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MPU wegen TF auf Fahrrad 2,87‰

Rafal1986

Neuer Benutzer
Hallo zusammen:smiley138:,
nach ein paar Monaten möchte ich alle hier im Forum wieder begrüßen und mich herzlich bedanken, dass es ein solches Forum gibt. Im September letzten Jahres habe ich versucht, die MPU mit 9 Monaten AN zu bestehen, wovor mich User @Andi18 gewarnt hat und ich denke, er hatte recht:rolleyes:. Ich verließ mich auf meinen Berater und es kam, wie es kam. Ich ging mit einfachen Fehlern im Fach Alkoholmengenberechnung zur Prüfung und durfte nicht bestehen. Das Leben geht weiter und Ende Februar habe ich wieder einen MPU-Termin. Diesmal möchte ich euch um Meinung und mögliche Kritik und gute Ratschläge bitten. Unten stelle ich meine FB. Deutsch ist nicht meine Muttersprache, daher entschuldige ich mich im Voraus für Fehler.:hand0054: Ich lese das Forum regelmäßig und bin kürzlich auf einen Thread von Benutzer @ Radler_34 gestoßen. Als ich es las, fühlte ich mich, als hätte ich meine Geschichte gelesen, natürlich mit einigen Unterschieden. Aufgrund sprachlicher Mängel und der Ähnlichkeit der Geschichte habe ich viele Dinge und Sätze kopiert. Ich möchte dem Benutzer @ Radler_34 danken und mich dafür entschuldigen, dass ich ihn nicht nach seiner Meinung gefragt habe. Ich möchte ihm auch herzlich zu seinem bestandenen MPU gratulieren.

Danke im Voraus!:verneigen0001::smiley624:

Liebe Grüße
Rafal
 
FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,78m
Gewicht: 85kg
Alter: 36 (zur Tat 34)

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 30.08.2020 (Sonntag)
BAK: 2,87‰
Trinkbeginn: 12:00 Uhr
Trinkende: 18:30 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 19:30 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: Keine, da Fahrrad

Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja
Hab ich neu beantragt: Ja
Habe noch keinen gemacht: ---

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Keine
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass Herr XXX auch zukünftig ein (Kraft-)Fahrzeug unter einem die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 (FE-Klasse AM, A1, A2, A, B, BE, L) in Frage stellen?

Bundesland
:
RLP

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: 31.08.2020

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Ja (12 Monate Nachweis)
Keinen Plan?: ---

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: MPU Vorbereitungskurs 8 Einzelstunden
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung: ---

MPU
Datum: 24.02.2022
Welche Stelle (MPI): ProSecur
Schon bezahlt?: Ja
Schon eine MPU gehabt? Ja (negativ)
Wer hat das Gutachten gesehen?: Am 10.02 wird mit dem Berater noch mal analysiert
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: Es liegen im Zusammenhang mit dem früherem Alkoholkonsum keine Beeinträchtigungen vor die sichere Führen eines KFZ in Frage stellen. Es ist aber zu erwarten, dass Herr XXX auch zukünftig ein Fahrzeug unter... Alkoholeinfluss führen wird.


Bis zu einer erneuten Begutachtung sollte Herr XXX also zu einer realistischen Selbsteinschätzung gekommen sein und … Abstinenz in einem Zeitraum von12 Monaten belegen können.

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt – Geschwindigkeit.
 
Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.

(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Die Trunkenheitsfahrt war am 30.08.2020. Das war ein Sonntag. An dem Tag war Kommunion von meinem Neffen. Die ganze Familie war eingeladen. Ich bin nicht auf die Feier gegangen, weil ich Streit mit meiner Schwiegermutter hatte.

Ich entschloss mich auf den Sportplatz zu Fahren und Fußball zu schauen, habe mich mit Freunden dort verabredet. Wir haben uns kurz vor 12:00 Uhr dort getroffen. Vor dem Spiel haben wir dann um etwa 12:00 Uhr angefangen zu trinken.

Ich habe da auch noch andere Leute kennengelernt, wir haben uns gut unterhalten, war sehr lustig. Nach dem Fußballspiel gegen 18:30 hat sich dann die Runde aufgelöst und ich wollte mit dem Fahrrad nach hause fahren, weil ich mein Rad nicht stehen lassen wollte. Erst habe ich noch geschoben weil es Bergauf ging. Dann habe ich auf der geraden Strecke mich aufs Rad gesetzt und bin etwa 50 Meter weit gekommen, bis ich auf parkendes Auto fuhr. Der Unfall war um etwa 18:43 Uhr. Die Zeugen die den Unfall beobachtet haben riefen die Polizei.

Die Polizei fragte mich ob ich was getrunken habe, ich sagte drei Bier. Daraufhin musste ich pusten. Das Gerät zeigte 3,66 Promille an. Ich wollte am Unfallort noch den Schaden am Fahrzeug filmen. Habe dann aber auch noch die Polizisten gefilmt, habe den Sicherheitsabstand unterschritten. Die Polizei ermahnte mich, ich filmte allerdings weiter und wurde dann von der Polizei zu Boden geworfen und dort fixiert. Ich sagte noch zu ihnen , dass ich das Video morgen veröffentliche.

Dann wurde ich auf die Dienststelle gebracht zu Blutentnahme. Auf der Fahrt dahin habe ich noch einen Polizisten als Arschloch bezeichnet. Ich war betrunken und der Meinung dass ich filmen dürfte. Durch den inneren Stress und angestaute Wut wegen der persönlichen Probleme explodierte alles. Am nächsten Tag schämte ich mich dafür und ich war mich bei diesem Polizisten entschuldigen.

Gegen 19:31 wurde dann Blut abgenommen, die Blutalkoholkonzentration betrug 2,87 Promille.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Durch die hohe Alkoholisierung kann ich mich an die genaue Trinkmenge nicht mehr erinnern. Ich habe auch darauf nicht geachtet. Während der Vorbereitung habe ich rekonstruiert:
Ich wog damals 85 Kg. Trinkbeginn war etwa 12:00 Uhr, Blutentnahme 19:30 Uhr.

Das sind 7,5 Stunden, bei einem Abbau von 0,1 Promille die Stunde, war die gesamte Trinkmenge 3,62 Promille. Das waren 7 Bier a 0,5L und 5 Asbach Cola a 8cl Schnaps.

(Esrte MPU habe ich 6 Bier und 4 Asbach Cola angegeben – wurde auch als grund für negative Gutachten genannt)


Alkoholmengenformel

A = m * Vol%/100 * s * rp

A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm
m = Getrunkene Menge in Milliliter
s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm³)
rp = Resorptionsdefizit (0,8)

Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von der getrunkenen Alkoholmenge im Körper aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung, Transpiration und Verdauung.
Dieser Verlust beträgt zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%, daher rp=0,8.

