Hallo alle Zusammen.
Als erstes möchte ich mich ganz herzlich bei den Betreibern und allen Nutzern die dafür sorgen das es dieses Forum gibt bedanken. Ich habe hier schon länger still mitgelesen und viel wichtiges zur Vorbereitung auf meine MPU mitgenommen. Vielen, vielen Dank.
Im besten Fall kann ich meine MPU im Februar absolvieren. So zumindest mein eigener Zeitplan. Da muss die Behörde und das MPI natürlich auch noch mitspielen.
Ich möchte meinen ausgefüllten Fragebogen hier gerne posten und erhoffe mir konstruktive Kritik zu diesem. Würde mich sehr freuen, wenn die Experten hier drüber schauen würden und mir sagen könnten was ich noch vertiefen und verbessern sollte. Vielen Dank auch schon mal dafür.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,89
Gewicht: 115
Alter: 33
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 13.05.2022
BAK: 1,75‰
Trinkbeginn: 17:15
Trinkende: 22:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 3 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: direkt nach TF
Hab ich neu beantragt: ja, 18.11.2022
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: jein (bei Neubeantragung gefragt ob noch was anderes drin steht. Antwort: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland:
NRW
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 10x / Jahr 2 kleine Bier
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU
Datum: vermutlich im Februrar
Welche Stelle (MPU): Dekra
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: /
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 13.05.2022 waren meine Frau und ich zur Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin in XXX eingeladen. Nach Feierabend gingen wir zu Fuß zum XXXer Bahnhof um mit dem Zug nach XXX zu fahren. Eingeladen waren wir zu ca. 18:00 Uhr. In XXX sind wir um ca. 17:00 am Bahnhof angekommen. Da wir zu früh waren und auch noch kein Abendessen gegessen hatten, entschieden wir uns bevor wir zur Geburtstagsfeier in einer Bar/Kneipe gingen noch einen Döner zu holen und diesen in einem der Kneipe nahegelegenen Park zu essen. Zum Essen stießen wir bereits mit einem Bier auf den bevorstehenden Abend an.
Nach unserem Abendessen gingen wir zur Kneipe und trafen dort um 17:45 auf die Freundin und Ihren Mann. Im Verlauf des Abends kamen noch weitere uns bekannte Freunde der Freundin hinzu sodass wir insgesamt zu zehnt den Abend verbrachten. Um ca. 22:30 verabschiedeten meine Frau und ich uns von den noch zusammensitzenden Freunden, da wir unseren Zug zurück nach Hause bekommen wollten. Anstatt den Weg zum Bahnhof zu Fuß zu bewältigen kam uns spontan die Idee, ausgelöst durch die dort stehenden E-Scooter uns jeweils einen zu mieten um mit diesem zum Bahnhof zu gelangen. Auf dem Weg zum Bahnhof stürzte meine Frau mit dem E-Scooter und verletzte sich dabei, sodass ich einen Notruf absetzen musste. Bei der Unfallaufnahme der Beamten und meiner Befragung fiel den Beamten meine lallende Aussprache und einen Alkoholgeruch im Atem auf. Daraufhin wurde mir ein freiwilliger Atemalkoholtest angeboten. Das Ergebnis betrug 0,85 mg/l. Das Ergebnis der folgenden Blutprobe welche auf der Dienststelle der Polizei um 23:20 entnommen wurde betrug 1,75 ‰
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Getrunken wurde im Zeitraum von 17:15 bis ca. 22:30
Getrunken wurde 1x 0,5l Bier, 1x0,33l Bier und 8x 0,5 Liter verschiedene Craftbiere mit erhöhtem Alkoholgehalt zwischen 5,6 und 7,6%
1x 0,5l a 5,0% (20 Gramm)
2x 0,5l a 7,6% (60,8 Gramm)
2x 0,5l a 5,6% (44,8 Gramm)
1x 0,5l a 6,5% (26 Gramm)
1x 0,5l a 5,9% (23,6 Gramm)
1x 0,5l a 6,8% (27,2 Gramm)
1x 0,33l a 4,9% (12,9 Gramm)
Insgesamt 215,3 Gramm reiner Alkohol
Nach Widmark: 215,3/(115x0,6) = 3,12‰
3,12‰ – 15% Resorptionsdefizit = 2,65‰
2,65‰ – (6*0,15‰) = 1,75‰
