12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In meinem Leben war ich immer der Junge, der in der Klasse das Opfer gewesen ist. Ich wurde auf Grund meiner Körpergröße gehänselt, gemobbt und beleidigt. An diese Rolle hatte ich mich jedoch schon gewöhnt, es war für mich nichts neüs. Im Alter von 16 Jahren, auf meiner Abschlussfahrt der 10 Klasse, habe ich zum ersten mal Alkohol konsumiert, ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag. Plötzlich wendete sich das Blatt für mich, ich hatte auf einen Schlag die Anerkennung meiner Mitschüler, alle hatten bereits Alkohol getrunken und ich spürte wie es ist, einfach dazuzugehören. Mein Selbstvertraün stieg mit einem mal stark an.
Ich fühlte mich in mir selbst bestätigt, was mir einen ungeheuren Schub an Selbstvertraün gab. Ich lernte schnell mich auch ohne Alkohol zu verteidigen und eckte an, was den anderen gefiel.
Das diese Umstellung für mich meiner Meinung nach auf den Alkohol zurückzuführen war, blieb immer in meinem Unterbewusstsein.
Nachdem ich von der Schule abgegangen war, lernte ich durch ein berufsvorbereitendes Praktikum meinen ersten richtigen Freundeskreis kennen. Ich bekam schnell das Gefühl, dass wenn ich Alkohol mit trank, ich zu der Gruppe dazu gehörte, wenn ich jedoch nein sagte, ich dementsprechend schnell gehänselt wurde und mit Sätzen wie „XXXX was willst du eigentlich hier?“,ziemlich schnell aus der Gruppe wieder ausgeschlossen wurde.
Noch dazu hatten wir immer weibliche Personen um uns herum, mir war dies dann immer besonders peinlich!
Ich merkte schnell, dass ich ohne Alkohol keine Anerkennung mehr bekomme und fühlte mich zurück versetzt in der Zeit vor der 10ten Klasse. Der Junge, der immer wieder das Opfer spielen musste! Da lernte ich, ich war unerfahren, sodass es mir weder in den Sinn kam, ich könnte die Cliqü wechseln, noch dass die Mengen an Alkohol zu groß sein könnten. Eher im Gegenteil, ich bekam da kostenlos Alkohol. Das und den nahm ich als Zeichen dazu zugehören.
Ich konnte immer mehr vertragen und umso mehr ich getrunken hatte, umso mehr wurde ich von meinen Freunden akzeptiert. Sätze wie XXXX „Wow, du bist ein echter Kerl, Respekt!“,
waren keine Seltenheit mehr !
Ich gewöhnte mich an dieses Leben, für mich war das Trinken von Alkohol zur Gewohnheit geworden!
Über diesen Freundeskreis lernte ich dann auch meine erste Freundin kennen, sie war dann bei unseren Treffen immer mit ihren Freundinnen dabei. Dadurch das ich nun auch noch eine Freundin hatte, die das beliebteste und schönste Mädchen der Cliqü war, bekam ich noch mehr Respekt von meinen Kumpels. Ich war glücklich mit meiner Gesamtsituation, da ich nun, wie ich dachte, wahre Freunde und die Liebe meines Lebens gefunden habe. Deshalb hätte ich nie im Leben darüber nachgedacht den Freundeskreis zu wechseln, auch wenn ich im Hinterkopf wußte, dass mein Alkoholkomsum irgendwann eskalieren würde.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol habe ich selbst an mir gemerkt, das ich stets locker drauf war. Ich hatte keine Probleme Mädchen anzusprechen, auch Themen wie Beziehungen und Sex, die ich sonst nur mit meinen Jungs besprochen habe, fielen mir beim weiblichen Geschlecht nicht mehr schwer. Meine Zunge war einfach VIEL lockerer. Bei viel Alkohol war ich aber eher müde, das Reden fiel mir schwer (LALLEN). Ich konnte aber auch an mir feststellen, dass ich schnell gereizt und aggressiv wurde. Ich habe Sachen gemacht, die ich im nüchternen Zustand niemals machen würde, z.B. mitten in der Nacht bei Mädchen aus meiner klasse anzurufen um mich mit denen zu unterhalten. Ich merkte erst am nächsten Morgen wie unangenehm mir mein Verhallten war, dazu kam noch häufig ein unangenehmer Kater.