Hallo Forum,
Anm. Mod.: der zugehörige Profilbogen befindet sich hier: https://www.mpu-vorbereitung-online...fgrund-zweifacher-straftaten.3957/#post-65763
hier nun mein erster Versuch die Alkoholfragestellung zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass für mich noch einiges an Aufarbeitung drinsteckt.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am xx.05.2022 war ich ab 06:00 Uhr auf einer Baustelle zur Zustandsfeststellung und Terminbesprechungen sowie (Teil-)Abnahmen mit dem Bauherren und Subunternehmen.
Es waren insgesamt sehr konfliktreiche Gespräche, bei denen sehr viel Druck auf mich ausgeübt wurde. Da meine Frustationstoleranz bedingt durch die Arbeitsintensität der letzten Wochen aufgebraucht war, reagierte ich dementsprechend dünnhäutig.
Gegen 15:00 verließ ich die Baustelle, weil ich mich aber für diesen Tag aufgrund meiner Emotionen nicht auch noch mit meinem Vorgesetzten auseinander setzten wollte, fuhr statt ins Büro zu einem Bekannten, welcher am Wochenende Geburtstag hatte.
Ca. 15:30 Uhr kam ich bei meinem Bekannten an, der gerade im Garten aufräumte. Wir saßen zusammen und tranken Weißwein. Es müssen insgesamt so 1,5 ltr. gewesen sein, die ich getrunken habe.
Gegen 17:15 fuhr ich nach Hause. Der Wein und das Gespräch ließen mich etwas ruhiger werden. Ich hatte insgesamt ca. 12 km zu fahren, wobei ich beim Fahren erst merkte, dass ich betrunken sei. Der Gedanke jedoch sofort anzuhalten kam mir nicht, nur der Gedanke sofort Nachhause zu fahren. Nach ca. 9 km kam ich in einer langgestreckten Kurve von der Fahrbahn ab und fuhr ich in einen Graben gegen eine Überführung.
Ein Fahrer, der mir entgegen kam und sah, wie ich in den Graben fuhr rief den Notarzt und die Polizei. Es wurde vor Ort ein Atemalkoholwert von 1,07 0/oo ermittelt. Der Notarzt brachte mich ins Krankenhaus, wo mir dann um 18:35 Blut entnommen wurde. 1,36 0/oo.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Weißwein von 15:45–17:45 Uhr ca. 1,5 ltr. => 15 TE => 1,5o/oo + 0,1 0/00 (69 kg) 0> 1,6 o/oo
Abzgl. 2,5 Std => 0,25 o/oo
Entspricht 1,35 o/oo
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr nach ca. 9 km in den Graben, insgesamt wollte ich 12 km fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich bemerkte während der Fahrt, dass ich nicht mehr fahren konnte. Ich bekam noch einen Anruf, als ich abnahm und antwortete, fiel mir meine völlig verwaschene Sprache selbst auf und ich legte schnell wieder auf. Ich versuchte mich auf die Straße und den Verkehr zu konzentrieren. Ein Anhalten kam mir allerdings nicht in den Sinn.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe es nicht vermeiden wollen, ich dachte ich käme noch nach Hause.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Dadurch, dass ich mich mit meinem Alkoholkonsum und mit dem Thema Alkohol im Allgemeinen beschäftigt habe, weiß ich, dass statistisch gesehen auf jede aufgefallene Trunkenheitsfahrt ca. 500 -600 Fahrten voraus gingen.
Was mir früher nicht bewusst war, sind die Fahrten unter Restalkohol. Da müssen es erhebliche Fahrten gewesen sein. Auch das Glas Wein zum Essen inkl. dem typischen Getränk zur Rechnung, hier bewegte ich bestimmt das eine und andere Mal im strafbaren Bereich. Also möchte ich der Statistik nicht widersprechen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mein Vater war Alkoholiker, ich habe schon frühkindliche Erinnerungen daran, dass er wenn er zuhause war bereits morgens beging Bier zu trinken, dieses dann über den ganzen Tag.
