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Trunkenheitsfahrt Fahrrad BAK 1,62 Promille

fahrtwind

Benutzer
Hallo zusammen!
Seit einiger Zeit bin ich stille Mitleserin und habe viel aus den Beiträgen und Antworten für mich mitnehmen können. Ich habe nach meiner Trunkenheitsfahrt auf dem Fahrrad kein MPU-Gutachten zur vorgegebenen Frist eingereicht, deshalb wurde ich aufgefordert, freiwillig auf meinen Führerschein zu verzichten. Dem bin ich nachgekommen, habe also nie eine Sperrfrist gehabt.
Jetzt habe ich meinen Führerschein neu beantragt und werde zur MPU gehen, ich schätze, dass ich einen Termin Mitte Mai bekomme (hoffe ich). Ich kann meine Abstinenz für ein Jahr belegen (bis zum 18.03.2023). Ich habe 7 Stunden bei einer Verkehrspsychologin gehabt und mich mit ihr vorbereitet, allerdings habe ich Sorge, dass meine Trinkmotive und die Risikoprävention noch ausbaufähig sind. Deswegen bin ich für jede (kritische) Anmerkung dankbar und auch für Hinweise auf Unstimmigkeiten.

Grüße,
Lisa

Zur Person
Geschlecht: weiblich
Größe: 178
Gewicht: 65
Alter: 33

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 12.02.2023
BAK: 1,62
Trinkbeginn: 11.02.2023 - 21 Uhr
Trinkende: 12.02.2023 - 01 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 02:15 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: vor mehr als 1 Jahr
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: keine, freiwilliger Verzicht, da kein Gutachten eingereicht

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: 2 Punkte wegen der TF
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass xy auch zukünftig ein (Kraft-)Fahrzeug unter einem die die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholeinfluss führen wird oder liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 in Frage stellen?

Bundesland: BW


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 12.02.2023

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja
Urinscreening ja/nein: nein

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein

MPU
Datum: k.A.
Welche Stelle (MPI): IAS Freiburg
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: k.A.
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: k.A.

Altlasten
Keine

Fragebogen Alkohol

Tathergang


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Ich bin am 12.02.2023 um 2 Uhr nachts von einer Karnevalsveranstaltung mit dem Fahrrad nach Hause gefahren und wurde aufgrund meiner auffälligen Fahrweise kontrolliert. Mein BAK betrug 1,62 Promille, Blutabnahme war um 2:15 Uhr. Die Veranstaltung begann um 20 Uhr, ich saß mit Freund*innen an einem Tisch. Das erste Bier trank ich gegen 21 Uhr, den letzten Sekt gegen 1 Uhr nachts.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Von 21 Uhr bis 1 Uhr (Blutentnahme 2:15 Uhr, also 5h)

4 x Flaschen Bier (je 330ml) 12,7g

2 x Gläser Wein (je 150ml) 15g

1,5 x Gläser Sekt (je 150ml) 13,2g


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr knapp einen Kilometer, insgesamt betrug die Strecke 1,3 km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein, ich habe gemerkt, dass ich mich zum Geradefahren stark an der Bordsteinkante orientieren musste. Ich hatte Schwierigkeiten, auf meiner Seite der Fahrbahn zu bleiben.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich wollte sie nicht vermeiden, da ich mein Fahrvermögen überschätzt und die massive Gefahr einer Trunkenheitsfahrt unterschätzt, bzw. gar nicht reflektiert habe.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Da ich gar nicht trinke, wenn ich mit dem Auto fahre, war bei Trinkanlässen das Fahrrad mein Fortbewegungsmittel. Ich schätze, dass ich in einem Zeitraum von 15 Jahren ca. 300 Mal alkoholisiert Fahrrad gefahren bin. Ich habe es nie hinterfragt, da es weder zu einem Unfall noch zu einer Kontrolle oder Konsequenz gekommen ist.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Ich erinnere mich, dass meine Eltern beim Abendessen oder Grillen am Wochenende, sowie auf Familienfeiern gerne Bier oder Wein getrunken haben, auch bei Besuch von Freund*innen. Mein erster Konsum war mit (vermutlich) 8 Jahren, als meine Mutter uns statt Malzbier aus Versehen Bier gegeben hat. Ich trank einen Schluck und fand es widerlich, so entdeckte meine Mutter auch ihr Versehen und tauschte es gegen ein Malzbier aus.

Der erste bewusste Konsum war mit 14 Jahren innerhalb des Freundeskreises. Während einer Fußball-WM-Veranstaltung trank ich mit den anderen Alkopops und Mischbier (schätzungsweise 0,75l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Mit 16 Jahren ging ich zu meinen ersten Parties und trank dort Alkohol. Viele in meinem Freundeskreis hatten schon mit 12 Jahren (5. Klasse) angefangen, Alkohol zu trinken. Meistens trank ich 4-5 Mischbiere (2,5%), Weinschorle oder Alkopops (5%). Es kamen recht schnell auch Schnäpse à 2cl dazu. Nach dem Abitur zog ich in eine Großstadt und machte einen Freiwilligendienst, dort ging ich zweimal im Monat feiern und trank dabei hauptsächlich Bier (1-2l) und gelegentlich Schnäpse. Als ich zum Studium in eine neue Stadt zog, stieg mein Alkoholkonsum stark an, durch neue Bekanntschaften an der Uni, viele Kneipenangebote für Studierende und das Feiern unter der Woche. Da mein Stundenplan vormittags oft leer war, trank ich mit Freund*innen auch abends unter der Woche. Nach drei Jahren begann ich mit dem Schreiben meiner Bachelorarbeit und trieb viel Sport (Joggen und Tanzsport). Ich konnte mir im Schreibprozess keinen Alkoholkater oder Kopfschmerzen leisten, und wollte auch die sportlichen Leistungen durch Alkoholkonsum nicht ruinieren, deswegen stellte ich meinen Alkoholkonsum komplett ein. Im Masterstudium arbeitete ich nebenbei als Assistenz in langen Schichten (24 - 48h), hierfür musste ich fit und belastbar sein, das schloß den Konsum von Alkohol für mich aus. Dennoch gab es alle zwei bis drei Monate einen Abend, bei dem ich übermäßig viel Alkohol konsumiert habe. Da ich Hochprozentiges nicht gut vertrage, handelte es sich um Bier (bis zu drei Liter) oder Wein (1 – 1,5 Liter).

Im Sommer 2022 zog ich in meine Heimatstadt/Kleinstadt zurück. Ich zog vorerst in eine Wohngemeinschaft und begann eine Stelle als Lehrerin. Die neue Arbeit war sehr herausfordernd und die Einarbeitung verlangte mir viel Energie ab, sodass ich die wenige Freizeit, die mir blieb, kaum aktiv und schön gestalten konnte, sondern mich vom beruflichen Stress erholen musste. Zudem fühlte ich mich in der Wohngemeinschaft sehr unwohl und nicht zuhause und habe intensiv nach einer eigenen Wohnung gesucht. Da der Wohnungsmarkt knapp ist, war dies ein anstrengendes Unterfangen und nahm nochmal viel Freizeit in Anspruch. Am Wochenende ging ich mit Freund*innen aus, um einen Ausgleich zu den Belastungen zu haben und um neue Menschen kennenzulernen. Dabei begann ich, wieder mehr zu trinken, um entspannter und gelöster zu sein. Ich versprach mir von der Wirkung des Alkohols, dass ich den beruflichen Stress verdrängen könnte und meine abgeschlagene Stimmung verbergen könnte. Ich hatte bei anderen oft beobachtet, dass sie trinken, um abzuschalten und redete mir ein, dass das auch für mich ein adäquates Mittel sei. Ich hatte häufig Sorge, dass ich zu langweilig, eintönig oder schüchtern sei und wollte dem mit der enthemmenden, risikobereiteren Wirkung von Alkohol Abhilfe schaffen.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Die letzten Jahre vor der Trunkenheitsfahrt alle zwei, drei Monate übermäßig (bis zu drei Liter Bier oder einen bis anderthalb Liter Wein), einmal monatlich ca. gemäßigt 1-2 Bier oder ein Glas Wein abends.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Mit Freund*innen beim Feiern oder bei geselligen Abenden.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Innere Motive waren das Verdrängen von Stress, das Einfügen in soziale Situationen und mich darin wohlzufühlen und gelassen sein zu können und mein Bedürfnis nach Spaß und Ausgelassenheit.

Äußere Motive waren die Belastung durch den neuen Job und den bevorstehenden Umzug sowie die belastende damalige Wohnsituation. An dem Abend fühlte ich mich in der Gruppe unwohl, aufgrund unterschiedlicher politischer Anschauungen.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bereits wenige Mengen Alkohol waren für mich ein Kommunikationsöffner, da ich mich gelöster und offener fühlte. Ich hatte keine Hemmungen, auf andere Menschen zuzugehen und über mich und meine Ansichten und Gefühle zu reden. Viel Alkohol hatte zudem die Wirkung, dass ich sehr risikobereit war und zu außergewöhnlichen Aktionen bereit war.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein. Dadurch, dass ich mich während der Schulzeit und während des Studiums in Umfeldern bewegt habe, in denen massiv Alkohol konsumiert wurde, fiel mein Trinkverhalten nicht auf.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Äußerlich hatte mein Konsum wenig Auswirkungen, da er sich in meine damalige Lebenssituation integrieren ließ. Ich hatte während der Schulzeit und des Studiums oft einen Kater am nächsten Tag, sodass ich mich ausruhen musste und an diesem Tag nichts unternehmen konnte. Wenn ich etwas Peinliches gemacht habe, mied ich den Kontakt zu den Beteiligten.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Den meisten Alkohol habe ich während meiner Studienzeit im Alter von 21- 25 Jahren konsumiert. Ich war neu in der Stadt, wollte Anschluss finden und habe mich mit Menschen angefreundet, die sehr viel Alkohol konsumiert haben. Es war konventionelle Auffassung, dass der übermäßige Konsum von Alkohol zum studentischen Leben dazu gehöre. Dieser ließ sich auch durchführen, da die Stundenpläne unter der Woche oft freie Vormittage beinhalteten und es für mich wenige Verantwortlichkeiten in meinem damaligen Leben gab. In dieser Phase trainierte ich mir eine hohe Alkoholgewöhnung an und lernte die enthemmende Wirkung von Alkohol kennen. Zudem beobachtete ich bei damaligen Freund*innen das „Frustsaufen“, bei welchem Problemen mit Alkoholkonsum begegnet wurde. Zur damaligen Zeit war es jedoch kein probates Mittel für mich. Diese Jahre ausgiebigen Alkoholkonsums endeten durch meine Sportambitionen und das Schreiben der Bachelorarbeit.

