FB Eine schwere Geburt: MPU wegen Drogen, Alkohol und Arzneimittelmissbrauch

Santiago

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Tach Leute.... also mal n kleines Update. Konnte mir die Fragen, die ich hatte soweit selbst beantworten.

Also meine Reha ist seit 8.März abgeschlossen, sprich die Stabilisierungsphase geht nun bis 8.September, bis ich zur MPU antreten kann.
Heißt also auch, ich werde die Reha und damit die Diagnose Polytoxikomanie, welche nach ICD-10 ein Abhängigkeitssyndrom mit einschließt, bei der MPU bekanntgeben.
http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?showtopic=62694 .... dieser Thread der 'Konkurrenz' war u.a. sehr hilfreich bei der Entscheidungsfindung, wie ich mit der Therapie umgehe.

Weiterhin bin ich in Nachsorge bis voraussichtlich Mitte Juni bei meiner Therapeutin. Die Nachsorge ist für den Abstinenzzeitraum bzgl. MPU nicht mehr relevant.
Falls die pandemische Lage es irgendwann wieder zulassen sollte, werde ich noch zusätzlich in eine Selbsthilfegruppe gehen.

Mit der MPU Vorbereitung werde ich zusammen mit dem befreundeten VP ab Mitte April beginnen.

Die Fragebögen hier ausm Forum würde ich auch gerne nutzen, nur eine Frage an @Max @Nancy

Muss ich bzgl. den Fragebögen aufgrund meiner Vergehen etwas beachten ?
Ich würde halt mal mit dem Drogen-FB arbeiten und insbesondere mein Verhältnis zu Alkohol/Ketamin darin nochmal verstärkt herausarbeiten.

Auch sonst bin ich um jede/n Tipp/Anregung dankbar.
Die MPU ist gerade das bestimmende Thema in meinem Leben und ich will mich einfach so gut es geht darauf vorbereiten.
So weit so gut und auf bald!
 
Zuletzt bearbeitet:

Max

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Muss ich bzgl. den Fragebögen aufgrund meiner Vergehen etwas beachten ?
Ich würde halt mal mit dem Drogen-FB arbeiten und insbesondere mein Verhältnis zu Alkohol/Ketamin darin nochmal verstärkt herausarbeiten.
Du brauchst dich lediglich an die Fragestellung der FSST halten.
Wenn du den Drogen-FB bearbeitest, hällst du dich ausschließlich an das was gefragt wird ... ohne irgendwelche Geschichten die damit nichts zu tun haben.

Die Fragestellung Alkohol, solltest du unter der Rubrik "MPU wegen Alkohol" den entsprechenden FB bearbeiten.

Du darfst die Fragebögen nicht "vermischen", sondern immer beim Thema bleiben.
 

Santiago

Benutzer
Hey Leute....mein Threadtitel bleibt Programm. Bin gerade mega abgefuckt und hoffe jemand kann mir bisschen die Angst nehmen.

Was gibts Neues?

Hatte heute erste Sitzung mit meinem VP (der Bekannte von mir) und der schaut in meinen Therapiebericht rein.... Diagnosen: Polytoxikomanie, Polyneuropathie.
Nix neues.

Aber jetzt sagt er mir ich muss, wenn ich meine Reha bei der MPU bekanntgebe, auch den Therapiebericht mitnehmen.
Ich bin davon ausgegangen (weil so mit meiner Therapeutin besprochen), dass eine Bescheinigung der absolvierten Therapie (mit Dauer, Diagnose und Entlassungsart) bei der MPU genügt.

Falls nicht, hab ich jetzt wieder n fettes Problem. Ich war halt in der Therapie zu 100% ehrlich und deshalb steht da auch drin, dass ich im Laufe meiner Drogenlaufbahn Erfahrungen, mit LSD, Psilocybin, verschiedenen Opiaten, GBL gesammelt habe.
Alles Substanzen die nicht standardmäßig getestet werden bei Abstinenznachweisen zur Fahreignung.

Und mein VP meinte, dass ich durch den Bericht, die jetzt auch nachweisen muss.

Ich zahle sowieso schon über 1500 Euro für meine Abstinenznachweise (Alkohol, Drogen, Ketamin) .... wenn ich das jetzt auch noch alles nachtesten lassen muss, kratze ich wahrscheinlich schön langsam die 2500-3000€ nur für 1 Jahr und 4 Monate Abstinenz.... allein Ketamin kostet pro Analyse 59.50€

Mein Therapiebericht kann nicht mehr geändert werden, hat mir heute meine Therapeutin gesagt, weil der schon seit 1,5 Monaten erstellt ist und dem Kostenträger vorliegt.
Jedoch meinte sie ja auch, dass ihrers Wissens bei PIMA und TÜV lediglich eine Bescheinigung genügt für die MPU.

Bei der Fsst aktenkundig, sind nur Cannabis, Alkohol, Amphetamin und Ketamin.

Ich werd morgen mal n paar MPIs durch telefonieren und fragen, ob die den Therapiebericht verlangen...
Oder weiß hier jemand mehr?
Aus dem Internet werd ich sonst nicht schlau.
 

Wiwo

Neuer Benutzer
Moien, wenn du die Therapie angibst wollen die den kompletten Therapiebericht.
Ich hatte damals bei der Mpu ein ähnliches Problem, jedoch war meine Psychologin nicht bereit einen Therapiebericht auszustellen da sie mich nur auf AD eingestellt und dieses überwacht hat.
Das Antidepressiva hatte ich ca 1/2 Jahr vor der Mpu abgesetzt.

Im Schreiben nach der Mpu stand das dieser Bericht nachzureichen wäre um ein positives Ergebnis zu bekommen.

Nachdem ich der Mpustelle mitgeteilt hatte das ich den Bericht aufgrund der Verweigerung der Psychologin nicht liefern konnte gings zum Glück dann doch ohne.

Die hatte mich wie gesagt nur auf AD eingestellt und kurze Gespräche mit mir geführt.
In deinem Fall werden die den definitiv haben wollen.
Vielleicht solltest du das besser nicht angeben, sofern es nicht aktenkundig ist. Schließlich haste das ja auch für dich gemacht und nich für den Führerschein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wiwo

Neuer Benutzer
Ansonsten musst du den AN auf die ganzen anderen Drogen erweitern. Evtl auch mal anonym Fragen was das insgesamt dann kostet.
 

Wiwo

Neuer Benutzer
Aber besser vorher noch abklären ob ne Therapie bei deinen Werten zwingend notwendig ist oder ob du noch mit Mißbrauch durch kommst. Kenn mich damit nich so gut aus.
 

Santiago

Benutzer
Danke Wiwo .... hab jetzt echt unterschiedlichste Aussagen gehört. Grad mit dem leitenden Psychologen von nem MPI gesprochen: Bescheinigung reicht erstmal und falls die zuständigen GA noch mehr benötigen, dann halt nachreichen. Ja toll.

@Nancy hat irgendwo in nem Thread geschrieben, dass bzgl Therapiebericht ja oder nein, wohl keine allgemeingültige Antwort gibt.

Vielleicht solltest du das besser nicht angeben, sofern es nicht aktenkundig ist. Schließlich haste das ja auch für dich gemacht und nich für den Führerschein.

Aber besser vorher noch abklären ob ne Therapie bei deinen Werten zwingend notwendig ist oder ob du noch mit Mißbrauch durch kommst. Kenn mich damit nich so gut aus.
Kein Bock drauf.... ich will authentisch auftreten.... ich war/bin abhängig.
Aber trotzdem.... wenn ich mal an Max' blauen Spruch denke.... hab ich kein Bock mir ins eigene Bein zu schiessen.

Ich arbeite seit 10 Monate intensiv an mir. Bin stocknüchtern, straight-edge seit 5 Monaten, konsumier nicht mal mehr Kaffee, hab mein Zuckerkonsum extrem runtergeschraubt. Ich mach Sport,Yoga, meditiere , setze mich Risikosituationen bewusst nüchtern aus, um daran zu wachsen. Ich mache alles um meine Sucht ganzheitlich in den Griff zu bekommen....
Mein Plan war ab Juni, wenn das 12 Monats Urin-Screening beendet ist, 3-4 Monate von Deutschland nach Spanien den Jakobsweg zu laufen und die Zeit anschließend bei der MPU mit Haaranalyse nachzuweisen....
Und das würde nicht mehr gehen, wenn ich LSD, Psilocybin und GBL, was ich irgendwann mal vor Jahr(zehnt)en genommen habe, auch noch nachweisen muss, weil man das Zeug nur im Urin testen kann.

Achja kein Ahnung, Optimismus ist Pflicht.... wird schon irgendwie werden.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
@Nancy hat irgendwo in nem Thread geschrieben, dass bzgl Therapiebericht ja oder nein, wohl keine allgemeingültige Antwort gibt.
Richtig, da jedes MPI sein eigenes Süppchen kocht.
Sondiere einfach mal den Markt und teste diesbezüglich verschiedene MPI, egal wo die jetzt ihren Sitz haben.
 

