13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol stellte sich eine zunächst aufmunternde und redselig machende Wirkung ein, deren Eintrittsschwelle im Laufe der Zeit jedoch immer später erreicht wurde. Bei höheren Mengen setze eine zunehmende Entspannung ein, bis diese schließlich häufig in Müdigkeit umschlug. Bei sehr hohen Mengen kamen dann noch Konzentrationsschwierigkeiten hinzu, was z.B. das Zuhören bei Gesprächen sowie die eigene Teilnahme daran betraf.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Als ich zu Hause gewohnt habe kamen von meiner Mutter sonntags immer kritische Anmerkungen, warum ich denn den ganzen Sonntag im Bett verbringe und ob ich nicht etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen weiß. Oft habe ich dann Aufgaben im Garten von meinem Vater bekommen nach dem Motto „wer feiern kann, kann auch arbeiten!“.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war gut gelaunt beim Trinken, habe die Seele vermeintlich baumeln lassen und war oft bis spät nachts unterwegs mit Freunden und Bekannten. An den Tagen danach war ich dann dadurch jedoch meist sehr erschöpft und habe dann den Tag über nichts weiter gemacht als zu duschen, auf dem Sofa vor dem Fernseher zu liegen und etwas zu essen. Häufig war der Start in die nächste Woche dann in einem körperlich unausgeruhten Zustand, wenn ich sehr viel getrunken hatte. Dementsprechend hatte ich auch keine Motivation mich sportlich zu betätigen oder mich besonders in der Uni anzustrengen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Als ich noch in der Heimat lebte habe ich häufiger getrunken als in meiner Zeit als Student. Die Alkoholmenge ist allerdings die gleiche geblieben wenn ich wieder Zeit in der Heimat verbracht habe.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja das ist ein mal passiert, wir waren auf einer Abi Feier und ich habe viel durcheinander getrunken sodass ich mich übergeben musste und von Teilen des Abends auch Erinnerungslücken habe. Das war mir im Nachhinein so unangenehm und peinlich, dass ich nicht wollte, dass es nochmal passiert. Dafür war mir schon immer zu wichtig was andere von mir halten.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nicht bewusst auf Alkohol verzichtet, aber seitdem ich studiere, habe ich jeweils von Juli bis September und Januar bis März eine stressige Klausurphase, in der ich währenddessen auch noch arbeiten muss. In diesen 6 Monaten kann ich es mir kaum erlauben länger unterwegs zu sein oder bin abends einfach zu erschöpft. Hier trinke ich dementsprechend auch keinen Alkohol.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie als Trinker gesehen. Mir war bewusst, dass ich vor allem in meiner Jugend mehr getrunken habe als der Durchschnitt, habe das allerdings nicht kritisch gesehen. Heute sehe ich das anders und denke, dass die Mengen, die ich damals getrunken habe durchaus eine Alkoholgefährdung darstellen. Ich bin froh, dass ich das jetzt erkenne, auch wenn ich dafür durch den Vorfall der TF erst wachgerüttelt werden musste, um mich mit meinem Konsumverhalten auseinander zu setzen.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, ich trinke noch Alkohol, allerdings in einem kontrollierten Rahmen nach objektiven und im Vorfeld festgelegten Kriterien. So plane ich bestimmte Anlässe allerspätestens zwei bis drei Wochen im Voraus, häufig noch länger zurück, an denen ich dann überwiegend Pilsbier (z.B. Grill-, Spieleabende, Fußballspiele) oder aber Wein oder seltener Sekt (Kochabende, Geburtstage, Hochzeiten etc.) trinke, und zwar in einer Menge, mit der ich im Maximum auf 5 TE oder 30g Alkohol komme. In der Regel sind jedoch geringere Trinkmengen geplant. Auch die zeitliche Verteilung der Getränke an den Tagen, an denen ich geplant habe, etwas zu trinken, wird nach Maßgabe im Vorfeld geplant. Ein Beispiel: Es findet im August eine Hochzeit eines guten Freundes statt. Dann plane ich ein kleines Glas Sekt (0,1l mit 10% Vol.-Alk. = 1 TE) zur Begrüßung und ein zwei Gläser Bier (0,66l mit 4% Vol.-Alk = ca. 4 TE), so dass ich auf insgesamt 5 TE in 4-5 Stunden komme.
Die Frequenz der Trinkanlässe liegt in der Regel bei 1 x monatlich. Jedoch wird von Verkehrspsychologen empfohlen, damit das KT nicht zu restrikt gerät und auch für die Zukunft tragfähig bleibt, maximal zweimal pro Quartal einen zusätzlichen Anlass zu erlauben, der dann jedoch nur max. 2 TE (= z.B. 0,33l Bier) umfassen darf. Dieser darf geplant oder auch spontan erfolgen, wenn man z.B. einen Freund nach 10 Jahren durch Zufall wiedersieht und dieser einen fragt, ob man nicht etwas trinken wolle. Zudem dürfen diese "Joker" auch nicht aufgespart und dann am Jahresende "eingelöst" werden. Sie verfallen bei Nichtnutzung nach dem Quartal.
