Ersttäter ... Vorfall in 2016 - Erster Versuch !

Hallo,

ich habe im Juni 2016 meine Fahrerlaubnis abgeben müssen, weil ich unter Alkoholeinfluss mit dem Auto gefahren bin. ( Blut= 1,71 %)

Ich habe mich in den letzten 5 Jahren intensiv mit der Thematik beschäftigt ( auch in diesem Forum mitgelesen ) und möchte nun gerne meine Fahrerlaubnis wiedererlangen.

Bis jetzt gibt es folgende Termine: für den seit 2017 vorgeschriebenen Erste Hilfe Kurs am 24.09.2021, die Augenuntersuchung (Sehtest, aber ich will sicher gehen) in Kürze und vorsorglich bereits beim Bürgeramt in Berlin (dezentrale Stelle für Antrag Fahrerlaubnis) den Termin für den 04.10.2021 gesichert – in Berlin ein Glücksfall ( bin da aber flexibel, wenn es zu kurzfristig ist ).

Zur Info:

Einige Angaben, die durch den FB Alkohol erfragt werden, musste ich aus der Ermittlungsakte entnehmen, die mir als Kopie vorliegt. So war mir die genaue Zeit der AAK und späteren Blutabnahme nicht bekannt. In der Akte ist auch vermerkt, wie ich auf die Frage, wieviel ich denn konsumiert hätte, geantwortet hätte, es wären 5 Biere a 0,5 Liter gewesen. Auch wenn meine Erinnerung verschwommen ist, so gehe ich fest davon aus, dass es mehr gewesen sein müssen. Alleine die Zeit (Beginn ca. 16 Uhr bis 21.15 Uhr) lässt mich zweifeln, dass ich pro Stunde an einem 0,5 Liter Bier genippt haben soll. Der ermittelte Wert deutet ja auch auf einen höheren Konsum hin. In jedem Fall wurde ausschließlich nur Bier konsumiert.

P.S. Bitte schaut mal wegen der Trinkmenge am Tag der Auffälligkeit. Laut Rechner würde bei einem Konsum von 2 Bieren a 0,5 Liter in einer Stunde ( x 5 Stunden ) ein Wert von 2,0 % rauskommen ???

P.P.S.: Einige Passagen im Fragebogen sind zum Teil aus anderen Fragebögen, weil ich sie anders hätte nicht formulieren können. Ich hoffe, das geht in Ordnung. Inhaltlich stehe ich voll (also nüchtern) dazu.


Gruß, der Wassertraeger



FB Alkohol


Zur Person
Geschlecht: M
Größe: 190 cm
Gewicht: 92 Kg

Alter: Tatzeit 39 Jahre alt/ jetzt 44

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 30.06.2016
BAK: AAK = 1,62 %, Blut = 1,71 %
Trinkbeginn: ca. 16 Uhr
Trinkende: 21 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 22.40 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: -
Strafbefehl schon bekommen: ja, am 22.09.2016
Dauer der Sperrfrist: 9 Monate ab Rechtskraft Strafbefehl

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja, am Tattag
Hab ich neu beantragt: noch nicht
Habe noch keinen gemacht: -

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein ( Auszüge Bundeszentral- und Verkehrszentralregister aus Ermittlungsakte = keine Einträge )
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): nicht bekannt

Bundesland: Berlin


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: alle zwei/drei Monate ( seit 2017 !!! )
Ich lebe abstinent seit:

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: -

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: -

MPU
Datum: noch kein Termin
Welche Stelle (MPI): -
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine



Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich habe an diesem Tag um 8 Uhr meinen Dienst angetreten und hatte um 15.30 Uhr Feierabend.

Auf dem Weg zum Parkplatz bekam ich einen Anruf von meinem Bruder, der um ein Treffen bat um mit mir den weiteren Werdegang bezüglich der Unterbringung unserer Mutter in eine Pflegeeinrichtung zu besprechen. Meine Mutter hatte Anfang 2015 ihren ersten und in 2016 ihren zweiten Schlaganfall und war seitdem nicht mehr in der Lage, alleine und ohne Pflege den Alltag zu meistern.

Ich sagte zu und so fuhr ich mit meinem Auto zum besagten Treffpunkt.

Es handelte sich hier um ein Barrestaurant mit Aussengastronomie.

Mein Bruder war bereits am Treffpunkt und hatte, da er meine Ankunftszeit abschätzen konnte, bereits zwei 0,5 L Glas Bier geordert.

Ihm war, das muss ich ehrlich sagen, nicht bekannt, dass ich mit dem Auto kommen würde, denn oft bin ich auch mit dem ÖPNV zur Arbeit gefahren (zwischen Wohnung und Arbeit beträgt die Entfernung ca. 6 Km). Die Entfernung zwischen meinem Büro und dem Treffpunkt liegt bei gerade mal 15 Gehminuten. Mit dem Auto habe ich wegen der Parkplatzsuche ebenfalls knapp 15 Minuten gebraucht.

Ich nahm nach der Begrüßung das Glas Bier ohne über die möglichen Konsequenzen nachzudenken in die Hand und trank daraus.

Der Anlass unseres Treffens war ja, das weitere Vorgehen bezüglich unserer Mutter zu besprechen.

Das Gespräch entwickelte sich zeitintensiv und so orderten wir in einem Zeitraum von knapp 5 Stunden sicherlich 16 Biere a 0,5 Liter, so dass ich alleine auf 8 vielleicht auch 9 gekommen sein mag. Ich möchte nicht ausschließen, dass es auch mehr gewesen sein können.


Jedenfalls bemerkte ich gegen 21 Uhr, dass ich mich unwohl und schläfrig fühlte, weshalb ich aufstand, auf den Tisch Bargeld legte und meinen Bruder bat, mich zu entschuldigen, ich müsse nun gehen.

Ich lief zielgerichtet, und aus heutiger Sicht ziemlichen gedanken- und verantwortungslos, zum Parkplatz wo mein PKW stand, stieg ein und fuhr los.

Die Entfernung zu meiner Wohnung beläuft sich auf ca. 4 – 5 Km.

Ich erreichte schließlich eine Nebenstraße meiner Wohnsiedlung, in der ich einbog und stellte fest, dass die Straße durch Polizei und Feuerwehr gesperrt war. Wie ich später erfuhr, hatten Feuerwehr und Polizei an diesem Abend einen Großeinsatz wegen austretendem Gas.

Jedenfalls hielt ich an und fuhr rückwärts ein Stück zurück, um die anliegende Straße abzubiegen und so die gesperrte Straße zu umfahren. Dabei übersah ich einen Straßenbegrenzungspoller und stieß auf diesen. Das Geräusch krachenden Kunststoffes (meines Stoßfängers) hatte die vor Ort befindliche Einsatztruppe der Polizei auf den Plan gerufen, die sich rennend meinem Fahrzeug näherten ( so steht es in der Ermittlungsakte ).

Ich vernahm den Zusammenstoß und wollte ein Stück wieder vorfahren, um die Kreuzung nicht zu behindern und den Schaden zu begutachten. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn eine der herbei geeilten Polizeikräfte klopfte an meine Seitenscheibe. Als ich diese öffnete, vernahm er (laut Ermittlungsakte) Alkoholgeruch und bat mich auszusteigen. Ich wurde befragt, ob ich was getrunken habe und ob ich bereit bin, an der Atemalkoholkontrolle mitzuwirken.

