Liebe Forenmitglieder,
anbei mein Fragebogen. Ich bin super dankbar für kritisches Feedback:
FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: w
Größe: 168cm
Gewicht: 60 kg
Alter: 36
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 10.03.2024
BAK: 1,69 Promille
Trinkbeginn: 21 Uhr
Trinkende: 02 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 03 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert:
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: /
Führerschein
Hab ich noch: ja
Hab ich abgegeben: /
Hab ich neu beantragt: /
Habe noch keinen gemacht: /
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: beantragt
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland:
Hessen
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 11.03.
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: ja
PEth-Analytik ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein ( ggf. zur Sicherheit noch vor MPU)
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: 26.11.2024
Welche Stelle (MPI): TÜV Hessen
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am Tag der Trunkenheitsfahrt, es war ein Samstag, wurden unsere Söhne (2 & 6 Jahre alt) mittags von den Großeltern abgeholt, um dort eine Nacht zu bleiben. Dies haben mein Mann und ich geplant, da wir am Abend auf einen 40. Geburtstag einer gemeinsamen guten Freundin eingeladen waren und dort gerne gemeinsam hingehen wollten.
Den Nachmittag verbrachte mein Mann mit Sport und ich mit Arbeiten (Mails beantworten, liegen gebliebene To-Dos erledigen). Da das Wetter für März schön und sonnig war und wir uns beide gerne bewegen, beschlossen wir mit den Fahrrädern zu der Geburtstagsfeier zu fahren. Die Rückfahrt hielten wir offen, sprachen aber darüber, dass wir den Bus nehmen könnten (inkl. Fahrräder) oder ein Taxi und die Räder beim Abholen der Kinder am nächsten Tag abholen können.
Auf der Geburtstagsfeier angekommen, gegen 20 Uhr, waren wir schnell im lebhaften Gespräch mit vielen alten Freunden verwickelt. Nach dem Abendessen, das etwa um 21 Uhr endete, allerdings sehr fleichlastig war, sodass ich wenig aß, stießen wir mit Sekt an.
Der Abend wurde sehr lang und gesellig und dabei wurden einige Flaschen Sekt gemeinsam geleert.
Um 2:00 Uhr beschlossen wir die Feier zu verlassen. Der letzte Bus war bis dahin längst verpasst. Ohne vernünftig nachzudenken, fuhren mein Mann und ich gemeinsam mit den Rädern los.
Wir fuhren hauptsächlich über Fahrradwege, nur ein kleines Stück führte an der Straße entlang.
Schnell merkte ich, dass ich koordinativ nicht in der Lage war das Fahrrad angemessen zu steuern und ich driftete das ein oder andere Mal vom Fahrradweg auf eine Wiese ab. Von der Geschwindigkeit (E-Bikes) und der Dunkelheit wurde mir zudem schwindelig und übel.
Ohne meine Mann, der mir vermeintlich gut zuredet und mich navigierte, hätte ich die zurückgelegten 5km nicht geschafft.
Nach 5 km wurden wir dann von der Polizei angehalten. Ich fuhr sehr deutliche Schlangenlinien und musste daraufhin pusten (1,2). Die Beamten nahmen mich mit zur Polizeiwache und daraufhin in ein Krankenhaus, wo mir Blut abgenommen wurde.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
21-22 Uhr: 2x Sekt (0,1l)
22-23 Uhr: 2x Sekt (0,1l)
23-24 Uhr: 3x Sekt (0,1l)
00-01 Uhr: 2x Sekt (0,1l)
01-02 Uhr: 2x Sekt (o,1l)
In Summe: 1,1l Sekt in 5 Stunden
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
5km bis zur Auffälligkeiten, in Summe wären es 8km gewesen.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Vor unmittelbaren Beginn der Fahrt fühlte ich mich in der Lage die 8km sicher fahren zu können. Schnell merkte ich, dass dies nicht der Fall ist, stellte die Fahrt aber aufgrund der begonnen Fahrt nicht ein.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Durch die geplant viel frühere Abreise mit dem letzten Stadtbus (01:00 Uhr) oder das Stehenlassen der Räder und ausweichen auf ein Taxi.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
In den letzten Jahren bin ich häufiger nach Konsum kleinerer Mengen Alkohol (1-2 Gläser Wein) mit dem Fahrrad im Stadtgebiet gefahren (nach Hause). Nach dem Konsum großer Mengen, bin ich in den letzten Jahren jedoch nur am Tatabend Fahrrad gefahren. Wir wohnen in der Innenstadt und die seltenen Kneipenbesuche finden im fußläufigen Umfeld statt.
