Hallo zusammen,
ich habe meine inneren Motive und meine Vermeidungsstrategien überarbeitet. Ich freue mich über euer Feedback:
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive
Äußere Motive
Hier muss ich etwas ausholen, da mein Trinkverhalten in „Wellen“ verlief.
1997 – 2005
hat sich mein Alkoholkonsum nach der Trennung von meiner langjährigen Freundin (10 Jahre) gesteigert, 1999 ist meine Mutter gestorben wir hatten eine Umstrukturierung im Geschäft und bei meinem Vater wurde 2003 Prostatakrebs festgestellt und ich hatte Angst, dass nach meiner Mutter auch mein Vater sterben könnte. Ich bin mit Freunden weg gegangen und habe in deren Gesellschaft getrunken. Da es immer auf Festen, Geburtstagsfeiern etc. und immer in Gesellschaft war, lief das ganze unter feiern. Es wurde viel getrunken alles schien alles etwas sorgloser und unkomplizierter.
2010 – 2014
Nach der Trennung von meiner Frau 2010 fiel ich in ein tiefes Loch, da damit auch der Traum von einem eigenen Kind beendet war. Wir hatten lange versucht, ein Kind zu bekommen. Einmal war meine Frau schwanger, verlor das Kind aber schon sehr früh. Am Ende war alles auf eine neue Schwangerschaft ausgerichtet. Nach der Trennung ging ich wieder viel mit Freunden weg und war immer noch tief getroffen, dass mein Lebenstraum nicht in Erfüllung ging.
Anfang 2023 bis 2025 (Trunkenheitsfahrt)
ich hatte 2021 meine Freundin wegen einer anderen Frau verlassen, das ging im Mai Anfang 2023 auseinander. Ich war sauer auf mich selbst, dass ich mit meiner damaligen Freundin beendet habe. Zu dieser Zeit fiel auch durch zahlreiche Kündigungen sehr viel Arbeit im Geschäft an, die mir allmählich über den Kopf wuchs.
Innere Motive
Zu der Zeit ab 2003 bei der Umstrukturierung im Geschäft und als bei meinem Vater Prostatakrebs diagnostiziert wurde, hatte ich sehr starke Angst, dass nach meiner Mutter (1999) auch mein Vater sterben könnte und ich komplett ohne Familie bin. Ich hatte sehr starke Verlustängste. Gleichzeitig kam es durch die Umstrukturierung im Unternehmen zu hohem Arbeitsaufwand und sehr viel Stress. Ich hatte das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Ich fühlte mich überfordert, musste bzw. wollte aber alles schaffen. Mein Vater war stets optimistisch und hat sich nicht beklagt. Ich habe Ängste und Überforderung mit mir selbst ausgemacht, da ich meinen Vater nicht zusätzlich belasten wollte.
Nach der Trennung von meiner Frau 2010:
Wir hatten lange versucht, ein Kind zu bekommen. Einmal war meine Frau schwanger, verlor das Kind aber schon sehr früh. Am Ende war alles auf eine neue Schwangerschaft ausgerichtet mit allen negativen Begleiterscheinungen (Sex nach dem Kalender, später künstliche Befruchtung). Als es zur für mich völlig unvorhergesehenen Trennung kam bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Für mich war meine Ex-Frau die große Liebe und mein Lebenstraum war, mit ihr eine Familie zu gründen. Nach der Trennung von meiner Frau war auch klar, dass mein Traum von einer eigenen Familie jetzt unerreichbar war. Ich fühlte eine tiefe innere Leere und alles erschien mir sinnlos. So hatte ich ein halbes Jahr nach der Trennung ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job, den ich unter anderen Voraussetzungen bestimmt bekommen hätte. Ich sah aber keinen Sinn in einem neuen Job, wo ich alles verloren hatte und habe mich beim Vorstellungsgespräch schlecht präsentiert (nicht mit Absicht). Ich wollte es aber schnell hinter mich bringen. Für meinen Freundes- und Bekanntenkreis kam die Trennung auch völlig überraschend. Natürlich haben mich viele darauf angesprochen, warum wir uns getrennt haben. Da meine Frau mich verlassen hatte, war ich auch sehr verletzt und habe die Fragen damit abgetan, dass wir uns durch die ständigen Versuche, dass Sie schwanger wird voneinander entfernt hatten. Wie es in mir aussah habe ich niemandem mitgeteilt und habe alles mit mir selbst ausgemacht. Ich wollte auch nicht, als der schwache verletzte und verlassene dastehen und habe die Trennung heruntergespielt. Ich habe versucht meine Gefühle und Emotionen selbst zu verarbeiten. Dies führte dazu, dass ich am Wochenende mit Freunde „feiern“ ging. Hier waren die Probleme nicht präsent, da das Zusammensein vermeintlich unkompliziert und ausgelassen war. Die Probleme waren dann weit weg.
Mai 2023 Okt.2024
Von 2014 bis 2021 war ich in einer Wochenendbeziehung. Es war nicht die große Liebe, aber bequem und unkompliziert. Ich habe in die Beziehung auch nicht so viele Gefühle „investiert“ (klingt jetzt nicht nett war aber leider so). Ich hatte 2021 meine Freundin wegen einer anderen Frau verlassen. Hier war ich nochmal richtig verliebt mit allem was dazu gehört. Meine Freundin war sehr gut in meinem Freundeskreis integriert und ich wurde beglückwünscht, dass ich so eine tolle Frau kennen gelernt hatte. Im Mai 2023 verließ sie mich, da es doch nicht so passte. Mich überkam das Gefühl des Verlassen seins. Nachdem mein Vater 2017 gestorben war kam nochmal die ganze Trauer hoch, dass ich nun ganz alleine bin. Ich war tieftraurig und bemitleidete mich selbst. Hätte ich doch lieber an der unkomplizierten Wochenendbeziehung festgehalten. Gleichzeitig schämte ich mich auch meinen Freunden gegenüber, dass ich verlassen wurde. Ich verfiel wieder in das alte Muster, die Trennung herunter zu spielen und meine Gefühle zu verdrängen.
