TF 2,75 Promille mit Sachschaden - erste Schritte

Dobbi

Neuer Benutzer
Hallo,

ich fülle mal die Fragebogen aus, soweit das zum jetzigen Zeitpunkt Sinn macht. Mir geht es hier auch eigentlich um erste Schritte und kleinere Rückfragen.

A) Bin ich A1 oder A2? Sollte man unten irgendwas beschönigen, um A2 zu bleiben?
B) Es steht für mich nicht zur Debatte eine Therapie zu machen. Ich habe mich damals bemüht und bereits dort schon gemerkt wie wenig mir das Geseier bringt. Zudem wurde ich ja darauf hingewiesen, dass ich sowieso meines Glückes Schmied bin. Ist das bei A1 verpflichtend?
C) Wie bekomme ich raus, welche Anforderungen der GA in meinem Fall haben will (z.B. Dauer der AN)? Muss ich hierfür den Strafbefehl abwarten?
D) Sofern ihr Anmerkungen zu den Fragebogen habt, gerne
E) Thema AN: Ich kann jetzt quasi 3 Wochen Sicherheitsfrist plus 3 Monate bis zur Haaranalyse rechnen, und dann bestätigen die mir Abstinenz für die letzten drei Monate oder?


FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: M
Größe: 172cm
Gewicht: 80kg
Alter: 26 J

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: xx.03.2024 (Wochentag)
BAK: 2,75 Promille
Trinkbeginn: 13:00
Trinkende: 22:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:00

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: ja
Strafbefehl schon bekommen: nein
Dauer der Sperrfrist: vss. 12 Monate lt. Anwalt

Führerschein
Hab ich noch:
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt:
Habe noch keinen gemacht:

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Geringfügige Geschwindigkeitsübertetung (geringer 10 km/h 2 mal innerhalb vier Jahren)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Bundesland: Bayern


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:
Ich lebe abstinent seit: xx+1.03.2024

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: geplant nach Rückfragen
Urinscreening ja/nein:
PEth-Analytik ja/nein:
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: letztmalig November 2023 waren i.O.

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: ja 3 Termine VOR dem Unfall
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja VOR dem Unfall und bereits 2023, Psychiater behandeln niemanden, der Alkohol in diesem Maße trinkt. Sie brauchen Hilfe, wurde mir gesagt.
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie:
Keine Ahnung:

MPU
Datum:
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Der genannte Tag im März ist ein Donnerstag. Ich habe zuhause alleine von 13.00 bis 18:30 Uhr 1,75 Liter Weißwein getrunken. Dann fuhr ich ein Eis essen, wo ich nochmals 0,25 Liter Weißwein trank. Dann fuhr ich in eine Bar, wo ich ebenfalls allein bis 22:15 Uhr nochmal 500-700ml Weißwein getrunken habe. Sobald ich von der Türschwelle der Bar gegangen bin, fehlt mir jede Erinnerung. Ich habe noch ca. 3km innerstädtisch geschafft, um dann eine Ampel zu überfahren und gegen einen Baum zu prallen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich eingeschlafen zu sein. Ich erinnere mich an ein kurzes Aufwachen im Krankenwagen, sowie einige Tests im Krankenhaus. Da ich in den Gesprächen immer wieder einschlief, schlussfolgere ich das mit dem Einschlafen.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

s.o.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach Hause wären es etwa 12 km gewesen.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ich erinnere mich nicht. Ich denke ich war zuversichtlich es nach Hause zu schaffen.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Fahrt nicht vermeiden und habe keine Vorkehrungen getroffen.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Aufgefallen nicht.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Angenommen: 3,5 Jahre mal 180 Tage = 630 mal Hin- und Rückfahrt. Ich folgerte daraus, dass die Kontrolldichte nahe null geht und ich hatte den Eindruck noch fahren zu können. Dass das nicht wahr ist, habe ich ja ausdrücklich bewiesen.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Erste Erinnerung: Glas Wein der Oma bei Familienfeiern. Eltern tranken nichts.
Erster Konsum: Mit 18 Jahren mit meiner ersten Freundin. Es war ein Glas angebrochener Hugo und schmeckte eher eigenartig.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Aufgrund meines gesellschaftlich gesehen späten ersten Kontakts mit Alkohol tastete ich mich im Studium langsam ran. Hier sprechen wir aber von gesellschaftlichen Runden und Erlebnissen wie Erbrechen nach 3 Shots Jack Daniels. Das änderte sich im Studium auch nicht groß, ich habe aber den Wein als einziges Genussmittel, was mir schmeckte, gefunden. So hatte sich dann doch das tägliche Glas Wein zum Abendessen bis 2020 eingebürgert. Nach dem Suizid eines Elternteils wurde es rückblickend katastrophal. Begonnen hat es um diesen immensen Verlust besser verdrängen zu können mit einem Liter Weinschorle. Innerhalb des Zeitraums von Ende 2020 bis zum Tattag hat es sich dann gesteigert. Die Weinschorle reichte nicht mehr, es wurde trockener Weißwein. Zunächst die halbe Flasche (375 ml), recht schnell die ganze. Es wurde zu den Literflaschen gewechselt. Es wurde schrittweise so immer mehr bis der Konsum dann für drei Tage in Folge bei 1,5 - 2,25 Litern Weißwein lag. Der Konsum am Tattag war auch für mich überdurchschnittlich.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

