Hier der überarbeitete Fragebogen. Ein paar Anmerkungen vorweg:
- Ich habe das Jurastudium abgebrochen und ein neues (anderes) Studium aufgenommen. Hoffe das ist durch die Änderung in Frage 12 nun deutlicher formuliert.
- Ich habe einige Veränderungen in meinem „Trinklebenslauf“ vorgenommen.
Ziel dabei ist es, zu verdeutlichen, dass der bevorstehende und schließlich auch tatsächlich stattgefundene Abbruch des Jurastudiums Grund für die Veränderungen in meinem Trinkverhalten war und es durch die Aufnahme des neuen Studiums zu einer Verbesserung des Trinkverhaltens bis hin zur Abstinenz gekommen ist.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Die Trunkenheitsfahrt fand in der Nacht vom 28.12. auf den 29.12.2012 statt.
Am Morgen des 28.12. bin ich um 08h aufgestanden und von 10h bis 18h in meinem Nebenjob arbeiten gegangen. Anschließend bin ich etwa 90 Minuten durch die Innenstadt gebummelt, bevor ich mich gegen 19h30 mit Freunden zu einem Konzert getroffen habe. Dort waren wir von 19h30 bis 22h. Auf dem Konzert wurde angefangen Alkohol zu trinken. Anschließend sind wir in eine Kneipe in der Innenstadt umgezogen, wo wir bis etwa 02h weiter getrunken haben. Anschließend wollte ich zusammen mit einem Freund zu ihm nach Hause fahre, um dort zu übernachten. Auf dem Weg zu ihm wurden wir von der Polizei routinemäßig kontrolliert und bei mir ein Atemalkohol von 2,25 Promille festgestellt. Daraufhin wurde ich mit zur Polizeiwache genommen, wo mir Blut abgenommen wurde. Das Ergebnis der Analyse belief sich auf 2,15 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
19h30 – 22h: 1,2 Liter Bier (3 x 0,4l Bier)
22h10 – 02h: 3,3 Liter Bier + 60 ml Schnaps (40%) (11 x 0,3l Bier + 3 x 20ml Schnaps)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Wir wurden nach etwa 2 km angehalten und wären noch etwa 1 km gefahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Trotz des hohen Alkoholkonsums dachte ich damals, dass ich dazu in der Lage sei, das Auto bis zu der Wohnung des Freundes fahren zu können. Grund dafür war meines Erachtens nach ein komplett überhöhtes Selbstbewusstsein, was meine Fähigkeiten angeht, im alkoholisierten Zustand Auto fahren zu können.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich schätze etwa 300 Mal(Rechnung: 3 Abende die Woche x 50 Wochen x 2 Jahre). Meiner Meinung nach habe ich mir nach und nach eine immer höhere falsche Selbstsicherheit was den Konsum von Alkohol und das anschließende Fahren angewöhnt. Nur so kann ich mir den hohen Promillewert in Verbindung mit der Tatsache, dass ich nicht wegen auffälligem Fahren angehalten wurde, erklären. Gleichzeitig zeigt es, dass ich mir keinerlei Gedanken über die möglichen Konsequenzen, wie neben der Gefährdung meines Freundes und mir selbst, auch der Gefährdung anderer, völlig unbeteiligter Personen. Von den möglichen finanziellen Konsequenzen eines Unfalls mal ganz abgesehen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Ich habe das erste mal mit 15 Jahren (1997) Alkohol getrunken. Nach einem Fußballspiel habe ich in der Kabine ein Bier getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Meinen ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit 15 Jahren. Damals habe ich ein Bier nach einem Fußballspiel getrunken. Mit 16 Jahren habe ich angefangen am Wochenende und zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Sylvester oder Fastnacht Alkohol zu trinken. Damals habe ich etwa 1,5 Liter Bier/Woche getrunken. Dieses Trinkverhalten setzt sich bis zum Abitur 2002 fort. Von 2003 bis 2004 war ich bei der Bundeswehr. Damals habe ich etwa 2 Liter Bier/Woche getrunken. Zu dieser Zeit habe ich 1 Mal die Woche mit meinen damaligen Kameraden die nahegelegene Disco besucht. 2005 war ich für ein Jahr in Australien. In diesem Zeitraum habe ich wieder etwas weniger getrunken, so etwa 1 Liter Bier/Woche. Als ich 2006 wieder zurück in Deutschland war und mit dem Jurastudium begonnen habe, hat sich mein Alkoholkonsum wieder an die Zeit vor dem Auslandsaufenthalt angenähert. Ich habe etwa 1,5 Liter Bier/Woche getrunken. Dieser Konsum war bis 2010 stabil. Als ich 2011 Probleme mit dem Studium bekommen habe, hat sich mein Trinkverhalten geändert. Ich habe nicht mehr nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche Alkohol getrunken. In der Zeit von 2011-2012 habe ich etwa 6 Liter Bier die Woche getrunken und auch hin und wieder ein paar Schnäpse dazu getrunken. Nachdem ich 2013 ein neues Studium begonnen hatte, hat sich mein Trinkverhalten wieder verändert. Ich habe nur noch am Wochenende und zu besonderen Anlässen ca 1,5 Liter Bier/Woche getrunken. Seit August 2014 lebe ich abstinent.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
