So, ich hab die Fragen beantwortet.
Es war wie bei dem Fragebogen, dass die Fragen schon länger beantwortet auf meiner Festplatte lagen.
Ich aber dann noch ein wenig vor der Offenbahrung zurückgeschreckt bin.
"Für jemanden, der noch ganz viel Zeit bis zur MPU hat, ist deine psychologische Aufarbeitung schon sehr brauchbar.
Du kannst mit Abstinenznachweisen starten."
Danke für die Ermutigung.
Ich muss noch ein bischen eigene Überzeugung aufbauen.
Ich bin ebenfalls der Meinung dass bereits etwas vorhanden ist.
Aber der Fragebogen ist jetzt schon sehr lange auf diesem Level und, ja... ich will erst noch ein Level Up^^
Irgendwie glaube ich nicht daran, dass ich den Fragebogen vervollständigen kann.
Aber ich will es versuchen und sehen wie weit ich komme.
Es komplett aufgeben möchte ich nicht, das könnte ich auch nicht.
Man sieht es auch ein wenig an der Bearbeitung dieser Fragen, es ist immer so, dass ich für das Reflektieren und Schreiben ein paar Tage benötige und dann liegt der Entwurf wieder eine Weile auf meinem PC.
Dafür gibt es auch persönliche Gründe wie in diesem Fall z.B. "schiebe ich die Schuld zu sehr auf meine Eltern?", "geht mit zusätzlichen Informationen zunehmend die Anonymität verloren?", solche Gedanken muss ich dann noch überwinden.
Woran du noch arbeiten kannst -sehr gerne mit unserer Hilfe- sind folgende Punkte:
Du hast gut beschrieben, was dir die Substanzen gegeben haben.
Kannst du da eine Verbindung herstellen ?
- ich wollte durch Drogen mein Streberimage verbessern, indem ich der Coole wäre, der Alkohol trinkt, Zigaretten raucht und eben auch Gras raucht. Ich war kein Streber, aber ich hatte dieses Image weil ich vom Gymnasium kam.
- die Ablehnung der Gleichaltrigen hat auch meine mangelnde Selbstakzeptanz verstärkt und ich hab mich zurückgezogen und mit dem Cannabisrausch mein Wohlbefinden gesteigert. Also ich mochte mich selbst nicht so besonders und fühlte mich einfach schlecht weil ich dieser Typ war, der von niemandem so richtig anerkannt wurde und der Cannabisrausch an sich hat sich einfach besser angefühlt. Alles war witzig/unbeschwert.
Du schilderst viel Ablehnung von Gleichaltrigen.
Wie hast du dich selber wahrgenommen ?
Genauso.
Als den verträumten, hässlichen, Streber.
Oder generell als jemanden, mit dem man nichts zu tun haben wollte, aus welchen Gründen auch immer.
Mein Selbstwert war schon auf dem Level, dass es eigentlich keinen Grund mehr brauchte.
Verstanden habe ich das damals aber nicht.
Also genau genommen muss man sagen, dass ich mich damals selber für einen coolen Typen gehalten habe, aber nicht wirklich. Ich hab mich illusioniert, sozusagen.
Ich war eher darum bemüht, das durch Bestätigung von Außen, selber auch für einen Moment glauben zu können.
Der Versuch jemandem dadurch zu imponieren, dass ich schonmal Gras geraucht hatte, war da das stärkste Mittel was ich hatte.
Wenn Sie -aus heutiger Sicht- “Recht“ hatten, woher kam das ?
Ich hatte generell keine unabhängige Meinung bzw. kein Selbstvertrauen.
Also hab ich ihnen einfach Recht gegeben.
Das lag wohl an mehreren Sachen
- ich bin grundlegend sensibel oder nehme mir Dinge mehr zu Herzen (glaub ich zumindest)
- mein Vater war nur an seiner Arbeit und Freizeit mit seinen Kollegen interessiert. Manchmal war er zuhause, hat aber nur schweigend ferngesehen. Der hat mir also auch nicht sowas gesagt wie "Hör nicht auf die anderen" oder "Geh deinen eigenen Weg" gesagt. Diesbezüglich fällt mir auch ein, dass ich mir immer jemand stärkeren gesucht habe, an den ich mich dranhängen konnte. Das führe ich auch auf eine fehlende Vaterfigur zurück.