Santiago

Benutzer
Vorgeschichte:

1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?

In der 6. Klasse des Gymnasiums beim Aufklärungsunterricht.

2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert?
Drogen, um genauer zu sein Haschisch, habe ich mit 14 Jahren auf einer Party zum ersten mal in einem Joint geraucht. Das war im Frühling 2005, in der 8. Klasse. In diesem Schuljahr sind 2 Jungs neu in unsere Klasse gekommen, weil sie durchgefallen sind. Beide wurden von mir und meinen Freunden als besonders cool wahrgenommen. Die beiden hatten auf der besagten Party etwas Haschisch dabei.
Ich fand es aufregend und dachte es wäre ein Zeichen von Coolness und rauchte ohne nachzudenken mit.

3.Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)

Am Anfang habe ich zunächst sehr vereinzelt mit Freunden am Wochenende 0.5-1 Gramm Cannabis/Haschisch in Joints konsumiert. Diese Treffen wurden jedoch immer häufiger und auch die Mengen die wir zusammen (meist 3er – 5er Gruppe) konsumierten wurden mehr.
Ab zirka meinem 16. Lebensjahr, also ab Sommer 2006, stellte sich ein chronischer und dauerhafter Cannabiskonsum ein. Je nach dem wie viel mein Geldbeutel hergab, habe ich alleine zwischen 0,3g – 1g Marihuana pro Tag geraucht. Die einzigen “Konsumpausen” ergaben sich, wenn ich pleite war oder unser Dealer nichts verkaufte. Wenn ich was hatte, rauchte ich vor der Schule, nach der Schule und zum Einschlafen. Mit Freunden oder auch ohne. In Joints oder zunehmend mehr in der Wasserpfeife.
Ebenfalls in dieser Zeit machte ich erste Erfahrungen mit anderen Substanzen, wie XTC, Speed und Kokain, da unser Dealer auch diese Substanzen verkaufte. Der Konsum davon blieb aber in diesem Lebensabschnitt eher sporadisch, vielleicht alle paar Monate einmal , da mir die Wirkung dieser Substanzen damals nicht gefiel und ich eher aus Gründen einer Gruppendynamik mitmachte und außerdem es zu teuer für mich war.
Ab Januar 2012 war ich für 7 Monate auf einer Südamerikareise, dort konsumierte ich häufig Cannabis, Kokain und Benzodiazepine, welche in manchen Ländern freiverkäuflich ohne Rezept in der Apotheke erhältlich waren. Auch Ketamin konsumierte ich dort zum ersten Mal.
Von August 2012 – November 2014 konsumierte ich ausschließlich Cannabis. Das aber sehr viel, ca 1-2g, und täglich.
Ab November 2014 fing ich an in die einheimische Raveszene abzutauchen und begann jedes Wochenende auf Speed, XTC, MDMA, Ketamin und Kokain zu feiern. Auch hier wurden die Mengen von Wochenende zu Wochenende mehr und mehr und der Mischkonsum wurde immer wilder.
Ab März 2016 zog ich nach Berlin vordergründlich, weil mich die Stadt begeisterte und ich dort studieren wollte, jedoch hauptsächlich, weil mich die dortige Technoszene faszinierte. Selbstverständlich war mir auch bewusst, dass der Drogenkonsum dort sehr viel offener und extremer ausgelebt wird.
Von der Stadt und meinem Studium bekam ich nicht sehr viel mit. Stattdessen war ich meist von Donnerstag Abend – Montag Mittag in den Clubs Berlins auf allen vorher genannten Substanzen unterwegs. Dienstag - Donnerstag schlief ich. Insbesondere auch mein Ketaminkonsum nahm stark in dieser Zeit zu.
Im September 2016 zog ich aus Berlin wieder weg und landete auf der Couch bei Freunden in meiner Heimatstadt, wo ich jedoch weiter konsumierte.
Dort hatte ich Ende Oktober, an einem Montagnachmittag, meine Drogenfahrt und im Anschluss wurde mir Anfang 2017 mein Führerschein entzogen.
In der gesamten Zeit von 2014-2017 konsumierte ich nahezu täglich Cannabis. Zirka 0,5-2g pro Tag.
Mit dem Führerscheinentzug entschloss ich mich zum ersten mal zu einem “Abstinenzversuch” um meinen Führerschein wiederzubekommen, was nach meinem damaligen Verständnis bedeutete, ich brauchte etwas anderes was nicht nachweisbar ist bzw. Standardmäßig getestet wird. Meine Antwort darauf war Rezepte fälschen und Ketamin konsumieren. Ich konsumierte Ketamin in rauhen Mengen, d.h. 3-4g pro Woche, oft auch mit Spritze intramuskulär,weil meine Toleranz stark anstieg. Diese Phase fand Ende April ein jähes Ende, als ich bei einem Beschaffungsversuch in einer Apotheke von Zivilfahndern auf frischer Tat ertappt wurde.
Die Phase von da an war recht unterschiedlich. Mir war inzwischen mehr als klar, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe. Es folgten Phasen von Monate langer Abstinenz, aber auch starken Rückfällen zu allen Substanzen, insbesondere Cannabis, Ketamin, Amphetamin und einer zunehmenden Konsumverlagerung auf Alkohol, da ich ab Anfang 2018 als Barkeeper und Kellner arbeitete. Diese Phase hielt bis Mai 2020 an.

4.Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ja, insbesondere Amphetamin, XTC und Kokain, wenn ich beim Feiern war.
Dann meistens Bier oder Weinschorle oder auch Longdrinks.

5.Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich machte mit 14. Jahren erste Erfahrungen und hatte auch schon bald eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.
Danach konsumierte ich zunächst sehr selten, wenn aber dann auch meist mit Kontrollverlust und Filmrissen.
Mit 24 wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende.
Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-4 Bier pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?

Ich war bis November 2020 Raucher, 3-4 Zigaretten pro Tag, in Gesellschaft mehr.
Seitdem keine Zigarette mehr angerührt.
In Gesellschaft gerne Kaffee.
Aber ansonsten Suchtmittel-frei.

7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja zahlreiche.
Konzentrationsschwächen, paranoide Episoden, soziale Ängste, emotionale Unausgeglichenheit, Abgeschlagenheit, ungesunde Haut, Gewichtsverlust.
Im sozialen Bereich: starke schulische Probleme damals. Meine Freundin hat 2018 Schluss gemacht wegen Drogenkonsum, Probleme mit Arbeitgeber, Job verloren wegen Alkoholkonsum.

8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja. Ich identifizierte mich lange, viel zu sehr mit meinem Konsum. Drogenkonsum bedeutete für mich zunächst eine Mischung aus Rebellion, Coolness und Steigerung der Kreativität, wandelte sich aber schnell zu permanenter Realitätsflucht und dem starken Drang nach ständiger Betäubung.

9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Amphetamin: 29ng/ml
THC: 14ng/ml
11-Hydroxy-THC: <3,6 ng/ml
THC-Carbonsäure: 155 ng/ml

10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Cannabis täglich 1-2g.
Amphetamin 2g, 24h-48h vor der Auffälligkeit.

11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Cannabis ca. 0,3g zirka 2h vor der Auffälligkeit.

12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein. Ich war Dauerkiffer.

13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich war nicht angeschnallt und zeigte massive drogentypische Ausfallerscheinungen bei der Verkehrskontrolle.

14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich hatte kein Cannabis mehr und wollte neues besorgen. Ich verpasste den Bus und lieh mir das Auto meiner Mitbewohnerin für die Fahrt.

15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?

1-2 km bis zur Kontrolle, insgesamt wäre ich 5-6km gefahren.

16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Mit heutigem Wissen, dass bei meinem Konsum über 72h mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist und ich über 8 Jahre so am Straßenverkehr teilgenommen habe, gehe ich von mindestens 500 Drogenfahrten aus.

17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Es gab für mich keinen Konflikt. Ich dachte immer ich kann selbst beurteilen, ob ich noch/wieder fahrtauglich bin oder nicht.

18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Cannabis wirkt sich negativ auf die Reaktionsfähigkeit aus und steigert die Blendempfindlichkeit. Außerdem beeinträchtigt es die Zeitwahrnehmung, wodurch man im Straßenverkehr eine Gefahr für sich und andere wird.
Amphetaminkonsum führt zur Selbstüberschätzung und erhöht die Risikobereitschaft. Außerdem hat es negative Auswirkungen auf die Koordinationsfähigkeit, wodurch man in Gefahrensituationen nicht mehr angemessen reagieren kann.
Ketamin führt zu einer starken Bewusstseinsveränderung. Es können Halluzinationen auftauchen. Außerdem kommt es zu Herzrasen, Übelkeit und zeitweiliger Bewegungsunfähigkeit. All das führt zu einem enorm erhöhten Unfallrisiko für den Konsumenten.

19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?

Bei Cannabis 24-36 Stunden, bei chronischen Konsum sogar bis zu 72 Stunden.
Bei Amphetamin und Ketamin kann die Wirkdauer bis zu 36 Stunden betragen.

