Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Wenn mit „Kontakt mit Alkohol“ die erste Wahrnehmung gemeint ist…. Das war sehr früh, erinnerlich mit 10 oder 11 Jahren. Bei Familienfesten oder Besuch von Bekannten meiner Eltern wurde Alkohol getrunken.
Das erste Mal Alkohol habe ich selbst mit 13 Jahren auf einer Jugendfreizeit getrunken. Da haben ich und drei Freunde uns eine Flasche Wein von den Betreuern „geklaut“, diese gemischt und mehr oder weniger versteckt getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Im Alter von 14/15 Jahren habe ich/haben wir uns in der Gruppe getroffen die ersten Erfahrungen mit Bier-Mischgetränken (Mixery etc.) gemacht. Es hat geschmeckt, ja, man war etwas angetrunken, der/die Abend(e) waren lustig. Hier hat sich kein Verlangen nach Alkohol entwickelt, wenn wir am Wochenende „Filmabende“ veranstaltet haben, gab es auch die ein oder andere Dose von diesem Bier-Mischgetränk, wie oft im Monat/Halbjahr/Jahr…… ich bekomme es wirklich nicht mehr zusammen.
Da ich aus der Pfalz komme, mit seinen ganzen Weinfesten, sind wir im Alter von 16 Jahren irgendwann auf den Geschmack der „Pfälzer Weinschorle“, oder eben Wein-Mischgetränke gekommen. In der Saison sind wir damals alle 2-3 Wochen auf ein Weinfest, dort habe ich mir, wenn ich denn mitgehen konnte/durfte, dann bis zu vier Weinschorle (je 0,5l) gegönnt. Außerhalb der Saison ist man gerne mal in die Kneipe oder in die „Disco“, sofern man eintreten durfte aufgrund des Alters……hier waren es dann auch eher Mischgetränke wie JackDaniels-Cola, oder Wodka-Energy, auch hier kann ich heute nicht mehr sagen, wieviel ich an einem solchen Abend getrunken habe, ich orientiere mich an den Preisen, und als Schüler hatte man trotz Nebenjob nicht viel Geld, bei 6 oder 7 Mark pro Getränk waren die 70.- Mark, die man für den Abend hatte (inklusive Straßenbahn und den „Suff-Döner“). Auch hier war die Frequenz zwei-/dreimal im Monat, irgendwann war das Geld weg, und für die Schule musste man ja auch noch etwas tun.
Beginn der Bundeswehr-Zeit Januar 2002, ich war nur alle drei Wochen zuhause, und am Wochenende in der Kaserne, bin ich samstags mit anderen dann in die Kneipe, oder seltener in einen Club zum tanzen o.ä.
Beginn Studienzeit Oktober 2002 … Wie man eben als Student so ist. Wobei ich sagen muss, wir in unserem kleinen Freundeskreis diszipliniert waren, in der Lern-/Klausurphase uns am Wochenende nur zuhause getroffen haben, und in der Gruppe mit etwa 4 Bier über 4-5 Stunden noch gelernt haben. Für Parties o.ä. war uns einfach nicht, konnten wir nicht genießen. Dafür haben wir uns nach Ende dieser Zeit für unsere Disziplin belohnt, und haben es mal drei Abende in einer Woche "krachen lassen“. Da ging der Abend damit los, dass wir uns in einer Cocktail-Bar getroffen haben, dort 5-6 Cocktails getrunken haben, und dann in den Studentenclub. Dort gab es dann auch noch einige Bier, bis man dann betrunken und müde war und zu Fuß oder Fahrrad nach Hause gefahren ist.
Dezember 2005, als mein Vater verstorben ist, war für mich eine schwierige Zeit, ich habe hier auch unter der Woche und am Wochenende getrunken trotz Lernphase, aber Ich habe hier irgendwann mit meinen Freunden viel geredet, konnte mich da ausweinen, mit dem ein oder anderen Getränk konnte ich einfach meinen Emotionen freien Lauf lassen, das hatte ich damals vielleicht als Vorteil in dieser Zeit gesehen.