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Gefahren bin ich ca. 500 Meter. Insgesamt betrug die Strecke ca. 1,5km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich hatte noch das Gefühl sicher fahren zu können. Heute weiß ich aber dass auf Grund meiner Alkoholisierung eine sichere Fahrt nicht möglich war. Meine Hemmschwelle wurde aufgrund des konsumierten Alkohols deutlich herabgesetzt, meine Fähigkeiten in einem sehr gefährlichen Maß überschätzt bzw. habe ich die Gefahren die durch das alkoholisierte Führen von Fahrzeugen ausgeht schlichtweg ignoriert. Ebenfalls habe ich die Fahrt bagatellisiert. „Es sind doch nur ein paar Meter, was soll schon passieren. Angehalten werden sowieso die anderen und nicht ich“. Heute weiß ich, dass das Unfallrisiko bei z.B. 1,1‰ 9x höher ist als bei einer nüchternen Fahrt. Ebenfalls ist mir bewusst, dass ein normal Trinkender meine Promillewerte nicht erreichen würde und dann noch auf einen E-Scooter steigen könnte. Das ich dazu in der Lage war, liegt allein daran, dass ich mir in der Vergangenheit eine Toleranz aufgebaut habe. Am Ende kann ich froh sein, dass meiner Frau bei Ihrem Sturz nicht mehr passiert ist, sie keine bleibenden Schäden davongetragen hat und im Endeffekt kann ich auch nur froh sein, dass weder mir, noch anderen Verkehrsteilnehmern durch meine Unfähigkeit die Gefahren die von mir ausgingen zu erkennen etwas zugestoßen ist.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Der eigentliche Plan war es, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen um mit dem Zug nach Hause zu fahren.
Aufgrund von Überschätzung, spontaner Lauffaulheit und Ausblendung der Gefahren ausgelöst durch übermäßigen Alkoholkonsum wurde spontan ein E-Scooter gemietet.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Vor meiner TF habe ich bereits schon öfters alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. Sei es nach dem Konsum von einem Bier beim Restaurantbesuch oder einem Feierabendbier bei einem Kumpel oder mit Restalkohol vom Vorabend.
Wenn man davon ausgeht, das von 300 Fahrten unter Alkoholeinfluss lediglich eine aufgedeckt wird habe ich schon öfters alkoholisiert am Verkehr teilgenommen als mir lieb ist und ich kann nur froh sein, dass bisher noch nichts weiter passiert ist da ich mich und andere leichtsinnigerweise jedes mal in Gefahr gebracht habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Das erste Mal aktiv Alkohol wahrgenommen habe ich mit ca 10/11 Jahren auf Familienfeiern auf denen es gerne und öfters mal Bier oder einen „Verdauungsschnaps“ nach dem Essen gab. Mit fortlaufender Zeit wurden die Erwachsenen immer lauter und lachten mehr und mehr. Heute weiß ich, dass dies auf die enthemmende Wirkung von Alkohol zurück zu führen ist.
Das erste Mal selbst Alkohol getrunken habe ich an meinem 16ten Geburtstag. An diesem Tag war ich mit meinen damals 2 besten Freunden zusammen. Wir haben zwei Biermixgetränke in einer Kneipe getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja ich habe regelmäßig Alkohol getrunken in der Vergangenheit.
Leider hat sich mein Trinkverhalten über die Jahre hinweg in eine gefährliche Richtung entwickelt. Waren es Am Anfang ab 16 Jahren bis 18 Jahre maximal 1-2 Mal im Monat 1-3 Bier(Mix) an Wochenenden, probierte ich mit 18 Jahren auch meine ersten härteren Getränke wie Longdrinks in Discos. Gerade zu Beginn meines „Erwachsenseins“ habe ich mich alkoholtechnisch ausprobiert. So kam es auch mal vor das ich in einem Monat an jedem Wochenende einmal mit Freunden in der Disco war und dort 3-5 Bier oder dieselbe Anzahl an Wodka-Mixgetränken trank.
Mit ca. 18 ½ fing ich neben der Schule einen Nebenjob in der Systemgastronomie an. Dort arbeitete ich ausschließlich am Wochenende und meistens auch in der Spät- bzw. Nachtschicht sodass ich keine Zeit hatte während meine Freunde auf Partys gingen und Alkohol tranken. Mein Konsum verringerte sich in der Zeit wieder.
