Hi Nancy,
du hast da einen guten Punkt getroffen, ich habe mir die letzten Tage Gedanken gemacht, wieso ich mich immer so unter Druck gesetzt habe, alles hinzubekommen.
Hier bin ich unter Frage 27 darauf eingegangen.
Hier der überarbeitete FB:
FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1,80
Gewicht: 84,3
Alter: 40
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 04.07.2020
BAK: 1,63
Trinkbeginn: 19:00
Trinkende: 2:50
Uhrzeit der Blutabnahme: 4:00
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja, wurde am 15.02.21 durch den Anwalt an die Staatsanwaltschaft geschickt.
Hab ich neu beantragt: ja
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein (nur der Anwalt)
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: keine
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland: NRW
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Glas Sekt Silvester, März 0,2 Wein, Mai 0,2 Wein
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja, leider Ergebnisse noch nicht da
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wie viele: 6 bisher in den letzten 6 Monaten.
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: 24.06.2021
Welche Stelle (MPI): AVUS
Schon bezahlt?: JA
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
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Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am Freitag den 04.07.2020 war ich mit meinen Jungs zum gemeinsamen Pokern verabredet.
Ich habe einen Freund eingesammelt und wir sind zusammen zu einem anderen Freund gefahren.
Auf dem Weg dahin, habe ich einen Anruf erhalten, dass mein langjähriger Arbeitskollege, mit dem ich fast 12 Jahre eng zusammengearbeitet habe und befreundet war, überraschend verstorben ist. 1 Woche vor seinem Ruhestand.
Das hat mich ziemlich umgeworfen. Als wir bei dem Gastgeber ankamen, habe ich beschlossen, dass ich an dem Abend trinken möchte. Also habe ich meinem Kumpel meine Autoschlüssel in die Hand gedrückt, ihn zum Fahrer des Abends erkoren und sein Bier übernommen.
Gegen 23 Uhr haben wir die Pokerrunde aufgelöst, da der Gastgeber sehr betrunken war und es keinen Spaß gemacht hat weiter zu spielen.
Der Fahrer meines Autos fragte mich, ob wir noch in eine Kneipe könnten, da dort noch Freunde von ihm sind (ich kenne diese nur beiläufig), unter anderem auch seine Freundin.
Da ich noch nicht müde war, habe ich zugestimmt und wir sind dahingefahren. Wir saßen ca. 1,5 – 2 Stunden zusammen.
Da der Freund auch Bier trinken wollte, haben wir uns entschieden mein Auto stehen zu lassen. Ich bekam meine Schlüssel wieder, damit ich es am nächsten Tag abholen kann.
Gegen Der Freund hat irgendwann seine Freundin mit dem Taxi nach Hause gebracht, wollte aber wiederkommen.
Irgendwann als er immer noch nicht wieder da war, ich inzwischen recht müde, habe ich beschlossen mich alleine auf den Heimweg zu machen.
Draußen waren keine Taxis, die SBahn fuhr nicht mehr, also beschloss ich mich zu Fuß auf den Heimweg zu machen (ca 1,6 km).
Auf der halben Strecke stand mitten auf dem Fußweg ein E Roller. Da ich die App auf dem Handy zwei Wochen davor installiert hatte (musste beruflich quer durch die Stadt und hatte da diesen Roller gemietet), kam ich auf die Idee doch den weiteren Weg mit dem Roller zurück zu legen.
Schnell angemietet, drauf und losgefahren. Nach ca 200m habe ich festgestellt, dass meine Wahrnehmung mich täuscht und ich nicht mehr wirklich in der Lage bin sicher zu fahren.
Also wollte ich den Roller abstellen. Da ich mich selbst immer wieder darüber aufrege, dass die ERoller überall mitten auf den Wegen abgestellt werden, wollte ich den nicht einfach so stehen lassen, sondern auf der anderen Straßenseite (SBahn haltestelle mit Fahrradständern) abstellen.
Beim Überqueren der Straße muss ich den Bordstein in einem zu steilen Winkel erwischt haben, so dass ich Kopfüber mit dem Gesicht auf den Bürgersteig aufgeschlagen bin.