Dies war um ca. 21.15 Uhr und das Ergebnis lag bei 1,62 %.

Es erfolgte die Belehrung und ich wurde mit auf den Abschnitt genommen, wo mir um 22.40 Uhr Blut abgenommen wurde; ermittelter Wert = 1,71 %

Ich wurde schließlich abermals belehrt, musste meinen Führerschein im Abschnitt belassen und wurde dann entlassen.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Ich habe zwischen 16 Uhr und 21 Uhr also in 5 Stunden ca. 8 bis 9 Gläser Bier ( 500 ml ) getrunken. Ich schließe nicht vollkommen aus, dass es auch mehr Gläser gewesen können. In jedem Fall waren es je Stunde mehr als ein Getränk.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Insgesamt wollte ich ca. 5 km fahren. Der Vorfall geschah nach 5 Kilometern in meiner Wohnsiedlung.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)

Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt, gar keine Gedanken gemacht, ob ich noch fahren kann oder nicht.
Ich bin eingestiegen und losgefahren. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich mich beim Fahren sicher oder unsicher gefühlt habe.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Ich habe mir keine Gedanken über meinen Zustand und meine Fahruntüchtigkeit gemacht.
Dass mein Verhalten falsch und gefährlich war, habe ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gemacht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich gehe in der Zeit von 1995 bis 2008 von mehr als 40 Fahrten mit dem PKW aus, bei den zuvor Alkohol konsumiert wurde. In der Zeit von 2008 bis 2013 bin ich nur Motorrad gefahren (kein Auto) und ein Konsum mit anschließender Fahrt entfiel.

Hier ist es aber bestimmt auch zu Fahrten an 15 Tagen mit Restalkohol vom Vortag gekommen.

Von 2013 bis 2016 (Ereignistag) waren es sicherlich 9 oder 10 Fahrten.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich (bewusst) in meiner Kindheit wahrgenommen, wenn meine Eltern und Verwandte zu familiären Anlässen zusammen kamen.

Ich habe mit 15 Jahren, also 1991, das erste Mal Alkohol ( auf der Klassenfahrt ) zu mir genommen.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe bewusst Alkohol zu bestimmten Anlässen getrunken, wie z.B. an Geburtstagen oder Hochzeiten, aber vor allem auch während des Studiums war es nicht unüblich, sich vor einem Disco- oder Konzertbesuch mit mehreren Bieren in vermeintlich gute Stimmung zu versetzen.

In den letzten Jahren vor dem Ereignistag habe ich den Alkohol durchaus als Genussmittel wahrgenommen, der für mich zu einem guten Essen oder einem geselligen Zusammensein dazu gehörte. Dabei hat sich die Menge kontinuierlich erhöht, ohne dass es mir zu dieser Zeit bewusst gewesen ist.

Auffällig ist, dass insbesondere in den letzten Jahren vor dem Ereignistag, sich der Alkoholkonsum nicht nur auf das Wochenende beschränkte, sondern mitunter auch während der Arbeitswoche stattfand. Dabei handelte es sich ausschließlich um Biergetränke oder Sekt, da ich hochprozentige Getränke geschmacklich nicht mag.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Von 1995 ( 1. Lehr-/Studienjahr ) bis zum Ereignistag waren es mit Sicherheit durchschnittlich am Anfang 5 -6 Biere, später durchaus auch 9 - 10 Biere wöchentlich. Ich gehe davon aus, dass sich im Laufe der Zeit meine Toleranzschwelle erhöht hat.

Nach dem Ereignistag habe ich mein Trinkverhalten generell in Frage gestellt und hatte bis zum Jahresende 2016 keinen Konsum. Meinen 40. Geburtstag im Dez. 2016 zum Beispiel hatte ich damals mit meiner Lebensgefährtin alleine zu Hause verbracht; wir haben gekocht und einen Filmeabend gemacht. Dabei gab es ausschließlich Tee.

Ab 2017 habe ich angefangen, mögliche Ereignisse, zu denen Alkohol gereicht werden könnten, im Voraus zu planen.

Dabei habe ich festgestellt, dass es letztendlich insgesamt 7 - 8 Ereignisse im Jahr gibt, an denen ich den Alkoholkonsum einkalkuliere und mir eine vorab überlegte Höchstmenge zugestehen würde.

Es handelt sich hier ausschließlich um Geburtstagsfeiern, der noch lebenden Familienmitglieder/Freunde ( Bruder / Schwägerin / Stiefmutter / meine Lebensgefährtin und ggf. auch meiner Freunde ).

Mit dieser Planung fahre ich seit 2017 sehr gut und halte auch schon zum Jahresbeginn Rücksprache mit den Betroffenen, ob und inwieweit eine Feier/ein Ereignis durch die Gastgeber geplant ist.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Bis zum Ende des Studiums ( 1994/1995 ) mit Studienkollegen meines Alters insbesondere bei Besuchen der Disco oder von Konzerten.

Später hatte sich der Freundes-/Bekanntenkreis verkleinert, da jeder seinen weiteren Lebensweg gesondert angegangen hatte, so dass letztendlich nur zwei feste Freundschaften geblieben sind, mit denen regelmäßig beim Skat oder zur Sportschau in einer Kneipe Alkohol konsumiert wurde.

Als 2007 unser Vater 64jährig unerwartet verstorben war, hatte sich die Beziehung zu meinem Bruder gefestigt und wir unternahmen regelmäßig zusammen etwas wobei sich unsere Freundschaften dem auch angeschlossen hatten. Auch hier fand in der Hauptsache ein Zusammensein in Kneipen oder Biergärten statt; seltener jeweils zu Hause.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)


Ganz am Anfang, also noch vor meiner Volljährigkeit, war ich der Meinung, dass es einfach dazu gehört, in der Gemeinschaft mit den anderen mitzutrinken. Ich muss davon ausgehen, dass ich mir eingebildet habe, zur Gruppe dazu gehören zu müssen und nicht negativ auffallen zu wollen.

Ich hatte auch irgendwann festgestellt, dass der Alkohol enthemmend wirkt und ich dadurch meine Schüchternheit, die ich als junger Mensch noch empfand, ablegen konnte.

Später habe ich auch festgestellt, dass durch den Alkoholkonsum ein Stimmungstief überwunden werden konnte und sich für den Augenblick alle Probleme in Luft aufgelöst haben.

So habe ich mir 2004 nach dreijähriger Ehe eingebildet, die Belastung der anstehenden Scheidung nur auszuhalten, in dem ich mit dem Freundeskreis durch die Kneipen gezogen bin und mich so den eigenen Ängsten und Herausforderungen entzogen habe.

Wenn ich heute rückblickend die inneren und äußeren Motive sehe, stelle ich fest, dass nur ich den Alkoholkonsum zu verantworten habe und es wirklich keinen Druck von Aussenstehenden gab, trinken zu müssen.

So sehe ich heute, auch aufgrund meines beruflichen Werdegangs, die Lösung von Problemen nicht auszusitzen oder zu verdrängen sondern gezielt anzugehen.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannt und lockerer. Wenig Alkohol hatte eine auflockernde Wirkung.
Ich dachte nicht immer nur an meine Alltagssorgen, konnte auch 'lustige' Gespräche führen, selbst wenn ich zuvor melancholisch gewesen bin.

