Ärztliches Gutachten zur Fahreignung

Tara

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weiter geht´s


Die Ärztin war eine symphatische ältere Dame - kam mir etwas chaotisch vor. Sie hat dann meine enthefteten AB Nachweise kontrolliert und durcheinander gebracht. Am Ende war ich auch durcheinander und wusste gar nicht mehr von wann bis wann ich AB Nachweise hatte.
Wir habens dann aber doch noch hin bekommen.

Danach befragte sie mich zu meinem Konsum. Alk und Benzos. Wann, wie oft, wieviel... Woher ich mein Tavor hatte... ich antwortete ehrlich: Hausarzt, Facharzt, Doctor hoping... Sie: Schwarzmarkt??

Ich: nein, um Himmelswillen... wüsste gar nicht, wo da ein Schwarzmarkt ist. (tatsächlich habe ich meine Benzos immer auf legalem Weg über ein Rezept bekommen. Das hat sie mir dann auch geglaubt, sich aber fürchterlich über das doctor hoping aufgeregt - müsste alles verboten werden durch eine elektronische Patientenakte ... usw. usf...)

Na ja, dann gings noch um Medikamente, meine psych. Erkrankung um Corona und Impfung usw.
Danach sagte sie, sie geht jetzt gleich zum Psychologen und spricht schon mal mit ihm, dann geht alles ein bisschen schneller (Da wusste ich erst nicht, ob das ein gutes o. ein schlechtes Zeichen ist )
Ich sollte noch kurz im Arztzimmer warten. Nach gefühlten 30 min kam sie wieder (waren vielleicht 10 min) und dann musste ich auf einem Bein mit geschlossenen Augen stehen, Finger zu Nase usw, RR gemessen, Blutentnahme und unter Sicht in den Becher machen. Fertig.


Dann durfte ich ins Wartezimmer und nochmal Platz nehmen. Die Spannung stieg. Jetzt kam der schwierigste Teil.

Also im Wartezimmer saßen dann noch 3 Leute... Zwei Jungspunde (THC) und ein Mann in meinem alter (Alk). Wir quatschten ein wenig und schon holte mich der Psychologe.

Der Psychologe machte einen ganz lockeren Eindruck auf mich (wirkte aber etwas ungepflegt und roch nach Schweiß).

Ich durfte also Platz nehmen. Er blätterte noch in meinen Unterlagen und wir quatschten so, warum ich heute hier bin, dass ich Alk.abhägig bin und Benzoabhängig und dass es da einen Vorfall 2019 gab (was da passierte wollte er gar nicht wissen).
Warum es denn zum Rückfall kam? Ich sagte, ich müsse da etwas ausholen und legte los.... Vielleicht war ich auch etwas ausschweifend, aber ich wollte halt meine damalige Situation so genau wie möglich beschreiben. Dann unterbrach er mich und sagte, dass er das alles gar nicht wissen will... "Warum kam es zum Rückfall?" (Ich glaube er wollte so schnell wie möglich ins WE... ich war wohl die letzte zu Begutachtende )

Also erzählte ich kurz und knapp, warum es zum Vorfall kam... Er schrieb alles handschriftlich auf Blätter... ich erzählte dann aber mehr und schneller,als er schreiben konnte (jetzt wusste ich aber, dass diese Inhalte relevant für ihn sind)... Er sagte dann immer Stopp, Stopp... kleinen Moment...

Dann ging es halt wieder um meinen Konsum, wie oft usw.... viel hab ich schon wieder vergessen tatsächlich, denn es kamen auch immer so kurze Zwischenfragen. Nicht strukturiert wie hier im Fragebogen, sondern irgendwie durcheinander...

Ich erzählte von meiner psychischen Erkrankung... er wollte wissen, wie viele Therapien ich schon gemacht habe (insgesamt) und ich erzählte ihm schon von 1998 u. 1999, da wäre ich in der Klinik xy im Allgäu gewesen und vielleicht kennt er ja die Klinik? Er: "Ja kenne ich, da hab ich mal gearbeitet"
Also hab ich gleich bisschen erzählt von dem damaligen Aufenthalt und was ich da alles schon mal gerlernt habe usw usf.... Ich glaube das war ein kleiner Pluspunkt für mich, denn er schrieb fleißig mit.

Dann wollte er wissen, was denn jetzt anders ist.
Ich erwähnte hierbei auch die Gründe warum ich getrunken habe und Tavor genommen habe und wie ich heute die Situationen meistere und wie ich mein Leben geändert habe.Ich erzählte also völlig frei obwohl er mich nach den Gründen noch gar nicht gefragt hatte. Er schrieb fleißig mit und an seiner Reaktion merkte ich, dass ich auf einem guten Weg war.