s.o.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zumeist alleine.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Ausschlaggebendes äußeres Ereignis war für mich ohne jeden Zweifel der Suizid meiner Mutter und die daraus resultierenden Folgen. Zunächst war es der Verlust meines liebsten Menschen und der Anblick, da ich sie fand. Jeder in der Familie hatte daran schwer zu schlucken. Mein damals schon sehr kleiner Verwandtenkreis mütterlicherseits gab jedoch meinem Vater und mir die Schuld an dem Todesfall. In dieser bereits sehr belastenden Situation noch mit derartigen Vorwürfen seiner Familie konfrontiert zu werden war schrecklich. Dies führte dann zum Bruch zwischen der Verwandtschaft und uns (Vater und ich). Da zur Verwandtschaft väterlicherseits sowieso kein Kontakt bestand, fand ich mich sehr alleine zurück. Ich merkte bei Freundschaften auch sehr schnell, dass erwartet wird wieder zu funktionieren. So brachen auch einige Freunde weg, da ich doch sehr emotional über Monate war. Beruflich machte ich nach einer Woche Urlaub weiter wie gehabt, was rückblickend ein großer Fehler war. So sah ich mich gezwungen wieder zu funktionieren - in allen Bereichen, oder daran zu zerbrechen. Der Alkohol half mir dabei. Mir ging jedoch eine Zeile des Abschiedsbriefes meiner Mutter bis heute nicht aus dem Kopf: "Ich weiß, dass es dir auch oft nicht gut geht, bitte such du dir Hilfe." Das hatte ich damals noch gar nicht vollständig realisiert, aber eine Mutter kennt dich besser als du dich selbst.

Womit wir bei den inneren Motiven ankommen: Der Alkoholrausch war irgendwann das einzige, was mich noch glücklich fühlen ließ. Ich hatte das erste Mal 2023 versucht mir Hilfe zu holen. Die Psychiaterin brach die Therapie nachdem Sie Kenntnis von meinem Konsum erlangte ab. Sie meinte Sie brauchen Hilfe und empfahl mir die üblichen Anlaufstellen. Der Konsum war damals noch bei 1,25 Litern Weißwein. Dann verschärfte sich die Situation nochmals. Ich hatte im Jahr 2024 dann auch die Suchtberatung mit 3 Terminen aufgesucht. Der letzte Termin war zwei Tage vor dem Unfall. Die Psychiaterin schickt dich mit deinen Depressionen bei Konsum weg, die Psychologin der Suchtberatung teilt dir mit, ja sie werden aufhören zu trinken, wenn sie glücklich sind. Ich fühlte mich hilflos.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Ich war glücklich, begeisterungsfähig, ehrlich zufrieden.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Von selbst hatte es tatsächlich noch niemand bemerkt. Da bin ich mir sicher, da ich im laufe der Zeit ein paar Ausgewählten meine Geschichte offenbart hatte und sie ehrlich irritiert waren. Wenige haben mir ein Ultimatum gestellt, einige haben mich aufmerksamer beobachtet und wollten gute Ratschläge geben.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gesundheitliche Probleme (Stuhlgang, Kreislauf), das schlimmste hier ein furchtbarer Reizhusten am Morgen der teils bis zum Erbrechen führte. Da der nämlich nach der Abstinenz weg ist, bin ich mir sehr sicher, dass das der Auslöser war. Wenige kehrten mir den Rücken, nachdem sie es erfahren haben. Die Arbeit litt im letzten halben Jahr darunter.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Also wenn heute die Abstinenz gemeint ist, dann ist es eben der Zeitraum ab 18 Jahren bis zum Tattag.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Insbesondere im letzten halben Jahr. Hier begann ich auch vermehrt zu schütten. Mittlerweile wehrte sich der Magen auch nicht mehr.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Im Zeitraum ab Ende 2020 hatte ich es mit fortschreitendem Konsum immer mal wieder probiert, jedoch war die längste Pause 3 Tage.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Alkoholiker mit psychischen Entzugssymptomen.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, ich mag kein Bier. Alkoholfreier Wein kommt ebenfalls nicht in Frage, ich habe der Wirkung wegen getrunken.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
In dieser sehr frühen Phase motiviert mich hauptsächlich aufzustehen ohne diesen Reizhusten. Zudem ist die Klarheit und die daraus resultierende erhöhte Produktivität sehr erstrebenswert.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Für mich ist der Umstand sehr belastend eineinhalb Tonnen verunfallt zu haben und nichts mehr davon zu wissen. Ich hätte drei Kinder statt der Ampel umfahren können. Zudem waren die gesundheitlichen Folgen für mich sehr belastend.
Zuvor habe ich mich darum bemüht, es jedoch zugegebenermaßen nie geschafft. Ich ging zu den o.g. Stellen in der Hoffnung, eine Art Checkliste zu erhalten, eine Art Wundermittel. Doch wie auch die betreuenden Personen bereits zu mir meinte, das liegt alles an mir. Und ich habe es leider erst jetzt geschafft.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Vermutlich sinnfrei zu diesem frühen Stadium.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
-

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
-

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (mit Begründung)
Das wird immer eine Gefahr bleiben.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch den grundsätzlichen und konsequenten Verzicht auf Alkohol.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin echt froh niemanden verletzt zu haben.
 

