Was ist passiert?
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der Schule im Unterricht: Drogenpräventionstag.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Etwa 2004: mit 15 Jahren Cannabis.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Ab 2006: Gelegentlicher Cannabis-Konsum, meist am Wochenende.
Auch Phasen vollständiger Abstinenz je nach schulischer Leistung, abgewechselt mit Phasen in denen ich häufiger zum Teil auch unter der Woche konsumiert habe.
Das schulische Vorankommen hatte für mich immer Priorität, sodass ich über längere Zeiträume nicht konsumiert habe, wenn ich das Gefühl hatte, meine Noten wären schlechter.
Ab 2009 begannen meine Freunde auf Partys mit chemischen Drogen (zunächst nur Amphetamin) zu experimentieren.
Da mein Selbstbewusstsein nicht sonderlich hoch war, sah ich hier eine Möglichkeit, mich "aufzubessern".
Später in 2009 fuhren wir per Bahn auf diverse Musikfestivals.
Hier herrschte sozusagen Ausnahmezustand: Mischkonsum von allem was man bekommen konnte.
Bei der Rückfahrt wurde ich an einem Bahnhof von der Polizei kontrolliert und 1,5 Ecstasy-Pillen sichergestellt.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Sehr selten, Alkohol bekam mir nie sonderlich gut.
Den Cannabis-Rausch wollte ich meist pur haben.
Nahm ich Amphetamin vertrug ich mehr Alkohol, und trankt daher um auch mal "cool zu sein".
Nahm ich Ecstasy trank ich nicht.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Habe sehr wenig Alkohol konsumiert, da ich diesen nicht vertrage. Ich habe nie regelmäßig getrunken, wenn dann meist aus Gruppenzwang heraus auf Partys. Und dann eher nur 2-3 halbe Bier.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Nein. (eventuell Kaffee, jedoch 2020 entwöhnt)
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja, definitiv. Die Konzentration nimmt merklich ab.
Vor allem bei den chemischen Drogen.
Außerdem hatte ich immer ein schlechtes Gewissen; beim Konsum und insbesondere danach.
Das Tief, das man nach dem Konsum erlebt, wiegt - meiner Meinung nach - das Hoch, das man zuvor hatte, nicht auf.
Wenn man das Wohlbefinden zeitlich in eine Rechnung packt, zahlt man unterm Strich sozusagen drauf.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, bei Cannabis war es einfach die Sucht. Hier überwog das Gefühl der Entspannung dem schlechten Gewissen.
Bei den chemischen Drogen lagen ja zumeist mindestens eine Woche bzw. mehrere Wochen zwischen den Partys.
Ja, ich wollte dieser Gruppe angehören.
Am Wochenende zum Feiern gehörte der Konsum dieser chemischen Drogen einfach dazu.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Auffälligkeit 1: 02.08.2009 Blutwerte wurden keine genommen.
Auffälligkeit 2: 25.08.2010 FäG: zwei Urinproben. Die erste negativ auf alle getesteten Substanzen, die zweite positiv auf Amphetamin. Die genauen Werte standen nicht im Gutachten und sind mir daher nicht bekannt.
Weitere Anmerkung:
aus der Korrespondenz zum FäG: "Es liegt eine fortgeschrittene Drogenproblematik mit polyvalentem Konsummuster vor.
Der Klient räumt den Konsum von Cannabis, Amphetaminen und Ecstasy ein. Illegale Drogen und Alkohol wurden durchaus zeitgleich konsumiert.
Das polytoxikologische Screening ergab einen positiven Befund hinsichtlich Amphetaminen, was die Aussage des Klienten über eine angebliche Drogenabstinenz seit April 2010 widerlegt. Es steht somit fest, dass er sog. harte Drogen konsumiert. Der positive Befund des Urinscreenings belegt fortgeführten Drogenkonsum. Er ist deshalb zum führen von Kfz ungeeignet, auch wenn er nicht von Betäubungsmitteln abhängig ist."
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Auffälligkeit 1: Da Festival-Setting: An dem Wochenende Cannabis, Ecstasy, Amphetamin.
Auffälligkeit 2: Nur Amphetamin an einem Samstag zuvor.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Auffälligkeit 1: 2-3 Joints ggf. Nachwirkungen von Ecstasy Tabletten aus der Nacht davor.
