Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Der Tag (01.07.2023) begann mit einem Frühstück gemeinsam mit meiner Familie, wir sind ca. 06.30 Uhr aufgestanden, haben 07.30 Uhr gefrühstückt. Meine Frau und ich haben zwei kleine Söhne, damalig 3,5 Jahre und 1 Monat. Wir haben noch nicht oft gemeinsam gefrühstückt: Unser Sohn ist am 02.06.2023 geboren worden und war nach 10 Tagen vom 12.-22.06.2023 aufgrund einer Blutvergiftung auf der Intensivstation. Deshalb haben wir die ersten Tage nach der Rückkehr meiner Frau und meines Sohnes die Tage ruhig angehen lassen. Das Frühstück und das Schlafen meines Sohnes zog sich bis ca. 09.30 Uhr. Wir haben ein altes Bauernhaus gekauft Mitte 2022, in dem zu der damaligen Zeit die Aussenfassade gemacht worden ist. Ich habe noch von 10.00-11.00 Uhr die Aussenfassade bearbeitet.
Nach dem Mittagessen sind wir in die Innenstadt gefahren (ca. 20 min mit dem Auto entfernt). Dort gab es Festtag und ein großes Fest in der Stadt. Hier waren wir mit den Kindern bis ca. 16.00 Uhr. Falls relevant: Ich bin gefahren, habe hier keinen Alkohol konsumiert. Wir regeln oder haben es so geregelt: Ich fahre, mein großer Sohn sitzt vorne und meine Frau mit dem Kleinen hinten.
Danach sind wir zum Kaffee zu meinen Schwiegereltern gefahren. Dort haben wir Kaffee getrunken und wurden zum Pizza essen eingeladen (TK-Pizza), die wir ca. 19 Uhr gegessen haben. Eigtl. wollten wir dann gemeinsam nach Hause, ein Freund fragte jedoch, ob wir uns noch auf dem Stadtfest treffen wollten. Ich sagte zu (Motiv: Auch nach den Stress des letzten Monats einfach mal loslassen zu können). Zwischen 19.00-20.00 Uhr trank ich mit meiner Schwiegermutter 2 Gin Tonic.
Meine Frau setzte mich ca. 20.00 Uhr Nahe des Stadtfestes (Musikkonzert) ab. Hier traf ich mich mit dem Freund und wir trafen noch einen alten Mitbewohner aus meiner Berliner Zeit. Wir verweilten beim Konzern (20-24 Uhr) und tranken hier alkoholische Getränke. Ich trank hierbei 6 Cuba Libre. Wir entschlossen uns, nach Beendigung des Festes, noch in eine Tanzdisko zu gehen. Hier waren wir von ca. 00.00-01.30 Uhr. Hier trank ich weitere 2 Cuba Libre.
Um 1.30 Uhr verließen wir die Disko. Aufgrund der großen Entfernung (15km) wollte ich mit dem Taxi nach Hause fahren. Ein Taxi war aber nicht anzutreffen. Wir verweilten weitere 20 Min. vor der Disko, ein Taxi erschien jedoch nicht. Meine Freunde gingen von Richtung Tanzdisko in Richtung Norden der Stadt, ich entschloss mich einen kurzen Weg mitzugehen, weil es auf dem Weg lag und dann weiter Richtung Westen am Bahnhof (ca. 700m entfernt, Gehweg mit Kreuzung) ein Taxi zu nehmen.
An der Abzweigung sollten sich unsere Wege trennen. Hier sah ich einen E-Scooter auf dem Gehweg stehen. Ich habe des öfteren einen E-Scooter genutzt: Vor dem Umzug im Mitte 2022 haben wir in einer Mietwohnung nahe einer E-Ladestation gewohnt. Da ich ein E-Auto besitze habe ich das Auto manchmal abends geladen und bin dann den Weg mit dem E-Scooter hin- und/oder zurück gefahren.
Ich entsperrte um kurz vor 2 Uhr den E-Scooter und wollte zum nahegelegen Bahnhof fahren. Hier überführ ich eine rote Ampel, da ich der Meinung war, dass keine Autos sich zu dieser Zeit auf der Straße befanden. Nach 150m wurde ich von der Polizei auf dem Gehweg angehalten.