Bei viel Alkohol wurde ich ruhig. Es fiel mir schwer, Gespräche zu führen. Viel Alkohol machte mich ruhig und auch müde.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Es gab keine kritischen Hinweise auf meinen Alkoholkonsum.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Rückblickend stellte ich fest, dass ich vor meiner TF mich durchaus oft für einen Tag dienstunfähig krank gemeldet habe und dadurch oft die Arbeitsabläufe im Büro erschwert und sogar behindert worden sind. Seit März 2017 bin ich in einem neuen Fachbereich mit mehr Verantwortung und Vorbildfunktion tätig und wollte daher die Fehlzeiten in keinem Fall beibehalten.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Rückblickend waren die Jahre 2003 und 2004, in welchem meine Ehe gescheitert war und ich die Scheidung einreichen musste sowie die ersten 6 Monate nach dem Tod unseres Vaters im Jahr 2007 die Zeiten, in denen der Alkoholkonsum selbstzerstörerische Ausmaße annahm; insbesondere die zeitlichen Abstände verringerten sich, die konsumierte Menge nahm zu.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ich habe schon einmal die Kontrolle über die Trinkmenge verloren. Ich schlief unvermittelt ein.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Vor der Trunkenheitsfahrt gab es keinen längeren Zeitraum, in dem ich keinen Alkohol konsumiert habe. Nach der Trunkenheitsfahrt habe ich für sechs Monate auf jeglichen Konsum verzichtet.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie von Trinker gesehen. Ich fand es nicht schlimm, Bier oder auch ein Glas Sekt zu trinken.
Ich habe mein Trinkverhalten nicht als Problem erkannt. Es erschien mir nicht problematisch, Bier oder Sekt zu trinken.
Da ich auch immer wieder mehrere Tage nichts getrunken hatte und auch im Alltag funktionierte, sah ich für mich auch keine Gefahr.

Rückblickend betrachtet, halte ich meine Auffassung von damals für naiv. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass der unkontrollierte Alkoholkonsum keine Auswirkungen auf den Körper und auf die Psyche haben könnte. Dieser Gefahr bin ich mir heute bewusst.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich trinke noch Alkohol. Jedoch beschränkt sich mein Alkoholkonsum nur noch auf sorgsam ausgewählte Anlässe.

Auszug Trinkkalender 2020:

Februar: 2 Glas ( 2 x 0,3 l) Bier Geburtstag meines Bruders
April: 2 Glas ( 2 x 0,3 l) Bier Geburtstag meines besten Freundes
Juli: 2 Glas Sekt ( 2 x 0,1 l ) Geburtstag meiner Schwägerin
September: 2 Glas Bier( 2 x 0,3 l) Geburtstag Stiefmutter
Oktober: 2 Glas Sekt ( 2x 0,1 l ) Geburtstag Lebensgefährtin
Dezember: 2 Glas Sekt ( 2x 0,1 l ) zu meinem Geburtstag
und 1 Glas Sekt ( 1x 0,1 l) Sylvester
 
Teil 2...

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Im Juli 2021 1 Glas Sekt ( 1 x 0,1 l) zum Anstoßen beim Geburtstag meiner Schwägerin

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke heute Alkohol nur noch zu sehr sorgsam ausgewählten Anlässen, die ich vorallem mit Menschen verbinde, die mir etwas bedeuten. Hierzu gehören insbesondere meine Lebensgefährtin, mein Bruder und meine Stiefmutter, aber auch meine Schwägerin sowie mein bester Freund.

Ich verstehe das Anstoßen als nette Geste dem Gastgeber bzw. meinen Gästen gegenüber.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich über mich selbst so erschrocken, dass ich erstmal knapp 6 Monate gar keinen Alkohol getrunken habe.
Wie konnte es soweit kommen? Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und musste feststellen, dass ich mehr trank als mir gut tat.

Ich musste mir eingestehen, dass ich mir durch den häufigen Alkoholkonsum doch eine recht hohe 'Trinkfestigkeit' angeeignet hatte. Das war mir so gar nicht bewusst gewesen.
Ich fing da schon an, meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen.
Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt hatte ich jedoch meinen Konsum, insbesondere auch die Menge, als normal angesehen und nicht in Frage gestellt.
Ich habe erkannt, dass ich mein Problem nicht mit Alkohol lösen kann, sondern lediglich verschiebe.

Außerdem wollte ich mir auch selbst beweisen, dass ich in der Lage bin, Bier oder auch Sekt als ein Genussmittel wahrzunehmen, dass ich in Maßen genießen kann, wenn es der Anlass erlaubt.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich erstmal einige Tage in einer Art Schockstarre. Ich musste erstmal selbst für mich alles sortieren.
Wie konnte es soweit kommen? Was wäre passiert, hätte ich jemanden durch mein unverantwortliches Handeln verletzt?

Ich begann, mich mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen und beschloss, den Konsum vorerst einzustellen und mich mit der Thematik Alkohol intensiv zu beschäftigen.

Ich machte mich im Internet schlau und besuchte in diesem Zusammenhang auch den betrieblichen Suchtbeauftragten auf, welcher mir absolute Verschwiegenheit zusicherte. In dem fast zweistündigen Gespräch wurde mir klargemacht, dass ich in all den Jahren eine hohe Toleranzgrenze angetrunken hatte und dass mein Körper sich an diese Toleranzschwelle gewöhnt hatte.

Ich bekam diverses Informationsmaterial mit und man bot mir auch an, mich bei Bedarf beratend zu unterstützen.

Ich hatte ja nun erst einmal dem vollständigen Konsum von Alkohol eingestellt. Ich fing in dieser Zeit auch an, mich mehr meinen Hobbys zu widmen, insbesondere dem Fahrradfahren, dem Modellbau und unserem Garten.

Ich wollte nun aber nicht den Kontakt zu meinen Freunden und der Familie komplett abbrechen, weshalb ich alle in gesonderten Gesprächen über mein Vergehen informierte und dass sie sich nicht wundern sollen, wenn ich in der nächsten Zeit ausschließlich mit nichtalkoholischen Getränken anstoßen würde. Ich war sehr überrascht, welche positiven Reaktionen ich erhielt.

In der Zeit des Verzichtes begann ich einen Zeitplan über ein volles Jahr aufzustellen und dort die Anlässe, zu denen ich bereit wäre, Alkohol zu konsumieren.

Dabei stellte ich fest, dass es insgesamt 7 – 8 Anlässe geben könnte, an denen ich mir zutraute Alkohol in einer festgesetzten Menge zu konsumieren.

Ich begann also ab 2017 diesen aufgestellten Jahresplan als Grundlage für mein Trinkverhalten zu verwenden. An den Tagen, an denen ich Alkoholkonsum vorausplante, wollte ich künftig mit dem ÖPNV ( oder Taxi ) anreisen; für die anderen Tage nutze ich konsequent das Fahrrad, soweit ich mich innerhalb meines Wohn- und Arbeitsbezirks aufhalten würde.

