Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Rückblickend denke ich nicht, dass ich damals meine Drogenkarriere hätte verhindern können. Mit 16 oder 17 Jahren war ich einfach noch nicht reif genug, um die Tragweite meines Handelns zu erfassen. Selbst wenn meine Eltern mich erwischt und mir die negativen Folgen erklärt hätten, hätte ich es vermutlich nicht wirklich verstanden oder verstehen wollen. Ich glaube, dass man sich selbst verändern wollen muss und begreifen muss, dass man auf dem falschen Weg ist, um eine echte Veränderung herbeizuführen. Dafür ist es notwendig, zunächst zu erkennen, was man falsch macht. Diese Einsicht hatte ich mit 16 oder 17 einfach noch nicht. Sie kam erst später, als ich reifer wurde und anfing, mein Verhalten kritisch zu hinterfragen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Ich bin seit 2021 komplett abstinent. Mein Leben hat sich so grundlegend verändert, dass Drogen darin keinen Platz mehr haben – ich denke nicht einmal mehr darüber nach. Meine Entscheidung für die Abstinenz ist das Ergebnis einer umfassenden Lebensveränderung. Ich bin mit meiner Freundin zusammengezogen, und wir sprechen sogar schon über Familienplanung, auch wenn wir uns dafür noch etwas Zeit lassen wollen. Beruflich habe ich ein erfolgreiches Geschäft aufgebaut und trage die Verantwortung für einen Mitarbeiter. Sport und gesunde Ernährung sind weiterhin wichtige Bestandteile meines Lebens.
Mit anderen Worten: Ich stehe mitten im Leben und trage eine Menge Verantwortung – für mich selbst, meine Beziehung, mein Geschäft und meinen Mitarbeiter. Meine Gesundheit hat für mich einen hohen Stellenwert, und in diesem Lebensentwurf haben Drogen und Alkohol einfach keinen Platz mehr. Die Abstinenz ist für mich keine Einschränkung, sondern eine natürliche Konsequenz meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Der Knackpunkt war ein Wettkampf, als ich 18 war. Es war nicht nur ein normaler Wettbewerb, sondern auch ein Qualifikationsturnier für eine höhere Ebene. Normalerweise war ich immer unter den ersten drei, aber an diesem Tag wurde ich nur Fünfter. Um das zu verstehen: Sport war mein Leben, seit ich klein war. Alle meine Träume drehten sich darum – Nationalmannschaft, Bundesliga, solche Sachen.
An diesem Tag brach für mich eine Welt zusammen. Es war, als würde ich plötzlich klar sehen, wie der Drogenkonsum meine sportlichen Leistungen und damit meine Lebensträume kaputt machte. Das war der Wendepunkt. Von einem Tag auf den anderen hörte ich komplett mit dem Drogenkonsum auf. Es war eine sofortige Entscheidung – ich musste wählen zwischen meiner Leidenschaft für den Sport und meinen Zielen einerseits und den Drogen andererseits. In dem Moment war die Wahl eigentlich ganz einfach, weil ich sah, wie viel ich zu verlieren hatte.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Für mich kommt nur Abstinenz in Frage, weil ich einfach gemerkt habe, dass mir Konsum nichts gibt. Zwischen 2017 und 2021 habe ich noch vereinzelt gekifft, vielleicht 5-6 Mal in den vier Jahren. Aber jedes Mal habe ich mich gefragt: 'Geht es mir jetzt besser, wenn ich high bin?' Und die Antwort war immer nein. Ich vermisse den Konsum überhaupt nicht und denke auch nicht darüber nach. Drogen zu nehmen ist heute so weit weg von meinem Leben. Ich liebe das Leben, das ich nüchtern führe. Da haben Drogen einfach keinen Platz mehr.
Gelegentlicher Konsum macht für mich keinen Sinn, weil ich erkannt habe, dass er mir nichts Positives bringt. Stattdessen genieße ich die Klarheit und Kontrolle, die ich durch vollständige Abstinenz habe. Mein Leben ist erfüllend und ich brauche keine Drogen, um mich gut zu fühlen oder Spaß zu haben.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Umstellung zur Abstinenz war anfangs nicht ganz einfach, vor allem weil ich noch Zeit mit meinem alten Freundeskreis verbrachte. Dort wurde weiterhin konsumiert, und ich musste mir teilweise Sprüche anhören wie 'Warum kiffst du denn nicht mehr?' oder 'Komm schon, zieh mal wieder einen durch'. Wenn man den Konsum so direkt vor Augen hat, braucht es wirklich viel Willenskraft, um standhaft zu bleiben.
Als Konsequenz habe ich immer weniger Zeit mit diesem Freundeskreis verbracht, bis wir uns schließlich gar nicht mehr gesehen haben. Dieser Prozess dauerte etwa 3-4 Monate. Mit der Zeit wurde es leichter, da die Abstände zwischen den Treffen immer größer wurden. Wenn ich alleine oder mit anderen, nicht konsumierenden Freunden zusammen war, dachte ich meistens gar nicht ans Kiffen. Nur gelegentlich kam der Gedanke auf: 'Jetzt ein Joint wäre schon entspannt'. Aber je länger ich abstinent blieb, desto seltener wurden diese Gedanken.
