Ärztliches Gutachten zur Fahreignung

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Tara,
Ich befürchte, dass der GA dann doch eine LZ Therapie fordern könnte, obwohl ich jetzt 15 Mon AB nachweisen kann.
"fordern" kann der Gutachter das nicht. Er könnte es höchstens in einer negativen MPU als Empfehlung abgeben.
warum ist in meiner Akte nicht mein FS Antrag von 2021 drin ist, den ich dann ja zurück zog?
Ist es für die FS irrelevant?
Das kann ich dir leider nicht beantworten, aber ja, es ist gut möglich dass dieser Vorgang für das weitere Prozedere irrelevant und darum nicht eingetragen ist.
Meine 1. MPU muss ich auf jeden Fall erwähnen, sie taucht in Arztberichten auf.
Hm nun ja, das macht das Ganze nicht gerade leichter...
Deine TF von damals ist zwar getilgt und eine zweite TF gab es nicht - trotzdem steht deine Alk.erkrankung im Raum.
Ich kann durchaus verstehen dass du dich sorgst, da du keine Langzeittherapie gemacht hast.

Hierzu ist in den Buk einerseits zu lesen:

Ein "relapse" bedarf idR einer erneuten suchttherapeutischen Maßnahme, bevor wieder eine stabile Abstinenz erreicht werden kann, wobei an den Beleg der Stabilität keine geringeren Anforderungen zu stellen sind als nach der ursprünglichen suchttherapeutischen Maßnahme.

Dies würde bedeuten, dass es einer weiteren zumindest ambulanten Therapie bedurft hätte, wobei es gleich eine Einschränkung von "idR" gibt.

Andererseits steht dort aber auch noch:

Das Rückfallgeschehen ist nachvollziehbar als eine noch erforderliche Lernerfahrung in einem Prozess der Umorientierung zu werten, der zwar schon ausreichend motiviert eingeleitet wurde, bei dem die Kompetenz im Umgang mit bzw. der Vermeidung von Rückfallsituationen jedoch noch nicht ausreichend selbstkritisch entwickelt worden war.
(...)
Der seit dem letzten Alk.konsum verstrichene Zeitraum ist lang genug, um eine angemessene Aufarbeitung dieser Erfahrung und eine Festigung neu gewonnener Einsichten zu gewährleisten (idR mind. 6 Monate). Die Alk.abstinenz ist für diesen Zeitraum belegt

Der Klient hat nach dem (letzten) Alk.konsum in der Abstinenzphase neue Einsichten gewonnen bzw. Erfahrungen gemacht (evtl. mit Unterstützung einer Therapie oder in einer Gruppe), die einer konsequenteren Verhaltenskontrolle zugutekommen. Er hat insbesondere akzeptiert, dass der Abstinenzentschluss Einschränkungen und Ausnahmen nicht verträgt.


Darum vertrete ich die Ansicht, dass es bei deiner MPU, zusammen mit den Belegen die du dort vorweisen kannst, auch sehr auf das inhaltliche Gespräch der Begutachtung ankommen wird, ergo - wie überzeugend du deine dauerhafte Abstinenz darlegen kannst.

Von daher...
Daher hab ich das Gefühl, dass ich nicht die ganze Wahrheit erzähle und manches auch lieber weg lasse.
ja, wie bereits geschrieben kannst und solltest du einiges nicht erzählen, aber bzgl. des Rückfalles schon bei der Wahrheit bleiben, oder zumindest soweit wie es zum weiteren Verlauf passt, bzw. in evtl. Arztberichten steht, denn wenn der Gutachter Berichte anfordert (die er aber nur durch deine Freigabe erhalten würde) und diese sich nicht mit deinen Aussagen decken würden, wäre das für das MPU-Ergebnis auf jeden Fall schlecht...
 

Tara

Benutzer
Danke Nancy. :)

Ich werde bei der Wahrheit bleiben. Der GA wird merken, dass ich lüge o. beschönige. Viell. rechnet er es hoch an, dass ich nicht verharmlose und die Karten auf den Tisch lege.
Ich bin alkoholkrank und die Ereignisse in meinem Leben gehören eben dazu.
Einzig meine Zwangsunterbringung 2021 für 2 Wochen werde ich nicht erwähnen, denn sie würde nichts neues ans Tageslicht bringen, außer die Diagnosen, die eh schon bekannt sind.

Ich glaube auch nicht, dass der GA nach so langer Zeit noch eine LZT empfehlen würde. Ich meine die muss ja auch erstmal beantragt und genehmigt werden. Aber so weit sind wir noch nicht. Da mach ich mir dann Gedanken wenn es soweit ist.

LG

Tara
 

Tara

Benutzer
Hallo zusammen,

ich bin dabei zu reflektieren und nochmal in die Tiefe zu gehen. Ich arbeite meine Rückfälle gerade für mich selber nochmal auf und bereite mich auf die MPU vor.

Mein 1. Rückfall passierte schon im August 2016... es war ein schleichender Rückfall, den ich 2018 jeweils mit zwei Entgiftungen versuchte zu stoppen. Hat nicht funktioniert.. ich trank wieder. Damals war ich in einer sehr toxischen Beziehung, hatte schweren Liebeskummer, Depressionen usw... also trank ich weiter und verleugnete meine Krankheit.... bis zu den aktenkundigen Vorfällen in 2019 u. 2020. Der letzte aktenkundige Rückfall war im Feb. 2020 (den erwähnte ich selbst der FSSt gegenüber, nachdem sie Arztberichte wollten aus 2019).

Tatsächlich habe ich dann mind. 15 Mon nicht mehr getrunken, hab damals ja mit den HA angefangen. Der letzte Rückfall war dann im Herbst 2021 bis Mai 2022 und das ist schon nicht mehr aktenkundig.

