1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das erste Mal im Jahr 2006 in der Schule auf einer Infoveranstaltung.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert?
Juni 2011 habe ich zwei mal an einem Joint gezogen.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie, Was, Wie, Welche Gelegenheit)
(Juni 2011) Erstkonsum
Mitte 2011 nach dem erfolgreichen Bestehen des Abiturs haben wir mit der gesamten Stufe einen Abschlussurlaub in Amsterdam verbracht. An einem Abend habe ich mich dazu verleiten lassen - in einer geselligen Runde mit ein paar Mitschülern - zwei mal an einem Joint zu ziehen.
(Ende 2015 – Frühjahr 2017)
Im Herbst 2015 haben meine damalige Freundin und ich uns voneinander getrennt. Wir haben einen gemeinsamen Sohn, was uns die Entscheidung zusätzlich erschwert hat. Ich war damals mental schwer angeschlagen. Zu der Zeit habe ich in einem Mehrparteienhaus mit 25 Wohnungen gewohnt. Eines abends habe ich in einer sehr kalten Herbstnacht meinen Haustürschlüssel verloren. Ich wusste nicht was ich tun sollte und klingelte bei allen Nachbarn. Ein Nachbar der ungefähr in meinem Alter war öffnete mir sogar die Tür und bot mir an bei ihm zu schlafen. Dieses Angebot habe ich dankend angenommen. Es entstand schnell eine Freundschaft. In der Folge trafen wir uns etwa 1mal im Monat abends um Karten zu spielen. Nach anfänglichem Beschnuppern brachte er zum Karten spielen mal einen Joint mit. Ich willigte ein mit ihm zu konsumieren. In der Folge rauchten wir in unregelmäßigen Abständen bei unseren Kartenspielabenden mal einen Joint zusammen.
Als mein Nachbar im Frühjahr 2017 umzog und wir uns nicht mehr zum Karten spielen trafen, habe ich aufgehört Cannabis zu konsumieren.
Außerhalb dieser Treffen hatte ich kein Konsumverlangen.
Frühjahr 2017 – Mai 2020 – Abstinent
Im Frühjahr 2017 entschied ich mich dazu mich für einen Auslandsaufenthalt an einer Partneruniversität zu bewerben. Der Bewerbungsprozess hatte sehr hohe Anforderungen, sowie strikte Vorgaben. Deshalb musste ich mich in diesem Bewerbungsverfahren nach einem rigorosen Leistungsprinzip gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen. Diesem übergeordneten Ziel habe ich mit eiserner Disziplin alles untergeordnet. In der Zeit vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt war ich komplett abstinent und habe nichts konsumiert.
(September 2020 – Februar 2022)
Nachdem im März 2020 ein strikter Lockdown beschlossen wurde, war ich in den ersten Monaten des Jahres sehr einsam und entwickelte eine leichte Depression. Das Gefühl der Einsamkeit trieb mich in eine Beziehung mit einer sehr wilden Frau. Wir lernten uns im Juli 2020 kennen und kamen rasch zusammen. Sie wohnte in einer anderen Stadt, so dass wir zunächst eine Fernbeziehung pflegten. In ihrem Freundeskreis wurde an Wochenenden gerne mal ein Joint geraucht und nach ein paar Monaten stellte ich fest, dass sie auch unter der Woche konsumierte. Wenn ich sie am Wochenende besuchte hatte sie öfter mal das Verlangen einen Joint zu rauchen. An manchen Wochenenden ließ ich mich überreden mit ihr zusammen einen Joint zu rauchen.
