Hallo zusammen, ich bedanke mich sehr für euer tolles Feedback. Ich habe direkt Gas gegeben und meinen FB überarbeitet.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille
Am 24. 02. 2022, dem Tag der TF, bin ich morgens gegen 08:00 Uhr aufgestanden und um ca 09:00 Uhr zum Einkaufen nach
xxx gefahren. Meine Frau vertrieb sich die Zeit mit Handyspielen auf dem Sofa und trank Weinschorle. Wir haben nicht miteinander gesprochen, verstanden uns schlecht. Als ich vom Einkaufen zurück kam, habe ich gegen ca 11:00 Uhr angefangen zu trinken. Ich habe 4 Bier a 0,5L mit 5,2%getrunken und als dann ein Pegel der mir erstmal als angenehm erschien erreicht war habe ich dennoch mit einer 0,7L Flasche Wodka 37,5 % weitergemacht. Nach 3 großen Schlücken Wodka habe ich mich dann gegen ca 14:00 Uhr schlafengelegt. Um 15:00 Uhr war ich bereits wieder wach und habe den Wodka weitergetrunken, immer wieder mehrere Schlücke und zwischendurch pausiert. Gegen 18:00 Uhr habe ich festgestellt, dass der Wodka nicht mehr reicht, da nach dem Leeren ihrer Weinschorle meine Frau sich an dem Wodka bedient hatte, sodass ich mich um ca. 18:30 Uhr entschloss nochmal zum nächstgelegenen Edeka zu fahren. Gegen 19:00 Uhr fuhr ich dann los. Es schneite sehr stark an diesem Abend. Am Parkplatz vom Edeka angekommen betrat ich den Markt und holte 2 weitere Weinschorlen, eine Flasche Wodka 0,7 Liter und zwei weitere Bier. Als ich an der Kasse stand, sah ich einen Polizeibeamten im Eingangsbereich des Supermarktes stehen, der wiederum hat, mich angesehen und mich vom weiten per Handzeichen aufgefordert die Waren abzustellen und mit ihm zu kommen. Auf dem Weg nach draußen fragte er mich, ob das Fahrzeug mit dem Kennzeichen
xxx mir gehöre, was ich bejahte. An meinem Auto stand ein weiterer Beamter. Zunächst wollten sie prüfen, ob ich ein Warndreieck, Erste Hilfe Kasten und Warnwesten dabeihabe. Ich fing an zu zittern und war nicht in der Lage die geforderten Gegenstände vorzuzeigen. Daraufhin fragte mich einer der Beamten, ob ich Alkohol getrunken hätte, was ich bejahte. Es wurde eine Atemalkoholprobe gemacht, welche bei 1,65 Promille lag. Daraufhin wurde ich zum nächsten Krankenhaus nach
xxx mitgenommen, wo die BAK gemessen wurde. Diese lag dann bei 1,75 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich habe Am Tattag insgesamt 4 polnische Bier a 0,5 Liter, 5,2% und fast eine ganze Flasche Wodka 0,7 Liter, 37,5 % getrunken
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr 4 Kilometer bis ich aufgefallen bin und wollte insgesamt 8 Kilometer fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Aufgrund der Alkoholwirkung und meiner
Alkoholgewöhnung habe ich meine Hemmschwelle verloren und fühlte mich daher sicher einen PKW fahren zu können.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Zuerst hatte ich überlegt den Weg zu laufen, da es, aber anfing heftig zu schneien entschied ich mich die Strecke mit meinem Auto zu fahren trotzdem ich auf keinen Fall mehr hätte fahren dürfen. Es war mir in dem Moment Egal,
Verharmlosung.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ja, grob geschätzt bestimmt schon 2000 Mal. Restalkohol, Feierabendbier, vorsätzliches Fahren unter Alkoholeinfluss.