In den Jahren nach dieser abstinenten Phase trank ich alle 2-3 Monate einen Abend übermäßig, da ich dies als selten empfand (verglichen mit einem Teil meines damaligen Umfelds), sah ich hierin keine Gefahr.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, Bachelorarbeit, Sport.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher hätte ich mich als eine Partytrinkerin bezeichnet und meinen Konsum als unproblematisch eingestuft. Heute würde ich sagen, dass ich alkoholgefährdet war, da ich mir einen Konsum angewöhnt habe, der mir in schwierigeren Lebenslagen gefährlich geworden ist.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am Tag der Trunkenheitsfahrt am 12.02.2023.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Weil ich die Wirkung, die er auf meinen Körper und meine Wahrnehmung hat, nicht mag. Ich schätze es sehr, einen klaren Kopf zu bewahren und mich/meine Stimmung zu spüren (auch negative). Das gibt mir Sicherheit. Ich mache gerne Sport und will meine Leistung steigern, da passt Alkohol nicht dazu. Durch die Abstinenz habe ich auch gemerkt, dass mir Alkohol gar nicht schmeckt, deswegen kam kontrolliertes Trinken für mich nicht infrage.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

In meiner bisherigen Alkoholgeschichte hatte ich großes Glück, dass es zu keinen schwerwiegenden Unfällen kam, aufgrund dieser fehlenden negativen Konsequenz habe ich keinen Anlass gesehen, mein gelegentliches Trinken abzustellen. Mein damaliges Umfeld hat ähnliches Konsumverhalten wie ich gezeigt, weswegen ich meinen eigenen Konsum kaum hinterfragt habe.

Durch meine Trunkenheitsfahrt habe ich meinen Alkoholkonsum in der Vergangenheit reflektiert und möchte nicht mehr unverantwortlich handeln oder mein Umfeld gefährden. Ich schätze mich mittlerweile sehr für meine Art und möchte mir keinen Schaden zufügen und sehe auch keine Notwendigkeit, mich durch Alkoholeinfluss verändern zu müssen – im Gegenteil. Ich habe auch die Gefahr erkannt, dass ich meinen Alkoholkonsum in schwierigen Lebenslagen steigern könnte. Da ich durch die anfängliche Trinkpause festgestellt habe, dass mir Alkohol gar nicht schmeckt, habe ich mich entschieden, abstinent zu leben.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Zuerst war der Schock so groß, dass ich mir die Frage, ob ich Alkohol trinke, gar nicht stellen musste. Im Alltag unter der Woche habe ich gar nicht getrunken, dort war keine Umstellung notwendig. Das Weglassen von Alkohol am Wochenende fiel mir nicht schwer, die Trunkenheitsfahrt war anfangs sehr präsent und anschließend haben mich die Vorteile der Nüchternheit motiviert. Grundlegend war die Umstellung ohne Herausforderungen und ich war vor Feiern und Reisen/Urlauben sehr erleichtert, da ich wusste, dass ich nicht trinken werde, nicht Gefahr laufe, aus Trunkenheit waghalsig zu werden und dementsprechend am nächsten Tag auch fit sein werde.

Ungewohnt war es anfangs, sich bei sozialen Situationen, in denen ich mich unsicher gefühlt habe, nicht am Glas festzuhalten. Ebenso bei starken Emotionen wie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Leere. Da ich diese Phasen mittlerweile ohne Alkohol durchlebt habe, kann ich auf dieses Selbstvertrauen zurückgreifen und weiß, dass es viel leichter ist, diesen Emotionen mit anderen Maßnahmen zu begegnen. In solchen Momenten mache ich Sport oder Yoga, schreibe meine Gedanken auf oder suche das Gespräch mit nahestehenden Menschen.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich falle an den Wochenenden nicht aus meinem Rhythmus raus. Ich fühle mich sicherer in sozialen Begegnungen, da ich mein Verhalten selbst steuern kann und weiß, dass nicht der Alkohol in mir spricht. Ich habe ein besseres Verhältnis zu mir und meiner Persönlichkeit, da ich weiß, dass ich mich nicht locker trinken muss, sondern auch mal schüchtern und zurückhaltend sein kann. Ich kann mich und meine Emotionen besser akzeptieren und bleibe abends auch gerne zuhause, wenn ich nicht in der Stimmung bin. Stattdessen koche ich aufwendiger, unternehme lange Spaziergänge mit Freund*innen und bastele. Abends mache ich häufig Yoga, um runterzukommen und den Körper zu spüren.

Einige Freunde/Bekannte sehe ich nun seltener, da diese häufig Alkohol konsumieren. Deswegen haben wir Interesse an unterschiedlichen Abendveranstaltungen und ich sage Anfragen oft ab, weil ich keine Lust habe, in alkoholisierter Gesellschaft zu sein. Dafür habe ich einige Freundschaften intensiviert, in denen wir Hobbies teilen, beispielsweise gemeinsam Joggen gehen, Kochrezepte ausprobieren oder gemeinsam eine Serie schauen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich höre mehr auf mich und meine Bedürfnisse. Wenn ich stressige Phasen habe, schaffe ich mir bewusst Pausen und Auszeiten und sorge für einen sozialen Ausgleich, indem ich gute Freund*innen und Familie treffe. Ich habe einen Kern von wenigen Leuten, denen ich mich auch in schlechter Stimmung zeigen kann, denn auch wenn es mir nicht gut geht, habe ich das Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Feiern und größere Anlässe sind in einer streßigen Phase oft herausfordernd für mich und ich sage sie ab, wenn ich mich nicht danach fühle. Ich rede schon früher mit engen Freund*innen über meine Belastungen und zeige meine Sorgen und Ängste. Wenn mich in zwischenmenschlichen Interaktionen etwas irritiert oder verletzt, zeige ich das offen und verdränge es nicht, sondern stehe zu mir und meinen Bedürfnissen. Ich beende unangenehme Situationen früher und reize meine Belastbarkeit nicht vollends aus (z.B. WG, Feiern). Außerdem kann ich akzeptieren, dass es Phasen in meinem Leben gibt, in denen ich nicht gut gelaunt bin und ich auch so sein darf und mich Freund*innen auch so zeigen darf.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Die Vorstellung liegt momentan sehr fern, aber ausschließen kann ich es natürlich nicht. Ich beuge einem Rückfall vor, indem ich mich viel mit anderen abstinenten Personen austausche, über Erfahrungen, mögliche Gefahren etc. Ich mache mir auch regelmäßig bewusst, warum ich mich dazu entschieden habe, abstinent zu leben, welche Vorteile ich daraus ziehe. Wenn ich Trinkimpulse (momentan sehr selten, leicht und kurzweilig) verspüre, ergründe ich diese und was ich mir von Alkohol gerade verspreche, bzw. was ich darin suche und überlege, ob ich das in der Vergangenheit durch Alkoholkonsum realisieren konnte. Dann suche ich nach Alternativen, die diese Bedürfnisse stillen (meist sozialer Kontakt, Aussprache, Bewegung, Ruhe).

In einer stressigen Phase (beruflich) bin ich oft nicht in geselliger Stimmung, früher habe ich dann getrunken, um in Stimmung zu kommen und kommunikativer zu werden. Wenn ich mich in einer solchen Phase befinde, höre ich auf mein Bedürfnis nach Ruhe und gehe nicht zu Veranstaltungen und Feiern, bei denen ich weiß, dass ich mich dort nicht wohl fühlen werde. Wenn ich bei einer Feier merke, dass ich keinen Spaß an den Begegnungen und den Unterhaltungen finde, gehe ich nach Hause. Ich stelle schon vorab sicher, dass ich für das Verlassen einer Veranstaltung nicht von anderen Personen abhängig bin. Ich weiß, dass der Konsum von Alkohol den Abend nicht besser machen wird und muss auch nicht immer einen schönen, ausgelassenen Abend haben. Ich kann die zurückhaltende und zurückgezogene Seite an mir mittlerweile gut akzeptieren und weiß sie zu schätzen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich lebe abstinent.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
 
Hallo,
du scheinst ja irgendwie völlig untergegangen zu sein. Brauchst du noch Hilfe? Dann würde ich am Wochenende mal schauen, was ich tun kann.
 
Ah danke! Das würde mich freuen, wenn du Zeit dafür findest. Allerdings hatte ich im Abschlussgespräch mit der Verkehrspsychologin noch mehr zu den Trinkmotiven/Hintergründen, das würde ich am WE überarbeiten. So oder so, ich freue mich über Rückmeldung!
 
Hallo fahrtwind,
nun hab ich mir den FB mal angeschaut und was soll ich sagen? Ich kann nicht viel dazu sagen! Um mit dem Positiven anzufangen: ich finde deine Vermeidungsstrategie/Zukunftsoptionen geradezu vorbildlich. Du bringst neue Hobbys ein, kochen, laufen, Yoga, das ist für einen Veränderungsprozess unabdingbar. Aber ganz besonders beeindruckend finde ich, dass du dich auch annehmen und lieben kannst, wenn es dir mal nicht so gut geht, dass du für dich akzeptieren kannst: ja, es gibt auch diese Seite der Medaille in meinem Leben. Was du früher mit Alkohol versucht hast, zum kompensieren, das nimmst du jetzt in einer liebenswerten Selbstwertschätzung an nach dem Motto: "Auch ich habe ein Recht, dass es mir schlecht gehen darf." Ganz starker Ansatz, den hab ich noch nicht so oft gelesen. Bloß weil wir keinen Alkohol trinken, heißt es nicht, dass uns täglich die Sonne aus dem Hintern scheint.