- ein Ereignis aus der Kindheit ist mir noch in Erinnerung als mir meine Mutter mal zu verstehen gegeben hat, dass ich vor fremden Leuten zurückhaltender sein sollte. Das hab ich auch so interpretiert wie "So wie ich bin, ist falsch". Das war noch in sehr früher Kindheit, bevor ich überhaupt in die Grundschule kam. Es war ein harmloser Satz, also sie hat mich nicht angeschrien oder so, aber ich kann mich bis heute daran erinnern. Es muss eine gewisse Wirkung gehabt haben.
- meine Mutter hat mir das sogar mal vorgeworfen, dass andere Leute mich "Schlaftablette" nennen. Also so nach dem Motto "Jetzt siehst du was du davon hast immer so geistig abwesend zu sein, jetzt verarschen sie dich sogar schon in der Schule". Bzw. in der Kirche, ich war damals auch Ministrant.
also zusammengefasst: ich hab auch nichts anderes zu hören bekommen und eben das geglaubt was alle gesagt haben.
- ich war zuhause meist fröhlich und unbeschwert. Hab auf dem Hof gespielt und bin rumgelaufen. Ich war auch sehr interessiert an Motoren, Dinosaurier und sowas. Bevor ich überhaupt eingeschult wurde konnte ich die ersten römischen Ziffern und die Regeln wie man sie zusammensetzt. Zu gewissen Teilen auch das kleine Einmaleins. Dafür wurde ich auch gelobt.
- Ich hatte panische Angst als ich mit 5 in den Kindergarten hätte sollen, da hab ich mich unter dem Tisch versteckt und konnte das ganze noch um ein Jahr verzögern
- einmal waren wir bei Verwandten von meiner Oma. Da war ich ähnlich fröhlich und unbeschwert und meine Mutter hat mir im Nachhinein gesagt, dass ich mich vor Verwandten nicht so verhalten soll. Das muss ich mir zu Herzen genommen haben, immerhin weiß ich es heute noch und ich habe es, denke ich so interpretiert, dass ich vor fremden Leuten nicht so sein darf wie ich bin
- In der Grundschule wurde ich neben jemanden gesetzt den ich als persönlich deutlich stärker als mich selbst wahrnahm. Und ich habe dazu tendiert mich an den dranzuhängen. Wir wurden so etwas wie beste Freunde obwohl er mich nicht immer wie einen Freund behandelte.
- Als ich zum ersten mal bei meinem "besten Freund" (irgendwie passt das für mich nicht ganz, er war auch einer von denen die meinen Selbstwert in bestimmten Punkten massiv geschwächt haben) aus der Grundschule war, saß ich mit dem seiner Familie beim Mittagessen und hatte Angst wegen den ganzen fremden Leuten. Die waren ganz locker und entspannt, aber ich hatte einfach Angst weil sie fremd waren
- Mein Vater war immer abwesend. Wenn er da war, machte er den Eindruck als hätte er keinen Bock da zu sein. Als müsste er es halt, weil er jetzt dummerweise eine Familie hat. Interessiert hat ihn nur seine Karriere, Werkstatt und mit seinen Freunden aus der Hütte und dem Verein Zeit zu verbringen.
- Wenn mein Vater da war, nahm ich ihn lediglich als eine Art "schweigsame Authorität" war
Warum hast du keine anderen Wege finden können zu dieser Zeit ?
Lange Zeit habe ich mein Verhalten nicht reflektiert.
Mir war nicht einmal klar, dass ich aus einem bestimmten Grund Drogen konsumiere.
Deswegen kam mir der Gedanke mit anderen Wegen auch nicht.
Mir war sozusagen der "eine" Weg den ich nutzte, als solcher gar nicht bewusst.
Und ich muss sagen, dass Cannabis im Alter von 15-18 für mich auch nur gut war.