Als ich blutend auf dem Bürgersteig lag, kam ein Passant zu Hilfe und ich bat ihn einen Krankenwagen zu rufen. Mit dem Krankenwagen kam auch eine Polizeistreife, die mich ins Krankenhaus begleitet hat und dort wurde mir gegen 4:00 Uhr eine Blutprobe mit 1,63 %BAK entnommen.
Die Verletzung im Gesicht und an den Händen ist zum Glück verheilt. Die nicht korrekt zusammengewachsene Lippe und Narbe bleibt mir erhalten.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Trinkzeit von 19:00 Uhr bis ca. 2:50 Uhr
Trinkbeginn 19:00 Uhr, Blutabnahme 4:00 Uhr. (9Std)
Bier: 4480 ml (5 x0,5 + 6*0,33)
Schnaps: 140 ml (7x 2cl)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ca. 200/250 Meter gefahren, geplant waren 900 Meter (Reststrecke bis nach Hause).
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, in dem Moment wo ich losgefahren bin kam recht schnell die Erkenntnis, dass meine Einschätzung falsch ist. Deshalb wollte ich auch die Fahrt beenden.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Mich meines alkoholisierten Zustandes bewusst, (auch wenn nicht in dem Maße) kam für mich das Autofahren nicht in Frage. Nach Ausschluss aller anderen Fortbewegungsmittel blieb der Fußweg über.
Obwohl ich es hätte besser wissen müssen, entstand ein subjektiver Eindruck es handele sich mehr um ein Spielzeug als ein Fahrzeug. Sowohl der Bürgersteig als auch mein alkoholisierter Zustand bestätigten mich in der falschen Annahme, ich würde ja nicht direkt am Straßenverkehr teilnehmen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Generell galt und gilt für mich die 0,0 Promille Grenze bei Fahrten mit dem PKW oder Motorrad.
Im Zuge der Aufarbeitung habe ich mich intensiv mit dem Thema Alkohol beschäftigt und entsprechend die BAK sowie die Abbaumenge und Zeit, deshalb kann ich nicht ausschließen, dass es ein paar Mal vorgekommen ist, dass ich am nächsten Tag unter Einfluss von Restalkohol gefahren bin.
Ohne es verharmlosen zu wollen, ein Fahrrad habe ich erst 2016 angeschafft. Da ich dies genutzt habe für den Arbeitsweg, ansonsten bewege ich mich in der Stadt weitgehend zu Fuß, ab und zu mit dem ÖPNV.
Aus diesem Grund könnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich jemals auf dem Fahrrad alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen hätte.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
An meinem 16ten Geburtstag meine ersten zwei Bier, hier einen berauschten Zustand zum ersten Mal erlebt.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
An meinem 16ten Geburtstag habe ich meinen Motorradführerschein gemacht.
Zwischen dem 16 und 18ten Geburtstag kam es recht selten vor, dass ich ohne Motorrad unterwegs war und Alkohol konsumiert habe. Im Schnitt würde ich sagen, dass es 1 Anlass alle 2 Monate war, an dem ich 2-3 Alkopops (Mixery Bier /Cola) getrunken habe.
Ab dem 18ten Geburtstag direkt Autoführerschein gemacht und am gleichen Tag bei einer Pizzeria als Pizzataxifahrer angefangen.
Die ersten zwei Jahre zwischen dem 18ten und 20ten Lebensjahr, habe ich 6-7 Tage in der Woche gearbeitet. Danach bis 2004 (1980 geboren) habe ich nur am Wochenende Fr-So gearbeitet.
Anlässe, an denen ich Alkohol konsumiert habe waren im Schnitt 2 im Quartal. Es waren ca zwei Bier, meistens gemischt mit Cola. Mehr habe ich nicht getrunken, da ich bereits nach der Menge dies schon deutlich gemerkt habe.
An den Wochenenden wo ich gearbeitet habe, war ich immer der Fahrer der alle nach Hause gebracht hat. Hier habe ich nichts getrunken.
Im Herbst 2004 bin ich in eine größere Stadt gezogen und den Nebenjob aufgegeben.
