Hab schon mal angefangen:
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Samstag, 10.02.2024, ca. 17:30
Ich kam an diesem Tag viel später von meinem Freund zurück, als ich vorgehabt hatte.
Da ich in der kommenden Woche Bilder nachmachen wollte, habe ich mich an den Laptop gesetzt und die Fotos gesucht. Dabei habe ich noch einige Fotos bearbeitet und mir gegen 14:30/15:00 Uhr ein Glas Wein eingeschenkt, ich war allein zu Hause und hatte keine weiteren Pläne, die Wohnung an diesem Tag zu verlassen. Es blieb nicht bei diesem einen Glas.
Dann fiel mir ein, dass ich aber auf jeden Fall noch zur Apotheke musste, dafür hatte ich noch ca. 30 Minuten Zeit. (Ich hatte direkt am Montag einen Zahnarzttermin und muss wegen einer Operation im Vorfeld Antibiotika nehmen)
Also dachte ich, komm, diese kurze Strecke schaffst Du. Ich bin bis zur übernächsten Kreuzung gekommen, da habe ich an einer roten Ampel gehalten. Ich habe offenbar die Bremse nicht fest genug getreten, jedenfalls bewegte sich mein Auto auf den Vordermann zu und wir hatten eine spürbare Berührung. Wir einigten uns, an der nächsten Bushaltesstelle zu parken, die Polizei wurde gerufen. Nachdem schon alles erledigt war, baten mich die Beamten um eine Atemprobe. Ich kann nicht sagen, ob sie den Alkohol gerochen hatten oder ich einen unsicheren Gang hatte. Die Blutabnahme erfolgte um ca. 18:30 Uhr.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Weißwein, ca. 10 TE’s (glaube ich, ich habe aus einem Saftglas getrunken), ca. 14:30 Uhr bis 17:30 Uhr
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Bis zur Apotheke gesamt 1,6 km.
Gefahren 1 km,
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Mir war schon aufgefallen, dass ich alkoholisiert war, aber ich wollte unbedingt noch zur Apotheke.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich bin leichtsinnig und bewusst losgefahren, weil das Medikament für mich recht wichtig war, daher habe ich gar nichts vermieden. Mir war meine Angelegenheit wichtiger als alles andere. Also bin ich das Risiko eingegangen.
(Ich direkt am Montag einen Zahnarzttermin und muss wegen einer Operation im Vorfeld Antibiotika nehmen)
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Feb 2011: BAK 1,82, positive MPU 2013
Dez 2017: BAK 1,66, positive MPU April 2019
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe 32 Jahre Fahrpraxis und bin bestimmt bei 400-600 Fahrten alkoholisiert gewesen, dazu zählen auch Fahrten mit Restalkohol oder auch nur einem Glas Wein. Obwohl gerade ich es besser wissen sollte, bin ich immer noch so leichtsinnig gewesen zu glauben, dass schon nichts passieren wird. Ich habe mir im Laufe meines Lebens eine so hohe Trinkfestigkeit angeeignet, so dass ich ohne größere Auffälligkeiten auch meinen Wagen steuern konnte. Es ist kaum auszudrücken, wie viel Glück ich dabei hatte.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich hatte mal gesehen, wie mein Vater mit den Nachbarn eine Flasche Bier im Garten getrunken hatte, da war ich noch nicht eingeschult. Er war nicht betrunken, er arbeitete im Garten und hatte mit dem Nachbarn eine Pause gemacht.
Selbst getrunken habe ich als Jugendliche, als wir in der Clique anfingen, auszugehen. Da war ich etwa 17 Jahre alt. Damals habe ich fast nie etwas getrunken, denn ich fand andere peinlich, wenn sie betrunken waren und Unsinn redeten. Auf einer Oberstufenfete (18 Jahre) war ich das erste Mal richtig betrunken. Ich hatte keine Ahnung, wie Alkohol genau wirkt und habe mich geschämt. Ich konnte nur schwer reden und mir war schwindelig. Danach habe ich mich wieder zurückgehalten und diese Blamage den anderen überlassen.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Als ich mit meinem Freund zusammenkam, standen regelmäßig Partys oder sonstige Gelegenheiten zum Feiern an. Er ist selbstständiger Handwerker, so wie seine Kumpels auch. Während die Männer Baccardi tranken, griffen die Frauen immer zum Sekt. Mit der Zeit vertrug ich mehr, außerdem konnte ich die eine oder andere Person alkoholisiert etwas besser ertragen und fand sie nicht mehr ganz so schlimm. Außerdem wollte ich mich nicht absondern, in dem ich gar nichts trank, es gehörte zum „guten Ton“. Ich wollte nicht, dass sich mein Freund wegen mir dumme Sprüche anhören musste. Das geschah über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Einen schlimmen Höhepunkt hatte ich, als ich nach 10 Jahren erfuhr, dass er seit 9 Monaten ein Doppelleben führte und sich trennte. Das zog mir den Boden weg und ich habe jeden Abend mindestens 1 Flasche Sekt getrunken, so konnte ich vor der Gegenwart flüchten. Nach 2 Wochen hatte ich das wieder reduziert, weil ich mir Gedanken um meine Wohnung machen musste. Ich hatte parallel ein Erbe zu verkaufen und brauchte meinen Kopf, aber das lenkte mich auch ab.
