28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Auch hier empfand ich damals zu keinem Zeitpunkt, einer solchen Gefahr
ausgesetzt zu sein. Heute ist mir jedoch bewusst, dass jeder der Drogen
konsumiert mehr oder weniger suchtgefährdet ist. Eine Immunität gegen Drogen
gibt es nicht und häufig werden Situationen, die einen in einer "Spirale"
immer weiter und tiefer in Kontakt mit Drogen und schließlich in Abhängigkeit
bringen können, unterschätzt. Zum Beispiel kann sich der Freundeskreis so
verändern, dass man im täglichen Umgang nur noch mit ebenfalls konsumierenden
Menschen engen privaten Kontakt pflegt, was es einem immer leichter macht
den Drogenkonsum vor sich selbst zu rechtfertigen und letztendlich ein
Weltbild erzeugen kann, in dem Drogenkonsum alltäglich ist und die Folgen
davon völlig ausgeblendet sind.
Aus heutiger Sicht bestand die Gefahr wohl zumindest während der Zeit in der ich mich neu orientieren musste.
29. Waren Sie drogenabhängig?
Die Antwort auf diese Frage, genau wie die vorhergehende, hängt von der Definition von Abhängigkeit ab. Soweit ich als Laie diese Definitionen kenne und recherchiert habe, gibt es (evtl. veraltete, zum Bsp "WHO - 1964") Definitionen nach denen ich durchaus als abhängig einzustufen gewesen wäre. Andere Definitionen (zum Bsp in psychologischer Forschung, laut meiner Schwester) setzen weit höhere Grenzen und mein Fall würde möglicherweise als Drogenmissbrauch durchgehen.
Da ich keinerlei Zwang zum Drogenkonsum verspürte und auch ohne Drogen
nicht das Gefühl hatte, dass mir etwas fehlt, hatte ich persönlich nie das Gefühl abhängig zu sein. Auch hat mir aus meinem Umfeld nie jemand gesagt er wäre dieser Meinung.
30. Hätten Sie rückblickend eine Drogenkarriere verhindern können?
Da ich der Meinung bin keine "klassische" Drogenkarriere hinter mir zu haben, kann ich die Frage nur näherungsweise beantworten.
Ich denke ich hätte es durchaus verhindern können Drogen zu konsumieren. Aus heutiger Sicht, mit ein paar Jahren Abstand und etwas mehr Lebenserfahrung, verbuche ich das alles als Erfahrung, die ich gemacht habe. Diese hat mich zwar nicht weitergebracht, mich allerdings dazu gezwungen mich intensiv mit mir selbst, meinem Handeln und den Auswirkungen auf mein Umfeld und meine Zukunft auseinanderzusetzen. Verhindern können hätte ich meine "Drogenkarriere" dadurch, dass ich weniger Zeit mit bestimmten Freunden, und dafür mehr Zeit mit Sport, Hobbies und anderen Freunden verbracht hätte. Im Nachhinein, und da niemand, ausser mir zu Schaden gekommen ist, bin ich der Meinung die Erfahrung ist für mich, wenn ich es so nennen darf, wertvoll, in der Hinsicht, dass sie mir die Grenzen in Richtung Drogen sehr eindringlich klar gemacht hat.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich bereits damals die Drogen nicht brauchte und nur konsumierte um
zum Beispiel das Entspannungsgefühl zu verstärken. Es gibt keinen Grund für
mich Drogen zu nehmen, ich mache sehr gerne Sport und beschäftige mich auch
in meiner Freizeit gerne mit "meinem Fachgebiet"(Informatik). Daraus entstehen
immer wieder kleinere Hobbyprojekte mit denen ich mich beschäftige und die
mir Spaß machen und wenn Sie gelöst wurden "Erfolgserlebnisse" vermitteln.
Ausserdem empfinde ich heute Leute, die bekifft sind, als eher langweilig oder
wenigstens realitätsfern, so dass ich keinerlei Bedürfnis habe auch so zu sein.
Abstinent sein bedeutet für mich, dass ich keine Drogen nehme und in der Folge
auch keine "Anecken" mit Gesetzen oder der Gesellschaft riskiere.
Mein engeres und persönliches Umfeld konsumiert keine Drogen und ich habe im Alltag praktisch keinen Kontakt zu Drogen.
32. Beschreiben Sie den Punkt an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben:
Der Punkt an dem ich mich für ein abstinentes Leben entschieden habe war
unmittelbar nachdem ich auffällig geworden war und mir klar wurde, dass ich
die Folgen des Drogenkonsums unterschätzt hatte. Da ich auch vorher schon mit
meinem Leben zufrieden war und ich damals bereits nur noch alle paar Wochen
konsumierte, war es kein "krasser" Wechsel sondern eher ein i-Punkt, der mir
die Entscheidung völlig darauf zu verzichten "abnahm".
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht gelegentlicher Konsum in Betracht?
Weil ich, wie bereits erwähnt, kein Bedürfnis nach Drogen habe und im Gegenteil
mir das Umfeld eher zu langweilig ist. Ich habe zwar noch einige Freunde die
kiffen, jedoch kann ich mit diesen mittlerweile recht wenig anfangen, wenn
diese gerade etwas geraucht haben und ich verbringe nur Zeit mit ihnen, wenn
sie nüchtern sind.
Ausserdem sind mir die Abläufe und Mechanismen bekannt, die einen dazu verleiten können, "das nicht so eng zu sehen" und ehe man sich dessen bewusst wird, hat man Verhaltensweisen angenommen die einen in problematische "Teufelskreise" bringen können.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Es gab keine große Veränderung für mich, ausser dass ich zum Beispiel darauf
verzichtet habe mit Freunden die kiffen wollten den Abend zu verbringen.