Während des Studiums (Abschluss in 2011) bin ich sicher wöchentlich alkoholisiert Fahrrad gefahren.
Mit dem Auto bin ich nie nach dem Konsum alkoholischer Getränke gefahren. Aus heutiger Sicht bin ich aber sicher das ein oder andere Mal nach Abenden mit gesteigerten Alkoholkonsum mit Restalkohol im Blut Auto gefahren.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich bin in einem kleinen Dorf, wo häufig gefeiert wurde aufgewachsen. Dort vielen mir als junges Schulkind (etwa 6-7 Jahre) die betrunkenen Erwachsenen auf einer Kirmes erstmals negativ auf.
Selbst habe ich Alkohol erstmalig mit 15 Jahren konsumiert (1 Glas Radler auf einer Freizeit).
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Im Alter von 15 bis etwa 17 Jahren habe ich etwa einmal pro Monat Alkohol auf Feiern getrunken, zumeist Mischgetränke.
Im Alter von 16 Jahren war ich ein Jahr in den USA und habe dort überhaupt keinen Alkohol getrunken.
Zu Abiturzeiten, mit etwa 18-19 Jahren, war ich etwa einmal pro Woche auf Partys und habe auch Alkohol konsumiert. Hier überwiegend Biermischgetränke
Während meines Studiums, von 20-24 Jahren, war ich etwa 2-3 mal pro Woche auf Partys, wobei ich dort mal mehr und mal weniger trank. Zu den Biermischgetränken kamen Longdrinks. Trinkpausen gab es immer wieder, zum Beispiel in Klausurphasen.
Mit Arbeitsbeginn wurde das Feiern und Trinken wieder seltener, zwischen 24 und 27 Jahren ging ich etwa einmal pro Woche aus und habe Wein für mich entdeckt. Im Alltag und unter der Woche spielte Alkohol bis dahin keine Rolle.
Mit 28 Jahren wurde ich erstmalig Mutter und habe etwa 2 Jahre keinen Alkohol konsumiert (Schwangerschaft und Stillzeit).
Danach ging ich zwischen 30 und 32 Jahren etwa einmal alle 6-8 Wochen mit Freundinnen feiern und trank ausschließlich Wein, in sich steigernder Summe. Unter der Woche habe ich nie getrunken. An Wochenende, wenn wir zuhause waren, gerne Wein mit meinem Mann.
Zwischen 33 und 34 Jahren habe ich wieder etwa 1,5 Jahre abstinent gelebt, aufgrund der Schwangerschaft mit meinem zweiten Sohn und der Stillzeit.