Ich möchte nicht lügen bei der MPU, allerdings will ich einiges weg lassen, damit ich es mir nicht selbst schwerer mache.
Erzähle ich es so, wie es war, dann wird die FSst erneut ein ÄG haben wollen wg. meinen Depressionen.
Wenn ich manches nicht weglasse, wird der GA erfahren, dass ich mindestens 3 schwere, länger andauernde Rückfälle hatte Ich habe Angst, dass der dann tatsächlich eine Therapie fordern könnte. (verschiedene Quellen berichten von einer Rückfallgefahr von 60 - 80 % in den ersten drei Monaten nach einer LZT - somit finde ich auch eine Therapie ist keine Sicherheit für dauerhafte AB - viele Wege führen nach Rom! )

Ich möchte die komplette Wahrheit bis Feb 2020 erzählen, den Rest lass ich weg.

Ich plane 12 Mon AB von Mai 2020 - Mai 2021 mitzunehmen.
Ich werde sagen, ich fühlte mich noch nicht bereit für die MPU, hatte die Rückfälle nicht aufgearbeitet und mich nicht an Themen ran getraut, die weh tun (was ja auch tatsächlich stimmt). Daher AB unterbrochen und MPU Gedanke erstmal beiseite geschoben.

Für mich ist es grad tatsächlich auch unwichtig ob ich nur einen lapse hatte oder 3 lange, schwere Rückfälle... alles was zählt ist, dass ich HEUTE nüchtern bin und das schon seit 16 Monaten.

Desweiteren baue ich grad an einem Diagramm, beginnend 1995 - 2023. Alkoholkonsum, hochgerechnet pro Jahr und Zeiten schwerer Depressionen/Manien/Psychosen.
Dieses möchte ich gern dem GA vorlegen, ebenso mein Stimmungstagebuch (Rückfallpropylaxe für Alkohol u. Depression).

Was meint ihr dazu?

LG Tara
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Tara,

deine Vorgehensweise klingt für mich nachvollziehbar, denn du musst es dir ja nicht unbedingt schwerer machen bei der MPU...
Wichtig ist doch, dass du heute zu deiner Krankheit stehst und dich jetzt stabil an deine Abstinenz halten kannst.
 

Tara

Benutzer
Hallo,

am 13.10. hab ich nun meine MPU. :smiley1659:

Von meiner Suchtberaterin bekomme ich neben der Termin Bestätigung auch eine ausführlichere Bescheinigung über meine Entwicklung. Sie ist sehr zufrieden mit mir. Am Montag habe ich wieder einen Termin. Das gibt mir ein bisschen Hoffnung die MPU auch ohne richtige Entwöhnungstherapie bestehen zu können.

LG Tara
 

joost

Stamm-User
schwerer Depressionen/Manien/Psychosen.
vllt offTopic: Du bist Dir sicher, dass man bei dir nicht nur oberflächlich am Symptom rumkuriert - mit dem Ergebnis, dass die Ursachen schön stabil bleiben und dich auch sicher auch weiter begleiten? Kannst Du ein Komplextrauma als Ursache ausschließen? Seit 2022 gibts das (mit 30 Jahren Verspätung) auch in Deutschland und darf daher (endlich) behandelt werden, auch wenn das in vielen Kliniken noch nicht angekommen ist...
(empfehlenswert ist hierzu der Wikipedia-Beitrag zur K-ptbs / Komplextrauma-Störung, die nicht verwechselt werden darf mit der normalen posttraumatischen Belastungsstörung)
 

Tara

Benutzer
Hallo alle :)

Ich stelle heute oder morgen meinen FB noch ein. Ich weiß es ist knapp und für viel reicht die Zeit nicht mehr, aber vielleicht hat ja jemand mal Lust einfach drüber zu schauen. Bis später :smiley138:

P.S. Meine MPU ist am Freitag den 13. :smiley624::eek:
 

Tara

Benutzer
Huhu, hier ist mein Fragebogen.
Wäre toll wenn ich vielleicht ein Feedback bekomme.
Ich weiß, die Zeit ist knapp, aber ich hatte in der letzten Zeit einfach zu viel um die Ohren.

Vielen Dank fürs Lesen,


Tathergang

Trift für meine MPU nicht zu, daher weggelassen.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?


Den ersten Kontakt hatte ich wohl schon als Kleinkind. Es existiert ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie mich mein leiblicher Vater auf dem Schoß hat und von seinem Bierkrug trinken ließ. Ob ich natürlich wirklich getrunken habe, kann ich nicht mehr sagen, ich weiß aber definitiv noch, dass ich als Kind immer den Schaum vom Bier schlecken durfte. Vermutlich hab ich auch schon mit 11 o 12 Jahren mal einen Schluck Sekt probiert o. Ähnliches. Alkohol war immer allgegenwärtig, daher kann ich es mit genauer Sicherheit einfach nicht mehr sagen. Offiziell durfte ich mit 14 bei meiner Konfirmation ein Glas Sekt trinken.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Jugend (14 - 18 J )

Relativ früh begonnen Alk zu konsumieren, in der damaligen Zeit und auf dem Land war dies auch eher unproblematisch. Als ich begonnen habe am WE in die Disco zu gehen, auf Privatparties oder bei anderen Gelegenheiten, habe ich Alkohol getrunken. Oft habe ich es übertrieben, weil ich schon damals den Konsum nicht kontrollieren konnte. Ich trank öfter bis zum Filmriss oder eben so viel, dass ich nach Hause gebracht werden musste oder mich stark erbrechen mussten. Ich wollte dazu gehören, zeigen wie viel ich vertrage. Ich habe mich sehr oft geschämt (vor allem nach Filmrissen), hatte aber kein Kontroll Vermögen über meinen Konsum.
Von 16 - 19 änderte sich mein Leben, 1. fester Freund in anderer Stadt… ich wurde bodenständiger, zudem war ich über der Mittleren Reife und und hatte eine Ausbildungsstelle bei der Polizei. Für den Einstellungstest habe ich viel trainiert und mein Leben einfach umgestellt. Zudem hatte ich keine Kontakte mehr zu den damaligen Leuten.
Jetzt Konsum an den WE beim Weggehen, meist im Rahmen von 1 - 2 Bier. Unter der Woche, daheim selten bis nie Alk konsumiert. Dennoch ca 2 - 3 x Kontrollverluste mit Erbrechen, Erinnerungslücken.


