11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Überwiegend habe ich in Gesellschaft mit Nachbarn, Freunden oder Kollegen bei Geburtstagen/Feierlichkeiten, Festen, kleinen privaten Treffen oder nach Feierabend getrunken, manchmal auch mit meiner Partnerin, ein oder zwei Glas Wein zum Essen.
In den letzten zwei Jahren abends dann etwa 1l Wein über die Woche verteilt auch alleine getrunken.
12. Warum haben Sie getrunken?
Innere Motive:
Ich habe Alkohol missbraucht, um meine Probleme zu vergessen und nicht daran zu denken. Mit den Problemen meine ich auch den Frust und die Unzufriedenheit, die sich in den letzten Jahren schrittweise aufgebaut hat.
Ich konnte nie wirklich mit meinen Emotionen umzugehen, bzw. Probleme ansprechen, thematisieren und schließlich Lösungen finden.
Ich hatte damals mit meiner ersten Partnerin recht früh in der Beziehung erstmals über die Familienplanung gesprochen; jedoch blieb der Kinderwunsch unerfüllt. Wir beide hatten es uns gewünscht, wollten den Traum der glücklichen Familie leben. Als sie dann die Beziehung beendet hatte wegen einem anderen Mann, habe ich mich unfähig und ungenügend gefühlt. Ich habe die Schuld für das Scheitern der Beziehung bei Ihr gesucht. Heute muss ich rückblickend ehrlich sagen, dass dieser unerfüllte Kinder- und Familienwunsch ein Tabuthema war, über das ich nicht sprechen wollte. So wie einige Dinge Tabuthemen für meine Eltern waren, über die auch sie nicht gesprochen haben. Ich habe zu dieser Zeit getrunken, um mich besser zu fühlen, ich konnte ab einer gewissen Alkoholenge meine Hemmungen fallen lassen, meine Hemmungen über dieses Tabu-Thema mit meinen engen Freunden zu sprechen, ich kam aus meiner Rationalität heraus und wurde emotionaler, wenn ich weiter trank. Ich hatte das Gefühl, dass ich so meinen inneren Druck loswerde, wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte, über meine Wünsche sprechen konnte, ich empfand Traurigkeit und ich weiß, dass mir dann auch mal eine Träne übers Gesicht lief.
Bei meiner zweiten Partnerin wollte ich dies nicht mehr erleben, also diese frühe Euphorie hinsichtlich der Familiengründung; ich war vorsichtig, rational, habe alle Möglichkeiten abgewogen und wollte mir Zeit lassen. Ich wollte alles richtig machen, keine Risiken eingehen. In diesen acht Jahren Beziehung bin ich dadurch aber stehengeblieben. Ich habe mich nicht weiterentwickelt, blieb zu sehr in der Vergangenheit hängen. Das einzige „Highlight“ in dieser Zeit war der Hauskauf 2019 und das Zusammenziehen. Ich weiß heute, dass es auch der Wunsch meiner damaligen Partnerin war, eine Familie zu gründen, gesprochen haben wir nie über solche Themen. Probleme, Streitigkeiten, aber auch andere Wünsche in unserer Partnerschaft wurden nie thematisiert, die Beziehung wurde zum Selbstläufer, bis wir kapituliert hatten.
Ich wurde über alle Meilensteine ihres neuen Lebens (Schwangerschaft, Hochzeit…..) informiert, was mir immer wieder einen Dämpfer verpasst hat. Auch hier weiß ich heute, dass der Fehler nicht an mir als Mensch lag; sondern daran, dass ich nicht in der Lage war, mich emotional zu öffnen, meine Wünsche auszusprechen, mich mit Problemen konfrontieren zu lassen.
Ich hatte nun auch ein Alter erreicht, in dem meine Lebensplanung nicht mehr so verlaufen würde, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich habe auch vermehrt auf meine Kollegen und Freunde geschaut, wie deren Leben verläuft und auch bisher verlaufen ist, die Schritte, wie sie alle vorwärts gehen, und war frustriert, dass ich nicht ansatzweise das erreicht habe, was andere auf die Beine gestellt haben.
