1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der 7. Klasse gab es Projekttage, in der wir über illegale Drogen aufgeklärt wurden.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Im Mai 2009
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Mein erster Konsum war bei einem damaligen Kumpel zu hause. Es war noch eine weitere Person anwesend und wir rauchten zusammen auf der Terrasse einen Joint. Die anderen beiden hatten schon Erfahrung mit Cannabis. Ich noch nicht. Das nächste mal habe ich 4 Wochen später konsumiert. Wieder beim gleichen Kumpel. Durch ihn lernte ich weitere Freunde von damals (die ich noch aus der Gundschule kannte) kennen, die allesamt ebenfalls konsumierten. Mein Konsum steigerte sich auf 2 Abende pro Woche. Diese Phase ging bis zum Oktober 2009. Vom Oktober 2009 bis zum Januar 2010 konsumierte ich gar nicht, da ich mich voll auf meine Abschlussprüfung fokusierte. Nach der bestandenen Abschlussprüfung (Januar 2010) fing ich an fast täglich 1-2 Joints zu konsumieren. Dies steigerte sich relativ schnell auf einen täglichen Konsum. Vor meiner Auffälligkeit konsumierte ich täglich 3-5 Joints pro Tag.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein. Ich wusste dass sich das nicht verträgt.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich habe auf Schützenfeste, Geburtstagen, Partys getrunken. Meist nur Bier. Schnaps vertrage ich nicht. Das war allerdings bevor ich täglich konsumiert habe. Anfang 2010 habe ich keinen Alkohol getrunken.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Nein. Ab und an trinke ich einen Kaffee.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Anfangs spürte ich keine negativen Folgen. Als der Konsum regelmäßiger wurde, habe ich gemerkt, wie ich antriebsloser und unkonzentrierter wurde. Ich habe den Kontakt zu nicht-konsumierenden Freunden abgebrochen, mich mit der Zeit mehr und mehr von meiner Familie distanziert und mich nicht mehr um mich und meine Zukunft gekümmert. Trotz ausreichendem Schlaf, kam ich morgens schlechter aus dem Bett. Aufgaben die ich erledigen wollte/musste fielen mir schwer und ich habe das meißte liegen gelassen.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, da ich zu der Zeit nicht wusste, was ich sonst mit meiner vielen Freizeit anstellen sollte und alles so bequem war, habe ich die negativen Folgen ignoriert und so hingenommen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
01.03.2010 12:30 Uhr:
61,3 ng/ml Tetrahydrocannabinol
384 ng/ml THC-Carbonsäure
14.03.2010 19:30 Uhr
13,5 ng/ml Tetrahydrocannabinol
99 ng/ml THC-Carbonsäure
10. Wann und wie viel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Vor der ersten Auffälligkeit habe ich täglich 3-5 Joints konsumiert. Bei der zweiten Auffälligkeit habe ich 1 x einen Joint in der Woche davor konsumiert.
11. Wie viel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Am Tag der 1. Auffälligkeit habe ich 2 große Joints konsumiert.
Bei der zweiten Auffälligkeit war es 1 Joint, wenige Stunden vor der Fahrt.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Anfangs habe ich aus Neugierde konsumiert und weil ich zur Gruppe zugehören wollte. Heute weiß ich, dass dies mit meinem geringen Selbstwertgefühl zu tun hatte. Als der Konsum sich steigerte (Ab Januar 2010), habe ich aus Langeweile (Ich wusste nicht nach der Ausbildung nicht wohin mit mir) konsumiert. Ein weiterer Grund für meinen Konsum war, dass ich nicht wusste wie ich meine Emotionen entsprechend verarbeite. Ich konnte nicht mit Ablehnung umgehen und konsumierte, sobald es mir schlecht ging.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Beide male bei einer Autofahrt.
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Beim 1. mal war ich auf dem zum Rathaus um meinen Reisepass abzuholen.
Beim 2. mal bin ich von einem damaligen Kumpel auf den Heimweg gewesen.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
jeweils 5 km
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Über 2 Monate hinweg, fast täglich.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Gar nicht. Für mich gab es nur anfangs einen Konflikt, den ich versucht habe auszublenden. Dies ist mir nach den ersten Fahrten unter Cannabiseinfluss auch gelungen und ich habe mir keine Gedanken mehr über mögliche Folgen gemacht. Mir war zwar bewusst, dass man unter Cannabiseinfluss nicht am Straßenverkehr teilnehmen darf, aber die möglichen Konsequenzen habe ich ausgeblendet. Des weiteren dachte ich in dem Moment, dass ich fähig bin ein KFZ zu führen. Heute ist mir bewusst, dass dem nicht so war und ich eine große Gefahr für mich und alle anderen Verkehrsteilnehmer gewesen bin.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Weil die Reaktionsgeschwindigkeit und die Wahrnehmung vermindert ist. Dazu erlöscht der Versicherungsschutz und man gefährdet sich und andere Verkehrsteilnehmer.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Mindestens 72 Stunden
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Ja, es besteht die Gefahr in eine Abhängigkeit zu geraten.