Rückblickend ist mir jetzt klar, dass mit zunehmender Menge des Alkohols und der Trinkdauer meine Risikobereitschaft, meine Hemmschwelle, Leichtsinnigkeit aber auch meine Alkoholgewöhnung enorm zugenommen haben. Ich war nicht mehr in der Lage festzustellen in welchem Zustand ich mich tatsächlich befinde. Der Pegel fühlte sich schon „normal“ an, als wäre ich nüchtern.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich komme gebürtig aus Polen. Als ich 1 Jahr alt war, sind meine Eltern nach Serbien gezogen, dort hatten wir auch Familie. Als ich 6 Jahre alt war kamen meine Eltern dann nach Deutschland. In meiner Familie wurde immer viel getrunken. Hauptsächlich auf Feiern und das Feierabendbier meines Vaters erschien völlig normal. Ich habe immer mit angesehen wie Onkels und Tanten und auch meine Eltern getrunken haben und lustig wurden, plötzlich gut gelaunt waren und die Geselligkeit zunahm.
Als ich 7 Jahre alt war, war ich mit meinem Opa allein zuhause, da beide Eltern arbeiten waren. Mein Opa war Alkoholiker und ließ mich dann von seinem Eierlikör nippen während meiner Eltern nicht da waren.
Meinen ersten Vollrausch hatte ich mit 14 Jahren als meine Eltern für eine Woche verreist waren und ich allein zuhause war. Ich war erleichtert, dass ich etwas „frei“ von meinem Vater hatte. Ich lud Freunde aus der Nachbarschaft ein und wir tranken. So viel, dass ich, wie erwähnt, meinen ersten Vollrausch mit Filmriss hatte. Am nächsten Tag habe ich mich auch mehrmals übergeben. Es war nicht beabsichtigt, dass ich so eine große Menge trinke. Ich habe sehr hastig getrunken. Die Gruppenatmosphäre hat ebenfalls dazu beigetragen. Ich wollte cool sein und anerkannt werden.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Nach dem ersten Vollrausch mit 14, 2-3 Gläser Weinbrand 40,00%, trank ich nichts mehr. Als ich dann 18 Jahre alt war, verstarb meine Mutter an Krebs. Da hatte ich meinen nächsten Vollrausch und ich habe 1 Woche täglich 2 Bier und ¼ Flasche 0,7l Vodka getrunken, ich wollte mich betäuben, Gedankenkarussel stoppen. Danach konzentrierte ich mich auf meine Ausbildung als KFZ-Mechatroniker und trieb intensiv Sport. In der Zeit habe ich nicht getrunken. Auch mit meinem Eintritt in die Bundeswehr trank ich erst nicht, obwohl meine Kameraden ab und an sehr viel tranken. Doch nach den ersten Auslandseinsätzen in Afghanistan bemerkte ich, dass ich in meinem Bekanntenkreis auf meine Verhaltensveränderungen angesprochen wurde. Ich wurde immer reizbarer und gefühlsloser. Flashbacks und dissoziative Momente wurden häufiger. Damals wusste ich noch nicht wie ich dieses Verhalten zuordnen sollte oder woher das plötzlich kam. Als ich es nicht mehr aushielt, fing ich an zu trinken, als ich mich daran erinnerte was für eine Wirkung der Alkohol nach dem Ableben meiner Mutter für mich hatte, mich zu betäuben, Gedanken weg zu machen ich trank, Anfang ¼ l Flasche 0,7l Vodka, später ½ ca. 4 mal die Woche und kurz darauf war ich bei einer ganzen Flasche 0,7l Vodka täglich angekommen. Unter Alkoholeinfluss konnte ich mich dann selbst wieder ertragen und konnte wieder Gefühle wahrnehmen aber auch bestimmte negative Gefühle und Gedanken ausblenden. Meine Toleranzgrenze wuchs stetig und ich brauchte immer mehr Alkohol, um den von mir gewünschten Zustand zu erreichen.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Um eine rasche Wirkung zu erzielen, fing ich an nur noch hochprozentigen Alkohol zu trinken. Ich fing an Bourbon zu konsumieren. Täglich. Zunächst ¼ Flasche, dann nach kurzer Zeit ½ dann ¾ bis ich schließlich eine ganze 0,7 Liter Flasche selbst leerte. Im März 2019 wurde dann eine Pankreatitis bei mir festgestellt woraufhin ich zum ersten Mal über meinen Alkoholkonsum gesprochen habe. Zudem Zeitpunkt trank ich schon 1 Jahr intensiv/exzessive.