Schon bald stellte ich fest, dass es auch zu Ereignissen kam, die nicht vorherzusehen waren und folglich nicht eingeplant wurden. So hatte ich das 25jährige Dienstjubiläum im September 2017 einer Kollegin nicht eingeplant. Da ich aber dieses Ereignis nicht eingeplant hatte, beschloss ich, mit einem Glas Orangensaft der Jubilarin zuzuprosten. Dabei war für mich auch unerheblich, dass ich genau an diesem Tag wetterbedingt ohne Fahrrad ins Büro fuhr.

Ich war stolz, dass ich mich konsequent an mein Vorhaben hielt und teilte dies auch gleich meiner Lebensgefährtin mit.

Nach diesem Ereignis war ich fest entschlossen, weiter so zu verfahren.

Das Bedürfnis, die Fahrerlaubnis bereits nach Ende der Sperrzeit wieder zu erlangen, stellte ich zurück, auch, um mich nicht unter Druck zu setzen und meine bisherigen Erfolge zu gefährden.

Mein PKW und mein Motorrad hatte ich bereits in 2016 nach dem Ereignis veräußert; wirtschaftliche Erwägungen o.ä. waren also aussen vor.

Nach mehr als 5 Jahren kann ich für mich feststellen, dass der geplante und maßvolle Umgang mit Alkohol meine Lebensqualität in keiner Weise geschadet, sondern sogar gebessert hat.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich habe mehr Struktur in meinem Alltag eingebracht. Auf Arbeit fühle ich mich selbstbewusst, so dass ich durch Fachwissen und Motivation der Kolleg*innen zu einem guten Betriebsklima beitragen kann.

Meine Familie und Freunde können mich spontan um Hilfe bitten und müssen nicht damit rechnen, dass ich ablehnen muss, weil ich z.B. am Vortag unkontrolliert getrunken habe.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich mache mir ständig bewusst, dass ich mich auf einem schmalen Grad des Scheiterns bewege und daher unbedingt an meine Jahresplanung halten muss. Ich belohne mich und mein näheres Umfeld durch Zuverlässigkeit, Ordnung und gegenseitigem Vertrauen. Ich unterschätze niemals die Macht der Versuchung.

Mein nächstes Ziel ist es, das Rauchen aufzugeben. Ich habe festgestellt, dass das Rauchen bei meinen damaligen Trinkgewohnheiten ein wesentlicher Bestandteil war. Trank ich viel, so nahm auch der Zigarettenverbrauch zu.

Heute bin ich bei einem durchschnittlichen Verbrauch von einem Päckchen ( 20 Zigaretten ) früher mitunter bis zu zwei Päckchen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Ich mache mir ständig bewusst, dass ich mich auf einem schmalen Grad des Scheiterns bewege und in alte Verhaltensmuster verfallen kann.

Heute weiß ich aber, dass man auch nicht jedes Problem lösen muss. Es wird immer wieder etwas geben, wo es (für mich) keine Lösung gibt.

Die Erkenntnis, nicht perfekt zu sein und auch mit Schicksalsschläge rechnen zu müssen, hat mir großes Selbstvertrauen geschenkt. Ich bin stärker und zielstrebiger geworden.

Ich habe eine tolle Familie und gute Freunde, die mir bei Bedarf Tag und Nacht zur Seite stehen würden.

Ich traue mich heute, Probleme anzusprechen und ich würde mich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich weiß um die Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen, denn ich weiß, dass meine erworbene Trinkfestigkeit für immer bestehen bleiben wird.

Daher wähle ich die Anlässe, an denen ich ein oder zwei kleine Gläser Bier oder Sekt trinken möchte, sehr sorgfältig aus und ich weiß im Vorfeld, ob ich ein oder 2 kleine Gläser Sekt trinken werde.

An solchen Anlässen werde ich nicht mit einem Fahrzeug zur Feier fahren; wir lassen uns mitnehmen oder fahren mit dem Taxi/ÖPNV.
 

Andi18

MPU Profi
Hallo, ich lese gerne vorwiegend die inneren Motive und möchte hierzu einen Kommentar geben.
Der Rest des FBs hab ich nicht angeschaut.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe bewusst Alkohol zu bestimmten Anlässen getrunken, wie z.B. an Geburtstagen oder Hochzeiten, aber vor allem auch während des Studiums war es nicht unüblich, sich vor einem Disco- oder Konzertbesuch mit mehreren Bieren in vermeintlich gute Stimmung zu versetzen.

In den letzten Jahren vor dem Ereignistag habe ich den Alkohol durchaus als Genussmittel wahrgenommen, der für mich zu einem guten Essen oder einem geselligen Zusammensein dazu gehörte. Dabei hat sich die Menge kontinuierlich erhöht, ohne dass es mir zu dieser Zeit bewusst gewesen ist.

Auffällig ist, dass insbesondere in den letzten Jahren vor dem Ereignistag, sich der Alkoholkonsum nicht nur auf das Wochenende beschränkte, sondern mitunter auch während der Arbeitswoche stattfand. Dabei handelte es sich ausschließlich um Biergetränke oder Sekt, da ich hochprozentige Getränke geschmacklich nicht mag.
Bei diesen Angaben erwirkt mir der Eindruck des Verniedlichend. Es erklärt sich mir die Regelmäßigkeit zu wenig wie Du auf 1,7‰ hast antrainiert.
Bei einer aussage der letzten Jahre vor dem Ereignistag, könnte man eine Abstinenznotwendigkeit gerne schlussfolgern. Du trittst aber mit KT an, ohne forensischen Beleg.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Von 1995 ( 1. Lehr-/Studienjahr ) bis zum Ereignistag waren es mit Sicherheit durchschnittlich am Anfang 5 -6 Biere, später durchaus auch 9 - 10 Biere wöchentlich. Ich gehe davon aus, dass sich im Laufe der Zeit meine Toleranzschwelle erhöht hat.

Nach dem Ereignistag habe ich mein Trinkverhalten generell in Frage gestellt und hatte bis zum Jahresende 2016 keinen Konsum. Meinen 40. Geburtstag im Dez. 2016 zum Beispiel hatte ich damals mit meiner Lebensgefährtin alleine zu Hause verbracht; wir haben gekocht und einen Filmeabend gemacht. Dabei gab es ausschließlich Tee.

Ab 2017 habe ich angefangen, mögliche Ereignisse, zu denen Alkohol gereicht werden könnten, im Voraus zu planen.

Dabei habe ich festgestellt, dass es letztendlich insgesamt 7 - 8 Ereignisse im Jahr gibt, an denen ich den Alkoholkonsum einkalkuliere und mir eine vorab überlegte Höchstmenge zugestehen würde.

Es handelt sich hier ausschließlich um Geburtstagsfeiern, der noch lebenden Familienmitglieder/Freunde ( Bruder / Schwägerin / Stiefmutter / meine Lebensgefährtin und ggf. auch meiner Freunde ).

