Promilleberechnung eines VP

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Nancy

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Wie geht die Promilleberechnung? Und kann man anhand des Promillewerts nachvollziehen wie viel Alkohol ich am Tag meiner Alkoholauffälligkeit getrunken habe?

Ja, das geht!


Es gibt eine Formel, mit deren Hilfe man die Alkoholpromille berechnen kann:
[SIZE=-1]g Alkohol[/SIZE]
[SIZE=-1]Alkoholpromille =[/SIZE]
[SUP]___________________[/SUP]
[SIZE=-1]kg Körperflüssigkeit[/SIZE]

Aufgrund dieser Formel und der Kenntnis über Alkoholabbau und -ausscheidung kann man auch auf die ungefähre Alkoholtrinkmenge schließen, wenn der Promillewert bekannt ist.


Um die Formel ausrechnen zu können, brauchen Sie folgende Informationen:




  1. Die tatsächlich enthaltende Alkoholmenge des jeweiligen alkoholischen Getränks (`= Volumenprozent Alkohol)
  2. Die Trinkmenge in einer festen, berechenbaren Größe
  3. Die Menge an Körperflüssigkeit
  4. Das spezifische Gewicht von Alkohol.

Zu 1: Volumenprozente sind immer auf dem Flaschenetikett angegeben.



Zu 2: Man geht von folgenden Standardgrößen aus:


Bier:0,2 Liter-Glas (200 Kubik-cm)
Wein:0,1 Liter-Glas (100 Kubik-cm)
Sekt:0,1 Liter-Glas (100 Kubik-cm)
Schnaps:0,02 Liter-Glas( 20 Kubik-cm)

Zu 3: Der Flüssigkeitsgehalt unseres Körpers hängt von unserem Geschlecht und unserem Körpergewicht ab. Aber Achtung: Da sich der Alkohol nur auf die Flüssigkeit verteilt und nicht auf Fett, Muskeln und Knochen, müssen übergewichtige Menschen von ihrem Normalgewicht ausgehen. Untergewichtige Menschen müssen von ihrem tatsächlichen Gewicht ausgehen.


Männer haben einen Flüssigkeitsanteil von ca. 70% in ihrem Körper.
Frauen hingegen haben nur einen Flüssigkeitsanteil von ca. 60 % in ihrem Körper. Das liegt daran, dass Frauen einen etwas höheren Anteil an Fettgewebe haben, als Männer.

Zu 4: Alkohol hat ein spezifisches Gewicht von 0,8 g/l (ganz genau: 0,790 g/l), das heißt er ist etwas leichter als Wasser (Spez. Gewicht: 1,0 g/l).


Wie geht nun die Berechnung? Ganz einfach.
Hier ein einfaches Beispiel zur Berechnung des Promillewerts:Ein 80 Kilogramm schwerer Mann trinkt 2 Bier à 0,2 l (200 Kubik-cm). Sein Flüssigkeitsanteil beträgt: 70 % von 80 kg. In Bier sind 5 Vol. % Alkohol enthalten.Rechnung:70 % von 80 kg Körpergewicht = 56 kg Körperflüssigkeit. 5 % von 0,2 Liter (200 Kubik-cm) = 10 Kubik-cm = 8 g Alkohol. (8 g wegen des geringeren spez. Gewichts von Alkohol: 0,8 g/l).2 (Bier) x 8 (g Alkohol) = 16 g Alkohol.[SUB]16 g Alkohol[/SUB][SUP]____________________ = 0,29 Alkoholpromille[/SUP][SUP]56 kg Körperflüssigkeit[/SUP]

In dieser Rechnung ist nun jedoch der
Alkoholabbau noch nicht berücksichtigt!


Bereits mit dem ersten Schluck Alkohol beginnt die Leber ihre Arbeit und baut den Alkohol ab.

In 1 Stunde baut die gesunde Leber pro 10 kg Körpergewicht 1 Gramm Alkohol ab. Eine alkoholgewöhnte Leber baut den Alkohol schneller ab. Dies lässt sich jedoch nicht berechnen.
Unser 80 kg schwerer Mann baut also pro Stunde 8 g Alkohol ab.