Nach meinem Abitur mit 21 begann ich direkt eine Ausbildung außerhalb der Gastronomie. Die nun Vollzeitarbeit verlangte mir viel ab, oft lange Tage, oft körperliche schwere Arbeit sodass ich abends einfach nur froh war ins Bett zu können und die (freien) Wochenenden auch überwiegend dazu nutzte mich zu erholen oder Zeit mit meiner Freundin zu verbringen. Auch hier ging der Konsum nicht über 2 Mal im Monat hinaus. Dazu kam noch, dass ich für meinen Job/Ausbildung oftmals quer innerhalb Deutschlands eingesetzt war und ich diese Strecken oftmals alleine fahren musste. Daher kam Alkohol zu trinken für mich nicht in Frage. Nach der Ausbildung blieb ich im selben Betrieb, die Kollegen wurden mittlerweile getauscht und wir gehörten alle einer Altersklasse an.
Nach der Ausbildung und mit den neuen Kollegen wurde auf mehrtägigen Montagen am Abend nach der Arbeit dann immer mal öfters ein Feierabendbier getrunken. Der Konsum stieg in der Zeit erstmal wieder an und ich habe auch unter der Woche Alkohol getrunken.
2017 wechselte ich den Job und mit dem Job ebenfalls die Branche. Ab jetzt hatte ich einen 9-5 Bürojob. Das Feierabendbier unter der Woche (1-2x/Woche) behielt ich bei, der Konsum am Wochenende steigerte sich, da ich nun Zeit hatte auch am Wochenende mal etwas trinken zu gehen. (2-3x / Monat) Am Wochenende auszugehen war für mich die beste Möglichkeit Anschluss in einer mir fremden Stadt zu bekommen.
Für den neuen Job musste ich umziehen und meine Heimat ca. 200km hinter mir lassen. Nach 2 Jahren in einer neuen Stadt wurde das Heimweh zu groß und ich zog zurück in meine Heimat.
Hier steigerte sich mein Alkoholkonsum auf das Level bis zur TF. Aus einem Feierabendbier wurden zwei/drei Feierabendbier 2-3x / Woche und auch der Konsum am Wochenende wurde mehr sodass ich an einem Tag des Wochenendes (Freitag oder Samstag) abends 6-8 große Bier trank.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16-18 Jahre: 1-3 Bier(Mix) 1-2 Mal im Monat (Wochenende)
18-18,5 Jahre: 3-5 Bier oder Longdrink 4 Mal im Monat (Wochenende)
18,5-25 Jahre: 2-3 Bier 1-2 Mal Monat (Wochenende)
25-29 Jahre: 1-2 Bier 1-2 Mal in der Woche, 2-4 Bier am Wochenende 2-3 Mal im Monat
29-32 Jahre: 2-3 Bier 2-3 Mal in der Woche, 6-8 Bier am Wochenende 3-4 Mal im Monat
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Zeit vor der TF hauptsächlich mit Freunden / Bekannten in der Kneipe. (Wochenende)
Unter der Woche die Feierabendbier zuhause alleine oder mal eins mit der Frau
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Durch die Aufarbeitung durch mich wie es zu meiner Trunkenheitsfahrt kommen konnte habe ich herausgefunden, dass ich den Alkohol instrumentalisiert bzw. missbraucht habe.
Seit jeher habe ich ein geringes Selbstvertrauen und ein schlechtes Selbstbild mir gegenüber. Dazu habe ich den Anspruch an mich, niemandem zur Last zu fallen und meine anfallenden Probleme selbst zu lösen. Ich kann nur sehr schlecht Hilfe von anderen Menschen annehmen und versuche es so gut es geht nicht negativ aufzufallen. Ich bin seit 2006 mit meiner Frau zusammen, verheiratet sind wir seit 2020. Man kann also sagen, wir kennen uns unser halbes Leben und dass wir uns eigentlich gesucht und gefunden haben. Unser Verhältnis ist seit der ganzen Zeit hervorragend. Wir hatten so gut wie nie großartig Streit und unsere Beziehung zueinander ist sehr harmonisch. Sie würde alles für mich tun. Genauso wie ich alles für sie tun würde. Und dennoch, obwohl ich weiß, dass Sie in allen Lebenslagen für mich da ist kann ich selbst von ihr nur ganz, ganz schwer Hilfe annehmen. Ähnlich verhält es sich bei meinen engsten Freunden. Ich selbst bin sehr gerne für andere da und biete jedem der sie gebrauchen kann meine Hilfe an.