Das erste Mal Alkohol habe an meinem 14ten Geburtstag zu mir genommen, ich habe eine Frucht aus einer Bowle gegessen. Mit 17 habe ich auf einer Party mein erstes Bier 0,33 getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe eine Konsumkurve erstellt, diese zeigt, dass ich bis ca. 20 Jahre so gut wie keinen Alkohol getrunken habe. Ab da für die Dauer von ca. 2-3 Jahren immer am Wochenende mit Freunden, wenn man loszog. Hier waren es übers Wochenende vielleicht insgesamt 4 Bier 0,33 und 4 Cola Whisky. Ich lernte mit 23 meine Frau kennen, gemeinsam hatten wir zu Silvester den Sekt, mehr nicht. Die Zeit bis 2016 blieb das im Grunde so, Kinder und Sport waren meine Sucht. Ab 2016 tranken wir dann am Wochenende mal eine Flasche Wein. Ab 2019 waren es dann schon zwei bis drei Flaschen die Woche. Dieser Konsum stieg durch Corona und die Zeit, die man zu Hause verbrachte. Wir gewöhnten uns an, warmen Abendenden auch in der Woche mal eine Flasche Wein zu trinken. Ich sah es dann als Stressbewältigung an, ich konnte durch den Wein abends abschalten. So tranken wir an 3-4 Tagen die Woche, wobei sich bei mir die Menge steigerte, am Wochenende trank ich auch mal zwei Flaschen Wein an einem Abend.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
3-4 x die Woche eine Flasche Wein, wobei es am Wochenende auch mal 2 Flaschen an einem Tag sein konnten max. 2 ltr. => 20 TE = 2,0 o/00 => 200 - 260 g insgesamt aufgenommene Alkoholmenge am Tag.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit meiner Frau zuhause.
Mit den Nachbarn bei ihnen oder uns
Bei Feierlichkeiten
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Mein Vater war Schiffsing. Und in meiner frühen Kindheit sehr viel unterwegs. Wenn er allerdings Heim kam, wollte er seine verlorene Art der Erziehung in seinen 4 Wochen Urlaub nachholen, dieses auf eine sehr totalitäre Art, bis hin zur körperlichen Gewalt. Mein Vater Alkoholiker, wodurch er zwangsläufig auch seine Schiffstauglichkeit verlor.
Da er nun täglich zuhause war, konnte er sich seinem Alkohol hingeben und dabei die Familie terrorisieren. Bereits im Alter von 10 Jahren musste ich ihm täglich ein Kasten Bier kaufen.
Allgemein überhäufte er mich mit Pflichten, welche man ihm, egal was man tat, nicht recht machen konnte. Wenn er mal weg ging, dann in eine Kneipe. Von Dort kam er extrem betrunken nachhause und wenn man ihm dabei nicht aus dem Wege ging, konnte es in Schlägen enden.
So habe ich es von klein auf gelernt, gehorsam zu sein und nicht zu widersprechen ich habe ich es gelernt Gefühle zu unterdrücken und dabei alles in mich hinein zu fressen. Nur des reinen Frieden willens.
Auch beruflich fand sich dieses Verhalten wieder. Ärger mit meinem Vorgesetzten, der mich beim Chef und Kollegen diskreditierte, löste bei mir unterdrückten Ärger aus, ohne dass ich verbal dagegen hielt. Konflikte mit Kunden zog ich auf die Beziehungsebene, was auch wiederum Ärger und negative Emotionen in mir auslöste.
Im November 2021 übernahm ich aufgrund der Kündigung eines Kollegen dessen Großprojekt. Für mich die Möglichkeit mich zu beweisen, es anderen zu beweisen. Ich nahm die Aufgabe dankend an und stürzte mich in die Arbeit.
Doch sehr schnell stellte ich fest, dass ich mich damit übernommen habe, in den ersten Monaten steigerte ich mein Arbeitspensum, doch egal wie viel Arbeit ich investierte, die Aufgaben wurden mehr. Um Hilfe habe ich jedoch nicht gebeten.