Junges Erwachsenenalter (18 - 25 J)

Nach Ende der Beziehung wieder begonnen, weg zu gehen. Da ca. 1 x in der Woche (Mittwochs) heftiger Konsum mit Freundin (wir wollten trinken !!! z.B. extra 1 Meter Bier bestellt) und am WE Bedienung in Disko… hier auch vermehrter Konsum, Halbe mit Kirsch, Vodka Apfel, Jacky Cola // Trennung der Eltern, Verlust Elternhaus // Auszug in eigene Wohnung, Bedienung in Künstlerkneipe. Fast jedes WE übermäßiger Alk Konsum. Manchmal auch Filmrisse.

Mit 22 Ausbildung beendet, neue Arbeitsstelle, kaum wöchentliches Weg gehen, auch nicht am WE, nach Tod der Oma 1998 nach Sprachreise in England schleichender Beginn der Depression, vorher schon beginnende Angstzustände (gedacht Katze hat Tollwut, massive Attacke mit Herzrasen, Zittern, Atemnot …) Erstmalig Tafil (Benzo) bekommen zur Beruhigung

1999 das 1. Mal in einer Psychosomatischen Klinik im Allgäu. 1. Kontakt zu den AAs. Voraussetzung um in dieser Klinik behandelt zu werden war, strikte Abstinenz (auch von Zigaretten) Besserung der Depression, vermutlich dann aber 1. hypomanische Phase. Unüberlegter Umzug in eine ca 400 km entfernte Stadt nach Beendigung der Therapie, weil ich in der Klinik jemanden von dort kennenlernte.
Nach dem Aufenthalt kaum Konsum von Alkohol. War immer super drauf und bekam eine gute Stelle in einem Krankenhaus. Nach einer Manie kommt unweigerlich die Depression zurück und diesmal auch wieder ziemlich heftig.
Trank teilweise 5 Bier täglich, manchmal setzte ich mich apathisch in einen Biergarten und bestellte ein Weizen nach dem anderen.

Mit Hilfe meiner Familie wieder Umzug in die Heimat und erneuter Aufenthalt in der Klinik im Allgäu. Damals war ich stark alkoholgefährdet und nahm regelmäßig an den Meetings der AAs teil. Zudem hatte ich eine Essstörung entwickelt und lernte die OAs kennen.

Nach dem Klinikaufenthalt zog ich in eine WG in meine Heimatstadt. Ich hatte ja nichts mehr. Mein Hab und Gut war eingelagert.
Auch nun begann eine Manie (weder ich noch Ärzte erkannten diese als solche)... Alkoholkonsum eher wieder weniger… etwas 1 - 2 x in der Woche. Wenn ich dann mal was getrunken habe, kam es erneut zum Kontrollverlust.
Ich habe Teilzeit in einer Arztpraxis begonnen. Ich glaube, ich war oft sehr aufgedreht, habe aber sonst alles zufriedenstellend erledigt. Hatte plötzlich den Spleen mein Abi nachzumachen und mich in der BOS eingeschrieben. Um noch Geld dazu zu verdienen habe ich meinen Personenbeförderungsschein und Ortskundeprüfung gemacht und bin noch nebenbei Taxi gefahren. Das mit dem Abi habe ich dann gecancelt, da ich wusste, das zieh ich einfach nicht durch. Durch Mobbing in der Praxis bin ich dann dort auch ausgestiegen und bin Vollzeit Taxi gefahren. 12 h Schichten von Mi - So.
Deutlicher Rückgang des Konsums, evtl. 3 - 4 Mal täglich 1 Bier mit Taxi Kollegen nach der Schicht.

In dieser Zeit den Vater meines Sohnes kennengelernt. Es war anfangs eine lustige Zeit. Konsum nur, wenn ich frei hatte oder max. 1 Bier. Aber auch hier (innerhalb 6 Mo) 2 - 3 Kontrollverluste, teils mit unschönen Szenen.
Im September 2001 Schwangerschaft, ab dem Zeitpunkt des SS-Test keinerlei Konsum von Alkohol, Zigaretten o. Medikamenten.

Herbst 2001 - Sommer 2003 Abstinenz


Im Jan 2003 berufsbedingter Umzug in eine andere Stadt. In dem Sommer hatte ich mit dem Stillen aufgehört und wollte mal wieder was trinken. Es war ein sehr heißer Sommer. Da mein damaliger Freund sehr selten Alkohol trank, tranken wir dann abends oftmals 1 - 2 Radler. Der Konsum steigerte sich dann langsam auf 2 Bier täglich. Wenn mein Kind im Bett war und geschlafen hat, machte ich mir eine Flasche auf. Mehr als 2 Bier trank ich in dieser Zeit nicht.

Ich hatte Heimweh und brauchte sehr lange um mich in der neuen Umgebung heimisch zu fühlen. Ich hatte einen tollen Job gefunden, aber die Beziehung war nicht gut, es kriselte und wir lebten nebeneinander her.

2005 dann die 1. Trennung. Ich war in einer Nacht-und-Nebel-Aktion daheim ausgezogen und in eine eigene Wohnung im gleichen Ort gezogen. (Heute weiß ich, dass ich vermutlich eine Manie hatte, denn kurz danach kam die Depression)

Ich trank da aber relativ wenig, da ich kein Auto hatte und ich mir somit auch nie etwas besorgen konnte (zumindest keinen Nachschub)..

An leere Flaschen o. sonstiges kann ich mich auch nicht erinnern. Somit denke ich, dass ich relativ moderat getrunken habe.
Ich kann mich nur erinnern, dass meine Mutter zum Geburtstag meines Sohnes kam und ein Sechserpack Bier mitbrachte. Zu der Zeit ging es mir psychisch so schlecht, dass ich mir schon tagsüber eine Flasche aufmachte um meinen Kummer zu ertränken.