Ein Grund für die Unfähigkeit Hilfe anzunehmen sehe ich in meiner Kindheit. Meine Kindheit war eigentlich eine ebenfalls sehr harmonische Kindheit was das Verhältnis zu meinen Eltern anbelangt.
Aufgewachsen bin ich mit meinen Eltern und einer kleinen Schwester. Bei meiner Schwester wurde ADHS diagnostiziert. Wenn es ärger innerhalb der Familie gab, dann meistens von ihr aus. Auch schon als Kind bzw. junger Jugendlicher habe ich mitbekommen, dass meine Eltern viel Arbeit und Stress mit meiner Schwester hatten. Hier habe ich bereits unterbewusst angefangen, zu versuchen meine Probleme selbst zu lösen. Ich wollte meinen Eltern einfach nicht auch noch zur Last fallen und ihnen unnötig Arbeit aufhalsen. So ähnlich verhält es sich auch mit meinen Problemen über Gefühle zu sprechen. Auch hier wollte ich das selbst mit mir klären damit ich niemanden zur Last falle.
Diese Verhaltensweise hat sich bisher verfestigt.
Ich habe den Alkohol benutzt, um meine negativen Gefühle zu übertünchen. Diese zu verschleiern. Wenn ich Alkohol getrunken habe, war die Welt um mich herum für den Moment leichter und unbeschwerter. Ich habe mir keine schlechten Gedanken gemacht, mein Kopf war frei von Negativität.
Alkohol hat meine Selbstzweifel verblassen lassen, meine Schüchternheit war nach den ersten Bieren viel, viel weniger präsent, ich habe mich gut unterhalten können und dies auch gerne mit mir Fremden. Damals ohne Alkohol schlecht Vorstellbar für mich.
Auslöser für die negativen Gedanken die ich mit Alkohol versucht habe zu verdrängen war neben meinem schlechten Selbstbild ein Gefühl der Einsamkeit.
Dieses Gefühl kam erstmals in mir hoch, als ich für meinen neuen Job meine Heimat verlassen habe. Damals ein Neuanfang. Neuer Job, neue Stadt… Alleine, nur mit meiner Frau dahin.
Da ich wusste auf was ich mich dort einlasse, war die Einsamkeit nur selten präsent und hat meine Stimmung dementsprechend auch nur wenig getrübt.
Ironischerweise wurde das Gefühl der Einsamkeit erst mit meinem Rückzug in die Heimat 2 Jahre später mehr und bestimmender. In der Zwischenzeit war nicht nur ich aus dem Dorf weggezogen (und wieder zurückgekehrt), auch viele meiner damaligen Freunde waren in der Zwischenzeit teils weiter weg in größere Städte gezogen. Ich selbst hatte mir von meinem Umzug zurück erhofft, dass das Leben wie früher sein würde. War es aber nicht. Ich spielte zwar z.B. wieder Handball wie vor meinem Umzug allerdings nicht mehr mit den Leuten mit denen ich mich dort so wohl gefühlt hatte.
Nun stand ich also da. Zurück in der Heimat aber nur noch einer meiner besten Freunde war ebenfalls da. Dieser machte durch einen nichterfüllten Kinderwunsch zu der Zeit ebenfalls eine schwere Zeit durch und war mehr auf sich konzentriert. (nicht als Vorwurf gemeint, sondern eher das er verständlicherweise auch nicht oft Zeit hatte für mich und seine Prioritäten woanders lagen als für mich die „alten Zeiten“ wieder aufleben zu lassen)
Der Alkohol half mir die Einsamkeit erträglicher zu machen. Ich ging in die Kneipe und durch die enthemmende Wirkung des Alkohols kam ich mit anderen Gästen ins Gespräch. Mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten war oberflächlich gestillt.
Aus den ersten Gesprächen mit den anderen Kneipengästen wurden Bekanntschaften. Oberflächliche Freundschaften entstanden. Natürlich ging ich gerne dorthin um mit den anderen ein Bier zu trinken. Auch meine Gefühle zu äußern fiel mir unter Einfluss von Alkohol leichter.
Als Jugendlicher waren die negativen Gedanken noch nicht wirklich präsent, damals habe ich hauptsächlich getrunken, weil es jeder gemacht hat, ich dazu gehören wollte und mich ausprobieren wollte.
Die Feierabendbier auf Montage waren für mich eine Art Belohnung und gleichzeitig eine Entlastung für die harte Arbeit die ich am Tag davor geleistet habe.
