Hi Max, das ist ja superdupermeeeeeeeganiiiiiiiice von dir
hier dann also nochmal der überarbeitete Fragebogen:
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das muss so in der fünften oder sechsten Klasse gewesen sein. Es kam ein 'Drogenberater' zu uns in die Klasse der Aufklärungs- und Präventionsarbeit geleistet hat. Ein ganz lockerer Typ mit einer ziemlich liberalen Einstellung zum Thema Drogen.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Ich bin in einer behüteten Familie in ländlicher Gegend auf einem großen Hof aufgewachsen, Drogen gab es dort nicht wirklich. Als ich 17 Jahre alt war, im Sommer 2003, habe ich zum ersten Mal mit ein paar Bekannten einen Joint mitgeraucht. Ich war neugierig auf Cannabis und es reizte mich, etwas Verbotenes zu tun.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Kurz nach meinem ersten Cannabis Konsum habe ich ein weiteres Mal mit denselben Leuten einen Joint geraucht, machte diesmal jedoch eine komplett andere Erfahrung als bei meinem ersten Konsum. Ich fühlte mich gehemmt und unwohl in meiner Haut und konnte mich nicht mehr richtig artikulieren. Danach habe ich noch zwei weitere Male Cannabis probiert, machte jedoch beide Male wieder dieselbe negative Erfahrung und ließ es dann sein.
11 Jahre später, nach Abschluss meines Studiums lernte ich einen jungen Mann kennen, der in der sogenannten "Technoszene" fest verwurzelt war. Mit ihm probierte ich im März 2013 zum ersten Mal MDMA-Kristalle aus, kurze Zeit später auch Ecstasy-Tabletten und Speed. Seit dem konsumierte ich in unregelmäßigen Abständen an den Wochenenden auf Partys Speed und MDMA, sowie auch erneut Cannabis nach den Partys, zum "runterkommen".
Nach der Verkehrsauffälligkeit Anfang Juli 2013 konsumierte ich noch ca. 2 Mal auf Partys chemische Drogen, bevor ich den Konsum einstellte.
Danach habe ich nur noch ein einziges Mal, Silvester 2014 eine Ecstasy-Tablette genommen.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ich habe meinen zweiten Joint gemeinsam mit Alkohol konsumiert, was mir allerdings überhaupt nicht bekommen ist. Im Sommer 2013, der Phase meines Lebens in der ich mit Drogen experimentierte, habe ich keinen Alkohol zu den Drogen genommen, das war in der Szene auch eher verpönt. Ich habe immer viel Wasser getrunken, an alkoholischen Getränken vielleicht mal ein Alster oder Biermischgetränk am Nachmittag in der Sonne auf einer der Open-Air-Partys. Als ich dann später, Silvester 2014 noch einmal eine Ecstasy-Tablette konsumierte, hatte ich schon 2 Gläser Sekt getrunken. Dies war der schlimmste Rausch den ich je hatte.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Gegen Ende meiner Jugend, so zwischen 17 und 20 Jahren habe ich häufiger auf Partys an den Wochenenden Alkohol getrunken, meistens Bier oder Sekt. Schnaps habe ich nicht so gut vertragen und Mischgetränke mit Cola oder ähnlichem haben mir nicht geschmeckt. Ich hatte einmal einen ziemlich heftigen Filmriss vom Alkohol, nachdem ich mich nicht mehr erinnern konnte was passiert war. Ich war ca. 18 Jahre alt und auf einer Party bei Freunden. Eine Freundin hat mich mit dem Taxi nach Hause gefahren und ins Bett gebracht, ich konnte mich am nächsten Morgen nicht erinnern, wie ich dort hin gekommen bin. Seitdem habe ich immer nur so viel bzw. wenig getrunken, dass ich die Kontrolle nicht verlor. Mit Beginn des Studiums bin ich nicht mehr so viel ausgegangen, mein damaliger Freund uns ich waren sehr häuslich und ich musste viel arbeiten um mein Studium und mein Leben zu finanzieren.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich trinke jeden Morgen eine große Tasse Cappuccino und auf der Arbeit selten noch mal einen Kaffee.