Mit dieser Planung fahre ich seit 2017 sehr gut und halte auch schon zum Jahresbeginn Rücksprache mit den Betroffenen, ob und inwieweit eine Feier/ein Ereignis durch die Gastgeber geplant ist.
Bei dieser Frage will man eher die Trinkgeschichte erfahren bis zum Tag der TF.
Die dortige Trinkkurve sollte dann mit den Trinkmotiven in folgender Frage korrelieren.
Wenn Du nun mit dem Trinken ab 1995 begonnen hast, deutet das eben auf eine lange Gewöhnung hin, folglich AB.., wie lange dann wöchentlich 9-10 Bier ? wieviel Einheit hat bei dir ein Bier? Wieviel hattest dann an einem Trinkanlass getrunken?
Wie häufig hast Dir die 1,7‰ erreicht?
Aufgrund des Motivs in Frage 12 solltest vermutlich die Zeit um 2004 darstellen.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
...
Als 2007 unser Vater 64jährig unerwartet verstorben war, hatte sich die Beziehung zu meinem Bruder gefestigt und wir unternahmen regelmäßig zusammen etwas wobei sich unsere Freundschaften dem auch angeschlossen hatten. Auch hier fand in der Hauptsache ein Zusammensein in Kneipen oder Biergärten statt; seltener jeweils zu Hause.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)


Ganz am Anfang, also noch vor meiner Volljährigkeit, war ich der Meinung, dass es einfach dazu gehört, in der Gemeinschaft mit den anderen mitzutrinken. Ich muss davon ausgehen, dass ich mir eingebildet habe, zur Gruppe dazu gehören zu müssen und nicht negativ auffallen zu wollen.

Ich hatte auch irgendwann festgestellt, dass der Alkohol enthemmend wirkt und ich dadurch meine Schüchternheit, die ich als junger Mensch noch empfand, ablegen konnte.

Später habe ich auch festgestellt, dass durch den Alkoholkonsum ein Stimmungstief überwunden werden konnte und sich für den Augenblick alle Probleme in Luft aufgelöst haben.

So habe ich mir 2004 nach dreijähriger Ehe eingebildet, die Belastung der anstehenden Scheidung nur auszuhalten, in dem ich mit dem Freundeskreis durch die Kneipen gezogen bin und mich so den eigenen Ängsten und Herausforderungen entzogen habe.

Wenn ich heute rückblickend die inneren und äußeren Motive sehe, stelle ich fest, dass nur ich den Alkoholkonsum zu verantworten habe und es wirklich keinen Druck von Aussenstehenden gab, trinken zu müssen.

So sehe ich heute, auch aufgrund meines beruflichen Werdegangs, die Lösung von Problemen nicht auszusitzen oder zu verdrängen sondern gezielt anzugehen.
Hier würde ich den ersten Teil mit der Volljährigkeit weglassen. V.a. sprichst da ein Trinkmotiv der Schüchternheit an, aber eigentlich gehts ja um Entlastung ab 2004.
Deine Belastung thematisierst mit dem Jahr 2004 und der Scheidung. Das ist ein äußerer Einfluss. Das innere Motiv fehlt hierbei.
Ich glaube da ist noch mehr gewesen. Sicherlich hat es mit deiner Ex-Frau auch eine anbahnende Krise gegeben - warum hast da nicht getrunken? Wann ging es dann mit der Trinkerei nach 2004 los?
Die TF war ja "erst" 2016. War es dann nicht vielleicht ein Gefühl der später auftretenden Einsamkeit? evtl. keine Freunde, Partner etc.?
Ich meine da mußt noch viel tiefer graben.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Moin,

mir fällt auf, dass du zwar laut Trinktagebuch im Rahmen von KT unterwegs bist, aber es wirkt, als ob du jeden Anlass für ein Trinken bis KT-Grenze nutzen würdest.
Bei KT sollte nicht jeder normale Geburtstag zum Trinkanlass werden, auch stellt sich die Frage ob bei jedem Geburtstag gleich 2 runden Sekt sein müssen.

Das würde ich nochmal überdenken…

vg
Rüdscher
 
Moin,

mir fällt auf, dass du zwar laut Trinktagebuch im Rahmen von KT unterwegs bist, aber es wirkt, als ob du jeden Anlass für ein Trinken bis KT-Grenze nutzen würdest.
Bei KT sollte nicht jeder normale Geburtstag zum Trinkanlass werden, auch stellt sich die Frage ob bei jedem Geburtstag gleich 2 runden Sekt sein müssen.

Das würde ich nochmal überdenken…

vg
Rüdscher

Bei der Planung gehe ich immer von der möglichen Höchstmenge aus, die aber nicht zwangsläufig ausgereizt werden muss. Siehe auch Ereignis Juli 2021 mit 1 x 0,1 Sekt.
Aber ich kann die Angaben anpassen.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Bei der Planung gehe ich immer von der möglichen Höchstmenge aus, die aber nicht zwangsläufig ausgereizt werden muss. Siehe auch Ereignis Juli 2021 mit 1 x 0,1 Sekt.
Aber ich kann die Angaben anpassen.

unbedingt überdenken und anpassen.

Bei KT sollte nicht jeder Geburtstag ein Anlass sein und auch in der Planung solltest du überlegen ob es immer das „erlaubte“ Maimum sein muss.

Beispiel:
Ein runder Geburtstag- 1 TE Sekt
Eine Hochzeit - 1 TE Sekt + 1 TE Wein, dazwischen 2x Wasser
 
unbedingt überdenken und anpassen.

Bei KT sollte nicht jeder Geburtstag ein Anlass sein und auch in der Planung solltest du überlegen ob es immer das „erlaubte“ Maimum sein muss.

Beispiel:
Ein runder Geburtstag- 1 TE Sekt
Eine Hochzeit - 1 TE Sekt + 1 TE Wein, dazwischen 2x Wasser

Super, Danke für den Hinweis. Ich werde also den Trinkkalender entsprechend anpassen.
 
Hallö nochmal,

ich habe die Hinweise gedanklich sortiert und in den FB eingearbeitet.
Herzlichen Dank dafür.
Beim Trinkkalender habe ich die Werte angepasst; Stiefmutter fiel im September raus. Mag der GA nur Trinkkalender der Vergangenheit oder auch den aktuellen (also für 2021)?

Gruß, der Wassertraeger

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich habe an diesem Tag um 8 Uhr meinen Dienst angetreten und hatte um 15.30 Uhr Feierabend.

Auf dem Weg zum Parkplatz bekam ich einen Anruf von meinem Bruder, der um ein Treffen bat um mit mir den weiteren Werdegang bezüglich der Unterbringung unserer Mutter in eine Pflegeeinrichtung zu besprechen. Meine Mutter hatte Anfang 2015 ihren ersten und in 2016 ihren zweiten Schlaganfall und war seitdem nicht mehr in der Lage, alleine und ohne Pflege den Alltag zu meistern.

Ich sagte zu und so fuhr ich mit meinem Auto zum besagten Treffpunkt.

Es handelte sich hier um ein Barrestaurant mit Aussengastronomie.

Mein Bruder war bereits am Treffpunkt und hatte, da er meine Ankunftszeit abschätzen konnte, bereits zwei 0,5 L Glas Bier geordert.

Ihm war, das muss ich ehrlich sagen, nicht bekannt, dass ich mit dem Auto kommen würde, denn oft bin ich auch mit dem ÖPNV zur Arbeit gefahren (zwischen Wohnung und Arbeit beträgt die Entfernung ca. 6 Km). Die Entfernung zwischen meinem Büro und dem Treffpunkt liegt bei gerade mal 15 Gehminuten. Mit dem Auto habe ich wegen der Parkplatzsuche ebenfalls knapp 15 Minuten gebraucht.

Ich nahm nach der Begrüßung das Glas Bier ohne über die möglichen Konsequenzen nachzudenken in die Hand und trank daraus.

