Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Im all-inclusive Türkeiurlaub gab es die Möglichkeit für 15-jährige mit Einverständnis der Eltern Alkohol trinken zu dürfen. Ich konnte meine Eltern damals davon überzeugen. Am letzten Abend ging unser Bus um 4 Uhr morgens zurück zum Flughafen. Da hab ich mit den anderen Jugendlichen im Hotel in der Hoteldisco ca. 5 Longdrinks bestellt, weil ich neugierig war und die verschiedenen Sorten mal ausprobieren wollte (Also quasi jeden einmal das waren unter anderem Wodka-O, Wodka Energy, Tequila Sunrise). Auf der Busfahrt durch die türkische Steppe (sehr hügelig) musste ich mich dann übergeben, was mir und meinen Eltern sehr peinlich war. Trotz dieser negativen Erfahrung merkte ich durch den Alkohol lockerer zu werden und leichter mit den anderen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und auch eine Art Anerkennung durch den Alkohol zu genießen.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
15-16 Jahre:
Bis auf den Türkeiurlaub max. 3-4 TE Bier, sehr unregelmäßig, vielleicht 2 mal im Monat
16-17 Jahre:
Auslandsaufenthalt in den USA, dementsprechend 6 Monate kein Alkohol
17-19 Jahre
Steigerung bis zu ca. 10TE Bier unregelmäßig am Wochenende, bei Geburtstagen
20. Lebensjahr:
Zivildienst, kann mich an ein Mitarbeiterfest erinnern (lustigerweise Psychiatrie). Dort hat mich eine Stationsschwester zum Wetttrinken aufgefordert, ich musste jedoch nach 10TE Bier "aufgeben", da sie schon einen großen Vorsprung hatte und bei mir nichts mehr reingepasst hat. Insgesamt habe ich an diesem Abend 12-15 TE Bier getrunken und kann mich erinnern, dass dies dem meinem Maximum entsprach (habe damals für 200 Meter nach Hause weg mit einem Kumpel ein Taxi genommen das uns entgegenkam, so betrunken waren wir, Fahrrad stehen gelassen)
21-22 Jahre:
Umzug in die eigene Wohnung (WG) ca. 10TE 1-2 mal pro Woche in der eigenen Wohnung mit meinem Mitbewohner, Steigerung bis 15 TE 1-2 mal pro Woche (wenn am nächsten Tag die Vorlesungen bzw Übungen in der Uni erst spät anfingen auch unter der Woche). In Urlauben und bei „besonderen Anlässen“ auch mehr (bis zu 20-25TE). In der Zeit vor der TF kam es zu Totalabstürzen, teilweise mit Filmriss (ca. 1 mal im Monat, im Zeitraum von 3 Monaten vor der TF). Das war einmal der Weihnachtsmarkt mit Glühwein (mit meinem WG-Mitbewohner jeder 2L Glühwein mit Schuss(!) in der WG und dann weiter auf dem Weinachtsmarkt(!!), Menge dort unbekannt, Filmriss ) im November, an meinem Geburtstag im Dezember (Menge unbekannt, ca. 20TE Bier + 10 Schnaps (Danke nochmal an meinen Kumpel für den Fürst Bismarck Doppelkorn
, Filmriss)) und an Silvester (Menge unbekannt, schätze 15TE Bier und eine Flasche Wein, kein Filmriss)
Nach der TF:
Konsum zunächst ganz eingestellt, ca. 4 Wochen (Schock), danach wieder langsam angefangen, keine Abstürze mehr, maximal 4x0,5l am Abend, 1 mal pro Woche.
Heute:
Seitdem das Schreiben mit der Aufforderung zur MPU kam habe ich mich intensiver mit dem Thema Alkohol auseinandergesetzt und mich jetzt für 6 Monate Abstinenz entschieden um zu sehen wie mein Leben komplett ohne Alkohol aussieht.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Siehe Frage 9. In der Zeit vor der TF 1-2 mal die Woche, je nach dem was es noch an Anlässen gab auch mal mehr. Mein Mitbewohner und ich haben einen relativ großen Freundeskreis und wir haben uns eigentlich immer überall blicken lassen und auch Alkohol getrunken. Hauptsächlich Bier oder Wein, selten auch Schnaps
Im halben Jahr vor der TF schätze ich die maximale Trinkmenge an den Abenden, wo wir getrunken haben auf 2 Flaschen Wein bzw. 6x 0,5l Bier und eine Flasche Wein. Das kam so ein, zwei mal im Monat vor. Ausgenommen die beiden Abstürze mit Filmriss aus Frage 9.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Überwiegend mit meinem Mitbewohner in der Küche unserer WG. Haben uns stundenlang ausgequatscht über Gott und die Welt. Die Gespräche fingen um 20-21 Uhr abends bei der Freundin oder der Uni an und hörten teilweise erst um 4-5 Uhr morgens bei Außerirdischen und dem Universum auf. (Studieren beide in Richtung Technik und sind generell an Naturwissenschaften interessiert) Dabei haben wir kontinuierlich Bier oder Wein getrunken. (Einmal die Woche mit 6x 0,5l Bier. 1-2 mal im Monat - wenn es bis in die Morgenstunden ging dann kam auch mal noch eine Flasche Wein dazu)
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich fühlte mich durch den Alkohol lockerer und gesprächiger. Traute mich Sachen auszusprechen die mir nüchtern schwer fielen und kam mit mehr Leuten ins Gespräch. Nüchtern bin ich eher schüchtern und zurückhaltend, nicht so gesprächig.
