Alkoholabhängigkeit und Suchtentstehung

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Nancy

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Abhängigkeit

Man kann zwischen einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit unterscheiden. Wenn jemand körperlich von einer Substanz abhängig ist, hat sich meist schon vorher eine psychische Abhängigkeit entwickelt.

Eine körperliche Abhängigkeit besteht dann, wenn nach mehrfachem regelmäßigem Konsum einer Droge (v.a. von Alkohol, Beruhigungs-, Schmerz- und Schlafmitteln sowie Opiaten und opiatähnlichen Stoffen) der Körper sich an die Wirkung gewöhnt hat und eine körperliche Toleranz gegenüber der Droge entstanden ist. Eine Toleranzentwicklung gibt es aber bei fast allen Drogen, wenn sie regelmäßig konsumiert werden. Auch bei den Drogen, von denen man "nur" psychisch abhängig werden kann. Daher ist die Toleranzentwicklung zwar ein notwendiges, aber kein hinreichendes Merkmal für eine körperliche Abhängigkeit.

Wegen der Toleranzentwicklung müssen zunehmend größere Mengen von der Substanz konsumiert werden, um die erwünschte psychische und/oder physische Wirkung zu erzeugen. Ein plötzliches Absetzen der Droge bringt den Stoffwechsel des Organismus in Unordnung, wobei Entzugserscheinungen auftreten, die durch erneuten Konsum der Droge vermieden oder gelindert werden.

Eine psychische (seelische) Abhängigkeit beinhaltet ein unwiderstehliches, maßloses Verlangen nach der weiteren Einnahme der Droge, um Unlustgefühle zu vermindern und Wohlgefühl herzustellen, auch Craving genannt. Die Kontrolle über den Konsum ist stark eingeschränkt. Bei einer Alkoholabhängigkeit zeigt sich dies beispielsweise dadurch, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind, nur ein Glas Bier zu trinken. Sie müssen weitertrinken bis sie betrunken sind. Zu den Merkmalen einer psychischen Abhängigkeit zählt auch die Vernachlässigung anderer Interessen und das Fortsetzen des Konsums trotz schädlicher Folgen. Bei Abstinenz können psychische Entzugserschienungen wie Unruhe, Depression und Angstzustände auftreten. Eine psychische Abhängigkeit ist besonders schwer zu überwinden.

Nach medizinischen und psychologischen Definitionen spricht man allerdings nur dann von einer Abhängigkeit, wenn mehrere Anzeichen über einen längeren Zeitraum vorhanden sind.

Ausschließlich psychisch abhängig kann man von Halluzinogenen, Speed und Kokain werden. Die beiden letztgenannten können besonders stark abhängig machen. Meist entsteht bei regelmäßigem Konsum dieser Substanzen auch eine Toleranzentwicklung. Allerdings spricht man bei diesen Drogen nicht von einer körperlichen Abhängigkeit.

Abhängiges Verhalten kann sich aber auch bei bestimmten Tätigkeiten entwickeln, bei denen keine Substanz konsumiert wird. Zu diesen Tätigkeiten zählen zum Beispiel intensives Glücksspiel oder extrem daürhaftes Surfen im Internet. Die Abhängigkeit von diesen Tätigkeiten ist wie bei einer Substanzabhängigkeit dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen die Kontrolle darüber verlieren - sprich: nicht mehr damit aufhören können - und diese Tätigkeit trotz bereits erlebter negativer Konseqünzen (z. B. hohe Schulden) weiter betreiben.
 