Ich konnte bzw. wollte nicht über das alles reden, wollte zeigen, dass mir das alles egal ist, mich als starken Mann präsentieren, und habe mich in die Arbeit gestürzt, die ich gerne mache und auch gut machen kann. Ich war aufgrund der Rückschläge angewiesen auf die Anerkennung als „wertvollen“ und „fähigen“ Mann, sei es durch andere, die mir auf die Schulter klopfen und mich bewundern, wie ich das alles alleine bewältigen kann, sei es bei der Arbeit, welch guten Ergebnisse ich abliefere. Ich war auf der Suche nach dem Gefühl, dass ich eben nicht so einfach austauschbar bin; habe deshalb auch nie „Nein“ gesagt zu Zusatzaufgaben, und ich habe dadurch die Zeit, die ich zur eigenen Regeneration brauchte, eben dafür verplant. Mit allen Aufgaben, die ich zuhause und beruflich zu erledigen hatte, war ich irgendwann überfordert, mir wuchs alles über den Kopf, ich wollte aus dieser Realität flüchten; zudem habe ich keine Hilfe angenommen, mein Kontrollzwang hat mich daran gehindert, Arbeiten zu delegieren, ich wollte alles selbst erledigen. Auch das Grundproblem, die Überforderung, wollte ich nicht ansprechen, und ich habe selbst versucht, die Lösungen zu finden.
Wenn dann etwas nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt habe, damit meine ich die Trennungen oder berufliche Ergebnisse, bin ich in ein Loch gefallen. Hier fällt auch der Vorfall Ende 2023. Ich habe mich unzulänglich und wertgemindert gefühlt, ich hatte das Gefühl, ich werde belächelt, und man denkt über mich, dass ich es nicht besser kann. Auch habe ich mir eingebildet, über mich werde gedacht, dass ich mein Leben nicht im Griff habe. Und ich muss mir auch eingestehen, ich war dabei, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren.
Heute weiß ich, dass die Übertragung von mehr Aufgaben ein Zugeständnis meiner Entwicklung war, dass ich eben in den Augen anderer nicht stehengeblieben bin, dies habe ich aber nicht als solches erkannt. Wie bereits gesagt, ich hatte das Gefühl, dass ich auf der Stelle getrampelt und stehengeblieben bin, es sich in meinem Leben nichts mehr weiterentwickelt hat.
Nach der letzten Trennung Ende 2022 begann ich zu kapitulieren, Ende 2023 war ich an dem Punkt, dass meine Frustration vollständig die Oberhand gewonnen hat, und ich damit abgeschlossen hatte, meine Wünsche, die eigene perfekte Familie und ein harmonisches Zusammenleben, jemals zu erreichen. Daher habe ich mich mit flüchtigen Bekanntschaften vergnügt, der Alkohol hat mich enthemmter gemacht, ich habe meine Verantwortung abgeben können und war frei.
Ich habe über den Ursprung meines Verhaltens nachgedacht. Im Kindesalter hat sich die beruflichen Situationen meiner Eltern geändert, es stand weniger Geld zur Verfügung, was vermutlich mehr Probleme verursacht hat. Ich kann mich nicht erinnern, wann es anfing, dass mein Vater abends regelmäßig Bier getrunken hat; meine Mutter hat bei Festen oder Geburtstagen Alkohol getrunken, selten zuhause, zumindest kann ich mich daran nicht erinnern oder habe dies nicht wahrgenommen.
Meine Eltern haben die Probleme, die sie hatten, nicht vor uns besprochen. Wenn es Streit gab, dann haben meine Eltern nicht miteinander geredet, und nach einiger Zeit war wieder alles „so wie vorher“. Ob über den Grund des Streites gesprochen wurde, ob Probleme gelöst wurden, daran kann ich mich nicht erinnern, ich habe es jedenfalls nicht mitbekommen, DASS gesprochen wurde.
Erst später in meinem Leben habe ich realisiert, dass mein Vater alkoholkrank war. Er selten emotional war; schaue ich noch weiter zurück, habe ich erkannt, dass Alkohol in meiner Familie immer präsent war; bei Familienfesten, beim Sonntagsessen, beim Zusammensitzen…..ich weiß dass bei solchen Gelegenheiten viel gelacht wurde, alle unbeschwert und fröhlich waren. Unbewusst habe ich dieses Verhalten mit in mein (Erwachsenen-)Leben genommen. Probleme haben sich augenscheinlich von alleine gelöst, Streitigkeiten verschwanden von alleine, mit Alkohol war man lustig, fröhlich, unbeschwert. Die Verbindung zum Alkohol habe ich nicht offensichtlich erkannt, aber unbewusst wahrgenommen und in mein Verhalten integriert. Während ich in der Vergangenheit meine Rückschläge Alkohol versucht habe zu überwinden, mich selbst aber dann wieder „einnorden“ konnte, blieb dies seit 2022 aufgrund der gewachsenen Verantwortung und schlicht aus Überforderung aus. Ich habe mich selbst bemitleidet, mich teilweise isoliert, war in mich gekehrt; aus mir herauskommen konnte ich nur mit Alkohol, und Dinge, die ich gesagt oder getan habe, konnte ich auch auf den Alkohol schieben, ich selbst war ja nicht das Problem, sondern andere.
