10. Wieviel und wie oft haben Sie getrunken? Angaben Sorte, Menge, Häufigkeit
Ab 16 Jahren ganz selten. Insgesamt 4-mal maximal 2 Flaschen Bier 0.5l 4%
Mit 17-18 während der Studium und leben im Studentenwohnheim 3-4 Flaschen Bier 0.5l 4% oder 4-5 Gläser 4cl Wodka ca. 1-mal ca. alle 2 Monaten nur zum Anlass wie Geburtstag, Party oder Silvester.
Nach dem Umzug nach Deutschland mit 19 Jahren war es dann 1-2-mal Wöchentlich bis zum einem Sixpack 6x0.33l Bier 5% und während dem Sprachkurs in Studentenwohnheim hatte sich der Konsum gesteigert auf 1-2mal in der Woche am Wochenende bis zu 8 Flaschen 0,5l Bier oder 10x4cl Wodka oder Whisky.
In der Ausbildung ab 20 Jahren wurde Konsum reduziert auf 2-mal in Monat nur am Wochenenden bis zur 8 Bier 0,5l oder 10 Gläser 4cl Wodka oder Whisky.
2001 geheiratet. Dann war durch das 4 Schichtsystem nur 1-mal möglich im Monat am Wochenende bis zu 8 Bier 0.5l oder 9-10 Gläser 4cl Wodka oder Whisky. Ab und zu 1-mal im Monat 1-2 Gläser 0.2l Wein mit der Frau beim Anlass zum Essen.
Das war so bis 2014(Schichtwechsel mit Annahme der Position Schichtleiter), dann hatte ich auch nach der Nacht und Spätschicht 2-3 Bier 0.5l getrunken, also 1-2-mal in der Woche. Wochenende blieb so 1-mal im Monat volles Programm bis zu 10 Bier 0.5l oder 14x4cl Wodka. Ab 2016 wurde Missbrauch höher, schon 3-4 Bier nach dem Feierabend in der Spät und Nachtschichten. Und bis zur 15 Gläser 4 cl Spirituosen (Wodka oder Whisky) am Wochenende 1-mal im Monat. Ab 2018 aufgrund der Tätigkeitswechsel(Außendienst) war ich schon fast an allen Wachenden zu Hause und konnte 1-2-mal im Monat am Wochenenden bis zu 15 Gläser 4cl Wodka/Whisky verkraften oder 10-12 Flasche Bier 0.5L. Es gab auch ab und zu /eher selten unter der Woche 3-4 Flaschen Bier in der Kneipe mit Arbeitskollegen im Einsatz. Höchstmenge war nach dem letzten Job Wechsel vor TF, ich konnte schon mit meinem Kumpel alleine eine Flasche Whisky 0.7 Liter trinken, verteilt über Abend.
11 Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In Gesellschaft mit Freunden oder Arbeitskollegen. In Disko, Kneipen, Festen oder privaten Feiern.
12…Warum haben Sie getrunken? Innere und äußere Motive?
Äußere Motive
In dem Kreis wo ich aufgewachsen bin, war der Alkohol ein ständiger Begleiter und gehörte einfach dazu. Zu jedem Anlass wie Fest, Geburtstag, Grillen usw. wurde immer getrunken. Der Alkohol hat die Laune angehoben, die Kommunikation geöffnet. Aufgrund von meinem zurückhaltenden Charakter und Schüchternheit war mir immer schwierig ins Gespräch mit Leuten kommen, Alkohol hatte es erleichtert. Später war der Alkohol für mich auch als Belohnung nach der Arbeit und Stress, als Schalter um mich von der Arbeits-und Stressgedanken abzustellen.
Innere Motive.
Ich kann diese nur auf meiner Kindheit zurückführen. Ich lernte sehr früh selbständig zu sein und mich selbst zu versorgen. Mein Vater hatte sich für uns nie interessiert. Jeden Freitag nach der Arbeitswoche ist er schon betrunken nach Hause gekommen uns am Samstag ging es so weiter. Für unseren Wohlstand war nur die Mutter zuständig. Meine Mutter arbeitete sehr viel, war völlig überfordert und dadurch hatte wenig Zeit für mich. Zudem müsste sie auch um meinen Vater kümmern, da er oft arbeitslos war und war unfähig seine eigenen Probleme zu regeln. Ich war dann als älteste Kind für Haushalt zuständig. Also putzen, kochen, Gartenarbeiten, Großeltern unterstützen, Reparaturen im Haus - es waren alles meine Aufgaben. Ich hatte kein Elternteil der mich unterstützen konnte und den ich fragen konnte. Ich müsste mir selber alles beibringen und immer alleine durchbeißen.
