symptomen der PTBS umzugehen, Trigger und Flashbacks zu reflektieren und funktionale Strategien anzuwenden, um dem daraus folgenden Verlangen standzuhalten. Dafür habe ich Skills gelernt und für mich individualisiert. Diese sind PMR, Atemübungen, Realitätscheck, Haptische Skills wie den Akupressur Ring oder Therapieknete. Damit schaffe ich es mich selbst zu regulieren und mit mir Achtsam umzugehen. Für Hochanspannungszustände bediene ich mich einer Amoniakkapsel, als Riechskill wirkt das für mich sehr gut und bringt mich zurück ins hier und jetzt. Aber ich habe auch immer die Möglichkeit um professionelle Hilfe zu bitten und kenne die genauen Anlaufstellen und führe auch die Kontaktdaten in meinem Telefon mit. Auch kann ich immer meine Freundin anrufen oder meinen besten Freund. Diese Skills haben sich schon bewährt und ich konnte hilfreiche und positive Erfahrungen sammeln. Das stärkt mein Selbstvertrauen und meine Stabilität. Außerdem habe ich wieder Freude am Gitarre spielen was mir ebenfalls sehr gut tut. Über Musik kann ich mich ausdrücken. Ein weiteres Ventil habe ich wieder im Kraftsport im Gym gefunden, der mich Mental und körperlich stärkt.
Probleme, die durch das Trinken entstanden sind wie z.B. die Schulden habe ich angegangen und gelöst. Das wäre mit Alkohol nie gelungen. Ich habe die Bundeswehr verlassen und mich beruflich neu orientiert und für mich eine Perspektive geschaffen, eine Zukunft und das bereitet mir sehr viel Freude. Ich habe mich von meiner Frau scheiden lassen und habe meinen Lebensmittelpunkt verlagert, sodass ich Abstand zu den Konsumorten und Konsumzeiten und den Erinnerungen gewonnen habe.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich frei. Ich gehe meinen Hobbies nach und habe diese erweitert. Ich fühle mich nicht mehr unter Druck gesetzt durch Gedanken etwas trinken zu müssen. Im Gym habe ich Bekanntschaften gemacht mit Menschen, die einen gesunden Lebensstil führen und dem Alkohol und anderen Mitteln abgeneigt sind. Zu meinem Vater hatte ich immer ein schwieriges Verhältnis, da habe ich es geschafft mich gänzlich abzugrenzen und habe den Kontakt abgebrochen. Ich habe eine Frau kennengelernt das Verständnis für meine Erkrankung hat und mich super unterstützt. Ich kann Hilfe annehmen und ich bin sehr erleichtert, dass die z.B. grade Schuldenproblematik geregelt ist.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe eine Abstinenzentscheidung getroffen und bin sehr zielstrebig. Ich habe außerdem eingesehen, dass ich zum Erreichen meiner Ziele und lösen meiner Probleme abstinent sein muss, ein klarer handlungsfähiger Kopf. Ich habe ich in der letzten Langzeittherapie Strategien entwickelt und Skills erlernt. Diese sind PMR, Atemübungen, Realitätscheck, Haptische Skills wie den Akupressur Ring oder Therapieknete, die ich erfolgreich anwende. Außerdem würde ich, sobald es anfängt, schwierig zu werden um professionelle Hilfe bitten und kenne die genauen Anlaufstellen, die auch mich kennen und führe die Kontaktdaten in meinem Telefon mit. Auch kann ich immer meine Freundin anrufen oder meinen besten Freund. Ebenfalls habe ich mit dem Kraftsport im Gym, den ich wieder betreibe einen sehr guten Ausgleich und schaffe es damit auch schwierigen Gedanken etwas entgegenzusetzen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich bin mir dessen bewusst, dass es auch wieder schwierige, kritische Zeiten geben wird in denen Flashbacks und Intrusionen wieder häufiger werden, finanzielle Sorgen und Existenzängste aufkommen und dass in solchen Situationen auch Suchtdruck aufkommen kann und somit auch eine Rückfallgefahr besteht. Allerdings gehe ich heute anders mit solchen Gedanken um, ich gebe mich ihnen nicht mehr hin, sondern arbeite aktiv dagegen. Die Traumatherapie hat mir sehr dabei geholfen meine Krankheit zu verstehen und ihren Zusammenhang mit der Sucht, sodass Ich heute in der Lage um Hilfe zu bitten, auch professionelle Hilfe. Professionelle Hilfe kann ich jederzeit bei der Suchtberstungsstelle der Diakonie in meiner Stadt finden, wo ich auch meine ambulante Nachsorgebehandlung gemacht habe. Diese Menschen kennen mich und ich habe großes Vertrauen zu ihnen. Das ich heute um Hilfe bitten kann sehe ich als eine große Stärke. Ebenfalls besuche ich immer donnerstags die Selbsthilfegruppe des Kreuzbundes in meiner Stadt, es tut mir gut mich mit betroffenen auszutauschen.
Bescheinigung über meine Nachsorge lege ich bei der MPU vor.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
In dem ich abstinent lebe. Damit habe ich einen klaren Weg vor Augen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.