Andi18

MPU Profi
Hallo,
ich versuch direkt auf die Fragen einzugehen:
A) Bin ich A1 oder A2? Sollte man unten irgendwas beschönigen, um A2 zu bleiben?
Lies am Besten in den Allgemeinen Infos hier die Kategorien und Hypotheseneinteilungen nach.
Letztlich sind die Kategorien nicht weit auseinander. Bei A1 wird die Abhängigkeit ärztlich diagnostiziert mit der Folge Therapien etc. absolvieren zu müssen.
Der nicht kontrollierbare Umgang mit Alkohol ist letztlich nahe..
B) Es steht für mich nicht zur Debatte eine Therapie zu machen. Ich habe mich damals bemüht und bereits dort schon gemerkt wie wenig mir das Geseier bringt. Zudem wurde ich ja darauf hingewiesen, dass ich sowieso meines Glückes Schmied bin. Ist das bei A1 verpflichtend?
das kannst nur Du selbst bewerten und letztlich beurteilen. Sicher auch abhängig des Motivs.
C) Wie bekomme ich raus, welche Anforderungen der GA in meinem Fall haben will (z.B. Dauer der AN)? Muss ich hierfür den Strafbefehl abwarten?
Strafbefehl hat damit nichts zu tun. Das ANs benötigst, liegt bei 2,75‰ schon mal sicher auf der Hand.
Ab 3‰ wird die Abhängigkeit theoretisch als sicher angenommen.
Somit hast den richtigen Weg eingeschlagen, ab sofort abstinent zu bleiben.
D) Sofern ihr Anmerkungen zu den Fragebogen habt, gerne
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: ja 3 Termine VOR dem Unfall
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja VOR dem Unfall und bereits 2023, Psychiater behandeln niemanden, der Alkohol in diesem Maße trinkt. Sie brauchen Hilfe, wurde mir gesagt.

noch nicht gelesen. Denke aber zu früh..
Bei Psychiatern gibt's offensichtlich gute und schlechte. Such Dir am besten aus der BNV-Mitgliederliste nach Diplom-Psychologen mit Fachrichtung: Fachpsychologe für Verkehrspsychologie.
Wenn keine Therapie für notwendig erachtest, dann schlag gleich diesen Weg ein.
E) Thema AN: Ich kann jetzt quasi 3 Wochen Sicherheitsfrist plus 3 Monate bis zur Haaranalyse rechnen, und dann bestätigen die mir Abstinenz für die letzten drei Monate oder?
Prinzipiell korrekt. Diese 3 Wochen Pufferfrist bei der ersten Analyse kann bei solch hohen Toleranzen vlt etwas knapp werden.
Ich würde evtl noch eine oder zwei Wochen drauf schlagen.
Ja, nach Abgabe der Haare gilt dies rückwirkend der letzten 3 Monate.

Das angenehme bei der HA ist, daß keine vertragliche Bindung eingehst. Gehst also dann 3 Monate wieder hin, so stückelt sich der Zeitraum zusammen.
12 Monate AB = 4 HAs brauchst sicher. Da kannst dann einfach noch eine 5. HA dran hängen.
Ich schätze bei diesem Pegel bist mit 15 Monate sicher besser dran.

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: ja
Strafbefehl schon bekommen: nein
Dauer der Sperrfrist: vss. 12 Monate lt. Anwalt
sehe ich auch so. Wird aber aufgrund der notwendigen ANs nicht die entscheidende Rolle spielen.
 

kapomick

Benutzer
Hallo Dobbi,
als ein Mann mit Therapieerfahrung möchte ich dir auch was mit auf den Weg geben.
Ich bin beeindruckt, dass du in deinem Alter und noch gar nicht so lange nach dem Vorfall schon so reflektiert das Ganze sehen kannst. Ich kann natürlich nachvollziehen, dass für dich so mancher Psychokram als Geseiere vorkommen mag, mir ging es vor meiner stationären Therapie nicht anders. Doch wenn du an einen guten Ort kommst, dann kannst du sehen, dass dir geholfen werden kann und du wirst staunen, dass du nicht mit Abstand der Jüngste sein wirst.
Du liest damit schon raus, dass ich dir zu einer solchen raten würde, denn in meinen Augen erfüllst du mehrere ICD10-Kriterien:
- Verlangen nach Alkohol
- Steigerung der Toleranz
- v.a. weiterer Konsum trotz gesundheitlicher Probleme
Du bist ja schonungslos offen und hast tatsächlich leider einen ultimativen Auslöser, den du offenkundig nicht verarbeitet hast. Das kann zu einer posttraumatischen Belastungsreaktion führen, die du wohl mit Alkohol kompensieren wolltest. Insofern wende dich doch an deinen Hausarzt, sei so offen und ehrlich wie hier und lass dir helfen. Wie es deine Mutter sagte. Es geht bei dir echt nicht um den Führerschein. Es geht um dich! Und es gibt gute Hilfsmöglichkeiten - wenn man sich dafür öffnet.
 