So steigerte sich der Stress und jede Aufgabe die ich vergaß zu erledigen, fiel mir auf die Füße. Ich fing dann an abends vermehrt zu trinken, um wenigstens dadurch den Stress für diesen Abend etwas vergessen zu machen. Ich motivierte mein Belohnungszentrum zu falschen Zielen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und ruhiger, doch mit steigendem Level wurde ich müde.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Durch den Konsum von Alkohol habe ich sehr schlecht geschlafen, so war ich am Folgetag nicht ausgeschlafen und dadurch unkonzentrierter.
Auf mein Umfeld hatte der Konsum keine Auswirkungen oder Folgen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich trank niemals mehr Alkohol als zur Zeit der Trunkenheitsfahrt. Heute betreibe ich kontrolliertes trinken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein, vorher bin ich schlafen gegangen.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Vor 5 Jahren habe ich im Zuge einer Diät 6 Monate auf Alkohol verzichtet.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mir früher keine Gedanken um meinen Konsum gemacht, ich dachte, dass er sich im normalen Rahmen befindet.
Heute würde ich sagen, dass es Alkoholmissbrauch war, erschreckend finde ich die Konsumkurve, hier wird deutlich wie stark der Konsum in einem kleinen Zeitraum stattfand.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich praktiziere KT. Laut meines Vorbereitungskurses habe ich gelernt 3 TE in nicht weniger als 3 Stunden, max. 3 x im Monat zu trinken.
Ich habe kein Trinktagebuch, da ich mir von einem Buch nicht vorschreiben lassen möchte wann ich zu trinken habe. Oder es nur als Bringschuld zur MPU zu führen.
Aber ich habe eine Trink-app bei der ich alle Trinkanlässe protokolliere. Hier halte ich mich an die Vorgaben der WHO zum Alkoholkonsum.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Das letzte Mal Alkohol habe ich am 01.03 getrunken, der Geburtstag meiner Tochter- ein Glas Sekt.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ich trinke gar kein Bier
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich möchte auf den Genuss bei einem Glas Wein zum Essen oder zum Anstoßen bei feierlichen Anlässen nicht verzichten.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich hielt mich für einen Gelegenheitstrinker, so habe ich mir um den Konsum niemals Gedanken gemacht.
Im Zuge meiner Aufarbeitung habe ich festgestellt, wie missbräuchlich ich mit dem Konsum umgegangen bin. Wie gesundheitsschädigend er war.
Auch der Unfall war für mich ein prägendes Ereignis, eines welches ich nicht noch einmal erleben möchte.
Dazu kommt die Scham, beide meiner Kinder hatten neue Partner, beide zogen gerade, oder hatten es zeitnah vor. Dann mussten meine Kinder deren Familien erklären, dass ihr Vater einen Unfall unter Alkoholeinfluss hatte.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
In den ersten 5 Wochen nach dem Unfall stand ich noch unter den traumatischen Ereignissen. Hier trank ich gar keinen Alkohol. Nachdem ich es etwas verarbeitet habe,
habe ich an meinem Geburtstag, zu dem auch Besuch geladen war zwei Gläser Wein getrunken. Ich meldete mich bei einer MPU-Vorbereitung an und fing an, mich mit dem Thema Alkohol zu beschäftigen.
Je intensiver ich mich damit auseinander setzte, je intrinsischer wurde meine Motivation den Konsum zu reduzieren. Ich legte eine Konsumpause von 3 Monaten ein und beging den Vorbereitungs-Kurs.
Das Erste was sofort positiv auffiel, war der Schlaf, ich schlief wieder sehr viel fester und wachte nachts nicht auf.
Nach und nach bekam ich mehr Energien, beim Gehen hatte ich immer wieder das Bedürfnis zu laufen. Was ich dann auch beging. Ich bin zwar noch lange nicht auf dem Niveau früherer Zeiten, aber der Spaß dabei und das gute Gefühl nach dem Duschen ist fast wie früher.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die Zeiten, an denen ich früher Alkohol konsumiert habe, nutze ich jetzt mit meiner Frau durch Aktivitäten wie Spazierengehen, Kino und Zoobesuche. Dieses Mehr an Freizeit ist wie zusätzlicher Urlaub.