20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Täglicher Konsum von Drogen kann schnell zu einer Abhängigkeit führen, besonders weil es zu einer Toleranzentwicklung kommt und man immer höhere Dosen braucht.
Chronischer Cannabiskonsum kann zu Psychosen und Depressionen führen, das Rauchen erhöht zudem die Gefahr an Krebs zu erkranken oder andere Schäden an der Lunge zu erleiden.
Amphetaminkonsum führt oft zu agressiven Verhaltensweisen und psychischen Problemen. Ausserdem nimmt man dem Körper durch Schlafmangel die Möglichkeit zur Regeneration und gefährdet seine Gesundheit durch unzureichende Ernährung weil das Hungergefühl stark abnimmt.
Der chronische Konsum von Ketamin verursacht teils irreparable Schäden am Harntrakt.
In erster Linie Erkrankungen der Blase und der Nieren.
Darüberhinaus gilt, desto öfter und länger konsumiert wird desto gravierender können Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung und neurologische Störungen ausfallen.


Warum ist es passiert?

21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Drogenkonsum?

Seit ich mich errinnern kann, suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung. Schon als Kind habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.

22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Mein Mutter wusste nicht wie sie damit umgehen sollte und schaute weg.
Mein Vater wusste lange Zeit nichts davon. Als er davon erfuhr, reagierte er schockiert, was mir aber realtiv egal war, da er nicht mehr bei uns wohnte, mich auch nicht aufhielt weiterzukonsumieren.
Manche Schulfreunde stellten eine Wesensveränderung bei mir fest und der Kontakt wurde weniger, da ich auch schon einen neuen Kiffer-Freundeskreis außerhalb der Schule hatte.
In meiner Raverzeit schaukelten mein Umfeld und ich uns gegenseitig hoch. Jedoch als ich begann exzessiv Ketamin zu konsumieren, war das einigen zu viel und viele meiner Freunde waren sehr besorgt um mich. Ich schämte mich zunehmend für mein Konsum, speziell den intramuskulären Konsum mit Spritze verheimlichte ich vor meinem Freundeskreis.
Meine letzte Freundin trennte sich Mitte 2018 vor mir, aus Selbstschutz weil ihr alles mit mir zu viel wurde. Sie wusste von meinem Ketaminkonsum, Alkoholkonsum und meinen immer wiederkehrenden Rückfällen. Sie wollte mir lange Zeit helfen, jedoch ließ ich mir nicht helfen.

23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Ja, es gab zahlreiche. Zusammengefasst kann ich sagen, es sind meist Phasen in denen sich meine Umstände und Verhältnisse in kurzer Zeit stark geändert haben und ich durch fehlende Struktur, Gewohnheit und Sicherheit, einer starken emotionalen Belastung und diffusen Ängsten ausgesetzt war. z.B. Die Phase in Südamerika und das erste Studienjahr danach, der Umzug nach Berlin, der erste Lockdown der Coronapandemie. Ich griff dann vermehrt zu Drogen, um diese Episoden “besser durchzustehen”.
Wobei dies dann weniger eine bewusste Entscheidung, als viel mehr eine Art unterbewusster Mechanismus war , der in mir über die Jahre entstanden ist und dann vermehrt getriggert wurde.

24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)

Ich habe eine ambulante Rehabilitation bei der Caritas von September 2020 – März 2020 absolviert.
Diese bestand im Vorfeld aus 4 Sitzungen Drogenberatung, therapeutischen Einzelsitzungen mit einer Therapeutin und Gruppensitzungen bis Anfang Dezember, welche durch den Lockdown leider nicht mehr stattfanden konnten. Stattdessen fanden dafür mehr Einzelsitzungen statt.

Ich entschloss mich zu einer Therapie, da mir bewusst war, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe, welches ich angemessen aufarbeiten wollte.

25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.

26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?


Ja, Konsumspitzen gab es: die Zeit in Südamerika und das erste Studienjahr danach.
Der Umzug nach Berlin und die Zeit dort.
Der Rückkehr in meine Heimatstadt und der Verlust des Führerscheins.
Die erste Phase der Coronapandemie.
Auch Konsumpausen hatte ich in meiner gesamten Drogenkarrieren immer wieder für einige Wochen. In der Zeit von 2017 – 2020 auch mehrere Monate. Meist jedoch fand eine Konsumverlagerung zu Alkohol oder Ketamin statt.
Dass ich bewusst abstinent von allem lebe, habe ich erst seit Juni 2020 geschafft.

27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Meine persöhnliche Einstellung, meine Identifikation mit meinem Drogenkonsum und die fehlende ehrliche Reflektion über meine Probleme, Ängste und Sorgen.

28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, da ich chronisch über viele Jahre meines Lebens verschiedene Substanzen missbraucht habe .

29. Waren sie drogenabhängig?
Ja.
 

Santiago

Benutzer
Wieso passiert das nicht wieder?

30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?

Ja und Nein.
Hätte ich verhindern können, dass ich jemals Drogen konsumiere?
Um ehrlich zu sein, ich glaube nein. Aufgrund meines Charakters, meiner Vergangenheit und den Leute die ich kennenlernte, war es nur eine Frage der Zeit.
Hätte ich verhindern können, eine Drogenkarriere zu durchleben, so wie ich es die letzten 15 Jahre getan habe ?
Ja, indem ich vorher realisiert hätte, dass man seine Probleme durch den Konsum von Drogen nicht lösen oder verdrängen kann, sondern diese nur noch verschlimmert. Dass Drogenkonsum kein Zeichen von Rebellion und Coolness ist und auch nicht meine Kreativität fördert, sondern im Grunde genau das Gegenteil.

31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?

Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Der Knackpunkt war im ersten Lockdown , also im Mai 2020. Erneut landete ich, wenn auch diesmal durch eine weltweite Pandemie, auf einer Couch bei Freunden, rauchte täglich Gras aus der Bong, trank viel zu viel Alkohol und zog Ketamin. Meine Pläne für den Sommer waren hinfällig und ich vegetierte vor mich hin. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein ältere Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.

33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich würde innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen und würde sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.

34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?

Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.

35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Allen voran meine Therapeutin der Reha und die Gruppensitzungen. Aber auch mein Bruder und sein Freundeskreis, von denen ich wusste, dass sie nicht konsumieren, haben mir geholfen. Ich suchte auch den Kontakt zu alten Freunden wieder und unternahm viel. Klettern, Volleyball, Tischtennis spielen, Baden gehen, Spieleabende und Gitarre spielen. Auch mein Gitarrenlehrer war eine echte Bereicherung für die ersten Monate.

36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.

37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Wenn nur spontan, zufällig in der Stadt, am Fluss beim Baden oder dergleichen. Einen regelmäßigen Kontakt oder Freundschaft pflege ich zu keinem.

38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein, mein aktueller Freundeskreis konsumiert keine illegalen Drogen. Alkohol wird immer mal wieder konsumiert, auch wenn ich dabei bin. Die meisten wissen aber um meine Vergangenheit und gehen sehr rücksichtsvoll mit mir um. Wenn ich doch einmal versehentlich bzw. unwissentlich gefragt werde, ob ich z.B. auch ein Glas Wein möchte, lehne ich ab und sage, dass ich vollständig abstinent lebe.

39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich möchte weiterhin abstinent leben. Ich kann mit keiner Substanz umgehen. Das habe ich definitiv die letzten 15 Jahre gelernt. Wie schon gesagt, das nüchterne Leben ist für mich echt lebenswert und mir fehlt es an nichts.

40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.

41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Aktuell schließe ich einen Rückfall zumindest theoretisch aus, da ich mich 100% stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben fühle. Sollte ich aus, welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich konsumiere keinen Alkohol.


________________________________________

So Leute.....habe leider immer noch nicht meine Fragestellungen von der Fsst.... aber ich nehme mal stark an, dass das Hauptaugenmerk auf meinem Drogenkonsum liegen wird. Schon mal im Voraus vielen lieben Dank, an alle die hier ihr Feedback abgeben.

Bzgl. meiner Alkoholfahrt auf dem Fahrrad müsste wohl noch auf die Werte, der Trinkzeitraum, Trinkanlass etc. eingegangen werden. Könnte ich noch nachreichen. Oder muss es wirklich der gesamte Fragebogen sein? @Nancy @Max

Achja MPU ist erst im Oktober, bei der AVUS in Nürnberg, jedoch werde ich ab Juli 3 Monate auf Reise sein, wär also super dankbar, wenn ich davor schon Feedback bekommen könnte bzw. weiß dass ich nur noch "sinngemäß verinnerlichen und nicht auswendig lernen" muss.
Also Danke!
Bis dann!
 

Santiago

Benutzer
So sorry, eine Nacht drüber geschlafen und nochmal durchgelesen und mir sind gleich ein paar Sachen aufgefallen.
Ein paar kleine Ausbesserungen und außerdem wurden die Frage 21 und 35 mehr ausgearbeitet/korrigiert.