Dobbi

Neuer Benutzer
@Andi18 Vielen Dank für die Antworten.

@kapomick Vielen Dank für deine Antwort, dass ich mir natürlich allein meinetwegen Hilfe suchen sollte, ist absolut richtig. Nur ist der Verlust des Führerscheins in jeglichen Belangen hinderlich, unter anderem auch um eben derartige Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Daher wäre es mir enorm wichtig sämtliche notwendigen Vorkehrungen zum erfolgreichen Wiedererlangen des FS zu kennen.
 

kapomick

Benutzer
Ich kann dir wirklich nur raten, Hausarzt und unbedingt auch eine Suchtberatungsstelle zu konsultieren. Die gibts meist in Kreisstädten Caritas/Diakonie oder auch Kommune. Da bekommst du eine unmittelbare und meist kostenfreie Einschätzung. Es ist mir vollkommen klar, dass du auf dem Land wenig mobil ohne Auto bist, aber vielleicht hast du ja den einen oder anderen guten Freund, der sich jetzt als echter Freund zeigen kann.
 

kapomick

Benutzer
Hallo,

ich fülle mal die Fragebogen aus, soweit das zum jetzigen Zeitpunkt Sinn macht. Mir geht es hier auch eigentlich um erste Schritte und kleinere Rückfragen.

A) Bin ich A1 oder A2? Sollte man unten irgendwas beschönigen, um A2 zu bleiben?
B) Es steht für mich nicht zur Debatte eine Therapie zu machen. Ich habe mich damals bemüht und bereits dort schon gemerkt wie wenig mir das Geseier bringt. Zudem wurde ich ja darauf hingewiesen, dass ich sowieso meines Glückes Schmied bin. Ist das bei A1 verpflichtend?
C) Wie bekomme ich raus, welche Anforderungen der GA in meinem Fall haben will (z.B. Dauer der AN)? Muss ich hierfür den Strafbefehl abwarten?
D) Sofern ihr Anmerkungen zu den Fragebogen habt, gerne
E) Thema AN: Ich kann jetzt quasi 3 Wochen Sicherheitsfrist plus 3 Monate bis zur Haaranalyse rechnen, und dann bestätigen die mir Abstinenz für die letzten drei Monate oder?
Hallo Dobbi,
weil dein Fall für mich spannend ist, da gibts Parallelen, schau ich mir den eigentlich viel zu frühen FB an, nur damit du schon mal zeitig erkennst, wohin die Reise gehen kann.
A) Faktisch bewerten kann das nur ein Arzt. Aber du hast gemäß ICD10 schon einige Abhängigkeitsmerkmale.
B) Ich hab mich wie gesagt auch lange dagegen gesträubt. Was soll ich in so ner Suchtklinik? Es war im Nachklang eine sehr gute Entscheidung. Da bräuchtest du übrigens kein Auto.
C) Der Strafbefehl hat mit den Erwartungen beim GA nix zu tun. Nennenswert länger als 12 Monate würde ich mal sagen, also 15 Monate sind bei deiner Problematik und auch bei deinem Wert nicht unangebracht. Ob 12 Monate ausreichen, kann ich zumindest dir nicht sagen.
D) Kommen
E) Genau so ist es.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Der genannte Tag im März ist ein Donnerstag. Ich habe zuhause alleine von 13.00 bis 18:30 Uhr 1,75 Liter Weißwein getrunken. Dann fuhr ich ein Eis essen, wo ich nochmals 0,25 Liter Weißwein trank. Dann fuhr ich in eine Bar, wo ich ebenfalls allein bis 22:15 Uhr nochmal 500-700ml Weißwein getrunken habe. Sobald ich von der Türschwelle der Bar gegangen bin, fehlt mir jede Erinnerung. Ich habe noch ca. 3km innerstädtisch geschafft, um dann eine Ampel zu überfahren und gegen einen Baum zu prallen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich eingeschlafen zu sein. Ich erinnere mich an ein kurzes Aufwachen im Krankenwagen, sowie einige Tests im Krankenhaus. Da ich in den Gesprächen immer wieder einschlief, schlussfolgere ich das mit dem Einschlafen.
Es wäre interessant zu wissen, wie deine berufliche Situation ist. Hattest du Urlaub, bist du ohne Arbeit? Du wärest ja am nächsten Tag, einem Freitag, bei weitem nicht nüchtern gewesen. Dass jemand bei diesem Promillewert wegpennt, ist eher normal.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