Die Polizei sagte, dass ich über rot und auffällig gefahren sei und ein Alkoholtest mit mir gemacht. Ich hatte 1,35 Promille. Mir wurde nach der Belehrung des Polizeibeamten erstmalig klar, welche Folgen mein Handeln hatte. Dann wurde ich zum Krankenhaus zur Blutentnahme mitgenommen. Auf dem Weg zum Krankenhaus hatte ich gegoogelt, welche Konsequenzen eine E-Scooter-Fahrt mit Alkohol hat. Hier wurde mir erstmals bewusst, was das für die nächsten Monate bedeuten würde - ich stand unter Schock.
Im Krankenhaus wurde mir Blut abgenommen, so ca. 2.30 Uhr gefolgt von Tests durch die Ärztin (die ich freiwillig absolvierte). Ich wollte mich vor allem kooperativ zeigen aufgrund der vorliegenden, mir nun bewussten, Straftat.
Um 3 Uhr wurde ich entlassen, ich fuhr mit dem Taxi nach Hause.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Die Widmark-Formel lautet folgendermaßen:
Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm / (Körpergewicht in Kilogramm x Anteil Körperflüssigkeit) = BAK (Promille)
78 KG, 183cm
120g Ethanol
Faktor Mann: 0.7
Dauer: 5,5h = 0.1% Abbau / 0.015 Stunde
-> ca. 1,4 = 2,20 - 0,83 = 120 / (78*0,7) - 5,5*0,15
2 Gin Tonic: 19-20 Uhr (2x4cl) 24gAlk
6 Cuba Libre: 20-24 Uhr (6x4cl) (20-21: 24gAlk; 21-22: 24gAlk, 22-24: 2x12gAlk)
2 Cuba Libre: 00-01.30 Uhr (2x4cl) 24gAlk
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
170m (mit Rotlichtverstoß). Insgesamt sollten 800m zurückgelegt werden.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Da ich schon des öfteren E-Scooter gefahren bin (ohne Alkohol), wusste ich wie dieser entsperrt und gefahren werden kann. Hier fühlte ich mich sicher. Als ich losfuhr guckte ich, ob sich Autos auf der Straße befanden. Da hier keine vorhanden waren, fuhr ich über die Straße. Das Rotlicht habe ich nicht wirklich beachtet oder registriert. Aufgrund der Kürze der Fahrt führte ich mich relativ sicher (auch wenn der Polizeibericht eine unsichere Fahrweise aussagt).
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem Taxi fahren. Überhaupt ist es gar nicht möglich mit dem E-Scooter zu mir nach Hause zu fahren (ca. 15km, außerhalb des E-Scooters-Bereich). Aufgrund der langen Wartezeit auf das Taxi wollte ich zum nächstgelegenen, voraussichtlichen Taxi fahren.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Mit dem Auto (und E-Scooter) nein, nicht wissentlich. Hier kann es sich höchstens um Restalkohol nach einer Feier mit mehr Alkoholkonsum gehalten haben. Mit dem Fahrrad habe ich ziemlich sicher mit Alkohol am Straßenverkehr teilgenommen. Während meine Jugendzeit (Ende 16, und mit 17), ohne Führerschein, sind wir damals öfter (ca. 10-15x) nach der Party mit dem Rad von der Disko zu einem Freund nach Hause gefahren. Die meiste Strecke war hier durch den Wald, ein Teil jedoch auf Gehwegen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Siehe oben. Mit dem Auto/Motorrad oder E-Scooter habe ich noch nie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Die ersten „Kindheitserinnerungen“ an Alkohol resultieren von meinen Großeltern: Die Opas haben gemeinsam Bier getrunken plus Winterurlaube als Kind mit der Familie. Meine Eltern habe ich hier jedoch nicht in Erinnerung, jedoch die Freunde meiner Eltern. Mein erstes (halbes) Bier getrunken habe ich mit 14 Jahren (Jugendweihe) zu Hause, hier war mir auch direkt schlecht. Zu dieser Zeit habe ich auch keinen Alkohol konsumiert aufgrund von Leistungssport. Dann erst „wieder“ Alkoholkonsum mit 16,5 Jahren.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Vor der TF habe ich nur unregelmäßig Alkohol getrunken. Grundsätzlich habe ich Alkohol konsumiert, seit dem ich 16,5 Jahre alt war. Damals habe ich in unregelmäßigen Abständen am Wochenende erst bis zu 2-3, dann bis zu 3-4 Longdrinks (Cola-Mischgetränke) mit Freunden getrunken. Diese Zeit erstreckte sich ca. bis zum Abitur. Im Anschluss an den Grundwehrdienst habe ich eine Ausbildung begonnen. Hier habe ich dann ca. jedes zweite Wochenende bis zu 3-4, teilweise auch 5-6 Longdrinks, zzgl. 2-3 „Kurze“ (Pfeffi) getrunken, die 3 Jahre über die Lehre hinweg. Getrunken wurde meist vorher zu Hause, dann auf Partys.