1997 – 2002: 1,5 Liter Bier/Woche, etwa 1-2 Abende die Woche
2003-2004: 2 Liter Bier/Woche, 1 Abend die Woche
2005: 1 Liter Bier/Woche, etwa 1 Abend die Woche
2006-2010: 1,5 Liter Bier/Woche, etwa 1-2 Abende die Woche
2011-2012: 4-6 Liter Bier/Woche + 80 ml Schnaps, etwa 3 Abende die Woche
2013: 1,5 Liter Bier/Woche 1-2 Abende die Woche
2014: seit August abstinent
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Zeit von 1997 – 2010 waren typische Trinkanlässe etwa Geburtstage, Discobesuche, das Ausgehen am Wochenende oder das gemeinsame Fußball gucken. Dies hat sich ab 2011 verändert. Ich bin immer öfters in die Kneipe gegangen und habe mit Leuten, die ich dort kennengelernt habe, getrunken. Ab 2013 hat sich das wieder auf Geburtstage oder private Feiern verschoben.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Anfangs habe ich getrunken, weil es sozusagen alle um mich herum auch gemacht haben. Ich wollte nicht als Außenseiter da stehen oder als „Spaßbremse“ gelten. Nach und nach wurde es zur Gewohnheit, bei bestimmten Anlässen Alkohol zu trinken.
In der Zeit, als mir klar wurde, dass ich das Jurastudium nicht erfolgreich beenden werde, hat sich dies geändert. Ich habe Alkohol genutzt, um mich von meinen Problemen abzulenken. Ich wusste damals nicht genau, was ich mit meinem Leben anfangen soll und in welche Richtung ich gehen will. Der Konsum von Alkohol hat mir dabei geholfen, diese Fragen vorübergehend auszublenden.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol merkte ich, dass meine Stimmung besser wurde, mir wurde etwas warm und ich fühlte mich wohler. Wenn der Alkoholpegel weiter stieg, bemerkte ich irgendwann, dass meine Konzentrationsfähigkeit nachließ und ich irgendwann auch anfing zu „lallen“ oder leicht anfing zu schwanken. Bei sehr hohem Alkoholgenuss wurde ich meistens sehr müde oder mir wurde schlecht.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Hin und Wieder kam dies vor. Daraus habe ich mir aber meistens nicht viel gemacht, da ich mein Konsumverhalten selbst als nicht kritisch betrachtet habe.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war immer ein sehr sportlicher Typ. Durch den vermehrten Alkoholkonsum in den Jahren 2011/12 hat sich meine körperliche und geistige Fitness allerdings verschlechtert. Ich war nicht mehr in der Lage meine volle Leistungsfähigkeit im Studium abzurufen. Genauso wenig war ich im Sport dazu in der Lage. Aufgrund der Tatsache, dass ich viel Zeit in Kneipen verbracht habe (2011-2012) habe ich in dieser Zeit, meine wirklichen Freunde vernachlässigt und mich in einem neuen Freundeskreis aufgehalten, der mir rückblickend nicht gut getan hat.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich trinke heute keinen Alkohol mehr.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja. Vorbereitungszeit zur Fußballsaison, ca 6 Wochen (2000-2003)
19. In welcher Kategorie von Trinker haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Früher habe ich mein Trinkverhalten als unproblematisch eingestuft. Heute muss ich sagen, dass es auch Tage gab, an denen ich mein Trinkverhalten außer Kontrolle verloren habe, da ich weit über ein moderates Maß an Alkohol hinaus weiter getrunken habe.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
12.08.2014
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Alkohol wird von mir mittlerweile als Gift wahrgenommen, das ich meinem Körper nicht länger verabreichen will. Außerdem hat mir die Vergangenheit gezeigt, dass ich nicht immer dazu in der Lage bin, Alkohol moderat zu konsumieren. Das führt dazu, dass der weitere Konsum von Alkohol meine beruflichen und privaten Ziele gefährden würde.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ich mich auf einem falschen Weg befinde. Dazu kommt die Erkenntnis, dass der weitere missbräuchliche Umgang mit Alkohol schwerwiegende Folgen für mich haben könnte. Es wäre nicht sicher gewährleistet, dass ich das neue Studium erfolgreich beenden könnte. Außerdem wurden mein körperliches Wohlbefinden und meine Fitness durch den Alkoholkonsum beeinträchtigt.
