Guten Tag,
ich muss innerhalb der nächsten 2 1/2 Monate meine 2. MPU absolvieren, weil ich wegen einer Alkoholfahrt(2 Promille) im Oktober 2018 auffällig geworden bin. Im Sommer 2015 hatte ich bereits eine MPU wegen Gefährlicher Straßenverkehrsgefährdung. Der zweite Führerscheinentzug erfolgte im Januar 2019. Seit Sommer 2019 trinke ich auch keinen Alkohol mehr und kann dies im Zeitraum November 2019 bis Mai 2020 (6. Monate) belegen.
Leider widerspricht sich die Aufarbeitung/ "die echte Story" mit den Aussagen, die ich in meiner ersten MPU hinsichtlich meines Alkoholkonsum getätigt habe. Ich bin 1 Jahr vor der Straftat (Straßenverkehrsgefährdung) die zur 1. MPU geführt hat, mit 0,22 Promille in der Probezeit auffällig geworden.
Dieser Aspekt war in meiner damaligen MPU ein Nebenaspekt und es war damals wirklich einmalig das ich mich trotz vorherigen Alkoholkonsums ans Steuer gesetzt habe. Ich hab einen Film geguckt, dabei ein großes Desperados (0,655l; 5,9% Alk.) getrunken und bin eingeschlafen. Als ich nach etwa einer Stunde wach wurde, wollte ich vor dem Schlafen gehen noch eine Zigarette rauchen. Ich hatte keine Zigaretten mehr und bin dann zur Tankstelle gefahren. Dadurch das ich vorher geschlafen habe, habe ich das Bier vergessen und bin gefahren. Grund für die Polizeikontrolle war aber ein zu schnelles Fahren(bin damals ja immer "gerast"). Dabei fiel eben auch die 0,22 Prom auf. Dieser Vorfall kam als Nebenaspekt bei der 1. MPU zur Sprache. Ich wurde dann natürlich hinsichtlich meines generell Alkoholkonsums gefragt und habe angegeben, dass ich fast nie trinke. Dabei habe ich zu dem Zeitpunkt schon fast jeden Abend 1-2 Bier getrunken. (habe aber damals Fahren/Trinken immer getrennt!) Verständlicherweuse wollte ich bei der damaligen MPU (Fragestellung war ja wegen Straßenverkehrsgefährdung) nicht auf meinen Alkoholkonsum(der zu dem Zeitpunkt, zwar schon "kritisch" war, aber noch "sozialakzeptiert"war ) hinweisen und habe folgendes gesagt: (Zitat)
"Nein. Ich trinke nicht viel, weil ich schnell müde werde von Alkohol. Ich merke schon ein Bier"
Nun muss ich wieder zur MPU aber wegen einer Alkoholfragestellung. Meine "Alkoholikerkarriere" / die "absolute Wahrheit" die zu meiner 2. MPU geführt hat - widerspricht sich nun natürlich mit der damals getätigten Aussage. Nun überlege ich ob es besser ist, "nur die halbe Wahrheit" zu erzählen bzw. das ich erst später Angefangen habe Alkohol zu trinken.
In meiner ersten MPU ging es in erster Linie um eine Gefährliche Straßenverkehrsgefährdung. Ich habe in folge meiner Kindheit wenig selbstvertrauen entwickelt und mit dem ersten eigenen Auto habe ich damals mein Ego auf das schnelle Fahren aufgebaut. Mit dem eigenen Auto hatte ich dann auf einmal Freiheit und mein Leben kam so richtig in "Schwung". Fühlte mich cool und unantastbar, Damals war ich ein wirklicher Verkehrsrowdie, bin immer massiv zu schnell gefahren. Das ging etwa 1 1/2 Jahre gut bis ich eben mit der Gefährlichen Straßenverkehrsgefährung auffällig geworden bin. (Im Alter von 21) Ich habe damals den Führerschein (Januar 2015) für 6 Monate abgeben und die MPU im Sommer 2015 bestanden. Mein Verhalten hinsichtlich des zu schnellen Fahrens habe ich wirklich nachhaltig geändert und bin auch nicht mehr in dieser Richtung Auffällig gewesen. Die MPU hat sich ingesamt sehr positiv auf meine persönliche Entwicklung ausgewirkt(Auseinandersetzen mit meiner Kindheit: Scheidung der Eltern etc.)