Weiter ist es natürlich auch möglich, gar keinen Alkohol zu trinken, wenn man es nicht möchte oder gar kein Trinkanlass ansteht. Grundsätzlich soll der Alkohol durch ein kontrolliertes Trinkmuster (Häufigkeit UND Menge!) wieder zu einem besonderen Erlebnis werden und keine über ein Genußmittel hinausreichende Funktion bekommen.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Das letzte mal habe ich an Silvester ein halbes Glas Prosecco getrunken, um in das neue Jahr anzustoßen.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Alkohol ist für mich kein Bestandteil eines regelhaften Trinkmusters zur Beseitigung von Anspannungszuständen mehr. Ich trinke Alkohol mittlerweile wieder nur noch als Genussmittel und etwas Besonderes. So schätze ich es sehr, z.B. bei einem besonderen Anlass wie einer Hochzeit etwas zu feiern und mit einem Glas Sekt anzustoßen oder aber ich trinke zu einem Fußballspiel im Stadion mit Freunden ein gezapftes kühles Bier, dessen herben Geschmack ich dann ganz bewusst genieße und nicht beiläufig trinke.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich bin erst durch die besagte Trunkenheitsfahrt nachhaltig aufgerüttelt worden, was mehrere Punkte anbetrifft.
Zum einen habe ich erst jetzt gelernt, dass ich keinen Alkohol brauche, um lockerer zu sein und schon gar nicht, um gesellschaftliche Anerkennung zu bekommen. Ich habe im letzten Jahr gemerkt, dass ich auch super in Gesellschaft klar komme ohne Alkohol zu trinken
Zum anderen habe ich realisiert, dass Alkohol die Leistungen man innerhalb der Woche erbracht hat, nicht belohnt, sondern sogar kontraproduktiv wirkt und einen zurückwirft. Stattdessen kann ich mich jetzt auf Sport konzentrieren, den Kopf frei kriegen oder aktiv bei einem netten Abend in Gesellschaft entspannen, ohne dabei Alkohol zu trinken.
Auch habe ich nicht in Erwägung gezogen, dass eine Enthaltsamkeit oder ein durchgehend kontrollierter Konsum mir am Wochenende mehr Erholung und Zeit für Dinge wie Sport bringt.
Ein Beispiel, an das ich hier denke, ist zum Beispiel Neujahr gewesen. Ich bin mit meiner Freundin morgens aufgestanden, die Sonne schien und wir sind laufen gegangen und haben so das neue Jahr gestartet. Das hat sich so gut angefühlt, dass ich unglaublich froh war, nicht verkatert im Bett zu liegen, sondern das Leben in vollen Zügen genießen zu können.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Direkt nach der TF war ich zunächst geschockt und hatte gar kein Interesse daran Alkohol zu trinken. Vor allem die hohe Promillezahl hat mir sehr zu denken gegeben und ich habe erstmal komplett auf Alkohol verzichtet.
Dann habe ich mich weiter mit dem Vorgehen beschäftigt und erfahren, dass eine MPU auf mich zukommen wird. Ich habe also auf Alkohol verzichtet, weil ich von Freunden und Bekannten gehört habe ich müsse doch einfach nur 6 Monate Abstinenz nachweisen, um diese zu bestehen.
Die ersten Wochen waren sehr ungewohnt aber es viel mir zunehmend leichter keinen Alkohol zu trinken und auch Einladungen zu trinken zu verneinen. Ich habe immer mehr Vorteile für mich entdeckt, wenn ich keinen Alkohol trinke. Ich wurde am Abend nicht mehr so früh müde, und brauchte am nächsten Tag nicht so viel Schlaf und konnte den Tag produktiv nutzen. Ich konnte den Sonntag morgens plötzlich laufen gehen und es fühlte sich gut an zu wissen endlich etwas sinnvolles zu tun. Das hat mir zunehmend zu denken gegeben und ich habe angefangen mich mit meinem Konsum in der Vergangenheit auseinander zu setzen. Ich habe realisiert, dass ich die Veränderung nicht nur bis zur MPU durchziehen werde, sondern mein Konsumverhalten dauerhaft ändern muss aber auch möchte. Ich habe mit Freunden und Familie darüber gesprochen und wurde von allen Seiten nur bestärkt und habe positive Rückmeldung bekommen. Die Umstellung fiel mir aus diesen Gründen nicht schwer, weil es mir mit der Veränderung zunehmend besser ging.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Wenn ich es kurz beschreiben müsste, dann wäre es durchweg positiv: sowohl privat als auch beruflich und körperlich.
