Hallo Vincent,
nun hat es doch etwas länger mit meiner Antwort gedauert, ich muss mal sehen wie weit ich jetzt komme:
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Die TF ereignete sich im Jahr 2011 (genaues Datum werde ich in meiner Akte nochmal nachlesen). Zu diesem Zeitpunkt war meine Mutter von einer schweren Krebserkrankung betroffen. In den Wochen zuvor unterzog Sie sich einer Strahlen- und Chemotherapie, die bis zu diesem Zeitpunkt auch gute Erfolge zeigte. Am Abend der TF saß ich mit meiner Mutter in der Küche, weil Sie etwas mit mir besprechen wollte. Der Tumor unter Ihrem Arm (Lymphknoten) war merklich zurückgegangen. Ich war natürlich sehr erfreut über diese Nachricht und war optimistisch gestimmt, dass „wir“ es schaffen würden.
Dann kam jedoch die Nachricht, die alles ändern sollte: Bei weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass sich ein bösartiger Tumor im Kopf gebildet hatte, der nicht operabel sei. Die Ärzte gaben meiner Mutter eine Lebenserwartung von 6 Monaten.
Diese Nachricht hat mich damals total aus dem Ruder geworfen. Einige Minuten zuvor noch dachte ich, dass alles nicht so schlimm sei und dass alles bald überstanden ist. Doch dann kam diese niederschmetternde Nachricht.
Ich war emotional total aufgewühlt und wusste nicht, wie ich mit dieser Information umgehen sollte. Ich wollte einfach erstmal „raus aus der Situation“. Ich wusste, dass einige meiner damaligen Freunde an diesem Abend zum Feiern in einer Diskothek waren. Im Affekt habe ich dann beschlossen, dass ich auch in die besagte Disko fahre. Ich hatte mir nicht vorgenommen Alkohol zu trinken, ich wollte einfach weg von zu Hause und auf andere Gedanken kommen.
Als ich in der Diskothek angekommen war suchte ich meine Freunde auf. Ich habe Ihnen nicht erzählt, was zuvor passiert war. Sie haben mich dann zum Trinken animiert und ich habe mitgetrunken.
Nach dem Diskobesuch sind wir dann noch zu einem Freund gefahren. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits stark alkoholisiert. Bei meinem Freund angekommen haben wir dann noch weitere Alkoholika konsumiert. Eigentlich wollte ich bei Ihm übernachten. Es war mittlerweile jedoch schon sehr spät, sodass sich alle schlafen legen wollten. Ich hatte immer noch dieses Gefühl der Rastlosigkeit in mir und wollte nicht alleine in einer fremden Wohnung sitzen, also beschloss ich wieder nach Hause zu fahren (ca. 5Km).
Die TF ereignete sich im Winter. In dieser Nacht hatte es angefangen zu schneien. Ich setzte mich in das Auto und fuhr los. Ich bemerkte sehr schnell, dass ich nicht mehr in der Lage war zu fahren. Es schneite zudem sehr heftig, also beschloss ich umzudrehen und zurückzufahren (gefahrene Strecke ca. 1 Km). Während des Wendemanövers fuhr ich mich aber auf dem Randstreifen fest (Gras, Neuschnee und Heckantrieb). In der Nähe war ein Bauernhof. Ich klingelte an der Haustür und bat den Bauern mich mit dem Traktor rauszuziehen.
Als ich wieder am Auto ankam erwartete mich bereits die Polizei.
Meine Mutter verstarb 3 Monate später an den Folgen Ihrer Krankheit.
Das die schlechte Prognose für deine Mutter dich aus der Bahn geworfen hat ist nachvollziehbar, wie genau verlief denn die weitere Situation nachdem deine Mutter dir davon erzählt hatte? Hast du sie erstmal in den Arm genommen und "getröstet", oder bist du ruckartig vom Stuhl aufgestanden und hast das Haus verlassen?
Diese Aussage von dir, lässt letzteres vermuten:
Ich war emotional total aufgewühlt und wusste nicht, wie ich mit dieser Information umgehen sollte. Ich wollte einfach erstmal „raus aus der Situation“. Ich wusste, dass einige meiner damaligen Freunde an diesem Abend zum Feiern in einer Diskothek waren. Im Affekt habe ich dann beschlossen, dass ich auch in die besagte Disko fahre.
Was genau wolltest du mit dem Weglaufen aus der Situation erreichen? Wie sollten dir deine Freunde helfen? Da du angibst:
Ich hatte mir nicht vorgenommen Alkohol zu trinken,
und
Sie haben mich dann zum Trinken animiert und ich habe mitgetrunken.
klingt das Ganze schon ein wenig nach "Schuldabweisung". Du wolltest zwar nichts trinken, bist aber in eine Disco gefahren. Vllt. wolltest du reden (tanzen wolltest du wahrscheinlich nicht), wobei dies sicher nicht der richtige Ort für ein Gespräch ist. Du hast deinen Freunden aber nichts von der Situation erzählt, ergo - was genau wolltest du in der Disco? Bist du nicht doch dahingefahren um Alk. zu trinken, eben um die Sorgen zu ertränken, oder zumindest zu betäuben?