Parallel zu meinem zu schnellen Fahren habe ich schleichend eine (leichte) Alkoholabhängigkeit aufgebaut. Meine beiden Eltern, meine ganze Famile - einfach bei allen Menschen die ich kannte, war es normal in der Woche 1-2 Flaschen Bier/ 1-2 Gläser Wein zu trinken und am Wochenende auch regelmäßig mehr. Ein "Rauschtrinken" ein Mal im Monat war für mich vollkommen normal und sogar "sozialgewünscht". Meine Eltern sind auch beide nach gesellschaftlichen Maßstäben recht erfolgreich. Alkokol gehörte seit meiner Kindheit einfach zum Alltag dazu. Sowohl zum Essen, zum Feierabend, zum Feiern, bei schlechten und bei guten Nachrichten.
Ab etwa 19 Jahren habe ich jeden Abend im Schnitt 1-3 0,5l getrunken, am Wochenende 3-6 0,5l Bier. Das war für mich einfach vollkommen normal. Alle in meinem Umfeld machten das so (dass soll keine Verharmlosung darstellen!). Im Alter von 21-23 war ich auch viel Feiern und so etwa jedes zweite Wochenende volltrunken. Das war für mich einfach normal. Meine Eltern waren beide ja erfolgreich und sozialunaufällig - haben aber Abends und am Wochenende(auch größere Mengen!) regelmäßig Alkohol konsumiert. Ein erfolgreiches Leben und regelmäßiger Alkoholkonsum waren für mich also nichts was sich ausgeschlossen haben.
Was sich gleichzeitig auch gezeigt hat, dass es mir verhältnismäßig oft passiert ist, dass ich wirklich absolut die Kontrolle über meine Alkoholmenge verloren habe und war bereits mit 15 Jahren einmal mit 2,54 Promille im Krankenhaus. Ich habe mir einmal das Jochbein und einmal das Handgelenk gebrochen, weil ich stark alkoholisiert gestürzt bin. In der Regel bin ich einfach heile nach Hause gekommen und hatte einen Filmriss.
Nach meiner "Wilden Partyjugend" mit 23 und 24 bin ich auch nicht mehr so oft am Wochenende weg gewesen. Ich habe in der Woche Abends meine 1-3 0,5l Bier getrunken und am Wochenende 2-4 Bier. Das mit den Kontrollverlusten/Filmrissen passierte mir nur noch sehr selten. (1-2 im Jahr) Ich wusste schon früh, dass diese Kontrollverluste ein Riesen Problem sind und die Filmrisse waren auch immer mit richtig krassen Schuldgefühlen verbunden. Aber wenn man regelmäßig "geringe" Mengen trinkt und am Wochenende auch mal etwas mehr - dann führte das in meinem Fall eben auch dazu, dass es mir trotz aller guten Vorsätze und guten Strategien die ich mir zurecht gelegt habe, passiert ist, dass ich ab und an mal "die Kontrolle verloren habe". Dieses Ding mit dem "Kontrollverlust" war wirklich eine schlimme Sache bei mir, führten aber bis Sommer 2018 nie dazu, dass ich betrunken gefahren bin.