Diese Veränderung fiel mir jedoch nicht schwer, sondern hat mir im Gegenteil
schnell klar gemacht, wie langweilig es ist, bekifft rumzusitzen und sich über
belanglose Dinge zu unterhalten.
Da ich nach dem Verlust des Führerscheins umzog um meine Ausbildung abzuschließen, wechselte ein Großteil meines Freundeskreises und mein Umfeld bot keine Anreize oder Gelegenheiten zum weiteren Konsum.
35. Wer hat Ihnen dabei geholfen?
Geholfen haben mir dabei, wenn man so möchte, die Freunde, die selber keine
Drogen nehmen. Wobei diese Hilfe im Prinzip darauf beschränkt war, dass ich
eben etwas mehr Zeit als vorher mit diesen verbrachte.
36. Wie reagierte Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Ausschließlich positiv, auch wenn manche Freunde es nicht einfach verstanden,
sondern für sich selbst Gründe suchen mussten, um sich zu erklären, dass ich
darauf verzichte zu konsumieren oder Zeit mit Leuten zu verbringen, während oder nachdem diese konsumieren/ten, zu verbringen. Für die meisten dieser Leute war meist der verlorene Führerschein die passende Erklärung.
Die meisten Freunde allerdings begrüßten meine Entscheidung/Abstinenz und
verstanden es ohne größere Erklärung oder gar "Rechtfertigung".
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten
gehabt?
Ja, zwar nicht zu allen und vor allem ließ der Kontakt zu jenen, die für sich
selbst größere Gründe bemühen mussten um sich meine Abstinenz zu erklären,
nach. Ich habe die Ausbildung mittlerweile beendet, ein weiteres Studium
begonnen und dieses fast abgeschlossen. Das war mit erneuten Umzügen verbunden
und hat auch dazu geführt, dass der Kontakt zu den Drogenbekannten einschlief
und nur noch die guten Freunde übrig blieben.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt wie Ihre Bekannten Drogen
konsumiert haben?
Ja, dies war jedesmal geprägt von einem Gefühl des Gelangweiltseins und nicht
auf einer Wellenlänge in Gesprächen zu sein. Daher verzichte ich mittlerweile
einfach darauf, bei solchen Situationen dabei zu sein. Da ich momentan (seit
ca 3 Jahren) in einem Studentenwohnheim wohne, bekomme ich gelegentlich mit, dass Bekannte kiffen. Das ist für mich allerdings kein Problem, da es natürlich
genug andere Leute gibt, die nicht kiffen und ich verbringe dann mit diesen
meine Zeit.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis umzugehen?
Ich werde abstinent bleiben, da es mir nichts gibt und ich mehr vom Leben
erwarte als subjektiv "ultra-entspannt" rumzusitzen.
Es gab Situationen in denen ich zum Beispiel Gras bei Bekannten gesehen habe
und ich hatte kein Bedürfnis zu kiffen.
40. Haben Sie Cannabis zu Hause?
Selbstverständlich nicht. Wozu?
41. Wie wollen Sie es in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Da ich abstinent bin, mittlerweile seit mehreren Jahren, sehe ich keine Gefahr,
dass ich plötzlich Lust bekommen könnte zu kiffen. Der größte Teil meines
Umfelds kifft nicht und in mein Leben passen Drogen nicht mehr.
Ich werde bald mein Studium abschließen und werde danach entweder anfangen zu
arbeiten, ein Aufbaustudium (Master) beginnen oder vielleicht ins Ausland
gehen. Diese Pläne können Kiffen zwar nicht grundsätzlich verhindern, mir ist
bekannt und bewusst, dass auch viele arbeitende Menschen und Studenten kiffen
und auch im Ausland überall Drogen konsumiert werden. Mir ist klar
dass ich immer wieder und überall mit Cannabis konfrontiert werde.
Allerdings kommt es für mich und meine Ansprüche an mich selbst nicht mehr in
Frage.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich denke es würde mir auffallen, sollte ich irgendwann das Bedürfnis haben,
kiffen zu wollen. So wenig ich mir das im Moment vorstellen kann, ist mir die
Gefahr grundsätzlich bewusst und in dem Fall würde ich mich darauf besinnen
was ich von mir selbst erwarte und mich mit guten Freunden, meiner Familie oder auch mit professionellen Beratern darüber unterhalten.
Nach entsprechender Analyse meiner Konsumbiographie weiss ich, dass ich in Zeiten in denen ich nicht gefordert bin, oder keine konkreten Pläne habe, meine Zeit mit Aktivitäten füllen sollte. Hierfür kommen zum Beispiel Sport oder Hobbyprojekte in Frage. Ausserdem habe ich Freunde (die keine Drogen konsumieren) an die ich mich jederzeit wenden kann um Zeit mit Ihnen zu verbringen und mit denen ich Pläne (auch) für größere Hobbyprojekte machen kann.
Wenn ich mich in solchen Situtationen mit sinnvollen konkreten Dingen beschäftige geht das Risiko gegen Null.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke Alkohol, genau wie die meisten meiner Bekannten, die
Studentenparties besuchen. Ich habe nicht das Gefühl besonders viel oder häufig
zu trinken. Insbesondere ist mir bewusst zu welchen Gelegenheiten ich nicht
trinken möchte, zum Beispiel wenn ich viel zu tun habe oder Termine anstehen.