Ab dem Umzug bin ich mit Freunden jedes zweite Wochenende ausgegangen, in der Zeit bewegte sich die Trinkmenge am Abend auch bei ca 2 0,5 Bier.
2007 bin ich erneut umgezogen, direkt in die Innenstadt, weil ich eine schöne Wohnung gefunden habe, die gerade mal 300m von der Arbeit lag, jedoch auch ca 350m von der „Partymeile“/bzw Ausgehhotspots entfernt.
Ein paar Monate später zog auch mein bester Freund aus der Heimatstadt in die Stadt und wurde mein Nachbar. Gemeinsam fingen wir als Singles an öfters am Wochenende auszugehen. Nach und nach steigerte sich die Menge an Alkoholkonsum bis es um den 30ten Geburtstag an einem Abend 4-5 Bier a 0,5 waren und gelegentlich ein paar Shots.
Anfang 2011 ging ich eine neue Partnerschaft ein, wir sind dann immer noch öfters ausgegangen, aber mein Alkoholkonsum reduzierte sich bis hin zu einem kompletten Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft im Jahr 2013.
Nach der Schwangerschaft und Stillzeit haben wir (meine Partnerin und ich) regelmäßig am Wochenende Wein getrunken. Eine Flasche 0,75 zu zweit.
Im Herbst 2015 haben wir uns getrennt, 3 Monate später ist meine damalige Partnerin mit unserer Tochter ans andere Ende Deutschlands 550km entfernt weggezogen. Da ich aufgrund der Entfernung meine Tochter seltener sehen konnte und nicht jedes Wochenende oder auch mal in der Woche, fing ich wieder öfters mit Freunden auszugehen. In den ersten zwei Jahren 2015-2016 fast jedes Wochenende. Dies pendelte sich dann zwischen 2017-2019 auf jedes zweite Wochenende Ausgehen ein. Hier betrug mein Alkoholkonsum meistens 2 Bier am Abend.
Seit Anfang 2019 traf ich mich immer öfters mit meinem besten Freund und die Menge an konsumierten Bier erhöhte sich allmählich. Zunächst waren es alle 2 Wochen, dann drei Wochenenden im Monat, aus zwei Bier wurden drei Bier und so waren es Ende 2019 drei Wochenenden mit 3-4 Bier am Abend.
Anfang 2020 je wärmer es wurde und wir beide im Homeoffice, trafen wir uns auch schon mal ab und zu in der Woche wo wir 2-3 Bier tranken und am Wochenende auch 5-6 am Abend.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ab 2019 traf ich mich mit meinem besten Freund und Nachbar. Wir trafen uns meistens am Samstag und tranken gemeinsam Bier. 2019 waren es im Schnitt noch 2-3 Bier a 0,5 ab und zu, jedoch selten 1-2 Shots.
Im Laufe des Jahres 2019 wurde es mehr, so dass es Ende des Jahres 2019 schon 3-4 Bier a 0,5 waren. Ab Mitte 2019 fingen wir auch an uns in der Woche zu treffen und bei max. 1-2 Bier zu quatschen und Karten zu spielen.
Anfang 2020 wurden wir dann beide einigermaßen parallel ins Homeoffice geschickt und so entwickelte es sich zu festen Terminen ein Mal in der Woche und ein Mal am Wochenende, dass wir uns trafen.
Je wärmer es wurde ab Mai 2020, so saßen wir auch länger auf der Terasse und haben auch mehr Bier getrunken. Es kam auch vor, dass ich 6 Bier a 0,5 getrunken habe.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Bis 2013 nur bei geselligen Anlässen, beim Ausgehen, Geburtstagen und Grillabenden.
Nach der Schwangerschaft mit der Partnerin am Wochenende zum Essen beim gemeinsamen kochen. Ausgegangen sind wir da nicht.
Ab Herbst 2015 erneut nur bei geselligen Anlässen, beim Ausgehen, Geburtstagen und Grillabenden.
Ab 2019 mit meinem besten Freund meistens zu Hause.