Irgendwie schaffte ich es also - auch wie meine Eltern - ein (erfolgreiches) Leben, Alkohol und Auto fahren unter "einen Hut zu bringen". Im Sommer 2015 hatte ich meinen Führerschein ja wieder. Ich habe eine gute Ausbildung abgeschlossen und ein Studium begonnen, hatte einen Nebenjob, eine eigene Wohnung. Ich hatte mein Leben und den Alkoholkonsum ganz gut im Griff. Ich hatte keine Kontrollverluste/Filmrisse mehr. Das ich betrunken gefahren bin, kam bis zum Sommer 2018 nicht vor. Ich war also trotz meines "grenzwertigen" /kritischen Alkoholkonsums sozial "unauffällig" und habe es immer geschafft fahren und trinken zu trennen. Nach der Probezeit bin regelmäßig auch mit 0,2 - 0,3 Prom Auto gefahren - das war ja auch erlaubt und dadrin habe ich kein Problem gesehen. Das Leute betrunken fahren, fand ich nie gut - wenn ich das mitbekommen habe, habe ich den Personen das immer Ausgeredet. Auch wenn ich mal einen "Filmriss" hatte, so kam es nie vor das ich betrunken gefahren bin. (bis Sommer 2018)
Im Frühjahr 2018 kam leider ein belastendes Ereignis in mein Leben. Meine Mutter lernte einen neuen Mann kennen und hat mich wirklich vollkommen vernachlässigt. Oder ich mich zumindestens vernachlässigt gefühlt habe. Mit meinem Vater hatte ich schon seit ca. 1 Jahr keinen Kontakt mehr gehabt und ich habe die sozusagen die letzte "Nahe" Bezugsperson verloren. Ja ich würde mich defintiv als spätpubertär bezeichen. Das hat mich so fertig gemacht, dass meine Alkoholkonsum ausgeufert ist. Ich brauchte irgendwie Ablenkung und bin wieder jedes Wochenende feiern gewesen - entweder bei Bekannten oder in der Dorfdisco um die Ecke. Es wurde am Wochenende immer mehr, die Toleranz steigerte sich massiv. Im Zeitraum Juni 18 - Oktober 18 hatte ich am Wochenende immer über ca. 1,2 Prom. getrunken. Es kamen auch immer mehr Wochenenden mit kompletten Kontrollverlusten und Filmrissen hinzu. Mein Leben, meine Anwesenheit im Studium, meine Anwesenheit bei meinem Nebenjob und mein persönliches Wohlbefinden gingen "den Bach runter". Nach dem "Feiern" bin ich anfangs zu Fuß nach Hause(10-15min) gelaufen, da ich immer bei Bekannten im direkten Umkreis oder in der Dorfdisco um die Ecke (2km) war. Im Juni 2018 bin ich dann das erste mal einfach die 2km mit dem Auto mit etwa 1 - 1,2 Prom. nach Hause gefahren und gemerkt "hey. passiert ja garnichts. sind doch nur die paar Meter". Ich bin dann ingesamt etwa 10x wirklich betrunken nach Hause gefahren, wo ich mich nicht / kaum dran erinnern kann.
Am besagten Tattag, habe ich einen Filmriss von über 6 Stunden. Wurde betrunken vor meiner Haustüre von der Polizei aufgefunden. Ein Passant hatte mich betrunken aus dem Auto aussteigend gesehen. Die Blutuntersuchung ergab 2,06 Promille. Das war im Oktober 2018. Im Januar 2019 musste ich den Führerschein vorläufig abgeben. Im Oktober 2019 war die Verhandlung mit Sperre bis Mitte Mai. Ingesamt war die Strafzeit 1 Jahr und 3 Monate.
Nach der Tat habe ich für einige Woche komplett mit dem Alkohol aufgehört, dann aber wieder regelmäßig meine 1-3 Bier am Abend getrunken. Die erhöhten Konsum am Wochenende habe ich ab dem Tag, aber eingestellt. Dieser "letzte große Kontrollverlust" war wirklich schockierend und prägend. Alkohol in großen Mengen kam für mich nicht mehr in Frage, alleine der Gedanke ist mit extremen Schuldgefühlen verbunden. Doch diesen "geringen" Konsum von 1-3 Bier jeden Abend, konnte ich einfach nicht sein lassen.
Als dann der Führerschein im Januar 2019 weg war, fing ich solangsam an zu begreifen. Ich "berappelte" mich solangsam und mein Alkokolkonsum wurde schleichend immer weniger. Das war ein Prozess der etwa 6 Monate gedauert hat. Es war nichtmal ein bewusster Prozess, ich habe einfach schrittweise das Interesse an Alkohol verloren. Meine Toleranz baute sich ab. Ich fand die Alkoholische Wirkung zunehmen abstoßend. Wenn ich Abends ein Bier getrunken hatte, dann ekelte mich die Wirkung von Tag zu Tag mehr an. Auch hatte ich zunehemend jedes mal einen starken psychischen Kater in Form von Schuldgefühlen und Innerer Unruhe.
Mir wurde immer mehr bewusst, welch negativen Einfluss dieser gesellschaftliche akzeptierte/"gewünschte" Alkohol(auch die 1-3 Bier am Tag) auf mein Leben, mein generelles körperliches und psyschisches Wohlbefinden hatten. (z.B. hatte ich vorher seit Jahren Probleme mit Innerer Unruhe; die durch den Alkoholkonsum kamen - doch nie vorher kam ich auf die Idee das in Verbindung zu bringen (meinen Eltern und allen Bekannten bekam es ja auch gut).