Bei großen Alkoholmengen wird der Alkohol nicht nur von der Leber abgebaut, sondern außerdem über andere Wege aus dem Körper ausgeschieden. Das wird
Resorptionsverlust genannt. Dabei wird ein Teil des Alkohols über die Nieren ausgeschieden, ein Teil über die Atmung, ein weiterer Teil über die Hautoberfläche. Auch vermischt sich der Alkohol im Magen und im Dünndarm mit Speisen, insbesondere Fett und geht hier eine chemische Verbindung ein, die Verseifung genannt wird.

Der Resorptionsverlust kann nicht genau berechnet werden. Er liegt zwischen 10 und 50 %. Das bedeutet, dass bei großen Alkoholmengen immer ein gewisser Prozentsatz abgezogen werden muss. Generell kann man sagen: Je größer die Alkoholmenge, desto größer der Resorptionsverlust.

Beispiel: Unser 80 kg-Mann trinkt in 5 Stunden 10 Bier à 0,2 l. = 2 Liter Bier.

Pro Stunde baut er 8 g Alkohol ab = 40 g Alkoholabbau.
Sein Resorptionsverlust liegt bei, sagen wir ca. 30% . Die Rechnung sieht wie folgt aus:
[SIZE=-1]

[/SIZE]

80 g Alkohol
-
40 g Alkoholabbau
=
[SIZE=-1]40 g Alkohol[/SIZE]
-
[SIZE=-1]12 g (30 % Resorptionsverlust)[/SIZE]
=
28 g Alkohol
:
[SIZE=-1]56 kg Körperflüssigkeit[/SIZE]
=
0,50 Alkoholpromille
Wie Sie sehen, kann ein Mann mit einem durchschnittlichen Normalgewicht von 80 kg ziemlich viel Alkohol trinken um auf einen relativ niedrigen Promillewert von 0,5 zu kommen. Immerhin 4 Flaschen Bier à 0,5 Liter in fünf Stunden. Ebenso könnte er - je nach Vol % - zwischen 10 und 15 Schnäpsen à 0,02 l oder knapp 1,5 Flaschen Wein trinken. Denn die darin enthaltenen Alkoholmengen sind ungefähr gleich. Bei einem geringeren Resorptionsverlust als 30 % hätte er selbstverständlich einen höheren Promillewert. Bei einem höheren Resorptionsverlust als 30 %, einen entsprechend niedrigeren.
Um auf einen Promillewert von 1,6 zu kommen, müsste derselbe Mann in 5 Stunden (Angenommener Resorptionsverlust: 30 %) 21 Bier (à 0,2 l), also etwa einen halben Kasten à 0,5 Liter-Flaschen oder ca. 30 Schnäpse (= 0,6 Liter) oder etwa 3 Flaschen Wein trinken.
Ganz anders sieht das nun bei einer Frau aus.
Beispiel: Eine Frau mit einem Normalgewicht von 50 kg trinkt dieselbe Alkoholmenge wie unser 80 kg-Mann in obigem Rechenbeispiel. Sie trinkt in 5 Stunden 10 Gläser à 0,1 l leichten Weißwein mit einem Alkoholgehalt von 10 Vol % (= 10 Gläser Bier à 0,2 l). Ihr angenommener Resorptionsverlust liegt ebenfalls bei 30 %.
Sie erinnern sich? Frauen haben nur 60 % Körperflüssigkeit.
60 % von 50 kg = 30 kg Körperflüssigkeit.
Der Alkoholabbau liegt bei 5 g Alkohol pro Stunde (genau genommen sogar etwas weniger als 5 g, wegen des höheren Fettgewebeanteils; aber lassen wir es der Einfachheit halber bei 1 g Alkoholabbau pro 10 kg Körpergewicht in einer Stunde).
Die Rechnung sieht wie folgt aus:
[SIZE=-1]

[/SIZE]

80 g Alkohol
-
25 g Alkoholabbau
=
[SIZE=-1]55 g Alkohol[/SIZE]
-
[SIZE=-1]16,5 g (30 % Resorptionsverlust)[/SIZE]
=
38,5 g Alkohol
:
[SIZE=-1]30 kg Körperflüssigkeit[/SIZE]
=
1,28 Alkoholpromille
Obwohl unser 80 kg-Mann und die 50 kg-Frau dieselbe Menge Alkohol getrunken haben; in derselben Zeit mit demselben Resorptionsverlust, ist die Differenz des Promillewertes erheblich!
Wie dem auch immer sei, eines steht fest: Es ist möglich anhand des Alkoholpromillewertes auf die ungefähre Alkoholtrinkmenge zu schließen.


Quelle: VP I. Ackmann, Annerod
 
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