--------------------------------------------------------

Bierberechnung:

3500ml x 0,8 x 0,8 x 5% = 112 g aufgenommener Alkohol

Schnapsberechnung:

400ml x 0,8 x 0,8 x 40% ≈ 102,4 g aufgenommener Alkohol

------------------------------------------------------------

Damit kämen wir dann zu Widmark:
Insgesamt aufgenommen wurden ≈214,4 g Alkohol.
------------------------------------------------------------
Widmark-Formel

c = A / (p * r)

c = Alkoholkonzentration in Promille
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm (siehe Alkoholmengenformel)
p = Körpergewicht in Kilogramm
r = Reduktionsfaktor (0,7 bei Männern und 0,6 bei Frauen)

Da Alkohol wasserlöslich ist, kann er sich nur mit dem Wasseranteil des Körpers vermischen.
Der Reduktionsfaktor reduziert das Körpergewicht zu diesem Zweck auf die Wassermenge, die laut Widmark bei Männern 70 Prozent und bei Frauen 60 Prozent beträgt.
Die effektive Alkoholmenge wird mit der Alkoholmengenformel berechnet.

------------------------------------------------------------

c= 214,4 g/ (85 kg x 0,7)

das entspricht dann 3,6 Promille


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin ca. 50 m gefahren bis ich gestürzt bin. Insgesamt wollte ich ca. 1,2km fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich kann mich an den Fahrtantritt nicht mehr gut erinnern. Ich war ziemlich betrunken, wollte allerdings das Rad da nicht stehen lassen. Dachte mir, komm ich fahre. Als Bergauf ging habe ich es nicht geschafft. Auf der Geraden habe ich es nochmals probiert und kollidierte nach etwa 50 Meter mit einem parkenden Auto. Ich habe mich überschätzt und nicht viel gedacht.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Fahrt nicht wirklich vermeiden und hatte mir im Vorfeld auch keine Strategie überlegt um nicht zu fahren. Ich konnte zu Fuß gehen, wollte allerdings das Rad da nicht stehen lassen.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich habe Alkohol und fahren nicht strikt getrennt. Wenn ich mit dem Auto gefahren bin habe ich immer darauf geachtet die 0,5‰ nicht zu überschreiten und maximal 1-2 Bier 0,33L getrunken. Mit meinem jetzigen Wissen über den Alkoholabbau kann ich sehen, dass ich oft mit Restalkohol im Blut unterwegs war. Ich denke das kam ca. 10-15 Mal vor, wo ich auch die grenze 0,5‰ überschreiten konnte. Mit dem Rad bin ich auch ein mal nach 5 Bier 0,5L gefahren. Ich bin vorher überhaupt sehr selten Rad gefahren.

Ich folgere daraus, dass die meisten Fahrten unter Alkoholeinfluss unentdeckt bleiben. Nach einigen Statistiken nur jede 200. Fahrt unter Alkoholeinfluss entdeckt wird.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich habe seit meiner Kindheit Kontakt mit Alkohol. Bei den Geburtstagsfeierlichkeiten meiner Eltern stand auch Alkohol auf dem Tisch. Ich habe damals nicht darüber nachgedacht. Die ersten Erinnerungen beginnen, als ich 7-8 Jahre alt war.

Mit 16 habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Es war auf der Geburtstagsfeier eines Freundes. Wir haben es heimlich gemacht, da Alkohol in Polen ab 18 Jahren erlaubt ist. Ich erinnere mich, dass es bitter für mich war und nicht gut schmeckte. Ich habe auch die Wirkung des Alkohols gespürt.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja, ich habe in der Zeit vor der TF regelmäßig (fast jedes Wochenende) getrunken. Meistens Bier.
Mein Konsum hat sich in den Jahren vor der TF erhöht. In der Häufigkeit der Trinkanlässe, auch sind die Mengen gestiegen.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

(Esrte MPU habe ich weniger angegeben – wurde auch als grund für negative Gutachten genannt)

Diesen Punkt habe ich in verschiedene Abschnitte unterteilt (Wenn ich Bier schreibe nehme ich immer 0,5l an):

16 – 18 Jahre:

Da Alkohol in Polen seit 18 Jahren erlaubt ist, habe ich in dieser Zeit kaum Alkohol getrunken. Ich habe bei meinen Eltern gewohnt und bin noch nicht in Discos gegangen. In dieser Zeit trank ich 4-5 mal im Jahr 1-2 Bier anlässlich Geburtstagen von Freunden oder Sommerfesten.

18 – 19 Jahre:

Ich habe gerade meinen Führerschein gemacht. Da meine Freundin noch keinen Führerschein hatte, war ich meist Fahrer und trank keinen Alkohol (Discos und Treffen mit Freunden). Von Frühling bis Herbst habe ich Fußball gespielt und nach dem Spiel haben wir jedes Wochenende 1-2 Bier getrunken. Im Sommer wurden Sommerfeste in nahe gelegenen Dörfern abgehalten, wo ich 3-4 Bier trank und die Wirkung des Alkohols stark spürte.

19 – 24 Jahre:

Ab ca. 19 während des Studiums häufiger getrunken, auch unter der Woche auf Studentenpartys und WG-Partys. Ich habe früher in einem Studentenwohnheim gewohnt, wo es häufig Gelegenheiten zum Trinken gab. Am Wochenende habe ich meistens 4-5 Bier getrunken. Unter der Woche war es abhängig vom Vorlesungsplan des nächsten Tages. Die Maximalmenge und die Häufigkeit haben sich erhöht, es kamen zu den Bier noch Longdrinks oder Schnäpse dazu. Nach bestandener Prüfung haben wir das immer mit einer Gruppe von Freunden gefeiert. Dann habe ich auch bis 7 Bier und 4-5 Longdrinks oder Schnäpse getrunken. Damals habe ich mich nach Alkoholkonsum manchmal übergeben und hatte kleine Gedächtnislücken.

25 -30 Jahre:

Nach dem Studium und mit dem Start ins Berufsleben haben sich die Trinkanlässe wieder auf die Wochenenden reduziert und ich habe nicht jedes Wochenende etwas getrunken. In diesem Zeitraum dann hauptsächlich Bier (2-3 /Wochenende). Die Maximalmenge waren 6 Bier, diese Menge aber nicht regelmäßig. Während der Woche mal 1 Bier oder Wein zum Essen hin und wieder. Im Alter von 28 Jahren zog ich mit meiner Frau und meinem Kind nach Deutschland. Wenige Freunde und ein kleines Kind zu Hause, daher trank ich noch seltener.

30 – 32 Jahre:

Ich habe einen neuen Job in Deutschland angefangen. Anfangs war es ein 4-Schicht-Betrieb. Häufiger getrunken, auch unter der Woche (4-Schichtsystem). Fast jedes Wochenende 4-5 Bier + 2-3 Longdrinks und immer öfter Feierabend Bier während der Woche oder nach der Spätschicht.

32 – 34 Jahre:

In diesem Zeitraum habe ich immer öfter an den Wochenenden oder wenn ich durch einen Feiertag am nächsten Tag frei hatte getrunken. Ich trank regelmäßig 1 bis 2 Feierabend Bier 2-3 Mal während der Woche und 5-6 Bier und einige Longdrinks am Wochenende. Die Max-Trinkmenge stieg in diesem Zeitraum deutlich an auf bis zu 8-10 Bier und 4-6 Longdrinks (a 5cl Alkohol). Die Maximalmenge habe ich im Letzten Jahr vor TF 5-6 Mal erreicht.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Anfangs im Sportverein, in Discos, auf Festen und privaten Feiern mit Freunden und Bekannten. Während des Studiums auf Studenten- und WG-Partys in Bars und Kneipen, auf Festen und privaten Feiern mit Freunden und Kommilitonen.