(März 2022 – Mai 2022)
Ihr gegenüber hatte ich Probleme Nein zu sagen, weshalb ich mich im März 2022 dazu überreden ließ mit ihr zusammen zu ziehen. Anfangs lief es eigentlich ganz gut und wir pflegten ein sehr harmonisches Verhältnis. Nach einiger Zeit begannen wir ab und zu gemeinsam auf unserem Balkon zu konsumieren. Nach einiger Zeit bemerkte ich eine Art Routine, in der wir uns einmal in der Woche zusammen einen Joint rauchten. Nach anfänglicher Harmonie wurde unser gemeinsames Zusammenleben mit jeder Woche unglücklicher. Sie vernachlässigte wichtige Arbeiten im Haushalt, genauso wie ihren Job, weshalb wir uns immer öfter in Diskussionen und Konflikten wiederfanden. Irgendwann haben wir uns täglich gestritten. Die Atmosphäre zu hause war sehr vergiftet. Um diesen Konflikten aus dem Weg zu gehen versuchte ich immer öfter abends nach der Arbeit zu “entfliehen”. Ich ging spazieren oder fuhr mit meinem Auto sinnlos in der Gegend herum. Nach besonders schweren Auseinandersetzungen emfpand ich das Verlangen alleine einen Joint zu rauchen um meine Sorgen und Probleme zu betäuben. Zu dieser Zeit fand ich keine andere Lösung um mit diesem belastenden Konflikt umzugehen. Das war für mich eine ganz schlimme Zeit. Ich hatte nie das Verlangen zu rauchen, geschweige denn alleine zu rauchen. Doch in diesem Moment erschien mir der Konsum als einzig möglicher Ausweg. Nachdem ich bei einem dieser nächtlichen Ausflüchte von der Polizei mit einem Joint erwischt wurde, fasste ich den Entschluss Auszuziehen und die Beziehung zu meiner damaligen Freundin zu beenden. Ich zog zurück in das Haus meines Vaters und beendete die Beziehung mit ihr. Darüberhinaus entschloss ich mich dazu keine Joints mehr zu rauchen.
(Ende 2022– Frühjahr 2023)
Ende des Jahres 2022 war ich zu Besuch bei Kommilitonen in unserem ehemaligen Studienort für unser jährliches treffen. Als ich mit einem Kinderpunsch über den Weihnachtsmarkt schlenderte traf ich meinen ehemaligen Nachbarn. Wir verspürten beide große Freude uns wiederzusehen. Er lud mich in seine neue Wohnung ein, doch an diesem Wochenende musste ich die Einladung ausschlagen. Allerdings verabredeten wir uns für Januar 2023 um gemeinsam mit ein paar seiner Freunde einen kleinen Skiurlaub zu verbringen. Wir mieteten mit 8 Leuten eine Berghütte für ein langes Wochenende. An einem Abend wurde Hasch Cookies zubereitet. Da ich noch nie welche konsumiert hatte, verspürte ich große Neugierde und konsumierte zusammen mit allen anderen einen Cookie. Der Rausch war durch den fehlenden Tabak anders als der Rausch den ich gewohnt war. Nach etwa 2 Stunden empfand ich den Rausch als extrem stark. In der Folge habe ich wenig Erinnerung an den Abend. Wir verschliefen am nächsten Tag sogar den geplanten Start auf der Piste. Wenigstens fuhren wir am Nachmittag noch zwei Stunden Ski.
Alles in allem hatten wir trotzdem einen guten Urlaub und verabredeten uns für März 2023 erneut.
Zu dieser Verabredung im März fuhr ich mit dem Zug zu meinem ehemaligen Nachbarn für ein Pokerturnier. Wir konsumierten erneut zusammen Hasch Cookies, die er am Abend zuvor extra zubereitet hatte. Insgesamt spielten wir vier Mitspieler beim Pokerturnier. Ursprünglich war geplant, das gesamte Wochenende bei ihm zu übernachten, doch im Laufe des Spiels wurde die Stimmung zunehmend gereizter. Der Gastgeber verlor viele Spiele in Folge und begann die Spielteilnehmer zu beleidigen. So hatte ich ihne zuvor nie erlebt, deshalb war ich schon sehr schockiert von seinem Verhalten. Es ging soweit, dass ich mich dazu entschloss meine Sachen zu packen und mit dem Zug nach hause zu fahren.
Gegen 23:30h kam ich am Bahnhof von meinem Wohnort an und stand vor der Entscheidung mit meinem eigenen Auto oder mit dem Taxi nach hause zu fahren. In diesem Moment habe ich mich fahrtüchtig gefühlt und die unverantwortliche Entscheidung getroffen mit meinem eigenen Auto nach hause zu fahren.
Seit diesem Tag habe ich nicht mehr mit meinem ehemaligen Nachbarn gesprochen. Ich habe realisiert, dass er kein positiven Einfluss auf mich ausübt und den Kontakt abgebrochen.