Als erstes möchte ich mich ganz herzlich bei den Betreibern und allen Nutzern die dafür sorgen das es dieses Forum gibt bedanken. Ich habe hier schon länger still mitgelesen und viel wichtiges zur Vorbereitung auf meine MPU mitgenommen. Vielen, vielen Dank.
Im besten Fall kann ich meine MPU im Februar absolvieren. So zumindest mein eigener Zeitplan. Da muss die Behörde und das MPI natürlich auch noch mitspielen.
Ich möchte meinen ausgefüllten Fragebogen hier gerne posten und erhoffe mir konstruktive Kritik zu diesem. Würde mich sehr freuen, wenn die Experten hier drüber schauen würden und mir sagen könnten was ich noch vertiefen und verbessern sollte. Vielen Dank auch schon mal dafür.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,89
Gewicht: 115
Alter: 33
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 13.05.2022
BAK: 1,75‰
Trinkbeginn: 17:15
Trinkende: 22:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:20
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 3 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: direkt nach TF
Hab ich neu beantragt: ja, 18.11.2022
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: jein (bei Neubeantragung gefragt ob noch was anderes drin steht. Antwort: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland:
NRW
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 10x / Jahr 2 kleine Bier
Ich lebe abstinent seit:
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU
Datum: vermutlich im Februrar
Welche Stelle (MPU): Dekra
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: /
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 13.05.2022 waren meine Frau und ich zur Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin in XXX eingeladen. Nach Feierabend gingen wir zu Fuß zum XXXer Bahnhof um mit dem Zug nach XXX zu fahren. Eingeladen waren wir zu ca. 18:00 Uhr. In XXX sind wir um ca. 17:00 am Bahnhof angekommen. Da wir zu früh waren und auch noch kein Abendessen gegessen hatten, entschieden wir uns bevor wir zur Geburtstagsfeier in einer Bar/Kneipe gingen noch einen Döner zu holen und diesen in einem der Kneipe nahegelegenen Park zu essen. Zum Essen stießen wir bereits mit einem Bier auf den bevorstehenden Abend an.
Nach unserem Abendessen gingen wir zur Kneipe und trafen dort um 17:45 auf die Freundin und Ihren Mann. Im Verlauf des Abends kamen noch weitere uns bekannte Freunde der Freundin hinzu sodass wir insgesamt zu zehnt den Abend verbrachten. Um ca. 22:30 verabschiedeten meine Frau und ich uns von den noch zusammensitzenden Freunden, da wir unseren Zug zurück nach Hause bekommen wollten. Anstatt den Weg zum Bahnhof zu Fuß zu bewältigen kam uns spontan die Idee, ausgelöst durch die dort stehenden E-Scooter uns jeweils einen zu mieten um mit diesem zum Bahnhof zu gelangen. Auf dem Weg zum Bahnhof stürzte meine Frau mit dem E-Scooter und verletzte sich dabei, sodass ich einen Notruf absetzen musste. Bei der Unfallaufnahme der Beamten und meiner Befragung fiel den Beamten meine lallende Aussprache und einen Alkoholgeruch im Atem auf. Daraufhin wurde mir ein freiwilliger Atemalkoholtest angeboten. Das Ergebnis betrug 0,85 mg/l. Das Ergebnis der folgenden Blutprobe welche auf der Dienststelle der Polizei um 23:20 entnommen wurde betrug 1,75 ‰
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Getrunken wurde im Zeitraum von 17:15 bis ca. 22:30
Getrunken wurde 1x 0,5l Bier, 1x0,33l Bier und 8x 0,5 Liter verschiedene Craftbiere mit erhöhtem Alkoholgehalt zwischen 5,6 und 7,6%
1x 0,5l a 5,0% (20 Gramm)
2x 0,5l a 7,6% (60,8 Gramm)
2x 0,5l a 5,6% (44,8 Gramm)
1x 0,5l a 6,5% (26 Gramm)
1x 0,5l a 5,9% (23,6 Gramm)
1x 0,5l a 6,8% (27,2 Gramm)
1x 0,33l a 4,9% (12,9 Gramm)
Insgesamt 215,3 Gramm reiner Alkohol
Nach Widmark: 215,3/(115x0,6) = 3,12‰
3,12‰ – 15% Resorptionsdefizit = 2,65‰
2,65‰ – (6*0,15‰) = 1,75‰