Seit Mitte 2022 bis zur TF im März 2024 ging ich etwa alle 6-8 Wochen aus und trank ausschließlich Wein und Sekt (je nach Verfügbarkeit). Ich trank nie unter der Woche und am Wochenende gerne Wein mit meinem Mann, zuhause oder in Restaurants.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
15-17 Jahre: Alkoholkonsum etwa 1x im Monat, 1-2 Biermischgetränke auf Feiern (kleiner Aktionsradius, Eltern haben hingebracht und abgeholt)
16 Jahre: ein Jahr kein Alkohol (USA)
18-19 Jahre: Alkoholkonsum etwa 1x pro Woche, 2-4 Biermischgetränke
20-24 Jahre: Alkoholkonsum etwa 2-3x pro Woche, 2-4 Biermischgetränke plus 1-2 Longdrinks (Gin Tonic, Moscow Mule, Aperol-Spritz)
Wochenweise kein Alkoholkonsum
24-27 Jahre: Alkoholkonsum etwa 1x pro Woche, 3-4 Gläser Wein
28-30 Jahre: kein Alkoholkonsum
30-33 Jahre: etwa 1x pro Woche 1-2 Gläser Wein, alle 6-8 Wochen etwa 3-4 Gläser Wein
33-34 Jahre: kein Alkoholkonsum
34-36 Jahre: etwa 1x pro Woche 1-2 Gläser Wein, alle 6-8 Wochen etwa 4-5 Gläser Wein oder Sekt
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Größere Mengen Alkohol trank ich ausschließlich in sozialen Situation (Partys, Feiern, Bars) mit guten Freunden.
Regelmäßig trank ich kleinere Mengen am Wochenende mit meinem Mann.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Äußere Motive
In meinem Freundeskreis, der vorwiegend aus jungen Familien besteht, wird selten aber wenn dann intensiv gefeiert.
Das Trinken von Wein oder Longdrinks, auch in gehäufter Form, gehört zum Ausgehen vermeintlich dazu und wurde von mir bis zur Trunkenheitsfahrt nicht hinterfragt.
Innere Motive
Ich nutze Alkohol vorwiegend zum Abschalten und Entspannen (kleinere Mengen) und zum richtig Spaß haben (größere Mengen).
Durch die intensive Auseinandersetzung mit meinen Motiven wurde mir klar, dass ich in einem wiederkehrenden Teufelskreis aus großer beruflicher und privater Belastung und vermeintlicher Entspannung und dem Gefühl ausgelassen Feiern gehen zu können, steckte.
Zu den privaten Belastungen gehört, dass sich das Leben mit zwei noch kleinen Kindern und einem Vollzeitob sehr stressig gestaltet. Ich bin bis 15 Uhr oder 16 Uhr arbeiten, hole dann die Kinder und verbringe den Nachmittag mit Ihnen. Da ich mein berufliches Arbeitspensum aber dann vermeintlich noch nicht geschafft habe, bzw. meinem Anspruch noch nicht gerecht wurde, musste ich wenn die Kinder schlafen, an 4 von 7 Abenden auch noch 1-3 Stunden arbeiten. Mein Mann hat zu der Zeit von 12 Uhr bis 20 Uhr gearbeitet, so dass er zwar den Großteil des Haushalts erledigte, mich aber am Nachmittag und Abend nicht unterstützen konnte.
Zu den beruflichen Belastungen gehört, dass ich sehr jung sehr viel Verantwortung übernommen habe. Ich bin sowohl in der Schulleitung als auch in der Schulaufsicht an zwei sehr verantwortungsvollen Stellen tätig, an der auch immer wieder hohe Ansprüche seitens der Lehrkräfte an mich gestellt wurden. Da ich für den Schuldienst so jung Karriere gemacht habe, war es mir besonders wichtig, herausragend zu sein und mir keine Schwäche oder keine Fehler zu erlauben.
Mein hoher Anspruch an mich und der damit entstehende Druck ist, so wurde mir in der Auseinandersetzung deutlich, zu hohen Maße in meiner Kindheit zu begründen.
Auch meine Eltern hatten schon immer sehr hohe Leistungsansprüche an mich. Mittelmaß war nie ausreichend und nur für herausragende Leistung bekam ich entsprechende Wertschätzung. Als Kind dominierte bei mir das Gefühl, dass ich so wie ich bin, nicht gut genug bin und von mir erwartet wird, noch besser zu sein. Dies war mir in den letzten Jahren nicht mehr bewusst. Durch meine eigenen Kinder, hat sich die Beziehung zu meiner Mutter sehr positiv verändert und ich bin mir sicher, dass sie sehr stolz auf mich und ihre Enkelkinder ist. Der Leistungsdruck ging eher von meinem Vater aus, der mittlerweile aber leider verstorben ist.