Vorgeschichte:

1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?

In der 6. Klasse des Gymnasiums beim Aufklärungsunterricht.

2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert?
Drogen, um genauer zu sein Haschisch, habe ich mit 14 Jahren auf einer Party zum ersten mal in einem Joint geraucht. Das war im Frühling 2005, in der 8. Klasse. In diesem Schuljahr sind 2 Jungs neu in unsere Klasse gekommen, weil sie durchgefallen sind. Beide wurden von mir und meinen Freunden als besonders cool wahrgenommen. Die beiden hatten auf der besagten Party etwas Haschisch dabei.
Ich fand es aufregend und dachte es wäre ein Zeichen von Coolness und rauchte ohne nachzudenken mit.

3.Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)

Am Anfang habe ich zunächst sehr vereinzelt mit Freunden am Wochenende 0.5-1 Gramm Cannabis/Haschisch in Joints konsumiert. Diese Treffen wurden jedoch immer häufiger und auch die Mengen die wir zusammen (meist 3er – 5er Gruppe) konsumierten wurden mehr.
Ab zirka meinem 16. Lebensjahr, also ab Sommer 2006, stellte sich ein chronischer und dauerhafter Cannabiskonsum ein. Je nach dem wie viel mein Geldbeutel hergab, habe ich alleine zwischen 0,3g – 1g Marihuana pro Tag geraucht. Die einzigen “Konsumpausen” ergaben sich, wenn ich pleite war oder unser Dealer nichts verkaufte. Wenn ich was hatte, rauchte ich vor der Schule, nach der Schule und zum Einschlafen. Mit Freunden oder auch ohne. In Joints oder zunehmend mehr in der Wasserpfeife.
Ebenfalls in dieser Zeit machte ich erste Erfahrungen mit anderen Substanzen, wie XTC, Speed und Kokain, da unser Dealer auch diese Substanzen verkaufte. Der Konsum davon blieb aber in diesem Lebensabschnitt eher sporadisch, vielleicht alle paar Monate einmal , da mir die Wirkung dieser Substanzen damals nicht gefiel und ich eher aus Gründen einer Gruppendynamik mitmachte und es außerdem zu teuer für mich war.
Ab Januar 2012 war ich für 7 Monate auf einer Südamerikareise, dort konsumierte ich häufig Cannabis, Kokain und Benzodiazepine, welche in manchen Ländern freiverkäuflich ohne Rezept in der Apotheke erhältlich waren. Auch Ketamin konsumierte ich dort zum ersten Mal.
Von August 2012 – November 2014 konsumierte ich ausschließlich Cannabis. Das aber sehr viel, ca 1-2g, und täglich.
Ab November 2014 fing ich an in die einheimische Raveszene abzutauchen und begann jedes Wochenende auf Speed, XTC, MDMA, Ketamin und Kokain zu feiern. Auch hier wurden die Mengen von Wochenende zu Wochenende mehr und mehr und der Mischkonsum wurde immer wilder.
Ab März 2016 zog ich nach Berlin vordergründlich, weil mich die Stadt begeisterte und ich dort studieren wollte, jedoch hauptsächlich, weil mich die dortige Technoszene faszinierte. Selbstverständlich war mir auch bewusst, dass der Drogenkonsum dort sehr viel offener und extremer ausgelebt wird.
Von der Stadt und meinem Studium bekam ich nicht sehr viel mit. Stattdessen war ich meist von Donnerstag Abend – Montag Mittag in den Clubs Berlins auf allen vorher genannten Substanzen unterwegs. Dienstag - Donnerstag schlief ich. Insbesondere auch mein Ketaminkonsum nahm stark in dieser Zeit zu.
Im September 2016 zog ich aus Berlin wieder weg und landete auf der Couch bei Freunden in meiner Heimatstadt, wo ich jedoch weiter konsumierte.
Dort hatte ich Ende Oktober, an einem Montagnachmittag, meine Drogenfahrt und im Anschluss wurde mir Anfang 2017 mein Führerschein entzogen.
In der gesamten Zeit von 2014-2017 konsumierte ich nahezu täglich Cannabis. Zirka 0,5-2g pro Tag.
Mit dem Führerscheinentzug entschloss ich mich zum ersten mal zu einem “Abstinenzversuch” um meinen Führerschein wiederzubekommen, was nach meinem damaligen Verständnis bedeutete, ich brauchte etwas anderes was nicht nachweisbar ist bzw. Standardmäßig getestet wird. Meine Antwort darauf war Rezepte fälschen und Ketamin konsumieren. Ich konsumierte Ketamin in rauhen Mengen, d.h. 3-4g pro Woche, oft auch mit Spritze intramuskulär,weil meine Toleranz stark anstieg. Diese Phase fand Ende April ein jähes Ende, als ich bei einem Beschaffungsversuch in einer Apotheke von Zivilfahndern auf frischer Tat ertappt wurde.
Die Phase von da an war recht unterschiedlich. Mir war inzwischen mehr als klar, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe. Es folgten Phasen von Monate langer Abstinenz, aber auch starken Rückfällen zu allen Substanzen, insbesondere Cannabis, Ketamin, Amphetamin und einer zunehmenden Konsumverlagerung auf Alkohol, da ich ab Anfang 2018 als Barkeeper und Kellner arbeitete. Diese Phase hielt bis Mai 2020 an.

4.Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ja, insbesondere Amphetamin, XTC und Kokain, wenn ich beim Feiern war.
Dann meistens Bier oder Weinschorle oder auch Longdrinks.

5.Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich machte mit 14. Jahren erste Erfahrungen und hatte auch schon bald eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.
Danach konsumierte ich zunächst sehr selten, wenn aber dann auch meist mit Kontrollverlust und Filmrissen.
Mit 24 wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende.
Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-4 Bier pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?

Ich war bis November 2020 Raucher, 3-4 Zigaretten pro Tag, in Gesellschaft mehr.
Seitdem keine Zigarette mehr angerührt.
In Gesellschaft gerne Kaffee.
Aber ansonsten Suchtmittel-frei.

7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja zahlreiche.
Konzentrationsschwächen, paranoide Episoden, soziale Ängste, emotionale Unausgeglichenheit, Abgeschlagenheit, ungesunde Haut, Gewichtsverlust.
Im sozialen Bereich: starke schulische Probleme damals. Meine Freundin hat 2018 Schluss gemacht wegen Drogenkonsum, Probleme mit Arbeitgeber, Job verloren wegen Alkoholkonsum.

8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja. Ich identifizierte mich lange, viel zu sehr mit meinem Konsum. Drogenkonsum bedeutete für mich zunächst eine Mischung aus Rebellion, Coolness und Steigerung der Kreativität, wandelte sich aber schnell zu permanenter Realitätsflucht und dem starken Drang nach ständiger Betäubung.

9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Amphetamin: 29ng/ml
THC: 14ng/ml
11-Hydroxy-THC: <3,6 ng/ml
THC-Carbonsäure: 155 ng/ml

10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Cannabis täglich 1-2g.
Amphetamin 2g, 24h-48h vor der Auffälligkeit.

11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Cannabis ca. 0,3g zirka 2h vor der Auffälligkeit.

12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein. Ich war Dauerkiffer.

13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich war nicht angeschnallt und zeigte massive drogentypische Ausfallerscheinungen bei der Verkehrskontrolle.

14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich hatte kein Cannabis mehr und wollte neues besorgen. Ich verpasste den Bus und lieh mir das Auto meiner Mitbewohnerin für die Fahrt.

15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?

1-2 km bis zur Kontrolle, insgesamt wäre ich 5-6km gefahren.

16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Mit heutigem Wissen, dass bei meinem Konsum über 72h mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist und ich über 8 Jahre so am Straßenverkehr teilgenommen habe, gehe ich von mindestens 500 Drogenfahrten aus.

17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Es gab für mich keinen Konflikt. Ich dachte immer ich kann selbst beurteilen, ob ich noch/wieder fahrtauglich bin oder nicht.

18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Cannabis wirkt sich negativ auf die Reaktionsfähigkeit aus und steigert die Blendempfindlichkeit. Außerdem beeinträchtigt es die Zeitwahrnehmung, wodurch man im Straßenverkehr eine Gefahr für sich und andere wird.
Amphetaminkonsum führt zur Selbstüberschätzung und erhöht die Risikobereitschaft. Außerdem hat es negative Auswirkungen auf die Koordinationsfähigkeit, wodurch man in Gefahrensituationen nicht mehr angemessen reagieren kann.
Ketamin führt zu einer starken Bewusstseinsveränderung. Es können Halluzinationen auftauchen. Außerdem kommt es zu Herzrasen, Übelkeit und zeitweiliger Bewegungsunfähigkeit. All das führt zu einem enorm erhöhten Unfallrisiko für den Konsumenten.

19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?

Bei Cannabis 24-36 Stunden, bei chronischen Konsum sogar bis zu 72 Stunden.
Bei Amphetamin und Ketamin kann die Wirkdauer bis zu 36 Stunden betragen.

