Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, ich habe seit 10.09.2022 auf Alkohol verzichtet und möchte aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse den Verzicht auch langfristig beibehalten.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
09.09.2022
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, es schmeckt mir nicht. Außerdem habe ich davon nichts, außer die Gefahr, dass es bei geselligen Anlässen zur Gewohnheit wird. Dies ist dann nur noch einen Schritt weit entfernt zum normalen Bier. Das Risiko würde ich auch nicht eingehen, wenn es mir schmecken würde. Die Trinkpause hat für mich nur positive Seiten, warum soll ich diese Gefahr also eingehen?
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Die TF war für mich ein sehr einschneidendes Erlebnis, was ich so davor nicht hatte. Ich bin danach komplett zusammengebrochen und habe mich unglaublich geschämt. Allein es meinen Eltern, meiner Freundin zu berichten war unglaublich unangenehm. Ich habe gedacht, ich bin jetzt über 30 Jahre alt,und müsste es eigentlich besser wissen. Ich war von mir selbst gekränkt, dass ich fähig bin sowas zu tun. Ich habe mich als Versager gefühlt. Ich dachte immer ich habe alles im Griff, weil bisher ja nichts passiert ist. Dann habe ich eingesehen, dass dem offensichtlich nicht so ist. Durch die TF ist mir mein Selbstbetrug klar geworden. Alles was ich eigentlich sein wollte, war ich nicht.
Ab da fing dann das Umdenken an und ich habe eingesehen, dass es so nicht weiter gehen kann. Mir ist klar geworden, was ich mit hohen Mengen Alkohol alles anrichten kann und wie viel Glück ich eigentlich hatte, dass nichts schlimmes passiert ist. Alkohol löst unterdrückte Wünsche und Probleme nicht, sondern er verschlimmert sie auf Dauer. Alkohol bietet sehr viele Risiken und Gefahren. Das ist mir real bewusst geworden. Das reicht über Betrügen, Schlägern, Alkoholfahrten bis hin zum Tod/ Töten. Außerdem bietet Alkohol eine Vielzahl von gesundheitlichen Risiken, die in vielen Krebsarten, Demenz etc münden und schließlich sogar zum Tod führen können.
Und diese Risiken möchte ich unter keinen Umständen wieder eingehen. Meine Einstellung zum Alkohol hat sich komplett verändert. Deshalb trinke ich heute nicht mehr.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Seit der schockierenden TF kam erst die Einsicht, dann die Erkenntnis und letztendlich die Veränderung (siehe ausführlich in Frage 23); Früher war meine Einstellung zum Alkohol einfach eine andere. Ich habe nicht reflektiert und das Trinken als normal angesehen, da es keine einschneidenden Konsequenzen gab und ich noch meinen Verpflichtungen nachkommen konnte.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Zunächst stand ich unter Schock nach der TF und habe in den ersten 3 Wochen nach der TF gar nichts mehr getrunken. Ich fing dann an über mich selbst nachzudenken und meine Trinkmengen zu reflektieren. Ich habe in der Zeit noch 2-3 Bier am Wochenende auf speziellen Veranstaltaltungen wie Geburtstagen, Junggesellenabschied, etc getrunken, weil es mir noch schwergefallen war, ganz zu verzichten und der einzige mit einer Spezi in der Hand zu sein. Das ganze war ein Prozess. Nachdem ich mich buchstäblich an den Schreibtisch gesetzt habe, um meine Vergangenheit aufzuarbeiten und mich mit mir selbst zu beschäftigen, habe ich angefangen meine Einstellung bezüglich Alkohol und mein Leben, wie es bisher gelaufen ist und wo ich hin möchte (Ziele), zu ändern. Mein Mindset hat sich also verändert. Deshalb habe ich mich dazu entschieden ab 10.09.2022 eine langfristige Trinkpause zu beginnen. Diese Pause fiel und fällt mir deshalb nicht schwer. Klar kam vor allem zu Beginn auch mal der Gedanke auf, wie es wäre jetzt ein Bier zu trinken, rein schon aus Genußgründen aber diese Gelüste sind nicht besonders stark. Auch andere Risiken (Frage28) gibt es aber dafür habe ich Strategien entwickelt die gut funktionieren (Frage 27).
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Es wirkt sich durchweg positiv auf alle Bereiche aus.
Ich habe keinen Kater mehr am Sonntag und schlafe nicht mehr solange. Deshalb kann ich viel mehr mit meiner Freundin unternehmen und mich des Lebens erfreuen.
