Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Der anfängliche Konsum erfolgte aus Neugier und der Kontakt zu Freunden, die bereits Cannabis konsumiert hatten. Dazu komm aber, dass ich mich teilweise in der Schule nicht wohlgefühlt habe. Das lag daran, dass ich nie gute Noten hatte und auch keine richtigen Freunde. Die Freunde mit denen ich gekifft habe, waren alle nicht auf meiner Schule und somit fand ich einen Freundeskreis außerhalb der Schule, in dem ich mich wohl gefühlt habe, aber in dem gleichzeitig auch ein hoher Cannabiskonsum. Andererseits habe ich mich teilweise von meinen Eltern unter Druck gesetzt gefühlt gute Leistungen in der Schule zu erbringen. Ich habe vier ältere Geschwister, die alle immer sehr erfolgreich war, und meine Mutter hat einen großen Druck auf mich ausgeübt, dass ich ebenfalls diese Leistungen erbringe. Da ich nie gut in der Schule war und der Druck mir Stress bereitet hat, fand ich einen Ausweg in dem Konsum von Cannabis. Der Konsum setzte sich dann auch noch im Studium fort. Einerseits studierte ich Fächer, die mich nicht interessierten und hohe Leistungsanforderungen hatten. Somit konsumierte ich weiterhin. Erst als ich meine Freundin kennenlernte, konnte ich den Konsum ein wenig reduzieren. Der ausschlaggebende Punkt war jedoch, dass ich im Oktober 2017 endlich ein Studium gefunden habe, für das ich mich sehr interessiere. Ein Jahr später merkte ich dann, dass meine Leistungen mich nicht befriedigen und der Konsum im Endeffekt mehr Stress auslöst als zu beseitigen.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Bis zu dem Delikt hatten meine Eltern keine Ahnung, dass ich Cannabis konsumiere. Nachdem ich dann erwischt wurde, habe ich meinen Eltern davon erzählt. Sie waren einerseits enttäuscht, dass ich Drogen nehme und andererseits, dass ich unter der Beeinflussung von BTM Auto fahre.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Der wahrgenommene Leistungsdruck war der Grund warum ich so viel konsumiert habe. Auch als ich von der Polizei erwischt wurde, hielt ich an dem Konsum fest und konsumierte sogar häufiger alleine.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Ich habe keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen, jedoch habe ich viel mit meinen Eltern gesprochen. Wir hatten im Februar 2015 ein sehr offenes Gespräch, in denen ich meinen Eltern mitgeteilt habe, dass mich der Leistungsdruck auch teilweise in den Konsum getrieben hat. Seitdem haben wir ein viel besseres Verhältnis. Jedoch hatte erst der Beginn meiner jetzigen Beziehung Einfluss auf meinen Konsum. Mit meiner Freundin konnte ich seit Beginn der Beziehung offen darüber reden und musste mich nie für meine Gefühle schämen.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Ehrlich gesagt war der Konsum vom Ende des Jahres 2011 bis zum Jahr 2017 konstant hoch. Jedoch konsumierte ich seit Oktober 2013 vermehrt alleine Cannabis als in der Gruppe. Das war kurz nachdem ich von der Polizei beim Handel mit Cannabis erwischt wurde. Anfang 2017 folgte dann eine Reduzierung des Konsums, da ich meine Freundin kennengelernt hatte und nicht mehr jeden Tag konsumiert habe.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich konnte nicht abschalten, da ich mich ohne die Droge großem Stress ausgesetzt gefühlt habe. Dies lag auch daran, dass ich nicht die erforderlichen Leistungen im schulischen/universitären Kontext erbracht habe. Nun habe ich erkannt, dass gerade durch die Droge der viel größere Stress entsteht und ich ohne die Droge leistungsfähiger bin.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ich habe zwar eine Zeit lang täglich konsumiert, jedoch zeigt die Tatsache, dass ich meinen Konsum erst reduziert habe und dann später komplett einstellte, dass ich auch ohne die Droge konnte. Ebenfalls hatte ich keine großen Probleme, als ich den Konsum einstellte. Lediglich anfangs konnte ich schwierig einschlafen. Entzugserscheinungen hatte ich keine.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja eindeutig. Ich hätte mich dem Leistungsdruck in der Schule stellen müssen bzw. andere Mechanismen finden müssen mit diesem Druck umzugehen. Gleichzeitig hätte ich in der Schule versuchen müssen mehr Anschluss zu finden. Dadurch, dass ich keine Leistungen in der Schule erbracht habe, habe ich mich gleichzeitig von meinen Mitschülern distanziert und isoliert. Anschluss habe ich dann in einem Freundeskreis außerhalb der Schule gefunden, in dem Cannabis konsumiert wurde.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Ich habe gemerkt, dass mich der Konsum meine Leistung beeinträchtigt. Da ich in meinem jetzigen Studium großes Interesse habe, habe ich mich dazu entschieden abstinent zu sein, um so mein volles Potenzial ausschöpfen zu können. Gleichzeitig habe ich auch gemerkt, dass ich offener gegenüber anderen Menschen geworden und in der sozialen Interaktion sicherer geworden bin.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Das war im September 2019. Ich habe die Note einer Klausur an der Uni erhalten, mit der ich so nicht zufrieden sein konnte, da ich relativ viel Zeit ins Lernen investiert habe. Schon davor war ich nicht zufrieden mit den erbrachten Leistungen.