Hätten Sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Hätte ich bei meiner ersten Kontrolle meinen Führerschein verloren, hätte ich Gras vermutlich nie wieder angefasst. Durch das blaue Auge und meinen jugendlichen Leichtsinn, habe ich leider nichts aus meinem ersten Fehler gelernt. Durch die Aktion nach der Nature, und die komplette Aussprache mit meinen Eltern dachte ich das Thema Drogen wäre für mich durch.
Doch der Abend bei meinem Freund hat mich nochmal zurück geworfen. Er hatte grade schon seinen Vater verloren und ich wollte meinen Freund nicht allein lassen und ihm beistehen, auch wenn unser Verhalten nicht gut war. Ich wollte ihm einfach das Gefühl geben mit jemanden etwas zu erleben, was ihm zumindest an diesem Abend geholfen hat. Mich hat es meinen Führerschein gekostet, was ich ihm aber auch nie vorgeworfen habe, da es meine Entscheidung war an diesem Abend wieder zu rauchen.
Rückblickend hätten wir uns an diesem Abend auch betrinken können, was auch nicht besser gewesen wäre, aber zumindest legal.
Wieso Abstinenz?
Bei meinem letzten mal Rauchen, habe ich schon bemerkt, das ein mal reichen kann um vieles zu verlieren. Ich habe nicht nur meinen Führerschein verloren, sondern auch ein Stück Freiheit damit. Diese Freiheit ist es mir nicht Wert noch mal aufs Spiel gesetzt zu werden.
Zu dem möchte ich erwachsen werden und mehr Verantwortung übernehmen. Meine Familie will ich Unterstützen können, auch wenn es nur das Einkaufen oder das Getränke holen ist, wenn ich da bin.
Zum anderen bin ich angehender Lehrer für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Ich kann es mir also nicht leisten vorbestraft zu werden, weil mich dann keine Schule mehr haben wollen wird und ich mir das Beamtentum komplett abschmieren kann. Dieses wurde mir erst nach der Nature und dem Gespräch mit der Suchtberaterin bewusst.
Auch sind Menschen mit Behinderung besonders Schutzbedürftig. Weshalb ich nur, wenn ich 100% Anwesend bin, mir sicher sein kann, das ich in Notfallsituationen (Anfälle, Epilepsie) richtig reagiere. Genau diese Aufmerksamkeit benötige ich auch hinter dem Steuer.
Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)?
Der erste Knackpunkt war das Gespräch nach der Nature One mit meinen Eltern. Ich bemerkte dort, dass ich ihnen viel bedeute und wollte nicht das sie sich noch weiter Sorgen um mich machen müssen. Zu dem wollte ich meinen Eltern, nie wieder anlügen, was meinen Konsum betrifft.
Danach folgte aber dann doch, der Verhängnisse volle Abend, an dem ich dachte, dass man ja mal eine Ausnahme machen kann. Doch durch die Polizeikontrolle, am nächsten Tag, wurde ich eines besseren belehrt. Ich hatte zwar zu vor schon Abstinent gelebt, aber dachte, dass ich es mir schon noch einmal erlauben könnte zu kiffen. Mit diesem Gedanken lag ich falsch. Mir wurde klar, dass es sein kann, dass jeder einzelne Fehler sofort bestraft wird.
Da ich meinen Führerschein noch nicht sofort abgeben musste, nutzten meine Freundin und ich noch einmal die Chance und fuhren gemeinsam Weg. Wir übernachteten in meinem Auto und es war einer der schönsten und romantischsten Abende die ich je hatte. Die Tage danach, bemerkte ich, dass ich diese Freiheit für einige Zeit nicht mehr haben werde und dass es mehr Freiheit ist, sich in ein Auto setzen und los fahren zu können und eine schöne Zeit zu erleben, als einen Abend auf der Coach dumm rum zu hocken, über unlustige Sachen zu lachen und einen unkontrollierten Heißhunger zu haben.
Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht gelegentlicher Konsum in Betracht?
Mit dem Gedanken das gelegentlicher Konsum ja nichts so falsch sei, habe ich mich in diese Situation verstrickt. Zur Zeit lebe ich Drogenfrei und habe auch nicht mehr vor, dies zu verändern. Zum anderen ist es wie ich bereits erklärte, für mich wichtig, immer 100% Anwesend zu sein. Ich brauche das abtauchen in eine bessere Scheinwelt nicht mehr, da ich mich und meine Person weiterentwickelt und meine Probleme die ich damals hatte aufgearbeitet habe.
Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Sehr positiv. Zwar habe ich dann damals einige "Freunde" nicht mehr gesehen, aber wurde schnell klar, dass diese Menschen eigentlich nichts weiteres als Drogenbekanntschaften waren, mit denen man außer das Kiffen nicht viel am Hut hatte. Zu dem musste ich meine Eltern nicht mehr belügen, was mir auch einen großen Teil der inneren Last wegnahm. Die neue Umgebung in Würzburg hat mir auch sehr gut getan, da ich neue Freundschaften knüpfte und regelmäßig die Angebote des Unisports in Anspruch nahm.