Äußere Motive:
In der Gruppe wollte ich nicht auffallen, nicht „Nein“ sagen und damit auffallen. Mir war wichtig, was andere von mir halten, und ich wollte mitziehen. Ich kam an solchen Abenden aus meiner Einsamkeit raus, und das wollte ich genießen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich habe mich entspannter gefühlt. Vor allem, weil ich dann alleine zuhause war, habe ich diese Einsamkeit nicht als solche verspürt. Die Gedanken daran waren verschwunden, meine negativen Stimmungen wurden in positive umgewandelt. Ich habe weniger daran gedacht, wie es in meinem Leben läuft. Damit meine ich, dass ich nicht mehr an das Vergangene gedacht habe, nicht mehr daran was ich nicht habe, ich mir aber gewünscht habe. Ich war enthemmter, lustiger, redseliger. Ich hatte das Gefühl, dazuzugehören, und damit keine Ablehnung zu erfahren. Ich konnte aus mir herauskommen und mir alles von der Seele reden.
Auch wurde ich mit steigendem Konsum emotionaler, es war mir dann möglich über meine Gefühle zu reden; immer wohlwissend, meine Aussagen und Emotionen auf den Alkohol schieben zu können, um weiterhin als souveräner und starker Mann dazustehen.
Am Folgetag nach dem Trinken lag ich auf der Couch, hatte Kopfschmerzen, war müde, erschöpft, und war unproduktiv.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein. Wenn ich mehr Alkohol getrunken habe, dann in Gesellschaft, und es ist nicht aufgefallen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Als Folge habe ich bemerkt, dass ich schlecht geschlafen habe, demnach am nächsten Tag müde war. Die gute Laune und das Gefühl von Freiheit, welches ich noch einige Stunden zuvor mit Alkohol gehabt habe, waren verflogen, die Probleme weiterhin vorhanden, ich war immernoch alleine, rückwirkend gab es keine positiven Auswirkungen. Es waren eher negative, da ich am nächsten Tag, nach dem ich schlecht geschlafen hatte, müde unproduktiv war, Kopfschmerzen hatte und auf der Couch lag; durch Zeit verloren habe, die ich hätte in Arbeiten investieren können, die mich zuvor entspannt hatten. Die
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Als 2005 mein Vater starb, habe ich an mehreren Tagen die Woche Alkohol konsumiert, was ich vorher nicht getan habe. Auch habe ich von der Menge her in dieser Zeit mehr getrunken. Dies hatte etwa zwei oder drei Monate gedauert, bis die Trauer etwas weniger wurde, und auch der Großteil der Formalitäten erledigt waren. Danach habe ich mich wieder gefangen, und mein Konsum hat sich wieder reduziert.
August 2013, Trennung von meiner damaligen Partnerin, habe ich auch mehr getrunken. Also auch nach Feierabend zuhause unter der Woche 3-4 mal, und am Wochenende, wenn ich dann wieder auf Parties oder in der Disco war. Nach ein oder zwei Monaten habe ich das wieder reduziert, zumal auch beruflich mehr Aufgaben und Verantwortung auf mich zukam. Da hatte ich weniger Lust, Alkohol zu trinken.
Das gleiche war im November 2022 der Fall, Trennung der Partnerin, drei Jahre zuvor das Haus gekauft, und ich hatte Existenzängste und wusste nicht, ob ich mir das alles noch leisten kann. Da habe ich unter der Woche verteilt 1L Wein getrunken, am Wochenende, etwa 3x im Monat, dann etwa die o.g. Menge (15 Bier (5% a 0,33L) und 15 Schnäpse (18% a 4cl); seltener Mischgetränke, dann weniger Bier).