In stressigen Zeiten war es angenehm durch den Alkohol dem Alltag zu entfliehen und alles zu vergessen was einen so beschäftigt. Den Kater am nächsten Tag habe ich dafür in Kauf genommen (hatte keine Verpflichtungen oder Termine, habe dann im Bett gelegen und Serien über den Laptop geguckt und dabei meinen dehydrierten Körper mit Wasser versorgt). In der „akuten“ Zeit vor der TF kam hinzu, dass schwere Prüfungen bevorstanden, die so mehr oder weniger darüber entscheiden ob man das Studium packt oder nicht. Ich merkte, dass ich die Prüfungen wohl diesmal nicht im Erstversuch packen würde und flüchtete mich zunehmend vor dem Prüfungstermin in den Alkohol um auf andere Gedanken zu kommen.
(Sind das innere Motive?)
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bei wenig Alkohol wurde ich gesprächig und lockerer, konnte durch Geschichten und Witze die Runde unterhalten sozusagen.
Bei (sehr) viel Alkohol musste ich mir anhören was ich so alles am Abend gemacht hatte (da Filmriss), was mir zum Teil sehr peinlich war.
Außerdem habe ich auch schon nach geringen Mengen am nächsten Tag immer eine Fahne gehabt, das war mir immer dann unangenehm, wenn ich mit fremden Leuten oder meinen Eltern in Kontakt kam (z.B. in der Uni oder im Supermarkt bzw. wenn ich meine Eltern am WE besucht habe und am Tag vorher mit meinem Mitbewohner in der Küche getrunken habe).
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nach meinem Geburtstag hat meine Freundin das erste mal einen richtigen Absturz von mir (siehe oben) mitbekommen. Danach hatten wir Streit. Sie kritisierte (zurecht) meinen Alkoholkonsum, ich bin damals mehr auf Abwehrhaltung gegangen und habe gesagt, dass ja jeder in unserem Freundeskreis so viel trinkt und ich da jetzt nicht besonders herausstechen würde. Ich hatte also nicht vor wirklich was an meinem Trinkverhalten zu ändern, so einen Absturz wie an meinem Geburtstag wollte ich jedoch in Zukunft vermeiden. Das hat dann auch funktioniert, seitdem hatte ich zumindest keinen Filmriss mehr. Jedoch habe ich weiterhin viel getrunken (hab mich da an meinem Mitbewohner/Freundeskreis orientiert, weil ich dachte, dass dies ein guter Maßstab sei)
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Wochenenden wurden oft verkatert im Bett verbracht, ich hatte allerdings nicht das Gefühl dass mir dadurch was entging. Sonst hätte ich so oder so die meiste Zeit wahrscheinlich irgendwelche Serien oder Filme geguckt. Meine Familie und meine Freundin haben davon oft nichts mitbekommen, mein Mitbewohner war meistens mit dabei, also lag er auch den ganzen Tag verkatert im Bett. In der Zeit vor der TF ist neben meiner Freundin jedoch auch meine Mutter aufmerksam geworden und hat mich auf meinen Alkoholkonsum angesprochen. Das konnte ich jedoch dann auch ganz gut mit einem Geburtstag am Vorabend entschuldigen und da wurde nicht weiter nachgehakt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Zur Zeit trinke ich nicht mehr. In der Zeit direkt vor der TF (ca. 3 Monate) habe ich am meisten getrunken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
(was heißt Volltrunken?)
Habe nie versucht meine Trinkmenge zu kontrollieren, habe je nach Stimmung mal mehr mal weniger getrunken, daher bestimmt auch schon mal bis zur Volltrunkenheit. Ich würde sagen es weder forciert noch verhindert zu haben, es kam eben auf den Abend an. Meistens habe ich einfach kontinuierlich getrunken bis der Abend vorbei war. Manchmal war ich dann eben betrunken, manchmal nicht. Die meisten Abende hatten zugegebener Maßen jedoch eine gute Stimmung.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
In den Klausurenphasen habe ich meinen Alkoholkonsum fast ganz eingestellt (Zeitraum jeweils etwa 2 Monate pro Semester, maximale Trinkmenge 2x 0,5L Bier Abends mit dem Kommilitonen nach einer Klausur, oder, etwa wenn ich bei meiner Freundin war, mal ein Glas Wein zum Essen). Am Abend meiner TF trank ich trotzdem die Klausurenphase anstand, weil in diesem Semester besonders schwere Klausuren anstanden und ich mich trotz frühzeitiger Vorbereitung nicht in der Lage sah diese Klausuren zu bestehen, was viel Druck auf mich ausübte.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Habe mich nie in eine Kategorie eingeteilt. Ich habe den Alkohol teilweise zur Verdrängung von Problemen in schwierigen/stressigen Phasen missbraucht, teilweise auch einfach mal an Abenden an denen die Stimmung gut war um locker zu werden und um sich auf der Tanzfläche nicht zu blöd vorzukommen.
(Habe mich mit den Kategorien ehrlich gesagt noch nicht so genau auseinandergesetzt, kenne jedoch einige und konnte mich spontan nicht einer Kategorie einordnen..)