Bei den Trinkmengen in Frage 2 dachte ich erst, dass das doch viel zu wenig sein muss, nun gut, der Promillerechner sieht das als nicht unrealistisch an und du wirst das mit der VP auch durchgegangen sein.

Wo ich dir noch zur Verbesserung raten würde, ist Frage 10. Du hast in Frage 9 recht ausführlich deine Trinkhistorie geschildert, die ist auch wichtig, aber du die so ausführlich wirst bringen können, sei mal dahingestellt. Umso wichtiger wäre es für dich selbst, wenn du in Frage 10 nochmal einen Überblick schaffst, welche Trinkmengen in welchem Alter angesagt waren. Das ist einfacher zum Erklären.

Gut ist auf jeden Fall, dass du mit deiner VP noch über die Trinkmotive geredet hast, die sind tatsächlich aktuell dein großer Schwachpunkt. Ich lese heraus, dass du ein mäßig ausgeprägtes Selbstbewusstsein hast. Da stellt sich beim GA automatisch die Frage: warum ist das so? Du bist eine erfolgreiche Frau, hast ein Studium geschafft, übst einen Beruf aus, warum brauchst du Alkohol, um etwas zu kompensieren?
Interessant ist der letzte Halbsatz in Frage 12, damit machst du ja noch ein Fass auf mit den unterschiedlichen politischen Anschauungen. Bist du in der Hinsicht aktiv? Ich kann mir ja vorstellen, was du meinst, aber auch das kann zu interessanten Diskussionen führen.

Bei Frage 13 würde mir sofort als Nachfrage kommen, was für dich risikobereit und außergewöhnliche Aktionen heißt.

Und sollte dich der GA fragen wie in 18, ob du schon mal bewusst auf Alkohol verzichtet hast, solltest du ihm die Antwort nicht ganz so trocken hinklatschen, sondern auch noch Dauer und Grund benennen.

Was mir aufgefallen ist: außer in Frage 8 kommt deine Familie überhaupt nicht vor. Hat das einen tieferen Grund?

Aber wie gesagt: alles in allem schon gut und wenn du am Motiv noch weitergearbeitet hast, dann ist das super.
 
Hallo kapomick,
herzlichen Dank für deine Rückmeldung! Es ist sehr hilfreich, deine Meinung zu meinen Antworten zu lesen. Du hast genau die Knackpunkte erkannt, ich überarbeite sie nochmal und stelle sie hier ein. Die Trinkmenge schien mir auch zu gering, ich habe an dem Abend mehr getrunken, habe es aber an die Rechnung angeglichen. Meine VP meinte ebenso, dass auch GA oft von mehr ausgehen, als es laut Widmark-Formel etc. sein müsste. Das ist auch meine persönliche Einschätzung, dass diese Berechnungen Trinkmengen zu gering ausfallen lassen.
Die "politischen Ansichten" habe ich etwas neutraler in Meinungsverschiedenheiten umformuliert, um eine mögliche Diskussion in diese Richtung zu umgehen.
Hauptsächlich habe ich Frage 12 bearbeitet, da sind jetzt auch meine familiären Prägungen erklärt. Manchmal fällt es schwer, Ursprünge von ungesunden Konsumverhalten in der Kindheit festzumachen, ohne die VP hätte ich das nie so erkennen können.

Vielen Dank für deine Mühe und dir einen guten Start in die Woche!

Fragebogen Alkohol

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich bin am 12.02.2023 um 2 Uhr nachts von einer Fasnachts-Veranstaltung mit dem Fahrrad nach Hause gefahren und wurde aufgrund meiner auffälligen Fahrweise kontrolliert. Mein BAK betrug 1,62 Promille, Blutabnahme war um 2:15 Uhr. Die Veranstaltung begann um 20 Uhr, ich saß mit Freund*innen an einem Tisch. Das erste Bier trank ich gegen 21 Uhr, den letzten Sekt gegen 1 Uhr nachts.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

4 x Flaschen Bier (je 330ml) 12,7g

4 x Gläser Wein (je 150ml) 15g

1,5 x Gläser Sekt (je 150ml) 13,2g



3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr knapp einen Kilometer, insgesamt betrug die Strecke 1,3 km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein, ich habe gemerkt, dass ich mich zum Geradefahren stark an der Bordsteinkante orientieren musste. Ich hatte Schwierigkeiten, auf meiner Seite der Fahrbahn zu bleiben.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich wollte sie nicht vermeiden, da ich mein Fahrvermögen überschätzt und die massive Gefahr einer Trunkenheitsfahrt unterschätzt, bzw. gar nicht reflektiert habe.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Da ich gar nicht trinke, wenn ich mit dem Auto fahre, war bei Trinkanlässen das Fahrrad mein Fortbewegungsmittel. Ich schätze, dass ich in einem Zeitraum von 15 Jahren ca. 300 Mal alkoholisiert Fahrrad gefahren bin. Ich habe es nie hinterfragt, da es weder zu einem Unfall noch zu einer Kontrolle oder Konsequenz gekommen ist.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Ich erinnere mich, dass meine Eltern beim Abendessen oder Grillen am Wochenende, sowie auf Familienfeiern gerne Bier oder Wein getrunken haben, auch bei Besuch von Freund*innen. Mein erster Konsum war mit (vermutlich) 8 Jahren, als meine Mutter uns statt Malzbier aus Versehen Bier gegeben hat. Ich trank einen Schluck und fand es widerlich, so entdeckte meine Mutter auch ihr Versehen.

Der erste bewusste Konsum war mit 14 Jahren innerhalb des Freundeskreises. Während einer Fußball-WM-Veranstaltung trank ich mit den anderen Alkopops und Mischbier (schätzungsweise 0,75l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Mit 16 Jahren ging ich zu meinen ersten Parties und trank dort Alkohol. Viele in meinem Freundeskreis hatten schon mit 12 Jahren (5. Klasse) angefangen, Alkohol zu trinken. Meistens trank ich 4-5 Mischbiere (2,5%), Weinschorle oder Alkopops (5%). Es kamen recht schnell auch Schnäpse à 2cl dazu. Nach dem Abitur zog ich in eine Großstadt und machte einen Freiwilligendienst, dort ging ich zweimal im Monat feiern und trank dabei hauptsächlich Bier (1-2l) und gelegentlich Schnäpse. Als ich zum Studium in eine neue Stadt zog, stieg mein Alkoholkonsum stark an, durch neue Bekanntschaften an der Uni, viele Kneipenangebote für Studierende und das Feiern unter der Woche. Da mein Stundenplan vormittags oft leer war, trank ich mit Freund*innen auch abends unter der Woche. Nach drei Jahren begann ich mit dem Schreiben meiner Bachelorarbeit und trieb viel Sport (joggen und Pole Dance). Ich konnte mir im Schreibprozess keinen Alkoholkater oder Kopfschmerzen leisten, und wollte auch die sportlichen Leistungen durch Alkoholkonsum nicht ruinieren, deswegen stellte ich meinen Alkoholkonsum komplett ein. Im Masterstudium arbeitete ich nebenbei als Assistenz in langen Schichten (24 - 48h), hierfür musste ich fit und belastbar sein, das schloß den Konsum von Alkohol für mich aus. Dennoch gab es alle zwei bis drei Monate einen Abend, bei dem ich übermäßig viel Alkohol konsumiert habe. Da ich Hochprozentiges nicht gut vertrage, handelte es sich um Bier (bis zu drei Liter) oder Wein (1 – 1,5 Liter).

Im Sommer 2022 zog ich in meine Heimatstadt/Kleinstadt zurück. Ich zog vorerst in eine Wohngemeinschaft und begann eine Stelle als Lehrerin. Die neue Arbeit war sehr herausfordernd und die Einarbeitung verlangte mir viel Energie ab, sodass ich die wenige Freizeit, die mir blieb, kaum aktiv und schön gestalten konnte, sondern mich vom beruflichen Stress erholen musste. Zudem fühlte ich mich in der Wohngemeinschaft sehr unwohl und nicht zuhause und habe intensiv nach einer eigenen Wohnung gesucht. Da der Wohnungsmarkt knapp ist, war dies ein anstrengendes Unterfangen und nahm nochmal viel Freizeit in Anspruch. Am Wochenende ging ich mit Freund*innen aus, um einen Ausgleich zu den Belastungen zu haben und um neue Menschen kennenzulernen. Dabei begann ich, wieder mehr zu trinken, um entspannter und gelöster zu sein. Ich versprach mir von der Wirkung des Alkohols, dass ich den beruflichen Stress verdrängen könnte und meine abgeschlagene Stimmung verbergen könnte. Ich hatte bei anderen oft beobachtet, dass sie trinken, um abzuschalten und redete mir ein, dass das auch für mich ein adäquates Mittel sei. Ich hatte häufig Sorge, dass ich zu langweilig, eintönig oder schüchtern sei und wollte dem mit der enthemmenden, risikobereiteren Wirkung von Alkohol Abhilfe schaffen.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Die letzten Jahre vor der Trunkenheitsfahrt (2018- 2022) alle zwei, drei Monate übermäßig (bis zu drei Liter Bier oder einen bis anderthalb Liter Wein), einmal monatlich ca. gemäßigt 1-2 Bier oder ein Glas Wein abends. In den Monaten vor der Trunkenheitsfahrt häuften sich die Trinkabende, an denen ich in größerer Menge trank ( 3 – 6 Flaschen Bier, oder eine dreiviertel bis ganze Flasche Wein).