Mit der schnellen Karriere wusste ich meine Eltern stolz zu machen und konnte mir zeigen, dass ich herausragende Leistung bringe.
Das Feedback meiner Kollegen oder der im Schulamt Vorgesetzten war auch immer tadellos. Dennoch konnte ich mich damit nicht zufriedengeben und dachte immer ich müsse noch besser sein. Dahinter steckt, wie ich nun ermittelte, eine große Verunsicherung: Bin ich wirklich gut genug?
Dabei habe ich auch zunehmend Aufgaben übernommen, die ich hätte delegieren müssen, um vermeintlich als absolute Macherin dazustehen.
Dadurch kam meine Freizeit in den Jahren seit dem ich Kinder habe, viel zu kurz. Hobbies oder Interessen existierten neben der Arbeit und der Familie nicht.
An die Ausgehabende mit hohem Alkoholgenuss habe ich dann sehr hohe Erwartungen gestellt. Endlich konnte ich mich mal belohnen, richtig Spaß haben, was erleben. Neben der Entlastungen von Stress und Verantwortung versprach ich mir von diesen Abenden eine Kompensation für meine nicht vorhandene Freizeit.
Das mir im Alltag eigentlich Zeit für mich und für Entspannung fehlte und ich mich selbst mit den vermeintlich tollen Partys betrog, durchschaute ich in erwähnten Teufelskreis, der während der Phasen der hohen Belastung bestand und sich zuspitzte nicht.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
kleinere Mengen: während des Konsums Entspannung, Lockerung, im Anschluss Schlafprobleme
größere Mengen: Redseligkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedämpftheit
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, die gab es bisher nicht.
Einerseits wurde in den sozialen Situationen (Partys, Bars etc.) von meinen Freunden vergleichbare Mengen konsumiert. Andererseits hatte ich meinen Alltag ja vermeintlich im Griff und der Alkohol hat sich nicht negativ ausgewirkt. Dies bewerte ich heute, nach intensiver Auseinanderansetzung mit meiner Alkoholgefährdung anders.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Rückwirkend kann ich zwei negative Folgen identifizieren:
Durch den nicht durchbrochenen Teufelskreis aus hoher Belastung und vermeintlicher Entspannung durch hohe Mengen Alkohol, konnte ich meine eigentlichen Bedürfnisse nicht erkennen. Ich hatte gar kein Zeitfenster, mich mit diesen Auseinanderzusetzen. So habe ich die letzten Jahre, besonders seit der Geburt meines zweiten Kindes unter sehr hohem Druck gestanden und war eigentlich permanent unter Stress.
Zudem entstanden durch den konkreten Alkoholkonsum negative Folgen für mich und auch mein Umfeld.
Nach dem regelmäßigen Konsum kleinere Mengen Alkohol konnte ich oft nicht gut einschlafen. Meine Gedanken rasten und ich konnte noch schlechter abschalten. Am nächsten Tag war ich unausgeruht und antriebsarm.
Nach langen, alkoholintensiven Nächten habe ich mindestens einen Tag im Bett verbracht und konnte mich nicht angemessen um meine Kinder kümmern oder wichtige Zeit mit Ihnen verbringen. Da dies alle 6-8 Wochen am Wochenende stattfand, hat mein Umfeld dies aber noch nicht kritisch bemerkt. Rückblickend betrachte ich dies aber als sehr hohen Preis für den Alkoholkonsum. Zudem entstanden psychische Folgen für mich. Da ich unter Alkohol sehr redselig werde, erzählte ich das ein oder andere Mal Dinge, dich ich diesen Personen nüchtern wohl nicht anvertraut hätte (privates und berufliches). Das verursachte im Nachgang oft ein tagelanges Unwohlsein und Grübeln.