(Seit Frühjahr 2023) Abstinent
Darüber hinaus habe ich seit diesem Tag meinen Konsum komplett eingestellt und mich dazu entschlossen abstinent zu leben.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen ?
Ich vertrage Alkohol nicht so gut. Deshalb versuche ich Alkohol zu meiden. Bei besonderen Firmenanlässen trinke ich mal ein Glas Sekt oder Champagner.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme ?
Ich trinke keinen Kaffee, rauche keine Zigaretten und nehme auch sonst keine Suchtmittel zu mir.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt ?
Nach den Wochenenden an denen der Konsum statt fand, hatte ich einen emotional schwierigen Start in die Woche. Ich hatte Probleme mein normales Energielevel zu erreichen und habe die ersten Tage der Woche aus Faulheit meine Sporteinheiten geschwänzt. Insgesamt gesehen wurde ich träge und demotivierter, konnte mir Dinge schlechter merken und wurde unkonzentriert.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, ich habe trotz der negativen Folgen die ich an mir festgestellt habe, weiterhin konsumiert. Ich habe die Veränderungen wahrgenommen aber mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt ?
THC 12 ng/ml /// THC-COOH 53ng/ml /// 11-OH-THC 5,5 ng/ml
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert.
Etwas mehr als zwei Hasch Cookies am Tag der Drogenfahrt. Ansonsten habe ich die Wochen zuvor keine Drogen oder Suchtmittel konsumiert.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit konsumiert?
Am Tag der Auffälligkeit habe ich etwas mehr als zwei Hasch Cookies gegessen. Der Polizei habe ich zu Protokoll gegeben, das ich nicht konsumiere. Ich war sehr nervös, als mich die Polizei befragt hat! Aufgrund der Ausnahmesituation habe ich heute schwache Erinnerungen an meine genauen Antworten.
Den ein paar Stunden zurückliegenden Konsum habe ich verschwiegen. Es folgte eine Urinkontrolle, die ich nicht abgeben konnte. Deshalb haben mich die Polizisten mit auf die Polizeiwache genommen, wo ein Speicheltest erfolgt ist, der positiv ausschlug.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum ?
Ich besuchte meinen ehemaligen Nachbar an diesem Tag um bei ihm an einem Pokerturnier teilzunehmen.
Am Abend zuvor hatte er Hasch Cookies gemacht, welche wir gemeinsam konsumierten.
Der Konsum erfolgte an Nachmittag. Nachdem ich mich aufgrund eines Streits früher als geplant auf den Heimweg begeben hatte, befand ich mich um ca 23:30h am Bahnhof meines Wohnortes. Da ich wenig von der Wirkung spürte, entschied ich mich dazu - anstatt mit dem Taxi - mit meinem eigenen Fahrzeug vom Bahnhof nach hause zu fahren. Vor Fahrtantritt habe ich mich fahrtüchtig gefühlt, ich bin dann gegen 23:30h in eine Polizeikontrolle geraten.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Aufgrund eines zeitgleich stattfindenden Volksfestes kam es zu vermehrten Alkoholkontrollen in meinem Wohnort. Nachdem mein Alkoholtest ein Ergebnis von 0,0 Promille aufwies, wollten die Polizisten aufgrund meiner geröteten Augen einen Drogentest durchführen.
14. Was war der Zweck der Fahrt
Heimfahrt
15. Wie weit wollten/sind Sie gefahren?
Ich bin 5km von 10km gefahren
16. Wie oft waren Sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs ?
Da ich heute weiß, dass Cannabis bis zu 72 Stunden nach dem Konsum zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr führen kann, war ich in der kompletten Konsumzeit von Herbst 2015 bis Frühjahr 2023 schätzungsweise 400 – 500km unter Einfluss von Cannabis im Straßenverkehr unterwegs.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst ?
Für mich gab es keinen Konflikt. Ich habe mir vorher über das Fahren unter THC Einfluss keinerlei Gedanken gemacht. Ich war der Meinung, dass ich in der Lage war ein Fahrzeug zu führen. Jetzt weiß ich, dass dem nicht so war und ich sowohl mich als auch andere Verkehrsteilnehmer einer riesigen Gefahr ausgesetzt habe.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen ? (Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Durch den Konsum von Cannabis verändert sich die Wahrnehmung und es verlängert sich die Reaktionszeit. Man hat keine zuverlässige Abschätzung von Abstand, Geschwindigkeit und Entfernungen. Die Augen sind empfindlicher gegenüber hellem Licht. Dies führt zu einer erhöhten Unfallgefahr und somit stellt man für sich und andere Verkehrsteilnehmer eine extreme Gefahr da.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
je nach Konsummuster bis zu 72 Stunden.