Wird noch ergänzt mit genauer Menge und Art des Alkohols, sowie genauer festgelegten Zeiträumen.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Mit Freund*innen beim Feiern oder bei geselligen Abenden.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In meiner Kindheit habe ich durch meine Eltern die Erfahrung gemacht, dass schlechte Stimmung bei mir nicht gewünscht ist. Wenn ich traurig, wütend oder zurückgezogen war, wurde dies oft weggetröstet oder negativ kommentiert oder es wurde darüber hinweggegangen. Dadurch entstand bei mir ein hoher Anpassungsdruck, dass ich in sozialen Situationen gut gelaunt sein muss. Zudem hatten meine Eltern viele Erwartungen und Wünsche an mich, was meine Lebensgestaltung und berufliche Zukunft anging. Zu Schulzeiten war dies weniger belastend für mich, da ich überwiegend gute Leistung erbrachte. Nach dem Abitur wurde mein einjähriger Freiwilligendienst zwar toleriert, aber nicht wirklich wertgeschätzt und meine Überlegungen zur zukünftigen Studiumswahl negativ und abwertend kommentiert von meinem Vater. Rückblickend kann ich feststellen, dass ich selbst gar nicht den Wunsch hatte, zu studieren und eine Ausbildung geeigneter für mich gewesen wäre. Aber ich habe unbewusst die Erwartungen meiner Eltern übernommen, sodass es außer Frage stand, nicht zu studieren. Es ist mir damals nicht mal als Möglichkeit in den Sinn gekommen. Entgegen der Erwartungen meines Vaters studierte ich etwas im sozialen Bereich, habe aber seine Abwertung dem Berufsfeld gegenüber verinnerlicht. Im Kontrast dazu führt mein Bruder nach seinem Studium das Leben, was den väterlichen Erwartungen entspricht: sehr hoch vergüteter Job, ein Leben im Ausland und er unternimmt viele Reisen. Dies wird im familiären Umfeld auch immer mit Bewunderung wahrgenommen, wenn ich Verwandte und Bekannte treffe, fragen sie oft nach ihm und Gespräche drehen sich häufig darum, was mein Bruder gerade so macht und erlebt. Dabei fühle ich mich mit meinen Prioritäten (nah bei Familie und Freund*innen sein, tiefgehende und verlässliche Beziehungen zu pflegen, mich für die Gesellschaft ehrenamtlich einzusetzen) ungesehen und nicht geschätzt, da sie von außen betrachtet nicht abenteuerlich genug erscheinen. Diese Prägungen führten bei mir einerseits zu dem Gefühl, dass meine Bedürfnisse und Gefühle keinen Raum haben können (sofern sie nicht positiv sind) und dass ich mit meiner Lebensgestaltung nicht genug bin und nicht genügend leiste.

Obwohl ich mich selbst dazu entschieden habe, in die Heimat zurückzuziehen und diese Entscheidung auch jetzt die richtige war, habe ich sie von außen betrachtet als Scheitern bewertet. Im Vergleich zu meinem Bruder glaubte ich, dass andere Familienmitglieder und meine Eltern mich deswegen langweilig finden und sie enttäuscht sind, dass ich die Chancen im Leben (Reisen, viel Erleben, viel Geld verdienen) nicht nutze. Als die Arbeit als Lehrkraft sich dann als sehr anspruchsvoll und herausfordernd herausstellte, fühlte es sich für mich an, als würde ich „nichtmal“ diesen Job gut ausführen. Auch meine Unzufriedenheit in der Wohngemeinschaft nahm ich noch durch die Augen anderer als Scheitern wahr. Dadurch, dass ich das Gefühl hatte, mein Zurückziehen in die Heimat und meine Berufswahl als Lehrerin würden nicht wertgeschätzt, wollte ich zumindest alles perfekt machen, um mein Umfeld von der Richtigkeit meiner Wahl zu überzeugen.

Meine inneren Trinkmotive waren das Verdrängen von negativer Stimmung, um mich in soziale Situationen einfügen zu können. Ich habe Alkohol benutzt, um meinen temporären Selbstwert zu steigern und mich wohlzufühlen zu können und gelassen sein zu können.

Äußere Motive kamen durch die Belastung durch den neuen Job und den bevorstehenden Umzug sowie die belastende damalige Wohnsituation hinzu. An dem Abend fühlte ich mich in der Gruppe zusätzlich unwohl, aufgrund von verschiedenen Meinungen und weil mir das Karnevalsprogramm absolut nicht entsprach.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bereits wenige Mengen Alkohol waren für mich ein Kommunikationsöffner, da ich mich selbstsicherer, gelöster und offener fühlte. Ich hatte keine Hemmungen, auf andere Menschen zuzugehen und über mich und meine Ansichten und (positiven) Gefühle zu reden. Viel Alkohol hatte zudem die Wirkung, dass ich sehr risikobereit war und zu außergewöhnlichen Aktionen bereit war, beispielsweise auf hohe Gebäude oder Baustellenkräne zu klettern.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein. Dadurch, dass ich mich während der Schulzeit und während des Studiums in Umfeldern bewegt habe, in denen massiv Alkohol konsumiert wurde, fiel mein Trinkverhalten nicht auf.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Äußerlich hatte mein Konsum wenig Auswirkungen, da er sich in meine damalige Lebenssituation integrieren ließ. Ich hatte während der Schulzeit und des Studiums oft einen Kater am nächsten Tag, sodass ich mich ausruhen musste und an diesem Tag nichts unternehmen konnte. Wenn ich etwas Peinliches gemacht habe, mied ich den Kontakt zu den Beteiligten.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Den meisten Alkohol habe ich während meiner Studienzeit im Alter von 21- 25 Jahren konsumiert. Ich war neu in der Stadt, wollte Anschluss finden und habe mich mit Menschen angefreundet, die sehr viel Alkohol konsumiert haben. Es war konventionelle Auffassung, dass der übermäßige Konsum von Alkohol zum studentischen Leben dazu gehöre. Dieser ließ sich auch durchführen, da die Stundenpläne unter der Woche oft freie Vormittage beinhalteten und es für mich wenige Verantwortlichkeiten in meinem damaligen Leben gab. In dieser Phase trainierte ich mir eine hohe Alkoholgewöhnung an und lernte die enthemmende Wirkung von Alkohol kennen. Zudem beobachtete ich bei damaligen Freund*innen das „Frustsaufen“, bei welchem Problemen mit Alkoholkonsum begegnet wurde. Zur damaligen Zeit war es jedoch kein probates Mittel für mich. Diese Jahre ausgiebigen Alkoholkonsums endeten durch meine Sportambitionen und das Schreiben der Bachelorarbeit.

In den Jahren nach dieser abstinenten Phase trank ich alle 2-3 Monate einen Abend übermäßig, da ich dies als selten empfand (verglichen mit einem Teil meines damaligen Umfelds), sah ich hierin keine Gefahr.
 
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, als ich 2017 meine Bachelorarbeit geschrieben habe, habe ich gar nicht getrunken, da ich am nächsten Tag fit und klar im Kopf sein wollte. Während der Bachelorarbeit habe ich auch wieder intensiver Sport gemacht und habe danach häufiger für mehrere Monate nichts getrunken, um meine Leistung nicht negativ zu beeinflussen (sicher zehn Mal für jeweils zwei bis drei Monate im Zeitraum 2018 – 2022).

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher hätte ich mich als eine Partytrinkerin bezeichnet und meinen Konsum als unproblematisch eingestuft. Heute würde ich sagen, dass ich alkoholgefährdet war, da ich mir einen Konsum angewöhnt habe, der mir in schwierigeren Lebenslagen gefährlich geworden ist.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am Tag der Trunkenheitsfahrt am 12.02.2023.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Weil ich die Wirkung, die er auf meinen Körper und meine Wahrnehmung hat, nicht mag. Ich schätze es sehr, einen klaren Kopf zu bewahren und mich/meine Stimmung zu spüren (auch negative). Das gibt mir Sicherheit. Ich mache gerne Sport und will meine Leistung steigern, da passt Alkohol nicht dazu. Durch die Abstinenz habe ich auch gemerkt, dass mir Alkohol gar nicht schmeckt, deswegen kam kontrolliertes Trinken für mich nicht infrage.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

In meiner bisherigen Alkoholgeschichte hatte ich großes Glück, dass es zu keinen schwerwiegenden Unfällen kam, aufgrund dieser fehlenden negativen Konsequenz habe ich keinen Anlass gesehen, mein gelegentliches Trinken abzustellen. Mein damaliges Umfeld hat ähnliches Konsumverhalten wie ich gezeigt, weswegen ich meinen eigenen Konsum kaum hinterfragt habe.

Durch meine Trunkenheitsfahrt habe ich meinen Alkoholkonsum in der Vergangenheit reflektiert und möchte nicht mehr unverantwortlich handeln oder mein Umfeld gefährden. Ich schätze mich mittlerweile sehr für meine Art und möchte mir keinen Schaden zufügen und sehe auch keine Notwendigkeit, mich durch Alkoholeinfluss verändern zu müssen – im Gegenteil. Ich habe auch die Gefahr erkannt, dass ich meinen Alkoholkonsum in schwierigen Lebenslagen steigern könnte. Da ich durch die anfängliche Trinkpause festgestellt habe, dass mir Alkohol gar nicht schmeckt, habe ich mich entschieden, abstinent zu leben.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Zuerst war der Schock so groß, dass ich mir die Frage, ob ich Alkohol trinke, gar nicht stellen musste. Im Alltag unter der Woche habe ich gar nicht getrunken, dort war keine Umstellung notwendig. Das Weglassen von Alkohol am Wochenende fiel mir nicht schwer, die Trunkenheitsfahrt war anfangs sehr präsent und anschließend haben mich die Vorteile der Nüchternheit motiviert. Grundlegend war die Umstellung ohne Herausforderungen und ich war vor Feiern und Reisen/Urlauben sehr erleichtert, da ich wusste, dass ich nicht trinken werde, nicht Gefahr laufe, aus Trunkenheit waghalsig zu werden und dementsprechend am nächsten Tag auch fit sein werde.