Seit Sommer 2019 trinke ich nun garnichts mehr. Ich lebe bewusster, gesünder, fühle mich besser. Alkohol hat jeglichen Reiz verloren, ist eher wie "als wenn ich an einen Zahnarzttermin denke". Meine Innere Unruhe ist weg. Ich habe einfach soviel mehr an Lebensqualität gewonnen. Mein Studium habe ich vor wenigen Tagen mit gutem Erfolg (Schnitt: 2,2) abgeschlossen.
Auch heute stelle ich immer wieder fest, dass ich total verwundert angeguckt werde, wenn ich bei irgendwelchen Anlässen nichts trinke. Ich sage immer das ich früher regelmäßig Abends meine 1-3 Bier getrunken habe und generell schlechte Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe. Die Leute gucken mich immer wieder verdutzt an "wie 1-2 Bier am Abend ist doch vollkommen normal?",
Verrückt wie sozialakzeptiert oder sogar sozialerwünscht Alkohol in unserer Gesellschaft ist.
Ich habe mir schon umfassende Gedanken bezüglicher der MPU gemacht (über 15 Seiten Text in Word).
Was ich mich nun Frage:
- Die "echte" Story, also mein "Werdegang mit Alkohol" weicht von der damaligen Aussage in der MPU bzgl. meines Alkoholkonsums ab und ich frage mich ob es besser ist, zuzugeben, damals gelogen zu haben(worauf sich der Prüfer dann denkt: lügt er nun wieder?)
oder
- ich die Story anpasse, und sage, dass ich erst später angefangen habe regelmäßig zutrinken.
Bzw.: Was ich hinsichtlich dieser Unstimmigkeiten bei der MPU sagen soll?
Besten Dank schonmal. Ich hoffe das es irgendwie verständlich ist. Es soll nur einen kurzen Überblick in die Situation darstellen und stellt natürlich nicht, meine Vorbereitung da.
Gruß
Manfred
ich muss innerhalb der nächsten 2 1/2 Monate meine 2. MPU absolvieren, weil ich wegen einer Alkoholfahrt(2 Promille) im Oktober 2018 auffällig geworden bin. Im Sommer 2015 hatte ich bereits eine MPU wegen Gefährlicher Straßenverkehrsgefährdung. Der zweite Führerscheinentzug erfolgte im Januar 2019. Seit Sommer 2019 trinke ich auch keinen Alkohol mehr und kann dies im Zeitraum November 2019 bis Mai 2020 (6. Monate) belegen.
Leider widerspricht sich die Aufarbeitung/ "die echte Story" mit den Aussagen, die ich in meiner ersten MPU hinsichtlich meines Alkoholkonsum getätigt habe. Ich bin 1 Jahr vor der Straftat (Straßenverkehrsgefährdung) die zur 1. MPU geführt hat, mit 0,22 Promille in der Probezeit auffällig geworden.
Dieser Aspekt war in meiner damaligen MPU ein Nebenaspekt und es war damals wirklich einmalig das ich mich trotz vorherigen Alkoholkonsums ans Steuer gesetzt habe. Ich hab einen Film geguckt, dabei ein großes Desperados (0,655l; 5,9% Alk.) getrunken und bin eingeschlafen. Als ich nach etwa einer Stunde wach wurde, wollte ich vor dem Schlafen gehen noch eine Zigarette rauchen. Ich hatte keine Zigaretten mehr und bin dann zur Tankstelle gefahren. Dadurch das ich vorher geschlafen habe, habe ich das Bier vergessen und bin gefahren. Grund für die Polizeikontrolle war aber ein zu schnelles Fahren(bin damals ja immer "gerast"). Dabei fiel eben auch die 0,22 Prom auf. Dieser Vorfall kam als Nebenaspekt bei der 1. MPU zur Sprache. Ich wurde dann natürlich hinsichtlich meines generell Alkoholkonsums gefragt und habe angegeben, dass ich fast nie trinke. Dabei habe ich zu dem Zeitpunkt schon fast jeden Abend 1-2 Bier getrunken. (habe aber damals Fahren/Trinken immer getrennt!) Verständlicherweuse wollte ich bei der damaligen MPU (Fragestellung war ja wegen Straßenverkehrsgefährdung) nicht auf meinen Alkoholkonsum(der zu dem Zeitpunkt, zwar schon "kritisch" war, aber noch "sozialakzeptiert"war ) hinweisen und habe folgendes gesagt: (Zitat)
"Nein. Ich trinke nicht viel, weil ich schnell müde werde von Alkohol. Ich merke schon ein Bier"
Nun muss ich wieder zur MPU aber wegen einer Alkoholfragestellung. Meine "Alkoholikerkarriere" / die "absolute Wahrheit" die zu meiner 2. MPU geführt hat - widerspricht sich nun natürlich mit der damals getätigten Aussage. Nun überlege ich ob es besser ist, "nur die halbe Wahrheit" zu erzählen bzw. das ich erst später Angefangen habe Alkohol zu trinken.
