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TF 1,37 Promille mit dem E-Scooter - Ersttäterin - Keine Ausfallerscheinungen

Marielle

Neuer Benutzer
Hallo zusammen,

ich habe am 19.11. meine MPU beim TÜVNord und fühle mich mit meiner Auseinandersetzung eigentlich ganz gut vorbereitet. Dennoch wollte ich euch gerne um eure Einschätzung geben, was ich vielleicht noch verbessern könnte. Dankeschön schon einmal für eure Hilfe!:)

Zur Person
Geschlecht: weiblich
Größe: 172
Gewicht: 62
Alter: 28

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 16.03.2023
BAK: 1,37
Trinkbeginn: 23:30 Uhr
Trinkende: 02:30 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 03:30 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: -
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht: nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein

Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Kann die Untersuchte trotz der Hinweise auf Alkoholmissbrauch ein Kraftfahrzeug der Gruppe 1 sicher führen? Ist insbesondere nicht zu erwarten, dass sie ein Kfz unter Alkoholeinfluss fahren wird?


Bundesland:
Nordrhein-Westfalen


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Ja, 1x im Monat (Durchschnitt) maximal 2 Standardgläser, d.h. je 200ml Weißweinschorle, in der 100ml Weißwein und 100ml Wasser enthalten sind, oder 400 ml Mischbier (Radler oder Colabier) á 2,5% oder 1 Glühwein oder 1 Sekt

Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja, allerdings erst ab Oktober 2024. Ich müsste eigentlich keine Abstinenz nachweisen (so die Verkehrspsychologin und Beratungsstelle des TÜVNords), da meine BAK nicht „so hoch“ war und auch vollständige Abstinenz auch nicht das Ziel sein muss, sondern kontrolliertes Trinken.
Urinscreening ja/nein: nein
PEth-Analytik ja/nein: nein
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein, das wurde mir nicht geraten. Sollte ich das eurer Meinung nach noch nachholen?

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: ja, das hatte aber „eigentlich nichts“mit der MPU an sich zu tun, d.h. zu Beginn der Therapie wusste ich noch gar nicht, dass ich eine MPU machen muss. Indirekt hatte es schon etwas mit meinem Trinkverhalten zu tun insofern, weil ich die Therapie mache, da es mir längere Zeit psychisch nicht gut ging und ich das gern aufarbeiten wollte.
Keine Ahnung:

MPU
Datum: 19.11.2024
Welche Stelle (MPI): TÜV Nord
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein

Der ausführlichere Teil folgt!
 
Hier nun der lange Fragebogen:
Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Am 16.03.2023 bin ich um 3 Uhr von der Polizei aufgrund einer allgemeinen Verkehrskontrolle angehalten worden, als ich nach einem Geburtstag auf einem E-Scooter auf dem Weg nach Hause war. Nachdem der Atemalkohol mit 1,1 genau an der Grenze zur Straftat lag, wurde ich von der Polizei zur Blutabnahme ins Krankenhaus gebracht. Anschließend haben mich die Beamten nach Hause gebracht, wo ich ihnen meinen Führerschein ausgehändigt habe.

An diesem Tag war ich erst bei einer Veranstaltung der Uni, bei dem ich ein Orientierungsprogramm mit Auslandsstudierenden durchgeführt habe. Das ging bis etwa 23 Uhr. Bis dahin habe ich nichts getrunken. Von da aus bin ich zu dem Geburtstag einer Freundin in einen Irish Pub in der Innenstadt gelaufen. Dort habe ich dann ab 23:30 Uhr– 1 Uhr folgendes getrunken: 2 Gläser Wein á jeweils 200 ml (4 SG), 2 Schnäpse Limoncello á 20ml (2 SG). Gegen 1 Uhr sind wir dann weiter gegangen in eine andere Kneipe. Dort habe ich dann zwischen 1:15 – 2:30 Uhr folgendes getrunken: 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG), 1 Schnaps Limoncello á 20ml (1 SG), 1 Bier 200 ml (1 SG)

Insgesamt habe ich an dem Abend also 10 Standardgläser getrunken, was bei meinem Gewicht (62 kg) als Frau einen Wert von 2 Promille ergibt. Die Abbauzeit lag zwischen 00:30 – 03:30 Uhr, also 3 h. Da ich die MPU beim TÜV mache, habe ich mit 0,1 Abbau / Stunde gerechnet. Dann wäre ich bei 1,7 minus dem Resorptionsdefizit.

In der Kneipe hatte ich einen Streit mit meinem ehemaligen Nachbarn. Meine Mitbewohner wollten dann gegen 2:15 / 2:30 Uhr nach Hause da wir uns ein Taxi teilen wollten, habe ich sie gebeten, noch kurz auf mich zu warten. Als ich dann gegen viertel vor 3 rausgekommen bin, sind meine Mitbewohner schon ohne mich gefahren. Ich bin dann erst zum Busbahnhof gelaufen. Dort habe ich dann aber festgestellt, dass keine Nachtbusse und Straßenbahnen mehr fuhren. Dann bin ich zum Hbf gelaufen, um ein Taxi zu nehmen. Dort habe ich gesehen, dass es nur Taxen mit männlichen Taxifahrern gab. Weil ich selbst schon 2 Mal schlechte Erfahrungen mit männlichen Taxifahrern gemacht habe, habe ich mich gegen eine Fahrt mit dem Taxi entschieden. Ich habe dann abgewogen, zu laufen. Da ich aber knapp 5 km allein als Frau und davon ein Stück durch einen Wald hätte laufen müssen, kam das für mich nicht in Frage. Dann stand dort der E-Scooter und ich habe das als für mich besten Weg eingeschätzt, noch nach Hause zu kommen. Ich bin dann mit dem E-Scooter etwa 400 m weit gefahren. Dort stand ein Polizeiwagen, die mich dann aufgrund einer allgemeinen Verkehrskontrolle rausgezogen hat.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
  • Um 23:30 Uhr 2 Gläser Wein á jeweils 200 ml (4 SG), 2 Schnäpse Limoncello á 20ml (2 SG).
  • Zwischen 1:15 – 2:30 Uhr 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG), 1 Schnaps Limoncello á 20ml (1 SG), 1 Bier 200 ml (1 SG)
  • Insgesamt 10 Standardgläser, was bei mir 2 Promille entspricht.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin 400 m gefahren und wollte 4,5-5km fahren
 
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mich angetrunken gefühlt. D.h. ich habe den Alkoholeinfluss schon gemerkt, mich aber nicht betrunken gefühlt.

5. Wie haben sie die Alkoholfahrt vermeiden wollen?
Eigentlich wollte ich mit dem Taxi gemeinsam mit meinen Mitbewohnern nach Hause fahren.

6. Haben Sie schon mal unter Alkoholeinfluss am Straßenverkehr teilgenommen?
Als Jugendliche bin ich früher ein paar Mal dem Fahrrad vom Vortrinken zu irgendwelchen Schützenfesten oder Clubs gefahren. Wenn ich bei Freundinnen geschlafen habe und am nächsten Morgen dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin, ist es im Rückblick betrachtet bestimmt vorgekommen, dass ich RA im Blut hatte und noch nicht Fahrrad hätte fahren sollen. Wenn ich wusste, dass ich Auto fahre, habe ich nie etwas getrunken.

7. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 15 habe ich ein Radler getrunken, fand es aber nicht lecker. Dann mit 16 habe ich angefangen, regelmäßig Alkohol zu trinken.

8. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
  • 16-19 J. Schulzeit: 2 Mal im Monat an Wochenenden jeweils 4 Mischbier (2 SG), 2 Mischgetränke (z.B. RumCola) (2 SG), 1-2 Schnäpse (1-2 SG), d.h. 6-7 SG, d.h. 1,2-1,4 Promille
  • 19-21 J. Ausbildung: 1 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – ab dann keine Mischgetränke mehr – insgesamt 5 SG = 1 Promille
  • 22-23 J. Studium: 2 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – insgesamt 5 SG = 1 Promille (d.h. Trinkmenge wie in der Ausbildung aber häufiger getrunken)
  • 24-25 J. Studium während Corona: alle Sechs Monate 1 Glas Wein á 200 ml (=2 SG).
  • 26 J. vor meinem Auslandssemester: 2 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – insgesamt 5 SG = 1 Promille (d.h. Trinkmenge wie 22-23 J., aber häufiger)
  • 26/27 J. Auslandssemester und bis Trunkenheitsfahrt: Höchste Trinkmenge, jedes Wochenende 1 Flasche Wein á 750 ml und 2-3 einfache Schnäpse = insgesamt 9,5-10,5 SG
Nach der TF habe ich Stück für Stück weniger getrunken, weil ich gemerkt habe, dass mir die Trinkmenge nicht guttut:
  • März 23- August 23: 2-mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) aber keinen Schnaps mehr – insgesamt 4 SG = 0,8 Promille
  • Sep-Dezember 23 Auslandspraktikum: insgesamt 1 Mal 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG also 0,4 Promille). Das war eine Menge, mit der es mir gut ging. Ich hatte im Auslandspraktikum auch mehr Zeit/Raum, mich meinen Problemen zu stellen.
  • Seit Januar 2024 trinke ich durchschnittlich 1x Monat (d.h. es gibt Monate, in denen ich gar nicht trinke. Im Dezember gibt es dafür bspw. 2 Trinkanlässe (1x Weihnachtsmarktbesuch und Silvester)).
9. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Damals jedes Wochenende 1 Flasche Wein á 750 ml und 2-3 Schnäpse á 20 ml = insgesamt 9,5-10,5 SG

10. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In Bars / Kneipen oder bei Freundinnen zuhause, immer mit Freundinnen

11. Warum haben Sie getrunken?
Als ich angefangen habe darüber nachzudenken, warum ich so viel getrunken habe, dachte ich „klischeehaft“ erst, ich möchte Freude spüren oder verdränge damit meine negativen Gefühle. Mit der Aufarbeitung ist mir aber aufgefallen, dass das nie geklappt hat. Ich bin mit dem Alkoholkonsum immer traurig geworden, es sind immer viele schlimme Gedanken hochgekommen, wenn ich getrunken habe, sodass man eigentlich sagen würde „Ok warum trinke ich dann, wenn ich dann ja traurig werde?“. Mit der Auseinandersetzung habe ich dann festgestellt, dass ich getrunken habe, um traurig zu sein. Was komisch klingt, aber ich habe mir im Alltag nie die Zeit und den Raum genommen, meine negativen Gefühle, vor allem meine Traurigkeit zu fühlen und zu verarbeiten, mit anderen zu teilen. Ich habe meine negativen Gefühle weggedrängt und wollte nicht wahrhaben, dass mir bestimmte Erlebnisse so zusetzen. So dachte ich lange Zeit, dass der erhöhte Alkoholkonsum was mit dem Auslandssemester zu tun hatte. Wenn ich aber jetzt in dieses Jahr 2021/2022 schaue, da sind schlimme Sachen passiert, die ich nicht richtig verarbeitet habe: Im Winter 2021/22 hat mein Vater Krebs bekommen. Im Frühjahr 2022 habe ich mich von meinem damaligen Freund getrennt, und im Herbst 2022 haben meine Eltern sich getrennt. D.h. es gab sehr viele einschneidende Ereignisse, mit denen ich mich hätte auseinandersetzen müssen. Das habe ich nüchtern aber lange nicht gemacht, sondern habe den Alkohol missbraucht, um diese Traurigkeit rauslassen zu können und mich anderen gegenüber zu öffnen. Ich hatte nüchtern lange das Gefühl, dass meine negativen Emotionen eine Last für mich und andere sind, weil mir das von meinen Eltern immer so vermittelt wurde (ich durfte als Kind bspw. nie weinen usw.).

Dadurch ging es mit mit dem Alkoholkonsum zwar „schlecht“, weil Traurigkeit sich natürlich erstmal nicht gut anfühlt. Es hat mich aber entlastet, weil ich endlich weinen konnte und Gefühle zulassen konnte, die nüchtern keinen Raum gefunden haben.
 
12. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bis 2 SG (also bspw. 200 ml Wein) war „alles gut“, d.h. gelockerte Stimmung, ich habe mich ungehemmt gefühlt. Ab 3 SG wurde ich dann immer traurig. Am nächsten Tag hatte ich häufig einen Kater, vor allem aber einen “psychischen Kater“, ich habe mich abgeschlagen gefühlt und hatte ein schlechtes Gewissen/Wut über meine Traurigkeit.

13. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, gab es nicht

14. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Auf mein Umfeld hatte mein Alkoholkonsum keinen großen Einfluss, weil dort einerseits Leute waren, die auch getrunken haben und andererseits Leute, die nichts trinken. D.h. in meinem Freundeskreis war/ist beides normal und sie haben nicht so sehr darauf reagiert. Auf mein Leben hatte der Alkoholkonsum insofern Einfluss, als dass ich die nächsten Tage nach dem Trinken mehr Energie auf das Auskatern verbracht habe, d.h. weniger Zeit für anderes hatte.

15. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ja, in meiner Jugend, in einigen Zeiten im Studium vor allem während des Auslandssemesters.

16. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, mit 17 einmal auf dem Geburtstag einer Freundin. Da habe ich mich übergeben und meine Mutter musste mich abholen.

17. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während der ersten Coronazeit zwischen Februar 2020 – September 2021. Ich habe in der Zeit nicht gar nichtgetrunken, aber sehr wenig, d.h. maximal 1 Glas Wein á 200 ml in 6 Monaten, weil ich in der Zeit viel Zeit für mich und meine Gefühle hatte. Es ging mir gut, ich habe in meiner Beziehung viel geredet und hatte daher den Alkohol nötig für den Grund, für den ich ihn während der Zeit der TF benutzt habe.