Nach Abschluss des Studiums in Kneipen, Bars, bei privaten Feiern, beim Grillen mit Familie, Freunden und Bekannten. In Stresssituationen habe ich auch mal alleine zu Hause getrunken.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Als Jugendlicher waren die Hauptgründe für das Trinken zu einem Großteil Gruppenzwang und eine Art des Zugehörigkeit Status. Von Natur aus war ich damals sehr schüchtern, und der Alkohol half mir, meine Angst vor dem Gespräch mit Mädels zu überwinden.

Als ich fürs Studium zuhause ausgezogen bin kam Gefühl hinzu dass ich erste Mal weg von den Eltern bin und dann noch mit neuen Freunden und bekannten. Ich fühlte mich unabhängig und wollte alles in meinem Leben ausprobieren. Alkohol war eine Art Partymacher. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte ich alkoholisiert offener auf Menschen zugehen und einfacher ins Gespräch kommen und neue Leute kennenlernen.
Nach den Klausurphasen war das Feiern gehen für mich eine Belohnung.

Nach dem Abschluss des Studiums hat sich die Funktion des Alkohols geändert.

Anfangs habe ich an den Wochenenden weniger getrunken um enthemmt feiern zu gehen oder um offener zu sein sondern sah es viel mehr als Belohnung für eine anstrengende Woche, habe zur Entspannung und um den Kopf frei zu bekommen getrunken.

Anschließend bekam der Alkohol neue Rollen in meinem Leben. Nachdem ich eine neue Stelle angetreten hatte, war ich mit meinem unregelmäßigen Lebensstil unzufrieden. Nach einer Woche Nachtschicht kam die Spätschicht, wo ich Probleme beim Einschlafen hatte. Stattdessen saß ich vor dem Fernseher oder Computer. Das Bier hat mir geholfen, schneller einzuschlafen. Ich habe meine Position in der Firma gewechselt und keine Schichten mehr hatte. Durch die neue Position habe ich anspruchsvoller Aufgaben mit deutlich mehr Verantwortung bekommen. Ich hatte mehr Stress und weniger Zeit für die Familie. Wir sind seit 15 Jahren mit meiner Frau zusammen und die ersten Probleme und Zweifel kamen auf, ob wir aus Liebe oder nur aus Routine und Verbundenheit zusammen sind. 2019 sind mein Schwiegervater und meine Schwiegermutter nicht weit von uns eingezogen. Mit meiner Schwiegermutter hatte ich nie guten Kontakt und jetzt besuchten sie uns mehrmals die Woche. Außerdem hat sich meine Schwiegermutter in die Erziehung unserer Kinder und der Beziehung zwischen mir und meiner Frau eingemischt. Meine Frau wollte keinen Konflikt mit ihrer Mutter und ließ meine Kommentare und Beschwerden unbeantwortet. Ich fühlte mich einsam, eingeengt und beeinflusst.

Anfang 2020 haben wir unser eigenes Haus gekauft. Aufgrund der Hypothek und einer Menge eigener Arbeit, die ich hineinstecken musste, begann ich zu zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war. Außerdem begann kurz darauf die COVID-Pandemie, und die Arbeit meiner Frau wurde auf Kurzarbeit reduziert.

Das führte dazu, dass ich zur Beruhigung, zum Stressabbau und auch als Belohnung für eine erfolgreiche Woche am Wochenende regelmäßig getrunken habe. Durch die Gewöhnung an große Mengen Alkohol haben sich diese schnell wieder gesteigert um den beruhigenden Effekt zu erzielen.

Ich glaube, mein größtes Problem war, dass ich meinen Stress und meine Ängste nicht ausdrücken und ansprechen konnte und wollte, aber ich habe alles in mir geschlossen. Ich wollte meine Schwächen nicht zeigen und unbedingt etwas erreichen. Ich hatte Angst, offen über meine Probleme zu sprechen. Stattdessen habe ich Alkohol getrunken.

Ich denke, dass ein entscheidender Punkt für meinen Konsum war als die Funktion des Alkohols für mich von der Enthemmung und Überwindung von Schüchternheit überging zu dem Zweck der Belohnung, Beruhigung und Stressabbau. Dieser Wandel der Funktion meines Alkoholkonsums war mir bis nach meiner TF nicht bewusst.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich ausgelassen, übermütig und redselig und bin offener auf Fremde zugegangen.

Bei viel Alkohol fing ich an zu lallen, hatte Gleichgewichtsstörungen, war etwas aufdringlich und ich hatte gerne eine andere Meinung als alle anderen. Bei schwierigen Themen wie Politik oder Religion war ich diskussionsfreudig. Ich habe meine Meinung um jeden Preis verteidigt, auch wenn ich falsch lag.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Meine Frau hat es paar mal erwähnt, als wir uns über etwas gestritten haben.
Da ich meinen Konsum für „normal“ hielt, habe ich die Hinweise als übertrieben abgetan.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Bis zu der letzten TF hatte mein Alkoholkonsum keine gravierenden Auswirkungen auf mein Leben oder mein Umfeld. Es war so, dass ich an den Tagen nach hohem Alkoholkonsum lange geschlafen habe und mich an dem Tag dann erholen musste. Ich habe es aber vermieden viel zu trinken oder nichts getrunken, wenn ich mir für den nächsten Tag etwas vorgenommen oder eine Verabredung hatte.

Trotz des Alkoholkonsums habe ich mein Studium gut abgeschlossen und bin immer meinen familiären, beruflichen und sozialen Pflichten nachgekommen.

Von meiner jetzigen Position aus kann ich jedoch sehen, wie viel Zeit ich mit dem Trinken von Alkohol und der Behandlung eines Katers verschwendet habe. Diese Zeit könnte viel besser verwaltet werden. Dank der Abstinenz kann ich viel mehr und effektiver tun.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Jetzt lebe ich abstinent und bin glücklich damit. Die Zeit vor der TF war die Zeit mit dem höchsten Alkoholkonsum. Während des Studiums gab es häufiger Trinkanlässe, allerdings waren die Mengen in diesem Zeitraum noch geringer.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, unter anderem am Tag der TF. Davor ist das in Summe 15-20 Mal vorgekommen.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher habe ich meinen Alkoholkonsum als „normal“ gesehen und mir deswegen keine Gedanken gemacht.

Heute stufe ich meinen Alkoholkonsum vor TF als Fortgeschrittene Alkoholproblematik ein.
 
Heute und in Zukunft
Seit der Alkoholfahrt trinke ich keinen Alkohol mehr und will das auch zukünftig beibehalten.


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
30.08.2020


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Als ich am Tag nach der Trunkenheitsfahrt wieder nüchtern wurde und realisiert habe was passiert ist war ich geschockt und habe mir gesagt, dass so etwas nie wieder vorkommen darf. Ich schämte mich, dass ich es so weit kommen ließ. Zuerst habe ich einfach nur nichts getrunken, mich aber nicht mit meinem Konsum auseinander gesetzt. Einige Zeit nach der Trunkenheitsfahrt habe ich begonnen die Geschehnisse, mein Trinkverhalten und die Trinkhistorie zu überdenken. Ich habe viel gelesen und nach Informationen über mögliche Lösungen gesucht. Je länger ich mich damit auseinander gesetzt habe desto gefestigter wurde der Entschluss dauerhaft Abstinent zu leben. Ich konnte nicht mit Alkohol umgehen. Ich will kein Risiko angehen, dass ich in alte Muster falle.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Durch die TF ist mir bewusst geworden wie stark mein Konsum schon von einem unbedenklichen Konsumverhalten abweicht. Ich denke, dass ich bei fortgesetztem Konsum wieder in die alten Muster zurückfallen werde.