Die größte Herausforderung war definitiv, mich von meinem alten Umfeld zu distanzieren. Das war nicht nur eine Frage der Abstinenz, sondern auch eine soziale Umstellung. Gleichzeitig war es aber auch eine Chance, neue Beziehungen aufzubauen und mich auf Freundschaften zu konzentrieren, die nicht vom Konsum geprägt waren.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Bei meiner Umstellung zur Abstinenz habe ich keine direkte Hilfe von außen in Anspruch genommen. Die Entscheidung, mit dem Konsum aufzuhören, traf ich selbständig und setzte sie aus eigener Kraft um.
Obwohl ich keine aktive Unterstützung hatte, spielte meine Leidenschaft für den Sport eine entscheidende Rolle. Der Wunsch, meine sportlichen Ziele zu erreichen, war eine starke Motivation, die mir half, auf Kurs zu bleiben. Zudem bot mir der Sport eine positive Alternative und eine Struktur, die den Übergang zur Abstinenz erleichterte.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Meine Freunde aus dem Konsumkreis waren nicht begeistert von meiner Entscheidung. Sie versuchten, mich zum Mitkiffen zu überreden und ich musste mir dumme Sprüche anhören, wurde sogar als 'Lappen' bezeichnet. Das war nicht einfach, hat mich aber in meiner Entscheidung bestärkt. Der Rest meines Umfelds hat von der Umstellung nicht viel mitbekommen, da ich meinen Konsum vorher gut verborgen hatte.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nach meiner Auffälligkeit hatte ich anfangs noch Kontakt zu meinen Drogenbekannten. Wie ich bereits erwähnt habe, haben wir uns dann aber nach und nach auseinandergelebt. Dieser Prozess war wichtig für meine Entwicklung und meine Entscheidung, abstinent zu bleiben. Inzwischen habe ich schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zu den Leuten, mit denen ich damals konsumiert habe.
Diese Veränderung in meinem sozialen Umfeld war ein wesentlicher Teil meiner Umstellung auf ein drogenfreies Leben. Es hat mir geholfen, mich von Situationen und Einflüssen fernzuhalten, die möglicherweise meine Abstinenz gefährdet hätten.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, ich habe nach meiner Auffälligkeit miterlebt, wie meine Bekannten Drogen konsumiert haben. Mein damaliger Freundeskreis hat weiterhin Drogen genommen, auch wenn ich mich dafür entschieden hatte, abstinent zu leben. Diese Situationen waren anfangs sicherlich herausfordernd für mich. Es erforderte Willenskraft und eine klare Haltung meinerseits, um in solchen Momenten standhaft zu bleiben und nicht rückfällig zu werden.
Diese Erfahrungen haben letztendlich dazu beigetragen, dass ich mich, wie bereits erwähnt, von diesem Freundeskreis distanziert habe. Es wurde mir klar, dass ein dauerhafter enger Kontakt zu konsumierenden Freunden meine Abstinenz gefährden könnte.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich habe nicht vor, wieder mit dem Kiffen anzufangen. Heute sind mir meine Gesundheit, meine Beziehung und meine Arbeit sehr wichtig. Ich habe erkannt, dass Kiffen mir nicht gut tut und mein Leben negativ beeinflusst hat. Deshalb hat Drogenkonsum in meinem Leben einfach keinen Platz mehr. Ich konzentriere mich auf die positiven Aspekte meines drogenfreien Lebens und werde das auch in Zukunft so beibehalten.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein, ich habe kein Cannabis zu Hause.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Für mich ist es absolut klar, dass ich niemals unter Drogen- oder Alkoholeinfluss Auto fahren werde. Ich bin mir der Risiken vollständig bewusst und werde unter keinen Umständen mein Leben oder das anderer Menschen gefährden. Zusätzlich lebe ich ohnehin in Abstinenz, daher sollte ich gar nicht erst in die Lage kommen, unter Einfluss von Drogen zu fahren. Meine Entscheidung für ein drogenfreies Leben ist die grundlegendste und wirksamste Maßnahme, um eine solche Situation zu verhindern.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine konkreten Gedanken gemacht, da ich fest entschlossen bin, abstinent zu bleiben. Aber ich verstehe, wie wichtig es ist, aufmerksam zu bleiben und mein Verhalten im Auge zu behalten. Warnsignale könnten sein, wenn ich anfange, meinen früheren Konsum zu verharmlosen oder in Stresssituationen an Drogen als 'Lösung' denke. Sollte ich solche Gedanken bemerken, würde ich meine Motivation für die Abstinenz reflektieren. Außerdem kann ich mit meiner Freundin über alles reden. Sie kennt meine Vorgeschichte und würde mich sicher unterstützen, wenn ich Zweifel oder Probleme hätte.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Aktuell trinke ich fast nie Alkohol. Mein Konsum beschränkt sich auf sehr spezielle Anlässe wie zum Beispiel Hochzeiten. Selbst bei solchen Gelegenheiten trinke ich nur in Maßen, typischerweise nicht mehr als 1-3 Bier über einen ganzen Abend verteilt.