Wieder wollte ich nach außen stark erscheinen und wollte nicht, dass andere mitbekommen wie ich gelitten habe. Heute habe ich erkannt, dass hinter diesem Verhalten ein mangelndes Selbstbewusstsein und eine Unsicherheit steckt. Es war einfacher bei den Personen im eigenen Umfeld (Freunde, Freundin/Frau) als der „unverwundbare“ Starke da zu stehen, als die eigene Schwäche/Verletzbarkeit einzugestehen.
Ich habe über den Ursprung meines Verhaltens nachgedacht.
Für meine Eltern war ich ein absolutes Wunschkind. Ich hätte einen Bruder gehabt, den ich nicht kennengelernt habe, da er starb, bevor ich auf der Welt war. Zu meiner Mutter hieß es, dass Sie keine Kinder mehr bekommen könne und dann kam doch noch ich zur Welt. Meine Eltern haben mich bei allem unterstützt und meine Mutter war immer sehr besorgt. Ich wollte meinen Eltern keinen Grund zur Sorge geben und Sie mit meinen Problemen belasten. Ich habe Probleme und negative Emotionen mit mir selbst ausgemacht und versucht, meine Eltern nicht zu belasten. Dieses Verhalten hat sich bei mir „festgesetzt“.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz. Mein vergangenes Trinkverhalten hat mir gezeigt, dass kontrolliertes Trinken für mich nicht funktioniert.
Ein wichtiger Punkt war, dass ich zu meiner Trunkenheitsfahrt und meinem Alkoholkonsum gestanden bin und es meinem Umfeld auch erzählt habe. Ich kommuniziere offen, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Dadurch ist es mittlerweile völlig normal, dass ich keinen Alkohol trinke. Wenn mir jemand Alkohol anbietet, sage ich bestimmt aber freundlich „Nein, danke“. So z. B. beim Griechen, der einen Ouzo nach dem Essen bringt oder im Fußballstadion, als mein Sitznachbar mir ungefragt (wollte mich einladen) ein Bier mitgebracht hatte.
„Ich habe gelernt, bestimmte Anzeichen und Situationen zu erkennen und einzuordnen, die für mich früher ein Auslöser waren. So wurde mir auch die Arbeit im Geschäft zu viel. Früher hätte ich mich auf das Wochenende „gefreut“ und hätte den Stress beim „Feiern“ verdrängt. Wenn mir etwas zu viel wird, kann ich dies jetzt auch ansprechen. So habe ich mit meiner Chefin gesprochen und verdeutlicht, dass das Pensum so durch mich nicht zu bewältigen ist. Mittlerweile hat eine neue Kollegin auch einen Teil meiner Aufgaben übernommen. Ich achte auf meine Gedanken und Gefühle. Wenn ich merke, dass ich gestresst bin oder negative Emotionen „überhand“ nehmen, suche ich gezielt nach einem gesunden Ausgleich (meistens Radfahren) und spreche mit vertrauten Personen darüber. Ich fahre leidenschaftlich gerne Rad und habe diese Aktivität intensiviert. Die körperliche Betätigung tut mir einerseits körperlich gut, hilft mir aber auch sehr beim Stressabbau und um den Kopf frei zu bekommen. Als Alternative setzte ich mich auf meinen Heimtrainer und „fahre dort Rad“ und höre dabei Musik
Dadurch, dass ich gelernt habe mich zu öffnen und über belastende Dinge zu sprechen, habe ich diesen inneren Druck nicht mehr, mit allem selbst fertigzuwerden und vor anderen keine Schwäche zu zeigen.
Mein Freundeskreis hat sich geändert. Mit den Freunden, für die ich nur als Trinkkumpan interessant war, habe ich keinen Kontakt mehr.
Mit meinem Freundeskreis (besonders der Mutter meines Patenkindes und 2 sehr guten Freunden) habe ich ein stabiles soziales Netz, mit denen ich über alle Probleme reden kann und die für mich da sind. Die Fassade, dass ich alles schaffe und quasi unverwundbar bin existiert nicht mehr. Ich kann Probleme jederzeit ansprechen und tue dies auch. Umgekehrt sind diese Freunde auch an mir als Mensch interessiert. Dadurch, dass ich mich Ihnen gegenüber geöffnet habe, sind auch die Freundschaften noch tiefer geworden.
Ich meide Anlässe und Orte (z. B. Fankneipe), die in der Vergangenheit vorrangig mit Alkoholkonsum verbunden waren.
Wenn auf einer Feier einem Fest oder einer sonstigen Veranstaltung der Alkoholkonsum steigt und es für mich anstrengend würde, gehe ich heute rechtzeitig und gehöre nicht zum harten Kern, der bis zum Schluss bleibt. So war ich Gast beim 60. Geburtstag eines guten Freundes mit DJ und Buffett. Als am späten Abend der Alkohol stärker floss (nicht bei mir) bin ich gegangen. Es war ohne Alkoholkonsum ein toller Abend.
Viele Grüße
Bruce