Ungewohnt war es anfangs, sich bei sozialen Situationen, in denen ich mich unsicher gefühlt habe, nicht am Glas festzuhalten. Ebenso bei starken Emotionen wie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Leere. Da ich diese Phasen mittlerweile ohne Alkohol durchlebt habe, kann ich auf dieses Selbstvertrauen zurückgreifen und weiß, dass es viel leichter ist, diesen Emotionen mit anderen Maßnahmen zu begegnen. In solchen Momenten mache ich Sport oder Yoga, schreibe meine Gedanken auf oder suche das Gespräch mit nahestehenden Menschen.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich falle an den Wochenenden nicht aus meinem Rhythmus raus. Ich fühle mich sicherer in sozialen Begegnungen, da ich mein Verhalten selbst steuern kann und weiß, dass nicht der Alkohol in mir spricht. Ich habe ein besseres Verhältnis zu mir und meiner Persönlichkeit, da ich weiß, dass ich mich nicht locker trinken muss, sondern auch mal schüchtern und zurückhaltend sein kann. Ich kann mich und meine Emotionen besser akzeptieren und bleibe abends auch gerne zuhause, wenn ich nicht in der Stimmung bin. Stattdessen koche ich aufwendiger, unternehme lange Spaziergänge mit Freund*innen und bastele. Abends mache ich häufig Yoga, um runterzukommen und den Körper zu spüren.

Einige Freunde/Bekannte sehe ich nun seltener, da diese häufig Alkohol konsumieren. Deswegen haben wir Interesse an unterschiedlichen Abendveranstaltungen und ich sage Anfragen oft ab, weil ich keine Lust habe, in alkoholisierter Gesellschaft zu sein. Dafür habe ich einige Freundschaften intensiviert, in denen wir Hobbies teilen, beispielsweise gemeinsam Joggen gehen, Kochrezepte ausprobieren oder gemeinsam eine Serie schauen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich höre mehr auf mich und meine Bedürfnisse. Wenn ich stressige Phasen habe, schaffe ich mir bewusst Pausen und Auszeiten und sorge für einen sozialen Ausgleich, indem ich gute Freund*innen und Familie treffe. Ich habe einen Kern von wenigen Leuten, denen ich mich auch in schlechter Stimmung zeigen kann, denn auch wenn es mir nicht gut geht, habe ich das Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Feiern und größere Anlässe sind in einer streßigen Phase oft herausfordernd für mich und ich sage sie ab, wenn ich mich nicht danach fühle. Ich rede schon früher mit engen Freund*innen über meine Belastungen und zeige meine Sorgen und Ängste. Wenn mich in zwischenmenschlichen Interaktionen etwas irritiert oder verletzt, zeige ich das offen und verdränge es nicht, sondern stehe zu mir und meinen Bedürfnissen. Ich beende unangenehme Situationen früher und reize meine Belastbarkeit nicht vollends aus (z.B. WG, Feiern). Außerdem kann ich akzeptieren, dass es Phasen in meinem Leben gibt, in denen ich nicht gut gelaunt bin und ich auch so sein darf und mich Freund*innen auch so zeigen darf.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Die Vorstellung liegt momentan sehr fern, aber ausschließen kann ich es natürlich nicht. Ich beuge einem Rückfall vor, indem ich mich viel mit anderen abstinenten Personen austausche, über Erfahrungen, mögliche Gefahren etc. Ich mache mir auch regelmäßig bewusst, warum ich mich dazu entschieden habe, abstinent zu leben, welche Vorteile ich daraus ziehe. Wenn ich Trinkimpulse (momentan sehr selten, leicht und kurzweilig) verspüre, ergründe ich diese und was ich mir von Alkohol gerade verspreche, bzw. was ich darin suche und überlege, ob ich das in der Vergangenheit durch Alkoholkonsum realisieren konnte. Dann suche ich nach Alternativen, die diese Bedürfnisse stillen (meist sozialer Kontakt, Aussprache, Bewegung, Ruhe).

In einer stressigen Phase (beruflich) bin ich oft nicht in geselliger Stimmung, früher habe ich dann getrunken, um in Stimmung zu kommen und kommunikativer zu werden. Wenn ich mich in einer solchen Phase befinde, höre ich auf mein Bedürfnis nach Ruhe und gehe nicht zu Veranstaltungen und Feiern, bei denen ich weiß, dass ich mich dort nicht wohl fühlen werde. Wenn ich bei einer Feier merke, dass ich keinen Spaß an den Begegnungen und den Unterhaltungen finde, gehe ich nach Hause. Ich stelle schon vorab sicher, dass ich für das Verlassen einer Veranstaltung nicht von anderen Personen abhängig bin. Ich weiß, dass der Konsum von Alkohol den Abend nicht besser machen wird und muss auch nicht immer einen schönen, ausgelassenen Abend haben. Ich kann die zurückhaltende und zurückgezogene Seite an mir mittlerweile gut akzeptieren und weiß sie zu schätzen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich lebe abstinent.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
 
Darf ich fragen, was dein Vater/deine Eltern beruflich machen? Klingt ja sehr anspruchsvoll. Es würde dem ganzen noch den rechten Aufhänger/die leichtere Einsicht geben, du hast auf jeden Fall bei Frage 12 noch mal wirklich DIE Schippe drauf gelegt, die es gebraucht hat. Das sieht wirklich sehr gelungen aus.
 
ich saß mit Freund*innen an
Vergiss das hier im Forum !!!
Wir richten uns hier nach der aktuellen deutschen Rechtschreibung ... und das soll auch so bleiben !!!




4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein, ich habe gemerkt, dass ich mich zum Geradefahren stark an der Bordsteinkante orientieren musste. Ich hatte Schwierigkeiten, auf meiner Seite der Fahrbahn zu bleiben.
Sofern du das mit NEIN beantwortest, ist es Vorsatz ... denn du wusstest was du tust.
Umformulieren in ... Ja, ich habe mich in diesem Moment sicher gefühlt ...
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich wollte sie nicht vermeiden
, da ich mein Fahrvermögen überschätzt und die massive Gefahr einer Trunkenheitsfahrt unterschätzt, bzw. gar nicht reflektiert habe.
Auch das ist absoluter Vorsatz, anders formuliert ... Absicht.
Umformulieren ... mein Plan war " ... " , doch da ich mein Fahrvermögen überschätzt und ...
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Da ich gar nicht trinke, wenn ich mit dem Auto fahre
, war bei Trinkanlässen das Fahrrad mein Fortbewegungsmittel. Ich schätze, dass ich in einem Zeitraum von 15 Jahren ca. 300 Mal alkoholisiert Fahrrad gefahren bin. Ich habe es nie hinterfragt, da es weder zu einem Unfall noch zu einer Kontrolle oder Konsequenz gekommen ist.
Bei der Teilnahme am Straßenverkehr, ist das jeweilige Fahrzeug unrelevant ... daher würde ich das nicht unbedingt gesondert erwähnen.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Weil ich die Wirkung, die er auf meinen Körper und meine Wahrnehmung hat, nicht mag.
Ich schätze es sehr, einen klaren Kopf zu bewahren und mich/meine Stimmung zu spüren (auch negative). Das gibt mir Sicherheit. Ich mache gerne Sport und will meine Leistung steigern, da passt Alkohol nicht dazu. Durch die Abstinenz habe ich auch gemerkt, dass mir Alkohol gar nicht schmeckt, deswegen kam kontrolliertes
Das ist völlig fehlinterpretiert ... warum hast du jahrelang Alkohol getrunken, obwohl du genannte Symptome nicht magst ???
Weglassen oder umformulieren.

Ich habe jetzt genug gemeckert ... insgesamt bist du auf einem guten Weg, die MPU kann kommen !!!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke für die Kritik! Und auch danke für´s Meckern, genau dafür habe ich den Fragebogen ja hochgeladen.
Die Antworten, die einen Vorsatz formulieren, werde ich nochmal überarbeiten. Wobei es zu Teilen stimmt, da ich die Gefahr meiner Trunkenheitsfahrt zu diesem Zeitpunkt nicht reflektiert und völlig unterschätzt habe. Das ist auch ein Grund für den großen Schock, den ich lange Zeit nach der TF hatte.
Dass ich trotz der unerwünschten Symptome jahrelang getrunken habe, liegt daran, dass ich sie verdrängt habe, bzw. die Entlastung durch das Trinken für mich im Vordergrund stand. Dass ich das Nüchternsein jetzt genieße und schätze und dass es mir viel wichtiger ist, habe ich durch die Abstinenz gelernt.
Ich werde nochmal an den Formulierungen arbeiten, danke!
 
Hallo zusammen,
meine MPU steht bald an, hier nochmal der verbesserte Fragebogen. Vor allem die Trinkmengen der vergangenen Jahre habe ich noch hinzugefügt.
Wenn euch etwas auffällt, ihr Anmerkungen und Kritik habt, gerne her damit!