Ich habe das Trinken nicht schon früher aufgegeben, da ich bis zur TF meinen Konsum nicht kritisch gesehen habe. Es hat immer alles funktioniert und ich bin meinen Verpflichtungen nachgekommen.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die erste Zeit nach der TF viel es mir leicht nichts zu trinken, da das Erlebte noch sehr frisch war und ich nicht wieder in eine solche Situation kommen wollte. Dies war eine Zeit, in der ich immer noch schockiert war über das, was passiert ist, und zum ersten Mal sah, wie weit ich mit meinen Ansichten über meinen Alkoholkonsum vom Realismus entfernt war. Aufgrund des Lockdown gab es nicht viele Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen wurde, und den Rest lehnte ich lieber ab, um mich nicht in eine schwierige Situation zu bringen. Ich habe in der Zeit die ersten Veränderungen gespürt, dass ich besser geschlafen habe und grundsätzlich fitter und weniger gestresst war.

Einige Wochen nach der TF hatte ich bei Treffen mit Freunden schon manchmal den Gedanken, dass ich gerne auch ein Bier trinken würde. Allerdings war direkt der zweite Gedanke, dass ich dadurch bestimmt wieder in die alten Gewohnheiten zurückfallen werde. In der Anfangsphase meiner Abstinenz gab es öfter die Aussage „ein kannst du doch trinken“. Was ich entschieden verneint habe und das auch akzeptiert wurde. Meine Freunde haben mir in dieser Zeit sehr geholfen. Einer von ihnen entschied, dass er die ersten 3 Monate, wie ich, abstinent leben würde. Für ihn war es eine leichte Aufgabe, da er nie ein Problem mit Alkohol hatte, aber für mich war es eine große Unterstützung.

Mit der Zeit würde mein Wunsch doch etwas zu trinken immer geringer und auch die Kommentare dazu hörten auf. Es ist akzeptiert, dass ich keinen Alkohol trinke. In der Zeit ist mir aufgefallen, dass ich am Wochenende plötzlich viel mehr Zeit habe, die ich dann für Erledigungen und Aktivitäten mit den Kindern genutzt habe (und auch heute noch nutze). Ich bin viel motivierter, stressresistenter und geduldiger geworden. Auch körperlich fühlte ich mich viel besser. Dank Sport und einer besser organisierten Ernährung habe ich 5 kg abgenommen.

Mit der länger andauernden Abstinenz ließ der Wunsch Alkohol zu trinken weiter nach. Ich habe damit begonnen regelmäßig Sport zu treiben. Ich versuche, meine Probleme proaktiv zu lösen und lasse nicht zu, dass sie sich anhäufen und wachsen. Ich habe auch neue Alternativen zu meiner Belohnung für einen guten Tag oder eine gute Woche gefunden. In solchen Situationen gehe ich Angeln, gönne mir, länger am Computer zu spielen oder buche den Abend, um meine Lieblingsserie zu schauen. Ich arbeite gerne im Garten und dadurch kann ich Stress und Anspannung abbauen. Genau wie beim Angeln versuche ich, die Stille und den Kontakt mit der Natur zu genießen.

Ich bin offener geworden und es fällt mir inzwischen deutlich leichter auf Menschen zuzugehen. Mit der Zeit ist mein Selbstbewusstsein gestiegen und auf unvorhergesehene Ereignisse im privaten und beruflichen Bereich kann ich deutlich besser reagieren.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durch die Abstinenz bin ich selbstbewusster, offener, stressresistenter und leistungsfähiger geworden. Ich genieße die dazu gewonnene Zeit am Wochenende für Ausflüge und Unternehmungen mit den Kindern. In Stresssituationen kann ich logisch denken und suche immer nach der besten Lösung. Ich schätze gute Ratschläge von anderen sehr und lasse sie nicht unbeantwortet. Auch konstruktive Kritik wird sehr gerne aufgenommen und ich versuche sie zu analysieren. Mein Umfeld sieht diese Veränderungen positiv, die Gespräche mit Familie und Freunden sind intensiver geworden und das Verhältnis zu diesen wurde besser.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe eine große Motivation nicht zu trinken, da ich mein abstinentes Leben genieße und sehr zufrieden bin. Es ist auch eine große Motivation, meinen Kindern ein Vorbild zu sein. Mir ist bewusst, dass Kinder nach dem Vorbild ihrer Eltern aufwachsen werden, deshalb möchte ich ihnen von Anfang an mit gutem Beispiel vorangehen.

Ich denke, dass der Wunsch zu trinken nicht schlagartig kommen würde sondern sich über einige Zeit immer weiter aufbauen würde. Durch meine Vorgeschichte und die Beschäftigung mit der Thematik sehe ich mich in der Lage zu erkennen wenn das Verlangen immer weiter ansteigt. Ich habe mit meiner Schwester und zwei engen Freunden vereinbart, dass ich mich in einer solchen Situation an sie wenden kann. Ich denke, dass es durch intensive Gespräche möglich ist die Gründe für ein gesteigertes Verlangen zu erkennen und diese dann gezielt zu beheben. Davor hatte ich Angst, meine Schwächen zu zeigen und wollte alle Entscheidungen selbst treffen. Jetzt sehe ich, wie unbezahlbar Hilfe und Rat von Vertrauenspersonen sind. Ich bin froh, dass ich in Stresssituationen Rat holen kann und nicht alleine entscheiden muss.

Wenn diese Maßnahme nicht dazu führen das Verlangen zu reduzieren, oder ich die Auslöser dafür nicht erkennen kann, werde ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ich sehe das nicht als Schwäche an, sondern als sinnvollen Weg nicht in das alte Verhalten zurück zufallen. Das ist auch ein großer mentaler Unterschied zu meiner früheren Einstellung.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ich kann mir das vorstellen. Ich kenne die Statistiken und bin mir bewusst, dass ein solches Risiko besteht. Dank meiner Vorbereitung und vorbereiteten Strategien kann ich schneller reagieren und gegensteuern. Ich schätze das Rückfallrisiko auf 40-50%.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich konsequent auf Alkohol verzichte und das auch weiterhin tun werde, wird es nicht mehr zu Fahrten unter Alkoholeinfluss kommen.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 
Guten Morgen zusammen,

Ich fürchte, mein Thread ist unter anderen Themen untergegangen. Ich weiß, es ist viel zu lesen, aber ich wäre sehr dankbar für eine kurze Rezension. Wichtig ist mir, ob die Werte am TF-Tag und in der Zeit davor plausibel sind. Grüße noch einmal.

MfG
Rafal
:smiley138:
 
Dann wage ich mich mal ran...

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Deine Erzählung deckt eigentlich alles ab, vielleicht etwas weniger Begriffe wie "lustig" und so verwenden, ihr habt halt viel gelacht, aber lustig war es ja ehrlich gesagt nicht mehr wirklich... Du verstehst, was ich meine? Nicht dieser Aktion hinterhertrauern.
Vielleicht auch ein kleines Bisschen mehr an Details zum Trinken selbst, aber nicht zu viel, das wird ja in der 2 behandelt, aber im Gespräch oft als eine Frage gestellt...