20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Täglicher Konsum von Drogen kann schnell zu einer Abhängigkeit führen, besonders weil es zu einer Toleranzentwicklung kommt und man immer höhere Dosen braucht.
Chronischer Cannabiskonsum kann zu Psychosen und Depressionen führen, das Rauchen erhöht zudem die Gefahr an Krebs zu erkranken oder andere Schäden an der Lunge zu erleiden.
Amphetaminkonsum führt oft zu agressiven Verhaltensweisen und psychischen Problemen. Ausserdem nimmt man dem Körper durch Schlafmangel die Möglichkeit zur Regeneration und gefährdet seine Gesundheit durch unzureichende Ernährung weil das Hungergefühl stark abnimmt.
Der chronische Konsum von Ketamin verursacht teils irreparable Schäden am Harntrakt.
In erster Linie Erkrankungen der Blase und der Nieren.
Darüberhinaus gilt, desto öfter und länger konsumiert wird desto gravierender können Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung und neurologische Störungen ausfallen.


Warum ist es passiert?

21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Drogenkonsum?

Seit ich mich errinnern kann, suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung. Schon als Kind habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.
Ich weiß auch, dass ich seit meiner Pubertät extreme Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe. Mein Leben ist seitdem geprägt, von einer sehr negativen Selbstwahrnehmung und einem Gefühl "Ich sei nicht genug". Dies steigerte sich über die Jahre zu Phasen von extremen Selbsthass und sozialer Angst. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit meinem Drogenkonsum.
Ich wollte diese negativen Stimmen in meinem Kopf, also mich, betäuben, aber gerade das führte über die Jahre dazu, dass ich noch negativer über mich dachte, da ich meine Ziele (Schule, Studium, Ausbildung , Musik machen) nicht oder wesentlich schlechter verfolgte.
Ich entwickelte soziale Ängste und ging speziell in der Zeit nach Südamerika weniger bis gar nicht mehr raus unter Menschen und betäubte mich stattdessen mit noch mehr Cannabis. Später ging ich zwar wieder raus, aber wie bereits angesprochen in eine Szene in der Drogenkonsum bei vielen an der Tagesordnung steht und dort brauchte ich alle genannten chemischen Drogen und Alkohol um "besser mit Menschen klarzukommen" beim Feiern, dann beim Arbeiten in der Gastro.
Ich habe mir selbst einen Teufelskreis aus Substanzmissbrauch konstruiert, um damit vermeintlich meinen Alltag besser bestreiten zu können. In Wahrheit habe ich damit nichts auf die Reihe bekommen, sondern bin dagegen durch mein Leben getaumelt, von einem Scheitern zum nächsten.

22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Mein Mutter wusste nicht wie sie damit umgehen sollte und schaute weg.
Mein Vater wusste lange Zeit nichts davon. Als er davon erfuhr, reagierte er schockiert, was mir aber realtiv egal war, da er nicht mehr bei uns wohnte, mich auch nicht aufhielt weiterzukonsumieren.
Manche Schulfreunde stellten eine Wesensveränderung bei mir fest und der Kontakt wurde weniger, da ich auch schon einen neuen Kiffer-Freundeskreis außerhalb der Schule hatte.
In meiner Raverzeit schaukelten mein Umfeld und ich uns gegenseitig hoch. Jedoch als ich begann exzessiv Ketamin zu konsumieren, war das einigen zu viel und viele meiner Freunde waren sehr besorgt um mich. Ich schämte mich zunehmend für mein Konsum, speziell den intramuskulären Konsum mit Spritze verheimlichte ich vor meinem Freundeskreis.
Meine letzte Freundin trennte sich Mitte 2018 vor mir, aus Selbstschutz weil ihr alles mit mir zu viel wurde. Sie wusste von meinem Ketaminkonsum, Alkoholkonsum und meinen immer wiederkehrenden Rückfällen. Sie wollte mir lange Zeit helfen, jedoch ließ ich mir nicht helfen.

23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Ja, es gab zahlreiche. Zusammengefasst kann ich sagen, es sind meist Phasen in denen sich meine Umstände und Verhältnisse in kurzer Zeit stark geändert haben und ich durch fehlende Struktur, Gewohnheit und Sicherheit, einer starken emotionalen Belastung und diffusen Ängsten ausgesetzt war. z.B. Die Phase in Südamerika und das erste Studienjahr danach, der Umzug nach Berlin, der erste Lockdown der Coronapandemie. Ich griff dann vermehrt zu Drogen, um diese Episoden “besser durchzustehen”.
Wobei dies dann weniger eine bewusste Entscheidung, als viel mehr eine Art unterbewusster Mechanismus war , der in mir über die Jahre entstanden ist und dann vermehrt getriggert wurde.

24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)

Ich habe eine ambulante Rehabilitation bei der Caritas von September 2020 – März 2021 absolviert.
Diese bestand im Vorfeld aus 4 Sitzungen Drogenberatung, therapeutischen Einzelsitzungen mit einer Therapeutin und Gruppensitzungen bis Anfang Dezember, welche durch den Lockdown leider nicht mehr stattfanden konnten. Stattdessen fanden dafür mehr Einzelsitzungen statt.

Ich entschloss mich zu einer Therapie, da mir bewusst war, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe, welches ich angemessen aufarbeiten wollte.

25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.

26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?


Ja, Konsumspitzen gab es: die Zeit in Südamerika und das erste Studienjahr danach.
Der Umzug nach Berlin und die Zeit dort.
Der Rückkehr in meine Heimatstadt und der Verlust des Führerscheins.
Die erste Phase der Coronapandemie.
Auch Konsumpausen hatte ich in meiner gesamten Drogenkarrieren immer wieder für einige Wochen. In der Zeit von 2017 – 2020 auch mehrere Monate. Meist jedoch fand eine Konsumverlagerung zu Alkohol oder Ketamin statt.
Dass ich bewusst abstinent von allem lebe, habe ich erst seit Juni 2020 geschafft.

27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Meine persöhnliche Einstellung, meine Identifikation mit meinem Drogenkonsum und die fehlende ehrliche Reflektion über meine Probleme, Ängste und Sorgen.

28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, da ich chronisch über viele Jahre meines Lebens verschiedene Substanzen missbraucht habe .

29. Waren sie drogenabhängig?
Ja.






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Santiago

Benutzer
Wieso passiert das nicht wieder?

30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?

Ja und Nein.
Hätte ich verhindern können, dass ich jemals Drogen konsumiere?
Um ehrlich zu sein, ich glaube nein. Aufgrund meines Charakters, meiner Vergangenheit und den Leute die ich kennenlernte, war es nur eine Frage der Zeit.
Hätte ich verhindern können, eine Drogenkarriere zu durchleben, so wie ich es die letzten 15 Jahre getan habe ?
Ja, indem ich vorher realisiert hätte, dass man seine Probleme durch den Konsum von Drogen nicht lösen oder verdrängen kann, sondern diese nur noch verschlimmert. Dass Drogenkonsum kein Zeichen von Rebellion und Coolness ist und auch nicht meine Kreativität fördert, sondern im Grunde genau das Gegenteil.

31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Der Knackpunkt war im ersten Lockdown , also im Mai 2020. Erneut landete ich, wenn auch diesmal durch eine weltweite Pandemie, auf einer Couch bei Freunden, rauchte täglich Gras aus der Bong, trank viel zu viel Alkohol und zog Ketamin. Meine Pläne für den Sommer waren hinfällig und ich vegetierte vor mich hin. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein ältere Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.

33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich würde innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen und würde sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.

34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.

35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Die Umstellungsphase, also die ersten 2 Wochen im Juni 2020 , habe ich zum größten Teil alleine geschafft zu bewerkstelligen. Die Wochen danach habe ich vermehrt den Kontakt zu meinem Bruder und seinem Freundeskreis gesucht, von denen ich wusste, dass sie nicht konsumieren. Ich suchte auch den Kontakt zu alten Freunden wieder und unternahm viel. Klettern, Volleyball, Tischtennis spielen, Baden gehen, Spieleabende, Yoga, Meditation und Gitarre spielen. Auch mein Gitarrenlehrer war eine echte Bereicherung für die ersten Monate.
Ab September war natürlich meine Therapeutin und die Gruppensitzungen der Reha eine weitere wichtige Unterstützung in meinem Leben.

36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.

37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Wenn nur spontan, zufällig in der Stadt, am Fluss beim Baden oder dergleichen. Einen regelmäßigen Kontakt oder Freundschaft pflege ich zu keinem.

38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein, mein aktueller Freundeskreis konsumiert keine illegalen Drogen. Alkohol wird immer mal wieder konsumiert, auch wenn ich dabei bin. Die meisten wissen aber um meine Vergangenheit und gehen sehr rücksichtsvoll mit mir um. Wenn ich doch einmal versehentlich bzw. unwissentlich gefragt werde, ob ich z.B. auch ein Glas Wein möchte, lehne ich ab und sage, dass ich vollständig abstinent lebe.