Einige Monate zog ich wieder zurück zum Vater meines Sohnes. Ich war total überfordert und hab erkannt, dass ich einen Fehler machte.
Der Konsum dürfte sich wieder bei 2 Bier täglich eingependelt haben.

2007 dann die endgültige Trennung, auch räumlich.
Da ging es dann richtig los mit dem Konsum.
Ich trank 3 - 4 Bier an manchen Tagen oder machte mir auch mal eine Flasche Wein auf… erneut war ich in einer hypomanischen Phase… ich flirtete im Internet und lies mich auf eine Affäre mit einem Nachbarn ein. Wenn mein Kind schlief, wurde getrunken.. Dieser Nachbar soff auch (mit der Einladung auf ein Bier in seinen Garten begann das ganze).
Tagsüber trank ich nie.

Alles eskalierte ein bisschen. Ich hatte da eine seltsame Affäre, war überfordert mit der Erziehung meines Kindes, war immer noch in der Fremde, war oft gereizt und unruhig… da fand ich eine Packung Tavor, die mein Ex bekommen hat während der Trennung.

Ich nahm also Benzos und trank dazu. Irgendwann kam es zum Streit mit der Affäre und er behandelte mich ziemlich mies.
In einem Rauschzustand lief ich eines Abends im Dunkeln zu seinem Haus. Irgendwann fand ich mich in der offenen Garage wieder, sah dort Backsteine liegen und schlug damit wahllos auf seinen Audi ein.
Es wurden 3 Streifen benötigt um mich zu Boden zu bringen und zu fesseln (Ich bin wahrlich nicht stolz drauf) und ich durfte den Rest der Nacht in der Zelle verbringen.

Heute schäme ich mich unendlich für mein Verhalten. Benzos und Alkohol haben aus mir eine Furie, ein Monster gemacht.

Nach diesem und anderen Vorfällen bin ich 2008 wieder in die Heimat gezogen.
Natürlich fiel ich wieder in eine Depression und trank täglich zwischen 2 u. 5 Bier.

Auch konsumierte ich über eine längere Zeit Benzos und kombinierte natürlich.
Es gab noch einige unschöne Vorfälle.

Hypomanische Phasen und Depression wechselten sich ab. Ging es mir gut, trank ich weniger, ging es mir schlecht, trank ich jetzt bis zu 8 Bier täglich. Manchmal auch 10.

Von 2010 - 2011 hatte ich eine Beziehung und trank teilweise auch weniger. Trotzdem gab es auch hier Kontrollverluste.
Mein Freund verließ mich auf Grund meiner Alkoholsucht und Depression. Er konnte mir nicht helfen.

Danach zwei Entgiftungen, nach denen ich aber wieder weiter trank.
Jetzt auch schon morgens.
Neben meiner chron. Überforderung, bekam meine Mutter auch noch die Diagnose Krebs ohne Heilungschancen. Ein weiterer Grund zu Saufen.

Bis zum 16.10.2012. Mein Unfall mit 2,2 Promille und Benzos.

Danach 4 Jahre abstinent.

Nach schleichendem Rückfall 2016 - 2020 wieder getrunken. Anfangs “kontrolliert”, dann wieder Kontrollverluste, tägliches trinken, in schlechten Phasen bis zu 10 Bier täglich. Phasenweise aus beruflichen Gründen auch weniger, aber täglich.




10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?

Ich möchte ich die letzten 10 Jahre beleuchten.

Während depressiver Phasen habe ich täglich bis zu 10 Bier getrunken.
Andere alkoholische Getränke haben mir nie zugesagt. Außer in meiner Jugend und evtl. nach dem Essen habe ich auch nie Schnaps oder andere Spirituosen getrunken. Wenn, dann kam es doch in den letzten 10 Jahren eher selten vor und ich habe vielleicht bis zu 3 Gläser a 2 cl getrunken. Ich war von Schnaps + Co viel zu schnell betrunken und hab es vom Magen her nicht vertragen.
Mein Lieblingsgetränk war Bier.
Da ich regelmäßig getrunken habe, habe ich wenigstens 2 Bier und höchstens 10 Bier getrunken. Ich kann mich an eine Situation erinnern, da standen dann am nächsten Tag 12 Bierdosen herum.
In Phasen wo es mir gut ging und ich ein “zufriedenes” Leben ohne viel Störfaktoren lebte habe ich täglich zwischen 2 - 3 Bier getrunken. Nur an besonderen Situationen habe ich Sekt ( 1 - 2 Gläser) o. Wein getrunken.
Im Urlaub z.B. in Italien habe ich mal eine Flasche Rotwein verteilt auf den Abend getrunken. Als ich in Österreich war mit meinem Freund, haben wir auch mal 2 - 4 Gläser Wein getrunken. Das alles waren aber besondere Anlässe.
Vor meiner jetzigen AB habe ich ca. 10 Flaschen Bier am Tag getrunken (Arbeitsunfähigkeit)... habe ich gearbeitet, dann waren es nach der Arbeit ca 2 - 3 Flaschen Bier, manchmal auch 4 Flaschen.

Anmerken möchte ich hier noch die Benzodiazepinabhängigkeit. Dann wurde das Medikament Tavor zusammen mit Alk konsumiert, was teils fatale Auswirkungen hatte. Ich habe bis zu 10 mg Tavor am Tag konsumiert, manchmal auch mehr… einmal war ein Döschen schon nach 2 Tagen leer… es kam zum absoluten Filmriss. (Ich kann froh sein, dass ich noch lebe)



11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Überwiegend allein daheim.
Ansonsten mit Freund, oder bei besonderen Anlässen.