In meiner ersten MPU ging es in erster Linie um eine Gefährliche Straßenverkehrsgefährdung. Ich habe in folge meiner Kindheit wenig selbstvertrauen entwickelt und mit dem ersten eigenen Auto habe ich damals mein Ego auf das schnelle Fahren aufgebaut. Mit dem eigenen Auto hatte ich dann auf einmal Freiheit und mein Leben kam so richtig in "Schwung". Fühlte mich cool und unantastbar, Damals war ich ein wirklicher Verkehrsrowdie, bin immer massiv zu schnell gefahren. Das ging etwa 1 1/2 Jahre gut bis ich eben mit der Gefährlichen Straßenverkehrsgefährung auffällig geworden bin. (Im Alter von 21) Ich habe damals den Führerschein (Januar 2015) für 6 Monate abgeben und die MPU im Sommer 2015 bestanden. Mein Verhalten hinsichtlich des zu schnellen Fahrens habe ich wirklich nachhaltig geändert und bin auch nicht mehr in dieser Richtung Auffällig gewesen. Die MPU hat sich ingesamt sehr positiv auf meine persönliche Entwicklung ausgewirkt(Auseinandersetzen mit meiner Kindheit: Scheidung der Eltern etc.)
Parallel zu meinem zu schnellen Fahren habe ich schleichend eine (leichte) Alkoholabhängigkeit aufgebaut. Meine beiden Eltern, meine ganze Famile - einfach bei allen Menschen die ich kannte, war es normal in der Woche 1-2 Flaschen Bier/ 1-2 Gläser Wein zu trinken und am Wochenende auch regelmäßig mehr. Ein "Rauschtrinken" ein Mal im Monat war für mich vollkommen normal und sogar "sozialgewünscht". Meine Eltern sind auch beide nach gesellschaftlichen Maßstäben recht erfolgreich. Alkokol gehörte seit meiner Kindheit einfach zum Alltag dazu. Sowohl zum Essen, zum Feierabend, zum Feiern, bei schlechten und bei guten Nachrichten.
Ab etwa 19 Jahren habe ich jeden Abend im Schnitt 1-3 0,5l getrunken, am Wochenende 3-6 0,5l Bier. Das war für mich einfach vollkommen normal. Alle in meinem Umfeld machten das so (dass soll keine Verharmlosung darstellen!). Im Alter von 21-23 war ich auch viel Feiern und so etwa jedes zweite Wochenende volltrunken. Das war für mich einfach normal. Meine Eltern waren beide ja erfolgreich und sozialunaufällig - haben aber Abends und am Wochenende(auch größere Mengen!) regelmäßig Alkohol konsumiert. Ein erfolgreiches Leben und regelmäßiger Alkoholkonsum waren für mich also nichts was sich ausgeschlossen haben.
Was sich gleichzeitig auch gezeigt hat, dass es mir verhältnismäßig oft passiert ist, dass ich wirklich absolut die Kontrolle über meine Alkoholmenge verloren habe und war bereits mit 15 Jahren einmal mit 2,54 Promille im Krankenhaus. Ich habe mir einmal das Jochbein und einmal das Handgelenk gebrochen, weil ich stark alkoholisiert gestürzt bin. In der Regel bin ich einfach heile nach Hause gekommen und hatte einen Filmriss.