Mit Beginn der ersten Kontaktbeschränkungen ab 03.2020 nur noch mit dem besten Freund (auch Nachbar) zu Hause.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Beim Ausgehen früher habe ich auch einer guten Stimmung heraus getrunken. Nach dem ich Alkohol konsumiert habe wurde ich noch enthemmter und lockerer. Ich fühlte mich mutiger und konnte so viel einfacher mit Leuten in Kontakt treten.
Nach dem Jobwechsel in 2018 folgte erstmal eine Einarbeitungsphase, ich musste erstmal die Strukturen kennenlernen und vieles in dem Sachgebiet war neu, bzw wurde anders gehandhabt wie in meinen ehemaligen Unternehmen.
Nach ca. einem Wirtschaftsjahr (Hintergrund: Ich bin Finanzcontroller und erst nach einem Jahr hat man alle Etappen; Planaufstellung, Bewirtschaftung, Abschluss durchlaufen) tauchten immer mehr Probleme in meinem Sachgebiet auf.
In meiner Position muss ich bis zu einem gewissen Grad in jeden Entscheidungsprozess eingebunden werden, der finanzielle Auswirkungen hat.
Angefangen von organisatorischen Entscheidungen bis hin zur Personaleinstellungen.
Leider zeichnete sich immer mehr ab, dass mein Vorgänger ein anderes Verständnis für die Position hatte und über die Jahre ein anderes Verständnis für die Position etabliert wurde.
Es herrschte eine marginale Kommunikationsstruktur, Informationen und Entscheidungen wurden kaum kommuniziert oder unklar. Es gab kaum Abgrenzungen der einzelnen Verantwortungsbereiche und somit kam es öfters vor, dass mehrere Leute an den gleichen Arbeitsaufträgen gearbeitet haben.
Konstruktive Kritik gegenüber den Vorgesetzten wurde nicht angenommen, der Appell aus unterschiedlichen Abteilungen (auch mir) daran zu arbeiten und dies zu ändern wurde nicht angenommen.
Es gab kein Gefühl der Rückendeckung seitens der Vorgesetzten im Hinblick auf die eigens getroffenen Entscheidungen.
Den typischen Arbeitsalltag kann man sarkastisch so beschreiben, mit Arbeitsbeginn hat man eine ToDo Liste mit Arbeitsaufträgen die man sich für den Tag vornimmt.
Nach 30min kommt ein Telefonanruf, mit einem „projekt“ welches schon begonnen wurde. Die nächste Stunde sucht man sich quer durch das Unternehmen Informationen zusammen, damit sich ein genaueres Bild ergibt. In Stunde 3-4 erstellt man einen Plan und macht ein Gesamtkonzept , in der 5 Stunde stellt man fest, dass 2 andere Abteilungen genau das gleiche machen.
Sobald man alles unter den Hut gebracht hat, stellt sich heraus, dass die oberste Führungsebene anders entschieden hat oder sogar die oberste Führungsebene parallel selbst einen Plan erstellt hat und den schon weiter nach oben kommuniziert hat, ohne mich zu beteiligen.
Nicht zu vergessen, die ToDo Liste ist immer noch da, mit dem Unterschied, dass am Morgen ggf. 20 ToDo´s drauf waren und am Nachmittag 30.
Alle Versuche Struktur in das Ganze zu bringen scheiterten an den Vorgesetzten. Auch wenn man bei einzelnen Problemen versucht hat diese nicht nur vom Tisch zu schaffen, sondern in die Ursache Struktur reinzubringen, damit bei einem erneuten Projekt die Schwierigkeiten nicht auftauchen, wurden diese Bemühungen durch die Vorgesetzten anders vorgelebt und die anderen Abteilungen wurden nicht in die Verantwortung gezogen.
Das Gefühl entwickelte sich immer mehr zur Sisyphusarbeit. Kaum hatte man das Gefühl mit dem Stein an der Spitze angekommen zu sein, rollte dieser runter und man begann wieder von vorne.
