Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 14.01. war ich bei einem ehemaligen Arbeitskollegen, dieser wohnt ca. 35 km von meinem Wohnort entfernt, mit einem weiteren Arbeitskollegen.
Aufgefallen bin ich auf der Autobahn gegen 02 Uhr. Ich wurde aufgrund eines Schadens am Auto, den ich durch einen Aufprall einer Leitplanke verursacht habe, und meiner auffälligen Fahrweise. Andere Verkehrsteilnehmer haben mich bei der Polizei gemeldet, die mich dann aufgefunden haben. Blutalkoholkonzentration lag um 03:50 Uhr bei 1,87 pr.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Trinkbeginn war gegen 18 Uhr.
Es wurde insgesamt 2 x 0,33l Bier, 7 x 0,5l Bier und ca 120ml Vodka in einem Mischgetränkt getrunken.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Insgesamt wollte ich die 35 km nach Hause fahren. Der Aufprall mit der Leitplanke war ca nach 5 km. Danach wurde ich nach ungefähr weiteren 15 km auf meiner Irrfahrt (hatte die Orientierung verloren und mich mehrmals verfahren) angehalten.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, beim Fahren war mir bewusst, dass ich gerade gegen das Gesetz verstoße und absolut Fahruntüchtig bin. Dies hat sich auch in meiner Fahrweise widergespiegelt.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ursprünglich hatte ich vor nur drei Bier zu trinken und auch wieder mit dem Auto nach Hause zu fahren. Als der Pegel merklich stieg, hatte ich vor mir ein Taxi zu rufen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja, noch nie auffällig geworden.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Sehr viele Male.
Sei es im gesetzlichen Rahmen nach einem Bier am Abend beim Essen oder aber auch unter Restalkohol am nächsten Morgen.
Auch eine andere Trunkenheitsfahrt wenige Wochen davor blieb unauffällig.
Geschlussfolgert werden kann daraus, dass nur ein geringer Bruchteil der rechtswidrigen Fahrten allgemein auffallen.
Zudem senkt die Fahrt unter Alkohol merklich die Hemmschwelle. Was angefangen hat mit einem Bier hat sich gesteigert über drei Bier bis hin zur Trunkenheitsfahrt mit 1,9 pr.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit Alkohol kam ich in sehr jungen Jahren in Kontakt.
Alkohol war immer ein Streitthema zu Hause, da mein Vater auch immer wieder Saufepisoden hatte, welche dann zum Streitthema zu Hause wurden.
Selbst habe ich das erste Mal Alkohol getrunken, da war ich 15. Damals hatten wir uns mit mehreren Freunden zusammen Colabier gekauft und haben dann zusammen Abends einen Film geschaut. Dies wurde dann immer wieder wiederholt, da dies auch kein Problem für die Eltern des Freundes war, solange die davon wussten und auch wussten was wir getrunken haben.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Alle vier Wochen.
Überwiegend Bier. Am Abend 2-3l Bier
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Grundsätzlich habe ich immer mit Freunden getrunken, dies geschieh alle 4 Wochen wenn man sich getroffen hat und zusammen durch Bars oder Clubs gezogen ist. Getrunken wurde immer viel. Soviel, dass ich immer betrunken war
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Um vom Alltag abzuschalten. Aufgrund der sehr hohe Verantwortung die ich im beruflichen, aber auch im Privaten trage, war dies immer eine Möglichkeit für einen Abend abzuschalten.
Zudem hatte man immer einen Anlass gefunden um sich mit Freunden zu treffen und mit denen einen „draufzumachen“.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Durch Alkohol wurde ich extrem Locker. Ich wurde aber auch viel direkter und konnte unter Einfluss einfacher ausdrücken was mich bewegt und was ich will.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Von außen kam immer das Feedback, dass es so witzig sei, wenn ich trinke, da ich dann viel geselliger sei.
Meine Frau hatte aber gerade in der letzten Phase häufiger angemerkt, dass ich doch schon viel trinke.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Auf mein Umfeld dahingehend, dass ich an einem nächsten Morgen gereizt war. Das hat sich geäußert, dass ich einen dünneren Geduldsfaden hatte und Leute angeschnauzt habe. Was eigentlich nicht zur mir passt, da ich normal ein sehr ruhiger Typ bin.
Auf mein Leben hatte es zur Folge, dass es zur Hochphase sehr stark auf mein Gemüt geschlagen hat. Immer leicht depressiv verstimmt gewesen und Antriebslos.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Bis ins Jahr 2020 fand der Alkoholkonsum nur in Gesellschaft statt. Im schnitt alle 4 Wochen, wenn ich mich mit Freunden verabredet habe.