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Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Anfangs war es, weil ich es cool fand mit alten Freunden, die ich schon aus der Grundschule kannte abzuhängen. Als ich dann meine Ausbildung beendet hatte und mein Konsum sich steigerte, konsumierte ich, weil ich sehr viel Freizeit hatte und nicht wusste was ich mit meiner vielen Zeit anstellen sollte. Dazu hatte ich Sorgen, was meine Zukunft anbelangt. Ich wollte nicht in meinem Ausbildungsberuf weiter arbeiten und wusste nicht was ich stattdessen machen wollte. Der Konsum lies mich das ausblenden. Ein weiterer Hintergrund den es gab, war dass ich nicht wusste, wie ich meine Emotionen und Gefühle verarbeite. z.B. habe ich immer konsumiert, sobald ich Streit mit meiner Freundin hatte.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine „Freunde“ haben den Konsum unkritisch gesehen, da sie selbst konsumierten. Meine Familie sah den Konsum sehr kritisch. Sie hatten zwar eine Vermutung dass ich konsumierte, aber sie hatten keine Ahnung davon, dass ich so viel konsumierte. Als sie dies erfuhren, waren sie schockiert und trotzdem haben sie mir dann sehr viel geholfen.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Ja, das Ende meiner Ausbildung und der Stress mit meiner damaligen Freundin.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Ja, nachdem ich meinen Führerschein abgeben musste, habe ich 3 Termine bei der Drogenberatung der Diakonie gehabt. Das war Mitte 2010. Dort habe ich mithilfe eines Buches, in dem ich die Situationen festgehalten habe, in denen ich daran dachte zu konsumieren. Daraufhin habe ich zwar aufgehört regelmäßig zu konsumieren, jedoch bin ich rückfällig geworden und habe 2010 bis 2011 noch unregelmäßig konsumiert.
2011 habe ich mich dann dazu entschlossen, für mein Studium nach Berlin zu ziehen. Ich habe mich bewusst dazu entschieden nach Berlin zu gehen, um mich dem ganzen Umfeld zu entziehen und um mich auf mein Leben zu fokusieren. Ich wollte mir eine neue Identität aufbauen. Das habe ich auch geschafft. Ein weiterer wichtiger Faktor der mir beim beenden meines Drogenkonsums geholfen hat, war meine Familie. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass ich offen und über alles mit meiner Mutter und meiner Oma reden kann. Seit meiner Auffälligkeit, wo meine Familie das erste mal erfahren hat, wie hoch mein Konsum ist, ist unsere Beziehung mit der Zeit viel enger und offener geworden.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Eine Konsumpause hatte ich zur Phase meiner Abschlussprüfung der Ausbildung. Ich wollte meine Abschlussprüfung unbedingt bestehen und habe mich von September 2009 bis Januar 2010 voll auf die Prüfungen konzentriert. In der Zeit habe ich auch Abstand zu meinen Drogenbekanntschaften gewonnen.
Als ich im Januar 2010 die Abschlussprüfungen bestanden, und ich sehr viel Freizeit hatte, habe ich fast täglich bei meinen damaligen Drogenbekanntschaften abgehangen. In der Phase wurde mein Konsum immer exzessiver. Bis hin zu einem täglichen Konsum mit 3-5 Joints.