Ich bin im Allgemeinen fitter und treibe viel Sport, gehe wandern und habe einige neue Hobbies (Schach, Kultur..), die mir gut tun. Ich beschäftige mich viel mit mir selbst, höre in mich rein und schaue, wie es mir geht. Ich höre einen Podcast, in dem Tipps gegeben werden, wie ich Alltagsproblemen begegnen kann. Auch Übungen wie Atem-und Entspannungsübungen werden gegeben. Dies habe ich in meinen Alltag eingebaut und das hilft mir ungemein entspannter durchs Leben zu gehen. Ich sehe nicht mehr alles so verbissen. Des weiteren Spaziere ich oft und höre dabei Musik und schaue mir die Gegend an. Hier kann ich komplett abschalten.
Heute rede ich mit meiner Familie, Freunden und meiner Freundin über alles, was mich bewegt. Das habe ich früher nicht gemacht. Das hat den positiven Effekt, Balast loszuwerden und auch mit der Hilfe anderer Lösungen für Probleme zu finden, die ich alleine nicht gefunden hätte.
Durch den Sport und die Trinkpause habe ich viel abgenommen und sehe frischer aus. Meine Verwandten, Freunde und vor allem meine Freundin bemerken meine äußere und innere Veränderung und geben mir oft positives Feedback. Das fühlt sich natürlich gut an und gibt mir Kraft und Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein. Es steigert auch mein Selbstvertrauen. Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe. Das möchte ich nicht mehr missen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich wesentlich glücklicher bin als früher.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mich mit meinen Konsumfunktionen beschäftigt und unter anderem anhand dieser Änderungen und Strategien entwickelt, die es mir leicht ermöglichen, die Trinkpause aufrecht zu erhalten.
KF1: Befreiung vom Alltag/von der Arbeit:
Ich reise viel mit meiner Freundin, wir unternehmen fast jedes Wochenende was, gehen wandern, spazieren, gut essen, schauen uns viele Museen an , gehen schwimmen etc. Jedes mal etwas anderes, auf das ich mich die ganze Woche freue.
KF2: Kommunikation:
Ich unternehme trotzdem noch viel mit Freunden und der Familie. Ich habe verschiedene Freundeskreise, in denen viele mittlerweile Kinder haben und verheiratet sind. Der Alkohol ist hier kein Thema. Früher war ich eher auf einen Freundeskreis fixiert.Nun verabreden sich meine Freundin und ich öfter und gezielt mit anderen Paaren. Ich habe während der Trinkpause ein Standing entwickelt (ich stehe voll und ganz zu meinem früheren Alkoholkonsum und dass es zu viel war), was es mir ermöglicht bei meinem Umfeld klare Kante zu zeigen. ("Ich trinke nicht mehr, weil ich in letzter Zeit und der Vergangenheit zu viel getrunken habe") Wenn mich also Fremde oder Menschen, die jetzt nicht mein innerer Kreis sind, fragen, warum ich keinen Alkohol trinke oder einen blöden Spruch bringen, kann ich dem gut begegnen. Es besteht dann auch kein Diskussionsbedarf. Zwei Freunde von mir sind tatsächlich nur aufs Saufen aus. Zu diesen habe ich aufgrund meines geänderten Lebens keinen Kontakt mehr.
KF3: alles loslassen am Wochenende, ein Stück weit die Kontrolle abgeben, Abstand von überhohen Ansprüchen:
Ich mache seit einiger Zeit viel Sport (Cardiotraining, Laufen), hier denke ich dann an gar nichts und fühle mich danach wie neu geboren. Ich kann damit sehr gut entspannen. Was mich aber tatsächlich am meisten runterbringt, ist spazieren gehen. Ich habe Kopfhörer auf, höre Musik und schaue mir die Gegend an. Alle Gedanken sind wie weggefegt und ich habe ein wohliges Gefühl. Mein VP fragte mich, wie viel Bier diesem Gefühl entsprechen würden. Meine Antwort war 4 Bier a 0,5 L in etwa. Nur, dass ich nun nicht mehr die negativen Effekte und Konsequenzen von Bier habe. Das ewige Grübeln und alles Durchdenken kann ich also mit diesen Werkzeugen durchbrechen. Durch das Beschäftigen mit mir selbst und eben dieser KF, habe ich auch mein Denken verändert. Ich sehe vieles lockerer und habe meine Ansprüche an mich selbst heruntergeschraubt. Ich bin weiterhin sehr ehrgeizig aber wenn etwas nicht klappt, ist es kein Weltuntergang. Wenn sich eine Tür schließt, offnet sich eine andere. Diese neue Einstellung zum Leben hilft mir ungemein auch für mein Selbstwertgefühl. Ich weiß genau, dass nicht alles perfekt sein muss. Es ist menschlich und nicht schlimm. Deshalb respektieren mich meine Mitmenschen trotzdem und vor allem habe ich gelernt, dass ich mich selbst dafür respektiere, was noch viel wichtiger ist.
KF4: Genuß:
Diese KF ist für mich am schwächsten. Selbst wenn ich mal Gelüste habe, ist es kein Problem für mich. Das ist für mich kein Big Deal. Ich gehe oft und gern Essen, was meine Gelüste vollends befriedigt.