Ende Studium/Anfang Arbeitsleben März 2009, auch hier war dann zweimal im Monat „Feiern“ angesagt am Wochenende, selten hat man sich mal unter der Woche getroffen und auch hier das ein oder andere Bier getrunken. Versuche ich mich an diese Zeit zu erinnern, waren es an diesen Abenden etwa 5 Bier a 0,5l. Wein habe ich weniger bis gar nicht getrunken.
Dies hat sich über die Jahre hinweg so durchgezogen.
August 2013, Trennung von meiner damaligen Partnerin, habe ich auch mehr getrunken. Also auch nach Feierabend zuhause unter der Woche 3-4 mal, und am Wochenende, wenn ich dann wieder auf Parties oder in der Disco war. Nach ein oder zwei Monaten habe ich das wieder reduziert, zumal auch beruflich mehr Aufgaben und Verantwortung auf mich zukam. Da hatte ich einfach weniger Zeit und auch Lust, Alkohol zu trinken.
Momente, an denen ich mich wegen anderen Problemen oder Stress bei der Arbeit „abgeschossen“ habe, um die Situation zu ertragen, gab es nicht. Auch hier hat man mit Freunden gesprochen, mit oder ohne Alkohol, aber vorsätzlich mit dem Gedanken „ich muss trinken um es zu ertragen“ habe ich nicht konsumiert. Es war eher die Geselligkeit mit den Freunden, und ja, auch hier war meine Zunge etwas runder, und man erzählt mehr, die Hemmung war weg.
Mit Covid-Beginn 2020 und den entsprechenden Einschränkungen ist die Bindung mit den „neuen“ Nachbarn enger geworden, man hat sich dann mehr oder weniger legal am Wochenende getroffen, in der Runde Karten oder andere Gesellschaftsspiele, Dart oder Kicker gespielt haben, dabei getrunken. Hier hat sich die Frequenz, jedoch nicht die Alkoholmenge gesteigert. Wenn ich an die Menge an einem Abend mit maximaler Trinkmenge denke, der über 5 bis 7 Stunden ging (meistens Beginn 19 oder 20 Uhr, Ende selten nach drei Uhr morgens), so habe ich etwa 15 Bier (a 0,33l), manchmal auch bis 3 Jack-Daniels-Cola (dafür weniger Bier) und (überschlagen) und 15-20 Schnäpse (a 4cl Berliner Luft, immer wieder als "Kurzer“ bei Trinkspielen) getrunken. Durchschnittlich waren es die angegebenen Bier (eher weniger), und die Schnäpse (auch weniger als angegeben) zwischendurch. Hier kann ich heute die Menge einigermaßen gut einschätzen, da ich im Rahmen der Aufarbeitung mit meinen Nachbarn gesprochen habe, uns nun klar geworden ist, welche Mengen wir eigentlich getrunken haben. Und ja, man hat dann gesagt „oh man, nie wieder Alkohol“, das lag aber eher daran, dass man sich eingestehen musste, man ist nicht mehr 20 Jahre alt, und steckt so einen Abend nicht so einfach weg. Ein Limit hatten wir oder besser ich mir nicht gesetzt, als Limit galt immer mein Befinden: wenn ich merkte, es wird mir zu viel, dann war auch genug, und ich saß am letzten Bier (oder welches Getränk auch immer) etwas länger, das Gefühl, weiter trinken zu müssen, hatte ich nicht, im Gegenteil, ich wollte nicht mehr.
Mit Ende Covid Mitte 2022 (so habe ich es zumindest erlebt) hat sich an meinen Trinkgewohnheiten wenig geändert. Ich habe mich mit meinen Nachbarn oder mit Freunden 1-2 mal im Monat, meistens samstags, zu einem solchen Abend getroffen. Aber auch freitags habe ich mich mit Freunden oder Kollegen getroffen, gemütlich ein paar Bier getrunken, das Wochenende eingeläutet, aber im Rahmen, da Samstag verschiedene Arbeiten bei mir zuhause angefallen sind, und man eben fit sein musste.
In den letzten zwei Jahren haben sich die Anlässe, bei denen ich Alkohol getrunken habe, geändert, da auch mehr und mehr Einschränkungen weggefallen sind, und alle wieder zur „Normalität“ zurückgekehrt sind, jedoch nicht von der Frequenz, bis Mitte des Jahres, seit ich mit meiner neuen Partnerin zusammen bin.