12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In der Jugend, aber auch im Erwachsenenalter habe ich oft auf Grund meines geringen Selbstwertes (geringen Selbstbewusstseins) getrunken.
Mit Alkohol war vieles einfacher. Ich habe mich eher getraut jemanden anzusprechen, Hemmungen fielen weg, ich war kontaktfreudiger, konnte besser flirten. Leicht angetrunken fiel es irgendwie leichter, seinen Schwarm das erste Mal zu küssen.
Wenn ich in der Disco war oder auf Tanzveranstaltungen, hab ich mich eher getraut auf die Tanzfläche zu gehen und ausgelassen zu tanzen. Was andere dann von mir dachten, war mir dann egal.

Auch in meinem späteren Leben benutzte ich Alkohol um meinen geringen Selbstwert zu “kaschieren”. So traute ich mich im privaten Bereich eher Dinge und Probleme anzusprechen. Ich war oft aufgeregt, wenn ich Dates hatte. Ich fand mich immer zu häßlich o. zu dick. Trank ich dann Alkohol, fühlte ich mich leichter, besser und auch selbstbewußter.

Wenn mich jemand kritisierte (berechtigt o. unberechtigt), brach für mich eine Welt zusammen, da es ja nur die Bestätigung war, dass ich nicht okay bin, so wie ich bin. Die Lösung war Alkohol.

Heute brauche ich Alkohol nicht mehr dazu. Auch wenn ich vielleicht eine Niederlage habe oder kritisiert werde, oder auch mal was falsch mache: Es ist okay so. Ich muss nicht perfekt sein. Und ich habe in meinem Leben schon so viel geschafft, Leistungen erbracht, auf die ich stolz sein kann. Wenn ich dann hadere, greif ich in mein “Seelenglas”. Darin sind viele kleine gefaltete Zettelchen mit positiven Ereignissen oder Erlebnissen, tollen Leistungen (Schule + Beruf) usw. Daraufhin seh ich die Welt wieder bunter und kann mir sagen: Ich bin gut so wie ich bin.

Einer der wichtigsten Gründe, warum ich getrunken habe, (in den letzten 20 J) waren immer wiederkehrende schwere depressive Phasen. Meine bipolare + schizoaffektive Störung wurde mir vermutlich von meiner Mutter vererbt - sie litt an einer ähnlichen Krankheit, nur schlimmer.
Meine Depression ist zu 90 % vermutlich endogen, d.h. es gibt eigentlich keine konkreten Auslöser und sie wechseln sich mit hypomanen Phasen ab. Auch psychotische Symptome kamen in den letzten Jahren dazu.
Teils ist die Depression so schwer, dass ich zu fast nichts mehr in der Lage bin, außer Trinken… von früh bis spät… verteilt. Ich sitze da und halte mich an der Bierflasche fest und fülle die Leere die sich in mir ausgebreitet hat mit Alkohol.
Dann gibt es Phasen in denen ich unter einer schweren inneren Unruhe leide. Ohne Alkohol lauf ich dann den ganzen Tag in meiner Wohnung auf und ab, schaue aus dem Fenster und bin so tief verzweifelt, dass ich das ein oder andere Mal schon suizidale Gedanken hatte.
In dieser Phase half mir bisher nur ein Benzodiazepin oder massig Alkohol.
Ein schrecklicher Teufelskreis beginnt sich zu drehen.
Zum Glück musste ich eine solche Phase in meiner jetzigen AB noch nicht durchstehen. Sollte sich sowas ankündigen, kann mir nur in einer Fachklinik geholfen werden. Ich würde mich somit umgehend einweisen lassen.

Auch in leichteren depressiven Phasen war Alkohol stehts ein Begleiter. Ich konnte besser schlafen und alle meine neg. Gefühle in mir waren nicht mehr so wahrnehmbar.

Als ich meine letzte Psychose schon im Anflug erkannte, trank ich Bier, um mich zu beruhigen. Auch hier wäre heute nur der Gang in die Klinik das einzig hilfreichste.

Auch andere seelische Schmerzen und Kummer, vor allem Liebeskummer habe ich mit Alkohol betäubt.
Bei meinem 1. heftigen Liebeskummer überhaupt, hab ich meiner Oma Schlaftabletten gestohlen.. Ich wollte nicht mehr leben, es tat einfach zu weh.
Zum Glück habe ich nicht genug eingenommen. Es dauerte 3 Tage bis ich wieder bei mir war…(Meine Mutter hatte sich nie wirklich um mich gekümmert - hier prügelte sie mich in der Nacht aber wach. Nach Rücksprache mit dem Hausarzt sollte sie mich ausschlafen lassen und meinen Atem kontrollieren. Meine Oma merkte, dass fast keine Schlaftabletten mehr da waren….
Fortan hab ich meiner Oma dann Schlaftabletten geklaut (obwohl sie sie versteckt hatte, habe ich sie gefunden), um nach der Schule schlafen zu können… bis es irgendwann aufflog…
Damals trank ich noch kaum Alkohol, außer beim Weggehen. Somit war das die einige Möglichkeit, mich zu betäuben.
Ich vertraute mich dann meinem Religionslehrer an und irgendwann ging der Kummer vorbei… bis der nächste kam….
Meinen letzten Liebeskummer erlebte ich trinkend auf der Terasse (im Sommer).. ich saß einfach nur da und trank.. eine Dose Bier nach der anderen… manchmal fuhr ich dann auch nochmal betrunken los, um mir Nachschub zu besorgen…
Die leeren Dosen ließ ich im Buchsbaum verschwinden, mein Sohn durfte ja nichts merken….

Später dann hab ich auch einfach nur aus Langeweile getrunken oder weil es einfach zur Gewohnheit wurde. Es war “normal” abends nach der Arbeit 2 - 3 Bier zu trinken.

Ansonsten trank ich, wenn ich aufgeregt war, Lampenfieber hatte, bei Krisen und Konflikten, aber auch bei Streß, Überforderung im Job oder in der Erziehung.

Alkohol war für mich zum Universalmittel geworden. Andere Bewältigungsstrategien gab es lange Zeit nicht für mich.
 