KF5: negative Emotionen verdrängen:
Aus den hohen Ansprüchen an mich selbst und dem ewigen Durchdenken von allem resultieren Ängste, wie " ich schaffe das nicht oder was passiert beim worstcase?". Diesem sich Reinsteigern begegne ich mit Übungen, die ich von einem Podcast habe, den ich höre. Es geht dabei zum Beispiel um Atemübungen oder wie man sich einer Angst oder einem Problem nähert. Ich habe nun die Einstellung, was kann ich von einem Problem oder einer Angst lernen? Dadurch gehe ich viel leichter durchs Leben. Ich nehme mir öfter Auszeiten und lebe mehr im Hier und Jetzt. Auch bezüglich meines Selbstmitleids bei Verletzungen (es kann ja jederzeit wieder etwas passieren), habe ich eine andere Einstellung. Ich denke mir jetzt, mal gewinnt man eben und mal verliert man. Ich muss akzeptieren, was ich eh nicht ändern kann. Die Welt ist nicht gegen mich. Das gehört alles zum Leben dazu. Früher habe ich über Ängste und was in meinem Kopf so vorgeht nie oder nur selten gesprochen. Dies hat sich radikal geändert. Ich habe meine Familie, meine engsten Freunde und meine Freundin. Mit diesen rede ich viel und das gibt mir sehr viel Kraft.
KF6: Gewohnheit:
Dies habe ich nicht mehr, weil ich mich in einer dauerhaften Trinkpause befinde und dadurch den Teufelskreis durchbrochen habe.
Ich habe heute klare Ziele vor Augen (Haus, Kinder, Hochzeit, ein guter Onkel zu sein). Diese Ziele möchte ich nicht gefährden. Ich bin aber auch nicht starr darauf fixiert. Wenn etwas nicht klappt, entwickele ich halt Plan B und C. Außerdem sind mir die negativen Konsequenzen bewusst. Alle positiven Veränderungen aus Frage 25 und 26 würden sich wieder aufheben. Es würde eventuell wieder zum alten Trott kommen und vielleicht sogar schlimmeres als meine TF passieren. Dieses Risiko bin ich nicht mehr bereit einzugehen. Bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung sind die Kosten einfach viel zu hoch.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein
Aber es gibt natürlich Risiken, die ich nicht unterschätzen darf. Diese Risiken bestehen unter anderem aus den Konsumfunktionen. Für diese Risiken habe ich aber Strategien entwickelt (siehe Frage 27), die es mir ermöglichen darauf zu reagieren und ein Zurückfallen in alte Gewohnheiten auszuschließen.
Weitere Risiken:
Meine Freundin verlässt mich, Probleme bei der Arbeit, rechtliche Probleme oder wenn ich zum Beispiel auf einer Hütte mit Freunden bin.
Ich würde aber trotzdem nicht in den alten Trott fallen, da ich mit meinen erlernten Werkzeugen in der Lage bin, damit umzugehen. Ich stelle dann eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf und mache mir klar, dass die Kosten, wieder Alkohol zu trinken in krassem Missverhältnis zum vermeindlichen Nutzen stehen. Die Trinkpause hat nur positive Aspekte. Warum also sollte ich diese aufgeben.
Ich habe gelernt, über die verschiedensten Gefühle und Gedanken mit Freunden, Freundin und Familie zu reden. Dies war davor nicht der Fall. Ich lasse alles raus beim Sport und Spazieren gehen, habe viele neue Hobbies, gehe Wandern, Schwimmen, Reisen. Ich analysiere mich, nehme mir Auszeiten bei Bedarf und versuche durch Übungen gelassener zu werden und mein neues Mindset immer weiter zu festigen. Außerdem habe ich immer die Möglichkeit, mir professionelle Hilfe zu holen. Mein VP zum Beispiel hat mir angeboten jederzeit wieder mit ihm Gespräche führen zu können.
Zusammenfassend kann ich mir also nicht vorstellen, jemals wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen, versuche aber die Risiken frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich vorhabe, die Trinkpause langfristig beizubehalten, kann ich das Risiko für mich ausschließen. Ich weiß aber auch, dass es dafür keine Garantie gibt. Mein VP sagte mir, dass alles, was über eine zwei Jahresprognose hinausgeht unprofessionell ist und dass ich noch jung bin. Sollte ich mich widererwartend in ferner Zukunft bewusst dazu entscheiden bei vorausgeplanten, speziellen Anlässen, die nicht regelmäßig stattfinden und nicht zu oft sind, Alkohol zu trinken, habe ich die Regeln eines moderaten Konsums natürlich mit meinem VP besprochen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin einfach nur sehr froh, dass durch mein unverantwortliches Handeln niemand zu Schaden gekommen ist.
Tathergang