Auffälligkeit 2: An dem Wochenende zuvor Amphetamin. Es war nicht besonders viel soweit ich mich erinnere.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Auffälligkeit 1: Festival-Setting, das leider sehr ansteckend ist.
Auffälligkeit 2: Ein Techno-DJ den wir damals sehr verehrten, war in der Gegend.
Wir fuhren mit einem Partybus mit einer größeren Gruppe dort hin.
Irgendwie entstand dabei ein Gruppenzwang, bei dem ich mich hinreißen lies, mitzumachen.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Auffälligkeit 1: Heimfahrt von einem Festival für elektronische Musik, dort wurde ich am Bahnhof kontrolliert und 1,5 Pillen Ecstasy konfisziert.
Auffälligkeit 2: 25.08.2010 Aus den sich aus der Sicherstellung ergebenden Konsequenzen (16 Sozialstunden, Bußgeld, Drogenfrühpräventionskurs) wurde mir ein FäG auferlegt, ich musste zwei Urinproben abgeben. Die erste negativ, die zweite positiv auf Amphetamin.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
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15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
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16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
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17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
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18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
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19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Cannabis: 2 - 3 Stunden
Amphetamin: 6 - 20 Stunden
Ecstasy: sehr unterschiedlich, Nachwirkungen bis zu 2 Tage
Alkohol: Der Körper baut zwischen 0,1 und 0,2 Promille pro Stunde ab.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Ja, Cannabis, das ich stellenweise täglich konsumiert hatte --> ja durchaus: Die Konzentrationsfähigkeit verschlechtert sich, Stimmungsschwankungen, bis hin zu möglicher Psychose.
Zum Glück habe ich die härteren Substanzen nie täglich konsumiert sondern nur als "Partydroge" verwendet.
Ecstasy -> dauerhafte Hirnschäden, Persönlichkeitsstörungen
Amphetamin -> Abhängigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Depressionen
Alkohol -> Schädigt alle Organe, insbesondere das Gehirn und die Leber
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Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Cannabis war eher zum Vergnügen, aber leider der Einstieg.
Zunächst aus Neugierde und Langeweile, später blieb man dabei z.b. aufgrund der subjektiv gesteigerten Wahrnehmung beim Musikhören.
Die härteren Drogen waren z.t. Flucht, z.t. Trotz.
Konsum auf Partys um weniger schüchtern zu sein, Selbstbewusstsein zu steigern.
Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Eltern waren zunächst schockiert, dann besorgt.
Waren aber insgesamt für mich da und haben mich immer wieder motiviert, mein Leben in den Griff zu bekommen und die Kontakte abzubrechen.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Musikfestivals und bestimmte Partys. Ansonsten nein.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Ich war bei der Drogenhilfe, sowie bei einer Psychologin um über das Geschehene zu sprechen.
Zusätzliche Motivation gab mir ein Vortrag mit dem Titel "vom Junkie zum Ironman" von Andreas Niedrig.
Dies hatte mich frühzeitig motiviert aufzuhören, da damit klar wurde dass, jedem eine Kehrtwende möglich ist - wenn man nur will.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Wenn sich meine schulischen Leistungen verschlechtert hatten, habe ich den Cannabis-Konsum für mehrere Monate unterbrochen.
Konsumspitzen gab es später natürlich auf den Musikfestivals.
Eine längere Konsumpause hatte ich - bis auf den Amphetamin-Ausrutscher - in der Phase des FäG.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich denke, die Gruppe. Ich hatte immer viele Interessen, so dass ich auch gut ein Leben ohne Drogen hätte führen können.
Jedoch war mein Selbstbewusstsein nicht sehr hoch.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Gefährlich wär es, wenn aus dem gelegentlichen Konsum Gewohnheit wird.
Ich hatte zum Glück ein paar Anker.
Beispielsweise hat mich Skateboard-fahren davor bewahrt, ein stärkerer Cannabis-Konsument zu werden.
29. Waren sie drogenabhängig?
Cannabis ja schon etwas,
die härteren Substanzen nein, das war eher vom damaligen Umfeld abhängig.
Natürlich ist man am Ende immer selbst verantwortlich.
Die Verantwortung für mein Handeln möchte ich mit dem Gruppenzwang Argument nicht abtun.
Aber es hatte sicher einen Einfluss.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ein Hauptpunkt für mich wäre der Faktor Bildung:
Ich hatte damals eine gewisse Form von Perspektivlosigkeit,
welche dazu führte, sich vom Umfeld beeinflussen zu lassen.