Wer hat ihnen dabei geholfen?
Zu großen Teilen meine Freundin, die mir immer zur Seite stand, zum anderen meine Eltern, mit denen ich mein Verhältnis neu definierte. Das Suchtberatungsgespräch hat mir auch nochmal einen neue Aspekte geliefert, die ich dadurch erst realisierte. Man muss auch sagen, das die Polizei mir bei meiner endgültigen Entscheidung geholfen hat (durch die Kontrolle), auch wenn ich dadurch meinen Führerschein verlor, bemerkte ich, das auch einmaliger Konsum seine Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Wie reagierte ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Einige meiner wahren Freunde entschieden sich, nach meiner Kontrolle, auch für ein Abstinentes Leben. Sie bemerkten, wie es meine Freiheit einschränkte und wollten nicht das gleiche durch leben wie ich. Ein anderer Teil meines "Freundeskreises" brach wie schon mal gesagt relativ schnell weg. Bei ihnen bemerkte ich aber auch, das dass einzige was uns zu "Freunden" gemacht hatte, das Kiffen war.
Meine Eltern reagierten wie gesagt positiv und unser Verhältnis verbessert sich seit dem kontinuierlich. Zu dem sind meine Freundin und ich ein beinahe unzertrennliches Duo geworden
Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu ihren Drogenbekannten gehabt?
Zu dem Teil, den ich nur durch den Konsum kennen lernte nein. Zu den Freunden mit denen ich auch ohne das konsumieren von Drogen Spaß haben kann ja. Mich stört es nicht, wenn sie ab und an mal einen rauchen, nur stelle ich mich dann nicht zu ihnen. Ab und an müssen sie sich dann auch von den Nichtkiffern einen dummen Kommentar anhören, aber wir können alle darüber lachen.y
Haben Sie nach ihrer Auffälligkeit miterlebt wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Indirekt ja. Zwar stand ich nie dabei, während sie gekifft haben, aber ich habe bemerkt, wenn sie stoned oder normal waren. Mich hat es nicht weiter gestört, da sie für mich auch wenn sie kiffen immer noch meine Freunde sind, mit denen ich auch, wenn sie "normal" sind Sachen erlebe. Für mich selbst kommt kein Konsum mehr in Fragen und in ihr Leben kann ich mich nicht einmischen, sie müssen wissen was sie tun.
Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/ dem Konsum umzugehen?
Da für mich kein Konsum mehr in Frage kommt, werde ich auch nicht in die Lage kommen, mit Cannabis umgehen zu müssen. Das Thema Kiffen, war ein Kapitel in meinem Leben, das beendet ist. Ich habe mehr negative als positive Erfahrungen damit gehabt, also gibt es für mich keine Gründe, dieses Kapitel noch mal zu öffnen.
Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
Wie wollen Sie es gegebenenfalls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich lebe Drogenfrei und verschwende keine Sekunde mehr an den Gedanken des Konsums. Die Gefahren, die ich damals falsch einschätzte sind mir bewusst geworden. Wie gesagt, muss man beim Autofahren eine 100% Aufmerksamkeit haben um auf Gefahrensituationen vorbereitet zu sein und richtig handeln zu können. Ich möchte nie wieder jemanden durch mein damaliges leichtsinniges verhalten gefährden. Zu dem werde ich später eine Vorbildfunktion als Lehrer haben, der ich gerecht werden will. Ich habe mich auch nie unter Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt und werde dies auch niemals machen.
Wie wollen Sie einen beginnende Rückfall erkennen?
Da für mich das Thema Cannabis abgeschlossen ist, bin ich mir sicher dass ich es nie mehr anfassen werde. Im Rückbetracht meines Lebens hatte ich zur früheren Zeit mehrere Probleme, die ich nicht offen angesprochen habe. Dies hat sich aber heute verändert. Ich fresse nichts mehr in mich hinein, sondern Spreche frei aus, wenn mich etwas belastet. Zum anderen will ich meine Freundin, die währned des Jahres viele Kompromisse eingehen musste, nicht noch einmal auf derartige Weise belasten. Zu dem is mein Verhältnis mit meinen Eltern besser als nie zu vor und ich führe ein glückliches Leben, deshalb bin ich mir sicher, dass ein Rückfall nie passieren wird.
Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Mit meiner Freundin trinke ich ab und an 1 oder 2 Gläser Wein am Abend. Ansonsten trinke ich, wenn ich mit meinen Freunden in einer Bar bin, mal 2-3 Bier. Ich mag das Gefühl des betrunken seins nicht, da man nicht mehr man selbst ist, weshalb ich nur wenig trinke.