16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben? Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte, Ursachen und Umstände dafür.
Ja, von Anfang 2011 bis zur TF im Dez. 2011 habe ich mehr getrunken als heute. Die Umstände waren, die Trennung meiner großen Liebe wegen seines Seitensprungs und mein damit verbundenes gemindertes Selbstbewusstsein und der Verlust eines geliebten Menschen(meinem Onkel) hinzu kam der berufliche Druck trotzdem „funktionieren“ zu müssen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit getrunken?
Nein. Ich wusste immer noch den Ablauf des Abends, wo ich war, mit wem ich geredet habe, was passiert ist, wie ich nach Hause kam, ich hatte nie einen Filmriss.
18. Haben Sie früher schon einmal über einen längeren Zeitraum bewusst auf Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Vor der 2. TF habe ich mich als Gesellschaftstrinker gesehen, da ich nur in Gesellschaft getrunken habe. Nach der 2. TF habe ich erkannt, dass ich Problemtrinker war und somit Alkoholgefährdet. Da ich in der letzten Zeit vor der 2. TF getrunken habe um mich von meinen Sorgen abzulenken.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? (Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, ich betreibe heute Kontrolliertes Trinken. Ich plane die Trinkanlässe im Vorfeld und notiere sie in einem Kalender. Im Jahr plane ich max. 12 Trinkanlässe von höchstens 2 TE. Besondere Anlässe sind für mich z.B. Silvester, Weihnachtsfeier, Geburtstage oder Hochzeiten.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 12. Sept. diesen Jahres. (im Urlaub)
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Nach dem Delikt hatte ich ab Januar, 6 Monate eine Trinkpause und danach ein Gespräch mit einem Verkehrspsychologen. In dieser Zeit ist mir klar geworden, dass ich mit 24 Jahren noch sehr jung bin und sicherlich irgendwann wieder ein Glaß Sekt zum anstoßen trinken werde. Somit entschied ich mich für Kontrolliertes Trinken. Ich informierte mich, beim Verkehrspsychologen und der Initiative Kenn-dein-Limit, wie es genau funktioniert und was ich alles beachten sollte. Ich führte dann einen Trinkkalender ein und plante bestimmte Anlässe wie Essen mit Kollegen, Glaß Wein nach dem Essen, Geburtstag von XY Glaß Sekt zum anstoßen. Ich war selbst gespannt, wie ich nach 6 monatiger Trinkpause wieder auf Alkohol reagieren würde und stellte fest, dass ich mich nach einem Glaß Wein direkt beschwipst fühlte. Ich hatte nicht das Bedürfnis mehr zu trinken, um noch mehr Wirkung zu spüren. Heute hat der Alkohol seinen Stellenwert als Genussmittel wieder, welches ich mir zu besonderen Anlässen gönne. Damit es etwas Besonderes bleibt beschränke ich den Konsum auf vorher geplante Anlässe, die nicht mehr als 12x im Jahr vorkommen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe mir vorher nie Gedanken über meinen Konsum und den Folgen gemacht. Auch nach der 1.TF habe ich mich mit meinem Fehlverhalten nicht weiter auseinandergesetzt. (Ich redete mir damals ein, gar nichts so viel getrunken zu haben und schob die Schuld auf andere Faktoren.) Ich habe das Problem einfach nicht erkannt. Bis dahin hat die für mich positiv empfunden Wirkung des Alkohols immer überwogen. Ich hatte zwar öfters nach einer durchgemachten Partynacht einen Kater am nächsten Morgen, doch bis zur nächsten Party war der schon wieder vergessen.