Fragebogen Alkohol

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich bin am 12.02.2023 um 2 Uhr nachts von einer Fasnachts-Veranstaltung mit dem Fahrrad nach Hause gefahren und wurde aufgrund meiner auffälligen Fahrweise kontrolliert. Mein BAK betrug 1,62 Promille, Blutabnahme war um 2:15 Uhr. Die Veranstaltung begann um 20 Uhr, ich saß mit Freund*innen an einem Tisch. Das erste Bier trank ich gegen 21 Uhr, den letzten Sekt gegen 1 Uhr nachts.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

4 x Flaschen Bier (je 330ml) 12,7g

4 x Gläser Wein (je 150ml) 15g

1,5 x Gläser Sekt (je 150ml) 13,2g



3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr knapp einen Kilometer, insgesamt betrug die Strecke 1,3 km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ja. Ich habe zwar gemerkt, dass ich mich zum Geradefahren stark an der Bordsteinkante orientieren musste, war aber fälschlicherweise der Überzeugung, dass ich die kurze Strecke gefahrenlos zurücklegen könne.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich hatte vorab geplant, mit dem Rad zurückzufahren und da ich mein Fahrvermögen überschätzt und die massive Gefahr einer Trunkenheitsfahrt unterschätzt, bzw. gar nicht reflektiert habe, hatte ich mir keine Gedanken über eine Alternative gemacht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Bei Trinkanlässen war das Fahrrad mein Fortbewegungsmittel. Ich schätze, dass ich in einem Zeitraum von 15 Jahren ca. 300 Mal alkoholisiert Fahrrad gefahren bin. Ich habe es nie hinterfragt, da es weder zu einem Unfall noch zu einer Kontrolle oder Konsequenz gekommen ist.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Ich erinnere mich, dass meine Eltern beim Abendessen oder Grillen am Wochenende, sowie auf Familienfeiern gerne Bier oder Wein getrunken haben, auch bei Besuch von Freund*innen. Mein erster Konsum war mit (vermutlich) 8 Jahren, als meine Mutter uns statt Malzbier aus Versehen Bier gegeben hat. Ich trank einen Schluck und fand es widerlich, so entdeckte meine Mutter auch ihr Versehen.

Der erste bewusste Konsum war mit 14 Jahren innerhalb des Freundeskreises. Während einer Fußball-WM-Veranstaltung trank ich mit den anderen Alkopops und Mischbier (schätzungsweise 0,75l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Mit 15 Jahren ging ich zu meinen ersten Parties und trank dort Alkohol. Viele in meinem Freundeskreis hatten schon mit 12 Jahren (5. Klasse) angefangen, Alkohol zu trinken. Meistens trank ich 4-5 Mischbiere (2,5%), Weinschorle oder Alkopops (5%). Es kamen recht schnell auch Schnäpse à 2cl dazu. Nach dem Abitur zog ich in eine Großstadt und machte einen Freiwilligendienst, dort ging ich zweimal im Monat feiern und trank dabei hauptsächlich Bier (1-2l) und gelegentlich Schnäpse. Als ich zum Studium in eine neue Stadt zog, stieg mein Alkoholkonsum stark an, durch neue Bekanntschaften an der Uni, viele Kneipenangebote für Studierende und das Feiern unter der Woche. Da mein Stundenplan vormittags oft leer war, traf ich mich mit Freund*innen auch abends unter der Woche, da haben wir meist auch getrunken und gefeiert. Ich trank vor allem Bier und Wein, anfangs auch Schnäpse und zu seltenen Anlässen Longdrinks. Da ich aber hochprozentigen Alkohol nicht gut vertragen habe und die Wirkung schlecht einschätzen konnte, habe ich diesen immer weniger und später gar nicht mehr getrunken, sondern nur noch Bier und Wein, zum Anstoßen auch Sekt. Nach drei Jahren begann ich mit dem Schreiben meiner Bachelorarbeit und trieb viel Sport (joggen und Pole Dance). Ich konnte mir im Schreibprozess keinen Alkoholkater oder Kopfschmerzen leisten, und wollte auch die sportlichen Leistungen durch Alkoholkonsum nicht ruinieren, deswegen stellte ich meinen Alkoholkonsum komplett ein. Im Masterstudium arbeitete ich nebenbei als Assistenz in langen Schichten (24 - 48h), hierfür musste ich fit und belastbar sein, das schloss den Konsum von Alkohol für mich aus. Dennoch gab es alle zwei bis drei Monate einen Abend, bei dem ich sehr viel Alkohol konsumiert habe. Da ich Hochprozentiges nicht gut vertrage, handelte es sich um Bier (bis zu drei Liter) oder Wein (1 – 1,5 Liter).

Im Sommer 2022 zog ich in meine Heimatstadt/Kleinstadt zurück. Ich zog vorerst in eine Wohngemeinschaft und begann eine Stelle als Lehrerin. Die neue Arbeit war sehr herausfordernd und die Einarbeitung verlangte mir viel Energie ab, sodass ich die wenige Freizeit, die mir blieb, kaum aktiv und schön gestalten konnte, sondern mich vom beruflichen Stress erholen musste. Zudem fühlte ich mich in der Wohngemeinschaft sehr unwohl und nicht zuhause und habe intensiv nach einer eigenen Wohnung gesucht. Da der Wohnungsmarkt knapp ist, war dies ein anstrengendes Unterfangen und nahm nochmal viel Freizeit in Anspruch. Am Wochenende ging ich mit Freund*innen aus, um einen Ausgleich zu den Belastungen zu haben und um neue Menschen kennenzulernen. Dabei begann ich, wieder mehr zu trinken, um entspannter und gelöster zu sein. Ich versprach mir von der Wirkung des Alkohols, dass ich den beruflichen Stress verdrängen könnte und meine abgeschlagene Stimmung verbergen könnte. Ich hatte bei anderen oft beobachtet, dass sie trinken, um abzuschalten und redete mir ein, dass das auch für mich ein adäquates Mittel sei. Ich hatte häufig Sorge, dass ich zu langweilig, eintönig oder schüchtern sei und wollte dem mit der enthemmenden, risikobereiteren Wirkung von Alkohol Abhilfe schaffen.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Die letzten Jahre vor der Trunkenheitsfahrt (2018- 2022) alle zwei, drei Monate übermäßig (bis zu drei Liter Bier oder einen bis anderthalb Liter Wein), einmal monatlich ca. gemäßigt 1-2 Bier oder ein Glas Wein abends. In den Monaten vor der Trunkenheitsfahrt häuften sich die Trinkabende, an denen ich in größerer Menge trank (3 – 6 Flaschen Bier, oder eine dreiviertel bis ganze Flasche Wein).

2007 – 2011 (Jugend und Schulzeit)

1x am Wochenende, erst 4-6 Flaschen Mischbier/Alkopop (a 0,3l), mit der Zeit kamen Schnäpse dazu (bis zu 6 Schnäpse a 0,02l)

2011-2013 (FSJ)

1-2x am Wochenende, 4-6 Bier a 0,3l, gelegentlich Schnaps (3-4 a 0,02l)

2013- 2017 (Bachelor-Studium)

2-3 pro Woche, 4-6 Bier (0,5l) + 3-4 Schnäpse (0,02l), ab 2016 kein Schnaps mehr und eher 1x pro Woche

2018- 2022 (Master-Studium, Nebenberuflichkeit)

alle 2-3 Monate 5-6 Bier (0,5l) oder 075-1 l Wein, 1 x pro Monat 1-2 Bier oder 1 Glas Wein

2022- bis TF im Feb. 2023 (Kleinstadt und Beruf)

alle 2 Wochen bis zu 4 Bier (0,3l), ab Dezember 2022 1x pro Wochenende mit steigenden Mengen (4 Bier (0,05l) oder 1 l Wein)

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Mit Freund*innen beim Feiern oder bei geselligen Abenden.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In meiner Kindheit habe ich durch meine Eltern die Erfahrung gemacht, dass schlechte Stimmung bei mir nicht gewünscht ist. Wenn ich traurig, wütend oder zurückgezogen war, wurde dies oft weggetröstet oder negativ kommentiert oder es wurde darüber hinweggegangen. Dadurch entstand bei mir ein hoher Anpassungsdruck, dass ich in sozialen Situationen gut gelaunt sein muss. Zudem hatten meine Eltern viele Erwartungen und Wünsche an mich, was meine Lebensgestaltung und berufliche Zukunft anging. Zu Schulzeiten war dies weniger belastend für mich, da ich überwiegend gute Leistung erbrachte. Nach dem Abitur wurde mein einjähriger Freiwilligendienst zwar toleriert, aber nicht wirklich wertgeschätzt und meine Überlegungen zur zukünftigen Studiumswahl negativ und abwertend kommentiert von meinem Vater. Rückblickend kann ich feststellen, dass ich selbst gar nicht den Wunsch hatte, zu studieren und eine Ausbildung geeigneter für mich gewesen wäre. Aber ich habe unbewusst die Erwartungen meiner Eltern übernommen, sodass es außer Frage stand, nicht zu studieren. Es ist mir damals nicht mal als Möglichkeit in den Sinn gekommen. Entgegen der Erwartungen meines Vaters studierte ich etwas im sozialen Bereich, habe aber seine Abwertung dem Berufsfeld gegenüber verinnerlicht. Im Kontrast dazu führt mein Bruder nach seinem Studium das Leben, was den väterlichen Erwartungen entspricht: sehr hoch vergüteter Job, ein Leben im Ausland und er unternimmt viele Reisen. Dies wird im familiären Umfeld auch immer mit Bewunderung wahrgenommen, wenn ich Verwandte und Bekannte treffe, fragen sie oft nach ihm und Gespräche drehen sich häufig darum, was mein Bruder gerade so macht und erlebt. Dabei fühle ich mich mit meinen Prioritäten (nah bei Familie und Freund*innen sein, tiefgehende und verlässliche Beziehungen zu pflegen, mich für die Gesellschaft ehrenamtlich einzusetzen) ungesehen und nicht geschätzt, da sie von außen betrachtet nicht abenteuerlich genug erscheinen. Diese Prägungen führten bei mir einerseits zu dem Gefühl, dass meine Bedürfnisse und Gefühle keinen Raum haben können (sofern sie nicht positiv sind) und dass ich mit meiner Lebensgestaltung nicht genug bin und nicht genügend leiste.