Mit Beginn der Coronapandemie wurde es noch Chaotischer, der Betrieb (Kulturbranche) kam mehr oder weniger zum Erliegen. Die gesamte Jahresplanung wurde über Bord geworfen, stündlich gab es neue Vorgaben und schnellstmöglich musste geschaut werden wie man noch den Betrieb einigermaßen am Laufen halten kann und vor allem auch eine finanzielle Prognose (was ja noch schwieriger ist, wenn ich nicht in Kenntnis gesetzt werde was geplant ist).
Da ich einer der wenigen bin, die den Liquiditätsfluss (Zahlungen Rechnungen und Löhne) sicherstellen kann, wurde ich ins Homeoffice geschickt um einem Ausfall durch eine Coronaerkrankung vorzubeugen.
Nach genau 6 Tagen (obwohl ich von zu Hause aus 12-14 Std am Tag gearbeitet habe) wurde ich wieder in den Betrieb zurückgeholt, weil ja Homeoffice nicht funktionieren würde.
Diese ganze Situation belastete mich persönlich sehr, da ich durch den eigenen Anspruch an mich selbst immer der Meinung war, dass ich es doch schaffen kann und muss, dass es durch eine gewisse Struktur doch machbar ist, dass der Laden vernünftiger läuft.
Es steigerte sich immer mehr zu einem inneren Kampf, einen Kampf zwischen innerer Resignation und Aufgabe (ich mache nur noch das was ich machen muss) und dann doch den Wunsch etwas bewegen und ändern zu wollen und die Arbeitsprozesse zu optimieren.
Hinzu kam noch die Coronapandemie an sich, das komplette Runterfahren der sozialen Kontakte, nur noch digitaler Kontakt mit meinen Eltern, der Kampf um Toilettenpapier, einkaufen mit Schlange stehen.
Durch die ganze Belastung konnte ich immer schlechter Schlafen und vor allem kaum noch abschalten, da mir permanent die Arbeit im Kopf schwirrte, sogar so stark, dass ich nachts wenn ich wach wurde, mir Notizen für den nächsten Tag gemacht habe weil mir etwas eingefallen ist.
Mein bester Freund, der auch mein Nachbar war (gleicher Gebäudekomplex verbunden durch eine Tiefgarage) war schon davor regelmäßig bei mir am Wochenende und wir haben Bier getrunken und gequatscht.
Mit der Zeit wurde es mehr und vor allem ab Anfang 2020 auch öfters. So kam es auch dass wir auch öfters uns in der Woche getroffen haben.
Der Alkoholkonsum half mir dabei den ganzen beruflichen Stress zu vergessen und abzuschalten, mit dem Kumpel einfach Lachen und ein paar gemütliche Stunden zu verbringen und Abends einzuschlafen und nicht mich noch an den Rechner setzen und Arbeiten.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich enthemmter und redseliger und in einer positiven Stimmung.
Wenn es viel Alkohol war, wurde ich sehr schnell müde, konnte recht schnell einschlafen aber dafür recht unruhig schlafen, dadurch litt ich am nächsten Tag unter Müdigkeit, Antriebslosigkeit und konnte mich selbst schlecht motivieren.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Hier muss ich jedoch unterscheiden zwischen der Zeit vor 2020 und in dem halben Jahr vor der TF.
In der vor 2019 würde ich nach damaligem Maßstab den Alkoholkonsum als moderat bezeichnen. Im Kreis von Freunden, wenn Alkohol konsumiert wurde über den Abend waren es schon mal bis zu 3 Gläsern Wein pro Person, deshalb wurde dieser nicht als kritisch angesehen wenn ich 3 Bier getrunken habe.
In der Phase von 2019 bis zur TF leider nicht. Aufgrund der eingeschränkten sozialen Kontakte, hat mein gesamter Freundeskreis und die Familie den gestiegenen Alkoholkonsum nicht mitgekriegt, lediglich der beste Freund der entsprechend seinen Alkoholkonsum auch gesteigert hat.
Leider, weil ich sicher bin, dass ein Feedback gekommen wäre und ich mich damit auseinander gesetzt hätte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Direkte Auswirkungen auf mein Umfeld gab es keine. Auf mein Leben schon. Ich war nicht so leistungsfähig wie heute, war träge und unmotiviert.