Mit den Vorwürfen im November 2023 ging mein Konsum wieder nach oben. Da waren es drei Abende, an denen ich mehr als (mein persönlicher) Durchschnitt getrunken habe.
Die Ursache lag daran, dass ich mir aufgrund der Trennungen wertlos und ungenügend vorkam. Bei der ersten Trennung dachte ich irgendwann „ok, kann passieren.“ Das mir dies dann 2022 ein zweites Mal passierte, hat mich vollständig aus der Bahn geworfen, mein Selbstwertgefühl war im Keller. Wir waren dabei, uns nun endlich das Leben und eine Familie aufzubauen, und auf einmal war alles vorbei. Nur hatte ich dieses Mal noch die finanziellen Verpflichtungen, die Arbeit zuhause und beim Job, ich war überfordert. Ich habe auch nicht „Nein“ gesagt, wollte mich als belastbar und selbstbewusst darstellen. Ich habe keine Hilfe angenommen, um nicht schwach zu wirken; mir war es einfach wichtiger, wie mich die anderen wahrnehmen. Dabei war es mir auch wichtig, die Anerkennung für meine Leistung zu bekommen; dass alle sehen, ich kann das alles und mir auf die Schulter klopfen.
Zudem kam der Frust, da ich auf der Stelle getrampelt bin. Ich hatte das Gefühl mich wederberuflich noch privat weiterzuentwickeln, in meinem Freundes- und Kollegenkreis habe ich zugesehen, wie es immer weiter vorangeht, ich selbst bin aber nicht vorangekommen. Ich war demotiviert, frustriert, habe mich selbst bemitleidet, und nichts getan, um aus dieser Spirale herauszukommen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Während des Studiums, nachdem die Klausurphase vorbei war, ich mit meinen Studienfreunden „entfesselt“ (so war das Gefühl an diesem letzten Tag) losgezogen bin, und nach der Kneipentour/Cocktailbar noch in den Studentenclub zum Tanzen sind. Ich hatte keine Blackouts, aber ich kann mich an viele Situationen erinnern, wie ich torkelnd nach Hause gelaufen bin.
In der ersten Zeit (2009) in der neuen Stadt, wenn ich am Wochenende mit Freunden feiern war, war ich betrunken; ich habe dann gemerkt, dass es genug war, und ich bin nach Hause gegangen.
Die Lebensumstände haben sich mit den Jahren geändert, auch die Trinkgelegenheiten. Ich war betrunken, das habe ich deutlich gemerkt. Ich habe dann mit dem Trinken an diesen Abenden aufgehört.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Berufsbedingt habe ich seit 2012 einmal im Jahr für 2-3 Monate keinen Alkohol getrunken.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Ich habe mich früher als Gesellschafts-/Partytrinker gesehen, und habe meinen Konsum als gesellschaftsfähig und „situationsbedingt normal“ eingestuft.
Heute ist mir bewusst, dass ich ein Problem im Umgang mit Alkohol habe, dass ich meine Grenzen nicht kannte bzw. sich diese durch meine Giftfestigkeit verschoben haben, ich immer mehr getrunken habe, um das Gefühl der Unbeschwertheit zu bekommen. Ich habe Alkohol missbraucht, um mich besser zu fühlen, meine Probleme und meinen Frust zu vergessen. Daher stufe ich mich als Alpha-Trinker (nach Jellinek) ein.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein. Seit der TF habe ich keinen Alkohol mehr getrunken.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zuletzt am 02.10.2024 gegen 21:50 Uhr
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich aus mehreren Gründen für einen Alkoholverzicht entschieden:
- Durch die Aufarbeitung habe ich erkannt, dass ich die Kontrolle im Umgang mit Alkohol verloren habe. Ich habe Alkohol als Problemlöser und zur Emotionssteuerung missbraucht, ich konnte nicht verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen. Ich habe gelernt, dass sich die Lösung meiner Probleme nicht im Alkohol fanden, und diese werden sich auch nicht in Zukunft im Alkohol finden lassen.