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Anfangs gab es keine Hinweise anderer auf mein Alkoholkonsum. Ich habe mich einfach nicht getraut betrunken nachhause zu kommen. Mir war es sehr peinlich in Anwesenheit meiner Eltern alkoholisiert zu wirken, aus diesem Grund habe ich nur getrunken wenn ich bei einem Freund geschlafen habe oder wenn meine Eltern verreist waren. Mit dem 17. Lebensjahr jedoch, bin ich auch mal öfters am Wochenende betrunken nachhause gekommen und da ich immer schon um 22:00 Uhr zuhause sein musste, ist es ihnen aufgefallen, dass ich alkoholisiert war. Da es sich häufte, habe ich dementsprechend Ärger bekommen. Ich habe dies aber immer nur als total überflüssig empfunden, mein Kommentar war Mama, alle meine Freunde trinken Alkohol ich bin fast Erwachsen. Ich habe es mir LEIDER nie zu Herzen genommen, was meine Eltern mir vermitteln wollten. Ich habe mir einfach die falschen Beispiele an meinen damaligen Freunden genommen. Da allen tranken, fand ich selbst mein Trinkverhalten auch nicht schlimm, im Gegenteil, es wurde sogar hoch anerkannt das man so viel an dem Abend getrunken hatte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Der Alkoholkonsum hatte Auswirkungen auf den Kontakt zu meinen Eltern bzw ich hatte kaum noch einen zu ihnen, da ich eigentlich ständig nur noch Ärger bekommen habe. Ich habe ebenfalls die Probleme meiner Familienmitglieder nicht mehr wahr genommen, mir war alles egal, das wichtigste war mir damals mein Freundeskreis. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass mein Freundeskreis ein Ersatz für meine Familie für mich war, der nicht nur noch rummeckerte. Ausgewirkt hat sich mein Alkoholkonsum auch auf meine Ausbildung, ich wurde mehrmals von meinem Chef angesprochen, dass ich Montags nicht noch mit einer Fahne ankommen solle. Auch in der Schule wurde ich immer unkonzentrierter, ich habe kaum noch Hausaufgaben gemacht, ich habe es einfach nicht mehr für wichtig gehalten. Dementsprechend fielen meine Noten immer schlechter aus. Ich bin oft unvorbereitet in den Unterricht gekommen, aus Scham habe ich dann bestimmte Unterrichtsstunden geschwänzt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ja, im Alter von 17 Jahren bis zum Alter von 23 Jahren, eine Zeit in der ich aus heutiger Sicht viel Alkohol getrunken habe. Ich habe fast jedes Wochenende mit meiner Gruppe Alkohol getrunken. Rückblickend sehe ich mich als Jemanden, der Alkohol Missbrauch betrieben hat. Ich lebe im Gegensatz zu früher heute komplett Alkohol abstinent. Labor Befunde liegen vor !
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, es ist vorgekommen, es war eher selten aber manchmal bin ich aufgewacht und konnte nicht komplett den ganzen Abend wieder im Kopf ablaufen lassen, dass bedeutet ich hatte Gedächtnis- Lücken. Ich habe dann von meinem alten Freundeskreis erfahren, dass ich peinliche Sachen gemacht habe, wie das besprochene Anrufen bei Mädchen aus meiner Klasse. Ich habe mir dabei aber nichts schlimmes gedacht, da es die anderen aus meiner Gruppe ebenfalls Erinnerungslücken hatten. Ich habe mir einfach gedacht, das gehört zum Erwachsenwerden dazu, das hat doch jeder durchgemacht!
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein! Es gab Wochenenden an denen ich völlig auf Alkohol verzichtet habe, aber das meistens auch nur, weil nichts anlag, das bedeutet es gab keine Verabredungen mit meinem altem Freundeskreis!Oder wenn ich mit meinen Eltern im Urlaub war, jedoch war dies unbewusst! Ich hatte auch rückblickend nie den Wunsch meinen Alkoholgenuss auf Eis zu legen, da ich so erst Recht von meinem Freundeskreis akzeptiert wurde. Rückblickend erkenne ich, was dies für Folgen hatte.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Rückblickend sehe ich mich als jemanden der Alkohol Missbrauch begangen hat. Ich habe Alkohol nicht mehr als ein Genussmittel, sondern als ein Rauschmittel gesehen. Ich sehe in mir keinen Alkoholiker, aber hätte ich so weiter gemacht, wäre es der erste Schritt in die Richtung gewesen. Ich lebe zurzeit komplett Alkohol abstinent, da ich einfach bislang durch meinen neün Freundeskreis und meine neü Freundin einfach keine Nachteile in meiner Lebensart sehe. Eher Im Gegenteil, ich werde so akzeptiert wie ich bin.