Ich habe heute eine andere Sicht auf mein Leben, früher gab es Arbeit und zwei Stunden Freizeit, ehe ich müde wurde und ins Bett ging. Heute sind die Tage länger, aktiver und bewusster.
Mein Verhältnis zu meinen Kollegen hat sich auch gebessert, wir werden im Sommer ein After-Work-Laufbattle starten.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich konnte die Auslöser meiner TF identifizieren und ich habe tiefere Erkenntnisse zum Thema Alkohol und deren Auswirkungen im Verkehr gewinnen können.
Ich werde sensibel auf meine Gefühle achten und bei Bedarf um Hilfe bitten
Ich habe von allen Seiten Unterstützung erfahren
Mit meiner Frau spreche ich jeden Abend über den Tag, was uns gefallen hat, was uns belastet hat.
Mein Chef bringt es nichts, wenn sich ein Mitarbeiter verausgabt und dadurch personenbezogene oder die Firma betreffende Fehler produziert. Sollte ich wieder einmal dermaßen in eine Stresssituation kommen, soll ich auf ihn zukommen. Der Überschuss an Arbeit wird dann im Team verteilt.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nur wenn ich es mir vorstellen kann, kann ich meine Vermeidungsstrategien daraufhin aufbauen. Hier habe ich gelernt, sensibel auf Veränderungen zu achten und sofort Hilfe anzufordern.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch meine strikte Anwendung des kontrollierten Trinkens werde ich stets in der Lage sein ein Fahrzeug zu führen. Ich werde niemals spontan trinken.
Dennoch wird bei einer Einladung zu einer Feier zuvor festgelegt, wie man nach Hause kommt oder es wird mit Öffis/Taxis gefahren.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein
Anm. Mod.: der zugehörige Profilbogen befindet sich hier: https://www.mpu-vorbereitung-online...fgrund-zweifacher-straftaten.3957/#post-65763
hier nun mein erster Versuch die Alkoholfragestellung zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass für mich noch einiges an Aufarbeitung drinsteckt.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am xx.05.2022 war ich ab 06:00 Uhr auf einer Baustelle zur Zustandsfeststellung und Terminbesprechungen sowie (Teil-)Abnahmen mit dem Bauherren und Subunternehmen.
Es waren insgesamt sehr konfliktreiche Gespräche, bei denen sehr viel Druck auf mich ausgeübt wurde. Da meine Frustationstoleranz bedingt durch die Arbeitsintensität der letzten Wochen aufgebraucht war, reagierte ich dementsprechend dünnhäutig.
Gegen 15:00 verließ ich die Baustelle, weil ich mich aber für diesen Tag aufgrund meiner Emotionen nicht auch noch mit meinem Vorgesetzten auseinander setzten wollte, fuhr statt ins Büro zu einem Bekannten, welcher am Wochenende Geburtstag hatte.
Ca. 15:30 Uhr kam ich bei meinem Bekannten an, der gerade im Garten aufräumte. Wir saßen zusammen und tranken Weißwein. Es müssen insgesamt so 1,5 ltr. gewesen sein, die ich getrunken habe.
Gegen 17:15 fuhr ich nach Hause. Der Wein und das Gespräch ließen mich etwas ruhiger werden. Ich hatte insgesamt ca. 12 km zu fahren, wobei ich beim Fahren erst merkte, dass ich betrunken sei. Der Gedanke jedoch sofort anzuhalten kam mir nicht, nur der Gedanke sofort Nachhause zu fahren. Nach ca. 9 km kam ich in einer langgestreckten Kurve von der Fahrbahn ab und fuhr ich in einen Graben gegen eine Überführung.