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Nach den Party- Wochenenden gab es immer ein emotionales Tief. Das kam meistens am Montag oder Dienstag und verschwand oft erst am Mittwoch wieder. Diese Tage waren furchtbar. Ich hatte schlechte Laune, hatte das Gefühl nichts produktives, konstruktives zu schaffen, wäre am Liebsten gar nicht aus dem Haus gegangen. Ich konnte mich nicht so ausdrücken wie ich es gerne getan hätte, war äußerst labil und oft kamen mir scheinbar grundlos die Tränen. Kleinigkeiten konnten mich aus dem Konzept bringen und ich begann zu weinen. Ich war unkonzentriert und schnell gereizt. Zu Beginn meiner Konsumphase bemerkte ich dies nicht gleich oder versuchte vielmehr es zu ignorieren, je länger diese Phase andauerte, desto klarerer wurde es mir jedoch, dass ich einen hohen Preis für die Feier-Wochenenden zahlte. Ich kam auch mit der Bewältigung des Alltags nicht mehr so gut zurecht, vieles was ich hätte erledigen müssen ließ ich liegen und kümmerte mich nicht darum. Auch hatte ich das Gefühl, mit der Zeit immer mehr zu verdummen, ich fühlte mich nicht mehr in der Lage anspruchsvollere Gespräche mit meinen Freunden, meiner Familie oder insgesamt mit anderen Menschen zu führen und fühlte mich in meinem Alltagsleben nicht mehr wohl. Außerdem bekam ich Pickel die nicht wieder verschwinden wollten und ich hatte eine sehr unreine Haut.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Zunächst einmal habe ich das getan. Ich habe die negativen Folgen ignoriert und versucht mir einzureden, es würde mir blendend gehen. Ich wollte in dem Freundeskreis, in den ich hineingeraten war, dazu gehören. Mit dem jungen Mann, Jolo, welcher mich in den Konsum chemischer Drogen eingeweiht hatte, hatte ich eine Affäre. Ich wollte ihm imponieren und cool vor ihm sein, alle seine Freunde nahmen Drogen und waren auf den ersten Blick coole, fröhliche und witzige Leute. Ich wollte gemocht werden, von Jolo, sowie seinen Freunden und um dass zu erreichen, um genauso witzig, lustig und cool zu sein, konsumierte ich mit und rutschte immer weiter in die Negativspirale.
Erst meine Verkehrauffälligkeit rüttelte mich langsam wach und ich begann, den Lebensstil den ich nun seit gut drei Monaten pflegte, zu hinterfragen. Ich konnte bei mir den körperlichen und seelischen Verfall wahrnehmen und begann auch die Menschen welche ich in der Partyszene neu kennen gelernt hatte, kritischer zu sehen und zu beurteilen.
Das wahre Ausmaß der Auswirkungen auf meinen Alltag und meine Befindlichkeit, wenn ich mal wieder an einem Wochenenden gefeiert und etwas konsumiert hatte, wurde mir jedoch erst bewusst, nachdem ich einen wirklichen Cut gemacht hatte und mich, ca. Ende August 2013, also 6-7 Wochen nach meiner Verkehrsauffälligkeit, von Jolo und seinem Freundeskreis distanziert hatte.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Amphetamin: 10,0 ng/ml
Carboxy-THC: 5,2 ng/ml
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Die Verkehrskontrolle, in welcher ich auffällig wurde ereignete sich Montag Nacht, als ich von einem Festival nach Hause fuhr. Ich habe zuvor Freitag und Samstag Nacht auf dem Festival Drogen genommen. An beiden Abenden jeweils insgesamt 1 Ecstasy Pille, in Viertel aufgeteilt und ca. 4 Lines Speed.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