Nancy

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Suchtentstehung

Auch mit unserer „Wohlstandsinsel“ ist nicht alles zum Besten bestellt, und die meisten Menschen sind auf der Flucht vor sich selbst. Anstatt uns am Leben zu erfreün und seine Chancen zu nutzen, suchen wir oberflächliche Vergnügen und „Zeitvertreib“. Dabei ist Zeit (...) das Wertvollste, was wir haben, denn Zeit ist Leben, und ungenutzte Zeit ist vertanes Leben. Die alten Griechen sagten: „Da haben die Götter den Menschen ein glückliches Leben geschenkt, aber die Menschen wissen das nicht!“

Wir kranken an unserer Unbescheidenheit. Wir wollen das Beste, wollen stets der Erste sein, aber sind nicht bereit, uns auf den Weg zu machen, um es zu werden. In einer solchen Gesellschaft ist es fast aussichtslos, nicht süchtig zu sein, es ist nur noch die Frage, welche Gestalt die Sucht annimmt, ob es eine erlaubte oder eine verbotene Form der Sucht ist. Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht, wir wollen woanders hin, als wir sind, aber wir machen uns nicht auf den Weg, wir wollen gleich am Ziel sein. Der Übergang vom Gebrauch und Genuss einer Sache zu Missbrauch, Gewöhnung,

Abhängigkeit und Sucht ist gleitend, fast unmerklich. Das Erwachen kommt meist erst, wenn es schon längst zu spät ist. Sucht kommt nicht von Suche, sondern von Seuche und ist nichts anderes als eine andere Bezeichnung für Krankheit. Der Mensch krankt an sich selbst, daran, dass er nicht weiß, wer er ist, wo er herkommt, wo er hingeht und was er hier soll. Sobald er eine überzeugende Antwort auf diese Fragen gefunden hat, ist er nicht mehr anfällig für Sucht, müsste nicht mehr zu diesem Hilferuf des in Not geratenen Selbst flüchten.

Die Flucht vor sich Selbst führt zur Flucht in die Sucht. Durch den Mangel an wirklichem Selbst-Bewusstsein können wir vor uns nicht bestehen. So flüchten wir in die Sucht mit ihren vielen Gesichtern. Wir greifen keineswegs gleich zu Drogen, sondern geraten in viel subtilere Formen der Sucht. Wir sind genußsüchtig, konsumsüchtig, herrschsüchtig, wollen mehr Lohn, mehr Besitz, mehr haben, anstatt dafür zu sorgen, mehr zu sein. Hinter iesem Verhalten, das wir natürlich auch nicht als Sucht bezeichnen, weil wir es nicht als solche erkennen, steht meist ein tiefes, existenzielles Loch, das nach Überkompensation verlangt. Durch unsere Genußsucht werden wir nikotinsüchtig, eßsüchtig oder alkoholsüchtig. Die Sucht lenkt uns für einen Augenblick ab von der unerträglichen inneren Leere, aber verlangt beim nächsten Mal eine höhere Dosis des Suchtmittels. Die Sucht entsteht durch unbewältigte Krisen und führt in eine neü Krise durch die nicht zu bewältigende Sucht.

Die Welt lebt in einer Daürkrise, und so benutzen viele Menschen alles, um dieses Gefühl der Krise loszuwerden. Alkohol, Nikotin, Nahrungsmittel, Beruhigungs- und Aufputschmittel, Betäubungsmittel und letztlich Rauschgift.

Wir sind weder Kettenraucher noch stehen wir ständig unter Alkohol und doch sind wir eindeutig süchtig, denn wir brauchen ständig Stimulanzien, um das Leben ertragen zu können, und diese Stimulanzien haben eine negative, herabziehende Wirkung auf unser Leben und unsere Beziehungen zu anderen Menschen.

Um wirklich zu verstehen, was Sucht ist, müssen wir zunächst einmal unsere bisherigen Gedanken und Ansichten zur Sucht und alles, was wir darüber zu wissen glauben, aufgeben. Wir müssen lernen, den Begriff Sucht viel umfassender als bisher zu sehen, müssen den Mut haben zu erkennen, welchen Raum die verschiedenen Formen der Sucht bereits in unserem Leben eingenommen haben.