Als dies alles hinter mir lag, trank ich wieder häufiger ein Glas. Ich war auf Wein umgestiegen, eine Flasche in der Woche war ok für mich. Auf Feiern konnte ich inzwischen über 1 Flasche Wein trinken, war dann aber auch angetrunken mit Lauf- und Sprachproblemen.
Es gab immer wieder längere Zeiten/Wochen, in denen ich nichts getrunken habe, es fehlte mir nicht. So lebte ich einige Jahre.
Einige Jahre später lebte ich wieder mit jmd zusammen, aber das war auch nicht so optimal. Ich bürgte mit meiner Wohnung für seinen Kredit, er betrog mich im Gegenzug und ich warf ihn raus. Ein paar Wochen später waren wir wieder zusammen. Ich war aber von nun an ständig auf der Hut und kontrollierte alles, insbesondere die Finanzen. Dieser Kredit kostete sehr viel Geld im Monat, oft stritten wir deshalb. Dazu kam das Kind, mit dem ich mich nicht gut verstand. Idiotischerweise hatte ich dennoch zugestimmt, dass er mit einzieht (er hätte sonst mit der Mutter in eine andere Stadt ziehen müssen). Es ging nur noch bergab, ich war die böse Stiefmutter und hatte gefühlt kein eigenes Zuhause mehr. Da kam mir eine Party in der Nachbarstadt gerade recht. Insgesamt war ich 6 Std dort und wollte in der Nacht nicht mit dem Taxi heimfahren (zu teuer). Ich wurde mit 1,86 Promille angehalten, der FS wurde einbehalten.
Wir konnten die Beziehung nicht retten und trennten uns. Ich absolvierte die 1ste MPU und freute mich über mein neues Leben.
Ab Ende 2014 trank ich dann doch wieder, obwohl ich bei der MPU das Gegenteil versprochen und behauptet hatte. Nicht um mich zu berauschen, es schmeckte einfach und ich wollte wie alle anderen sein. Die Erfahrungen der Vergangenheit waren weit weg und außerdem dachte ich, ich hätte alles im Griff. Trinkerinnerung interessierte mich nicht, es war ja nur wichtig, dass ich nicht betrunken fahre.
Ich lebte mein Leben und tat, was ich wollte. Die meiste Zeit davon auch nüchtern, mein Leben gefiel mir.
Dann lernte ich jemanden kennen, um ihn herum war irgendwie immer Wein. Er ist vermutlich selbst starker Alkoholiker, aber darüber habe ich damals nicht nachgedacht. Wir waren jedes WE unterwegs, manches mal war es mir tatsächlich zu anstrengend. Allmählich verstand ich, dass ich an einen Narzissten geraten war, womit ich überhaupt nicht umgehen konnte. Ich habe mich einengen lassen und war nur noch gefrustet. Es ging nicht um mich, sondern nur noch um seinen Willen und seinen Wein, der er niemals allein trinken wollte.
Wenn wir uns (wie meistens) im Streit getrennt hatten, dann trank ich zu Hause aus Frust und Wut. Trennen konnte ich mich damals noch nicht, weil ich durch die ständige Streiterei und meine gezwungene Selbstverteidigung gar keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich trank je nach Wochentag zwischen 3-4 TE’s, am Wochenende eher bis zu 10-15.
Nach einem weiteren sehr narzisstischen Anfall von ihm bin ich nachts alkoholisiert von ihm weggefahren, es war eine Flucht. Er rief die Polizei an, die mich vor meiner Wohnung erwartete. Ich hatte 1,66 Promille. Ich hätte zig Möglichkeiten gehabt, von dort weg zu kommen, aber ich habe mal wieder nicht an die Trinkerinnerung gedacht.