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Gefahren bin ich ca. 500 Meter. Insgesamt betrug die Strecke ca. 1,5km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich hatte noch das Gefühl sicher fahren zu können. Heute weiß ich aber dass auf Grund meiner Alkoholisierung eine sichere Fahrt nicht möglich war. Meine Hemmschwelle wurde aufgrund des konsumierten Alkohols deutlich herabgesetzt, meine Fähigkeiten in einem sehr gefährlichen Maß überschätzt bzw. habe ich die Gefahren die durch das alkoholisierte Führen von Fahrzeugen ausgeht schlichtweg ignoriert. Ebenfalls habe ich die Fahrt bagatellisiert. „Es sind doch nur ein paar Meter, was soll schon passieren. Angehalten werden sowieso die anderen und nicht ich“. Heute weiß ich, dass das Unfallrisiko bei z.B. 1,1‰ 9x höher ist als bei einer nüchternen Fahrt. Ebenfalls ist mir bewusst, dass ein normal Trinkender meine Promillewerte nicht erreichen würde und dann noch auf einen E-Scooter steigen könnte. Das ich dazu in der Lage war, liegt allein daran, dass ich mir in der Vergangenheit eine Toleranz aufgebaut habe. Am Ende kann ich froh sein, dass meiner Frau bei Ihrem Sturz nicht mehr passiert ist, sie keine bleibenden Schäden davongetragen hat und im Endeffekt kann ich auch nur froh sein, dass weder mir, noch anderen Verkehrsteilnehmern durch meine Unfähigkeit die Gefahren die von mir ausgingen zu erkennen etwas zugestoßen ist.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Der eigentliche Plan war es, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen um mit dem Zug nach Hause zu fahren.
Aufgrund von Überschätzung, spontaner Lauffaulheit und Ausblendung der Gefahren ausgelöst durch übermäßigen Alkoholkonsum wurde spontan ein E-Scooter gemietet.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Vor meiner TF habe ich bereits schon öfters alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. Sei es nach dem Konsum von einem Bier beim Restaurantbesuch oder einem Feierabendbier bei einem Kumpel oder mit Restalkohol vom Vorabend.
Wenn man davon ausgeht, das von 300 Fahrten unter Alkoholeinfluss lediglich eine aufgedeckt wird habe ich schon öfters alkoholisiert am Verkehr teilgenommen als mir lieb ist und ich kann nur froh sein, dass bisher noch nichts weiter passiert ist da ich mich und andere leichtsinnigerweise jedes mal in Gefahr gebracht habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Das erste Mal aktiv Alkohol wahrgenommen habe ich mit ca 10/11 Jahren auf Familienfeiern auf denen es gerne und öfters mal Bier oder einen „Verdauungsschnaps“ nach dem Essen gab. Mit fortlaufender Zeit wurden die Erwachsenen immer lauter und lachten mehr und mehr. Heute weiß ich, dass dies auf die enthemmende Wirkung von Alkohol zurück zu führen ist.
Das erste Mal selbst Alkohol getrunken habe ich an meinem 16ten Geburtstag. An diesem Tag war ich mit meinen damals 2 besten Freunden zusammen. Wir haben zwei Biermixgetränke in einer Kneipe getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja ich habe regelmäßig Alkohol getrunken in der Vergangenheit.
Leider hat sich mein Trinkverhalten über die Jahre hinweg in eine gefährliche Richtung entwickelt. Waren es Am Anfang ab 16 Jahren bis 18 Jahre maximal 1-2 Mal im Monat 1-3 Bier(Mix) an Wochenenden, probierte ich mit 18 Jahren auch meine ersten härteren Getränke wie Longdrinks in Discos. Gerade zu Beginn meines „Erwachsenseins“ habe ich mich alkoholtechnisch ausprobiert. So kam es auch mal vor das ich in einem Monat an jedem Wochenende einmal mit Freunden in der Disco war und dort 3-5 Bier oder dieselbe Anzahl an Wodka-Mixgetränken trank.
Mit ca. 18 ½ fing ich neben der Schule einen Nebenjob in der Systemgastronomie an. Dort arbeitete ich ausschließlich am Wochenende und meistens auch in der Spät- bzw. Nachtschicht sodass ich keine Zeit hatte während meine Freunde auf Partys gingen und Alkohol tranken. Mein Konsum verringerte sich in der Zeit wieder.