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich kann mich an den Fahrtantritt nicht mehr gut erinnern. Ich war ziemlich betrunken, wollte allerdings das Rad da nicht stehen lassen. Dachte mir, komm ich fahre. Als Bergauf ging habe ich es nicht geschafft. Auf der Geraden habe ich es nochmals probiert und kollidierte nach etwa 50 Meter mit einem parkenden Auto. Ich habe mich überschätzt und nicht viel gedacht.
Wirklich beantwortet hast du die Frage aber nicht.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich habe Alkohol und fahren nicht strikt getrennt. Wenn ich mit dem Auto gefahren bin habe ich immer darauf geachtet die 0,5‰ nicht zu überschreiten und maximal 1-2 Bier 0,33L getrunken. Mit meinem jetzigen Wissen über den Alkoholabbau kann ich sehen, dass ich oft mit Restalkohol im Blut unterwegs war. Ich denke das kam ca. 10-15 Mal vor, wo ich auch die grenze 0,5‰ überschreiten konnte. Mit dem Rad bin ich auch ein mal nach 5 Bier 0,5L gefahren. Ich bin vorher überhaupt sehr selten Rad gefahren.

Ich folgere daraus, dass die meisten Fahrten unter Alkoholeinfluss unentdeckt bleiben. Nach einigen Statistiken nur jede 200. Fahrt unter Alkoholeinfluss entdeckt wird.
Gefällt mir gar nicht. Das ist sehr wenig, ich kenne ausserdem den Faktor 600 bei unentdeckten TF, da bist du mit etwa 20 Fahrten viel zu weit unten. Denke nochmal nach, alkoholisiert sagt ja nichts über die Menge aus, du bist also auch nach dem obligatorischen Ouzo beim Grieche alkoholisiert. Das sollten einige Fahrten mehr sein.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Mit 16 habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Es war auf der Geburtstagsfeier eines Freundes. Wir haben es heimlich gemacht, da Alkohol in Polen ab 18 Jahren erlaubt ist. Ich erinnere mich, dass es bitter für mich war und nicht gut schmeckte. Ich habe auch die Wirkung des Alkohols gespürt.
Ist okay, erzähl vielleicht noch was und wieviel du damals getrunken hast.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
{...}
In Stresssituationen habe ich auch mal alleine zu Hause getrunken.
Das ist ehrlich, aber weder das Motiv, noch das Setting sind gut für die diagnostische Einschätzung, sollte aber mit 12 Monaten AN noch im Rahmen des Machbaren liegen.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher habe ich meinen Alkoholkonsum als „normal“ gesehen und mir deswegen keine Gedanken gemacht.

Heute stufe ich meinen Alkoholkonsum vor TF als Fortgeschrittene Alkoholproblematik ein.
Das ist eine ziemlich krasse, auch ehrliche, aber heftige Selbsteinschätzung.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Insgesamt ganz gut, aber geh ruhig etwas tiefer noch auf die Bewältigung von Stress und Problemen ein. Was genau sind deine Strategien? Woran erkennst du, wenn etwas wieder in eine schlechte Richtung geht, ...


Im Ganzen ein ordentlicher Fragebogen, da steckt definitiv einiges an Aufarbeitung drin. Den Entschluss zur Abstinenz finde ich plausibel und angemessen.
Ehrlich gesagt sehe ich aber eine Schwachstelle: du hast dich in 11 und 19 schon recht drastisch diagnostiziert. Das ist ehrlich und klingt nach deinen Schilderungen auch recht passend. Allerdings kommt dann bei der 25 noch relativ wenig an konkreter Aufarbeitung. Dass ein GA dich da nicht mit 9 Monaten AN vom Haken lässt ist klar, und du wirst auf die Schnelle auch keine Massnahme mehr umsetzen können, deshalb wäre mein Rat:
Bei 11 und 19 etwas verbal abrüsten, dafür in der 25 deine Vermeidungsstrategien, insbesondere auch deine Sensorik für sich aufbauende Probleme, dafür aufrüsten. Da sollte etwas mehr kommen.
Grob zusammengefasst, du hast halt einfach aufgehört zu trinken, anfangs war es etwas schwerer, später dann immer normaler, und das war es dann. Bei jemandem, der immerhin genug Training hat, um mit 2,87 noch ein paar Meter Fahrrad zu fahren (der ungeübte weiss bei der Hälfte davon schon nicht mehr, was ein Fahrrad ist!) könnte man auch etwas mehr an Massnahmen erwarten.

Wie gesagt, insgesamt steckt vieles schon drin, ist ein ordentlicher Stand, aber da sehe ich eben die massivste Schwachstelle.

viele Grüsse,
rüdscher
 
Servus @Rafal1986 ,
da du ja jetzt die 12 Monate AB erfüllst, wäre eigentlich nur noch die Sache mit der "realistischen Selbsteinschätzung" offen. Magst du hierzu vielleicht die entsprechenden Passagen aus dem alten Gutachten einstellen?
Willlst du wieder zum selben MPI gehen?
 
Servus @Rafal1986 ,
da du ja jetzt die 12 Monate AB erfüllst, wäre eigentlich nur noch die Sache mit der "realistischen Selbsteinschätzung" offen. Magst du hierzu vielleicht die entsprechenden Passagen aus dem alten Gutachten einstellen?
Willlst du wieder zum selben MPI gehen?
Hallo Rodion,

Vielen Dank für deine Zeit und gezielten Kommentare. Du hast Recht, ich werde versuchen, meine Mängel zu korrigieren. Vielleicht werde ich Worte wählen, die dieselbe Bedeutung vermitteln, aber etwas sanfter. "Ein starker Missbrauch" klingt besser als "Fortgeschrittene Alkoholproblematik". Was denkst du? Ich habe noch zwei Wochen bis zur MPU und die will ich gut nutzen. Also gehe ich zum gleichen MPI. Ich hatte gehofft, es wäre ein Vorteil, wenn ich korrigieren würde, was in dem negativen Gutachten stand.

Danke noch einmal und viele Grüße!
Rafal
 
Ich glaube, dein Dank gebührt eher @rüdscher , der sich die Mühe gemacht hat, alles zu kommentieren.
Wenn du zum selben MPI gehst (was ich in deinem Fall auch gar nicht schlecht finde) solltest du unbedingt das alte Gutachten mit einbeziehen.
Gerade die Selbsteinschätzung ist immer eine Gratwanderung zwischen Verharmlosung und Selbstvernichtung. Bei den jetzt vorhandenen 12 Monaten AB kannst du jetzt natürlich etwas strenger zu dir sein. Aber ein relativierendes "kurz davor" oder "nahe dran" schadet sicher nicht.
 
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ich kann mir das vorstellen. Ich kenne die Statistiken und bin mir bewusst, dass ein solches Risiko besteht. Dank meiner Vorbereitung und vorbereiteten Strategien kann ich schneller reagieren und gegensteuern. Ich schätze das Rückfallrisiko auf 40-50%.