Meine Mutter sagte mir immer, wenn sie krank wird und stirbt, bleibe ich mit meiner kleineren Schwester alleine. Für den Vater brauche ich keine Hoffnung machen. Dadurch hatte ich mir eine Kämpfernatur entwickelt. Ich wollte meine Mutter nicht noch mehr belasten. Ich durfte mich nicht beschweren und mich nur von der starken Seite zeigen. Diesen Schutzmechanismus habe ich auch im meinem erwachsenem Alter beibehalten. Als ich 17 war, hatten meine Eltern sich getrennt. Ich hatte mich immer gefragt, warum sie überhaupt noch zusammenlebten? Meine Mutter wollte nicht zugeben, dass bei uns in der Familie irgendwas nicht stimmt. Sie wollte, dass unsere Familie als erfolgreich und glücklich nach außen strahlt und, dass wir- Kinder in volle Familie aufwachsen. Ich durfte auch nichts meinen Freunden erzählen über unseren familiären Problemen. Diese Denkweise (nichts nach außen zeigen) hatte ich auch als Kind übernommen und gespeichert.
Wir sind ein Jahr später nach Deutschland umgezogen. In Deutschland hat meine Mutter ernste psychische Probleme bekommen, weil direkt nach unserer Einreise in Deutschland, mein Opa (Ihr Vater) ums Leben(Unfall) kam, die Oma einen Schlaganfall dadurch erlitten hat und zum Pflegefall wurde. Ich war immer derjenige, der um alles kümmern müsste und meiner Mutter den Rücken stärken. In Deutschland angekommen, hatte bis zum Sprachkurs Gefühl in der Einsamkeit zu sein. Ich habe mein Studium auf Eis gelegt und schnell mit Sprachkurs angefangen um so schnell wie möglich mit der Ausbildung anzufangen. Rückblickend merke ich jetzt, dass schon damals ich angefangen habe, unbewusst meine negativen Gefühle und Ängste, die ich immer verschluck hatte, mit Alkohol zu betäuben. Ich wollte niemandem zeigen, dass mir nicht immer gut geht. Auf der anderen Seite hatte ich ein Gefühl minderwertig zu sein, da alle meine Freunde in der Heimat studiert und sich immer weiterentwickelt haben.
Während der Sprachkurs hatte ich neue Freunde kennengelernt, die gerne mich mit Alkohol unterstütz haben. Dies führte dazu, dass jedes unseren Treff später mit Alkohol verlief. Alle Ängste wurden mit Alkohol betäubt. Dabei füllte ich mich voll entspannt und konnte meine negativen Emotionen vergessen. Ich wollte auch die entstandene Lücke in mir mit Alkohol auffüllen. Nach der Ausbildung hatte ich meine Frau geheiratet und müsste schon um meine eigene Familie kümmern. Ich habe sofort im 4 Schichtrhythmus angefangen, denn ich brauchte Geld für meine neue Familie. Ich wollte meiner Mutter und Schwester zeigen, dass bei mir es anders geht als bei meinem Vater war. Ich hatte auch Angst, dass ich so wie mein Vater unnützlich für meine Familie werde. Dadurch hatte ich mir ein eigenes Idealbild eingebildet.
Ich arbeitete 3 Wochenenden in Monat, jeden Feiertag und machte auch vielen Überstunden. Ich hatte dabei immer noch alle negative Ereignisse brav geschluckt und in mir versteckt. Niemand müsste es mitbekommen haben. Im Geschäft war ich als Schichtleiter tätig und aus meiner Gewohnheit habe ich niemandem zugetraut und alle wichtige Sachen immer selber erledigt. Ich wollte auch immer alles selber kontrollieren. Bei schweren Fehlern wollte ich auch niemanden dazu holen. Mir war es peinlich zugeben, dass ich nicht weiterkomme. Nur ich alleine sollte die Probleme lösen. Natürlich führte es zu Mehrarbeit und Unmenge von Überstunden und Stress.
Ab 2014 habe ich die Leitung von anderer Schicht übernommen, was zur noch mehr Arbeit und Stress geführt hatte. Mein Vorgesetzte sagte mir, dass die Aufgabe nur ich schaffen würde und ich möchte natürlich alles Mögliche geben um mich selbst und ihn nicht zu enttäuschen. Ich hatte dabei immer Angst, dass ich die Ziele nicht erreiche und werde als Verlierer abgestempelt. Dabei hatte ich kaum gemerkt, dass ich immer öfters mehr und mehr trinken müsste, um meinen negativen Gefühlen und Stress zu Verdrängen. Mein Idealbild war immer noch sehr weit. Ich hatte Probleme mit Schlaf, ich konnte nach einem stressigen Tag oft ohne Alkohol nicht einschlafen. Meine Frau wollte ich auch nicht mit meinen Themen belasten, obwohl sie mir immer angeboten hatte darüber zu reden. Nach dem Motto „ich komme schon alleine durch“.
2018 hatte ich dann neuen Anreiz bekommen um noch mehr Geld zu verdienen. Ich bin in Außendienst gegangen und zwar europaweit. Es waren überwiegend wochenlangen Einsätze. Ich hatte gearbeitet bis zu 12 Stunden täglich. Ich wollte mir selber und meinen Bekannten beweisen, dass ich was draufhabe. Dabei hatte ich meine Kinder und Frau vernachlässigt und hatte mich bei Sachen wie Aufmerksamkeit und Erziehung wie mein Vater verhallten, was mir damals noch nicht auffiel.