An dem Tag der Auffälligkeit selbst habe ich keine Drogen konsumiert. Ich dachte damals ehrlich gesagt noch, wenn ich 2 Tage warte bevor ich wieder Auto fahre sind die Drogen aus meinem Körper ausgeschieden und dass ich wieder fahrtauglich wäre. Dass es nach zwei Tagen Konsum wesentlich länger dauert bis das Reaktionsvermögen, das Urteilsvermögen zur Einschätzung von Situationen und die Konzentration, die man zum Autofahren brauch, wiederhergestellt sind, war mir damals nicht klar.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Ich befand ich mich damals in einem sozialen Umfeld, in dem es gängig war, auf Technopartys Drogen zu konsumieren. Das Festival, auf dass ich mit meinen damaligen Freunden fuhr, war sozusagen der Höhepunkt des Sommers. Deshalb habe ich Freitag und Samstag Nacht etwas konsumiert.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich bin in eine allgemeine Verkehrskontrolle im Rahmen des Musikfestivals geraten. Die Kontrolle war darauf ausgelegt, die Fahrer auf den Konsum von illegalen Substanzen hin zu überprüfen, da das Festival anscheinend schon dafür bekannt war, dass dort Drogen konsumiert werden. Ein Polizist winkte mich auf den Parkplatz wo eine große Kontrollstation aufgebaut war. Die Frage, ob ich Drogen konsumiert hatte, verneinte ich. Ich sollte dann einen freiwilligen, ich nenne es mal 'Geschicklichkeitstest' (wie lautet noch mal das richtige Wort dafür?) absolvieren, mit dem Finger aus Distanz auf die Nase tippen, außerdem wurde mir mit einer Taschenlampe in die Augen geleuchtet. Dann wurde ich aufgefordert, eine Urinprobe abzugeben. Das Ergebnis wurde als positiv gewertet, auch wenn der Teststreifen nur äußert schwach zu erkennen war. daraufhin wurde eine Speichelprobe gemacht, auch hier war der Teststreifen sehr schwach. Ich musste dann mit auf die Wache zur Blutabnahme, wo zusätzlich ein Arzt Puls, Blutdruck etc. maß und erneut eine Reihe von 'Geschicklichkeitstests' mit mir durchführte.
Im Anschluss wurde ich zurück zu dem Ort der Verkehrskontrolle gefahren. Jolo und ich schlugen unser Zelt auf dem Parkplatz auf, fuhren am nächsten Tag mit dem Taxi zurück auf das Festivalgelände und suchten uns einen Mitfahrer, der das Auto dann zurück nach Bremen fuhr, da ich furchtbare Angst hatte, mich wieder hinter das Steuer zu setzten und auf keinen Fall mehr selber fahren wollte.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Die Heimfahrt von dem Musikfestival
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Ca. 300 Kilometer / ca. 5 Kilometer
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Nie zuvor und auch danach nie wieder. Ich besaß nie ein eigenes Auto und hatte mir das Auto für die Tour von meinem Bruder geliehen.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Ich hatte keinen Konflikt. Ich war damals der Meinung, nicht mehr unter Drogeneinfluss zu stehen, da ich, nachdem ich an dem besagten Wochenende das letzte Mal konsumierte, 48 Stunden wartete, bevor ich mich ans Steuer setzte. Das war äußerst fahrlässig und verantwortungslos von mir.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Die Drogen wirken sich auf das gesamte System des Menschen aus, auf den Körper und auf die Psyche, man könnte auch sagen, auf Körper, Geist und Seele. Sie wirken auch noch lange, nachdem man die aktive Wirkung nicht mehr spürt, nach.
Sie vermindern die Konzentrationsfähigkeit eines Menschen, sodass man unter Drogeneinfluss und auch noch Tage danach, Situationen nicht richtig einschätzen kann. Die Entfernungseinschätzung zu und die Geschwindigkeitseinschätzung von anderen Fahrzeugen wird verzerrt. Grade beim Autofahren muss man oft innerhalb von Sekundenschnelle Entscheidungen treffen, was nicht möglich ist, wenn das Reaktionsvermögen aufgrund des Konsums stark beeinträchtigt ist. Weiterhin führen synthetische Drogen wie Amphethamine zu Schlafmangel, welcher sich ebenfalls negativ auf die Konzentration und das Reaktionsvermögen auswirkt. Zusätzlich ist die Blendempfindlichkeit erhöht da die Pupillen sich weiten, was gefährlich ist im Zusammenhang mit dem Scheinwerferlicht entgegenkommender Fahrzeuge. Außerdem kann es zum so genannten Tunnelblick kommen, bei welchem das Blickfeld eingeengt ist, was dazu führen kann, dass man Fußgänger bzw. das Geschehen an den Seiten der Straße nicht mehr wahrnimmt.