Ich ging dann nochmal genau darauf ein, dass ich halt damals meine Alkoholsucht und psych. Erkrankung verheimlicht habe und mich deswegen zum Konsum hinreißen lies (beim Date mit einem Mann)-
Dann sollte ich ihm erklären, wie ich das heute machen würde... ich erläuterte alles ganz genau und dass ich halt HEUTE zu meiner Krankheit stehe und dass ich bei engeren Kontakten offen meine Krankheit ansprechen werde und dass ein Konsum mit mir zusammen nicht möglich ist. Ich sagte ihm dann auch, dass ich daran glaube, dass ein Mann, der mich wirklich mag und gern hat, dies auch so akzeptieren und hinnehmen würde.

Was ich denn machen würde, wenn mir generell Menschen Alkohol anbieten würden. Auch das erklärte ich ihm ausführlich.

Dann schwenkte er nochmal zu den Benzos um. Wann, warum, wie oft, wann zuletzt..
Bei der Ärztin erzählte ich das ja schon mal, aber er wollte es genauer wissen....

Dann verhaspelte ich mich irgendwie und er hakte nochmal nach... Da gabs wohl für ihn Ungereimtheiten. Dann wurde er ein bisschen "hartnäckig" und ich bekam Bauchschmerzen.
Jetzt war ich völlig verunsichert und musste kurz in meine Unterlagen schauen (in denen ich aber nix fand).

Dann dachte ich mir: "So, das war es jetz. Du hast es verkaxkt. Jetzt hat er dich"

Ich erzählte dann halt noch das was in meinem Gehirn abrufbar war und beschönigte nix. Es ging da um die Jahre 2006 - 2011. Ich wusste einfach auch nicht mehr genau wie und wann ich da Benzos konsumiert habe, also erzählte ich halt das, was ich noch wusste.

Dann wollte er wissen, wo ich (trotz meiner Abhängigkeit) im Jahr 2019 (da nahm ich Benzos das letzte Mal für ca. 2 Wochen) die Tabletten her bekam.
Ich erzählte wahrheitsgemäß von meinem Hausarzt.
Das wollte er nun überhaupt nicht glauben (Wie kann es sein, dass ein HA Benzos aufschreibt, wenn eine Abhängigkeit besteht)
Ich erklärte ihm, dass ja 6 Jahre dazwischen lagen und die Arzthelferin vermutlich keinen Vermerk in meiner Akte hatte und der Arzt halt auch nicht drauf geachtet hat. (Meinem HA war es eh egal, er hat es mir ja immer wieder aufgeschrieben).

Ich hatte dann das Gefühl er stellt mich als Lügnerin hin und wollte von mir wissen, dass ich es aus dunklen Kanälen bezogen habe.
Ich blieb aber bei meiner Geschichte, wie sie wirklich war.
Für mich war dann die Sache gelaufen, ich dachte echt, das wird heut nix mehr.

Zuletzt wollte er wissen, was ich den machen würde um einen erneuten Rückfall zu vermeiden und wie ich mich in Risikosituationen verhalte.
Ich habe ihm alles ausführlich erklärt, was ihn wohl zufrieden stellte.

Er erzählte mir dann noch eine Geschichte von einem Bergsteiger, der ja auch immer aufs Wetter achten muss.

Dann waren wir fertig. Er sagte, es reicht ihm jetzt.

Und dann: "Also, das wird ein positives Gutachten. Sie haben alles frei, flüssig und nachvollziehbar erklärt. Sie haben auch ihre Unterlagen weiter nicht benötigt. Sie haben alles getan, was möglich ist und dennoch, was in der Zukunft ist, kann keiner von uns wissen, weil sonst dürften wir auffälligen Fahrern ja nie eine 2. o. 3. Chance geben. Aber wir leben eben in einem Land, in dem das möglich ist. (Was wollte er mir jetzt damit sagen? )

Ich fragte ihn dann noch, was denn mit meiner nicht vorhandenen Entwöhnungstherapie ist und er meinte: "Das passt schon so, in ca. 3 Wochen haben sie ihr Gutachten"

Soooooo.... oh man.

Ich bin dann raus und hab mich einige Meter weiter weg erstmal hingesetzt und 2 Zigaretten geraucht. Während ich da so saß und voller Vorfreude in mein Handy tippte, lief der Psychologe plötzlich mit einem großen Rucksack auf dem Rücken in einem Stechschritt an mir vorbei und meinte "Na? Erstmal Luft holen?".... Ich lachte dann und wünschte ihm ein schönes Wochenende....

So richtig freue ich mich erst, wenn ich mein Kärtchen wieder in der Hand halte.
Bis dahin heißt es warten und ablenken. :smiley2498:

Mein GA stelle ich euch auf jeden Fall ein, wenn ich es habe.

Vielen Dank nochmal für eure Unterstützung, vor allem dir liebe @Nancy :smiley6809:
 

Mat_C

Erfahrener Benutzer
Danke für deinen ausführlichen und sehr informativen Bericht, @Tara.
Und Chapeau für das, was du erreicht hast, bzw. welchen Weg du insgesamt gemeistert hast. Ganz stark!
Das positive Gutachten hast du dir redlich verdient.
 
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