Also ich würde nicht auf die Idee kommen mein Rückfallrisiko in % anzugeben. Erst recht nicht bei einer MPU mit einer 50/50 Chance, dass es passiert. Es ist gut und richtig, dies nicht auszuschließen aber Zahlen würde ich da weglassen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
...
Ich denke, dass der Wunsch zu trinken nicht schlagartig kommen würde sondern sich über einige Zeit immer weiter aufbauen würde. Durch meine Vorgeschichte und die Beschäftigung mit der Thematik sehe ich mich in der Lage zu erkennen wenn das Verlangen immer weiter ansteigt. Ich habe mit meiner Schwester und zwei engen Freunden vereinbart, dass ich mich in einer solchen Situation an sie wenden kann. Ich denke, dass es durch intensive Gespräche möglich ist die Gründe für ein gesteigertes Verlangen zu erkennen und diese dann gezielt zu beheben. Davor hatte ich Angst, meine Schwächen zu zeigen und wollte alle Entscheidungen selbst treffen. Jetzt sehe ich, wie unbezahlbar Hilfe und Rat von Vertrauenspersonen sind. Ich bin froh, dass ich in Stresssituationen Rat holen kann und nicht alleine entscheiden muss.

Du "denkst", daß der Trinkwunsch nicht plötzlich kommt... Sieht in der Realität leider anders aus und mit Vorsatz sind hier ja auch die Wenigsten alkoholisiert gefahren, das ist meist spontan passiert.

Hier würde ich noch nachbessern und es wäre imho gut, wenn du z.B. schon eine Beratungsstelle in deiner Nähe konkret benennen könntest.
Bei deinem Promillewert und deiner Trinkhistorie den GA glaubhaft von dauerhafter Stabilität zu überzeugen ohne externe Hilfe kontaktiert zu haben, sehe ich kritisch.

Wie ist das Problem mit der Schwiegermutter gelöst, was ja eine der Ursachen für gesteigerten Konsum war?

Sonst finde ich die Aufarbeitung sehr gut und schlüssig.
 
Wenn du zum selben MPI gehst (was ich in deinem Fall auch gar nicht schlecht finde) solltest du unbedingt das alte Gutachten mit einbeziehen.

das ist zwar korrekt aber es macht den zweiten Versuch damit nicht zum Selbstläufer.
Sonst würde es ja reichen jetzt noch die Nachweise abzugeben und dann den FS abzuholen.
Die Wiederholung wird trotzdem eine komplette MPU und ich rate dringend, noch an den Schwachstellen zu arbeiten.
 
Hallo @rüdscher,

vielen vielen Dank!!!:verneigen0001:
Ich habe die von dir erwähnten Themen korrigiert. Wenn alles ok ist, wird die gesamte FB neu eingefügt. Ich habe keine Option gefunden, um die erste Version zu korrigieren.

Deine Erzählung deckt eigentlich alles ab, vielleicht etwas weniger Begriffe wie "lustig" und so verwenden, ihr habt halt viel gelacht, aber lustig war es ja ehrlich gesagt nicht mehr wirklich... Du verstehst, was ich meine? Nicht dieser Aktion hinterhertrauern.
Vielleicht auch ein kleines Bisschen mehr an Details zum Trinken selbst, aber nicht zu viel, das wird ja in der 2 behandelt, aber im Gespräch oft als eine Frage gestellt...



1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Die Trunkenheitsfahrt war am 30.08.2020. Das war ein Sonntag. An dem Tag war Kommunion von meinem Neffen. Die ganze Familie war eingeladen. Ich bin nicht auf die Feier gegangen, weil ich Streit mit meiner Schwiegermutter hatte.

Ich entschloss mich auf den Sportplatz zu Fahren und Fußball zu schauen, habe mich mit Freunden dort verabredet. Wir haben uns kurz vor 12:00 Uhr dort getroffen. Vor dem Spiel haben wir dann um etwa 12:00 Uhr angefangen zu trinken. Am Anfang haben wir Bier getrunken, dann hat einer meiner Freunde Longdrinks aus Asbach gemixt mit Cola zubereitet. Weil ich „neu“ in der Band war, die sich dort immer trifft, stand ich im Rampenlicht und viele wollten mit mir reden und mit mir trinken.

Ich habe da auch noch andere Leute kennengelernt, wir haben uns gut unterhalten, wir haben viel gelacht. Nach dem Fußballspiel gegen 18:30 hat sich dann die Runde aufgelöst und ich wollte mit dem Fahrrad nach hause fahren, weil ich mein Rad nicht stehen lassen wollte. Erst habe ich noch geschoben weil es Bergauf ging. Dann habe ich auf der geraden Strecke mich aufs Rad gesetzt und bin etwa 50 Meter weit gekommen, bis ich auf parkendes Auto fuhr. Der Unfall war um etwa 18:43 Uhr. Die Zeugen die den Unfall beobachtet haben riefen die Polizei.

Die Polizei fragte mich ob ich was getrunken habe, ich sagte drei Bier. Daraufhin musste ich pusten. Das Gerät zeigte 3,66 Promille an. Ich wollte am Unfallort noch den Schaden am Fahrzeug filmen. Habe dann aber auch noch die Polizisten gefilmt, habe den Sicherheitsabstand unterschritten. Die Polizei ermahnte mich, ich filmte allerdings weiter und wurde dann von der Polizei zu Boden geworfen und dort fixiert. Ich sagte noch zu ihnen , dass ich das Video morgen veröffentliche.

Dann wurde ich auf die Dienststelle gebracht zu Blutentnahme. Auf der Fahrt dahin habe ich noch einen Polizisten als Arschloch bezeichnet. Ich war betrunken und der Meinung dass ich filmen dürfte. Durch den inneren Stress und angestaute Wut wegen der persönlichen Probleme explodierte alles. Am nächsten Tag schämte ich mich dafür und ich war mich bei diesem Polizisten entschuldigen.

Gegen 19:31 wurde dann Blut abgenommen, die Blutalkoholkonzentration betrug 2,87 Promille.

Wirklich beantwortet hast du die Frage aber nicht.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich war ziemlich betrunken, wollte allerdings das Rad da nicht stehen lassen. Dachte mir, komm ich fahre. Als Bergauf ging habe ich es nicht geschafft. Auf der Geraden habe ich es nochmals probiert und kollidierte nach etwa 50 Meter mit einem parkenden Auto. Ich habe mich überschätzt und nicht viel gedacht. Ich hatte das Gefühl, betrunken zu sein, aber ich dachte, es sei „nur“ ein kurzer Weg mit dem Rad. Ich hätte nicht gedacht, dass etwas passieren könnte, was ich jetzt für total leichtsinnig und verantwortungslos halte.


Gefällt mir gar nicht. Das ist sehr wenig, ich kenne ausserdem den Faktor 600 bei unentdeckten TF, da bist du mit etwa 20 Fahrten viel zu weit unten. Denke nochmal nach, alkoholisiert sagt ja nichts über die Menge aus, du bist also auch nach dem obligatorischen Ouzo beim Grieche alkoholisiert. Das sollten einige Fahrten mehr sein.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich habe Alkohol und fahren nicht strikt getrennt. Wenn ich mit dem Auto gefahren bin habe ich immer darauf geachtet die 0,5‰ nicht zu überschreiten und maximal 1-2 Bier 0,33L getrunken. Trotzdem habe ich in den Situationen alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. Auch mit mehreren Fahrten am einem Abend. Gesamtzahl Fahrten im Bereich über 0,0‰ bis 0,5‰ schätze ich grob auf 100-150. Mit meinem jetzigen Wissen über den Alkoholabbau kann ich sehen, dass ich auch oft mit Restalkohol im Blut unterwegs war. Ich denke das kam ca. 10-15 Mal vor, wo ich auch die grenze 0,5‰ überschreiten konnte. Mit dem Rad bin ich auch ein mal nach 5 Bier 0,5L gefahren. Ich bin vorher überhaupt sehr selten Rad gefahren.