Menschen die Amphetamine genommen haben, neigen dazu, sich zu überschätzen, was zu gesteigertem Selbstvertrauen und mehr Risikobereitschaft führen kann. In Verbindung mit der in Wirklichkeit herabgesetzten Leistungsfähigkeit ist das eine unverantwortliche Kombination, welcher man weder sich selber oder seine Mitfahrer, noch andere Verkehrsteilnehmer aussetzten sollte.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Die aktive Wirkdauer, also der Rausch den man erlebt, kann bei Ecstasy/ MDMA bis zu 6 und Speed bis zu 12 Stunden andauern. Bei Cannabis dauert der Rausch 2-3 Stunden, wenn es geraucht wird und bis zu 5 Stunden bei oralem Verzehr. Konsumiert man während man bereits unter dem Einfluss der Droge steht erneut, verlängert sich die Wirkungsdauer. Man steht jedoch wesentlich länger unter dem Einfluss der Drogen als man es direkt spüren kann. Auch Tage nach dem Konsum, wenn man eigentlich denkt, man wäre wieder alltagsfit und z.B. fahrtauglich, beeinflusst sie den Menschen noch immer, bewusst merkbar z.B. durch das emotionale Tief, welches ca. 2-4 Tage nach dem Konsum synthetischer Drogen einsetzt oder durch die Verwirrtheit und Schusseligkeit am Tag nach dem Cannabiskonsum.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Täglicher Drogenkonsum führt zur Drogenabhängigkeit. Der Konsum hat gravierende Folgen auf unterschiedlichen Ebenen. Auf der sozialen Ebene kann der Lebensalltag nicht mehr so leichtfertig bewältigt werden, Pflichten wie Arbeit und Haushaltsführung, aber auch Freunde und Familie werden vernachlässigt, oft verlieren Menschen ihre Arbeit und ihre sozialen Kontakte aufgrund von Drogenabhängigkeit. Drogenkonsum macht egoistisch. Menschen verwahrlosen, es kommt zum körperlichen sowie seelischen Verfall.
Auf der psychischen Ebene kann der tägliche Konsum zu einem erhöhtem Aggressionspotential, verringerter Kritikfähigkeit, Realitätsverschiebungen, Depressionen, Persönlichkeitsveränderungen, Halluzinationen (optischen sowie akustischen) und schlimmstenfalls zu drogeninduzierten Psychosen führen.
Auf der physischen Ebene führt der (tägliche) Konsum, insbesondere von synthetischen Drogen, zu irreparablen Schäden im Nervensystem des Gehirns, welche eine erhebliche Einbüßung der mentalen Leistungsfähigkeit zur Folge haben. Außerdem wird das Immunsystem enorm geschwächt, man wird wesentlich schneller krank und bekommt schlimme Pickel. Weiterhin kann es zu Herzschädigungen, Nierenversagen sowie dem versagen anderer Organe und im schlimmsten Fall dem Tod kommen.
Außerdem ist Drogenbesitz strafbar und man kommt mit dem Gesetz in Konflikt, was im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe bedeuten kann.
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis-/ Drogenkonsum?
Ich bin als Älteste von vier Kindern in einer Großfamilie auf einem Bauernhof aufgewachsen, meine Eltern haben immer versucht, das Beste für uns zu geben, hatten aber nie wirklich viel Zeit für uns Kinder. Meine jüngere Schwester, 1,5 Jahre nach mir geboren, erlitt mit einem halben Jahr eine Hirnhautentzündung und ist seitdem schwer geistig behindert. Seitdem galt alle Aufmerksamkeit meiner Eltern gefühlt nur noch meiner Schwester, später stellten sich noch mein jüngerer Bruder und die ganz kleine Schwester ein. Positive Aufmerksamkeit erfuhr ich, wenn ich gut funktionierte, z.B. gute Noten schrieb, meinen Eltern oder Großeltern half, im Haus oder auf dem Hof.