Obwohl ich mich selbst dazu entschieden habe, in die Heimat zurückzuziehen und diese Entscheidung auch jetzt noch die richtige ist, habe ich sie von außen betrachtet als Scheitern bewertet. Im Vergleich zu meinem Bruder glaubte ich, dass andere Familienmitglieder und meine Eltern mich deswegen langweilig finden und sie enttäuscht sind, dass ich die Chancen im Leben (Reisen, viel Erleben, viel Geld verdienen) nicht nutze. Als die Arbeit als Lehrkraft sich dann als sehr anspruchsvoll und herausfordernd herausstellte, fühlte es sich für mich an, als würde ich „nichtmal“ diesen Job gut ausführen können. Auch meine Unzufriedenheit in der Wohngemeinschaft nahm ich noch durch die Augen anderer als Scheitern wahr. Dadurch, dass ich das Gefühl hatte, mein Zurückziehen in die Heimat und meine Berufswahl als Lehrerin würden nicht wertgeschätzt, wollte ich zumindest alles perfekt machen, um mein Umfeld von der Richtigkeit meiner Wahl zu überzeugen.

Meine inneren Trinkmotive waren das Verdrängen von negativer Stimmung, um mich in soziale Situationen einfügen zu können. Ich habe Alkohol benutzt, um meinen temporären Selbstwert zu steigern und mich wohlzufühlen zu können und gelassen sein zu können.

Äußere Motive kamen durch die Belastung durch den neuen Job und den bevorstehenden Umzug sowie die belastende damalige Wohnsituation hinzu. An dem Abend fühlte ich mich in der Gruppe zusätzlich unwohl, aufgrund von verschiedenen Meinungen und weil mir das Karnevalsprogramm absolut nicht entsprach.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bereits wenige Mengen Alkohol waren für mich ein Kommunikationsöffner, da ich mich selbstsicherer, gelöster und offener fühlte. Ich hatte keine Hemmungen, auf andere Menschen zuzugehen und über mich und meine Ansichten und (positiven) Gefühle zu reden. Viele Alltagsprobleme schienen dann nichtig oder lösbar. Viel Alkohol hatte zudem die Wirkung, dass ich risikobereiter war, weil mich mögliche Konsequenzen nicht besorgt haben.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein. Dadurch, dass ich mich während der Schulzeit und während des Studiums in Umfeldern bewegt habe, in denen massiv Alkohol konsumiert wurde, fiel mein Trinkverhalten nicht auf.
 
Teil 2

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Äußerlich hatte mein Konsum nur Auswirkungen, die sich in meine damalige Lebenssituation integrieren ließen. Ich hatte während der Schulzeit und des Studiums oft einen Kater am nächsten Tag, sodass ich mich ausruhen musste und an diesem Tag nichts unternehmen konnte. Da ich Probleme hatte, mir selbst Ruhepausen einzuräumen, kamen mir diese Katertage sehr gelegen in dem Sinne, dass ich Erholung und Pause damit rechtfertigen konnte.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Den meisten Alkohol habe ich während meiner Studienzeit im Alter von 21- 25 Jahren konsumiert. Ich war neu in der Stadt, wollte Anschluss finden und habe mich mit Menschen angefreundet, die sehr viel Alkohol konsumiert haben. Es war konventionelle Auffassung, dass der übermäßige Konsum von Alkohol zum studentischen Leben dazu gehöre. Dieser ließ sich auch durchführen, da die Stundenpläne unter der Woche oft freie Vormittage beinhalteten und es für mich wenige Verantwortlichkeiten in meinem damaligen Leben gab. In dieser Phase trainierte ich mir eine hohe Alkoholgewöhnung an und lernte die enthemmende Wirkung von Alkohol kennen. Zudem beobachtete ich bei damaligen Freund*innen das „Frustsaufen“, bei welchem Problemen mit Alkoholkonsum begegnet wurde. Zur damaligen Zeit war das kein probates Mittel für mich. Diese Jahre ausgiebigen Alkoholkonsums endeten durch meine Sportambitionen und das Schreiben der Bachelorarbeit.

In den Jahren nach dieser abstinenten Phase trank ich alle 2-3 Monate einen Abend viel, da ich dies als selten empfand (verglichen mit einem Teil meines damaligen Umfelds), sah ich hierin keine Gefahr.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, als ich 2017 meine Bachelorarbeit geschrieben habe, habe ich gar nicht getrunken, da ich am nächsten Tag fit und klar im Kopf sein wollte. Während der Bachelorarbeit habe ich auch wieder intensiver Sport gemacht und habe danach häufiger für mehrere Monate nichts getrunken, um meine Leistung nicht negativ zu beeinflussen (sicher zehn Mal für jeweils zwei bis drei Monate im Zeitraum 2018 – 2022).

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher hätte ich mich als eine Partytrinkerin bezeichnet und meinen Konsum als unproblematisch eingestuft. Heute würde ich sagen, dass ich alkoholgefährdet war, da ich mir einen Konsum angewöhnt habe, der mir in schwierigeren Lebenslagen gefährlich geworden ist.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am Tag der Trunkenheitsfahrt am 12.02.2023.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Durch die Abstinenz habe ich es zu schätzen gelernt, einen klaren Kopf zu bewahren und mich und meine Stimmung unverzerrt zu spüren. Das klare Bewusstsein gibt mir in sozialen Situationen Sicherheit. Die Wirkung, die Alkohol auf meinen Körper und meine Wahrnehmung hat, mag ich nun nicht mehr. Zudem mache ich gerne Sport und will meine Leistung steigern, dem arbeitet Alkoholkonsum entgegen.

Während meiner Trinkpause nach der Trunkenheitsfahrt habe ich mich mit dem kontrollierten Trinken auseinandergesetzt, habe aber die Abstinenz als sehr positiv wahrgenommen und an allen gemeinhin mit Alkohol verknüpften Anlässen (Geburtstag, Disko, Familienfeste, Hochzeit, Jungegesellinnen-Abschied, Urlaub…), das Trinken alkoholischer Getränke nicht vermisst. Beim kontrollierten Trinken soll Alkohol als Genussmittel fungieren, allerdings ist mir in meiner Abstinenz bewusst geworden, dass mich Alkohol geschmacklich nicht reizt und ich einen Genusseffekt besser mit nicht-alkoholischen Getränken erlebe. Ich weiß um meine Gefährdung beim Alkoholkonsum und möchte dieses Risiko nicht eingehen, deswegen habe ich mich für die Abstinenz und gegen das kontrollierte Trinken entschieden.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

In meiner bisherigen Alkoholgeschichte hatte ich großes Glück, dass es zu keinen schwerwiegenden Unfällen kam, aufgrund dieser fehlenden negativen Konsequenz habe ich keinen Anlass gesehen, mein gelegentliches Trinken abzustellen. Mein damaliges Umfeld hat ähnliches Konsumverhalten wie ich gezeigt, weswegen mir mein eigener Konsum nicht aufgefallen ist und ich ihn nicht hinterfragt habe.

Nach meiner Trunkenheitsfahrt war ich sehr schockiert über mein fahrlässiges und gefährliches Verhalten, weswegen ich eine Trinkpause machte. Ich habe meinen Alkoholkonsum in der Vergangenheit reflektiert, weil ich nicht mehr unverantwortlich handeln oder mein Umfeld gefährden will. Dabei sind mir die Gründe für meinen hohen Alkoholkonsum bewusst geworden. Ich schätze mich mittlerweile sehr für meine Art und möchte mir keinen Schaden zufügen und sehe auch keine Notwendigkeit, mich durch Alkoholeinfluss verändern zu müssen – im Gegenteil. Ich weiß, dass ich den Schwierigkeiten, von denen ich mich mit Alkohol entlasten wollte, anders und besser begegnen kann (Ruhe herstellen, Verletzlichkeit zeigen, Selbstakzeptanz üben, Verständnis für mich aufbringen). Ich habe auch die Gefahr erkannt, dass ich meinen Alkoholkonsum in schwierigen Lebenslagen steigern könnte. Da ich durch die anfängliche Trinkpause festgestellt habe, dass mir Alkohol nicht schmeckt, habe ich mich entschieden, abstinent zu leben.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Zuerst war der Schock so groß, dass ich mir die Frage, ob ich Alkohol trinke, gar nicht stellen musste. Im Alltag unter der Woche habe ich gar nicht getrunken, dort war keine Umstellung notwendig. Das Weglassen von Alkohol am Wochenende fiel mir nicht schwer, die Trunkenheitsfahrt war anfangs sehr präsent und anschließend haben mich die Vorteile der Nüchternheit motiviert. Grundlegend war die Umstellung ohne Herausforderungen und ich war vor Feiern und Reisen/Urlauben zusätzlich erleichtert, da ich wusste, dass ich nicht trinken werde, nicht Gefahr laufe, aus Trunkenheit waghalsig zu werden und dementsprechend am nächsten Tag auch fit sein werde. Ich war überrascht über diese Erleichterung, da mir diese Belastung in der Vergangenheit gar nicht bewusst war.

Ungewohnt war es anfangs, sich bei sozialen Situationen, in denen ich mich unsicher gefühlt habe, nicht am Glas festzuhalten. Durch die Abstinenz ist es jetzt genau andersrum, ich fühle mich sicher, weil ich bei mir bin und einen klaren Kopf behalte. Ebenso bei starken Emotionen wie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Leere. Da ich diese Phasen mittlerweile ohne Alkohol durchlebt habe, kann ich auf dieses Selbstvertrauen zurückgreifen und weiß, dass es viel leichter ist, diesen Emotionen mit anderen Maßnahmen zu begegnen. In solchen Momenten mache ich Sport oder Yoga, schreibe meine Gedanken auf oder suche das Gespräch mit nahestehenden Menschen.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich falle an den Wochenenden nicht aus meinem Rhythmus raus. Ich fühle mich sicherer in sozialen Begegnungen, da ich mein Verhalten selbst steuern kann und weiß, dass nicht der Alkohol in mir spricht. Ich habe ein besseres Verhältnis zu mir und meiner Persönlichkeit, da ich weiß, dass ich mich nicht locker trinken muss, sondern auch mal schüchtern und zurückhaltend sein kann. Ich kann mich und meine Emotionen besser akzeptieren und bleibe abends auch gerne zuhause, wenn ich nicht in der Stimmung bin. Stattdessen koche ich aufwendiger, unternehme lange Spaziergänge mit Freund*innen und bastel in der Wohnung, verändere die Einrichtung. Abends mache ich häufig Yoga, um runterzukommen und den Körper zu spüren.