Sie hat mich etwa zwei Monate vor der TF über den Konsum vor allem alleine zuhause angesprochen. Also habe ich dann unter der Woche keinen Alkohol mehr getrunken, lediglich am Wochenende, wenn wir dies nicht zusammen verbringen konnten. Da war ich der Meinung, ich habe meinen Konsum im Blick, und am Wochenende ist es „erlaubt“ und nichts Schlimmes dabei.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
In den letzten zweieinhalb Jahren unter der Woche etwa 1L Wein, am Wochenende dann 12 Bier (5% a 0,33L) und 15 Schnäpse (18% a 4cl). Das Trinken am Wochenende kam etwa 2 Mal im Monat vor (nach Covid), während Covid auch 3-4 Mal.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Überwiegend habe ich in Gesellschaft mit Nachbarn, Freunden oder Kollegen bei Geburtstagen/Feierlichkeiten, Festen, den kleinen privaten Treffen oder nach Feierabend getrunken, manchmal auch mit meiner Partnerin, da ein oder zwei Glas Wein zum Essen.
Nicht selten, aber seltener habe ich in den letzten drei Jahren abends dann zum Entspannen und/oder runterkommen 1ll Wein über die Woche verteilt getrunken.
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe Alkohol unterschiedlich wahrgenommen, es kam immer auf die Stimmung an. Das eine oder zweite Glas Wein am Abend (etwa 2-3x die Woche) nach einem aufregenden Tag, oder nachdem man einiges geschafft hatte zur Belohnung, oder um „runterzukommen“. Meistens beim Feiern war ich gut drauf, dann noch besser drauf, enthemmter, habe getanzt, gesungen; wenn ich jetzt darüber nachdenke war es etwas befreiend, ich habe Druck abgelassen von der Woche.
Meistens beim Feiern war ich gut drauf, dann noch besser drauf, enthemmter, habe getanzt, gesungen; wenn ich jetzt darüber nachdenke war es etwas befreiend, ich habe Druck abgelassen von der Woche.
Wenn ich mit Freunden zusammensaß, ich dann zwei oder drei Bier getrunken hatte, wurde die Zunge auch „runder“; ich habe dann auch mehr über andere Themen geredet außer Arbeit, auch über private Probleme (also, bei engen Freunden).
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Wie bereits erwähnt, ich habe mich einfach entspannter gefühlt, vor allem abends nach der Arbeit; in anderen Situationen war ich enthemmter, lustiger, redseliger. Mit enthemmter meine ich auch, dass es mir dann leichter gefallen ist in meiner Zeit als Single, auf Frauen zuzugehen und anzusprechen. Ich habe mich zwar immer als selbstbewussten Mann eingeschätzt, aber in dieser Hinsicht war ich dann doch eher zurückhaltend und schüchtern.
Zurückblickend muss ich auch sagen, dass ich durch den Konsum auch Druck abgebaut habe.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja. Meine jetzige Partnerin hat mich etwa zwei Monate vor der TF über den Konsum vor allem das Trinken alleine zuhause angesprochen. Also habe ich dann unter der Woche keinen Alkohol mehr getrunken, lediglich am Wochenende. Da war ich der Meinung, ich habe meinen Konsum im Blick, und am Wochenende ist es „erlaubt“ und nichts Schlimmes dabei.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Der Alkoholkonsum hat etwa zwei Monate vor der TF zu Spannungen mit meiner Partnerin geführt, die mich fragte, ob das Trinken alleine unter der Woche ohne Grund eigentlich sein müsse. Daraufhin habe ich diese Angewohnheit abgestellt, habe den Konsum auf das Wochenende beschränkt. Dadurch habe ich mir eingeredet, dass ich jetzt einen normalen Konsum habe, da ich ja nur am Wochenende mit Freunden trinke.