Hätte ich eventuell mit einem Studium begonnen, das mich geistig fordert,
hätte ich möglicherweise den Drogenkonsum nicht so weit kommen lassen.
Auch wenn ich stärker meinen Interessen nachgegangen wäre, beispielsweise mehr Sport,
wäre gut gewesen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Bedingt durch eine zunehmend bewusstere Lebensführung ab 2014, zunächst durch Tai Chi, hatte so etwas keinen Platz mehr in meinem Leben.
Cannabis geraucht habe ich bis 2015, immer noch in längeren Zyklen stärkerer Abstinenz über gelegentliches Rauchen bis zum täglichen Konsum.
Irgendwann hatte ich auch das satt,
ich wollte nicht mehr vernebelt sein, sondern unbedingt klar im Kopf.
Sowohl für Sport, als auch um das eigene Leben in den Griff zu bekommen.
Es kamen Meditation, Yoga und vegetarische Ernährung hinzu.
Später begann ich ein Studium, dass mich weiter motivierte einen klaren Kopf zu haben.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Im Tai Chi Kurs habe ich durch direktes körpereigenes Feedback gemerkt,
dass ich auch Wochen nach "nur" gelegentlichem Konsum noch eine verschlechterte Körperwahrnehmung hatte.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Eine dauerhafte geistige Klarheit ist bei gelegentlichem Konsum nicht haltbar.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Als einen langsamen*, aber stetigen Prozess, der meine Wahrnehmung immer klarer werden lies.
*Langsam im Sinne von: es dauert zwischen dem Absetzen von Cannabis und dem bemerken von positiven Veränderungen.
Die mit der Zeit aber immer klarer werden.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich mir selbst: Durch Reflexion und Meditation.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Alle sehr positiv. Besonders die Eltern, wobei
Freundeskreis: In der Regel mit Stolz und Bewunderung.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Teilweise, bis 2015 schon noch, wurde ich aber zunehmend eigenbrötlerischer und begann mich mehr und mehr abzukapseln.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, mit dem guten Gefühl diesen Konsumkreislauf und das "cool sein" durchschaut zu haben.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Kein Konsum. Absolute Abstinenz.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Habe ich nie, daher nicht relevant.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
ggf. Das man darüber nachdenkt wieder anzufangen?
Ich bin sehr gefestigt in meiner Überzeugung clean zu sein, dass ich
einen beginnenden Rückfall sehr frühzeitig erkenne und Gegenmaßnahmen einleite.
Mehr Sport beispielsweise.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke keinen Alkohol.
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Zusätzlich für Wiederholungstäter
44. Wie lange haben Sie nach der letzten Begutachtung (MPU, FÄG) pausiert?
Kann ich nicht mehr genau sagen, nachdem das Drogenscreening im FÄG positiv war,
hatte ich damals wohl einen Grund weniger sauber zu bleiben.
Andererseits wussten meine Eltern Bescheid, in deren Haushalt ich zu der Zeit noch lebte.
Daher hielt sich das in Grenzen.
45. Was war der Auslöser für Ihr erneutes Fehlverhalten?
Siehe Frage 10 - 13
46. Wieso hat es sich bei dem erneuten Fehlverhalten nicht um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt?
Doch, das erneute Fehlverhalten war ein einmaliger Ausrutscher.
47. War Ihr Verhalten schlimmer oder weniger schlimm als vor der ersten Auffälligkeit?
Den reinen Konsum betrachtet, weniger schlimm, denn die Mengen / Mischung waren niedriger.
Insgesamt betrachtet schlimmer, denn ich wusste ja, dass etwas auf mich zukommt und ich hätte mein Leben früher wieder vollständig auf die richtige Bahn lenken können.
48. Warum hat es sich so entwickelt?
Die Verhaltensänderung war nicht stabil genug, um dem Gruppenzwang zu widerstehen.
49. Was haben Sie gegenüber dem vorhergehenden Versuch geändert?
So ziemlich alles.
Ich habe die alten Kontakte abgebrochen.
Ich habe einen tieferen Lebenssinn gefunden, der mich stabil und drogenfrei leben lässt.
Ich bin mit mir und meinem Leben sehr zufrieden.
Ich habe studiert und plane ein weiterführendes Studium.
Ich bin verheiratet, führe eine glückliche Ehe, wir haben ein Kind.
So... dat wars... ich freue mich auf euer Feedback