20. Sind Sie sich im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt ?
Der tägliche Konsum kann in eine Abhängigkeit führen. Weiterhin kann der Konsum zu härteren Drogen führen. Nicht umsonst nennt man Cannabis eine Einstiegsdroge. Des Weiteren läuft man Gefahr dass sich die Persönlichkeit verändert. Die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis lassen nach. Man kann in eine Psychose oder in Depression verfallen. Weiterhin ist man nicht in der Lage ein Fahrzeug sicher zu führen und stellt eine große Gefahr für seine Umwelt und sich selbst dar.
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis Drogenkonsum?
Beim Erst Konsum Mitte 2011 war es ein Zugehörigkeitsgefühl. Jeder in unserer Runde hatte an dem Joint gezogen und ich wollte nicht als Außenseiter dastehen und zog mit am Joint.
Beim Konsum Ende 2017 war es mehr “Cool” zu sein und den Respekt oder besser gesagt das Ansehen von meinem neu gewonnen Freund zu erhalten. Ich wollte, dass er sich wohl in meiner Gegenwart fühlt und wir uns wiedersehen.
Bei meinem Konsum ab 2020 fiel es mir schwer gegenüber meiner damaligen Freundin “Nein” zu Sagen. Auch wenn sie mich damals schon dezent genervt hat, hat es mir geholfen sie besser “auszuhalten”. In dem Moment war es mir lieber mit einer unzufriedenen Beziehung zu leben, als allein zu sein. Also im weitesten Sinne umd dazu zu gehören und nicht einsam zu sein.
Bei meinen letztmaligen Konsum war es ebenfalls das Gefühl Teil der Gruppe zu sein, ich wollte nicht der einzige in der Runde sein, der “langweilig” ist und nicht dazu gehört.
Nachdem ich alle Hergänge reflektiert habe, war der Auslöser eigentlich immer der soziale Faktor. Das Gefühl Teil der Gruppe zu sein, das Gefühl dazuzugehören. Alles zu versuchen, das Gefühl der Einsamkeit los zu werden.
Was eigentlich sehr paradox ist, weil ich mich nach dem Konsum zu einem schweigsamen, unsozialen Außenseiter entwickelt habe.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Bis auf meine damalige Freundin, meinen ehemaligen Nachbarn, sowie ein paar flüchtige Bekannte war mein Konsum niemandem in meinem sozialen Umfeld bekannt. Nur meinen besten Freund hatte ich meine Probleme während der schwierigen Zeit mit meiner damaligen Freundin anvertraut. Er war sehr besorgt um mich und unterstützt mich seitdem aktiv dabei ein gesundes und drogenfreies Leben zu führen.
Meinen Konsum versuchte ich zu der damaligen Zeit besonders vor meiner Familie geheim zu halten, da sie strikte Gegner von Drogen sind und es zu großen Konflikten innerhalb meiner Familie geführt hätte.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärkten Konsum geführt haben ?
- 2022 Februar – 2022 Mai (Beziehungskrise)
24. Haben Sie sich an jemanden um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden ? (Warum, wann, Wer)
Ich beendete den Drogenkonsum von selbst nach der Auffälligkeit. Die Aufarbeitung erfolgte jedoch erst schrittweise nach Ankündigung der Entziehung meiner Fahrerlaubnis im Mai 2023. Hilfreich waren auf jeden Fall die Gespräche mit meiner Familie, der ich mich im Juni 2023 offenbarte. Besonders meine neuen Partnerin, die eine starke Gegnerin von Drogen ist, hat mich sehr stark unterstützt. Sie zeigt mir jeden Tag wie wundervoll ein abstinentes Leben mit facettenreichen Hobbies ist.
Darüber hinaus haben mich auch meine Verkehrspsychologin und mein Psychologen mental unterstützt und mir geholfen gedankliche Knoten zu lösen..