Heute weiß ich auch, dass meinen Kollegen meine Stimmungsschwankungen aufgefallen sind, ich zeitweise gereizt war, die Zündschnur kurz. Auch wurde mir gesagt, dass ich schon „gerne mal Gas gegeben hätte“. Ja, stimmt, habe ich; der Fehler liegt nur bei mir, bei keinem anderen! Aber solche Kommentare wären vielleicht früher hilfreich gewesen. Aber gut, jetzt tanke ich daraus Kraft und Motivation.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Als 2005 mein Vater starb, habe ich an mehreren Tagen die Woche Alkohol konsumiert, was ich vorher nicht getan habe. Auch habe ich von der Menge her in dieser Zeit mehr getrunken. Dies hatte etwa zwei oder drei Monate gedauert, bis die Trauer etwas weniger wurde, und auch der Großteil der Formalitäten erledigt waren. Danach habe ich mich wieder gefangen, und mein Konsum hat sich wieder (für meine damalige Einschätzung) normalisiert.
August 2013, Trennung von meiner damaligen Partnerin, habe ich auch mehr getrunken. Also auch nach Feierabend zuhause unter der Woche 3-4 mal, und am Wochenende, wenn ich dann wieder auf Parties oder in der Disco war. Nach ein oder zwei Monaten habe ich das wieder reduziert, zumal auch beruflich mehr Aufgaben und Verantwortung auf mich zukam. Da hatte ich einfach weniger Zeit und auch Lust, Alkohol zu trinken.
Das gleiche war im November 2022 der Fall, Trennung der Partnerin, drei Jahre zuvor das Haus gekauft, und ich hatte Existenzängste und wusste nicht, ob ich mir das alles noch leisten kann. Da habe ich unter der Woche verteilt 2L Wein getrunken, am Wochenende, etwa 3x im Monat, dann etwa die o.g. Menge (15 Bier (5% a 0,33L) und 20 Schnäpse (18% a 4cl)).
Januar 2023, als Neujahrsvorsatz, habe ich dann meinen Konsum wieder etwas reduziert, auf das Maß, wie ich es bei Frage 9 und 10 beantwortet habe, also unregelmäßig 2-3 mal im Monat bei Feiern oder anderen Anlässen, dazu etwa 1l Wein unter der Woche verteilt.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Dass ich die Kontrolle verloren habe kann ich nicht sagen. Ich kann mich daran erinnern, dass ich im Studium, nachdem die Klausurphase vorbei war, ich mit meinen Studienfreunden „entfesselt“ (so war das Gefühl an diesem letzten Tag) losgezogen bin, und nach der Kneipentour noch in den Studentenclub zum Tanzen sind. Ich hatte keine Blackouts, aber ich kann mich an viele Situationen erinnern, wo ich torkelnd nach Hause gelaufen bin.
Auch in den ersten Jahren in der neuen Stadt, wenn ich am Wochenende mit Freunden feiern war, war ich schon betrunken; aber ich habe dann gemerkt, dass es genug war, und ich habe den Heimweg angetreten.
Die Lebensumstände haben sich mit den Jahren geändert, auch die Trinkgelegenheiten. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich getrunken habe, obwohl mein Körper mir schon Alarmzeichen gesendet hat.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Berufsbedingt habe ich seit 2012 einmal im Jahr für 1-2 Monate keinen Alkohol getrunken.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Ich habe mich früher als Gesellschafts-/Partytrinker gesehen, und habe meinen Konsum als gesellschaftsfähig/viel aber noch „situationsbedingt normal“ eingestuft.
Von dieser Einstufung habe ich mich sehr rasch entfernt, da normal kann so ein Ergebnis, also die TF mit 1,83 %o, nicht sein.
Wenn man nach den Definitionen geht, die man findet, besteht bei mir keine Abhängigkeit, aber ich war sicher auf einem gefährlichen Weg, genau in diese abzurutschen, wenn ich den Schlag ins Gesicht nicht bekommen hätte und damit auch gezwungen wurde, über meinen gefährlichen und überdurchschnittlichen Konsum nachzudenken. Ich schätze mich als Alkoholgefährdet mit einem in der Vergangenheit (sehr) gefährlichen Konsum ein. Es fällt mir schwer, aber ich glaube, man kann es (fast schon) Missbrauch nennen.