Die 1,8 Promille bei der 2.TF waren dann allerdings ein großer Schock für mich, niemals hätte ich gedacht, dass ich mich auf so einem hohen Promillewert bewege. Und auch die Tatsache, dass es zum 2. Mal passiert ist schockte mich und ich schämte mich in Grund und Boden. Ich habe mir dann zum ersten Mal ernsthafte Gedanken über meinen Konsum gemacht und wie es so weit kommen konnte. Gleichzeitig habe ich mich auch mit dem Thema Alkohol im Straßenverkehr beschäftigt. Mir wurde bewusst, dass mein früheres, leichtsinniges Denken (auch nach 1-3 Gläßern Wein noch fahren zu können) absolut falsch war und ich andere und auch mich selbst ernsthaft in Gefahr gebracht habe. Schon geringe Mengen Alkohol im Straßenverkehr können das Verhalten beeinträchtigen. Das eingeschränkte Sichtfeld, die verringerte Reaktionsfähigkeit und die eingeschränkte Wahrnehmung sind nur wenige Gründe, warum Ich und jeder andere Mensch Alkohol und Autofahren strikt trennen sollte. Ich bin ein ordnungsliebender, rücksichtsvoller Mensch und durch den Alkohol habe ich 2x eine so schwerwiegende Straftat begangen. Ich habe eingesehen, dass ich sehr verantwortungslos gehandelt habe und mir bewusst gemacht, dass niemand anderes Schuld daran trägt als ich denn ich allein habe in diesem Moment die Entscheidung getroffen mich ins Auto zu setzten. Ich wollte auf keinen Fall, dass es so weiter geht wie bisher und war motiviert mein Leben und die Sichtweise zum Alkohol zu verändern.
Durch Infomaterial und Gespräche mit meinem Arzt, erfuhr ich dann auch welche gesundheitlichen Gefahren erhöhter Alkoholkonsum mit sich bringt (Herzprobleme, Krebs, Schlaganfall, Fettleber, Bluthochdruck, Gedächtnisstörungen.) Ich wollte mich nicht weiter selbst gefährden und auch nicht mehr selbst beeinträchtigen; keine verkaterten Wochenenden in Verbindung mit Kopfschmerzen.
Und ich habe auch bemerkt, dass Alkohol als Problemlöser auf Daür nicht funktioniert. Das Trinken lässt die Sorgen nicht verschwinden oder stärkt das Selbstbewusstsein. Im Gegenteil, die Sorgen bleiben bestehen und werden sogar größer indem neü Sorgen verursacht werden wie z.B. Fahren unter Alkoholeinfluss. Ich kann das Wochenende jetzt wieder sinnvoll nutzen, und trinke wenn überhaupt, nur noch aus Genuss und zu besonderen Anlässen. Ich möchte irgendwann auch eine Familie gründen, schwanger werden und ein gutes Vorbild sein und da ist verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol selbstverständlich. Meine abschließende Erkenntnis die Anlass für meine Verhaltensänderung war: Alkohol löst keine Probleme, Alkohol schafft Probleme!
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und die Umstellungsphase erlebt?
Zu aller erst durch Einsicht und Selbstreflexion. Ich habe mein Fehlverhalten eingesehen und wollte auf keinen Fall, dass es so weiter geht wie bisher. Ich war motiviert mein Leben zu verändern, habe überlegt, was ich in Zukunft tun kann, damit es mir besser geht. Probleme hat jeder, aber nicht jeder trinkt deswegen. Ich fing also an mich damit auseinanderzusetzten. Ich vertraute mich einer befreundeten Pfarrerin an und sie gab mir hilfreiche Tipps und Denkanstöße. Z.B haben wir die Gründe für meinen Alkoholkonsum herausgefunden und Strategien entwickelt, die das Trinken ersetzten sollten. Ich fing an alten Hobbies wiederaufzunehmen, mehr Sport zu treiben und mir öfters wieder etwas Schönes zu gönnen, wie Auszeiten mit Wellness und Sauna. Ich habe dann auch meine alten Leidenschaft das Lesen wieder für mich entdeckt. Und der wichtigste Punkt war das Reden über meine Sorgen. Ich vertraute mich dann auch engen Freunden und Eltern an. Es fiel mir anfangs nicht leicht, aber es half dann sehr mal alles „raus zu lassen.“Und umso mehr ich über die Dinge die mir schon lange auf dem Herzen lagen sprach, umso besser fühlte ich mich. Ich habe mir dann auch Bücher zu dem Thema geholt wie z.B. „Sorge dich nicht, Lebe“ und habe in Internetforen aktiv teilgenommen. Ich habe einiges daraus gelernt, z.B. dass ich in schwierigen Situationen, nicht den Kopf hängen lassen darf oder darauf warten darf, dass jemand meine Sorgen erahnt, sondern, dass ich selber für mich verantwortlich bin und nur den Mund aufmachen muss und die Türen die mir offen stehen nur betreten muss. Und vor allem, dass es weit schlimmere Dinge gibt im Leben als von einem ohnehin miesen Kerl betrogen zu werden. Ich habe mein Leben selbst in der Hand und bestimme wohin die Richtung geht. Es gibt gar keinen Grund irgendetwas anzuzweifeln. Ich bin mir die ganze Zeit selbst im Weg gestanden. Und umso mehr mir das klar wurde, stieg auch mein Selbstbewusstsein wieder, ich fühlte mich frei und „gelöst“.