18. In welcher Kategorie eines alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Früher haben diejenigen zu viel getrunken, die „mehr als ich trinken“. Ich habe mir vor allem im Auslandssemester immer gesagt, dass das jetzt nur hier so ist, dass das vorbei ist, sobald ich wieder zuhause bin. Ich habe nicht einsehen wollen, dass es nicht die äußeren Umstände des Auslandsemesters waren, sondern mein Umgang mit meinen Gefühlen, dass ich unterdrückt diese habe, die zu dem missbräuchlichen Alkoholkonsum geführt hat. Heute sehe ich, wie viel Alkohol und wie oft und in erster Linie auch aus welchem Grund ich getrunken habe. Den Grund habe ich lange Zeit verdrängt, aber jetzt aufgearbeitet.

19. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)Ja, zu geplanten Anlässen (Geburtstage, (Silber)Hochzeiten, Weihnachtsmarktbesuch etc.).
Ich plane maximal 12 Trinkanlässe im Jahr, d.h. 1x im Monat. Zu diesen trinke ich entweder Weinschorlen (100ml Wein und 100ml Wasser), Mischbier (Radler oder Colabier), Sekt oder auf dem Weihnachtsmarkt 1 Glühwein á 200 ml. Ich trinke maximal 2 SG, sodass ich nicht über 0,4 Promille komme.

20. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken

Am 06.10. auf dem Geburtstag einer Freundin habe ich ein Glas Sekt á 100 ml getrunken.

21. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein

22. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke Alkohol heute als Genussmittel in Maßen (d.h. für mich maximal 200 ml Wein, 400ml Mischbier oder 200ml Sekt pro Trinkanlass). In diesen Mengen fühle ich mich gut. Ich nutze Alkohol nicht mehr als „Entlastung“, um negative Gefühle zu spüren, sondern setze mich bewusst mit diesen auseinander und teile sie mit meinen Liebsten, auch wenn das manchmal wehtut.


23. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich habe vorher verdrängt und nicht einsehen wollen, dass mein Alkoholkonsum problematisch ist. Ich habe mich nach der TF dann mit den Gründen auseinandergesetzt und für mich herausgefunden, dass ich meine Gefühle nüchtern aufarbeiten muss. Ich möchte mich ohne Alkohol mit meinen Gefühlen auseinandersetzen und mich anderen öffnen. In der Zeit vor der TF habe ich den Alkohol „gebraucht“, um mit meinen negativen Gefühlen Raum zu geben. In dieser Zeit, in der ich so überwältigt war von allem negativen, das in den Monaten zuvor passiert ist, war das meine (wie ich jetzt weiß schlecht gewählte) Umgangsweise.
 
24. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Mein Trinkverhalten hat sich nach der TF immer weiter reduziert, weil ich bemerkt habe, dass mir mein Alkoholkonsum nicht guttut. Ich habe dann die Alkoholmengen und Trinkanlässe immer weiter reduziert und bis zu der Menge, bei der ich jetzt seit September 2023 bin und mit der es mir gut geht. Meine Verhaltensänderung hat zu Beginn also eher „intuitiv“ stattgefunden, weil ich selbst gemerkt habe, dass es mir mit den Trinkmengen zu der zeit nicht mehr gut geht. Nachdem ich dann festgestellt habe, dass es mir damit besser geht, habe ich mich stärker mit den Ursachen auseinandergesetzt, warum ich überhaupt so viel getrunken habe, wenn es mir nicht nur danach mit dem Kater, sondern auch währenddessen eigentlich immer „schlecht“ ging, d.h. ich eigentlich immer traurig war. Für die Änderung des Trinkverhaltens war daher eine Veränderung meines allgemeinen Verhaltens nötig. Ich habe angefangen, jeden Abend ein kleines Tagebuch zu führen, in denen ich meine positiven und negativen Erlebnisse und Gefühle des Tages aufschreibe. Ich nehme mir bewusst Zeit für meine Gefühle und teile sie mit Leuten, die mir nahestehen. Ich habe mir im Mai professionelle Hilfe gesucht (ambulante Psychotherapie), um meine Erlebnisse aufzuarbeiten. Das hätte ich gerne schon eher gemacht, wusste aber, dass ich bald umziehen würde und die Suche nach psychotherapeutischen Plätzen ja i.d.R. immer einige Zeit dauert.
Die Umstellung habe ich als erleichternd aber auch anstrengend erlebt. Nicht aufgrund des fehlenden Alkoholkonsums, sondern weil die Aufarbeitung mit meinen negativen Gefühlen natürlich Zeit und vor allem Kraft kostet. Es ist anstrengend aber auch sehr entlastend, endlich freier mit meinen Gefühlen umgehen zu können!


25. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Neben den physischen Auswirkungen aufgrund von weniger Alkohol (körperlich fitter, mehr Zeit und Energie für Sport z.B.), kann endlich offener mit meinen Gefühlen umgehen, was auch Leute in meinem Umfeld sehr freut! Vor allem nahestehende Personen sagen mir, wie viel offener ich jetzt mit ihnen rede.


26. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Das ist für mich zweigeteilt: Einmal bezogen auf mein allg. Verhalten in bezug auf meine Gefühle (als Ursache für den missbräuchlichen Alskoholkonsum) und zweitens das Trinkverhalten selbst:
  • Ich nehme mir Zeit für meine Gefühle und teile sie mit anderen. Bei „Warnsignalen“, dass ich wieder in alte Muster verfalle bzgl. des Umgang mit meinen Gefühlen (d.h. viel arbeiten, wenig Zeit für mich und meine Gefühle nehmen, mich anderen gegenüber verschließen), nehme ich mich raus, sage Termine ab und suche die Nähe zu nahestehenden Personen. Ich habe zudem in meiner Psychotherapie (Verhaltenstherapie) gelernt / Techniken an die Hand bekommen, wie ich mit Stresssituationen in Zukunft umgehen kann. Das habe ich bei der letzten Situation, die mich belastet hat (ich habe herausgefunden, dass mein Freund mich betrogen hat) auch gut umsetzen können (August 24). Ich habe mich dann viel mit meinen Gefühlen auseinandergesetzt (was schmerzhaft war) und diese vor allem geteilt (sowohl mit Freundinnen als auch mit meinem Freund). Ich habe noch etwas daran „zu knabbern“ aber ich verdränge die Gefühle nicht mehr.
  • Ich habe mir mit einem Trinkkalender feste Tage gesetzt, an denen ich trinke (wenn ich mich in dem Moment danach fühle). Diese sind für die nächsten Wochen/Monate festgesetzt, es gibt kein spontanes trinken. Ich habe die maximale Menge an Alkohol gesetzt, die ich trinken würde (2 SG) und die genaue Art des Alkohols (s.o.)

27. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ich glaube, eine 100% Sicherheit kann es niemals geben. Ich weiß aber, wo meine „Gefahren“ liegen (viele negative Ereignisse, viel Stress, wenig abgrenzen von Menschen, die mir niht guttun). Und vor allem weiß ich, auf welche Warnsignale ich achten muss (wenig zeit für mich, viel arbeiten und Dinge machen zur Ablenkung, keine Zeit für mich und meine Gefühle nehmen) wie ich darauf reagieren muss (rausnehmen, Termine absagen, mich nahestehenden Personen anvertrauen, ggf. wieder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen).

28. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Neben der Planung, wann genau ich trinke und wie ich nach Hause komme, lasse ich es gar nicht erst zu höheren Alkoholmengen als 0,4 Promille kommen. Das hat jetzt seit September 2023 auch sehr gut geklappt. Dann laufe ich nicht Gefahr, unvernünftig zu werden.



Eine abschließende Nachfrage:

Ich wusste bis August nicht, dass ich eine MPU machen muss und mir wurde bei Beratungsgesprächen auch gesagt, dass es aufgrund der verhältnismäßig „geringen“ BAK und Ersttäterschaft sehr unwahrscheinlich wäre. Als ich dann wusste, dass ich eine machen muss, hieß es erst, ich müsste keine HA nachweisen (Erstgespräch beim TÜVNord). In einem zweiten Gespräch (dann mit VP) sollte ich doch besser eine HA nachweisen. Den Termin habe ich dann erst für den 22.10. bekommen. D.h. die HA ist unauffällig, ich habe aber natürlich jetzt nur mit der Blutuntersuchung bei der MPU 4 Monate nachgewiesen. Denkt ihr, dass das problematisch sein könnte? Ich ärger mich etwas, weil ich die HA auch vorher schon hätte machen können. Mir wurde aber gesagt, ich müsste wahrscheinlich keine MPU machen und dann, dass ich keine HA brauche. Und just aus Spaß mache ich natürlich keine HA. Was denkt ihr?




Vielen vielen Dank für eure Hilfe!!
 
Hallo Marielle.
Also ich weiss nicht, aber 1,37 Promille wenig Alkohol??:smiley1659:
Manche Leute liegen bei der Promillezahl unter'm Tisch. Ich fand meine Promille 0,9 auch gering-aber ich hab es hinnehmen (müssen) dürfen.
Ich möchte dich nicht verunsichern.
Aber ich glaube Du gehst in Sachen Alkohol etwas zu lässig um.:smiley2204:
Du wirst sicherlich von den Profis (z.B.admin)hier noch Ratschläge bekommen.
Wünsche Dir alles gute.:smiley711:
Viel Erfolg
 
Hallo barns13,

du meinst wegen der Haaranalyse oder was genau? Ich sage gar nicht, dass ich 1,37 Promille wenig finde.Das ist es ganz bestimmt nicht und ich trinke seit September 2023 wie gesagt auch nur noch maximal 200ml Wein im Monat und komme damit gut klar. Aber ich habe mich ja auf die Angaben und Einschätzungen des Beraters und der VP verlassen. Dort wurde mir gesagt, dass 1,37 Promille "wenig" sein im Vergleich was man als Gutachter sonst sieht (das waren nicht meine Worte :)). Das heißt nicht, dass ich denke dass 1,37 Promille unproblematisch sind.

Hast du abgesehen davon eine Einschätzung zu meiner Aufarbeitung?Das würde mir bestimmt helfen :)

Danke!

Unnötiges Vollzitat des Vorpostings gelöscht *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Marielle. Es wird sich heute bestimmt noch jemand melden. Spätestens heute Nacht :smiley711: .
Ich bin in Sachen Beurteilung vorsichtig.
Ich lese aber oft Trinkanlässe 12x(?) Is glaub ich zuviel. Wie gesagt da wird sich noch Profi vom Forum melden.
Mfg:smiley200::smiley138:
 
Hallo und guten Tag Marielle
Darf ich fragen warum bei dir unter 1.6 Promille eine mpu angeordnet wurde?
Die Mengen beim KT erscheinen mir zu hoch bzw der Anlass Weihnachtsmarkt zu gewöhnlich.
 
Hallo petermünchen,

die mpu wurde aufgrund der fehlenden Ausfallerscheinungen angeordnet. Ich habe mich bei der Kontrolle zu "gefasst" gezeigt, konnte also alle Aufgaben ohne Probleme erfüllen, was auf eine erhöhte Alkoholtoleranz und damit auf einen missbräuchlichen Alkoholkonsum hinweist.

Ah ok, ich habe mich bei den mengen und Häufigkeiten an den Angaben hier im Forum und an denen, die mir in der Vorbereitung mitgeteilt wurde, orientiert.

Der Weihnachtsmarktbesuch ist Teil einer Familienfeier, im Rahmen derer wir immer auf den Weihnachtsmarkt gehen.

Unnötiges Vollzitat des Vorpostings gelöscht *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mir hat es sehr geholfen hier im Forum möglichst viel zu lesen.
Dann wirst du vieles verstehen, auch wie eng die Grenzen bei KT gefasst sind.
Auf jeden Fall wird sie SHG Abstinenz fordern .
Das ist auf jeden Fall eine gute Strategie.
 
Hallo Marielle,
ich hab mir deinen FB schon mal angeschaut, wenn kein anderer es vorher macht, würde ich ihn morgen Abend durchgehen.
Es ist natürlich ein wenig verwunderlich, dass du bei deiner Trinkhistorie, die vergleichsweise im begrenzten Bereich ist, ohne Ausfallerscheinungen agiert hast. Da mag das übliche "Zusammenreißen" dazu gekommen sein, dass man sich besser stellen wollte und damit unfreiwillig das Ganze schlechter macht.
Ich musste übrigens erst mal deine Abkürzung "SG" ergründen, die war mir noch nicht geläufig. Aber ich würde jetzt schon mal sagen, dass KT eine durchaus gangbare Variante ist und 12 Termine im Jahr üblich sind. Man muss ja nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen.
 
Ganz wichtig für dich ist, um in Hypothese A3 zu kommen, dass du nach der TF eine ca. 3-monatige Trinkpause eingelegt hast.
Dann muss es für dich ja auch nicht kT als Strategie sein, sondern „risikoarmer Konsum“.
 
Hallo Marielle,

ich hab jetzt deinen FB noch einmal ausführlich durchgelesen und finde ihn schon mal gar nicht schlecht, wenn auch in manchen Bereichen etwas ungewöhnlich. Da kommen wir noch drauf.
Hier nun der lange Fragebogen:
Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Am 16.03.2023 bin ich um 3 Uhr von der Polizei aufgrund einer allgemeinen Verkehrskontrolle angehalten worden, als ich nach einem Geburtstag auf einem E-Scooter auf dem Weg nach Hause war. Nachdem der Atemalkohol mit 1,1 genau an der Grenze zur Straftat lag, wurde ich von der Polizei zur Blutabnahme ins Krankenhaus gebracht. Anschließend haben mich die Beamten nach Hause gebracht, wo ich ihnen meinen Führerschein ausgehändigt habe.