s.o.
Das darfst du dir gleich angewöhnen: SO sieht niemals eine Antwort aus bei einer MPU. Da wird dich der GA auch mehrfach scheinbar das Gleiche fragen, da kannst du ihm auch nicht sagen: das hab ich doch schon gesagt.
Hier gehrt schlicht eine Auflistung mit den genauen genannten Angaben. Dient hier im FB der Übersichtlichkeit.
Ich komm auf gut 2,7l Wein. Der Rechner bin ich nicht, aber ob das ausreicht, nachdem du ja zwischen Trinkbeginn und -ende 10h hast, da bin ich mir nicht ganz sicher. Aber das ist schon eine üppige Menge. Nun gut, du hast nichts zu beschönigen.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach Hause wären es etwa 12 km gewesen.
Und nach 3km hattest du den Unfall. Das war hier auch gefragt. Immer auf die Fragen achten.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ich erinnere mich nicht. Ich denke ich war zuversichtlich es nach Hause zu schaffen.
Dir war es wahrscheinlich aus Erfahrung und Übung egal.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Fahrt nicht vermeiden und habe keine Vorkehrungen getroffen.
Das ist ehrlich.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Angenommen: 3,5 Jahre mal 180 Tage = 630 mal Hin- und Rückfahrt. Ich folgerte daraus, dass die Kontrolldichte nahe null geht und ich hatte den Eindruck noch fahren zu können. Dass das nicht wahr ist, habe ich ja ausdrücklich bewiesen.
Mach keine Rechenspiele. Du hast ja allein am Tag deiner TF 3 Trunkenheitsfahrten gehabt. Da kannst du eine Zahl bis 1000 angeben, den GA wirst du damit weniger entsetzen als wenn du sagst, das war dein 1. Mal. Bei den Folgerungen wäre es auf Dauer sinnvoll, wenn dir noch die Erkenntnis kommt, was du damit hättest bewirken können. Du bist noch sehr bei dir.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Erste Erinnerung: Glas Wein der Oma bei Familienfeiern. Eltern tranken nichts.
Erster Konsum: Mit 18 Jahren mit meiner ersten Freundin. Es war ein Glas angebrochener Hugo und schmeckte eher eigenartig.
Du hast echt mit 18 zum 1. Mal Alkohol getrunken? Da wird der GA ob deines noch recht jungen Alters staunen.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Aufgrund meines gesellschaftlich gesehen späten ersten Kontakts mit Alkohol tastete ich mich im Studium langsam ran. Hier sprechen wir aber von gesellschaftlichen Runden und Erlebnissen wie Erbrechen nach 3 Shots Jack Daniels. Das änderte sich im Studium auch nicht groß, ich habe aber den Wein als einziges Genussmittel, was mir schmeckte, gefunden. So hatte sich dann doch das tägliche Glas Wein zum Abendessen bis 2020 eingebürgert. Nach dem Suizid eines Elternteils wurde es rückblickend katastrophal. Begonnen hat es um diesen immensen Verlust besser verdrängen zu können mit einem Liter Weinschorle. Innerhalb des Zeitraums von Ende 2020 bis zum Tattag hat es sich dann gesteigert. Die Weinschorle reichte nicht mehr, es wurde trockener Weißwein. Zunächst die halbe Flasche (375 ml), recht schnell die ganze. Es wurde zu den Literflaschen gewechselt. Es wurde schrittweise so immer mehr bis der Konsum dann für drei Tage in Folge bei 1,5 - 2,25 Litern Weißwein lag. Der Konsum am Tattag war auch für mich überdurchschnittlich.
Was haben gesellschaftliche Runden mit Erbrechen zu tun? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Eine gesellschaftliche Runde ist für mich zumindest ein Treffen von geselligen Menschen, bei der der Alkohol ein Begleiter ist und niemand den weißen Porzellangott anbeten muss.
Wie hast du den Wein als einziges "Genussmittel" für dich entdeckt?
Zum Suizid kommen wir bei 12, aber das reißt du hier schon gut an.
Was in deiner Formulierung GAR nicht geht: der PASSIV. "Es wurde...". Nein, es wurde nicht mehr und Flaschen gewechselt, DU hast es gemacht. Du warst der Aktive in dem Geschehen deines Lebens. Dessen musst du dir klar werden und das auch genauso kommunizieren.
Nun schreibst du, der Konsum am Tattag war überdurchschnittlich. Das mag sein, aber du hast als Trinkspitze 2,25l angegeben, und gemäß deiner Einlassung in Frage 1 waren das 2,7l. Das ist noch mal ein ganzes Stück mehr. Das musst du mindestens gemäß der Statistik auch schon paar mal erreicht haben. Alles andere wird gern als Beschönigungstendenz gewertet.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