Tara

Benutzer
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?

Bei wenig Alkohol war ich einfach nur entspannt und “gechillt”. Ich konnte besser schlafen.

Bei viel Alkohol hatte ich Kontrollverluste mit Entgleisungen sämtlicher Art (verbal, herumgeschrien, randaliert, Sachbeschädigung, Verkehrsunfall, Streitigkeiten, Heulkrämpfe usw.)

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Die gab es. Früher schon von meiner Mutter und anderen nahestehenden Personen. Damals schob ich alles auf die Jugend und das das wohl normal sei (teilweise ist es auf dem Land schon normal so viel zu trinken, vor allem in dem Bundesland, in dem ich wohne. Dieser Gruppenzwang mag es auch gewesen sein, dass ich immer wieder weiter getrunken und mitgetrunken habe.)

Später dann gab es Hinweise von Lebenspartnern o. meinem Sohn. Ich hab weiterhin verharmlost oder versucht zu vertuschen, heimlich zu trinken, Verstecke für Bierflaschen zu finden (Der Schrank über meiner Spüle war immer gut geeignet, da stand nur Putzmittel, da schaute sonst niemand rein)

Alkoholproblem, ich?... das ist nur vorübergehend.. es wird auch wieder besser…..

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Stichpunktartig: hab mir meinen Ruf teilweise durch Auffälligkeiten selbst geschädigt, auch das Jugendamt wurde aufmerksam (nach ein Meldung von Nachbarn).. mein Sohn hat mit 4 Jahren nachts geweint und ich bin nicht aufgewacht (obwohl er neben mir lag), weil ich 1 Flasche Wein getrunken habe am Abend zuvor.. auch später dann hatte das Jugendamt ein Auge auf mich.. meine 1. Entgiftung stand dann auch an.
2 x Führerscheinverlust und MPU
Manche Menschen haben sich abgewandt oder eine schlechte Meinung von mir (Entgleisungen meinerseits)
Jobmäßig hat man mir zum Glück nichts angemerkt. Ich bin nie betrunken in der Arbeit erschienen. Habe meinen Job mittlerweile auch seit 20 Jahren.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich lebe ja heute abstinent, daher habe ich in früheren Zeiten (außer den AB Zeiten) immer mehr getrunken.

Lebensabschnitte und Gründe s.o.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, das habe ich. Mehrfach. Immer u. immer wieder. Es ist ein Diagnosekriterium meiner Alkoholabhängigkeit.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Während meiner Schwangerschaft u. Stillzeit
nach meinem Verkehrsunfall 2012
Herbst 2019 - Feb 2020 wegen den Vorfällen und Angst dauerhaft psychisch zu erkranken

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Ich habe mir früher nie Gedanken darüber gemacht, welcher Trinker Typ ich bin (oder ich wollte sie mir einfach nicht machen).

Heute stufe ich mich rückblickend ein als eine Mischung aus Alpha und Gamma Typ.




Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?


Nein, ich lebe abstinent.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Rückfall am 12.02.2020 mit 4 Bier

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein, auch keinen alkfreien Sekt o. Wein

23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?

Weil ich alkoholkrank/Alkoholabhängig bin für mich eine lebenslange Abstinenz gilt.

