Hallo ivo,
ich möchte jetzt mein "Versprechen" einlösen und dir weitere Rückmeldung geben.
Deine Antworten lesen sich nicht schlecht - dennoch weißt du ja das die Fragen bei der MPU anders gestellt werden als hier im FB.
Z.B. die erste Frage darüber, was du am Untersuchungstag deutlich machen willst, wirst du jetzt ganz sicher nicht mehr mit: "Ich brauche meinen Führerschein..." beantworten, nicht wahr?
Wie steht es mit der Psychotherapie die du seit Juli 2014 machst? Ist dir bewusst das diese zunächst abgeschlossen sein muss, bevor du zur MPU gehst? Wenn du sie angibst, möchte der GA auch einen Bericht mit einer Einschätzung des Psychologen haben.
Du hast nunmal die Depression als Fragestellung bei der MPU. Sie kann nicht verheimlicht werden....demzufolge muss darüber auch bei der Exploration gesprochen werden. Hier im FB kommen darüber gar keine Fragen. Somit hilft dir das nicht wirklich bei der Vorbereitung.
Inwieweit die Belege die du zur ersten MPU mitgenommen hast (z.B. von deinem Hausarzt) jetzt in der Akte liegen (oder beim MPI verblieben sind), kann ich nicht einschätzen. Hattest du vor dem erneuten Versand mal in deine Akte hineingesehen was jetzt definitv noch enthalten ist?
Bei der letzten MPU hattest du angegeben das du jahrelang Tenuate eingenommen hast (mit teilweise erheblicher Dosissteigerung). Auch dieses Konsumverhalten wurde von der GA als "äußerst kritisch" eingestuft. Was würdest du dem nächsten GA darüber erzählen?
Das du den Konsum der Drogen nun offener zugibst ist, ist schon erkennbar (dazu später mehr). Ganz klar ist mir noch nicht was der Konsum mit deiner Vorgeschichte zu tun hat.
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
-Ich wuchs als Einzelkind auf. Als ich 13 Jahre alt war trennten sich meine Eltern. Ich war sehr viel alleine da meine Mutter selbständig war. Mit 16 lernte ich meinen späteren Mann kennen.Da er viel älter als ich war , waren alle gegen ihn . Ich wollte es dann umso mehr. Mit 19 wurde ich das erste mal schwanger und wir heirateten. Ich begab insgesamt 4 Kinder.96,98,00,01 Es war eine Zweck ehe würde ich heute sagen. Mit 26 verstarb meine letzte Tochter am plötzlichem Kindstod. Da wir noch die 3 anderen hatten versuchte ich so gut es geht stark zu sein. Ich weinte nie vor den Kindern oder sonst irgendjemanden. Ich wollte stark sein. An der Ehe hielt ich fest. Es musste ja so sein dachte ich damals. Und jetzt wo die kleine gestorben ist erst recht. Mein Mann war Fernfahrer und nur an den Wochenenden zuhause. Da es immer schlechter lief vertraute ich mich meinem Vater an. Der mir seine Unterstützung zusagte.Mit 34 packte ich ein paar Sachen ein und zog mit meinen Kindern zu einem Bekannten.Mein Ex Mann drohte sich oder mich umzubringen , daher versteckten wir uns eine weile. Im Februar hat er sich versucht sich umzubringen und lag danach auf der Intensivstation. Er fuhr dann in eine Therapie für 6 Monate . Ich konnte Luft holen. Mit 36 fing ich in einer Jugendhilfeeinrichtung an zu arbeiten. Diese machte mir viel Spaß .Da mein Vertrag nach einem Jahr auslief ging ich zum Arbeitsamt. Dort schlug ich eine Umschulung zum Erzieher vor. Man sagte mir das Dieses durchaus möglich ist da ich aus meinem alten Beruf zulange raus bin.Da der nächste Kurs erst in 7 Monaten begann hatte ich noch ein wenig zeit mich um alles zu kümmern.
Ich hatte täglich von um9 Uhr bis 16 Uhr Schule. war also von um 8 bis 17 Uhr unterwegs.Es war eine große Umstellung für mich und auch für die Kinder. Ich habe ja immer nur bis mittags gearbeitet und nun war ich den ganzen Tag weg . Die erste Zeit ging es noch . Dann kam ein Großes Praktikum wo es von der Zeit auch besser war .Aber ab Oktober war es dann sehr stressig und ich fühlte mich überfordert und ausgebrannt. Es kam dann dazu das die Lehrer uns baten Lerngruppen zu bilden. Ja und das taten wir. Leider waren es Konsumenten die sich immer was rein gepfiffen haben. Da ich mich eh schlecht fühlte zog ich mit am Joint und nahm auch Amphetamine .Ich merkte das mein Kopf frei wurde ich fitter wurde und lockerer .Von Oktober 2013 bis Mai 2014 trafen wir uns also 1 mal im Monat bei mir zuhause zum lernen und konsumieren.