s.o.
Hier gilt das Gleiche wie bei Frage 2.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zumeist alleine.
Auch das spricht eher für A1 als A2.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Ausschlaggebendes äußeres Ereignis war für mich ohne jeden Zweifel der Suizid meiner Mutter und die daraus resultierenden Folgen. Zunächst war es der Verlust meines liebsten Menschen und der Anblick, da ich sie fand. Jeder in der Familie hatte daran schwer zu schlucken. Mein damals schon sehr kleiner Verwandtenkreis mütterlicherseits gab jedoch meinem Vater und mir die Schuld an dem Todesfall. In dieser bereits sehr belastenden Situation noch mit derartigen Vorwürfen seiner Familie konfrontiert zu werden war schrecklich. Dies führte dann zum Bruch zwischen der Verwandtschaft und uns (Vater und ich). Da zur Verwandtschaft väterlicherseits sowieso kein Kontakt bestand, fand ich mich sehr alleine zurück. Ich merkte bei Freundschaften auch sehr schnell, dass erwartet wird wieder zu funktionieren. So brachen auch einige Freunde weg, da ich doch sehr emotional über Monate war. Beruflich machte ich nach einer Woche Urlaub weiter wie gehabt, was rückblickend ein großer Fehler war. So sah ich mich gezwungen wieder zu funktionieren - in allen Bereichen, oder daran zu zerbrechen. Der Alkohol half mir dabei. Mir ging jedoch eine Zeile des Abschiedsbriefes meiner Mutter bis heute nicht aus dem Kopf: "Ich weiß, dass es dir auch oft nicht gut geht, bitte such du dir Hilfe." Das hatte ich damals noch gar nicht vollständig realisiert, aber eine Mutter kennt dich besser als du dich selbst.

Womit wir bei den inneren Motiven ankommen: Der Alkoholrausch war irgendwann das einzige, was mich noch glücklich fühlen ließ. Ich hatte das erste Mal 2023 versucht mir Hilfe zu holen. Die Psychiaterin brach die Therapie nachdem Sie Kenntnis von meinem Konsum erlangte ab. Sie meinte Sie brauchen Hilfe und empfahl mir die üblichen Anlaufstellen. Der Konsum war damals noch bei 1,25 Litern Weißwein. Dann verschärfte sich die Situation nochmals. Ich hatte im Jahr 2024 dann auch die Suchtberatung mit 3 Terminen aufgesucht. Der letzte Termin war zwei Tage vor dem Unfall. Die Psychiaterin schickt dich mit deinen Depressionen bei Konsum weg, die Psychologin der Suchtberatung teilt dir mit, ja sie werden aufhören zu trinken, wenn sie glücklich sind. Ich fühlte mich hilflos.
Das Motiv für dein Trinkverhalten ist wirklich ein sehr trauriges, es tut mir leid für dich, ich kenne ehrenamtlich solche Anblicke, aber wenn es die eigene Mutter betrifft, ist das noch mal was ganz anderes. Für die Erklärung deines Konsums ist das aber total nachvollziehbar. Nur: du musst, wenn du zur MPU gehst, diese Problematik überwunden haben. Und deshalb brauchst du weitere professionelle Unterstützung.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Ich war glücklich, begeisterungsfähig, ehrlich zufrieden.
Gab es auch negative Folgen?
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Von selbst hatte es tatsächlich noch niemand bemerkt. Da bin ich mir sicher, da ich im laufe der Zeit ein paar Ausgewählten meine Geschichte offenbart hatte und sie ehrlich irritiert waren. Wenige haben mir ein Ultimatum gestellt, einige haben mich aufmerksamer beobachtet und wollten gute Ratschläge geben.
Für mich klingt das grad unklar. Die dir ein Ultimatum gestellt oder dich aufmerksamer beobachtet haben, haben das erst nach deiner Offenbarung gemacht?
Aber schon erstaunlich, dass das in deinem Umfeld niemand merkt. Ich dachte auch lang, es merkt keiner - um dann zu erfahren, wie viele es schon ahnten.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gesundheitliche Probleme (Stuhlgang, Kreislauf), das schlimmste hier ein furchtbarer Reizhusten am Morgen der teils bis zum Erbrechen führte. Da der nämlich nach der Abstinenz weg ist, bin ich mir sehr sicher, dass das der Auslöser war. Wenige kehrten mir den Rücken, nachdem sie es erfahren haben. Die Arbeit litt im letzten halben Jahr darunter.
Die darunter leidende Arbeit ist übrigens ein 4. AB-Kriterium gemäß ICD10. Aber du beschreibst im Reinformat einen alkoholkranken Menschen. Und da geht der Weg im Regelfall nur über die Therapie. Das gilt ja als offizielle Krankheit, insofern kann dir geholfen werden, wenn du dich darauf einlässt.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Insbesondere im letzten halben Jahr. Hier begann ich auch vermehrt zu schütten. Mittlerweile wehrte sich der Magen auch nicht mehr.
Auch hier wieder: wenn du schütten musst und das glaub ich deinen Einlassungen, dann hast du absolut keine Kontrolle mehr.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Im Zeitraum ab Ende 2020 hatte ich es mit fortschreitendem Konsum immer mal wieder probiert, jedoch war die längste Pause 3 Tage.
Also ich glaub, bei deiner Offenheit kommt selbst ein Therapeut ins Staunen.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Alkoholiker mit psychischen Entzugssymptomen.
Damit hast du dich ja quasi selbst eingeschätzt. Wenn du das einem qualifizierten Arzt so erzählst wie hier, dann wirst du keine andere Einschätzung erhalten.
Weiter brauchen wir wirklich noch nicht zu gehen, dein Weg ist lang, er wird nicht leicht sein, aber du bist noch so jung, du hast ein gutes Leben verdient.
Kümmer dich um dich, bring dein Leben in Griff, die FE wird irgendwann dann das Bonbon sein. Du kannst das Leben nur bestehen, wenn du einmal mehr aufstehst, als du hingefallen bist. Insofern seh diese harte Prüfung als Chance für dich. Ich wünsche dir alles Gute und wenn du Fragen hast, frage. Ich hab da schon so manches hinter mir.
 