Zur weiteren Angabe:
Ich hatte immer noch dieses Gefühl der Rastlosigkeit in mir und wollte nicht alleine in einer fremden Wohnung sitzen, also beschloss ich wieder nach Hause zu fahren (ca. 5Km).
Einen Satz davor schreibst du:
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits stark alkoholisiert. Bei meinem Freund angekommen haben wir dann noch weitere Alkoholika konsumiert.
Und als Antwort bei der Frage 17:
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ich habe früher oft bis zur Volltrunkenheit getrunken. Es war üblich in meinem alten Freundeskreis, dass große Mengen an Alkohol konsumiert wurden. Auch am Abend der TF habe ich bis zur Volltrunkenheit getrunken.
Wie passt die Rastlosigkeit mit der Volltrunkenheit zusammen?
Und vor allem...
Ich setzte mich in das Auto und fuhr los. Ich bemerkte sehr schnell, dass ich nicht mehr in der Lage war zu fahren. Es schneite zudem sehr heftig, also beschloss ich umzudrehen und zurückzufahren (gefahrene Strecke ca. 1 Km). Während des Wendemanövers fuhr ich mich aber auf dem Randstreifen fest (Gras, Neuschnee und Heckantrieb). In der Nähe war ein Bauernhof. Ich klingelte an der Haustür und bat den Bauern mich mit dem Traktor rauszuziehen.
wie hast du das in deinem volltrunkenen Zustand noch geschafft?
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich habe die BAK-Berechnung aus dem Forum als Grundlage genutzt. Den Alkoholabbau habe ich mit 0,1% pro Stunde beziffert. Da die TF schon viele Jahre zurückliegt habe ich versucht den Konsum an diesem Abend zu rekonstruieren:
Person: männlich, 100 Kg (pro 10Kg 0,1% Abzug)
Trinkzeit: ca. 4 Stunden
Wenn ich keinen Fehler gemacht habe, dann komme ich somit auf 18 Trinkeinheiten. Ich muss aber gestehen, dass ich mir da nicht 100% sicher bin. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege.
An diesem Abend habe ich Bier, Wein und Wodka konsumiert. Aufgeteilt auf die 18 TE könnte das in etwa so ausgesehen haben:
12,5 TE Bier (5x0,5l Gläser Bier)
2 TE Wein (1x0,2l Glas Weisswein)
4 TE Wodka (4x 2cl Schnapsglas Wodka)
Ich weiß nicht wie du auf die 18 TE gekommen bist, sie sind jedenfalls nicht richtig. Ich gehe davon aus, dass du den Abbau nicht richtig bedacht hast. Dieser ist nicht nur auf die Trinkzeit zu beziehen, sondern vom Trinkbeginn an bis zur Blutentnahme. Demzufolge müsstest du 27-28 TE konsumiert haben, was bedeutet das du entweder ca. 4,5l Bier getrunken hast, oder aber mehr Wein oder Wodka.
Da ich gerade in einem anderen Thread mit der Widmarkformel gerechnet habe, versuche ich das auch mal bei dir so anzugeben (mit freundlicher Unterstützung meines Kollegen Max
), allerdings erstmal ohne Gewähr:
[FONT=&]Definitiv immer nur ein ca.-Wert.[/FONT]
[FONT=&]
Gewicht: 100 kg
Trinkbeginn: 20:00 Uhr
Blutabnahme: 03:30 Uhr
[/FONT][FONT=&]Trinkmenge: 5 Bier a 0,5l (entspricht 2500 ml)
1 Wein 0,2l (entspricht 200 ml)
4 Schnäpse a 0,02l (entspricht 80 ml)[/FONT]
[FONT=&]
-------------------------------------------------------
Alkoholmengenformel
A = m * Vol%/100 * s * rp
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm
m = Getrunkene Menge in Milliliter
s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm³)
rp = Resorptionsdefizit (0,8)
Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von der getrunkenen Alkoholmenge im Körper aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung, Transpiration und Verdauung.
Dieser Verlust beträgt zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%, daher rp=0,8.
--------------------------------------------------------
Bierberechnung:
2500ml x 0,8 x 0,8 x 5% = 80 g aufgenommener Alkohol[/FONT]
Weinberechnung:
200ml x 0,10 x 0,10 x 12,5% = 25 g aufgenommener Alkohol
[FONT=&]Schnapsberechnung:[/FONT]
[FONT=&]
80ml x 0,8 x 0,8 x 40% ≈ 20,48 g aufgenommener Alkohol[/FONT][FONT=&]
------------------------------------------------------------
Damit kämen wir dann zu Widmark:
Insgesamt aufgenommen wurden ≈126 g Alkohol.