Nach einem Gespräch mit einem Verkehrspsychologen habe ich dann beschlossen mein Leben mit Kontrolliertem Trinken weiterzuführen. Ich habe dann begonnen wieder kleine Mengen Alkohol zu trinken und bemerkt, dass es völlig ok für mich ist nach 1 Glaß mit dem Trinken aufzuhören. Ich habe kein Problem damit den Alkohol zu kontrollieren. Es fällt mir auch nicht schwer, nach 1 Glaß Wein auf Wasser umzusteigen. Ich trank Silvester ein Glaß Sekt zum anstoßen und hatte dann eine 6 monatige Trinkpause. Dann trank ich im Juli bei einem Essen mit Kollegen wieder ein Glaß Weißwein. Ich plane meine Anlässe nun genau und trinke nie mehr als 2 Gläßer. Denn danach hört in meinen Augen der Genuss auf und die Wirkung des Alkohols setzt ein und beeinträchtigt mein Verhalten. Darum trinke ich auch nicht zu jeder Geburtstagsfeier oder zu jedem schönen Anlass, sondern nur dann wenn es irgendwie zum gesellschaftlichen Anlass dazu gehört wie z.B. Silvester, Weihnachtsfeier. Es kam auch schon mal vor, dass ich an einem geplanten Anlass nichts getrunken habe, ich hatte einfach keine Lust auf Alkohol und bestellte mir lieber einen leckeren Alkoholfreien Sahne Cocktail. Natürlich war die Umstellung auch mit Erklärungen verbunden. Auf Partys versuchten mich Leute anfangs noch zum Alkohol zu überreden. Da ich aber an meiner Einstellung festgehalten habe und standhaft geblieben bin, wurde es akzeptiert. Es steigerte auch mein Selbstbewusstsein bewusst „Nein“ zum Alkohol zu sagen und die Reaktion der anderen zu sehen und damit umzugehen. Früher hätte ich mich in solchen Situationen einfach der Gruppe angeschlossen und mitgetrunken. Heute fühle ich mich bestätigt und bin stolz auf mich wenn ich auf einer Party auf der alle „Trinken“, nüchtern bin. Freundschaften die allerdings nur auf dem Feiern basierten sind zu Bruch gegangen. Aber Menschen die es nicht akzeptieren, dass ich mein Leben positiv verändert habe und jetzt andere Prioritäten als Feiern und Betrinken habe, fehlen mir auch nicht. Auf der anderen Seite haben sich aber die echten Freunde herauskristallisiert. Von denen ich in dieser Zeit auch immer wieder viel Zuspruch und Unterstützung bekommen habe sowie auch von meinen Eltern.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Sehr positiv, ich bin jetzt zufriedener mit mir und meinem Leben. Bin auch aktiver geworden, dadurch dass ich nicht mehr am Wochenende verkatert bin. Ich habe meine alten Hobbys wieder, mache mehr Sport; Laufen, Schwimmen und gehe wieder gerne in die Sauna oder gönne mir etwas Wellness um vom Alltag abzuschalten. Bin im Allgemeinen ruhiger und gelassener geworden, vor der 2. TF bestand mein Leben aus vielen Partys, heute gehe ich weniger auf Partys. Habe aber auch gelernt ohne Alkohol Spaß auf Partys zu haben. Ich genieße es jetzt einen klaren Kopf beim feiern und tanzen zu haben und am nächsten Tag fit zu sein um noch etwas mit dem Wochenende anzufangen. Es schockt mich heute auch wenn ich betrunkene Fraün im Club sehe die sich daneben benehmen und es erinnert mich immer wieder daran, dass ich auf keinen Fall so sein möchte. Ich investiere mein Geld heute sinnvollerer und in schönere Dinge anstatt in „Partys und Trinken“. Kann mir deshalb z.B. auch wieder öfters einen Kurztrip oder Urlaub leisten oder ich kaufe mir etwas Schönes davon. Die Erfahrung, dass ich mit meiner Willenskraft etwas verändert habe, hat mich stärker gemacht. Heute macht mir auch mein Job wieder mehr Spaß weil ich gesünder lebe und mehr „Power“ und einen Ausgleich habe. Ich unterdrücke meine Sorgen nicht mehr, sondern suche jetzt direkt das offene Gespräch zu meinen Eltern und engen Freunden, wenn mir etwas auf dem Herzen liegt.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neüs Verhalten daürhaft stabil bleibt?