Der Anlass unseres Treffens war ja, das weitere Vorgehen bezüglich unserer Mutter zu besprechen.

Das Gespräch entwickelte sich zeitintensiv und so orderten wir in einem Zeitraum von knapp 5 Stunden sicherlich 16 Biere a 0,5 Liter, so dass ich alleine auf 8 vielleicht auch 9 gekommen sein mag. Ich möchte nicht ausschließen, dass es auch mehr gewesen sein können.


Jedenfalls bemerkte ich gegen 21 Uhr, dass ich mich unwohl und schläfrig fühlte, weshalb ich aufstand, auf den Tisch Bargeld legte und meinen Bruder bat, mich zu entschuldigen, ich müsse nun gehen.

Ich lief zielgerichtet, und aus heutiger Sicht ziemlichen gedanken- und verantwortungslos, zum Parkplatz wo mein PKW stand, stieg ein und fuhr los.

Die Entfernung zu meiner Wohnung beläuft sich auf ca. 4 – 5 Km.

Ich erreichte schließlich eine Nebenstraße meiner Wohnsiedlung, in der ich einbog und stellte fest, dass die Straße durch Polizei und Feuerwehr gesperrt war. Wie ich später erfuhr, hatten Feuerwehr und Polizei an diesem Abend einen Großeinsatz wegen austretendem Gas.

Jedenfalls hielt ich an und fuhr rückwärts ein Stück zurück, um die anliegende Straße abzubiegen und so die gesperrte Straße zu umfahren. Dabei übersah ich einen Straßenbegrenzungspoller und stieß auf diesen. Das Geräusch krachenden Kunststoffes (meines Stoßfängers) hatte die vor Ort befindliche Einsatztruppe der Polizei auf den Plan gerufen, die sich rennend meinem Fahrzeug näherten ( so steht es in der Ermittlungsakte ).

Ich vernahm den Zusammenstoß und wollte ein Stück wieder vorfahren, um die Kreuzung nicht zu behindern und den Schaden zu begutachten. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn eine der herbei geeilten Polizeikräfte klopfte an meine Seitenscheibe. Als ich diese öffnete, vernahm er (laut Ermittlungsakte) Alkoholgeruch und bat mich auszusteigen. Ich wurde befragt, ob ich was getrunken habe und ob ich bereit bin, an der Atemalkoholkontrolle mitzuwirken.

Dies war um ca. 21.15 Uhr und das Ergebnis lag bei 1,62 %.

Es erfolgte die Belehrung und ich wurde mit auf den Abschnitt genommen, wo mir um 22.40 Uhr Blut abgenommen wurde; ermittelter Wert = 1,71 %

Ich wurde schließlich abermals belehrt, musste meinen Führerschein im Abschnitt belassen und wurde dann entlassen.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Ich habe zwischen 16 Uhr und 21 Uhr also in 5 Stunden ca. 8 bis 9 Gläser Bier ( 500 ml ) getrunken. Ich schließe nicht vollkommen aus, dass es auch mehr Gläser gewesen können. In jedem Fall waren es je Stunde mehr als ein Getränk.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Insgesamt wollte ich ca. 5 km fahren. Der Vorfall geschah nach 5 Kilometern in meiner Wohnsiedlung.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)

Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt, gar keine Gedanken gemacht, ob ich noch fahren kann oder nicht.
Ich bin eingestiegen und losgefahren. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich mich beim Fahren sicher oder unsicher gefühlt habe.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Ich habe mir keine Gedanken über meinen Zustand und meine Fahruntüchtigkeit gemacht.
Dass mein Verhalten falsch und gefährlich war, habe ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gemacht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich gehe in der Zeit von 1995 bis 2008 von mehr als 40 Fahrten mit dem PKW aus, bei den zuvor Alkohol konsumiert wurde. In der Zeit von 2008 bis 2013 bin ich nur Motorrad gefahren (kein Auto) und ein Konsum mit anschließender Fahrt entfiel.

Hier ist es aber bestimmt auch zu Fahrten an 15 Tagen mit Restalkohol vom Vortag gekommen.

Von 2013 bis 2016 (Ereignistag) waren es sicherlich 9 oder 10 Fahrten.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich (bewusst) in meiner Kindheit wahrgenommen, wenn meine Eltern und Verwandte zu familiären Anlässen zusammen kamen.

Ich habe mit 15 Jahren, also 1991, das erste Mal Alkohol ( auf der Klassenfahrt ) zu mir genommen.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Anfangs habe ich sporadisch an den Wochenenden getrunken, wobei es durchaus auch Wochenenden gab, an denen ich kein Alkohol konsumiert habe.
Später allerdings gab es Phasen an denen ich regelmäßig jedes Wochenende Alkohol konsumiert habe.
In den letzten Jahren vor dem Ereignistag hat sich die Menge des konsumierten Alkohols stetig erhöht und meine Toleranzschwelle stieg unbemerkt, so dass sich auch die Anzahl der konsumierten Getränke erhöhte.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Anfangs belief sich die konsumierte Menge auf 3 bis 4 Biere; ( a 0,33 l / 2 Einheiten ) also 7 bis 8 Einheiten im Durchschnitt oder auch 4 – 5 Gläser Sekt ( a 0,1 / 1 Einheit ) also bis zu 5 Einheiten jedes zweite Wochenende.
Später erhöhte sich die konsumierte Menge und auch die Häufigkeit auf 6 – 7 Biere ( a 0,33 l / 2 Einheiten ) also auf bis zu 14 Einheiten oder auch 7 – 8 Gläser Sekt ( a 0,1 / 1 Einheit ) also bis zu 8 Einheiten und mündete schließlich in einem Konsum auf bis zu 10 Bieren ( a 0,33 l / 2 Einheiten ) also 20 Einheiten an jedem Wochenende oder mitunter auch in der Woche ( Hinweis meinerseits: Die TF war an einem Donnerstag, am nächsten Tag begann mein Urlaub für 3 Wochen ).


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Bis zum Ende des Studiums ( 1994/1995 ) mit Studienkollegen meines Alters insbesondere bei Besuchen der Disco oder von Konzerten.
Später hatte sich der Freundes-/Bekanntenkreis verkleinert, da jeder seinen weiteren Lebensweg gesondert angegangen hatte, so dass letztendlich nur zwei feste Freundschaften geblieben sind, mit denen regelmäßig beim Skat oder zur Sportschau in einer Kneipe Alkohol konsumiert wurde.
Als 2007 unser Vater 64jährig unerwartet verstorben war, hatte sich die Beziehung zu meinem Bruder gefestigt und wir unternahmen regelmäßig zusammen etwas wobei sich unsere Freundschaften dem auch angeschlossen hatten. Auch hier fand in der Hauptsache ein Zusammensein in Kneipen oder Biergärten statt; seltener jeweils zu Hause.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)



Als junger Mensch spürte ich, dass ich durch die enthemmende Wirkung des Alkohols meine Schüchternheit, die ich als junger Mensch noch empfand, insbesondere dem anderen Geschlecht gegenüber, ablegen konnte.
Später habe ich auch festgestellt, dass durch den Alkoholkonsum ein Stimmungstief überwunden werden konnte und sich für den Augenblick alle Probleme in Luft aufgelöst haben.