Wir trafen uns dann noch einmal um unseren Abschluss zu feiern. Man bot mir neben dem Amphetamin und Joint auch noch eine Pille Mdma an. Damals dachte ich mir was solls probiere es aus.Und ich tat es . Allerdings ging es mir dann so schlecht das ich mich nur noch übergeben musste.*
In der Hoffnung das es mir besser geht nahm ich Amphetamine.
Aber es ging mir schlechter . Ich dachte über alles nach . Es war Samstag und am nächsten Tag war Muttertag. Ich weinte die ganze Nacht und konnte auch fast nicht schlafen.
Morgens fuhr mein Sohn wie immer zur Arbeit und wir verabschiedeten uns wie immer. Gegen 15 Uhr rief er mich an ob ich ihn abholen kann da sein Roller nicht anspringt . Und dann fuhr ich los.
Der Verlust eines Kindes ist mit Abstand das Schlimmste was einer Mutter passieren kann und auch die Geschichte mit deinem Exmann war sicher tragisch. Dennoch - zum damaligen Zeitpunkt hast du deine Probleme (noch) nicht mit Drogen verdrängt, oder? Erst Jahre später bist du zu einem Therapeuten gegangen, richtig? Wie bist du vorher mit dieser Belastung umgegangen? Und warum kam es viele Jahre später dazu, dass du mit deinen Schwierigkeiten nicht mehr anders umgehen konntest, als dich zu "betäuben"?
Ich gehe jetzt mal -teilweise provokativ- auf einige Antworten von dir ein:
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich dachte die Drogen helfen mir meine Probleme zu lösen.
Hast du das wirklich gedacht? Lt. deinen Angaben war es so...
Von Oktober 2013 bis Mai 2014 trafen wir uns also 1 mal im Monat bei mir zuhause zum lernen und konsumieren.
und von diesem Konsum einmal im Monat sollten deine Probleme gelöst werden?
Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja. Ich hätte viel früher meine Familie um Hilfe bitten müssen. Ich hätte meinen stolz ablegen müssen .
Wie hätte dir deine Familie bei deinem Problem konkret helfen können?
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich ziele habe die ich erreichen will. Drogen lösen keine Probleme sondern machen welche. Ich bin da durch die schule hineingerutscht und wollte es ausprobieren .Geholfen hat es mir nicht. Es ging mir eher schlechter dadurch.
Warum hast du es dann nicht sein lassen?
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Für mich war klar das es so nicht weiter geht. Ich hatte nach Abschluss der Prüfung auch keinen Kontakt mehr zu den Leuten. Da ich nun auch einen neuen Job habe kommt es für mich nicht mehr in frage
Was wäre wenn du den Job wieder verlieren würdest? Käme es dann wieder infrage?
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich brauche die Drogen nicht. Ich habe eine wundervolle Familie die mich Unterstützt wenn ich Hilfe brauche.
Hattest du diese wundervolle Familie nicht auch schon vorher? Was hat dich daran gehindert sie früher um ihre Hilfe zu bitten?
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Es viel mir nicht schwer da ich merkte das ich alles ohne Drogen viel besser schaffe.
Das beantwortet nicht die Frage. Wie hast du sie
erlebt?
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Meine Familie und meine Kollegen
Welche Kollegen? Die von früher? Du "sagtest" doch das du keinen Kontakt mehr hast? Oder meinst du heutige Arbeitskollegen? Wenn ja, hast du bisher noch nichts darüber erzählt (sondern nur von deinem Chef). Wie genau konnten deine Kollegen dir helfen?
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich denke dadurch das ich mich nicht wieder in diese Schulsituation begeben werde kann so schnell nichts kommen .Ich habe gelernt mir Hilfe von außen zu holen und das Drogen keine Probleme lösen sondern alles nur viel schlimmer machen. Ich geh dann lieber eine stunde länger an Boxsack als noch einmal so etwas dummes zu tun.
Ansonsten ist meine älteste nun gerade in ihre erste Wohnung gezogen. Wir haben ein super Verhältnis und ich fahre zu ihr so oft es geht. Das schafft noch einen zusätzlichen Ausgleich in meinem leben.*
Bitte lese die Frage noch einmal genauer. Es geht darum WIE du einen beginnenden Rückfall erkennen würdest. Das du aus der "Schulsituation" heraus bist hat erstmal gar nichts damit zu tun, dass du wieder rückfällig werden könntest. Es geht/ging doch generell um die Überforderung bei dir, dich auch durch andere Situationen entstehen könnte...