Ich machte daher schon als Kind viel mit mir selber aus z.B. wenn ich traurig, wütend oder enttäuscht war. Ich war verschlossen und still und schüchtern, hatte eher wenig Selbstbewusstsein und nur wenige Freunde. Genau genommen hatte ich nur eine wirkliche Freundin (Mit ihr bin ich immer noch befreundet, insgesamt habe ich drei sehr gute Freundinnen). Das zog sich so weiter durch meine gesamte Jugend und änderte sich auch während meiner Studienzeit nicht wirklich, ich war immer eher eine Einzelgängerin, wünschte mir aber nichts sehnlicher, als zu einer Clique dazuzugehören, viele Freunde zu haben und beliebt zu sein.
Dieser Wunsch schien sich durch Jolo und seine Clique, zu erfüllen. Sie waren scheinbar immer gut drauf und nahmen mich so wie ich war ohne dass ich irgendetwas abliefern musste, um gemocht zu werden. Die chemischen Drogen enthemmten mich, plötzlich war auch ich bester Laune, konnte Witze reißen, blödelte mit den Leuten herum und strahlte wie der Sonnenschein. Das machte mich selbstbewusst und zufrieden.
Wenn ich MDMA genommen hatte, fühlte ich mich, als könnte ich die ganze Welt umarmen, wir waren alle eine "one big family" und hatten uns sooo lieb. Ich hatte das Gefühl, all die Zuneigung und Liebe, die ich bisher in meinem Leben vermisst hatte, nun zu bekommen. Die Schattenseiten, z.B. dass ich mich manchmal aus dem nichts heraus übergeben musste, weil mein Magen die Chemie nicht gut vertrug, oder dass ich manchmal nur noch Blödsinn faselte oder nicht mehr klar wahrnehmen konnte, mit wem ich eigentlich grade sprach oder kuschelte, sowie die negativen Nachwirkungen, die nach jedem Konsum eintraten, verdrängte ich zunächst.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Ich habe meinen Konsum zunächst einmal verschwiegen, mich aber im Laufe der Zeit meinen drei besten Freundinnen und meinen zwei jüngsten Geschwistern (meine Schwester mit der geistigen Behinderung, hätte nicht verstanden, worum es geht) anvertraut. Alle sahen mein Verhältnis zu Jolo und die neue Richtung, die mein Leben damit einschlug, äußerst kritisch und fanden es sehr bedenklich. Sie haben sich große Sorgen um mich gemacht, verurteilten mich aber nie dafür und waren immer für mich da. Meinen Eltern, Großeltern und dem Rest, also der Großfamilie, habe ich nie davon erzählt, sie wissen bis heute nicht, dass ich mir der Führerschein entzogen wurde. Meine Geschwister und Freunde haben mich nie verraten. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meinen Eltern zu gestehen, in was ich da hineingerutscht war, für sie war ich ja immer die vorbildliche Vorzeigetochter und dieses Bild konnte ich einfach nicht zerstören.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Nein, keine konkreten Ereignisse, ich würde meinen Konsum als eine zunächst stetig aber langsam steigende Kurve bezeichnen, die dann erst langsam und dann abrupt wieder abfällt. Ich habe Mitte März 2013 das erste Mal synthetische Drogen konsumiert, eine viertel Ecstasy Pille, eine so genannte Partyflocke, rötlich-lilafarben mit zwei Männchen, einem größeren und einem kleineren, aufgedruckt. Anfang Juli, zu der Zeit, als ich auch im Straßenverkehr auffällig wurde, konsumierte ich am Meisten. Danach hatte ich erstmal genug, habe dann jedoch noch ca. sechs Wochen weitergemacht, allerdings seltener als zuvor, bevor ich meine 'Drogenkarriere' dann Ende August 2013 an den Nagel hängte. Ein einziges Mal habe ich danach noch wieder konsumiert. Silvester 2014 als ich auf einer Silvesterparty zufällig einen Bekannten von damals wieder traf. Der gab mir eine Ecsytasytablette. Ich war schon etwas angetrunken und habe sie genommen. Das war furchtbar, mir war kotzübel, ich hatte Herzasen, Schweißausbrüche, war ganz zittrig. Das war das zweite Mal, dass ich Drogen und Alkohol gemischt habe. Ich habe es furchtbar bereut.