Durch Aufkommen der Pandemie und der damit verbundenen Lockdowns wurde der Konsum immer kritischer.
Durch die Belastung und auch Unsicherheiten im Arbeitsumfeld, aber auch die Überforderung im privaten Leben. Trat eine starke Überlastung ein.
Mitarbeiter fielen extrem häufig aus. Hatten Sorgen und Nöte bezüglich der Situation. Andere haben wiederum alles ausgenutzt und mitgenommen was geht.
Das Telefon hat durchgehend geklingelt und das auch in der Freizeit, wenn mal wieder jemand eine Frage hatte wie er sich jetzt zu verhalten hat. Und ich, der kein Stück schlauer war als alle anderen, die die selben Informationen erhalten haben, musste Entscheidungen treffen.
Zuhause mussten Kinder betreut werden. Wenn dann mal wieder ein Risikokontakt auftrat, musste mit aller Energie zusammen mit der Frau ausgemacht werden, wer kann zu Hause bleiben wer nicht. Ablenkung war zu der Zeit nur sehr schwer möglich.
Somit kam es dazu, dass es sich eingeschlichen hat, dass ich zu Hause alleine getrunken habe.
Angefangen mit 3-4 0,33l Bier bis hin zu 8-10 x 0,33l Bier. Das einmal in der Woche. Diese Phase begann schleichend im Oktober ´20 bis zum Juli ´21.
(Schweife ich bei diesem Punkt zu sehr ab? - eventuell etwas kürzer halten und nicht zu sehr ins Detail gehen?)
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ab der Zeit, in der die Mengen mehr und öfter konsumiert wurden, gab es auch unkontrollierte Trinkabende. Wenn dann mal wieder möglich war in Gesellschaft zu trinken, wurde soviel getrunken, dass man am nächsten Tag kaum Erinnerungen hatte. Dies passierte zu der Zeit häufiger.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Im Juli ´21 habe ich bewusst für 10 Monate auf Alkohol verzichtet. Die Tatsache, dass es mir Physisch und Psychisch nicht gut ging, konnte ich mitunter dem häufigen Verzehr von Alkohol zuordnen.
In dieser Zeit habe ich versucht Gesund mit bewusster Ernährung und viel Sport zu leben.
Im Mai ´22 habe ich dann wieder das erste Mal auf einer Hochzeit getrunken. Ab da an war ich wieder in dem 4 Wochen Turnus bis zur geahndeten Trunkenheitsfahrt. Wobei hier dann die Mengen höher wurden und es mehrere unkontrollierte Abende gab.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Bis zur Phase ab der Pandemie hatte ich immer das Verständnis, dass der Konsum moderat sei. Höher als bei anderen, aber noch im normalen Bereich. Heute weiß ich, dass auch dieser Konsum viel zu hoch war.
Die Phase aber der Pandemie war sehr kritisch. Ein solcher Konsum wird über einen längeren Zeitraum immer mehr gesteigert und führt bis hin zur körperlichen Abhängigkeit. Das war mir damals schon bewusst und heute weiß ich es definitiv.
Der Konsum in der letzten Phase vor dem FS Entzug war ebenfalls sehr kritisch. Was zu Beginn moderat angefangen hat, hat sich innerhalb weniger Monate immer weiter gesteigert. Über einen längeren Zeitraum wäre ich wieder bei meinen spitzen Zeiten angelangt, was Menge und Häufigkeit angeht.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Seit der Trunkenheitsfahrt abstinent
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
14.01.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich sehr intensiv in den letzten Monaten mit meinem Konsum beschäftigt. Die inneren Ursachen, die hauptsächlich dazu beigetragen haben, dass ich so viel getrunken habe sind mir bekannt und daran wurde gearbeitet.
Ich war immer sehr unsicher und ich hatte meine Bedürfnisse hinter die von anderen gestellt.
Ich war immer darauf bedacht, es anderen Recht zu machen. Auch wenn das bedeutet hat, dass ich mir selbst keinen gefallen damit tue. Wenn ich überfordert war, habe ich versucht es mir nicht anmerken zu lassen. Dies hätte ja als Schwäche angesehen werden können. Heute weiß ich, dass ich mehr auf meine Bedürfnisse achten muss. Wenn mir was zu viel wird spreche ich es an. Ich habe gelernt „nein“ zusagen. Was mir anfangs schwerer gefallen ist. Mit der Zeit ist dies aber einfacher und es wird auch respektiert. Grundsätzlich ist mein Auftreten souveräner geworden. Damals hatte ich noch Angst nicht ernst genommen zu werden wenn ich mich mitteile. Heute weiß ich, dass ich akzeptiert werde. Ich habe gelernt über meine Probleme zu reden. Sei es auf der Arbeit mit meinen Chefs oder zu Hause mit meiner Familie.