Ein Fahrer, der mir entgegen kam und sah, wie ich in den Graben fuhr rief den Notarzt und die Polizei. Es wurde vor Ort ein Atemalkoholwert von 1,07 0/oo ermittelt. Der Notarzt brachte mich ins Krankenhaus, wo mir dann um 18:35 Blut entnommen wurde. 1,36 0/oo.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Weißwein von 15:45–17:45 Uhr ca. 1,5 ltr. => 15 TE => 1,5o/oo + 0,1 0/00 (69 kg) 0> 1,6 o/oo
Abzgl. 2,5 Std => 0,25 o/oo
Entspricht 1,35 o/oo
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr nach ca. 9 km in den Graben, insgesamt wollte ich 12 km fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich bemerkte während der Fahrt, dass ich nicht mehr fahren konnte. Ich bekam noch einen Anruf, als ich abnahm und antwortete, fiel mir meine völlig verwaschene Sprache selbst auf und ich legte schnell wieder auf. Ich versuchte mich auf die Straße und den Verkehr zu konzentrieren. Ein Anhalten kam mir allerdings nicht in den Sinn.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe es nicht vermeiden wollen, ich dachte ich käme noch nach Hause.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Dadurch, dass ich mich mit meinem Alkoholkonsum und mit dem Thema Alkohol im Allgemeinen beschäftigt habe, weiß ich, dass statistisch gesehen auf jede aufgefallene Trunkenheitsfahrt ca. 500 -600 Fahrten voraus gingen.
Was mir früher nicht bewusst war, sind die Fahrten unter Restalkohol. Da müssen es erhebliche Fahrten gewesen sein. Auch das Glas Wein zum Essen inkl. dem typischen Getränk zur Rechnung, hier bewegte ich bestimmt das eine und andere Mal im strafbaren Bereich. Also möchte ich der Statistik nicht widersprechen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mein Vater war Alkoholiker, ich habe schon frühkindliche Erinnerungen daran, dass er wenn er zuhause war bereits morgens beging Bier zu trinken, dieses dann über den ganzen Tag.
Das erste Mal Alkohol habe an meinem 14ten Geburtstag zu mir genommen, ich habe eine Frucht aus einer Bowle gegessen. Mit 17 habe ich auf einer Party mein erstes Bier 0,33 getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe eine Konsumkurve erstellt, diese zeigt, dass ich bis ca. 20 Jahre so gut wie keinen Alkohol getrunken habe. Ab da für die Dauer von ca. 2-3 Jahren immer am Wochenende mit Freunden, wenn man loszog. Hier waren es übers Wochenende vielleicht insgesamt 4 Bier 0,33 und 4 Cola Whisky. Ich lernte mit 23 meine Frau kennen, gemeinsam hatten wir zu Silvester den Sekt, mehr nicht. Die Zeit bis 2016 blieb das im Grunde so, Kinder und Sport waren meine Sucht. Ab 2016 tranken wir dann am Wochenende mal eine Flasche Wein. Ab 2019 waren es dann schon zwei bis drei Flaschen die Woche. Dieser Konsum stieg durch Corona und die Zeit, die man zu Hause verbrachte. Wir gewöhnten uns an, warmen Abendenden auch in der Woche mal eine Flasche Wein zu trinken. Ich sah es dann als Stressbewältigung an, ich konnte durch den Wein abends abschalten. So tranken wir an 3-4 Tagen die Woche, wobei sich bei mir die Menge steigerte, am Wochenende trank ich auch mal zwei Flaschen Wein an einem Abend.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
3-4 x die Woche eine Flasche Wein, wobei es am Wochenende auch mal 2 Flaschen an einem Tag sein konnten max. 2 ltr. => 20 TE = 2,0 o/00 => 200 - 260 g insgesamt aufgenommene Alkoholmenge am Tag.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit meiner Frau zuhause.