Die Möglichkeit von Langzeitschäden und Beeinträchtigung der psychischen Entwicklung habe ich nicht ernst genommen und die direkte Wirkung war für mich einfach immer sehr gut.
Du hast ganz ordentlich beschrieben, dass deine Vermeidungsstrategie, „offene Kommunikation mit Leuten“ ist.
Welche Personen sind das konkret ?
Das stimmt, das habe ich geschrieben, aber das war vielleicht ein wenig zuviel gesagt.
Bei der Frage muss ich sagen, dass ich glaube, dass die ehrliche Antwort noch nicht ausreichend ist.
Oder mein mindset noch nicht ganz adäquat eingestimmt ist.
Wie ich bei Frage 35 auch geschrieben habe, habe ich meinen Konsum ohne weitere Hilfe beendet.
Wie ich hier im Forum schon mehrfach gelesen habe, mögen Gutachter das nicht so gern.
Mittlerweile habe ich mit meiner Mutter schon über meinen Konsum gesprochen.
Aber ob ich, wenn ich rückfällig werde, mir dann Hilfe beim Aufhören suchen würde bezweifle ich aktuell noch.
Deutlich eher könnte ich mir aber jemanden von der Caritas vorstellen, als jemanden aus der Familie.
Für meine letzte MPU war ich da auch zur Vorbereitung.
Woran genau erkennst du Stress und Probleme ?
Magengrummeln, Schweißausbrüche, Aggressionen, Rückzug….?
Ich leide manchmal unter Selbstzweifel, Gefühl von Verlorenheit, etc.
das wird meistens getriggert wenn die "stuck in life" Gedanken kommen
Das bewältige ich oftmals indem ich mir eben auch meine Entwicklung, und dass ich eben auch andere Herausforderungen im Leben zu bewältigen hatte, vor Augen halte. Und dass es eben nur in kleinen Schritten vorangehen kann etc.
Gerade bei Stress ist das durchaus individuell, und es ist wichtig, dass du dich genau wahrnimmst.
Was genau ist für dich ein Problem ?
Was für den einen ein großes Problem ist, z.B. Mittagessen kochen, ist für den anderen eine Aufgabe, die erledigt werden muss.
( Das war jetzt ein sehr banales Beispiel, aber ich hoffe, ich konnte deutlich machen, was ich meine )
Das Beispiel war sehr hilfreich.
Ansonsten hätte ich die Frage vielleicht viel weniger einordnen können.
Also Einkaufen, Mittagessen, Haushalt sind keine Probleme für mich.
Das würde ich sogar als eine Stärke bezeichnen.
Oder eine Bewältigungsstrategie.
Probleme sind Gedanken an die Zukunft oder längere Ziele verfolgen.
Seit langem eine Änderung im Leben haben wollen (eigene Wohnung), aber diese nicht herbeiführen können.
Unzufrieden mit Beruf, sich selbst.
Bzw. mangel an beruflicher Perspektive.
Mangel an sozialen Kontakten bzw. offenem Austausch.
Etwas konkreter
- bei meinem ersten MPU-Versuch, dass die MPU immer näher gerückt ist und ich mich noch nicht ausreichend vorbereitet gefühlt habe, aber auch nicht wollte dass ich noch mehr Geld für Abstinenznachweise ausgeben wollte, war ein Problem
- bei meinem früheren Bürojob ständig überfordert zu sein, war ein Problem für mich. Ich hab mich da auch immer gefangen am Büroplatz gefühlt und hatte Angst in den meetings gefragt zu werden wie es mit meinen Sachen vorangeht. (jetzt hab ich aber einen deutlich verträglicheren Job)
- oder etwas kleineres, was total aktuell ist: Ich hab mir Regenjacke+Hose gekauft. Sie passt von der Größe her, aber 'ne Nummer größer wäre vielleicht auch gut. Jetzt weiß ich nicht ob ich zwei brauche, eine zurückschicken soll oder es einfach so lassen soll wie es jetzt ist. Also, das klingt total banal, aber diese kleine Entscheidung die ich da treffen muss, reicht schon aus um diese Sache zu verdrängen/zu prokrastinieren (ist aber jetzt schon erledigt)