Nach meiner "Wilden Partyjugend" mit 23 und 24 bin ich auch nicht mehr so oft am Wochenende weg gewesen. Ich habe in der Woche Abends meine 1-3 0,5l Bier getrunken und am Wochenende 2-4 Bier. Das mit den Kontrollverlusten/Filmrissen passierte mir nur noch sehr selten. (1-2 im Jahr) Ich wusste schon früh, dass diese Kontrollverluste ein Riesen Problem sind und die Filmrisse waren auch immer mit richtig krassen Schuldgefühlen verbunden. Aber wenn man regelmäßig "geringe" Mengen trinkt und am Wochenende auch mal etwas mehr - dann führte das in meinem Fall eben auch dazu, dass es mir trotz aller guten Vorsätze und guten Strategien die ich mir zurecht gelegt habe, passiert ist, dass ich ab und an mal "die Kontrolle verloren habe". Dieses Ding mit dem "Kontrollverlust" war wirklich eine schlimme Sache bei mir, führten aber bis Sommer 2018 nie dazu, dass ich betrunken gefahren bin.
Irgendwie schaffte ich es also - auch wie meine Eltern - ein (erfolgreiches) Leben, Alkohol und Auto fahren unter "einen Hut zu bringen". Im Sommer 2015 hatte ich meinen Führerschein ja wieder. Ich habe eine gute Ausbildung abgeschlossen und ein Studium begonnen, hatte einen Nebenjob, eine eigene Wohnung. Ich hatte mein Leben und den Alkoholkonsum ganz gut im Griff. Ich hatte keine Kontrollverluste/Filmrisse mehr. Das ich betrunken gefahren bin, kam bis zum Sommer 2018 nicht vor. Ich war also trotz meines "grenzwertigen" /kritischen Alkoholkonsums sozial "unauffällig" und habe es immer geschafft fahren und trinken zu trennen. Nach der Probezeit bin regelmäßig auch mit 0,2 - 0,3 Prom Auto gefahren - das war ja auch erlaubt und dadrin habe ich kein Problem gesehen. Das Leute betrunken fahren, fand ich nie gut - wenn ich das mitbekommen habe, habe ich den Personen das immer Ausgeredet. Auch wenn ich mal einen "Filmriss" hatte, so kam es nie vor das ich betrunken gefahren bin. (bis Sommer 2018)
Im Frühjahr 2018 kam leider ein belastendes Ereignis in mein Leben. Meine Mutter lernte einen neuen Mann kennen und hat mich wirklich vollkommen vernachlässigt. Oder ich mich zumindestens vernachlässigt gefühlt habe. Mit meinem Vater hatte ich schon seit ca. 1 Jahr keinen Kontakt mehr gehabt und ich habe die sozusagen die letzte "Nahe" Bezugsperson verloren. Ja ich würde mich defintiv als spätpubertär bezeichen. Das hat mich so fertig gemacht, dass meine Alkoholkonsum ausgeufert ist. Ich brauchte irgendwie Ablenkung und bin wieder jedes Wochenende feiern gewesen - entweder bei Bekannten oder in der Dorfdisco um die Ecke. Es wurde am Wochenende immer mehr, die Toleranz steigerte sich massiv. Im Zeitraum Juni 18 - Oktober 18 hatte ich am Wochenende immer über ca. 1,2 Prom. getrunken. Es kamen auch immer mehr Wochenenden mit kompletten Kontrollverlusten und Filmrissen hinzu. Mein Leben, meine Anwesenheit im Studium, meine Anwesenheit bei meinem Nebenjob und mein persönliches Wohlbefinden gingen "den Bach runter". Nach dem "Feiern" bin ich anfangs zu Fuß nach Hause(10-15min) gelaufen, da ich immer bei Bekannten im direkten Umkreis oder in der Dorfdisco um die Ecke (2km) war. Im Juni 2018 bin ich dann das erste mal einfach die 2km mit dem Auto mit etwa 1 - 1,2 Prom. nach Hause gefahren und gemerkt "hey. passiert ja garnichts. sind doch nur die paar Meter". Ich bin dann ingesamt etwa 10x wirklich betrunken nach Hause gefahren, wo ich mich nicht / kaum dran erinnern kann.