39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich möchte weiterhin abstinent leben. Ich kann mit keiner Substanz umgehen. Das habe ich definitiv die letzten 15 Jahre gelernt. Wie schon gesagt, das nüchterne Leben ist für mich echt lebenswert und mir fehlt es an nichts.

40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.

41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Aktuell schließe ich einen Rückfall zumindest theoretisch aus, da ich mich 100% stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben fühle. Sollte ich aus, welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich konsumiere keinen Alkohol.
 

Palton

Benutzer
ch werd morgen mal n paar MPIs durch telefonieren und fragen, ob die den Therapiebericht verlangen...
Oder weiß hier jemand mehr?
Hatte ein ähnliches Problem. Bei mir hat bei der Pima eine Bescheinigung ausgereicht in dem Stand: Diagnosen, Dauer, Therapie Inhalt, Ziele und Ergebnis, und das es zu keinem Rückfall kam. Lt. Den beurteilungsrichtlinien ist das ausreichend. Wenn der Gutachter nach den kompletten Bericht gefragt hätte, hätte ich gefragt welche Punkte noch unbeantwortet sind und mich bereit erklärt die Bescheinigung entspr. zu erweitern.
 

Palton

Benutzer
Tipp: unbedingt eine Selbsthilfegruppe suchen und mach dir bewusst, dass du als Süchtiger niemals einen Rückfall ausschließen kannst. Ich für mich kann nur zu 100% sagen, das ich meinen abstinenzwillen nicht aufgebe- egal was kommt. Überleg dir wie du mit einem Rückfall umgehst und welche Schritte du dann unternimmst. Stichwort Rückfallschock.

unter Punkt 27: erwähntes du Probleme , Ängste und sorgen: was war das und welche Strategien hast du hier entwickelt? Oder wie gehst du nun damit um?
 

Santiago

Benutzer
Hey vorab erst mal vielen Dank für die Hilfe!

Hatte ein ähnliches Problem. Bei mir hat bei der Pima eine Bescheinigung ausgereicht in dem Stand: Diagnosen, Dauer, Therapie Inhalt, Ziele und Ergebnis, und das es zu keinem Rückfall kam. Lt. Den beurteilungsrichtlinien ist das ausreichend.

So habe ich es jetzt auch mit der AVUS vereinbart. Aber das mit der Erweiterung bei Rückfragen ist ein guter Tipp!
Das mit der SHG hatte ich schon vor bzw. habe ich noch vor. War die letzte Zeit halt nicht möglich wegen Lockdown und auf eine Online-SHG hatte ich keine Lust.

Bevor ich jetzt hier korrigierten Fragebogen nach Fragebogen spamme. Fasse ich erstmal nur die Ergänzungen/Korrekturen zusammen, wenn das ok ist:

21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Drogenkonsum?
Seit ich mich errinnern kann, suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung. Schon als Kind habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.
Ich weiß auch, dass ich seit meiner Pubertät extreme Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe. Mein Leben ist seitdem geprägt, von einer sehr negativen Selbstwahrnehmung und einem Gefühl "Ich sei nicht genug". Dies steigerte sich über die Jahre zu Phasen von extremen Selbsthass und sozialer Angst. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit meinem Drogenkonsum.
Ich wollte diese negativen Stimmen in meinem Kopf, also mich, betäuben, aber gerade das führte über die Jahre dazu, dass ich noch negativer über mich dachte, da ich meine Ziele (Schule, Studium, Ausbildung , Musik machen) nicht oder wesentlich schlechter verfolgte.
Ich entwickelte soziale Ängste und ging speziell in der Zeit nach Südamerika weniger bis gar nicht mehr raus unter Menschen und betäubte mich stattdessen mit noch mehr Cannabis. Später ging ich zwar wieder raus, aber wie bereits angesprochen in eine Szene in der Drogenkonsum bei vielen an der Tagesordnung steht und dort brauchte ich alle genannten chemischen Drogen und Alkohol um "besser mit Menschen klarzukommen" beim Feiern, dann beim Arbeiten in der Gastro. Insbesondere auch Ketamin war für mich eine bewusste Art der Selbstmedikation. Ketamin führte bei mir auch nach Abklingen des Rausches zu einer stimmungsaufhellenden, antidepressiven Phase von einigen Stunden bis zu 2 Tagen.
Alles in allem habe ich mir so selbst einen Teufelskreis aus Substanzmissbrauch konstruiert, um damit vermeintlich meinen Alltag besser bestreiten zu können. In Wahrheit habe ich damit nichts auf die Reihe bekommen, sondern bin dagegen durch mein Leben getaumelt, von einem Scheitern zum nächsten.

27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Meine persöhnliche Einstellung, meine Identifikation mit meinem Drogenkonsum und die fehlende ehrliche Reflektion über meine Probleme, Ängste und Sorgen. Ich steckte fest in einem zwanghaften Verhalten oder eine Art Mechanismus aus: Fühlen einer negativen bzw. vielleicht auch nur herausfordernden Emotion (Aufregung, Angst, Peinlichkeit, Frustration, Selbsthass) und darauf folgender Betäubung oder Gegensteuern mittels Substanzmissbrauch.
Dadurch dass ich so früh begonnen habe zu konsumieren, war auch der Rausch insbesondere von Cannabis eher der "Normalzustand" und dadurch in meinem Unterbewusstsein auch irgendwie gleichgestellt mit Entspannung und Abschaltung.
Inzwischen habe ich die Auswegslosigkeit dieses Teufelskreises realisiert und Strategien entwickelt mit schwierigen Emotionen besser klarzukommen.
So habe ich über das letzte Jahr ein sehr aktives Freizeitleben etabliert mit viel sportlicher Betätigung. Insbesondere auch wandern in der Natur ist ein echtes Werkzeug für mich geworden, um meine Stimmung zu heben. Darüber hinaus meditiere und praktiziere ich Yoga seit gut einem halben Jahr fast jeden Tag, was mir ebenfalls sehr hilft ein entspannteres Mindset aufrechtzuerhalten, Gedankenkreisen zu verhindern und mich allgemein wohler in meinem Körper zu fühlen und achtsamer meinen Tag zu erleben. Gitarre spielen ist neben dem Spaß an der Musik auch ein Tool in diesem Kontext.
Außerdem habe ich mir wieder konkrete Ziele gesteckt. Ich möchte ab Herbst 2021 wieder anfangen zu studieren und auf lange Sicht damit einen sinnstiftenden Beruf für mich finden.

42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus, welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Zerstückelte Fragebögen werden von mir nicht mehr gelesen.
Wer bitte soll sich das am Ende alles zusammensuchen. :smiley2204:
 

Santiago

Benutzer
Alles klar, weiß ich Bescheid :)

Vorgeschichte:

1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?

In der 6. Klasse des Gymnasiums beim Aufklärungsunterricht.

2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert?
Drogen, um genauer zu sein Haschisch, habe ich mit 14 Jahren auf einer Party zum ersten mal in einem Joint geraucht. Das war im Frühling 2005, in der 8. Klasse. In diesem Schuljahr sind 2 Jungs neu in unsere Klasse gekommen, weil sie durchgefallen sind. Beide wurden von mir und meinen Freunden als besonders cool wahrgenommen. Die beiden hatten auf der besagten Party etwas Haschisch dabei.
Ich fand es aufregend und dachte es wäre ein Zeichen von Coolness und rauchte ohne nachzudenken mit.