An diesem Tag war ich erst bei einer Veranstaltung der Uni, bei dem ich ein Orientierungsprogramm mit Auslandsstudierenden durchgeführt habe. Das ging bis etwa 23 Uhr. Bis dahin habe ich nichts getrunken. Von da aus bin ich zu dem Geburtstag einer Freundin in einen Irish Pub in der Innenstadt gelaufen. Dort habe ich dann ab 23:30 Uhr– 1 Uhr folgendes getrunken: 2 Gläser Wein á jeweils 200 ml (4 SG), 2 Schnäpse Limoncello á 20ml (2 SG). Gegen 1 Uhr sind wir dann weiter gegangen in eine andere Kneipe. Dort habe ich dann zwischen 1:15 – 2:30 Uhr folgendes getrunken: 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG), 1 Schnaps Limoncello á 20ml (1 SG), 1 Bier 200 ml (1 SG)

Insgesamt habe ich an dem Abend also 10 Standardgläser getrunken, was bei meinem Gewicht (62 kg) als Frau einen Wert von 2 Promille ergibt. Die Abbauzeit lag zwischen 00:30 – 03:30 Uhr, also 3 h. Da ich die MPU beim TÜV mache, habe ich mit 0,1 Abbau / Stunde gerechnet. Dann wäre ich bei 1,7 minus dem Resorptionsdefizit.

In der Kneipe hatte ich einen Streit mit meinem ehemaligen Nachbarn. Meine Mitbewohner wollten dann gegen 2:15 / 2:30 Uhr nach Hause da wir uns ein Taxi teilen wollten, habe ich sie gebeten, noch kurz auf mich zu warten. Als ich dann gegen viertel vor 3 rausgekommen bin, sind meine Mitbewohner schon ohne mich gefahren. Ich bin dann erst zum Busbahnhof gelaufen. Dort habe ich dann aber festgestellt, dass keine Nachtbusse und Straßenbahnen mehr fuhren. Dann bin ich zum Hbf gelaufen, um ein Taxi zu nehmen. Dort habe ich gesehen, dass es nur Taxen mit männlichen Taxifahrern gab. Weil ich selbst schon 2 Mal schlechte Erfahrungen mit männlichen Taxifahrern gemacht habe, habe ich mich gegen eine Fahrt mit dem Taxi entschieden. Ich habe dann abgewogen, zu laufen. Da ich aber knapp 5 km allein als Frau und davon ein Stück durch einen Wald hätte laufen müssen, kam das für mich nicht in Frage. Dann stand dort der E-Scooter und ich habe das als für mich besten Weg eingeschätzt, noch nach Hause zu kommen. Ich bin dann mit dem E-Scooter etwa 400 m weit gefahren. Dort stand ein Polizeiwagen, die mich dann aufgrund einer allgemeinen Verkehrskontrolle rausgezogen hat.
Hier könnte natürlich die Frage kommen, was für schlechte Erfahrungen das mit männlichen Taxifahrern waren, die so gravierend gewesen sind, dass du es auf eine TF hat ankommen lassen. Du musst immer bedenken, für einen GA ist sowas Anlass für Nachfragen und einer möglichen Problematisierung. Ich will dir gewiss nix einreden, aber u.U. kannst den Teil mit dem Taxi auch einfach ganz raus lassen. Das mit dem Laufen durch den Wald ist in meinen Augen eine nachvollziehbare Problematik.
Und warum sind deine Mitbewohnerinnen einfach ohne dich gefahren? Gabs da nen Grund? Es ist ja eher erstaunlich, dass niemand geschaut hat, wo du bleibst.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
  • Um 23:30 Uhr 2 Gläser Wein á jeweils 200 ml (4 SG), 2 Schnäpse Limoncello á 20ml (2 SG).
  • Zwischen 1:15 – 2:30 Uhr 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG), 1 Schnaps Limoncello á 20ml (1 SG), 1 Bier 200 ml (1 SG)
  • Insgesamt 10 Standardgläser, was bei mir 2 Promille entspricht.
Das wirst du ja mit deiner VP berechnet haben. Limoncello ist übrigens ein Likör, kein Schnaps.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin 400 m gefahren und wollte 4,5-5km fahren
Bist du schon häufiger E-Scooter gefahren? Das Ding verlangt ja auch eine gewisse Fertigkeit im Umgang.
 