Einige Freunde/Bekannte sehe ich nun seltener, da diese häufig Alkohol konsumieren. Deswegen haben wir Interesse an unterschiedlichen Abendveranstaltungen und ich sage Anfragen oft ab, weil ich keine Lust habe, in alkoholisierter Gesellschaft zu sein. Dafür habe ich einige Freundschaften intensiviert, in denen wir Hobbies teilen, beispielsweise gemeinsam Joggen gehen, Kochrezepte ausprobieren oder gemeinsam eine Serie schauen. Wir probieren viele Gesellschafts- und Kartenspiele aus, haben Freude daran, zu überlegen, wie wir unsere gemeinsamen Abende gestalten. Mit einer Freundin tausche ich mich viel über Wohnungseinrichtung aus, wir suchen gemeinsam nach gebrauchten Möbeln, gestalten diese um und beraten uns darüber, wie wir Möbel in der Wohnung arrangieren. Das Umstellen von Möbeln mache ich auch gerne, wenn ich abends alleine zuhause bin und mir der Sinn nach Veränderung ist.

Seit einigen Monaten bin ich glücklich in einer neuen Partnerschaft, in der ich meine Probleme und Stimmungen offen ansprechen kann und Wertschätzung und Unterstützung durch meinen Partner erfahre.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich höre mehr auf mich und meine Bedürfnisse. Wenn ich stressige Phasen habe, schaffe ich mir bewusst Pausen und Auszeiten und sorge für einen sozialen Ausgleich, indem ich gute Freund*innen und Familie treffe. Ich habe einen Kern von wenigen Leuten, denen ich mich auch in schlechter Stimmung zeigen kann, denn auch wenn es mir nicht gut geht, habe ich das Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Feiern und größere Anlässe sind in einer streßigen Phase oft herausfordernd für mich und ich sage sie ab, wenn ich mich nicht danach fühle. Ich rede schon früher mit engen Freund*innen über meine Belastungen und zeige meine Sorgen und Ängste. Wenn mich in zwischenmenschlichen Interaktionen etwas irritiert oder verletzt, zeige ich das offen und verdränge es nicht, sondern stehe zu mir und meinen Bedürfnissen. Ich beende unangenehme Situationen früher und reize meine Belastbarkeit nicht vollends aus (z.B. WG, Feiern). Außerdem kann ich akzeptieren, dass es Phasen in meinem Leben gibt, in denen ich nicht gut gelaunt bin und ich auch so sein darf und mich Freund*innen auch so zeigen darf.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Die Vorstellung liegt momentan sehr fern, aber ich weiß, dass ich es nicht ausschließen kann.

Die wichtigste Vermeidung fängt für mich schon frühzeitig an, in einer stressigen Phase (wird es beruflich und privat immer mal wieder im Leben geben) bin ich oft nicht in geselliger Stimmung. Früher habe ich dann getrunken, um in Stimmung zu kommen und kommunikativer zu werden. Wenn ich mich in einer solchen Phase befinde, höre ich auf mein Bedürfnis nach Ruhe und gehe nicht zu Veranstaltungen und Feiern, bei denen ich weiß, dass ich mich dort nicht wohl fühlen werde. Ich weiß, dass ich einen festen Kern von Menschen habe, die mich in einer schlechten Stimmung auffangen können und verabrede mich dann mit diesen.
Wenn ich bei einer Feier merke, dass ich keinen Spaß an den Begegnungen und den Unterhaltungen finde, gehe ich nach Hause. Ich stelle schon vorab sicher, dass ich für das Verlassen einer Veranstaltung nicht von anderen Personen abhängig bin. Ich weiß, dass der Konsum von Alkohol den Abend nicht besser machen wird und muss auch nicht immer einen schönen, ausgelassenen Abend haben. Ich kann die zurückhaltende und zurückgezogene Seite an mir mittlerweile gut akzeptieren und weiß sie zu schätzen.

Wertvoll ist für mich auch der Austausch mit anderen abstinenten Personen im privaten Umfeld über Erfahrungen, mögliche Gefahren etc. . Ich mache mir auch regelmäßig bewusst, warum ich mich dazu entschieden habe, abstinent zu leben, welche Vorteile ich daraus ziehe. Wenn ich anfangs leichte Trinkimpulse verspürte, ergründete ich diese und was ich mir von Alkohol gerade verspreche, bzw. was ich darin suche. Dann überlegte ich, ob ich das in der Vergangenheit durch Alkoholkonsum realisieren konnte und suchte nach Alternativen, die diese Bedürfnisse stillen (meist sozialer Kontakt, Aussprache, Bewegung, Ruhe). Dieses Vorgehen habe ich dadurch gut verinnerlicht und kann es auch zukünftig anwenden.

Für den äußersten Notfall habe ich zwei Freundinnen, die ich jederzeit anrufen kann und auch die Nummer der Telefonseelsorge eingespeichert.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich lebe abstinent.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
 
Hallo zusammen,
ich hatte jetzt meine MPU und es lief alles zufriedenstellend. Ich denke, ich werde in 4-6 Wochen ein positives Gutachten erhalten und schreibe dann einen Erfahrungsbericht.
Danke für eure Unterstützung!
 
Hejhej,
das positive Gutachten ist mittlerweile da und ich kann am Montag meinen Führerschein abholen! Vielen Dank für eure Unterstützung und das kritische Mitlesen!

Ich setze mich die Tage noch an einen kleinen Bericht, ist vielleicht wegen den neuen Leitlinien für manche interessant.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
 
Super, dass das Gutachten auch positiv war wie erhofft. Und ja, ein Erfahrungsbericht ist immer lesenswert, selbst für die, die (hoffentlich) nicht mehr zu einer MPU müssen. Aber grad den Neulingen kann sie manche Ängste entkräften, dass die MPU kein Zauberwerk ist, sondern von Normal-Sterblichen bewältigt werden kann - wenn man vernünftig vorbereitet ist...
 
So, dann hier der Bericht über die MPU (Alkohol) bei der ias in Freiburg.
Den Termin habe ich telephonisch vereinbart, es hat etwas gebraucht, um durchzukommen und der frühest verfügbare Termin war in anderthalb Monaten (für MPI wahrscheinlich noch herausragend).
Im Institut selbst war der Empfang freundlich, sowie eigentlich alle Beschäftigten dort und die Ärztin. Ich habe zuerst die medizinische Begutachtung gemacht, das würde ich jedoch nicht empfehlen. Nach der üblichen Untersuchung hat die Ärztin mir Blut am rechten Arm (bin Rechtshänderin) abgenommen, ich hatte nichts gesagt, weil die Abnahme bei mir immer ohne Spuren verlief. Diesmal schien sie jedoch die Vene gar nicht getroffen zu haben und es muss mir sehr viel Blut in den Unter- und Oberarm gelaufen sein. Danach hatte ich direkt Schmerzen, er schwoll an und ließ sich nur noch eingeschränkt bewegen. Die nächsten zwei Wochen hat mein kompletter Unterarm das ganze Farbspektrum von rot, blau, lila, gelb durchlaufen, zudem tat es wirklich weh.
Zum Glück hatte es keinen negativen Einfluss auf die Reaktionstests, die ich dann eine halbe Stunde später machen konnte. Ich weiß nicht, ob die unterschiedlich in den Instituten sind, bei der ias ist es das Keybord mit farbigen Knöpfen (rot, gelb,...), hoch-runter-Tasten und zwei Fußpedalen. Diese muss man dann entsprechend von aufblinkenden Bildern auf dem Bildschirm bedienen, die hoch-runter-Tasten jeweils bei hohen oder tiefen Tönen. Später kamen noch visuelle Aufgaben, Spur mit den Augen verfolgen usw. Das war alles gut zu bearbeiten, ist aber auch darauf ausgelegt, in Streß zu geraten und nicht alles richtig lösen zu können. Ich bin da rausgegangen mit dem Gefühl, nachgeprüft werden zu müssen, habe aber später erfahren, dass ich recht gut abgeschnitten habe. Also dadurch nicht verunsichern lassen und während des Test nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Test ging etwa 15-20 Minuten.
Dann musste ich ca. fünf Stunden auf mein psychologisches Gutachten-Gespräch warten. Sie konnten mir zwar zwischendurch sagen, dass ich auf jeden Fall noch für zwei Stunden in die Stadt gehen kann, aber angenehm ist es natürlich nicht.
Das Gespräch mit der Psychologin war dagegen sehr angenehm, sie begegnete mir offen und verständnisvoll. Ich habe mir vorab viel an kritischen Fragen ausgemalt, das hat sich nicht bestätigt. Sie hat mir die Fragen konstruktiv gestellt und mich auch viel selbst erzählen lassen. Wenn es ihr noch an Ausführungen oder Erklärungen gemangelt hat, hat sie nachgefragt. Da das psychologische Gespräch ja meist der Knackpunkt ist, kann ich sagen, dass das mit entsprechender Vorbereitung kein Problem ist. Der Fragebogen hier im Forum ist auch sehr umfangreich, damit sind alle möglichen Fragen abgedeckt. In meinem Gespräch kamen längst nicht alle Fragen.
Am Ende vielleicht noch ein Hinweis, die Gutachterin hat positiv bemerkt, dass meine VP die Bescheinigung ja schon entsprechend der neuen Richtlinien ausgestellt habe. Ich denke, sie meint damit diese Übergangszeit nach Abschluss der therapeutischen Maßnahme, in der das veränderte Verhalten gelebt werden muss (1 Jahr, aber mindestens 6 Monate ist glaube ich die Vorgabe). Auf meiner Bescheinigung stehen die letzten beiden Sitzungen als Coaching, also als Beratung. Somit gab es dann keine Zweifel, dass ich diese 6 Monate erfülle (bei 1 Jahr nachgewiesener Abstinenz insgesamt).
 
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