Vor allem im privaten Bereich konnte ich eine große Umstellung bei mir beobachten. Ich habe sehr viel an Selbstbewusstsein und Selbstachtung dazu gewonnen und realisiert, dass ich auch ohne Alkohol locker und selbstsicher in sozialen Situationen agieren kann. Ein Satz einer guten Freundin ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Wir waren in einer größeren Gruppe in einer Diskothek in Köln und ich habe an dem Abend keinen Alkohol getrunken. „hey Battlex, ich hätte nicht gedacht, dass du auch ohne Alkohol zu trinken so gute Laune verbreiten kannst!“. Das ist mir positiv in Erinnerung geblieben, weil ich endlich realisiert habe, dass ich als Person akzeptiert werde. Zudem habe ich eine wundervolle Freundin kennen gelernt, mit der ich jetzt zusammen bin, die mich liebt wie ich bin und mein Leben sehr zum positiven ändert, hinter mir steht und mich in allem unterstützt.
Beruflich bzw. in der Uni hat sich ebenfalls einiges gebessert. Seit der TF habe ich deutlich mehr Motivation gefunden mich auf Uni und meine berufliche Zukunft zu konzentrieren. Ich lerne deutlich mehr und das zeigt sich auch an meinen besseren Noten. Dadurch habe ich es geschafft vergangen Monat eine Zusage für mein Traum Stipendium bekommen und werde ab nächstem Semester meinen Master in Peking machen können. Ich habe außerdem angefangen mich ehrenamtlich zu betätigen und kann in einem ehrenamtlichen Verein dazu beitragen, dass Brunnen zur Trinkwasserversorgung in Kamerun gebaut werden.
Letztendlich habe ich auch körperlich eine große Veränderung erlebt. Ich habe über 10kilo abgenommen und wurde vom Sportmuffel sehr sportbegeistert und bin regelmäßig laufen oder im Fitnessstudio. Zur Zeit der TF war es nicht denkbar, dass ich 5km am Stück laufen kann. Am 3. April fahren wir in einer gruppe nach Paris und wollen dort den Marathon mitlaufen!
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich durch mein verändertes Verhalten insgesamt mehr Ressourcen freibekommen habe für die schönen Dinge des Lebens, ich sowohl Beruf als auch Freizeit aktiver und effizienter gestalte als in den vergangenen Jahren und ich begriffen habe, dass ich es bin, der sich um mich kümmern muss, und niemand anders. Also bin auch ich es, der dafür Sorge tragen muss, dass ich mich durch mein Verhalten nicht selber schädige.
Insgesamt tut mir die Veränderung meines Verhaltens sehr gut. Ich fühle mich erstmals seit langer Zeit viel entspannter als in den letzten Jahren bedingt durch eine bessere Erholung am Wochenende sowie die (Wieder)-Aufnahme mehrerer sinnvoller Freizeitaktivitäten wie z.B. Sport oder das ehrenamtliche Arbeiten. Dies erscheint mir als ein erfolgversprechendes Modell auch für die Zukunft, da ich durch meine Verhaltensänderung belohnt werde.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Durch die damalige Gewöhnung an den Alkohol, weiß ich, dass mein Körper eine höhere Toleranzgrenze für Alkohol erworben hat. Dies muss ich mir permanent vor Augen führen und hoffe so in Zukunft solches Verhalten vermeiden zu können in dem ich mich an mein festgesetztes Maß halte.
Falls ich die Gefahr aber sehen sollte in alte Gewohnheiten zurück zu fallen, habe ich viele gute Freunde dich mich darin unterstützen werden meine gesetzten Regeln zum kontrollierten Konsum einzuhalten oder mich darin bestärken auf Alkohol zu verzichten.
Im Falle einer mir gegenüber entstehenden Diskussion über mein verändertes Trinkverhalten habe ich gedanklich ebenfalls vorgesorgt. Sollte mir z.B. eine Person/Gruppe ein alkoholisches Getränk anbieten, wenn ich nichts trinken will, so lehne ich dies klar und deutlich ab. Sollte nicht von mir abgelassen werden, werde ich mich von dieser Gruppe entfernen, oder, wenn dies nicht geht, vehement und unmissverständlich ausdrücken, dass ich dies nicht will. Sollte mich eine Gruppe/Person z.B. in aufziehender Weise auf meinen reduzierten oder Nichtkonsum ansprechen, indem z.B. die Frage gestellt wird, was es denn bringe, nichts oder nur wenig zu trinken, würde ich z.B. das Thema wechseln oder die Gegenfrage stellen, was es denn bringen würde, viel zu trinken. Auf keinen Fall werde ich mich für mein Verhalten rechtfertigen oder mich in eine defensive Position drängen lassen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich nie wieder unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug führen werde. Wenn im Rahmen des Kontrollierten Trinkens also ein Trinkereignis geplant ist, so werde ich das Fahrrad bewusst zu Hause lassen und mit anderen Mitteln zum verabredeten Termin gelangen. Ist dies ohne ein Fahrrad nicht möglich (z.B. durch Fehlen einer Busanbindung, einer Mit- und Rückfahrtgelegenheit), werde ich ein solches Trinkereignis entweder nicht planen oder aber ausfallen lassen in dem Sinne, dass ich dort den geplanten Alkohol nicht trinke.
Weiter ist es nicht zum Nachteil auch eine Taxinummer parat zu haben, um notfalls auch auf ein solches Verkehrsmittel zurückgreifen zu können.