Nach meinem Abitur mit 21 begann ich direkt eine Ausbildung außerhalb der Gastronomie. Die nun Vollzeitarbeit verlangte mir viel ab, oft lange Tage, oft körperliche schwere Arbeit sodass ich abends einfach nur froh war ins Bett zu können und die (freien) Wochenenden auch überwiegend dazu nutzte mich zu erholen oder Zeit mit meiner Freundin zu verbringen. Auch hier ging der Konsum nicht über 2 Mal im Monat hinaus. Dazu kam noch, dass ich für meinen Job/Ausbildung oftmals quer innerhalb Deutschlands eingesetzt war und ich diese Strecken oftmals alleine fahren musste. Daher kam Alkohol zu trinken für mich nicht in Frage. Nach der Ausbildung blieb ich im selben Betrieb, die Kollegen wurden mittlerweile getauscht und wir gehörten alle einer Altersklasse an.
Nach der Ausbildung und mit den neuen Kollegen wurde auf mehrtägigen Montagen am Abend nach der Arbeit dann immer mal öfters ein Feierabendbier getrunken. Der Konsum stieg in der Zeit erstmal wieder an und ich habe auch unter der Woche Alkohol getrunken.
2017 wechselte ich den Job und mit dem Job ebenfalls die Branche. Ab jetzt hatte ich einen 9-5 Bürojob. Das Feierabendbier unter der Woche (1-2x/Woche) behielt ich bei, der Konsum am Wochenende steigerte sich, da ich nun Zeit hatte auch am Wochenende mal etwas trinken zu gehen. (2-3x / Monat) Am Wochenende auszugehen war für mich die beste Möglichkeit Anschluss in einer mir fremden Stadt zu bekommen.
Für den neuen Job musste ich umziehen und meine Heimat ca. 200km hinter mir lassen. Nach 2 Jahren in einer neuen Stadt wurde das Heimweh zu groß und ich zog zurück in meine Heimat.
Hier steigerte sich mein Alkoholkonsum auf das Level bis zur TF. Aus einem Feierabendbier wurden zwei/drei Feierabendbier 2-3x / Woche und auch der Konsum am Wochenende wurde mehr sodass ich an einem Tag des Wochenendes (Freitag oder Samstag) abends 6-8 große Bier trank.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16-18 Jahre: 1-3 Bier(Mix) 1-2 Mal im Monat (Wochenende)
18-18,5 Jahre: 3-5 Bier oder Longdrink 4 Mal im Monat (Wochenende)
18,5-25 Jahre: 2-3 Bier 1-2 Mal Monat (Wochenende)
25-29 Jahre: 1-2 Bier 1-2 Mal in der Woche, 2-4 Bier am Wochenende 2-3 Mal im Monat
29-32 Jahre: 2-3 Bier 2-3 Mal in der Woche, 6-8 Bier am Wochenende 3-4 Mal im Monat
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Zeit vor der TF hauptsächlich mit Freunden / Bekannten in der Kneipe. (Wochenende)
Unter der Woche die Feierabendbier zuhause alleine oder mal eins mit der Frau
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Durch die Aufarbeitung durch mich wie es zu meiner Trunkenheitsfahrt kommen konnte habe ich herausgefunden, dass ich den Alkohol instrumentalisiert bzw. missbraucht habe.
Seit jeher habe ich ein geringes Selbstvertrauen und ein schlechtes Selbstbild mir gegenüber. Dazu habe ich den Anspruch an mich, niemandem zur Last zu fallen und meine anfallenden Probleme selbst zu lösen. Ich kann nur sehr schlecht Hilfe von anderen Menschen annehmen und versuche es so gut es geht nicht negativ aufzufallen. Ich bin seit 2006 mit meiner Frau zusammen, verheiratet sind wir seit 2020. Man kann also sagen, wir kennen uns unser halbes Leben und dass wir uns eigentlich gesucht und gefunden haben. Unser Verhältnis ist seit der ganzen Zeit hervorragend. Wir hatten so gut wie nie großartig Streit und unsere Beziehung zueinander ist sehr harmonisch. Sie würde alles für mich tun. Genauso wie ich alles für sie tun würde. Und dennoch, obwohl ich weiß, dass Sie in allen Lebenslagen für mich da ist kann ich selbst von ihr nur ganz, ganz schwer Hilfe annehmen. Ähnlich verhält es sich bei meinen engsten Freunden. Ich selbst bin sehr gerne für andere da und biete jedem der sie gebrauchen kann meine Hilfe an.