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mich angetrunken gefühlt. D.h. ich habe den Alkoholeinfluss schon gemerkt, mich aber nicht betrunken gefühlt.
Das bestätigt die Zweifel zu deiner Fahreignung seitens der FSSt, dass du doch was gewohnt warst.
5. Wie haben sie die Alkoholfahrt vermeiden wollen?
Eigentlich wollte ich mit dem Taxi gemeinsam mit meinen Mitbewohnern nach Hause fahren.
Dazu schrieb ich ja schon was.
6. Haben Sie schon mal unter Alkoholeinfluss am Straßenverkehr teilgenommen?
Als Jugendliche bin ich früher ein paar Mal dem Fahrrad vom Vortrinken zu irgendwelchen Schützenfesten oder Clubs gefahren. Wenn ich bei Freundinnen geschlafen habe und am nächsten Morgen dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin, ist es im Rückblick betrachtet bestimmt vorgekommen, dass ich RA im Blut hatte und noch nicht Fahrrad hätte fahren sollen. Wenn ich wusste, dass ich Auto fahre, habe ich nie etwas getrunken.
Gut, du bist ja auch nicht mit dem Auto auffällig geworden. Wie wars mit dem E-Scooter? Bist du da auch schon alkoholisiert gefahren?
Ich hab immer so ein gewisses Magengrummen, wenn jemand nur Fahrten unter Rest-Alkohol hat und dann gleich bei der 1. "aktiven" Alkoholfahrt auffällig wird. Das stellt für mich ein gewisses Glaubwürdigkeitsdefizit dar.
7. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 15 habe ich ein Radler getrunken, fand es aber nicht lecker. Dann mit 16 habe ich angefangen, regelmäßig Alkohol zu trinken.
Böses Wort! "Regelmäßig" sollte dein Alkoholkonsum NIE gewesen sein.
8. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
  • 16-19 J. Schulzeit: 2 Mal im Monat an Wochenenden jeweils 4 Mischbier (2 SG), 2 Mischgetränke (z.B. RumCola) (2 SG), 1-2 Schnäpse (1-2 SG), d.h. 6-7 SG, d.h. 1,2-1,4 Promille
  • 19-21 J. Ausbildung: 1 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – ab dann keine Mischgetränke mehr – insgesamt 5 SG = 1 Promille
  • 22-23 J. Studium: 2 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – insgesamt 5 SG = 1 Promille (d.h. Trinkmenge wie in der Ausbildung aber häufiger getrunken)
  • 24-25 J. Studium während Corona: alle Sechs Monate 1 Glas Wein á 200 ml (=2 SG).
  • 26 J. vor meinem Auslandssemester: 2 Mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) und einen Schnaps (1 SG) – insgesamt 5 SG = 1 Promille (d.h. Trinkmenge wie 22-23 J., aber häufiger)
  • 26/27 J. Auslandssemester und bis Trunkenheitsfahrt: Höchste Trinkmenge, jedes Wochenende 1 Flasche Wein á 750 ml und 2-3 einfache Schnäpse = insgesamt 9,5-10,5 SG
Also eines würde ich auf jeden Fall schon mal gleich streichen, das ist die Anzahl der Promilleangaben. Das tut nix zur Sache. Die Einschätzung kannst du dem GA lassen. Wenn du schreibst, jedes Wochenende 1 Flasche Wein, hat die sich dann auf einen Abend oder mehrere verteilt? Die Erklärung, warum du ausgerechnet während Corona, was für so manchen hier Anlass für die MPU war, weniger getrunken hast, lieferst du ja noch im weiteren Verlauf. Sollte der GA da ein wenig stutzen, wirst du ihn darauf hinweisen, dass du das erklären kannst. Ich sag aber mal so: insgesamt sind das keine außerordentlichen Trinkmengen und dann auch "nur" am Wochenende. Da komm ich aber auch noch mal drauf.
Nach der TF habe ich Stück für Stück weniger getrunken, weil ich gemerkt habe, dass mir die Trinkmenge nicht guttut:
  • März 23- August 23: 2-mal im Monat am Wochenende 2 Gläser Wein á 200ml (4 SG) aber keinen Schnaps mehr – insgesamt 4 SG = 0,8 Promille
  • Sep-Dezember 23 Auslandspraktikum: insgesamt 1 Mal 1 Glas Wein á 200 ml (2 SG also 0,4 Promille). Das war eine Menge, mit der es mir gut ging. Ich hatte im Auslandspraktikum auch mehr Zeit/Raum, mich meinen Problemen zu stellen.
  • Seit Januar 2024 trinke ich durchschnittlich 1x Monat (d.h. es gibt Monate, in denen ich gar nicht trinke. Im Dezember gibt es dafür bspw. 2 Trinkanlässe (1x Weihnachtsmarktbesuch und Silvester)).
Das gehört an sich nicht direkt zu dieser Frage, weil da v.a. das Trinkverhalten bis zur TF aufgearbeitet werden soll, aber das Wissen darum ist ok. Was mich ein wenig wundert, ist, dass Bier überhaupt nicht vorkommt, aber bei deiner TF und bei deinem heutigen Trinkverhalten schon. Es mag nicht die größte Rolle für dich gespielt haben, aber erwähnenswert ist es schon auch in dieser Auflistung.
10. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In Bars / Kneipen oder bei Freundinnen zuhause, immer mit Freundinnen
Sind deine Mitbewohner auch alle weiblich? Mit denen hast du ja zumindest am Tag der TF getrunken. Aber schon mal gut: du hast nicht allein daheim getrunken.
11. Warum haben Sie getrunken?
Als ich angefangen habe darüber nachzudenken, warum ich so viel getrunken habe, dachte ich „klischeehaft“ erst, ich möchte Freude spüren oder verdränge damit meine negativen Gefühle. Mit der Aufarbeitung ist mir aber aufgefallen, dass das nie geklappt hat. Ich bin mit dem Alkoholkonsum immer traurig geworden, es sind immer viele schlimme Gedanken hochgekommen, wenn ich getrunken habe, sodass man eigentlich sagen würde „Ok warum trinke ich dann, wenn ich dann ja traurig werde?“. Mit der Auseinandersetzung habe ich dann festgestellt, dass ich getrunken habe, um traurig zu sein. Was komisch klingt, aber ich habe mir im Alltag nie die Zeit und den Raum genommen, meine negativen Gefühle, vor allem meine Traurigkeit zu fühlen und zu verarbeiten, mit anderen zu teilen. Ich habe meine negativen Gefühle weggedrängt und wollte nicht wahrhaben, dass mir bestimmte Erlebnisse so zusetzen. So dachte ich lange Zeit, dass der erhöhte Alkoholkonsum was mit dem Auslandssemester zu tun hatte. Wenn ich aber jetzt in dieses Jahr 2021/2022 schaue, da sind schlimme Sachen passiert, die ich nicht richtig verarbeitet habe: Im Winter 2021/22 hat mein Vater Krebs bekommen. Im Frühjahr 2022 habe ich mich von meinem damaligen Freund getrennt, und im Herbst 2022 haben meine Eltern sich getrennt. D.h. es gab sehr viele einschneidende Ereignisse, mit denen ich mich hätte auseinandersetzen müssen. Das habe ich nüchtern aber lange nicht gemacht, sondern habe den Alkohol missbraucht, um diese Traurigkeit rauslassen zu können und mich anderen gegenüber zu öffnen. Ich hatte nüchtern lange das Gefühl, dass meine negativen Emotionen eine Last für mich und andere sind, weil mir das von meinen Eltern immer so vermittelt wurde (ich durfte als Kind bspw. nie weinen usw.).

Dadurch ging es mit mit dem Alkoholkonsum zwar „schlecht“, weil Traurigkeit sich natürlich erstmal nicht gut anfühlt. Es hat mich aber entlastet, weil ich endlich weinen konnte und Gefühle zulassen konnte, die nüchtern keinen Raum gefunden haben.
Ich muss zugeben, das hab ich in meinen ganzen Jahren in den Foren noch nicht gehört. Zu trinken, um traurig sein zu können. Aber nun gut, du hast ja eine Verhaltenstherapie gemacht, da wirst du das ja auch angesprochen haben. Warum durftest du als Kind nicht weinen? Also der alte Spruch "ein Indianer kennt keinen Schmerz" ist doch meist eher gegenüber Jungs gefallen und das ist auch schon eine Zeit lang her.
Was sehr gut kongruiert, sind deine Trinkzeiten und -motive. Du hattest ja 2020-21 einen ausgesprochen niedrigen Konsum, aber dann kamen die Nackenschläge. Das erklärt natürlich per se schon einiges.
Gab es außer dem elterlichen Verbot, weinen zu dürfen, noch weiteres, was dich in deiner Aufarbeitung von belastenden Situationen gehindert hat?
Aber da bin ich echt gespannt auf dein Feedback nach der MPU, was der GA dazu sagt. Nicht falsch verstehen, ich find das schon interessant und glaubhaft, es ist aber ein eher ungewöhnlicher Ansatz.
 
12. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bis 2 SG (also bspw. 200 ml Wein) war „alles gut“, d.h. gelockerte Stimmung, ich habe mich ungehemmt gefühlt. Ab 3 SG wurde ich dann immer traurig. Am nächsten Tag hatte ich häufig einen Kater, vor allem aber einen “psychischen Kater“, ich habe mich abgeschlagen gefühlt und hatte ein schlechtes Gewissen/Wut über meine Traurigkeit.
Also das würde ich gern verstehen wollen, eine "Wut über meine Traurigkeit". Ich muss zugeben, da fehlt mir die Kompetenz. Aber ich halte es für kritisch, wenn du das so klar definierst, dass immer mit dem 3. Glas diese Traurigkeit kam. Klar war sie gewollt, aber das klingt ja fast schon provoziert.
13. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, gab es nicht
Wichtig für A3.
14. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Auf mein Umfeld hatte mein Alkoholkonsum keinen großen Einfluss, weil dort einerseits Leute waren, die auch getrunken haben und andererseits Leute, die nichts trinken. D.h. in meinem Freundeskreis war/ist beides normal und sie haben nicht so sehr darauf reagiert. Auf mein Leben hatte der Alkoholkonsum insofern Einfluss, als dass ich die nächsten Tage nach dem Trinken mehr Energie auf das Auskatern verbracht habe, d.h. weniger Zeit für anderes hatte.
Also da hab ich so ein bisschen Probleme, dass die Folgen (und das kommt noch mal) schon derart gravierend bei doch noch überschaubaren Trinkmengen waren. Da stellt sich die Frage, ob die Mengen nicht bisweilen doch noch höher waren. Und du hast ja eine gewisse Zeit ungefähr das Level wie bei der TF schon gehabt, da ist ein mehrtägiges Auskatern irgendwie nur teilweise glaubhaft. Dramatisier das lieber nicht.
16. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, mit 17 einmal auf dem Geburtstag einer Freundin. Da habe ich mich übergeben und meine Mutter musste mich abholen.
Nun gut, einmal geht. Ob ich bei deiner BAK das angeben würde - ich überlass es dir.
17. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während der ersten Coronazeit zwischen Februar 2020 – September 2021. Ich habe in der Zeit nicht gar nichtgetrunken, aber sehr wenig, d.h. maximal 1 Glas Wein á 200 ml in 6 Monaten, weil ich in der Zeit viel Zeit für mich und meine Gefühle hatte. Es ging mir gut, ich habe in meiner Beziehung viel geredet und hatte daher den Alkohol nötig für den Grund, für den ich ihn während der Zeit der TF benutzt habe.
Wenn du alle 6 Monate 1x getrunken hast, dann hattest du zumindest 5 Monate dazwischen, das ist schon gar nicht schlecht. Die Frage zielt ja eher darauf ab, ob du schon mal bewusst auf Alkohol verzichtet hast, um festzustellen, ob du das kannst und wie es dir damit geht. Hier lieferst du ja auch die plausible Erklärung, warum da dein Konsum so marginal war in der Zeit.
18. In welcher Kategorie eines alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Früher haben diejenigen zu viel getrunken, die „mehr als ich trinken“. Ich habe mir vor allem im Auslandssemester immer gesagt, dass das jetzt nur hier so ist, dass das vorbei ist, sobald ich wieder zuhause bin. Ich habe nicht einsehen wollen, dass es nicht die äußeren Umstände des Auslandsemesters waren, sondern mein Umgang mit meinen Gefühlen, dass ich unterdrückt diese habe, die zu dem missbräuchlichen Alkoholkonsum geführt hat. Heute sehe ich, wie viel Alkohol und wie oft und in erster Linie auch aus welchem Grund ich getrunken habe. Den Grund habe ich lange Zeit verdrängt, aber jetzt aufgearbeitet.
Für mich persönlich klingt die Antwort zu negativ, da könnte man noch was reininterpretieren. Faktisch reden wir von einem Jahr, in dem du über dem Maß Alkohol getrunken hast. Das ist so viel nicht. Und das mit den ganzen genannten Problematiken. "Missbräuchlicher Konsum" ist gut, aber viel weiter würde ich nicht außenrum schweifen. Es wird gern auch eine Selbsteinschätzung abgefragt in Prozent, 0-100. Da kannst du dich ja auch noch mit auseinandersetzen.
19. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)Ja, zu geplanten Anlässen (Geburtstage, (Silber)Hochzeiten, Weihnachtsmarktbesuch etc.).
Ich plane maximal 12 Trinkanlässe im Jahr, d.h. 1x im Monat. Zu diesen trinke ich entweder Weinschorlen (100ml Wein und 100ml Wasser), Mischbier (Radler oder Colabier), Sekt oder auf dem Weihnachtsmarkt 1 Glühwein á 200 ml. Ich trinke maximal 2 SG, sodass ich nicht über 0,4 Promille komme.
UUUH! Lass da BITTE die Promille draußen, das klingt ja so, als ob du dich an eine Grenze herantrinken willst. @petermünchen hat ja schon eine Einlassung zum Weihnachtsmarkt gegeben, deine Antwort darauf find ich gut. Das passt so. Vielleicht kannst du noch ein paar mehr Anlässe nennen. Damit auch deine Planungssicherheit deutlich wird.
20. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken
Am 06.10. auf dem Geburtstag einer Freundin habe ich ein Glas Sekt á 100 ml getrunken.
Wenn ich dir böses wollte, würde ich jetzt fragen: wie viele Freundinnen hast du? Und dann bist du in einem Alter, wo im Umfeld gern mal geheiratet wird. Das solltest du einfach im Hinterkopf haben, dass eine allgemeine Aussage in der Frage davor "halt Geburtstage und Hochzeiten" ein wenig unverbindlich klingen könnte.
22. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke Alkohol heute als Genussmittel in Maßen (d.h. für mich maximal 200 ml Wein, 400ml Mischbier oder 200ml Sekt pro Trinkanlass). In diesen Mengen fühle ich mich gut. Ich nutze Alkohol nicht mehr als „Entlastung“, um negative Gefühle zu spüren, sondern setze mich bewusst mit diesen auseinander und teile sie mit meinen Liebsten, auch wenn das manchmal wehtut.
Ich wäre vorsichtig mit dem Wort "Entlastung", denn es gibt den klassischen Entlastungstrinker. Das war ich z.B. auch. Aber der Entlastungstrinker will sich eher von seinen Problemen mal kurz befreien, du wolltest dich dieser, also deiner nicht gelebten Traurigkeit, eher stellen. Da du daran gearbeitet hast, schätze ich dich eher nicht als Entlastungstrinkerin ein.
23. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe vorher verdrängt und nicht einsehen wollen, dass mein Alkoholkonsum problematisch ist. Ich habe mich nach der TF dann mit den Gründen auseinandergesetzt und für mich herausgefunden, dass ich meine Gefühle nüchtern aufarbeiten muss. Ich möchte mich ohne Alkohol mit meinen Gefühlen auseinandersetzen und mich anderen öffnen. In der Zeit vor der TF habe ich den Alkohol „gebraucht“, um mit meinen negativen Gefühlen Raum zu geben. In dieser Zeit, in der ich so überwältigt war von allem negativen, das in den Monaten zuvor passiert ist, war das meine (wie ich jetzt weiß schlecht gewählte) Umgangsweise.
Sag eher nicht "problematisch", sondern einfach "zu hoch". Und verwende bloß nicht das Wort "gebraucht" im Zusammenhang mit Alkohol, denn das ist doppeldeutig. Du hast ihn "gebraucht", kann ganz aktiv sein, dass er für dich notwendig war oder eben auch in der Bedeutung, dass du ihn "genutzt" (oder "verwendet") hast, was du meiner Einschätzung nach meinst. Du bietest mit so einer Formulierung nen guten Grund für eine Nachfrage. Wer Alkohol "braucht", landet nicht bei A3.
 
24. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Mein Trinkverhalten hat sich nach der TF immer weiter reduziert, weil ich bemerkt habe, dass mir mein Alkoholkonsum nicht guttut. Ich habe dann die Alkoholmengen und Trinkanlässe immer weiter reduziert und bis zu der Menge, bei der ich jetzt seit September 2023 bin und mit der es mir gut geht. Meine Verhaltensänderung hat zu Beginn also eher „intuitiv“ stattgefunden, weil ich selbst gemerkt habe, dass es mir mit den Trinkmengen zu der zeit nicht mehr gut geht. Nachdem ich dann festgestellt habe, dass es mir damit besser geht, habe ich mich stärker mit den Ursachen auseinandergesetzt, warum ich überhaupt so viel getrunken habe, wenn es mir nicht nur danach mit dem Kater, sondern auch währenddessen eigentlich immer „schlecht“ ging, d.h. ich eigentlich immer traurig war. Für die Änderung des Trinkverhaltens war daher eine Veränderung meines allgemeinen Verhaltens nötig. Ich habe angefangen, jeden Abend ein kleines Tagebuch zu führen, in denen ich meine positiven und negativen Erlebnisse und Gefühle des Tages aufschreibe. Ich nehme mir bewusst Zeit für meine Gefühle und teile sie mit Leuten, die mir nahestehen. Ich habe mir im Mai professionelle Hilfe gesucht (ambulante Psychotherapie), um meine Erlebnisse aufzuarbeiten. Das hätte ich gerne schon eher gemacht, wusste aber, dass ich bald umziehen würde und die Suche nach psychotherapeutischen Plätzen ja i.d.R. immer einige Zeit dauert.
Die Umstellung habe ich als erleichternd aber auch anstrengend erlebt. Nicht aufgrund des fehlenden Alkoholkonsums, sondern weil die Aufarbeitung mit meinen negativen Gefühlen natürlich Zeit und vor allem Kraft kostet. Es ist anstrengend aber auch sehr entlastend, endlich freier mit meinen Gefühlen umgehen zu können!
Auch hier klingt für mich wieder an, dass die Folgen nicht mit den angegebenen Trinkmengen harmonieren. Zu deiner Verhaltenstherapie und ihren Zielen wirst du gewiss noch mehr sagen können, wenn da Nachfragen kommen.
25. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Neben den physischen Auswirkungen aufgrund von weniger Alkohol (körperlich fitter, mehr Zeit und Energie für Sport z.B.), kann endlich offener mit meinen Gefühlen umgehen, was auch Leute in meinem Umfeld sehr freut! Vor allem nahestehende Personen sagen mir, wie viel offener ich jetzt mit ihnen rede.
Und noch einmal: auch hier deutest du einen höheren Alkoholkonsum an. Du willst ja noch mit Alkohol leben, wenn auch in geringerer Form, aber wenn er schon so massiv auf dich eingewirkt hat, dann kann das problematisch sein.
26. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Das ist für mich zweigeteilt: Einmal bezogen auf mein allg. Verhalten in bezug auf meine Gefühle (als Ursache für den missbräuchlichen Alskoholkonsum) und zweitens das Trinkverhalten selbst:
  • Ich nehme mir Zeit für meine Gefühle und teile sie mit anderen. Bei „Warnsignalen“, dass ich wieder in alte Muster verfalle bzgl. des Umgang mit meinen Gefühlen (d.h. viel arbeiten, wenig Zeit für mich und meine Gefühle nehmen, mich anderen gegenüber verschließen), nehme ich mich raus, sage Termine ab und suche die Nähe zu nahestehenden Personen. Ich habe zudem in meiner Psychotherapie (Verhaltenstherapie) gelernt / Techniken an die Hand bekommen, wie ich mit Stresssituationen in Zukunft umgehen kann. Das habe ich bei der letzten Situation, die mich belastet hat (ich habe herausgefunden, dass mein Freund mich betrogen hat) auch gut umsetzen können (August 24). Ich habe mich dann viel mit meinen Gefühlen auseinandergesetzt (was schmerzhaft war) und diese vor allem geteilt (sowohl mit Freundinnen als auch mit meinem Freund). Ich habe noch etwas daran „zu knabbern“ aber ich verdränge die Gefühle nicht mehr.
  • Ich habe mir mit einem Trinkkalender feste Tage gesetzt, an denen ich trinke (wenn ich mich in dem Moment danach fühle). Diese sind für die nächsten Wochen/Monate festgesetzt, es gibt kein spontanes trinken. Ich habe die maximale Menge an Alkohol gesetzt, die ich trinken würde (2 SG) und die genaue Art des Alkohols (s.o.)
Da nennst du ja, dass du Techniken an die Hand bekommen hast. Da kannst du dich schon fast auf die Frage einstellen: "Na, dann erzählen Sie doch mal". Dafür solltest du auf jeden Fall gewappnet sein. Und da musst du unbedingt punkten, dass du eben nicht als Entlastungstrinkerin eingestuft wirst. Weil traurige Situationen wird es immer wieder geben, du hast jetzt eine gut gemeistert (Betrug Freund). Aber du bist natürlich vor der MPU in einer besonderen Phase mit entsprechendem Druck. Du musst glaubhaft rüberbringen, dass du auch danach ohne erhöhten Alkoholkonsum mit solchen Situationen umgehen kannst.
27. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ich glaube, eine 100% Sicherheit kann es niemals geben. Ich weiß aber, wo meine „Gefahren“ liegen (viele negative Ereignisse, viel Stress, wenig abgrenzen von Menschen, die mir niht guttun). Und vor allem weiß ich, auf welche Warnsignale ich achten muss (wenig zeit für mich, viel arbeiten und Dinge machen zur Ablenkung, keine Zeit für mich und meine Gefühle nehmen) wie ich darauf reagieren muss (rausnehmen, Termine absagen, mich nahestehenden Personen anvertrauen, ggf. wieder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen).
Jo, das ist ok.
28. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Neben der Planung, wann genau ich trinke und wie ich nach Hause komme, lasse ich es gar nicht erst zu höheren Alkoholmengen als 0,4 Promille kommen. Das hat jetzt seit September 2023 auch sehr gut geklappt. Dann laufe ich nicht Gefahr, unvernünftig zu werden.
Du weißt immer: don´t drink and drive! Wenn du weißt, dass du fährst, trinkst du gar nix, egal mit welchem Vehikel.
Und noch mal: lass die Promille raus. Nur so als Anmerkung: würdest du mit einem motorisierten Fahrzeug (und dazu gehört eben auch ein E-Scooter) mit 0,4‰ einen Unfall bauen, wäre das eine Straftat! Du solltest also nicht mal über die 0,3‰ kommen. Lass die einfach stecken.

So, ich bin soweit durch. Im Grundprinzip hättest du dir das Ganze einfacher machen können, wenn du deine ganzen Schicksalsschläge aus dem Jahr 2022 als Grundlage für einen einjährigen überhöhten Alkoholkonsum genommen hättest, aber du gehst den ganz ehrlichen Weg. Und ich wünsche dir von Herzen, dass auch dieser von Erfolg gekrönt ist und dass du auch für dich persönlich dauerhaft künftig mit Lebenskrisen gut umgehen kannst!
 
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