Ich weiß heute wie ich mit Problemsituationen umgehen muss. Habe gelernt mich Freunden und meinen Eltern anzuvertraün um Probleme „gemeinsam“ zu lösen. Bin charakterlich stärker und reifer geworden. Durch die Erfahrung, dass „So“ alles besser geht und Probleme ohne Alkohol viel einfacher und schneller zu lösen sind, bin ich auch zufriedener. Ich bin stolz auf mich, dass ich es geschafft habe mein Leben positiv zu verändern und möchte es nicht mehr missen. Ich zwinge mich auch nicht mehr „immer“ am Wochenende wegzugehen sondern bleibe auch gerne mal zu Hause (mit einem guten Buch) oder schaü einen Film mit einer Freundin, gehe Essen oder ins Kino etc. Nicht weil ich Angst habe im Club wieder zu viel zu trinken sondern weil es auch mal angenehm und entspannend für mich ist und es viele andere Dinge gibt die mir mehr Spaß machen als immer nur auf Party zu gehen. Entspannung und persönliche Zufriedenheit (die ja bei jedem anders aussieht) ist sehr wichtig im Leben und auch sehr wichtig für das „eigene Glück“. Und wenn die Arbeit mich mal wieder stresst und ich einen klaren Kopf brauche, ziehe ich einfach meine Laufschuhe an und renne los. Hätte ich früher auch nie gedacht, dass mir sowas Spaß macht aber wenn ich dann wieder zurück komme fühle ich mich direkt „stressfreier.“ Ich habe im Juni auch meinen Nebenjob verloren, das wäre vor der TF wohl wieder ein Grund gewesen mich ins Nachtleben zu stürzen und mir den Frust „wegzutrinken“, aber diesmal habe ich direkt das Gespräch zu meinen Eltern gesucht und festgestellt, dass es mir gut tat dieses Problem nicht allein zu meistern sondern „gemeinsam“. Es war in dem Moment wichtig, nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern einfach weiter zu machen und nach einem neün Nebenjob zu schaün. Mittlerweile habe ich auch wieder eine kleine Nebenbeschäftigung, welche mir sogar mehr Freude bereitet als die vorherige. Ich habe gelernt die Dinge so zu nehmen wie sie sind, ändern kann ich sie sowieso nicht. Ich versuche nun aus jeder schlechten Sache auch etwas Positives zu gewinnen. Das kontrollierte Trinken ist inzwischen auch zur Normalität für mich geworden. Darum denke ich, dass mein Verhalten stabil bleibt. Alles andere wäre nur negativ für mich und meine neugewonnene Lebensqualität.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen? (Ja/Nein/Grund)
Ja, es „kann“ immer wieder Situationen in meinem Leben geben, in denen ich verleitet bin mehr Alkohol zu trinken aber ich habe gelernt solche Situationen rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten z.B. regelmäßige Gespräche mit Eltern und engen Freunden und Sport zum Stressabbau und als Ausgleich. Zudem gibt es auch immer professionellere Hilfe in der Nähe, bei der befreundeten Pfarrerin. Ich arbeite weiterhin an mir, um dies zu verhindern.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Wenn ich fahre, dann vollkommen ohne Alkohol. Bei einem geplanten Anlass lasse ich das Auto direkt zu Hause stehen. Plane im Voraus wie ich hin und zurück komme ohne Auto, mit Bus, Bahn oder Taxi.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein