Verhaltensänderung - was bedeutet das?

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Nancy

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Was bedeutet Verhaltensänderung?

Am einfachsten lässt sich das wieder durch ein Beispiel erklären. Sehen Sie sich dazu bitte die Geschichte von Jim
http://www.mpu-beratungspraxis.de/html/fragen_zur_mpu.html an.


Jim beschließt nicht nur etwas zu verändern, sondern er tut es auch. Er beginnt damit, wieder Kontakt zu seinem alten Freund Tom aufzunehmen, er erzählt ihm seine Geschichte. Auch nimmt er wieder Kontakt zu anderen Bekannten auf. Hier lässt er jetzt durchblicken, dass er nicht der “Mr. Perfect” ist, für den ihn immer alle halten sollten. Er zeigt sich einfach menschlich, so wie er ist. Zu Alkohol sagt er: “Nein, danke. Ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich möchte es nicht mehr”. Er erzählt auch mal von der angespannten Situation in seiner Firma, dass ihm das zu schaffen macht und dass er sich gar nicht so gut damit zurecht findet, alleine zu leben. Zu seiner Verwunderung merkt er, dass er mit seinen Problemen gar nicht alleine ist. Die anderen fangen auch an, über ihre Sorgen, auch bezüglich ihrer Arbeit zu reden. Er bemerkt aber auch, dass jeder auf seine Weise etwas anders damit umgeht. All das macht ihm Mut. Er beschließt, mit seinem Chef zu reden und sich Klarheit über die tatsächliche Gefährdung seines Arbeitsplatzes zu verschaffen. Auch will er mit ihm darüber sprechen, dass er nicht mehr so viele Überstunden machen kann und auch mal wieder Urlaub braucht. Vorher erkundigt er sich beim Betriebsrat über seine Rechte, den Kündigungsschutz, etc. Er macht diesen Termin mit dem Chef und spricht mit ihm ganz in Ruhe und vernünftig über all das. Der Chef findet all das nicht so toll, er ist an das hohe Arbeitspensum von Jim gewohnt.


Doch Jim setzt sich trotzdem durch. Er sorgt dafür, dass er wieder einen Freizeitausgleich hat, damit er sich erholen und entspannen kann (ohne Alkohol), er geht wieder regelmäßig mit Tom Squash spielen und er spielt nicht mehr jedem vor der Alleskönner und Alleswisser zu sein. Er zeigt´s auch mal wenn er nicht so gut drauf ist, sagt auch mal “ich weiß nicht” oder “das und das kann ich auch nicht.”
Außerdem besorgt er sich Zeitungen, in denen die Stellenangebote seiner Branche überwiegend ausgeschrieben werden, er meldet sich arbeitssuchend und schaut regelmäßig im Internet nach Alternativen. Auf Stellen, die in Frage kommen könnten, bewirbt er sich. Seine Erwartungen bezüglich einer neuen Stelle sind nicht allzu hoch, doch er weiß, dass er sich sagen kann, dass er das was in seinen Möglichkeiten steht, tut. Ein gutes, irgendwie beruhigendes Gefühl.

Er wird jetzt auch wieder eingeladen, trifft sich wieder öfter mit seinem alten Bekannten- und Freundeskreis. Hier hat er neulich ein sehr positives Feedback erhalten. Er sei viel lockerer geworden, nicht mehr so steif, so glatt und perfekt wie früher, sondern richtig menschlich.

Nach einer gewissen Zeit stellt Jim überrascht fest, dass er mittlerweile zwar bedeutend weniger arbeitet als früher, aber wesentlich effektiver. Auch kontrolliert er sich nicht mehr ständig selbst. Er kann sich jetzt sagen: “Gut ist gut genug. Auch ich bin nur ein Mensch. Ich kann nicht mehr tun und besser sein, als es mir meine Grenzen erlauben. Ich tue mein mir mögliches, doch Fehler und Schwächen sind unvermeidbar”. Er ist jetzt sogar konzentrierter, macht weniger Fehler, ist insgesamt viel ruhiger und souveräner als vorher. Die Arbeit macht ihm sogar wieder mehr Spaß. Das fiel neulich sogar dem Chef auf ...........

Zu einer Verhaltensänderung gehört also weit mehr, als die Änderung des Alkoholtrinkverhaltens. Jim hat beschlossen, Alkoholabstinent zu leben. Zu diesem Entschluss kam er aus zweierlei Gründen. 1. wollte er den Alkohol nicht mehr als Hilfsmittel benutzen, um über Probleme zu sprechen, vom Stress abzuschalten und sich einfach menschlich zu zeigen. 2. möchte er verhindern, dass er sich möglicherweise wieder an solch große Alkoholmengen gewöhnt. Das Risiko, dass aus einem Bier wieder drei, später 10 usw. werden, ist ihm zu groß. Er verzichtet lieber. Dieser Verzicht fällt ihm nicht schwer, denn mittlerweile geht es ihm bedeutend besser als früher. Die Anstrengung, die es gekostet hat, nach außen immer perfekt, allwissend und tadellos zu wirken, ist weggefallen. Er fühlt sich auch nicht mehr so alleine, denn er kann sich jetzt anderen mitteilen, über Probleme reden. Außerdem steckt er nicht mehr den Kopf in den Sand, sondern geht seine Probleme tatkräftig an. Warum also sollte er wieder zum Alkohol greifen? Er sieht keinen Grund.

Wie Sie sehen, braucht eine solche Veränderung seine Zeit. Das geht nicht innerhalb von wenigen Wochen. Das wissen auch die Gutachter.


Quelle: VP I. Ackmann, Annerod (die ich an dieser Stelle persönlich weiter empfehle....)
 
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