- Heute bin ich stolz, mir dies eingestehen zu können, offen über dieses Problem mit dem Umgang mit Alkohol sprechen zu können. Mir ist bewusst geworden, dass dieses Problem lebenslang bestehen bleibt, und es für mich in Zukunft notwendig ist, weiterhin auf Alkohol zu verzichten, um nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
- Folgedessen habe schlicht und ergreifend auch Angst. Im Rahmen der Aufarbeitung, Rückrechnung der Alkoholmenge(n), mit der ich mich belastet und was ich meinem Körper angetan habe, und Erkennen, welchen Weg ich genommen hatte, bin ich überzeugt, dass ich die erträgliche Menge für mein Leben erreicht habe. Ich bin froh, dass ich in der aktuellen ärztlichen Untersuchung (Ultraschall Bauch) keine Auffälligkeiten habe; ein Raucher-typisches aber gutes Ergebnis bei Lungenfunktion und Belastungs-EKG, Laborwerte sind in Ordnung, keine neurologischen Ausfälle. Das soll auch so bleiben, und ich erreiche dies nur durch konsequente Anstinenz.
- Ich hatte einige Erlebnisse, die mir klargemacht haben, dass ich so nicht enden möchte, wie die Menschen, die ich in dieser erleben und beobachten konnte.
- Ich habe seit der TF bis zum heutigen Tage 9kg abgenommen. Ich habe meinen Alltag so organisiert, dass ich mir Zeit für Sport nehmen kann und diesen auch durchziehe. Das wurde auch von anderen bemerkt, dass ich besser aussehe, und das spornt mich weiter an. Ich habe dadurch auch ein anderes Körpergefühl, da ich besser schlafe, ausgeruht bin, und auch wieder selbstbewusster bin.
- Mit dem Führerscheinentzug und dem Zwang, mit dem Bus fahren zu müssen, habe ich mir anfangs eingeredet, JEMAND (also das Gericht/FSSt) klaut mir damit Lebenszeit, weil ich ewig unterwegs bin. Dann kam ich ziemlich schnell zu dem Schluss, dass ich mir selbst gerade die Lebenszeit klaue, durch die Dummheit, die ich gemacht habe. Ich bin seit einiger Zeit an dem Punkt, dass ich sage, die Zeit habe ich mir schon viel länger geklaut mit verkatert im Bett/auf der Couch liegen und durch den Konsum an sich. Diese Lebenszeit bekomme ich nicht wieder, aber ich will meine weitere Zeit sinnvoll nutzen und die mit meiner Partnerin/Frau und irgendwann mit meinen Kindern verbringen und aufwachsen sehen.
- Einer der für mich wichtigsten Gründe ist meine Partnerin, die zu mir stand und steht, mich nimmt mit meinen Fehlern; die sieht und mir vertraut, dass ich mich ändere und geändert habe und diese Änderung beibehalten möchte. Auch ihr ist es schwergefallen, über bestimmte Dinge direkt zu sprechen, jedoch hatte sie Ihre Lösung nicht um Alkohol gefunden. Wir haben beide an uns gearbeitet, sind nun große Schritte nach vorne gegangen; das hat das Vertrauen an uns zusammen und gegenseitig deutlich vertieft und nachhaltig verbessert.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon
eher?
Ich habe mich und mein Verhalten nie ernsthaft reflektiert. Ich habe den Überblick über die Menge, die ich getrunken habe, verloren. Ich habe diese als „normal“ und „gesellschaftsfähig“ gesehen, habe die Gründe, warum ich getrunken habe, nicht so wahrgenommen, wie ich das heute tue.
Ich weiß heute dass ich nicht in der Lage war, nüchtern alles zu reden, über Trennungen, meine Sorgen/Nöte und auch meine Wünsche anzusprechen. Ich habe mich schon „gedemütigt“ und „ungenügend“ gefühlt, und hätte es nicht ertragen, wenn noch jemand über mich denkt, dass ich „schwach“ bin.
In der Gruppe wollte ich dazugehören, wollte nicht negativ auffallen, indem ich „Nein“ sage und mich dadurch vermutlich ausgrenzen könnte.
Ich habe viele Gespräche mit den Personen aus meinem Umfeld geführt. Dabei wurde mir von vielen gesagt, wie ich wahrgenommen werde, und dass es keinen Unterschied macht, ob ich mittrinke oder nicht. Es gab aber auch Leute, die anscheinend nicht verstanden haben, was und wieso alles so gekommen ist, wie es jetzt ist, und auch nicht meine Konsequenzen, die ich daraus ziehe. Von diesen Leuten habe ich mich auch entfernt, da ich dies in meinem Leben nicht mehr brauche, und vor allem nicht mehr will.