So habe ich mir 2004 nach dreijähriger Ehe eingebildet, die Belastung der anstehenden Scheidung nur auszuhalten, in dem ich mit dem Freundeskreis durch die Kneipen gezogen bin und mich so den eigenen Ängsten und Herausforderungen entzogen habe.

Ich hatte Angst, dass ich eine lange Zeit alleine ohne Partnerin leben müsste und ob ich es schaffen würde, die finanziellen Verpflichtungen aus der der gemeinsamen Ehezeit alleine stemmen zu können. Denn von meiner Ex-Frau war diesbezüglich nichts zu erwarten. Und der Gedanke, sich mit ihr in dieser Sache auseinander setzen zu müssen, machte mich wütend und unsicher und ich verdrängte dies, indem ich dann an den Wochenenden in Gesellschaft Alkohol konsumierte.

Zwar lernte ich später eine neue Frau kennen. Da ich aber noch immer die finanziellen Verpflichtungen aus der Ehezeit abzutragen hatte, belastete dies die Beziehung und diese zerbrach bereits nach 2 Jahren im Jahr 2007. In diesem Jahr verstarb auch noch unser Vater an seiner erst am Anfang des Jahres (2007) festgestellten Krebserkrankung. Da nun zur Trennung, den finanziellen Verpflichtungen auch noch die Trauer wegen des Verlustes hinzukam, wirkte sich dies abermals auf mein Trinkverhalten aus.

Ich hatte das Gefühl, in einer nichtendenden Spirale von Ereignissen zu sein, die ich vermeintlich nicht steuern konnte.

Da ich auch das Gefühl hatte, beruflich nicht weiterzukommen und meine Leistungen aus meiner Sicht nicht adäquat anerkannt wurden, zog ich mich immer mehr zurück und unterdrückte meine Unzufriedenheit indem ich an den Wochenenden immer wieder Alkohol konsumierte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannt und lockerer. Wenig Alkohol hatte eine auflockernde Wirkung.
Ich dachte nicht immer nur an meine Alltagssorgen, konnte auch 'lustige' Gespräche führen, selbst wenn ich zuvor melancholisch gewesen bin.

Bei viel Alkohol wurde ich ruhig. Es fiel mir schwer, Gespräche zu führen. Viel Alkohol machte mich ruhig und auch müde.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Es gab keine kritischen Hinweise auf meinen Alkoholkonsum.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Rückblickend stellte ich fest, dass ich vor meiner TF mich durchaus oft für einen Tag dienstunfähig krank gemeldet habe und dadurch oft die Arbeitsabläufe im Büro erschwert und sogar behindert worden sind. Seit März 2017 bin ich in einem neuen Fachbereich mit mehr Verantwortung und Vorbildfunktion tätig und wollte daher die Fehlzeiten in keinem Fall beibehalten.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Rückblickend waren die Jahre 2003 und 2004, in welchem meine Ehe gescheitert war und ich die Scheidung einreichen musste sowie die ersten 6 Monate nach dem Tod unseres Vaters im Jahr 2007 die Zeiten, in denen der Alkoholkonsum selbstzerstörerische Ausmaße annahm; insbesondere die zeitlichen Abstände verringerten sich, die konsumierte Menge nahm zu.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ich habe schon einmal die Kontrolle über die Trinkmenge verloren. Ich schlief unvermittelt ein.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Vor der Trunkenheitsfahrt gab es keinen längeren Zeitraum, in dem ich keinen Alkohol konsumiert habe. Nach der Trunkenheitsfahrt habe ich für sechs Monate auf jeglichen Konsum verzichtet.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie von Trinker gesehen. Ich fand es nicht schlimm, Bier oder auch ein Glas Sekt zu trinken.
Ich habe mein Trinkverhalten nicht als Problem erkannt. Es erschien mir nicht problematisch, Bier oder Sekt zu trinken.
Da ich auch immer wieder mehrere Tage nichts getrunken hatte und auch im Alltag funktionierte, sah ich für mich auch keine Gefahr.

Rückblickend betrachtet, halte ich meine Auffassung von damals für naiv. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass der unkontrollierte Alkoholkonsum keine Auswirkungen auf den Körper und auf die Psyche haben könnte. Dieser Gefahr bin ich mir heute bewusst.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich trinke noch Alkohol. Jedoch beschränkt sich mein Alkoholkonsum nur noch auf sorgsam ausgewählte Anlässe.

Auszug aus meinem Trinkkalender 2020:

Februar: 2 Glas ( 2 x 0,3 l) Bier Geburtstag meines Bruders im Restaurant; zwischendurch 2 Glas Fanta
April: 1 Glas ( 1 x 0,3 l) Bier Geburtstag meines besten Freundes
Juli: 1 Glas Sekt ( 1 x 0,1 l ) Geburtstag meiner Schwägerin im Restaurant; danach ausschließlich Minerlawasser
Oktober: 2 Glas Sekt ( 2x 0,1 l ) Geburtstag meiner Lebensgefährtin; zwischendurch Mineralwasser
Dezember: 1 Glas Sekt ( 1x 0,1 l ) zu meinem Geburtstag
und 1 Glas Sekt ( 1x 0,1 l) Sylvester
 
Teil 2:

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Im Juli 2021 1 Glas Sekt ( 1 x 0,1 l) zum Anstoßen beim Geburtstag meiner Schwägerin

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke heute Alkohol nur noch zu sehr sorgsam ausgewählten Anlässen, die ich vorallem mit Menschen verbinde, die mir etwas bedeuten. Hierzu gehören insbesondere meine Lebensgefährtin, mein Bruder und meine Stiefmutter, aber auch meine Schwägerin sowie mein bester Freund.

Ich verstehe das Anstoßen als nette Geste dem Gastgeber bzw. meinen Gästen gegenüber.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich über mich selbst so erschrocken, dass ich erstmal knapp 6 Monate gar keinen Alkohol getrunken habe.
Wie konnte es soweit kommen? Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und musste feststellen, dass ich mehr trank als mir gut tat.

Ich musste mir eingestehen, dass ich mir durch den häufigen Alkoholkonsum doch eine recht hohe 'Trinkfestigkeit' angeeignet hatte. Das war mir so gar nicht bewusst gewesen.
Ich fing da schon an, meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen.
Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt hatte ich jedoch meinen Konsum, insbesondere auch die Menge, als normal angesehen und nicht in Frage gestellt.
Ich habe erkannt, dass ich mein Problem nicht mit Alkohol lösen kann, sondern lediglich verschiebe.

Außerdem wollte ich mir auch selbst beweisen, dass ich in der Lage bin, Bier oder auch Sekt als ein Genussmittel wahrzunehmen, dass ich in Maßen genießen kann, wenn es der Anlass erlaubt.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich erstmal einige Tage in einer Art Schockstarre. Ich musste erstmal selbst für mich alles sortieren.
Wie konnte es soweit kommen? Was wäre passiert, hätte ich jemanden durch mein unverantwortliches Handeln verletzt?

Ich begann, mich mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen und beschloss, den Konsum vorerst einzustellen und mich mit der Thematik Alkohol intensiv zu beschäftigen.