Die Arbeit hatte mir auch Spaß gemacht aber auch eine große Bürde darstellte. Für meinen neuen Job gab es kein Einarbeiten oder Einweisung, sodass ich mir alles selbst aneignen musste. Ich habe meine privaten Interessen und Hobbys für die Arbeit vollkommen vernachlässigt. Sport war für mich ein Fremdwort. Parallel wuchs bei meiner Frau Widerstand zur meinen neuen Tätigkeit. Sie möchte nicht wochenlang alleine mit Kindern bleiben. Ich hatte auch Gefühl, dass wir uns voneinander weiter distanzierten. Ich suchte mir andere Stelle und 3 Monaten vor der Trinkfahrt hatte ich Arbeitgeber gewechselt. Ich sollte mehr Geld verdienen und überwiegend in meiner Region und somit zu Hause bleiben. Dabei ging alles schief und krumm. Die neue Arbeit hat mir überhaupt kein Spaß gemacht, neue Kollegen waren komisch und mein neuer Vorgesetzter hatte mich einfach ignoriert. Der Arbeitsaufwand war enorm groß, die Fahrstrecken extrem lang. Schon nach 3 Wochen war mir klar, dass ich mit dem Jobwechsel einen großen Fehler gemacht habe. Es hatte mich und meine Frau immer zum Streit gebracht. Ich hatte starke Schuldgefühle und fühlte mich wie in der Falle. Dies führte dazu das mein Alkoholkonsum noch mal steigerte.
13.Welche Wirkung haben nach Alkoholkonsum bei sich beobachtet?
Bei wenig Alkohol wurde ich locker, offener, entspannter, hatte Spaß und gute Stimmung, Meine negative Gefühle und Stress wurden nicht mehr wichtig und oft vergessen.
Bei viel Alkohol war ich risikobereit, irgendwann traurig, reizbar, Verletzbar, müde und lustlos.
14 Gab es kritische Hinweise auf ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie reagiert?
Meine Freunde waren mindestens auf dem gleichen Level mit mir und bei den Arbeitskollegen bin ich auch nicht aufgefallen. Ich war nie aggressiv oder laut. Nur Meine Frau hatte sich Gedanken gemacht um die Alkoholmenge, die ich trinken konnte. Ich hatte es aber nie wahrgenommen und ignoriert. Ich konnte es damals noch nicht reflektieren.
15 Welche Auswirkungen und Folgen hatte Alkoholkonsum auf ihr Leben und ihr Umfeld?
Wenn ich jetzt zurückblicke, ich stand selten meiner Familie zur Verfügung. Auch hatte ich keine Zeit für mich selber. Ich hatte keine Hobbies und keine Beziehung zum Sport. Ich hatte meine Familie missachtet. Das ist genaue das, was mit mir auch meine Eltern gemacht hatten. Unbewusst hatte ich ihres Verhalten kopiert. Mein Umfeld hatte mir keine wirklichen Vorteile gebracht, da es nur um feiern und Alkohol ging. Finanziell war der Alkoholkonsum auch erheblich spürbar. Besonders der TF, der hat mir richtig Geld gekostet- über 20000 Euro. Körperlich war der Konsum auch sichtbar gewesen, was ich aber erst in der Abstinenzzeit feststellen konnte. Übergewicht, Probleme mit Gelenken, Sodbrennen Schlafprobleme. Psychisch hatte ich auch Probleme, ich versuchte mein Idealbild zu erfüllen und hatte mich selber fertiggemacht. Auch auf dem Umfeld hatte ich Druck ausgeübt, weil ich total unzufrieden und ungeduldig war.
16 Gab es in Ihrem Leben frühere Zeiten wo Sie weit mehr getrunken haben als heute?
Ja. Bis zur meiner TF. Heute lebe ich abstinent.
17 Haben Sie jemals die Kontrolle über die Trinkmenge verloren und bis zum Volltrunkenheit?
Ich würde sagen ja. Kontrolliert trinken konnte ich in Sinne des Wortes nicht. Es ging nicht selten bis ans Ende. Aber so einen richtigen Filmriss hatte ich nie. Nach dem Erreichen des Pegels schlief ich immer ein. Mitte drin beim Trinken war aufhören eher schwer für mich.
18 Haben Sie früher schon einmal über längeren Zeitraum auf Alkohol verzichtet?
ja 2-mal während der Schwangerschaft von meiner Frau und Geburt meiner Kinder 2003-2004 und 2008. Jeweils ca. 6 Monaten.
19 In welcher Kategorie von Trinker haben Sie sich früher gesehen und wie stufen sie sich heute ein?
Früher hatte ich mich als viel Trinker, aber nicht gefährlich eingeschätzt denn es gab immer wieder Leuten in meinem Umfeld die mehr konsumiert hatten, ich hatte nie Entzug Erscheinungen, und spürte kein körperliches Verlangen nach Alkohol. Heute weiß ich, dass mein Konsum extrem hoch war und extrem gefährlich. Ich hatte mir unbewusst eine sehr hohe Alkoholtoleranz angeschaft. Ich war wohl nicht alkoholabhängig, aber auf dem besten Weg zur Abhängigkeit.
Zur besseren Lesbarkeit ein paar Absätze eingefügt *Nancy*