Sucht ist jeder Prozeß, über den wir machtlos sind. Was immer wir tun, ohne es wirklich zu wollen, was im Gegensatz zu unseren Vorstellungen steht, wo unser Verhalten einen immer zwanghafteren Charakter annimmt, dort hat die Sucht die Kontrolle über uns übernommen. Ein sicheres Anzeichen für Sucht ist das Bedürfnis, andere, aber auch uns selbst zu belügen, zu leugnen und zu vertuschen, ja Sucht ist bereits das, was mich in die Versuchung bringt zu lügen.

Sucht ist alles, was ich nicht bereit bin aufzugeben. Vielleicht müßten wir es nicht aufgeben, aber daß wir es nicht mehr können, läßt uns die Sucht erkennen. Die Sucht erspart uns den Umgang mit uns selbst, legt einen Schleier über unsere Gefühle und führt mit der Zeit zu einem immer stärker werdenden Mangel an innerem Empfindungsvermögen. Irgendwann müssen wir uns für uns selbst entscheiden, sonst gehen wir an der Sucht zugrunde. So kann alles zur Sucht werden, und keiner ist dagegen gefeit. Es ist auch keine Schande zu erkennen, süchtig zu sein, es ist nur eine Schande, sich selbst aufzugeben.

Jedes Mal, wenn wir „um des lieben Friedens willen“ nachgeben oder weil uns die Wünsche und Erwartungen eines anderen Menschen wichtiger sind als unsere eigenen, folgen wir einer Sucht. Jedes Mal, wenn wir glauben, daß irgendetwas von außen unser Leben bestimmt, daß wir keine Wahl haben, daß wir unheilbar sind, verhalten wir uns süchtig. In Wirklichkeit haben wir in jedem Augenblick die Wahl, und nichts und niemand kann sie uns nehmen oder auch nur schmälern. Jedes Mal, wenn wir etwas tun, was zur Unterdrückung und Selbstverleugnung führt, ja sogar wenn wir nur etwas tun, „um uns zu zerstreün“, folgen wir der Sucht.

Wir verlieren so immer mehr den Kontakt zu uns selbst, und so verlieren wir schließlich die Fähigkeit, mit anderen vertraut zu werden. Es gelingt uns letztlich nicht einmal mehr mit den Menschen, die wir besonders lieben, die uns am nächsten stehen. Wie können wir auch zu einem anderen Kontakt haben, wenn wir den Kontakt zu uns selbst verloren haben. Natürlich merken wir sehr bald, daß da etwas falsch ist, aber unser verändertes Denken sagt uns, daß das nicht an uns liegt. Wir glauben, den anderen zu brauchen, damit er etwas für uns tut, und wenn es dann nicht klappt, dann liegt die Schuld dafür natürlich bei ihm. Die Sucht täuscht uns vor, daß wir keine Verantwortung haben für unser Unglück. Je länger wir so darauf warten, daß ein anderer endlich etwas für uns tut, uns rettet, desto schlimmer wird die Sucht. Ganz gleich, wovon wir abhängig sind, es kostet immer größere Mühe, die erwünschte Wirkung zu erzielen, uns für einen Augenblick gut zu fühlen. Wenn wir es aber geschafft haben, brauchen wir beim nächsten Mal mehr, um die Wirklichkeit nicht zu sehen.

Wir überlassen unsere Heilung dem Arzt, sind süchtig nach schneller Hilfe von außen. Wir verhalten uns wie unmündige Kinder, die blind den Anordnungen folgen, und unser eigenes inneres Wissen verkümmert. Wir folgen lieber einer äußeren Anweisung als der „inneren Führung“, sind der Auffassung, daß jede Krankheit, jedes Symptom ohne eigene Anstrengung zum Verschwinden gebracht werden kann. Es genügt, einfach nur die richtige Pille zu finden, um unser Problem zu beseitigen, und wenn das dem einen Arzt nicht gleich gelingt, dann gehen wir eben zu einem anderen. Schließlich haben wir ja die freie Wahl. Haben wir das Pech und finden wirklich einen, der uns mit Hilfe eines Medikamentes von unseren Symptomen befreit, dann sind wir glücklich und empfehlen ihn weiter. Schließlich hat er uns „geheilt“. Zu dumm nur, daß wir uns an unserer „Heilung“ nicht lange erfreün können, weil der Körper wieder ein neüs Symptom schickt.