Deine erste MPU verlief negativ da du deinen Drogenkonsum verharmlost bzw. abgestritten hast. Jetzt stehst du schon mehr dazu (obwohl ich nicht wirklich daran glaube, dass du nun die Wahrheit sagen willst). Das hier...
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Ich habe am Donnerstag eine Pille Mdma genommen , 1 Joint gekifft und 2 Nasen Speed konsumiert. Am Freitag und Samstag Speed .
klingt jedenfalls nicht nach 1x im Monat!
Der abgestrittene Drogenkonsum war aber nicht allein der Grund für das negativ. Auch der Medikamentenmissbrauch (den du ja auch offen zugegeben hast), spielte eine große Rolle und auch in diesem Bereich bist du durchgefallen, da..
Zitatanfang "...Aufgrund einer seit Jahren medikamentös behandelten depressiven Störung wurde vor kurzem eine psychotherapeutische Behandlung begonnen. Die zuvor sehr hoch dosierten Antidepressiva wurden abgesetzt, eine fachliche Einschätzung der Schwere der aktuellen psych. Probleme liegt nicht vor. Daher können die Bedenken an der Fahreignung nicht ausgeräumt werden....."
Zitatende
Hast du jemals in Betracht gezogen eine Suchtberatung aufzusuchen? Das wäre in deinem Fall sehr wichtig gewesen.
Ich will dir sicher nichts Böses, sondern dir helfen. Dennoch möchte und muss ich dir einfach meine Bedenken mitteilen. Aus meiner Sicht wäre es das Klügste beim MPI anzurufen und mitzuteilen das du jetzt noch keine MPU antreten kannst (solange noch kein Termin steht und du auch noch nichts bezahlt hast dürfte das machbar sein) und die Akte an die FSSt. zurück schicken zu lassen. Dann zur FSSt. gehen, Akteneinsicht zu nehmen was genau denn jetzt dort enthalten ist und mit der Begründung das die Vorbereitung noch nicht ausreichend ist, den Antrag auf Neuerteilung zurückziehen (oder über eine Fristverlängerung "verhandeln") um sich danach noch einmal ausgiebig mit der Vorbereitung auseinanderzusetzen.
Das beinhaltet auch einen weiteren AN (der in 6 Monaten dann auch mit einer Haaranalyse belegt werden könnte, wenn man seine Haare nicht mehr nachfärbt) und sich gleichzeitig noch Hilfe bei einer Suchtberatung/SHG zu suchen. Desweiteren Gespräche mit dem Therapeuten zu führen, dass die Therapie bis zum Zeitpunkt der nächsten MPU abgeschlossen sein sollte (oder falls dies zu früh ist, es als "Nachsorge" zu deklarieren) und wenn das Geld noch reicht, noch einige Besuche bei einem VP in Erwägung zu ziehen.
Das war jetzt sicher nicht das was du gerne lesen wolltest, momentan kann ich aber leider keine andere Einschätzung treffen. Es ist natürlich allein deine Entscheidung wie du mit meinem Rat umgehst.
Beantworte doch einmal einige Fragen aus deinem neg. Ga aus heutiger Sicht. Was würdest du anders machen, wie könntest du die Fragestellungen umgehen die dich durch die MPU fallen ließen? Anhand dieses "Sachstandes" erkennst du vllt. selber, wie schwierig das auch in der nächsten MPU werden wird.
01) Was möchten Sie bei der heutigen Untersuchung deutlich machen?
02) Wie war Ihr Drogenkonsum vor dem Delikt?
03) Wie kam es zum Delikt?
04) Wie oft haben sich mit Ihren "Drogenkollegen" getroffen?
05) Warum haben Sie in der Woche vor dem Delikt auch außerhalb der Treffen konsumiert?
06) Welche Wirkung haben Sie sich vom Konsum erhofft?
07) Warum konnten Sie sich vorab keine Hilfe suchen?
08) Welche weiteren Medikamente haben Sie eingenommen?
09) Wie beurteilen Sie Ihren Medikamentenkonsum?
10) Welche Problematik besteht bei Ihnen?
11) Haben Sie Medikamentenmissbrauch begangen?
12) Wie sind Sie aufgefallen?
13) Was haben Sie am Delikttag konsumiert?
14) Warum haben Sie keine Beratung aufgesucht?
15) Leiden Sie unter Depressionen?
Das sind -wie erwähnt- nur einige Fragen die ich hier aufführe, die durch deine Antworten, vom GA, aber noch vertieft werden würden.