Dobbi

Neuer Benutzer
weil dein Fall für mich spannend ist, da gibts Parallelen, schau ich mir den eigentlich viel zu frühen FB an, nur damit du schon mal zeitig erkennst, wohin die Reise gehen kann.
Ich danke dir vorab für deine Zeit.

Es wäre interessant zu wissen, wie deine berufliche Situation ist. Hattest du Urlaub, bist du ohne Arbeit? Du wärest ja am nächsten Tag, einem Freitag, bei weitem nicht nüchtern gewesen. Dass jemand bei diesem Promillewert wegpennt, ist eher normal.
Ich bin seit Abschluss des Studiums 2019 Vollzeit berufstätig. Zum Tattag war ich jedoch krankgeschrieben aufgrund von Depressionen.
Das darfst du dir gleich angewöhnen: SO sieht niemals eine Antwort aus bei einer MPU. Da wird dich der GA auch mehrfach scheinbar das Gleiche fragen, da kannst du ihm auch nicht sagen: das hab ich doch schon gesagt.
Hier gehrt schlicht eine Auflistung mit den genauen genannten Angaben. Dient hier im FB der Übersichtlichkeit.
Ich komm auf gut 2,7l Wein. Der Rechner bin ich nicht, aber ob das ausreicht, nachdem du ja zwischen Trinkbeginn und -ende 10h hast, da bin ich mir nicht ganz sicher. Aber das ist schon eine üppige Menge. Nun gut, du hast nichts zu beschönigen.
Ist notiert, ich nutzte den Fragebogen aufgrund des frühen Stadiums auch tendenziell eher ehrlich meine Geschichte offenzulegen.
Ich habe unterschiedliche Rechner mit unterschiedlichen Mageninhalten probiert, das geht hin. Zudem ist auch wie sonst nichts hier gelogen.
Dir war es wahrscheinlich aus Erfahrung und Übung egal.
Heißt ich sollte die Antworten für den GA entschärfen?
Du hast echt mit 18 zum 1. Mal Alkohol getrunken? Da wird der GA ob deines noch recht jungen Alters staunen.
Es ist nicht gelogen, könnte ich mit der Aussage stützen, dass ich mit 17 bereits mein Abi machte, daher immer der jüngste war und wo das Fortgehen begann, gar nicht mit durfte.
Was haben gesellschaftliche Runden mit Erbrechen zu tun? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Eine gesellschaftliche Runde ist für mich zumindest ein Treffen von geselligen Menschen, bei der der Alkohol ein Begleiter ist und niemand den weißen Porzellangott anbeten muss.
Wie hast du den Wein als einziges "Genussmittel" für dich entdeckt?
Zum Suizid kommen wir bei 12, aber das reißt du hier schon gut an.
Was in deiner Formulierung GAR nicht geht: der PASSIV. "Es wurde...". Nein, es wurde nicht mehr und Flaschen gewechselt, DU hast es gemacht. Du warst der Aktive in dem Geschehen deines Lebens. Dessen musst du dir klar werden und das auch genauso kommunizieren.
Nun schreibst du, der Konsum am Tattag war überdurchschnittlich. Das mag sein, aber du hast als Trinkspitze 2,25l angegeben, und gemäß deiner Einlassung in Frage 1 waren das 2,7l. Das ist noch mal ein ganzes Stück mehr. Das musst du mindestens gemäß der Statistik auch schon paar mal erreicht haben. Alles andere wird gern als Beschönigungstendenz gewertet.
Es sollte zum einen heißen: Im Studium war es Alkohol in Gesellschaft. Zum anderen sollte hervorgehen, dass ich quasi nichts vertragen hab. Ich wollte aber natürlich nichtsdestotrotz die geselligen Abende miterleben und habe daher ein Glas Weißwein als Drink der Wahl für mich entdeckt.
Kein Passiv, ist notiert.
Die Mengen sind nicht gelogen, ich werde dann aber die Spitze vielleicht anpassen (auf 1,5l bis 2,5l).
Gab es auch negative Folgen?
Das ist echt n guter Punkt.
Für mich klingt das grad unklar. Die dir ein Ultimatum gestellt oder dich aufmerksamer beobachtet haben, haben das erst nach deiner Offenbarung gemacht?
Aber schon erstaunlich, dass das in deinem Umfeld niemand merkt. Ich dachte auch lang, es merkt keiner - um dann zu erfahren, wie viele es schon ahnten.
Nach meiner Beichte habe ich eben zweierlei Reaktionen erlebt: Einmal die tatsächlich ohne Vorwarnung ein Ultimatum stellten und damit die Wahl zwischen Alkohol oder weiter bestehender Freundschaft ließen. Zum anderen waren da die, die es eher gut meinten. Das hat mich auch immer sehr erstaunt, da ich bei Telefonaten gegen Abend öfters dachte ich lalle. Scheinbar habe ich aber die Angewohnheit ohnehin ein bisschen zu nuscheln, weswegen das wohl akzeptiert wurde ohne es zu hinterfragen.
Also ich glaub, bei deiner Offenheit kommt selbst ein Therapeut ins Staunen.
Ich hatte bei meiner Psychiaterin tatsächlich nach meiner Beichte die Reaktion: "Sie erzählen das so locker." (mit leicht negativem Unterton). Ich bin auch jetzt wieder verunsichert. Ist das also doch nicht der Weg in der MPU ehrlich zu sein? Ich hatte um hier niemanden arg zu verärgern vor meinem Post einiges gelesen und soweit es einem Neueinsteiger möglich ist, zu beherzigen. Ich fand nur sehr wenige Fälle außerhalb der üblichen fahrlässigen Gesellschaftstrinker.