3.Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Am Anfang habe ich zunächst sehr vereinzelt mit Freunden am Wochenende 0.5-1 Gramm Cannabis/Haschisch in Joints konsumiert. Diese Treffen wurden jedoch immer häufiger und auch die Mengen die wir zusammen (meist 3er – 5er Gruppe) konsumierten wurden mehr.
Ab zirka meinem 16. Lebensjahr, also ab Sommer 2006, stellte sich ein chronischer und dauerhafter Cannabiskonsum ein. Je nach dem wie viel mein Geldbeutel hergab, habe ich alleine zwischen 0,3g – 1g Marihuana pro Tag geraucht. Die einzigen “Konsumpausen” ergaben sich, wenn ich pleite war oder unser Dealer nichts verkaufte. Wenn ich was hatte, rauchte ich vor der Schule, nach der Schule und zum Einschlafen. Mit Freunden oder auch ohne. In Joints oder zunehmend mehr in der Wasserpfeife.
Ebenfalls in dieser Zeit machte ich erste Erfahrungen mit anderen Substanzen, wie XTC, Speed und Kokain, da unser Dealer auch diese Substanzen verkaufte. Der Konsum davon blieb aber in diesem Lebensabschnitt eher sporadisch, vielleicht alle paar Monate einmal , da mir die Wirkung dieser Substanzen damals nicht gefiel und ich eher aus Gründen einer Gruppendynamik mitmachte und es außerdem zu teuer für mich war.
Ab Januar 2012 war ich für 7 Monate auf einer Südamerikareise, dort konsumierte ich häufig Cannabis, Kokain und Benzodiazepine, welche in manchen Ländern freiverkäuflich ohne Rezept in der Apotheke erhältlich waren. Auch Ketamin konsumierte ich dort zum ersten Mal.
Von August 2012 – November 2014 konsumierte ich ausschließlich Cannabis. Das aber sehr viel, ca 1-2g, und täglich.
Ab November 2014 fing ich an in die einheimische Raveszene abzutauchen und begann jedes Wochenende auf Speed, XTC, MDMA, Ketamin und Kokain zu feiern. Auch hier wurden die Mengen von Wochenende zu Wochenende mehr und mehr und der Mischkonsum wurde immer wilder.
Ab März 2016 zog ich nach Berlin vordergründlich, weil mich die Stadt begeisterte und ich dort studieren wollte, jedoch hauptsächlich, weil mich die dortige Technoszene faszinierte. Selbstverständlich war mir auch bewusst, dass der Drogenkonsum dort sehr viel offener und extremer ausgelebt wird.
Von der Stadt und meinem Studium bekam ich nicht sehr viel mit. Stattdessen war ich meist von Donnerstag Abend – Montag Mittag in den Clubs Berlins auf allen vorher genannten Substanzen unterwegs. Dienstag - Donnerstag schlief ich. Insbesondere auch mein Ketaminkonsum nahm stark in dieser Zeit zu.
Im September 2016 zog ich aus Berlin wieder weg und landete auf der Couch bei Freunden in meiner Heimatstadt, wo ich jedoch weiter konsumierte.
Dort hatte ich Ende Oktober, an einem Montagnachmittag, meine Drogenfahrt und im Anschluss wurde mir Anfang 2017 mein Führerschein entzogen.
In der gesamten Zeit von 2014-2017 konsumierte ich nahezu täglich Cannabis. Zirka 0,5-2g pro Tag.
Mit dem Führerscheinentzug entschloss ich mich zum ersten mal zu einem “Abstinenzversuch” um meinen Führerschein wiederzubekommen, was nach meinem damaligen Verständnis bedeutete, ich brauchte etwas anderes was nicht nachweisbar ist bzw. Standardmäßig getestet wird. Meine Antwort darauf war Rezepte fälschen und Ketamin konsumieren. Ich konsumierte Ketamin in rauhen Mengen, d.h. 3-4g pro Woche, oft auch mit Spritze intramuskulär,weil meine Toleranz stark anstieg. Diese Phase fand Ende April ein jähes Ende, als ich bei einem Beschaffungsversuch in einer Apotheke von Zivilfahndern auf frischer Tat ertappt wurde.
Die Phase von da an war recht unterschiedlich. Mir war inzwischen mehr als klar, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe. Es folgten Phasen von Monate langer Abstinenz, aber auch starken Rückfällen zu allen Substanzen, insbesondere Cannabis, Ketamin, Amphetamin und einer zunehmenden Konsumverlagerung auf Alkohol, da ich ab Anfang 2018 als Barkeeper und Kellner arbeitete. Diese Phase hielt bis Mai 2020 an.

4.Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ja, insbesondere Amphetamin, XTC und Kokain, wenn ich beim Feiern war.
Dann meistens Bier oder Weinschorle oder auch Longdrinks.

5.Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich machte mit 14. Jahren erste Erfahrungen und hatte auch schon bald eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.
Danach konsumierte ich zunächst sehr selten, wenn aber dann auch meist mit Kontrollverlust und Filmrissen.
Mit 24 wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende.
Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-4 Bier pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich war bis November 2020 Raucher, 3-4 Zigaretten pro Tag, in Gesellschaft mehr.
Seitdem keine Zigarette mehr angerührt.
In Gesellschaft gerne Kaffee.
Aber ansonsten Suchtmittel-frei.

7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja zahlreiche.
Konzentrationsschwächen, paranoide Episoden, soziale Ängste, emotionale Unausgeglichenheit, Abgeschlagenheit, ungesunde Haut, Gewichtsverlust.
Im sozialen Bereich: starke schulische Probleme damals. Meine Freundin hat 2018 Schluss gemacht wegen Drogenkonsum, Probleme mit Arbeitgeber, Job verloren wegen Alkoholkonsum.

8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja. Ich identifizierte mich lange, viel zu sehr mit meinem Konsum. Drogenkonsum bedeutete für mich zunächst eine Mischung aus Rebellion, Coolness und Steigerung der Kreativität, wandelte sich aber schnell zu permanenter Realitätsflucht und dem starken Drang nach ständiger Betäubung.

9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Amphetamin: 29ng/ml
THC: 14ng/ml
11-Hydroxy-THC: <3,6 ng/ml
THC-Carbonsäure: 155 ng/ml

10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Cannabis täglich 1-2g.
Amphetamin 2g, 24h-48h vor der Auffälligkeit.

11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Cannabis ca. 0,3g zirka 2h vor der Auffälligkeit.

12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein. Ich war Dauerkiffer.

13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich war nicht angeschnallt und zeigte massive drogentypische Ausfallerscheinungen bei der Verkehrskontrolle.

14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich hatte kein Cannabis mehr und wollte neues besorgen. Ich verpasste den Bus und lieh mir das Auto meiner Mitbewohnerin für die Fahrt.

15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
1-2 km bis zur Kontrolle, insgesamt wäre ich 5-6km gefahren.

16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Mit heutigem Wissen, dass bei meinem Konsum über 72h mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist und ich über 8 Jahre so am Straßenverkehr teilgenommen habe, gehe ich von mindestens 500 Drogenfahrten aus.

17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Es gab für mich keinen Konflikt. Ich dachte immer ich kann selbst beurteilen, ob ich noch/wieder fahrtauglich bin oder nicht.

18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Cannabis wirkt sich negativ auf die Reaktionsfähigkeit aus und steigert die Blendempfindlichkeit. Außerdem beeinträchtigt es die Zeitwahrnehmung, wodurch man im Straßenverkehr eine Gefahr für sich und andere wird.
Amphetaminkonsum führt zur Selbstüberschätzung und erhöht die Risikobereitschaft. Außerdem hat es negative Auswirkungen auf die Koordinationsfähigkeit, wodurch man in Gefahrensituationen nicht mehr angemessen reagieren kann.
Ketamin führt zu einer starken Bewusstseinsveränderung. Es können Halluzinationen auftauchen. Außerdem kommt es zu Herzrasen, Übelkeit und zeitweiliger Bewegungsunfähigkeit. All das führt zu einem enorm erhöhten Unfallrisiko für den Konsumenten.

19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bei Cannabis 24-36 Stunden, bei chronischen Konsum sogar bis zu 72 Stunden.
Bei Amphetamin und Ketamin kann die Wirkdauer bis zu 36 Stunden betragen.

20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Täglicher Konsum von Drogen kann schnell zu einer Abhängigkeit führen, besonders weil es zu einer Toleranzentwicklung kommt und man immer höhere Dosen braucht.
Chronischer Cannabiskonsum kann zu Psychosen und Depressionen führen, das Rauchen erhöht zudem die Gefahr an Krebs zu erkranken oder andere Schäden an der Lunge zu erleiden.
Amphetaminkonsum führt oft zu agressiven Verhaltensweisen und psychischen Problemen. Ausserdem nimmt man dem Körper durch Schlafmangel die Möglichkeit zur Regeneration und gefährdet seine Gesundheit durch unzureichende Ernährung weil das Hungergefühl stark abnimmt.
Der chronische Konsum von Ketamin verursacht teils irreparable Schäden am Harntrakt.
In erster Linie Erkrankungen der Blase und der Nieren.
Darüberhinaus gilt, desto öfter und länger konsumiert wird desto gravierender können Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung und neurologische Störungen ausfallen.


Warum ist es passiert?

21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Drogenkonsum?

Seit ich mich errinnern kann, suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung. Schon als Kind habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.
Ich weiß auch, dass ich seit meiner Pubertät extreme Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe. Mein Leben ist seitdem geprägt, von einer sehr negativen Selbstwahrnehmung und einem Gefühl "Ich sei nicht genug". Dies steigerte sich über die Jahre zu Phasen von extremen Selbsthass und sozialer Angst. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit meinem Drogenkonsum.
Ich wollte diese negativen Stimmen in meinem Kopf, also mich, betäuben, aber gerade das führte über die Jahre dazu, dass ich noch negativer über mich dachte, da ich meine Ziele (Schule, Studium, Ausbildung , Musik machen) nicht oder wesentlich schlechter verfolgte.
Ich entwickelte soziale Ängste und ging speziell in der Zeit nach Südamerika weniger bis gar nicht mehr raus unter Menschen und betäubte mich stattdessen mit noch mehr Cannabis. Später ging ich zwar wieder raus, aber wie bereits angesprochen in eine Szene in der Drogenkonsum bei vielen an der Tagesordnung steht und dort brauchte ich alle genannten chemischen Drogen und Alkohol um "besser mit Menschen klarzukommen" beim Feiern, dann beim Arbeiten in der Gastro. Insbesondere auch Ketamin war für mich eine bewusste Art der Selbstmedikation. Ketamin führte bei mir auch nach Abklingen des Rausches zu einer stimmungsaufhellenden, antidepressiven Phase von einigen Stunden bis zu 2 Tagen.
Alles in allem habe ich mir so selbst einen Teufelskreis aus Substanzmissbrauch konstruiert, um damit vermeintlich meinen Alltag besser bestreiten zu können. In Wahrheit habe ich damit nichts auf die Reihe bekommen, sondern bin dagegen durch mein Leben getaumelt, von einem Scheitern zum nächsten.