Von 2012-2015 habe ich dann ein Studium begonnen und bin in eine WG gezogen. Hier hat sich mein Konsum verändert. Aufgrund des finanziellen Drucks (geringes Bafög, kein Unterhalt) musste ich mein Studium quasi in Regelstudienzeit schaffen. In der Studienzeit habe ich gelegentlich 1-2 Bier abends getrunken. In dieser Zeit bin ich auf gependelt zwischen zwei Städten (300km hin und zurück) und bin hier ca. 75 TKM über die 3 Jahre gefahren, mit 04.30 Uhr Abfahrt jeweils 2x in der Woche und Fahrer über Mitfahrgelegenheit. Wirklich Alkohol konsumiert habe ich „nur“ nach der Prüfungsphase, als ich bei meiner Freundin/Frau war. Das war dann am Wochenende und es müssten ca. zweimal im Jahr um die 5-6 Wochenenden á 3-4 Longdrinks gewesen sein (April, September).
Ab Ende 2015 habe ich angefangen zu arbeiten, bis ca. Anfang 2019. Hier bin ich dann ca. 3x die Woche gependelt. 1x im Monat habe ich so ca. 3-4 Longdrinks getrunken, meist zu Hause in Gesellschaft. Ab 2019 ist meine Frau zu mir gezogen, wurde im Februar schwanger. Ab dieser Zeit habe ich weniger konsumiert, zu Anlässen (ca. 1x Monat: meist Geburtstage mit Glas Sekt, Weihnachten 2x Bier mit Opa und/oder mal einen Whiskey (4cl), ca. 1-2x im Jahr aber auch 4-5 Longdrinks wie zu Ausbildungszeiten. Ab 2020 sind wir in unsere Heimatstadt zurückgekehrt. Der Konsum war ähnlich (ca. 1x Monat: meist Geburtstage mit Glas Sekt, Weihnachten 2x Bier mit Opa und/oder mal einen Whiskey (4cl), ca. 1-2x im Jahr aber auch 4-5 Longdrinks. Im Sep./Okt. 2022 sind wir 8 Wochen mit Wohnmobil durch die USA gefahren (ca. 7.000km), hier wurde nichts konsumiert.
Ab Okt. 2022 haben wir ein Haus gekauft. Hier habe ich gelegentlich konsumiert, meist in Gesellschaft durch Umbauarbeiten (2-3 Tage á 2 Bier abends). Dieser Konsum zog sich bis ca. Mai 2023.
Ab Juni 2023 einmal bzw. mit der Tat zweimal Konsum. Unser Sohn wurde geboren und musste mit der Mutter 3 Wochen auf der Intensivstation bleiben. Da ich mich um meinen älteren Sohn kümmern musste.
Seit TF:
Der Konsum war ähnlich wie zwischen 2020 und Aug. 2022(ca. 1x Monat: meist Geburtstage mit Glas Sekt, Weihnachten 2x Bier mit Opa und/oder mal einen Whiskey (4cl) abends. Mit Wissen, dass eine MPU gemacht werden muss, Abstinenz.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Siehe oben. Die Menge und Häufigkeit variiert. Ich bin eigtl. nicht der Biertrinker, aus Sozialgründen trinke ich aber auch mal ein, zwei Bier mit. Normalerweise konsumiere ich Longdrinks (Cuba Libre) oder einen guten Whiskey. Cuba Libre trinke ich deshalb, weil mir Cola schmeckt.