Ich folgere daraus, dass die meisten Fahrten unter Alkoholeinfluss unentdeckt bleiben. Nach einigen Statistiken nur jede 600. Fahrt unter Alkoholeinfluss entdeckt wird.

Ist okay, erzähl vielleicht noch was und wieviel du damals getrunken hast.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich habe seit meiner Kindheit Kontakt mit Alkohol. Bei den Geburtstagsfeierlichkeiten meiner Eltern stand auch Alkohol auf dem Tisch. Ich habe damals nicht darüber nachgedacht. Die ersten Erinnerungen beginnen, als ich 7-8 Jahre alt war.

Mit 16 habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Es war auf der Geburtstagsfeier eines Freundes. Wir haben heimlich ein Bier ( jeder 0,5L Flasche) getrunken, da Alkohol in Polen ab 18 Jahren erlaubt ist. Ich erinnere mich, dass es bitter für mich war und nicht gut schmeckte. Ich habe auch die Wirkung des Alkohols gespürt.

Das ist ehrlich, aber weder das Motiv, noch das Setting sind gut für die diagnostische Einschätzung, sollte aber mit 12 Monaten AN noch im Rahmen des Machbaren liegen.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Anfangs im Sportverein, in Discos, auf Festen und privaten Feiern mit Freunden und Bekannten. Während des Studiums auf Studenten- und WG-Partys in Bars und Kneipen, auf Festen und privaten Feiern mit Freunden und Kommilitonen.

Nach Abschluss des Studiums in Kneipen, Bars, bei privaten Feiern, beim Grillen mit Familie, Freunden und Bekannten. Feierabendbier während der Woche habe ich auch alleine zu Hause getrunken. Manchmal habe ich auch zu Hause mit meiner Frau getrunken.

Das ist eine ziemlich krasse, auch ehrliche, aber heftige Selbsteinschätzung.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher habe ich meinen Alkoholkonsum als „normal“ gesehen und mir deswegen keine Gedanken gemacht.

Heute stufe ich meinen Alkoholkonsum vor TF als ein starker Alkoholmissbrauch ein. Wenn ich meine Einstellung zum Alkohol nicht geändert hätte, wäre ich auf dem direkten Weg in die Fortgeschrittene Alkoholproblematik und dann Abhängigkeit geblieben.
Insgesamt ganz gut, aber geh ruhig etwas tiefer noch auf die Bewältigung von Stress und Problemen ein. Was genau sind deine Strategien? Woran erkennst du, wenn etwas wieder in eine schlechte Richtung geht, ...
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die erste Zeit nach der TF viel es mir leicht nichts zu trinken, da das Erlebte noch sehr frisch war und ich nicht wieder in eine solche Situation kommen wollte. Dies war eine Zeit, in der ich immer noch schockiert war über das, was passiert ist, und zum ersten Mal sah, wie weit ich mit meinen Ansichten über meinen Alkoholkonsum vom Realismus entfernt war. Aufgrund des Lockdown gab es nicht viele Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen wurde, und den Rest lehnte ich lieber ab, um mich nicht in eine schwierige Situation zu bringen. Ich habe in der Zeit die ersten Veränderungen gespürt, dass ich besser geschlafen habe und grundsätzlich fitter und weniger gestresst war.

Einige Wochen nach der TF hatte ich bei Treffen mit Freunden schon manchmal den Gedanken, dass ich gerne auch ein Bier trinken würde. Allerdings war direkt der zweite Gedanke, dass ich dadurch bestimmt wieder in die alten Gewohnheiten zurückfallen werde. In der Anfangsphase meiner Abstinenz gab es öfter die Aussage „ein kannst du doch trinken“. Was ich entschieden verneint habe und das auch akzeptiert wurde. Meine Freunde haben mir in dieser Zeit sehr geholfen. Einer von ihnen entschied, dass er die ersten 3 Monate, wie ich, abstinent leben würde. Für ihn war es eine leichte Aufgabe, da er nie ein Problem mit Alkohol hatte, aber für mich war es eine große Unterstützung.

Mit der Zeit würde mein Wunsch doch etwas zu trinken immer geringer und auch die Kommentare dazu hörten auf. Es ist akzeptiert, dass ich keinen Alkohol trinke. In der Zeit ist mir aufgefallen, dass ich am Wochenende plötzlich viel mehr Zeit habe, die ich dann für Erledigungen und Aktivitäten mit den Kindern genutzt habe (und auch heute noch nutze). Ich bin viel motivierter, stressresistenter und geduldiger geworden. Auch körperlich fühlte ich mich viel besser. Dank Sport und einer besser organisierten Ernährung habe ich 5 kg abgenommen.

Inzwischen sind viele alte Probleme gelöst. Endlich hat meine Frau meinen Standpunkt zum Einfluss ihrer Eltern verstanden. Gemeinsam führten wir ein freundschaftliches Gespräch mit ihren Eltern, in dem wir gemeinsame Grenzen für das, was erlaubt ist und was nicht, festgelegt haben. Meine Schwiegermutter hat es akzeptiert und es funktioniert bis jetzt sehr gut. Meine Kontakte zu meinen Schwiegereltern haben sich deutlich verbessert. Meine Frau hat einen neuen, besser bezahlten Job gefunden und die Renovierungsarbeiten am Haus sind abgeschlossen. Alles hat mich noch mehr davon überzeugt, dass Abstinenz die richtige Wahl war.

Mit der länger andauernden Abstinenz ließ der Wunsch Alkohol zu trinken weiter nach. Ich habe damit begonnen regelmäßig Sport zu treiben. Ich versuche, meine Probleme proaktiv zu lösen und lasse nicht zu, dass sie sich anhäufen und wachsen. Ich habe auch neue Alternativen zu meiner Belohnung für einen guten Tag oder eine gute Woche gefunden. In solchen Situationen gehe ich Angeln, gönne mir, länger am Computer zu spielen oder buche den Abend, um meine Lieblingsserie zu schauen. Ich arbeite gerne im Garten und dadurch kann ich Stress und Anspannung abbauen. Genau wie beim Angeln versuche ich, die Stille und den Kontakt mit der Natur zu genießen.

Die Gespräche mit meinem VP-Berater haben mir sehr geholfen. In diesen Gesprächen konnte ich meine Schwächen und riskanten Situationen erkennen. Meine Risikosituationen:
-Probleme in der Beziehung
-Trennung/Scheidung
-Verlust des Arbeitsplatzes
-Finanzielle Probleme
In den oben genannten Situationen muss ich extrem vorsichtig sein und aufpassen, dass ich nicht in das alte Muster verfalle. Das Gespräch mit der Schwester, Ehefrau und zwei vertrauten Freunden ist dabei sehr hilfreich. Wenn es nicht hilft, bin ich bereit, professionelle Hilfe zu suchen.
Ich versuche, die oben genannten Situationen von Anfang an zu beheben und zu korrigieren. Damit sich meine Probleme nicht häufen.