------------------------------------------------------------
Widmark-Formel
c = A / (p * r)
c = Alkoholkonzentration in Promille
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm (siehe Alkoholmengenformel)
p = Körpergewicht in Kilogramm
r = Reduktionsfaktor (0,7 bei Männern und 0,6 bei Frauen)
Da Alkohol wasserlöslich ist, kann er sich nur mit dem Wasseranteil des Körpers vermischen.
Der Reduktionsfaktor reduziert das Körpergewicht zu diesem Zweck auf die Wassermenge, die laut Widmark bei Männern 70 Prozent und bei Frauen 60 Prozent beträgt.
Die effektive Alkoholmenge wird mit der Alkoholmengenformel berechnet.
------------------------------------------------------------
c= 126 g/ (100 kg x 0,7)[/FONT]
[FONT=&]
das entspricht dann 1,8 Promille
------------------------------------------------------------
Nun zum Abbau:
Alkohol-Abbau
Im Mittelwert baut der Körper 0,15 Promille pro Stunde ab.
Der Abbau beginnt nicht sofort, sondern erst nach einem Zeitraum von 15 Minuten bis 2 Stunden.
Diesen Zeitraum von der Aufnahme des Alkohols bis zur vollständigen Aufnahme aus dem Verdauungstrakt in den Blutkreislauf bezeichnet man auch als Resorptions- bzw. Anflutungsphase.
Mit diesen Angaben ist es nun möglich, eine Anwendung zu realisieren, die es ermöglicht, jederzeit die aktuelle Blutalkohol-Konzentration auf Basis der Widmark-Formel zu errechnen.
--------------------------------------------------------------
Vom Trinkbeginn bis zur Blutentnahme waren es ca. 7 Stunden.
Das bedeutet für den Zeitraum 7 Std. x 0,15 Promille = 1,05 Promille
Rechnen wir jetzt 1,8 Promille – 1,05 Promille bleiben am Ende 0,75 Promille übrig.
Da hier jetzt aber 1,61‰ steht, passen die Trinkmengenangaben nicht.[/FONT]
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich unter dem starken Alkoholeinfluss nicht mehr in der Lage war zu fahren und wollte das Fahrzeug daher sicher abstellen. Ich war bereits ausserhalb der Ortschaft und wollte das Auto auf der Straße wenden und Nahe dem Ortseingang parken. Dabei habe ich mich jedoch am Randstreifen festgefahren, sodass ich das Auto nicht mehr ohne fremde Hilfe bewegen konnte.
Du konntest also noch so klar denken das du den Wagen sicher abstellen wolltest? Waren es nicht eher die widrigen Wetterbedingungen die dich zur Umkehr animierten und weniger die Beeinflussung durch den Alk.?
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich war leichtsinnig und dachte, ich könntee das Fahrzeug noch bis nach Hause bewegen. Es waren ja „nur 5Km“. Dass dies eine Fehlannahme war, bemerkte ich erst, als ich im Auto saß und fuhr.
Wolltest du die Fahrt nicht dadurch verhindern, in dem du bei deinem Freund schläfst?
Aus der Frage 1:
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits stark alkoholisiert. Bei meinem Freund angekommen haben wir dann noch weitere Alkoholika konsumiert. Eigentlich wollte ich bei Ihm übernachten.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja. Ich bin zuvor auch schon unter Alkoholeinfluss mit dem Auto gefahren, wurde aber nie dabei erwischt.
Aber aufgefallen bist du nicht, somit lautet die Antwort bei dieser Frage "nein".
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zu diesem Zeitpunkt war ich erst 3 Monate im Besitz meiner FE. Das Fahren unter Alkoholeinfluss war in meinem damaligen Freundeskreis üblich. Ich wohnte in einer ländlichen Umgebung, sodass wir immer auf ein Auto angewiesen waren. Taxis fuhren nachts nicht mehr. In den ersten 8 Wochen habe ich mich daher als Fahrer angeboten und nicht getrunken. Nachdem ich aber sah, dass alle anderen das auch so machten, dachte ich mir „Hey, das ist doch alles nicht so schlimm. Wenn du vorsichtig fährst passiert schon nichts!“
Ich denke, ich bin ca. 5 mal in alkoholisiertem Zustand Auto gefahren. Die TF mit eingeschlossen.
Das heißt im Umkehrschluss, dass du innerhalb von 4 Wochen, 5x stark alkoholisiert gefahren bist?
Fortsetzung folgt...