24. Warum haben Sie das Trinken aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich bin alkoholabhängig und Benzodiazepinabhängig. Um meine Krankheit zu stoppen, muss ich ein völlig abstinentes Leben von beiden Substanzen führen.
Es hat lange gedauert, bis ich meinen Konsum als Krankheit anerkannt habe. Auch habe ich einen längeren Rückfall benötigt, um heute das zu sein, was ich jetzt bin. Teilweise habe ich die Erkrankung verharmlost und gedacht “nur das eine Mal” geht schon. Oder der Gedanke “Morgen höre ich auf”. Meine schwere psychische Erkrankung hat es nicht leichter gemacht. So muss ich dauerhaft und gewissenhaft auf jegliche Krankheits-Vorboten achten und immer auf der Hut sein. Teilweise gab es auch Zeiten, da hatte ich einfach keine Lust aufzuhören. Ein schlechtes Gewissen war oft dabei, vor allem in den Zeiten, in denen ich massiv getrunken habe. Ich hab mich morgens in den Spiegel geschaut und mich geschämt… ich habe in der Küche die Flaschen gesehen und mich wieder geschämt. Damals hatte ich aber einfach keine Kraft aufzuhören… Das Drehbuch war noch nicht fertig.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Ich habe viele schlimme Dinge erlebt, Mist gebaut, neg. aufgefallen, hab meine Gesundheit ruiniert, meinen Sohn entäuscht, zum 2ten Mal meinen FS verloren und meine Psyche war am Ende.
Nachdem ich am 19.12.2019 den Entschluss fasste nicht mehr zu trinken, wurde ich am 12.02.2020 wieder rückfällig mit 4 Bier. Sofort fasste ich den Entschluß mich stationär einweisen zu lassen und wurde erst am 22.05. wieder entlassen.
Ich begann nach langer Arbeitsunfähigkeit wieder zu arbeiten (fast hätte ich wg. meiner Dauer Arbeitsunfähigkeit meinen Job verloren) und tastete mich langsam in mein abstinentes Leben. Die Depressionen waren nicht ganz weg. Ich musste meinen Alltag strukturieren, manchmal fielen mir die einfachsten Dinge schwer. Ich begann zu Laufen, raus in die Natur zu gehen, fing wieder mit Tierrettung an. Ich kochte mir regelmäßig gesundes Essen und stellte meine Ernährung wieder auch vegetarisch um.. teilweise aß ich auch rein vegan. Durch Corona und den nichtvorhandenen FS, war es schwer in eine SHG zu kommen. Ich fand eine Online Gruppe der AAs hier in der Nähe. Der Kontakt zu Gleichgesinnten tat mir gut. Suchtdruck hatte ich nicht wirklich, aber manchmal lief ich neidisch im Sommer in der Stadt an den Lokalen vorbei, wo Menschen saßen und ein kaltes Bier/Weizen tranken. Heute, 3 Jahre später fällt mir das gar nicht mehr so auf und wenn, dann löst es gar nichts in mir aus.
Im 1. Jahr der AB dachte ich noch, ich muss mir was beweisen und ging wie jedes Jahr auf unser traditionelles Volksfest. Eigentlich ein reines Sauffest, wie es halt auf dem Land so ist. Ich wollte mir beweisen, dass es ganz leicht ist, mit Mineralwasser oder Spezi dabei zu sitzen, wenn alle anderen trinken. War es eigentlich auch… eigentlich.. Damals hab ich mir gewünscht einfach nicht krank zu sein und “normal” trinken zu können. Heute gehe ich nicht mehr auf dieses Fest, warum auch. Soziale Kontakte hab ich auch so.
Nach einiger Zeit der AB blühe ich so richtig auf und mein wahres Ich kommt zum Vorschein. Plötzlich interessiere ich mich wieder für viele Dinge und Themen (lese Wahlprogramme o. informiere mich über politische Themen), meine Stärken kommen wieder zum Vorschein, besonders in beruflicher Hinsicht. Ich bin ein sehr gewissenhafter Mensch und unglaublich zuverlässig. Das hat mir einen kleineren Aufstieg im Unternehmen gebracht und somit auch einiges an frischem Selbstbewusstsein.
Das abstinente Leben bringt mir nur Pluspunkte, daher war die Umstellung und mein bisheriger Weg nicht allzu schwer.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Hab ich oben schon ein bisschen beschrieben.
Positive Veränderungen gab es im Job z.B., aber auch das Verhältnis zu meinem Sohn ist wieder stabil, innig und vertrauensvoll geworden. Ich hab neue soziale Kontakte geknüpft oder alte wieder aufleben lassen. Ich habe mich bei manchen Menschen entschuldigt für mein Fehlverhalten. Auch in der Nachbarschaft (unweigerlich hat die viel mitbekommen) wurden Gespräche geführt.
Meine Gesundheit ist besser durch Bewegung und viel in der Natur sein. Meine Haare fallen nicht mehr aus (vorher teilweise extrem) und insgesamt schau ich einfach besser und vitaler aus.
Natürlich hoffe ich auch durch mein geändertes Verhalten meinen FS wieder zu erlangen.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Am wichtigsten ist die regelmäßige Teilnahme an meiner SHG, ohne wenn und aber. Weiterhin quartalsweise Termin in der Suchtberatung.
Aufrechterhaltung meines jetzigen Lebensstils mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und einer guten Work Life Balance.
Ich habe Notfallkoffer und eine Krisenbox. Stimmungstagebuch und ich beschäftige mich mit Achtsamkeit im Alltag.
Ich meide Situationen, die Suchtdruck auslösen können, wie z.B. Trinkfeste, Kneipen, in denen ich früher war oder auch Familienfeste, bei denen viel getrunken wird. Ansonsten begegne ich gewissen Situationen mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein… Bei engeren Bekannten o. neuen Bekanntschaften werde ich meine Alkoholsucht nicht mehr verheimlichen. Es gibt keine Ausnahmen, niemals!
Sollten engere Beziehungen entstehen, muss klar sein, dass ich suchtkrank bin und ein Trinken in meiner Gegenwart nicht möglich ist. Beziehungen zu Menschen, die viel Alkohol konsumieren, kann und werde ich nicht eingehen. Diesen Fehler machte ich einmal.
Sollte sich die Depression wieder anschleichen (wovon ich ausgehe, da chron. Erkrankung) werde ich mich wieder in stationäre Behandlung begeben.
Zudem nehme ich regelmäßig meine verordneten Medikamente.
Ich rede über Probleme und versuche Konflikte konstruktiv zu lösen.
Wut, Ärger u. Aggression werde ich mit körperlicher Bewegung in Schach halten.
Sollte sich ein Suchtdruck massiv aufbauen, habe ich einige Strategien diese Phase durchzustehen. (Brausetablette lutschen, Boxsack, rückwert von 100 bis 0 in siebener Schritte zählen, Radio anschalten und zählen wie oft das Wort “und” gezählt wird usw.)
Ich habe ein Heftchen angefertigt, in dem alles Negative steht, was ich durch Alkohol erlebt habe. Im Notfall lese ich mir das durch, ebenso wie mein Glücksglas, damit ich weiß die Welt ist ohne Alkohol viel schöner und bunter.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?

Ich muss es mir vorstellen können, denn das ist der Schlüssel um Rückfälle zu vermeiden oder mit Rückfällen konstruktiv umgehen zu können.

Ich habe verschiedene Techniken erlernt, um eben nicht mehr in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
Das wichtigste ist meine Selbsthilfegruppe bei den AAs. und der Kontakt zu Gleichgesinnten.
Als ich wegen “falsch geglaubter Sicherheit” 2015 mit der SHG aufhörte, war das der 1. Schritt in Richtung Rückfall.

Ich führe ein Stimmungstagebuch um immer Überblick über meine derzeitige psychische Lage zu haben. Sollte sich was in Richtung Depression entwickeln, muss ich handeln (evtl. KH Einweisung) damit ich nicht in alte Situationen zurückfalle. Die Depression ist mein größter Feind im Kampf gegen die Alkoholsucht.