Mit den Nachbarn bei ihnen oder uns
Bei Feierlichkeiten
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Mein Vater war Schiffsing. Und in meiner frühen Kindheit sehr viel unterwegs. Wenn er allerdings Heim kam, wollte er seine verlorene Art der Erziehung in seinen 4 Wochen Urlaub nachholen, dieses auf eine sehr totalitäre Art, bis hin zur körperlichen Gewalt. Mein Vater Alkoholiker, wodurch er zwangsläufig auch seine Schiffstauglichkeit verlor.
Da er nun täglich zuhause war, konnte er sich seinem Alkohol hingeben und dabei die Familie terrorisieren. Bereits im Alter von 10 Jahren musste ich ihm täglich ein Kasten Bier kaufen.
Allgemein überhäufte er mich mit Pflichten, welche man ihm, egal was man tat, nicht recht machen konnte. Wenn er mal weg ging, dann in eine Kneipe. Von Dort kam er extrem betrunken nachhause und wenn man ihm dabei nicht aus dem Wege ging, konnte es in Schlägen enden.
So habe ich es von klein auf gelernt, gehorsam zu sein und nicht zu widersprechen ich habe ich es gelernt Gefühle zu unterdrücken und dabei alles in mich hinein zu fressen. Nur des reinen Frieden willens.
Auch beruflich fand sich dieses Verhalten wieder. Ärger mit meinem Vorgesetzten, der mich beim Chef und Kollegen diskreditierte, löste bei mir unterdrückten Ärger aus, ohne dass ich verbal dagegen hielt. Konflikte mit Kunden zog ich auf die Beziehungsebene, was auch wiederum Ärger und negative Emotionen in mir auslöste.
Im November 2021 übernahm ich aufgrund der Kündigung eines Kollegen dessen Großprojekt. Für mich die Möglichkeit mich zu beweisen, es anderen zu beweisen. Ich nahm die Aufgabe dankend an und stürzte mich in die Arbeit.
Doch sehr schnell stellte ich fest, dass ich mich damit übernommen habe, in den ersten Monaten steigerte ich mein Arbeitspensum, doch egal wie viel Arbeit ich investierte, die Aufgaben wurden mehr. Um Hilfe habe ich jedoch nicht gebeten.
So steigerte sich der Stress und jede Aufgabe die ich vergaß zu erledigen, fiel mir auf die Füße. Ich fing dann an abends vermehrt zu trinken, um wenigstens dadurch den Stress für diesen Abend etwas vergessen zu machen. Ich motivierte mein Belohnungszentrum zu falschen Zielen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und ruhiger, doch mit steigendem Level wurde ich müde.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Durch den Konsum von Alkohol habe ich sehr schlecht geschlafen, so war ich am Folgetag nicht ausgeschlafen und dadurch unkonzentrierter.
Auf mein Umfeld hatte der Konsum keine Auswirkungen oder Folgen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich trank niemals mehr Alkohol als zur Zeit der Trunkenheitsfahrt. Heute betreibe ich kontrolliertes trinken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein, vorher bin ich schlafen gegangen.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Vor 5 Jahren habe ich im Zuge einer Diät 6 Monate auf Alkohol verzichtet.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mir früher keine Gedanken um meinen Konsum gemacht, ich dachte, dass er sich im normalen Rahmen befindet.
Heute würde ich sagen, dass es Alkoholmissbrauch war, erschreckend finde ich die Konsumkurve, hier wird deutlich wie stark der Konsum in einem kleinen Zeitraum stattfand.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich praktiziere KT. Laut meines Vorbereitungskurses habe ich gelernt 3 TE in nicht weniger als 3 Stunden, max. 3 x im Monat zu trinken.
Ich habe kein Trinktagebuch, da ich mir von einem Buch nicht vorschreiben lassen möchte wann ich zu trinken habe. Oder es nur als Bringschuld zur MPU zu führen.