Auslöser für die Veränderung in meinem Trinkverhalten war das Nichtbestehen einer mündlichen Prüfung in dem neuen Studiengang, wobei ich das Nichtbestehen auf den zu hohen Alkoholkonsum zurück führe. Nach dem Verlust des Führerscheins war das wohl der letzte Anstoß den ich noch gebraucht hatte, um zu erkennen, dass es mit dem damaligen Alkoholkonsum nicht weiter gehen kann.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Mir wurde bewusst, dass meine gesamte Zukunft auf dem Spiel steht. Dementsprechend war ich hoch motiviert, meinen Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen. Dabei waren die ersten Wochen der Abstinenz am schwierigsten. Ich merkte schon hin und wieder ein Verlangen, ein Bier trinken zu gehen, oder wenn ich abends mit Freunden zusammen saß, zusammen mit ihnen anzustoßen.
Als Gegenmaßnahme zu diesem Verlangen hat der Sport in meinem Leben wieder eine wichtige Rolle eingenommen. Ich bin laufen gegangen, um dein Kopf wieder frei zu bekommen oder habe mich im Fitness-Studio „ausgetobt“, um so auf andere Gedanken zu kommen. Hin und wieder musste ich mich auch früher als eigentlich geplant von einer Feier verabschieden, um nicht wieder mit dem Trinken anzufangen. Dabei war es auch hilfreich für mich, dass ich viel Spaß in meinem neuen Studium habe und mich schon auf die Zeit in der Arbeitswelt nach dem Studium freue. Diese Möglichkeit wollte ich nicht gefährden.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich merke, dass meine Leistungsfähigkeit wieder angestiegen ist und bin auch wieder voll im Training, wodurch sich meine Fitness wieder stark verbessert hat. Außerdem habe ich mehr Zeit fürs Studium und befinde mich dort auf einem guten Weg. Zusätzlich habe ich alte Freundschaften wiederbelebt und habe einen festen Freundeskreis, der mich bei meiner Abstinenz unterstützt. Probleme, die ich früher durch den Konsum von Alkohol gelöst habe, löse ich heute durch Sport treiben. Das fördert nicht nur meine Gesundheit, sondern hilft mir auch dabei einen klaren Kopf zu bekommen und so zu Problemlösungen bei schwierigen Aufgaben im Studium zu kommen. Es ist mir schon öfters passiert, dass ich während dem Laufen auf Ideen für Hausarbeiten, Referate oder ähnliches gekommen bin, die mir vorher nicht eingefallen sind.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Indem ich mir die Risiken vor Augen führe, die ein erneuter Alkoholkonsum mit sich bringen könnte. Außerdem habe ich Kontaktpersonen, die bereit sind mir zu helfen, wenn ich das Gefühl habe, in eine Situation hin zu geraten, in der ich rückfällig werden könnte.
Dabei ist mir meine Familie eine große Hilfe. Meine Eltern und meine Schwester sind immer bereit, mir zuzuhören oder für mich den „Chauffeur“ zu spielen, wenn es nötig sein sollte. Ich kann sie jederzeit anrufen, wenn ich auf irgend eine Art Hilfe benötige. Daneben gibt es auch einige Freunde, die sich als echte Freunde herausgestellt haben. Sie sind sich meiner Situation bewusst und bei ihnen kann ich mir sicher sein, dass sie immer ein Auge auf mich haben und sofort eingreifen würden, sollte die Gefahr bestehen, dass ich wieder Alkohol konsumiere.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ausschließen kann ich das nicht. Allerdings habe ich „Schutzmechanismen“ entwickelt, die mir dabei helfen sollen, in einer Situation, in der ein Rückfall droht, eine Lösung zu finden. Als erstes würde ich in einer solchen Situation versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen und eine Vertrauensperson kontaktieren, die sich dann erst mal um mich kümmert. Sollte das nicht reichen, würde ich mir professionelle Hilfe suchen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich keinen Alkohol mehr trinke
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
nein