Zusätzlich habe mich auch mit Rückfallgefahren auseinander gesetzt. Was ich sogar selbst erlebt habe. Mir ist jetzt bewusst, dass ein Konsum, der schon einmal erreicht wurde nicht mehr zurückgesetzt werden kann.
Da ich in diesen Zustand nie wieder geraten möchte, habe ich mich dazu entschlossen nichts mehr zu trinken um dieser Gefahr nicht zu begegnen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Dieses Ereginis, welches zum FS Entzug geführt hat, hat mir vor Augen geführt, dass etwas gewaltig schief läuft. Einem Menschen der mit sich im reinen ist und keine Problem mit Alkohol hat, fährt nicht unter Einfluss ein Auto
Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, habe mich informiert und auch mit bestimmten Personen geredet.
Dies hat mir sehr viel geholfen, mein Problem zu erkennen. Ich verstehe, dass dies eine Art Zeichen war und wenn ich dieses nicht beachte, besteht die Möglichkeit, dass es schlimmer wird.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Als ich den Entschluss für mich gefasst habe, dass ich nicht mehr trinken werde habe ich mich erstmal mit diversen Medien informiert um ein Verständnis zu erlangen, was die Problematik mit dem Alkohol ist. Hierzu habe ich mir haufenweise Videos angeguckt, Podcasts angehört aber auch Bücher gelesen.
Ich habe mit bestimmten Menschen geredet und denen mitgeteilt, dass ich zukünftig auf Alkohol verzichten werden, da ich meine Probleme damit habe. Es kamen überwiegen positive Rückmeldungen und auch Anmerkungen, dass diese Personen ihren eigenen Konsum ebenfalls überdenken müssten. Mit gewissen Personen habe ich aktiv den Kontakt abgebrochen, da diese davor nur für Saufgelagen gut waren. Ansonsten habe ich mich nicht auf einer Wellenlänge mit denen befunden. Dies hat mich auch immer wieder runtergezogen, wenn man mal nur so mit denen unterwegs war.
Grundsätzlich habe ich mein leben aber weiter geführt wie zuvor auch. Auf Feiern oder anderen Anlässen habe ich immer verneint, wenn mir was angeboten wurde. Dies hat zu Beginn dazu geführt, dass die Leute einen versucht haben zu überreden. Mit der Zeit wird man aber irgendwann nicht mehr gefragt. Dann ist man zwar der Langweilige, hat aber seine Ruhe.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin zufriedener. Die depressiven Verstimmungen sind nicht mehr da.
Es gibt immer noch schlechte Tage, aber jetzt kann ich mich aktiv um die Probleme kümmern. Ich bin auch ausgeglichener, was sich auf die Harmonie in der Familie auswirkt. Dass Probleme auch direkt angesprochen werden und nicht nach hinten geschoben werden, trägt dazu bei, dass es weniger Missverständnisse gibt. Ich bin auch gegenüber dritten direkter geworden, was mir gut tut, da ich ich mich dann nicht damit beschäftige, warum ich nichts gesagt habe, wenn mir was nicht gepasst habe.
Die Angst davor unangenehm aufzufallen und anzuecken wird immer geringer.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich werde die gelebte Veränderungen beibehalten. Sollte ich mich überfordert fühlen werde ich dies direkt ansprechen. Ich werde es nicht mehr soweit kommen lassen, dass ich mich in Alkohol flüchten muss um Ausgleich zu erleben.
Ich rede aktuell sehr viel über meine Gefühlswelt, dies wird auch weiterhin so bleiben.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich kann mir nicht mehr vorstellen in alte Gewohnheiten zurückzufallen, da ich den ganzen progress den ich aktuell erlebt habe nicht aufs Spiel setzen will.
Ich habe Verhaltensweisen kennen gelernt, die mir dabei helfen, wenn ich mich schlecht fühle. Diese werden auch angewandt.
Im äußersten Fall gibt es viele professionelle Hilfen, die ich in Anspruch nehmen würde bevor ich wieder anfange zu trinken.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
In dem ich gar nicht mehr trinke.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.