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Auch ein gelegentlicher Konsum hat schon negative Konsequenzen. Beispielweise würde dadurch wieder meine Leistungsfähigkeit sinken und auch in sozialen Interaktionen wäre ich unsicherer. Ich bin meinem derzeitigen Leben sehr zufrieden und bin nicht bereit dieses Gefühl durch den Konsum von Cannabis zu gefährden. Ich möchte gut in meinem Studium sein und das ist nur möglich, wenn ich kein Cannabis konsumiere.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Anfänglich hatte ich etwas Probleme beim Einschlafen, aber gleichzeitig habe ich morgens auch viel energiegeladener gefühlt und aktiver im Umgang mit meinem sozialen Umfeld. In Phasen, in denen ich dann an den Cannabiskonsum gedacht habe, bin ich eine große Runde laufen gegangen und habe mich anschließend hingesetzt, um zu lernen. Gleichzeitig habe ich auch wieder angefangen Sport zu machen. Seitdem ich nun ein Jahr abstinent bin, verspüre ich keine Lust mehr zu konsumieren und beschäftige mich die meiste Zeit mit den Inhalten meines Studiums.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Sowohl meine Freundin als auch meine Familie haben mir dabei geholfen. Beide hatten immer ein offenes Ohr für mich und gerade in Phasen, in denen ich an den Konsum von Cannabis gedacht habe, konnte ich mit Ihnen sprechen. Die Gespräche haben mir immer sehr geholfen.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Mein Umfeld hat sehr positiv darauf reagiert. Gerade die Beziehungen zu meiner Familie und meiner Freundin wurden dadurch noch einmal verstärkt. Gleichzeitig nahm mich auch mein Freundeskreis an der Universität eine positive Veränderung war. Ich habe dann auch recht schnell die WG gewechselt, nachdem ich abstinent war. In meiner neuen WG habe ich zwei Mitbewohner, mit denen ich ebenfalls ein sehr gutes und mittlerweile vertrautes Verhältnis.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Zwischen der Auffälligkeit und meiner Abstinenz liegt eine lange Zeit und ich hatte immer wieder Kontakt zu Leuten, die Drogen konsumiert haben. Zuerst zu den Leuten aus meiner Heimatstadt und später habe ich in WGs gewohnt, in denen teilweise auch Leute gewohnt haben, die Cannabis konsumiert haben. In meiner letzten WG ist der konsumierende Mitbewohner bereits 4 Monate vor meiner Abstinenz ausgezogen und heute habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. In der WG davor habe ich bereits schnell den Kontakt zu dem Mitbewohner verloren. Zu den Freunden aus der Heimat, habe ich schon längere Zeit keinen Kontakt mehr. Der Kontakt hat sich zu Konsumzeiten sowieso abgeschwächt, da ich nicht mehr so häufig in der Heimat war. Als ich dann abstinent war, habe ich den Kontakt komplett abgebrochen. Das war in gewisser Hinsicht schwer, da ich lange mit den Leuten befreundet war, aber ich wusste, dass dies ein elementarer Schritt ist, damit ich ein drogenfreies Leben führen kann. In meiner neuen WG leben zwei Mitbewohner, die keine Drogen konsumieren. Somit habe ich keinen Kontakt mehr zu Leuten, die Drogen konsumieren.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja wie bereits oben geschildert, habe ich nach der Auffälligkeit selbst noch lange konsumiert. Seit meiner Abstinenz habe ich jedoch nicht mitbekommen, wie Bekannte von mir Drogen konsumiert haben.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Aufgrund meiner Vorgeschichte kommt für mich nach wie vor nur strikte Abstinenz in Frage, denn so wie ich jetzt lebe, lebe ich wesentlich besser als in der Zeit des Konsums. Und dieses Gefühl möchte ich auch nicht mehr verlieren. Außerdem möchte ich mein bis jetzt Erreichtes auch nicht durch den erneuten Konsum von Cannabis auf´s Spiel setzten und dann geht womöglich alles wieder von vorne los. Ich meide auch weiterhin strikt den Kontakt zu Drogen und Konsumenten.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich meine Abstinenz strikt einhalte und mir vor Augen halte, welche negativen Aspekte der Cannabiskonsum bezüglich des Straßenverkehrs mit sich bringt. Ich will mich und andere Verkehrsteilnehmer und auch Fußgänger nie wieder einer derarten Gefahr aussetzen, weil ich berauscht fahre. Auch werde ich weiterhin strikt den Kontakt zu Drogen und Konsumenten meiden.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich schließe einen Rückfall theoretisch aus, falls aber doch nochmal zu einem Verlangen nach Cannabis kommen sollte, werde ich das Gespräch mit meiner Freundin und meinen Eltern suchen. Ich weiß, dass ich mit Ihnen offen darüber reden kann und mir die Gespräche helfen. Außerdem habe ich eigene Abwehrmechanismen, wie das Lernen oder Laufen gehen, die mir damals, kurz nach der Abstinenz, geholfen haben solche Situationen zu überstehen. Dazu ist zu sagen, dass ich keine Angst davor habe professionelle Hilfe aufzusuchen, falls ich ein Konsumverlangen spüren würde
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke an besonderen Anlässen, bspw. an meinem Geburtstag oder Silvester. Dann aber auch nur ein Bier zum Anstoßen.