29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich lebe ein abstinentes Leben. Die Frage stellt sich mir nicht.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Tara,

ich finde deine Offenheit sehr beeindruckend. :)

Aus meiner Sicht hast du, bzgl. deiner Abhängigkeitserkrankung, alles getan um die Zweifel der Behörde an deiner Fahreignung auszuräumen.
Mir bleibt nur noch, dir feste die Daumen für Freitag zu drücken und dir die Tipps für euren MPU-Tag mit auf den Weg zu geben.
Ich hoffe, du meldest dich i-wann nach deinem Termin mal bei uns. :smiley138:
 

Tara

Benutzer
Hey ihr Lieben, bin endlich wieder zu Hause und ziemlich erschöpft. :smiley184:

Fast 3 h war ich bei der Avus und in der Hälfte des Gespräches mit dem Psychologen dachte ich schon "jetzt hast du´s vermasselt"... aber genaueres erzähl ich euch bald. Ich brauch ne kurze Pause :smiley624:

Der Psychologe sagte mir, dass das GA POSITIV wird und dass ich es in ca. 3 Wochen im Briefkasten haben werde. :tanzen0015:

Nun gut, ich habs noch nicht schwarz auf weiß, aber zu 95 % bin ich mir sicher und er war sich auch sicher (so empfand ich es).. er sagte nix dass er das nochmal besprechen müsse mit der Ärztin und auf meine Frage hin was denn mit der nicht vorhandenen Entwöhnungstherapie ist, sagte er "des passt schon so" :smiley1084:

Leute ich bin so glücklich und es ist so ne Last erstmal von mir gefallen, ich kanns euch gar nicht sagen...

Den genauen Ablauf der MPU beschreib ich euch die Tage (wobei ich die Hälfte der Fragen schon wieder vergessen habe:smiley894:)

Bis später, eure Tara :smiley138:
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Ich habe mit nichts anderem gerechnet.... :cool:

Nein ernsthaft: ich freue mich für dich liebe Tara, und finde es toll dass du das so gut gemeistert hast. :smiley711:

Jetzt beginnt die "unsägliche" Zeit des Wartens auf das Gutachten, aber das bekommst du auch noch rum. Bitte nicht grübeln oder selbst verunsichern mit (unnötigen) Gedanken, denn die Aussage des Gutachters war klar und deutlich - du hast es geschafft. :D

Den genauen Ablauf der MPU beschreib ich euch die Tage
Das wäre super und eine große Hilfe für User die ihre MPU noch vor sich haben... :smiley138:
 

Tara

Benutzer
Danke liebe Nancy... ich freue mich wirklich so sehr und es ist soviel Last von mir abgefallen. Ich habe schreckliche Jahre hinter mir und jetzt geht es Berg auf und das auch noch mit Führerschein. :gruppe0003:

Jetzt berichte ich euch mal von meinem MPU Tag.

Also es war ja Freitag der 13., aber das hat mich überhaupt nicht verschreckt. Im Gegenteil. Ich habe mir gesagt, dass es heute mein Glückstag ist. :)

Ich habe am Vortag schon meine Kleidung ausgewählt. Ich hab mich für ein farbenfrohes langes Kleid entschieden und Sneaker.
Freitag morgen war ich schon um 5 Uhr wach. :smiley1084: Erstmal in Ruhe Kaffee getrunken und mir nochmal alles durch den Kopf gehen lassen. Durchgelesen habe ich mir nix mehr, irgendwie hat mein Gehirn nix mehr aufgenommen. Also hab ich mich in Ruhe fertig gemacht. Ich war gut gelaunt, aber fürchterlich aufgeregt. Ich hab mich sogar ein wenig geschminkt, was ich sonst gar nicht o. selten mache, aber ich wollte mich richtig toll fühlen.
Dann ging es los: erst mit dem Linienbus in die nächst größere Stadt. Dort erstmal ein Milchkaffee und Nougathörnchen (daheim brachte ich noch nix runter). Weiter ging es mit dem Zug in die MPU Stadt. Fahrzeit 1 h und dann weiter mit der U Bahn. Schon vorher hatte ich mir ein schönes Kaffee in der Nähe ausgesucht. Ein kleines feines nostalgisches Kaffee, in dem ich mir nochmal einen Latte macchiato gönn.te.
Und dort war ich schon sehr nervös. In einer Stunde war es soweit.
Ich dachte mir einfach, du gehst jetzt dahin, Augen zu und durch!

15 min früher war ich dann im MPI. Ich wurde freundlich aber sachlich von einer Mundschutz tragenden Dame empfangen. Ich durfte dann Platz nehmen und den Fragebogen (den konnte ich schon daheim ausfüllen), die AB Belege und meinen Ausweis abgeben. Die Dame entheftete alle AB Belege, kopierte sie und gab sie mir zurück.
Dann sollte ich noch ein Formular unterschreiben, dass dem MPI die Erlaubnis gibt, der FSSt gegenüber die Auskunft über ein POSITIVES Ergebnis zu geben und wirklich nur über ein Pos. Ergebnis. Hintergrund ist wohl (lt. meinem MPI), dass derzeit auch gefälschte GA im Umlauf sind und es soll der FSSt ermöglicht werden, sich ein pos. Ergebnis bestätigen zu lassen.
Nun gut, hab ich halt mal unterschrieben.

Dann durfte ich soglich zu den Tests. Zuerst kam der Reaktionstest mit den Tasten, Pedalen u. Tönen. Ich glaube das waren 4 min und ich hab in dem kleinen Kämmerlein geschwitzt ohne Ende (hatte draussen ja auch nochmal 26 ° C).
Danach kam der Test mit den Bildern die kurz eingeblendet werden. Bilder auf denen Fußgänger, Fahrradfahrer, Ampeln, Verkehrsschilder usw. abgebildet sind. Das Bild wird 1 sec (?) eingeblendet und dann muss man auswählen, was man alles gesehen hat. Also den Test fand ich ganz schön tricky.
Im letzten Test ging es darum Figuren/Symbole zu vergleichen. Oben waren immer 3 Symbole (sehr komplexe Symbole) eingeblendet und unten drunter war ein Symbol und man musste dann zügig schauen, ob es mit einem der oben abgebildeten Symbole überein stimmt. Bei diesem Test bin ich das 1. Mal durchgefallen, ich durfte aber wiederholen. :smiley636:

Man war ich froh, als das vorbei war...

danach durfte ich gleich zur Ärztin....

Fortsetzung folgt....
 
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