22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Mein Mutter wusste nicht wie sie damit umgehen sollte und schaute weg.
Mein Vater wusste lange Zeit nichts davon. Als er davon erfuhr, reagierte er schockiert, was mir aber realtiv egal war, da er nicht mehr bei uns wohnte, mich auch nicht aufhielt weiterzukonsumieren.
Manche Schulfreunde stellten eine Wesensveränderung bei mir fest und der Kontakt wurde weniger, da ich auch schon einen neuen Kiffer-Freundeskreis außerhalb der Schule hatte.
In meiner Raverzeit schaukelten mein Umfeld und ich uns gegenseitig hoch. Jedoch als ich begann exzessiv Ketamin zu konsumieren, war das einigen zu viel und viele meiner Freunde waren sehr besorgt um mich. Ich schämte mich zunehmend für mein Konsum, speziell den intramuskulären Konsum mit Spritze verheimlichte ich vor meinem Freundeskreis.
Meine letzte Freundin trennte sich Mitte 2018 vor mir, aus Selbstschutz weil ihr alles mit mir zu viel wurde. Sie wusste von meinem Ketaminkonsum, Alkoholkonsum und meinen immer wiederkehrenden Rückfällen. Sie wollte mir lange Zeit helfen, jedoch ließ ich mir nicht helfen.

23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Ja, es gab zahlreiche. Zusammengefasst kann ich sagen, es sind meist Phasen in denen sich meine Umstände und Verhältnisse in kurzer Zeit stark geändert haben und ich durch fehlende Struktur, Gewohnheit und Sicherheit, einer starken emotionalen Belastung und diffusen Ängsten ausgesetzt war. z.B. Die Phase in Südamerika und das erste Studienjahr danach, der Umzug nach Berlin, der erste Lockdown der Coronapandemie. Ich griff dann vermehrt zu Drogen, um diese Episoden “besser durchzustehen”.
Wobei dies dann weniger eine bewusste Entscheidung, als viel mehr eine Art unterbewusster Mechanismus war , der in mir über die Jahre entstanden ist und dann vermehrt getriggert wurde.

24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)

Ich habe eine ambulante Rehabilitation bei der Caritas von September 2020 – März 2021 absolviert.
Diese bestand im Vorfeld aus 4 Sitzungen Drogenberatung, therapeutischen Einzelsitzungen mit einer Therapeutin und Gruppensitzungen bis Anfang Dezember, welche durch den Lockdown leider nicht mehr stattfanden konnten. Stattdessen fanden dafür mehr Einzelsitzungen statt.

Ich entschloss mich zu einer Therapie, da mir bewusst war, dass ich ein gravierendes Drogenproblem habe, welches ich angemessen aufarbeiten wollte.

25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.

26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?


Ja, Konsumspitzen gab es: die Zeit in Südamerika und das erste Studienjahr danach.
Der Umzug nach Berlin und die Zeit dort.
Der Rückkehr in meine Heimatstadt und der Verlust des Führerscheins.
Die erste Phase der Coronapandemie.
Auch Konsumpausen hatte ich in meiner gesamten Drogenkarrieren immer wieder für einige Wochen. In der Zeit von 2017 – 2020 auch mehrere Monate. Meist jedoch fand eine Konsumverlagerung zu Alkohol oder Ketamin statt.
Dass ich bewusst abstinent von allem lebe, habe ich erst seit Juni 2020 geschafft.

27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Meine persöhnliche Einstellung, meine Identifikation mit meinem Drogenkonsum und die fehlende ehrliche Reflektion über meine Probleme, Ängste und Sorgen. Ich steckte fest in einem zwanghaften Verhalten oder eine Art Mechanismus aus: Fühlen einer negativen bzw. vielleicht auch nur einer herausfordernden Emotion (Aufregung, Angst, Peinlichkeit, Frustration, Selbsthass) und darauf folgender Betäubung oder Gegensteuern mittels Substanzmissbrauch.
Dadurch dass ich so früh begonnen habe zu konsumieren, war auch der Rausch insbesondere von Cannabis eher der "Normalzustand" und dadurch in meinem Unterbewusstsein auch irgendwie gleichgestellt mit Entspannung und Abschaltung.
Inzwischen habe ich die Auswegslosigkeit dieses Teufelskreises realisiert und Strategien entwickelt mit schwierigen Emotionen besser klarzukommen.
So habe ich über das letzte Jahr ein sehr aktives Freizeitleben etabliert mit viel sportlicher Betätigung. Insbesondere auch wandern in der Natur ist ein echtes Werkzeug für mich geworden, um meine Stimmung zu heben. Darüber hinaus meditiere und praktiziere ich Yoga seit gut einem halben Jahr fast jeden Tag, was mir ebenfalls sehr hilft ein entspannteres Mindset aufrechtzuerhalten, Gedankenkreisen zu verhindern und mich allgemein wohler in meinem Körper zu fühlen und achtsamer meinen Tag zu erleben. Gitarre spielen ist neben dem Spaß an der Musik auch ein Tool in diesem Kontext.
Außerdem habe ich mir wieder konkrete Ziele gesteckt. Ich möchte ab Herbst 2021 wieder anfangen zu studieren und auf lange Sicht damit einen sinnstiftenden Beruf für mich finden.


28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, da ich chronisch über viele Jahre meines Lebens verschiedene Substanzen missbraucht habe .

29. Waren sie drogenabhängig?
Ja.
 

Santiago

Benutzer
Wieso passiert das nicht wieder?

30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?

Ja und Nein.
Hätte ich verhindern können, dass ich jemals Drogen konsumiere?
Um ehrlich zu sein, ich glaube nein. Aufgrund meines Charakters, meiner Vergangenheit und den Leute die ich kennenlernte, war es nur eine Frage der Zeit.
Hätte ich verhindern können, eine Drogenkarriere zu durchleben, so wie ich es die letzten 15 Jahre getan habe ?
Ja, indem ich vorher realisiert hätte, dass man seine Probleme durch den Konsum von Drogen nicht lösen oder verdrängen kann, sondern diese nur noch verschlimmert. Dass Drogenkonsum kein Zeichen von Rebellion und Coolness ist und auch nicht meine Kreativität fördert, sondern im Grunde genau das Gegenteil.

31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Der Knackpunkt war im ersten Lockdown , also im Mai 2020. Erneut landete ich, wenn auch diesmal durch eine weltweite Pandemie, auf einer Couch bei Freunden, rauchte täglich Gras aus der Bong, trank viel zu viel Alkohol und zog Ketamin. Meine Pläne für den Sommer waren hinfällig und ich vegetierte vor mich hin. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein ältere Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.

33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich würde innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen und würde sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.

34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.

35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Die Umstellungsphase, also die ersten 2 Wochen im Juni 2020 , habe ich zum größten Teil alleine geschafft zu bewerkstelligen. Die Wochen danach habe ich vermehrt den Kontakt zu meinem Bruder und seinem Freundeskreis gesucht, von denen ich wusste, dass sie nicht konsumieren. Ich suchte auch den Kontakt zu alten Freunden wieder und unternahm viel. Klettern, Volleyball, Tischtennis spielen, Baden gehen, Spieleabende, Yoga, Meditation und Gitarre spielen. Auch mein Gitarrenlehrer war eine echte Bereicherung für die ersten Monate.
Ab September war natürlich meine Therapeutin und die Gruppensitzungen der Reha eine weitere wichtige Unterstützung in meinem Leben.

36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.

37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Wenn nur spontan, zufällig in der Stadt, am Fluss beim Baden oder dergleichen. Einen regelmäßigen Kontakt oder Freundschaft pflege ich zu keinem.

38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein, mein aktueller Freundeskreis konsumiert keine illegalen Drogen. Alkohol wird immer mal wieder konsumiert, auch wenn ich dabei bin. Die meisten wissen aber um meine Vergangenheit und gehen sehr rücksichtsvoll mit mir um. Wenn ich doch einmal versehentlich bzw. unwissentlich gefragt werde, ob ich z.B. auch ein Glas Wein möchte, lehne ich ab und sage, dass ich vollständig abstinent lebe.

39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich möchte weiterhin abstinent leben. Ich kann mit keiner Substanz umgehen. Das habe ich definitiv die letzten 15 Jahre gelernt. Wie schon gesagt, das nüchterne Leben ist für mich echt lebenswert und mir fehlt es an nichts.

40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.

41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das Ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus, welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich konsumiere keinen Alkohol.
 
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