Die kommende Vorbereitung zur MPU ging ich gründlicher an. Ich suchte mir eine SHG, in der nicht nur gebetet wurde und kaufte mir ein E-Bike. Ich war außerdem in einem Onlineboard angemeldet, in dem ich sehr unterstützt und auf die richtigen Wege gebracht wurde. Ich konnte für mich erarbeiten, dass ich durch die Existenz meines geistig behinderten Bruders ganz selbstverständlich immer einen Schritt zurückgetreten war, weshalb ich mir auch in der späteren Folge generell immer zu viel hatte gefallen lassen. Als weitere Folge hatte ich immer mit einer inneren Leere und Unzufriedenheit zu kämpfen, ich fühlte mich nicht akzeptiert.
In der Abstinenzzeit trat ich eine neue Arbeitsstelle an und kam trotz Fahrrad und den verbundenen Einschränkungen recht gut mit meinem Leben zurecht. Als ich die 2te MPU positiv abschließen konnte, war alles perfekt. Ich ging viel auf Reisen und konnte alles tun, was ich wollte.
Allerdings hatte ich mich in der Männerwelt immer mehr zurückgehalten. Bei der letzten MPU waren der Gutachter und ich beide der Meinung, dass ich dabei offenbar kein glückliches Händchen habe, ich wollte mir nicht schon wieder alles wegen eines Mannes verderben. Dafür wurde ich dann einsam und mir wurde langweilig. Ich gönnte mir dann auch öfter mal wieder ein Glas Wein, aber ich war nie volltrunken oder bin gefahren. Aber ich habe getrunken.
Meine SHG vor Ort konnte vieles retten, aber dann verstarben meine Mutter und der Leiter dieser SHG im gleichen Jahr. Da fehlten mir zwei sehr wichtige Ansprechpartner.
Ich bin dann nicht mehr zu der Gruppe gegangen, der Nachfolger war nicht so meins. Für meinen Bruder war und bin ich doppelt so viel da, denn er hatte mit unserer Mutter auch eine sehr wichtige Person verloren, die ihm geholfen hatte, sein Leben zu organisieren.
Jetzt hatte ich mehrere Baustellen: keine Ansprechpartner und mehr Stress. Ansprechpartner wachsen leider nicht auf Bäumen. Mein Alkoholkonsum erhöhte sich wieder, ich war wieder bei den alten Mengen.
Im letzten Jahr musste ich mich zusätzlich noch einer Operation unterziehen, bei der ich ein neues Gelenk bekommen habe. Es ist gut verlaufen, war aber ein Meisterwerk an Organisation – für mich und auch für meinen Bruder, das Knie hat mich zeitlich fast ein ganzes Jahr beschäftigt. Dazu kam mein Schlafmangel durch die Wechseljahre, mein Stressfaktor wurde nicht kleiner, oft genug bin ich einfach nur völlig erledigt eingeschlafen. Wenn ich nicht müde war, dann habe ich mir Kopfhörer aufgesetzt und mich in eine schöne Welt gebeamt – mit Wein dabei. Entsprechend habe ich dann immer Gas gegeben, wenn es um meine eigenen Angelegenheiten ging: möglichst viele Termine und das ganze so zeitnah wie möglich.
Bei meinem Rehatraining habe ich meinen jetzigen Freund kennen gelernt, er ist super lieb, aber eigentlich habe ich gar keine Zeit für ihn, entsprechend musste ich mich noch mehr sputen. Er drängelt nicht, es ist mein eigener Druck gewesen.
Und so kam es zu der jüngsten, völlig schwachsinnigen Alkoholfahrt. Ich wollte meinen Besuch in der Apotheke unbedingt noch erledigen, es war für mich ein wichtiges Rezept. Die nächste Woche war schon wieder voll durchgetaktet und daher war es mir wichtig, diesen Punkt abzuhaken.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich habe mich immer an Weißwein gehalten, da konnte ich am Wochenende durchaus bis zu 2 Flaschen an einem Abend leeren, auch wenn das nicht die Regel war. Das passierte immer nur an einem Tag des Wochenendes, am nächsten Tag hatte ich dann mit den Folgen zu tun. In der gesamten Woche kam ich in der Summe auf 1-2 Flaschen. Ich habe meinen maximalen Konsum, den ich immer hatte, zwar nicht maßgeblich gesteigert, aber natürlich auch nicht verringert.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Anfangs mit Freunden und meistens auf Partys, in den letzten Jahren auch alleine.