Als ich das erste mal unter Cannabiseinfluss angehalten wurde, habe ich an dem Abend nochmal konsumiert und anschließend in den nächsten 14 Tagen insgesamt zwei Joints geraucht. Den zweiten Joint in diesen 14 Tagen habe ich wenige Stunden vor der zweiten Auffälligkeit konsumiert. Nach der zweiten Auffälligkeit habe ich bis zur Abgabe meines Führerscheins nicht mehr konsumiert. Anschließend habe ich ein Jahr die Fachoberschule besucht und unregelmäßig konsumiert. In der Phase wurde der Kontakt zu meinen damaligen Freunden wesentlich seltener und ich konsumierte fast nur noch, als ich Stress mit meiner Freundin hatte.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich war nicht in der Lage meine Gefühle zu verarbeiten, wollte mich nicht mit meiner Zukunft und Problemen beschäftigen.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Die Gefahr in eine Drogenabhängigkeit besteht bei jedem der Drogen konsumiert. Also ja, ich war gefährdet.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja, indem ich mich mehr mit mir selber beschäftigt hätte und mich mehr mit den Problemen von Cannabiskonsum auseinandergesetzt hätte.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich gemerkt habe, dass der Konsum mir nicht gut tut. Ich bin durch den Konsum träger, stumpfer und unkonzentrierter geworden und habe meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt. Ein weiterer Grund warum ich mich für eine Abstinenz entschieden habe war, dass ich gemerkt habe, wie ich mir meine Zukunft verbaue und meine Familie darunter leidet. Auch habe ich gemerkt, dass meine damaligen Freunde nichts in ihrem Leben gebacken bekommen haben. So wollte ich nicht leben und habe mich dazu entschlossen Abstinenz zu leben.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Es gab nicht den einen Punkt. Der erste Punkt wo ich mich dafür entschieden habe, war als ich meinen Führerschein abgegeben habe. Dort habe ich gemerkt, dass ich mir durch den Konsum etwas verbaut habe, was nicht so leicht wieder zu beheben ist. Im Laufe der weiteren Zeit nach der Führerscheinabgabe habe ich ein Jahr lang die Fachoberschule absolviert. In dieser Zeit festigte sich der Gedanke, dass ich nie wieder konsumieren möchte und auch nicht mit Konsumenten zu tun haben möchte. Das war ein Grund, warum ich nach der Fachoberschule, fürs Studium nach Berlin gezogen bin, denn ich wollte ein anderes Umfeld, eine neue Identität und mich mehr auf mich fokusieren.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Da mir auch ein einmaliger und auch gelegentlicher Konsum nicht gut tut und auch bei gelegentlichen Konsum die Gefahr besteht, dass daraus ein regelmäßiger Konsum entsteht.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Anfangs als ich regelmäßiger Konsument war, träumte ich plötzlich viel und schwitzte in der Nacht. Ich hatte mehr Energie und musste erstmal lernen diese Energie in andere Dinge als den Konsum zu stecken. Also fing ich wieder an Sport zu treiben und mich mehr mit mir und der Schule zu beschäftigen. Später, als ich seltener konsumierte und ich nach Berlin gezogen bin, fiel mir die Abstinenz leichter. Ich habe durch meinen Umzug und das Studium viele neue soziale Kontakte gehabt. Außerdem verbesserte sich die Beziehung zu meiner Familie wieder. Ich redete viel mehr und offener mit meinen Eltern und hatte meinen Fokus auf mich und meiner Zukunft.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
In erster Linie war es meine Familie. Ich redete viel mit meiner Mutter und meiner Oma.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Positiv. Sie gaben mir viel Zuspruch und unterstützen mich bei allen Dingen.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ja, bis ich ein Jahr später nach Berlin gezogen bin. Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu den Drogenbekannten. Ich habe gemerkt, dass ich nicht so leben will wie sie und habe den Kontakt abgebrochen. Schon in dem Jahr, bevor ich nach Berlin gezogen bin festigte sich dieser Gedanke. Ich merkte auch, dass wir bis auf den Konsum keine Gemeinsamkeiten hatten.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, da ich nah der Auffälligkeit noch ca. ein Jahr mit den Bekannten zu tun hatte, habe ich noch miterlebt, wie sie konsumiert haben. Ich habe mich zu der Zeit seltener mit ihnen verabredet und ab und an noch mit konsumiert bzw. mal an einem Joint gezogen. Aber dort war mir schon bewusst, dass mich auch nur wenige Züge am Joint nicht gut tun.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich meide jeglichen Kontakt mit Konsumenten. Wenn ich in der Situation sein sollte, wo konsumiert wird, werde ich diese Situation verlassen. Außerdem bin ich fiel gefestigter. Ich habe durch das Joggen, meinen Job und das trainieren zweier Kinder-Leichtathletikgruppen einen super Ausgleich, der mir sehr viel Spaß bereitet.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich strikt Abstinenz bleibe.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Mittlerweile bin ich so gefestigt im Leben, dass ich einen Rückfall ausschließe. Ich habe gelernt mit meinen Emotionen umzugehen und habe ein besseres Selbstwertgefühl. Sollte es dennoch aus irgendwelchen Gründen die Gefahr bestehen, dass ich rückfällig werden könnte, werde ich mich mit den Gründen auseinandersetzen und an ihnen arbeiten. Wenn ich z.B. nochmal in eine ähnliche Situation wie damals kommen würde, würde ich mit meinen Eltern und Freunden über das Problem reden. Des weiteren hilft mit der Sport und die Leitung der Kinder-Leichtathletiktrainingsgruppen dabei, dass ich den Kopf frei bekomme und meine Emotionen und Gedanken sortieren und besser verarbeiten kann.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
An Silvester oder Geburtstagen trinke ich mal ein, zwei Bier. Schnaps trinke ich generell nicht.