Zunächst sprach ich mit dem Truppenarzt. Dieser überwies mich dann an das BWZK Koblenz, wo ich dann im April 2019 meine erste Entgiftung gemacht habe und im Anschluss meine erste Langzeittherapie die im Juli 2019 begann. Bis zum 21. Juli 2023 bin ich immer wieder mit Wodka 0,7 Liter rückfällig geworden und in die alten Trink- und Verhaltensmuster zurückgefallen. Ich habe mich versteckt und meist im Keller getrunken oder irgendwo mein Auto geparkt und dort paar Schlücke getrunken, bis ich den Rest des Weges nachhause fuhr und dort dann weiter trank. Seit dem besagten 21. Juli 2023 bin ich abstinent. An diesem Tag wurde ich in eine gesicherte Station in der Psychiatrie in Andernach eingewiesen. Ich habe zu der Zeit in Koblenz gewohnt und war auf dem Weg zur Kaserne. Ich hatte noch eine halbe Flasche 0,7 Liter Wodka vom Vortag im Rucksack und habe mich innerlich gesträubt zum Dienst zu gehen. Unterwegs setzte ich mich auf eine Bank an der Mosel und trank den Rest von der halben Flasche Wodka 0,7 Liter leer.
Dazu muss ich sagen, dass ich mich in dieser Einheit nicht wohl gefühlt. Ich wurde von Zweibrücken nach Koblenz versetzt, aufgrund meiner PTBS durfte ich meiner bisherigen Tätigkeit nicht nachkommen. Ich wurde in eine Art Auffangkompanie versetzt für Soldaten mit PTBS und anderen psychischen Erkrankungen. Die Führungsebene der Kompanie hatte wenig Verständnis für „diese Kameraden“ und man spürte ihre Abneigung. Ignoranz und dumme Sprüche waren normal.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe überwiegend allein getrunken. Zuhause, im Keller oder im Auto. In meiner letzten Partnerschaft/Ehe habe ich häufig zusammen mit meiner Frau getrunken.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Innere Motive:
Als ich mit 14 Jahren meinen ersten Vollrausch hatte, trank ich, um meinen Freunden zu imponieren und deren Anerkennung zu bekommen. Außerdem habe ich es sehr genossen, dass mein Vater für eine Woche weg war, und ich fühlte mich befreit.
Nach dem Tod meiner Mutter habe ich getrunken, um negative Gedanken zu verdrängen, Denkspiralen zu durchbrechen und um mich somit zu betäuben. Mein Vater war mir in der Zeit keine große Hilfe und hat mich mit dem Tod meiner Mutter ziemlich allein gelassen. Kurz bevor meine Mutter im Krankenhaus verstarb, hat er mich angerufen, ich solle kommen. Ich war nicht schnell genug vor Ort. Als mein Vater mich nochmal anrief sagte er, dass ich nicht mehr kommen brauche es wäre jetzt e zu spät. Unser Verhältnis wurde sehr schwierig. Nachdem ich aus Afghanistan zurückkam, war mein Verhalten stark verändert, enorme Reizbarkeit, Gefühlskälte, Flashbacks, Dissoziationen. Das wurde jeden Tag schlimmer und hat mir auch Angst gemacht. Ich war reizbarer als vorher. Ich habe immer schlechter geschlafen, Albträume und Schlafparalysen wurden immer häufiger, sowie Flashbacks und Dissoziationen. Ich konnte mich nicht mehr an meinen Kindern erfreuen ihnen keine Liebe mehr schenken. Ich habe bemerkt das meine Kinder nicht mehr verstanden haben, was mit ihrem Papa passiert ist. Ich fing an ab und zu etwas zu trinken und erinnerte mich an die Wirkung, die der Alkohol auf mich hatte als meine Mutter starb. Ich war wieder lustiger und liebevoller für die Kinder, ich konnte Freude empfinden. Ich habe mir eingebildet besser schlafen zu können. Die extreme Anspannung, die durch Angstzustände und Flashbacks entstand wurde besänftigt. Mit der Zeit sind die Symptome aber schlimmer geworden und ich brauchte den Alkohol, um überhaupt funktionieren zu können.