Ein Grund für die Unfähigkeit Hilfe anzunehmen sehe ich in meiner Kindheit. Meine Kindheit war eigentlich eine ebenfalls sehr harmonische Kindheit was das Verhältnis zu meinen Eltern anbelangt.
Aufgewachsen bin ich mit meinen Eltern und einer kleinen Schwester. Bei meiner Schwester wurde ADHS diagnostiziert. Wenn es ärger innerhalb der Familie gab, dann meistens von ihr aus. Auch schon als Kind bzw. junger Jugendlicher habe ich mitbekommen, dass meine Eltern viel Arbeit und Stress mit meiner Schwester hatten. Hier habe ich bereits unterbewusst angefangen, zu versuchen meine Probleme selbst zu lösen. Ich wollte meinen Eltern einfach nicht auch noch zur Last fallen und ihnen unnötig Arbeit aufhalsen. So ähnlich verhält es sich auch mit meinen Problemen über Gefühle zu sprechen. Auch hier wollte ich das selbst mit mir klären damit ich niemanden zur Last falle.
Diese Verhaltensweise hat sich bisher verfestigt.
Ich habe den Alkohol benutzt, um meine negativen Gefühle zu übertünchen. Diese zu verschleiern. Wenn ich Alkohol getrunken habe, war die Welt um mich herum für den Moment leichter und unbeschwerter. Ich habe mir keine schlechten Gedanken gemacht, mein Kopf war frei von Negativität.
Alkohol hat meine Selbstzweifel verblassen lassen, meine Schüchternheit war nach den ersten Bieren viel, viel weniger präsent, ich habe mich gut unterhalten können und dies auch gerne mit mir Fremden. Damals ohne Alkohol schlecht Vorstellbar für mich.
Auslöser für die negativen Gedanken die ich mit Alkohol versucht habe zu verdrängen war neben meinem schlechten Selbstbild ein Gefühl der Einsamkeit.
Dieses Gefühl kam erstmals in mir hoch, als ich für meinen neuen Job meine Heimat verlassen habe. Damals ein Neuanfang. Neuer Job, neue Stadt… Alleine, nur mit meiner Frau dahin.
Da ich wusste auf was ich mich dort einlasse, war die Einsamkeit nur selten präsent und hat meine Stimmung dementsprechend auch nur wenig getrübt.
Ironischerweise wurde das Gefühl der Einsamkeit erst mit meinem Rückzug in die Heimat 2 Jahre später mehr und bestimmender. In der Zwischenzeit war nicht nur ich aus dem Dorf weggezogen (und wieder zurückgekehrt), auch viele meiner damaligen Freunde waren in der Zwischenzeit teils weiter weg in größere Städte gezogen. Ich selbst hatte mir von meinem Umzug zurück erhofft, dass das Leben wie früher sein würde. War es aber nicht. Ich spielte zwar z.B. wieder Handball wie vor meinem Umzug allerdings nicht mehr mit den Leuten mit denen ich mich dort so wohl gefühlt hatte.
Nun stand ich also da. Zurück in der Heimat aber nur noch einer meiner besten Freunde war ebenfalls da. Dieser machte durch einen nichterfüllten Kinderwunsch zu der Zeit ebenfalls eine schwere Zeit durch und war mehr auf sich konzentriert. (nicht als Vorwurf gemeint, sondern eher das er verständlicherweise auch nicht oft Zeit hatte für mich und seine Prioritäten woanders lagen als für mich die „alten Zeiten“ wieder aufleben zu lassen)
Der Alkohol half mir die Einsamkeit erträglicher zu machen. Ich ging in die Kneipe und durch die enthemmende Wirkung des Alkohols kam ich mit anderen Gästen ins Gespräch. Mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten war oberflächlich gestillt.
Aus den ersten Gesprächen mit den anderen Kneipengästen wurden Bekanntschaften. Oberflächliche Freundschaften entstanden. Natürlich ging ich gerne dorthin um mit den anderen ein Bier zu trinken. Auch meine Gefühle zu äußern fiel mir unter Einfluss von Alkohol leichter.
Als Jugendlicher waren die negativen Gedanken noch nicht wirklich präsent, damals habe ich hauptsächlich getrunken, weil es jeder gemacht hat, ich dazu gehören wollte und mich ausprobieren wollte.
Die Feierabendbier auf Montage waren für mich eine Art Belohnung und gleichzeitig eine Entlastung für die harte Arbeit die ich am Tag davor geleistet habe.