Aber ich habe eine Trink-app bei der ich alle Trinkanlässe protokolliere. Hier halte ich mich an die Vorgaben der WHO zum Alkoholkonsum.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Das letzte Mal Alkohol habe ich am 01.03 getrunken, der Geburtstag meiner Tochter- ein Glas Sekt.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ich trinke gar kein Bier
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich möchte auf den Genuss bei einem Glas Wein zum Essen oder zum Anstoßen bei feierlichen Anlässen nicht verzichten.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich hielt mich für einen Gelegenheitstrinker, so habe ich mir um den Konsum niemals Gedanken gemacht.
Im Zuge meiner Aufarbeitung habe ich festgestellt, wie missbräuchlich ich mit dem Konsum umgegangen bin. Wie gesundheitsschädigend er war.
Auch der Unfall war für mich ein prägendes Ereignis, eines welches ich nicht noch einmal erleben möchte.
Dazu kommt die Scham, beide meiner Kinder hatten neue Partner, beide zogen gerade, oder hatten es zeitnah vor. Dann mussten meine Kinder deren Familien erklären, dass ihr Vater einen Unfall unter Alkoholeinfluss hatte.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
In den ersten 5 Wochen nach dem Unfall stand ich noch unter den traumatischen Ereignissen. Hier trank ich gar keinen Alkohol. Nachdem ich es etwas verarbeitet habe,
habe ich an meinem Geburtstag, zu dem auch Besuch geladen war zwei Gläser Wein getrunken. Ich meldete mich bei einer MPU-Vorbereitung an und fing an, mich mit dem Thema Alkohol zu beschäftigen.
Je intensiver ich mich damit auseinander setzte, je intrinsischer wurde meine Motivation den Konsum zu reduzieren. Ich legte eine Konsumpause von 3 Monaten ein und beging den Vorbereitungs-Kurs.
Das Erste was sofort positiv auffiel, war der Schlaf, ich schlief wieder sehr viel fester und wachte nachts nicht auf.
Nach und nach bekam ich mehr Energien, beim Gehen hatte ich immer wieder das Bedürfnis zu laufen. Was ich dann auch beging. Ich bin zwar noch lange nicht auf dem Niveau früherer Zeiten, aber der Spaß dabei und das gute Gefühl nach dem Duschen ist fast wie früher.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die Zeiten, an denen ich früher Alkohol konsumiert habe, nutze ich jetzt mit meiner Frau durch Aktivitäten wie Spazierengehen, Kino und Zoobesuche. Dieses Mehr an Freizeit ist wie zusätzlicher Urlaub.
Ich habe heute eine andere Sicht auf mein Leben, früher gab es Arbeit und zwei Stunden Freizeit, ehe ich müde wurde und ins Bett ging. Heute sind die Tage länger, aktiver und bewusster.
Mein Verhältnis zu meinen Kollegen hat sich auch gebessert, wir werden im Sommer ein After-Work-Laufbattle starten.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich konnte die Auslöser meiner TF identifizieren und ich habe tiefere Erkenntnisse zum Thema Alkohol und deren Auswirkungen im Verkehr gewinnen können.
Ich werde sensibel auf meine Gefühle achten und bei Bedarf um Hilfe bitten
Ich habe von allen Seiten Unterstützung erfahren
Mit meiner Frau spreche ich jeden Abend über den Tag, was uns gefallen hat, was uns belastet hat.
Mein Chef bringt es nichts, wenn sich ein Mitarbeiter verausgabt und dadurch personenbezogene oder die Firma betreffende Fehler produziert. Sollte ich wieder einmal dermaßen in eine Stresssituation kommen, soll ich auf ihn zukommen. Der Überschuss an Arbeit wird dann im Team verteilt.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nur wenn ich es mir vorstellen kann, kann ich meine Vermeidungsstrategien daraufhin aufbauen. Hier habe ich gelernt, sensibel auf Veränderungen zu achten und sofort Hilfe anzufordern.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch meine strikte Anwendung des kontrollierten Trinkens werde ich stets in der Lage sein ein Fahrzeug zu führen. Ich werde niemals spontan trinken.
Dennoch wird bei einer Einladung zu einer Feier zuvor festgelegt, wie man nach Hause kommt oder es wird mit Öffis/Taxis gefahren.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein
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