Am besagten Tattag, habe ich einen Filmriss von über 6 Stunden. Wurde betrunken vor meiner Haustüre von der Polizei aufgefunden. Ein Passant hatte mich betrunken aus dem Auto aussteigend gesehen. Die Blutuntersuchung ergab 2,06 Promille. Das war im Oktober 2018. Im Januar 2019 musste ich den Führerschein vorläufig abgeben. Im Oktober 2019 war die Verhandlung mit Sperre bis Mitte Mai. Ingesamt war die Strafzeit 1 Jahr und 3 Monate.
Nach der Tat habe ich für einige Woche komplett mit dem Alkohol aufgehört, dann aber wieder regelmäßig meine 1-3 Bier am Abend getrunken. Die erhöhten Konsum am Wochenende habe ich ab dem Tag, aber eingestellt. Dieser "letzte große Kontrollverlust" war wirklich schockierend und prägend. Alkohol in großen Mengen kam für mich nicht mehr in Frage, alleine der Gedanke ist mit extremen Schuldgefühlen verbunden. Doch diesen "geringen" Konsum von 1-3 Bier jeden Abend, konnte ich einfach nicht sein lassen.
Als dann der Führerschein im Januar 2019 weg war, fing ich solangsam an zu begreifen. Ich "berappelte" mich solangsam und mein Alkokolkonsum wurde schleichend immer weniger. Das war ein Prozess der etwa 6 Monate gedauert hat. Es war nichtmal ein bewusster Prozess, ich habe einfach schrittweise das Interesse an Alkohol verloren. Meine Toleranz baute sich ab. Ich fand die Alkoholische Wirkung zunehmen abstoßend. Wenn ich Abends ein Bier getrunken hatte, dann ekelte mich die Wirkung von Tag zu Tag mehr an. Auch hatte ich zunehemend jedes mal einen starken psychischen Kater in Form von Schuldgefühlen und Innerer Unruhe.
Mir wurde immer mehr bewusst, welch negativen Einfluss dieser gesellschaftliche akzeptierte/"gewünschte" Alkohol(auch die 1-3 Bier am Tag) auf mein Leben, mein generelles körperliches und psyschisches Wohlbefinden hatten. (z.B. hatte ich vorher seit Jahren Probleme mit Innerer Unruhe; die durch den Alkoholkonsum kamen - doch nie vorher kam ich auf die Idee das in Verbindung zu bringen (meinen Eltern und allen Bekannten bekam es ja auch gut).
Seit Sommer 2019 trinke ich nun garnichts mehr. Ich lebe bewusster, gesünder, fühle mich besser. Alkohol hat jeglichen Reiz verloren, ist eher wie "als wenn ich an einen Zahnarzttermin denke". Meine Innere Unruhe ist weg. Ich habe einfach soviel mehr an Lebensqualität gewonnen. Mein Studium habe ich vor wenigen Tagen mit gutem Erfolg (Schnitt: 2,2) abgeschlossen.
Auch heute stelle ich immer wieder fest, dass ich total verwundert angeguckt werde, wenn ich bei irgendwelchen Anlässen nichts trinke. Ich sage immer das ich früher regelmäßig Abends meine 1-3 Bier getrunken habe und generell schlechte Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe. Die Leute gucken mich immer wieder verdutzt an "wie 1-2 Bier am Abend ist doch vollkommen normal?",
Verrückt wie sozialakzeptiert oder sogar sozialerwünscht Alkohol in unserer Gesellschaft ist.
Ich habe mir schon umfassende Gedanken bezüglicher der MPU gemacht (über 15 Seiten Text in Word).
Was ich mich nun Frage:
- Die "echte" Story, also mein "Werdegang mit Alkohol" weicht von der damaligen Aussage in der MPU bzgl. meines Alkoholkonsums ab und ich frage mich ob es besser ist, zuzugeben, damals gelogen zu haben(worauf sich der Prüfer dann denkt: lügt er nun wieder?)
oder
- ich die Story anpasse, und sage, dass ich erst später angefangen habe regelmäßig zutrinken.
Bzw.: Was ich hinsichtlich dieser Unstimmigkeiten bei der MPU sagen soll?
Besten Dank schonmal. Ich hoffe das es irgendwie verständlich ist. Es soll nur einen kurzen Überblick in die Situation darstellen und stellt natürlich nicht, meine Vorbereitung da.
Gruß
Manfred
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