Unsere Sucht beschränkt sich nicht nur auf Medikamente und Ärzte, sondern auch auf die Vorstellung, uns selbst nicht helfen zu können, nichts zu unserer eigenen Heilung unternehmen zu können, selbst für unser gesundheitliches Wohl zu sorgen. Wir legen die eigene Verantwortung einfach ab und geben unsere Gesundheit auf Krankenschein beim Arzt in Pflege. Auch wenn das Ergebnis immer weniger überzeugend ist, lassen wir uns nicht beirren, machen wir immer weiter in unserer Sucht.


Alkohol

Der Alkoholismus, die Sucht nach Alkohol, ist vielleicht die bekannteste Form der Abhängigkeit von einer Substanz, wird von der Gesellschaft toleriert und nur im Endstadium überhaupt als Sucht erkannt. Doch wann beginnt eigentlich die Sucht? Bin ich schon süchtig, wenn ich regelmäßig zum Essen ein Gläschen Wein nehme? Oder am Abend beim Fernsehen (auch so eine Sucht) ein oder zwei Flaschen Bier trinke, weil mich das beruhigt, ich besser abschalten kann und leichter einschlafe? Alles, was ich regelmäßig tü, führt zur Gewohnheit, und irgendwann fällt es mir schwer oder ist mir gar unmöglich, es zu lassen. Nur zwölf Prozent der Menschen entwickeln keine Alkoholabhängigkeit, selbst wenn sie häufig trinken. Alle anderen sind latent süchtig, selbst wenn sie noch nie einen Schluck Alkohol getrunken haben. Der Mißbrauch und damit die Gefahr beginnt dann, wenn ich gezielt Alkohol trinke, um meine Stimmungslage zu verändern, um nicht nachdenken zu müssen oder um vergessen zu können.

Unmerklich wandelt sich ein gelegentlicher Gebrauch zu einem Mißbrauch und irgendwann zur Sucht. Die Gesellschaft fördert dies in einem erstaunlichen Maße. Durch dieses Beispiel sind auch immer mehr Kinder alkoholgefährdet. Zwei bis drei Millionen Kinder und Jugendliche leben in Familien mit Alkoholabhängigen. Das führt zu einer akuten Suchtgefährdung, denn wir lernen nun einmal den größten Teil unseres Verhaltens durch Nachahmung unserer Bezugspersonen. Fast 500 000 Kinder und Jugendliche sind bereits in Deutschland alkoholabhängig, und es werden ständig mehr. Das Einstiegsalter hat sich in den letzten Jahren von zwölf auf neun Jahre verlagert.


Natürlich werden die Ersatzhandlungen nur als Zwischenlösungen bezeichnet, aber das zeigt, daß das eigentliche Problem nicht beseitigt, ja nicht einmal erkannt worden ist. Das Suchtmittel wurde gewechselt, die Süchtigkeit aber bleibt unverändert. Die wahre Ursache ist in jedem mir bekannten Fall die Flucht vor der Wirklichkeit. Es ist die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, die Aufgaben des Lebens zu meistern und letztlich ist es die Flucht vor sich selbst. Sobald ich bereit bin, mich mit mir selbst zu konfrontieren und meine Aufgaben zu erkennen, anzunehmen und zu lösen, lebe ich wieder in der Wirklichkeit, bin ich wieder erfüllt vom Leben selbst, brauche ich die Sucht nicht mehr.




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