Alles ohne Zitat habe ich natürlich auch zur Kenntnis genommen und bedanke mich. Ich werde dann wohl zunächst einen Aufenthalt in einer stationären Einrichtung anstreben. Nichtsdestotrotz möchte ich eine Sache ganz direkt fragen: Ist es ratsam meine Geschichte für MPU-Zwecke zu entschärfen, da ich mit der realen Story quasi weniger Chancen habe?
 

kapomick

Benutzer
Hallo Dobbi,
schön, dass du meine Hinweise so offen hinnehmen kannst. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Psychiaterin eher erstaunt war. Ob ihr Unterton wirklich negativ gemeint war, sei mal dahin gestellt, sie ist es nur eher gewohnt, dass Menschen mit einer derarten Suchtproblematik sich eher um das Thema winden, abstreiten, verweigern, gerade in deinem Alter. Da müssen oft erst Türen geöffnet oder Mauern eingerissen werden. Das ist bei dir ganz anders. Vielleicht kann sie einfach nicht glauben, dass du es wirklich ehrlich meinst und hat das Gefühl, dass du mit der "lockeren Art" etwas überspielen willst. Wie ich dich bislang erlebt habe, wirkst du aber sehr reflektiert und einfach ehrlich zu dir selbst.
So du den Weg über einen stationären Aufenthalt gehst, kannst du in aller Offenheit reden, du musst ja dann nichts mehr zurechtbiegen, was dich noch irgendwie zu A2 bringen könnte.

Ich glaube dir natürlich, dass du mit 18 das 1. Mal Alkohol getrunken hast, wenn du das sagst. Es ist halt nur die Kürze der Jahre, grad mal 8, die dich vom Alkohol-Anfänger zum "Profi" gemacht haben. Aber wie schon erwähnt, dein Trinkmotiv bietet reichlich Erklärungspotential mit.

Ist das mit der Depression eigentlich aktenkundig? Wie bist du da eingestuft? Nimmst du Medikamente? Das könnte bei der MPU, wenn es bekannt ist, durchaus zu weiteren Nachfragen oder gar einem ärztlichen Gutachten führen. Da weise ich dich nur vorsichtshalber darauf hin.
Ich fand nur sehr wenige Fälle außerhalb der üblichen fahrlässigen Gesellschaftstrinker.
Das ist eine sehr wahre Erkenntnis von dir. Das liegt bisweilen daran, dass nicht jeder von Beginn an so offen mit der Problematik umgeht, sei es aus Scham, sei es aus Verdrängung, zum anderen ist manch einer, der so gravierend mit Alkohol umgegangen ist, einfach auch nicht mehr in der Lage, sein Leben neu zu sortieren. Der denkt noch nicht mal an den FS. Insofern bist du tatsächlich eine (positive) Ausnahme, deshalb find ich deine Geschichte auch so interessant. Sie bleibt für mich ein Hinweis, auf mich selbst zu schauen, wenn gleich meine Werte nicht ganz so hoch, aber eben auch hoch genug waren. Ich bin allerdings auch sehr offen in das frühere Forum reingegangen - wie du.
 

Dobbi

Neuer Benutzer
Ich habe deine Beitragshistorie angeschaut, aber deine Geschichte/Fragebogen nicht entdeckt. Hättest du da vielleicht einen Link?
 

Dobbi

Neuer Benutzer
Ich werde mich zu gegebener Zeit wieder melden. Ich strebe jetzt einen stationären Aufenthalt an und sehe dann weiter.
 
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