Ich machte mich im Internet schlau und besuchte in diesem Zusammenhang auch den betrieblichen Suchtbeauftragten auf, welcher mir absolute Verschwiegenheit zusicherte. In dem fast zweistündigen Gespräch wurde mir klargemacht, dass ich in all den Jahren eine hohe Toleranzgrenze angetrunken hatte und dass mein Körper sich an diese Toleranzschwelle gewöhnt hatte.

Ich bekam diverses Informationsmaterial mit und man bot mir auch an, mich bei Bedarf beratend zu unterstützen.

Ich hatte ja nun erst einmal dem vollständigen Konsum von Alkohol eingestellt. Ich fing in dieser Zeit auch an, mich mehr meinen Hobbys zu widmen, insbesondere dem Fahrradfahren, dem Modellbau und unserem Garten.

Ich wollte nun aber nicht den Kontakt zu meinen Freunden und der Familie komplett abbrechen, weshalb ich alle in gesonderten Gesprächen über mein Vergehen informierte und dass sie sich nicht wundern sollen, wenn ich in der nächsten Zeit ausschließlich mit nichtalkoholischen Getränken anstoßen würde. Ich war sehr überrascht, welche positiven Reaktionen ich erhielt.

In der Zeit des Verzichtes begann ich einen Zeitplan über ein volles Jahr aufzustellen und dort die Anlässe, zu denen ich bereit wäre, Alkohol zu konsumieren.

Dabei stellte ich fest, dass es insgesamt 7 – 8 Anlässe geben könnte, an denen ich mir zutraute Alkohol in einer festgesetzten Menge zu konsumieren.

Ich begann also ab 2017 diesen aufgestellten Jahresplan als Grundlage für mein Trinkverhalten zu verwenden. An den Tagen, an denen ich Alkoholkonsum vorausplante, wollte ich künftig mit dem ÖPNV ( oder Taxi ) anreisen; für die anderen Tage nutze ich konsequent das Fahrrad, soweit ich mich innerhalb meines Wohn- und Arbeitsbezirks aufhalten würde.

Schon bald stellte ich fest, dass es auch zu Ereignissen kam, die nicht vorherzusehen waren und folglich nicht eingeplant wurden. So hatte ich das 25jährige Dienstjubiläum im September 2017 einer Kollegin nicht eingeplant. Da ich aber dieses Ereignis nicht eingeplant hatte, beschloss ich, mit einem Glas Orangensaft der Jubilarin zuzuprosten. Dabei war für mich auch unerheblich, dass ich genau an diesem Tag wetterbedingt ohne Fahrrad ins Büro fuhr.

Ich war stolz, dass ich mich konsequent an mein Vorhaben hielt und teilte dies auch gleich meiner Lebensgefährtin mit.

Nach diesem Ereignis war ich fest entschlossen, weiter so zu verfahren.

Das Bedürfnis, die Fahrerlaubnis bereits nach Ende der Sperrzeit wieder zu erlangen, stellte ich zurück, auch, um mich nicht unter Druck zu setzen und meine bisherigen Erfolge zu gefährden.

Mein PKW und mein Motorrad hatte ich bereits in 2016 nach dem Ereignis veräußert; wirtschaftliche Erwägungen o.ä. waren also aussen vor.

Nach mehr als 5 Jahren kann ich für mich feststellen, dass der geplante und maßvolle Umgang mit Alkohol meine Lebensqualität in keiner Weise geschadet, sondern sogar gebessert hat.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich habe mehr Struktur in meinem Alltag eingebracht. Auf Arbeit fühle ich mich selbstbewusst, so dass ich durch Fachwissen und Motivation der Kolleg*innen zu einem guten Betriebsklima beitragen kann.

Meine Familie und Freunde können mich spontan um Hilfe bitten und müssen nicht damit rechnen, dass ich ablehnen muss, weil ich z.B. am Vortag unkontrolliert getrunken habe.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich mache mir ständig bewusst, dass ich mich auf einem schmalen Grad des Scheiterns bewege und daher unbedingt an meine Jahresplanung halten muss. Ich belohne mich und mein näheres Umfeld durch Zuverlässigkeit, Ordnung und gegenseitigem Vertrauen. Ich unterschätze niemals die Macht der Versuchung.

Mein nächstes Ziel ist es, das Rauchen aufzugeben. Ich habe festgestellt, dass das Rauchen bei meinen damaligen Trinkgewohnheiten ein wesentlicher Bestandteil war. Trank ich viel, so nahm auch der Zigarettenverbrauch zu.

Heute bin ich bei einem durchschnittlichen Verbrauch von einem Päckchen ( 20 Zigaretten ) früher mitunter bis zu zwei Päckchen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Ich mache mir ständig bewusst, dass ich mich auf einem schmalen Grad des Scheiterns bewege und in alte Verhaltensmuster verfallen kann.

Heute weiß ich aber, dass man auch nicht jedes Problem lösen muss. Es wird immer wieder etwas geben, wo es (für mich) keine Lösung gibt.

Die Erkenntnis, nicht perfekt zu sein und auch mit Schicksalsschlägen rechnen zu müssen, hat mir großes Selbstvertrauen geschenkt. Ich bin stärker und zielstrebiger geworden.

Ich habe eine tolle Familie und gute Freunde, die mir bei Bedarf Tag und Nacht zur Seite stehen würden.

Ich traue mich heute, Probleme anzusprechen und ich würde mich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich weiß um die Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen, denn ich weiß, dass meine erworbene Trinkfestigkeit für immer bestehen bleiben wird.

Daher wähle ich die Anlässe, an denen ich ein oder zwei kleine Gläser Bier oder Sekt trinken möchte, sehr sorgfältig aus und ich weiß im Vorfeld, ob ich ein oder 2 kleine Gläser Sekt trinken werde.

An solchen Anlässen werde ich nicht mit einem Fahrzeug zur Feier fahren; wir lassen uns mitnehmen oder fahren mit dem Taxi/ÖPNV.
 
Beides, du solltest aufzeigen, anhand einem Trinktagebuch, wie es zuletzt gelaufen ist, sowie deine Planung der nächsten 12 Monate darstellen.
Super, das werde ich so machen. Ich habe auch vor, Diagramme zu fertigen.

Noch eine Frage:

Ich habe vor, mit einem Laborergebnis bezüglich Haaranalyse aufzuwarten.

Wie alt sollte es maximal zum MPU Termin sein? Oder anders gefragt, wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis das Ergebnis im Briefkasten ist. Ich würde dann die Haarprobe entsprechend vor dem MPU Termin entnehmen lassen. Sind 4 Wochen vor MPU-Termin realistisch, aber nicht zu alt?

Gruß, der Wassertraeger
 
Nach ca 14 Tagen hatte ich das Ergebnis von der Gerichtsmedizin im Briefkasten

Super. Die Adresse der GM habe ich ja schon von Dir.

Noch eine Nachfrage:

Ich habe in der Ermittlungsakte das Polizeiprotokoll gefunden, in dem mein Verhalten aufgeführt ist. Dort ist von Gefühlsschwankungen die Rede ( ich soll geweint haben??? und ich soll gesagt haben, dass das ja alles nicht so schlimm sein kann ??? ).

Meine Frage:

Handelt es sich hier um -verwertbare- Ausfallerscheinungen?
 

Anhänge

  • BALD LÖSCHEN.jpg
    BALD LÖSCHEN.jpg
    149,5 KB · Aufrufe: 189
Oben