Mir ist jedoch bewusst, dass es Schicksalsereignisse gibt, die ich nicht beeinflussen kann. Dazu gehören schwere Erkrankungen oder der Tod eines geliebten Menschen. Abstinenz für den Rest meines Lebens ist meine bewusste Entscheidung und hat mir schon jetzt sehr geholfen. Ich bin sehr motiviert, immer so zu bleiben.

Ich bin offener geworden und es fällt mir inzwischen deutlich leichter auf Menschen zuzugehen. Mit der Zeit ist mein Selbstbewusstsein gestiegen und auf unvorhergesehene Ereignisse im privaten und beruflichen Bereich kann ich deutlich besser reagieren.




Ich habe versucht, es so gut wie möglich zu verbessern. Für die Bewertung wäre ich sehr dankbar. Heute ist der letzte Tag meiner Quarantäne. Es wird seltsam sein, wieder unter die Leute zu kommen.:smiley138:
 
Also ich würde nicht auf die Idee kommen mein Rückfallrisiko in % anzugeben. Erst recht nicht bei einer MPU mit einer 50/50 Chance, dass es passiert. Es ist gut und richtig, dies nicht auszuschließen aber Zahlen würde ich da weglassen.



Du "denkst", daß der Trinkwunsch nicht plötzlich kommt... Sieht in der Realität leider anders aus und mit Vorsatz sind hier ja auch die Wenigsten alkoholisiert gefahren, das ist meist spontan passiert.

Hier würde ich noch nachbessern und es wäre imho gut, wenn du z.B. schon eine Beratungsstelle in deiner Nähe konkret benennen könntest.
Bei deinem Promillewert und deiner Trinkhistorie den GA glaubhaft von dauerhafter Stabilität zu überzeugen ohne externe Hilfe kontaktiert zu haben, sehe ich kritisch.

Wie ist das Problem mit der Schwiegermutter gelöst, was ja eine der Ursachen für gesteigerten Konsum war?

Sonst finde ich die Aufarbeitung sehr gut und schlüssig.
Vielen Dank @Schotty!

Ich habe schon deine anderen Threads gelesen und schätze deine Hilfe sehr.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe eine große Motivation nicht zu trinken, da ich mein abstinentes Leben genieße und sehr zufrieden bin. Es ist auch eine große Motivation, meinen Kindern ein Vorbild zu sein. Mir ist bewusst, dass Kinder nach dem Vorbild ihrer Eltern aufwachsen werden, deshalb möchte ich ihnen von Anfang an mit gutem Beispiel vorangehen.

Durch meine Vorgeschichte und die Beschäftigung mit der Thematik sehe ich mich in der Lage zu erkennen wenn das Verlangen immer weiter ansteigt. Ich habe mit meiner Schwester und zwei engen Freunden vereinbart, dass ich mich in einer solchen Situation an sie wenden kann. Ich denke, dass es durch intensive Gespräche möglich ist die Gründe für ein gesteigertes Verlangen zu erkennen und diese dann gezielt zu beheben. Davor hatte ich Angst, meine Schwächen zu zeigen und wollte alle Entscheidungen selbst treffen. Jetzt sehe ich, wie unbezahlbar Hilfe und Rat von Vertrauenspersonen sind. Ich bin froh, dass ich in Stresssituationen Rat holen kann und nicht alleine entscheiden muss.

Wenn diese Maßnahme nicht dazu führen das Verlangen zu reduzieren, oder ich die Auslöser dafür nicht erkennen kann, werde ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ich sehe das nicht als Schwäche an, sondern als sinnvollen Weg nicht in das alte Verhalten zurück zufallen. Das ist auch ein großer mentaler Unterschied zu meiner früheren Einstellung. Für alle Fälle habe ich bereits nach Informationen und Meinungen zu Hilfsstellen in meiner Nähe gesucht. Ich habe viel Gutes über den Caritasverband Trier e.V. gehört. Ich bleibe in Kontakt mit meinem VP-Berater und kann immer um Hilfe bitten. Ich betrachte ihn als einen meiner Freunde und kann ihn auch privat kontaktieren.

Inzwischen sind viele alte Probleme gelöst. Endlich hat meine Frau meinen Standpunkt zum Einfluss ihrer Eltern verstanden. Gemeinsam führten wir ein freundschaftliches Gespräch mit ihren Eltern, in dem wir gemeinsame Grenzen für das, was erlaubt ist und was nicht, festgelegt haben. Meine Schwiegermutter hat es akzeptiert und es funktioniert bis jetzt sehr gut. Meine Kontakte zu meinen Schwiegereltern haben sich deutlich verbessert. Meine Frau hat einen neuen, besser bezahlten Job gefunden und die Renovierungsarbeiten am Haus sind abgeschlossen. Alles hat mich noch mehr davon überzeugt, dass Abstinenz die richtige Wahl war.
"Wie ist das Problem mit der Schwiegermutter gelöst" -Das habe ich in der Antwort oben dargestellt. War wichtige Hinweis von Dir! Danke!

VG
Rafal
 
das ist zwar korrekt aber es macht den zweiten Versuch damit nicht zum Selbstläufer.
Sonst würde es ja reichen jetzt noch die Nachweise abzugeben und dann den FS abzuholen.
Die Wiederholung wird trotzdem eine komplette MPU und ich rate dringend, noch an den Schwachstellen zu arbeiten.
Hallo @rüdscher,

Mir ist bewusst, dass dies keine leichte Aufgabe sein wird. Ich versuche, an meinen Schwächen zu arbeiten, aber auch nicht viel zu ändern. Sie haben mein altes Gutachten zu sehen und ich möchte keine komplett neue Geschichte vorstellen. Ich habe noch eine Frage zu meinem AB-Nachweis. Ich habe Beweise für volle 12 Monate. Dann zwei Monate Pause (Hoffnung dass ich MPU schaffe und keine mehr brauche) und ein weiteres 4-Monats-Programm mit 3 ETGs. Ich habe bereits 2 Probenergebnisse, aber das Programm ist noch nicht abgeschlossen. Ist es erwähnenswert? Ich habe mich für das Programm angemeldet, weil ich im Falle eines negativen Ergebnisses während der MPU eine Auffrischung in Form einer dokumentierten 4-monatigen Abstinenz vor dem nächsten Termin benötige. Ich möchte mich nicht ins Licht stellen, dass ich mich schlecht vorbereitet fühle. Aber besser haben als später brauchen. Ich arbeite als Chemielaborant im täglichen Kontakt mit verschiedenen Alkoholen. Haar-Analyse habe ich in diesem Fall ausgeschlossen und es bleibt nur Urin übrig (4 Monate kann ich nur mit Urin abdecken).

Wie soll ich meine FB-Änderungen gegenüber der ersten MPU argumentieren? Tiefenanalyse im Bereich wo ich mich zu wenig konzentriert habe? Zu oberflächliche Konsumverlaufsanalyse? Ich habe nicht viel an den Strategien zur Rückfallprävention geändert. Es funktioniert vorerst gut.

Vor der MPU werde ich versuchen, meine Leberwerte zu überprüfen. Ich hatte in der letzten Woche COVID-Infektion und möchte nicht, dass seltsame Ergebnisse herauskommen. Ich weiß nur nicht, ob es bei der derzeitigen Arbeitsbelastung der Hausärzte möglich sein wird.

VG
Rafal
 
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