Äußere Motive:
Alkoholkonsum gehörte in meiner Familie zum guten Ton. Sogar die bekannten Suchterkrankungen meiner Opas wurden so hingenommen, meine Familie betrachtet eine Suchterkrankung nicht als Krankheit, für diese gibt es sowas nicht. Das Feierabendbier meines Vaters gehörte dazu sowie das Trinken bei jeder Feier und bei jedem Besuch. Mein Vater hat mir das Bild vermittelt, dass Alkohol trinken zum Mann-Sein dazugehört. Genauso wie das nichtzeigen von Gefühlen wie Trauer. Immer stark sein ist männlich, sogar nach dem Tod meiner Mutter hat mein Vater erwartet das ich keine Gefühle zeige so wie er. Seitdem wurde unser Verhältnis auch sehr schwierig. Ich war ihm nicht gut genug. Ebenfalls wurde diese Bild des starken Mannes in meiner Ausbildung zum Kfz.- Mechatroniker so gelebt ebenso wie in der Bundeswehr sehr stark. Ständig umgeben von „harten Hunden“ durfte ich mich mir keine Schwäche anmerken lassen, geschweige denn einzugestehen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol bemerkte ich, dass ich lockerer wurde. Ich habe angefangen Freude zu verspüren und Lust am Leben gehabt. Ich war mit mir selbst zufrieden
Bei viel Alkohol steigerten sich diese Empfindungen bis schließlich ein Pegel erreicht war, an dem sich nach einiger Zeit alles umkehrte. Ich wurde traurig, konnte mich selbst nicht leiden, verlor die Kontrolle über meinen Konsum. Konnte nicht aufhören, trotz negativer Auswirkungen. Irgendwann bin ich dann müde geworden.
Für die User, die als Trinkmotiv eine Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins erkannt haben (und dies bei der MPU auch so anführen), ergibt sich eine weitere Frage:
13a. Warum hat Ihnen das Erreichen des eigentlich gewünschten Effektes bei wenig Alkohol dann nicht genügt, wieso kam es zu weiterem Alkoholkonsum?
(Zum Hintergrund der Frage kann hier nachgelesen werden: KLICK)
Ich hatte die Befürchtung das dieser Effekt nicht lange anhält und ich wollte ihn beibehalten und steigern. Je länger die Konsumzeit war, desto mehr habe ich dann auch die Kontrolle verloren. Heute weiß ich aber das ich zu dem Zeitpunkt schon absolut die Kontrolle verloren hatte und ich mich gar nicht mehr entscheiden konnte aufzuhören, weil, ich zudem Zeitpunkt r schon alkoholabhängig war.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Als ich noch Kontakt zu meiner Familie hatte, wurde ich bei Besuchen von meiner Schwester angesprochen. Aber es wurde immer nur liebevoll gesagt ich solle langsam machen. Andere Hinweise habe ich nicht mehr wahrgenommen und wollte ich auch nicht hören. Meine Kameraden bei der Bundeswehr haben nichts gesagt. Da gehörte ein Vollrausch zur Normalität.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Meine Gesundheit, ich habe eine schlimme Bauchspeicheldrüsen Entzündung bekommen, Schmerzen. Meine Gesundheit war mir Egal, weil ich mir selbst egal war. Ich habe z.B. auch einen Bandscheibenvorfall so lange vernachlässigt das ich irgendwann mein Bein nicht mehr bewegen konnte und Not operiert werden musste. Ich habe ebenfalls den Haushalt und meine eigene Körperhygiene vernachlässigt. Weiter hat mein Selbstwertgefühl sehr darunter gelitten, ich war mir nichts mehr Wert. Ich habe Hobbies vernachlässigt, der Kraftsport im Gym war nicht mehr möglich, Gitarre spielen ebenso wenig da ich im Rauschzustand und dann auch schon im nüchternen Zustand keinen Antrieb mehr hatte. Kameraden und Freunden bin ich ausgewichen, weil ich allein trinken wollte, sodass mich niemand kontrollieren oder mir was vorwerfen kann. Ich hatte kein soziales Leben, meine Finanzen konnte ich nicht mehr regeln und ich hatte mich verschuldet.
Text anonymisiert *Nancy*