Die Menge und Häufigkeit hatte während der Ausbildung ihren Höhepunkt, seitdem (alters-, familien- und auch das nicht-mehr-existente-partybedingte Trinken) haben den Konsum peu á peu schrumpfen lassen (aus meiner Sicht).
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Hauptsächlich in Gesellschaft. Früher in der Disko, später zu Hause. Einen Cuba oder Bier würde ich nie alleine trinken. Einen guten Whiskey kann ich aber aufgrund des Geschmacks aber auch mal alleine genießen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Anfangs war der Konsum aufgrund von mangelnden Selbstvertrauen (Schüchternheit), teilweise auch aus Jugend-Profilierungsgründen nehme ich an (sinngemäß; „guck mal, der hat schon 3 Cuba Libre getrunken. Der verträgt ja was…“). Während der Ausbildung und kurz nach der Trennung der Eltern wahrscheinlich auch emotionsregulierend. Ich erinnere mich hier, dass ich hier zweimal (einmal bei meiner heutigen Frau, einmal bei meinem besten Freund) auch emotional beim Konsum reagiert habe (Weinen).
Ich konsumiere Alkohol heute aus Geselligkeitsgründen (Ausnahme Whiskey, siehe oben). Für oder zum Stress abbauen trinke ich (eigtl.) keinen Alkohol. Retrospektiv betrachtet hat mich die damalige Situation (Baby Intensivstation) aber dazu gebracht, emotionsregulierend zu konsumieren (Stressabbau und Geselligkeit unter Freunden genießen, die mir in der schwierigen Zeit zur Seite standen).
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Ich bin jemand, der beim Alkoholkonsum nicht „an der Stange tanzt und ausschweifend ist“, sondern versuche auch hier die Contenance zu bewahren. Retrospektiv betrachtet ist mir hier auch eingefallen, dass ich gerade früher versucht habe (in der Disko) den Leuten versucht habe klar zu machen, dass ich gar nicht betrunken oder viel konsumiert habe. Wie „erfolgreich“ das war, weiß ich gar nicht mehr, zum Teil wurde es damals aber geglaubt.
Um ehrlich zu sein, würde ich mich bei wenig und viel Alkohol gleich einschätzen. Natürlich werde ich bei viel/mehr Alkohol redseliger und etwas ausgelassener. Vom Typ her bin ich aber eher der nicht schüchterne, aber distanziertere Typ.
Die Wirkung am nächsten Tag können natürlich unterschiedlich sein. Bei Konsum von ca. 5-6 Longdrinks (siehe oben), ging es mir natürlich schlecht (z.T. Übelkeit, Magenterror, 2x Erbrochen).
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, hier sind meine keine direkten oder indirekten Hinweise bekannt.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Nach viel Konsum kam es auch zu „katern“ an Folgetagen (schwer zu beziffern, 10-15x müssten es gewesen sein).
Keine negativen Folgen im „Sozialleben“. Während meiner Schul- und Ausbildungszeit habe ich nur Alkohol konsumiert, wenn ich am Folgetag kein Spiel hatte. In meiner Arbeit und/oder meine Beziehung und familiären Pflichten gab es keine negativen Auswirkungen bis zur Tat. Die Tat hat mein Leben natürlich massiv beeinflusst (Scham auf Arbeit, meine Frau muss mich zur Arbeit fahren, nur Ausgewählte inkl. Chef wissen von der Tat. Ich habe auch Führungsverantwortung, weshalb mir die Tat auch unangenehm ist und sich beim Herumschweigen wohl auch auf mein „Standing“ auswirken könnte). Meine Frau befindet sich in Elternzeit, unser Sohn (wenige Monate alt) müssen wir teilweise aus dem Schlaf wecken, da meine Frau meinen älteren Sohn und mich zur KiTa und Arbeit fahren muss (da es kein ÖPNV gibt). Das führt zu Spannungen in unserer Beziehung.