Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 15.03.2019 bin ich um 14:50 Uhr von der Stadt A los gefahren mit dem Ziel Stadt B.
Die Gesamtstrecke beträgt ca. 130 Kilometer.
Nach ungefähr 105 gefahrenen Kilometern, um 16:20 Uhr, bin ich von der Straße abgekommen und habe mich im Acker mehrmals überschlagen. Zum Glück gab es keinen weiteren Personenschaden oder Unfallbeteiligte. Ich konnte selbst aus dem Fahrzeug aussteigen und Hilfeleistende haben Rettungswagen und Polizei verständigt. Atemalkohol war am Unfallort erfolglos, im Krankenhaus wurde mir um 18:09 Uhr Blut abgenommen mit dem Ergebnis von 0,96 Promille.
Ich habe vor Fahrtantritt um 13:30 angefangen Alkohol zu trinken.
Vor Fahrtantritt habe ich 3 Bier a´0,5 Liter getrunken. Während der Autofahrt habe ich nochmal 3 Bier a` 0,5 Liter getrunken.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Insgesamt habe ich 6 Flaschen Bier a` 0,5 Liter getrunken.
Die Trinkzeit hat um 13:30 begonnen und um 16:20 geendet.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin ca. 105 Kilometer gefahren. Insgesamt wollte ich 130 Kilometer fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja ich hatte das Gefühl sicher fahren zu können, da es leider zur Routine für mich geworden war unter Alkoholkonsum ein Fahrzeug zu führen und ich meine Fahreignung nicht hinterfragt habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Fahrt nicht vermeiden.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja leider bin ich schon einmal wegen Alkohol im Straßenverkehr aufgefallen und zwar 2005 mit 1,1 Promille. Dafür habe ich 9 Monate Fahrverbot bekommen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich schätze über 300 mal bin ich alkoholisiert gefahren. Daraus folgere ich das meine Toleranz und mein Suchtverhalten immer mehr stieg und ich meine Eigenverantwortung verdrängt habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 14 Jahren hat mein Vater mich einen Schluck aus seinem Bierkrug probieren lassen.
Es schmeckte sehr bitter und ich wollte nicht mehr.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja ich habe regelmäßig und nahezu täglich getrunken.
Ab dem 16. Lebensjahr habe ich gelegentlich, an den Wochenenden, bei Geburtstagsfeiern oder besonderen Anlässen, wie bei Dorffesten bis zu 3 Liter Bier getrunken.
Ab dem 20. Lebensjahr habe ich regelmäßig, nahezu jedes Wochenende und auch häufiger unter der Woche ebenfalls 3 Liter Bier getrunken, am Wochenende mit einer Mengensteigerung auf bis zu 5 Liter Bier. Oft habe ich bis zum Rausch getrunken.
Ab dem 33. Lebensjahr habe ich fast täglich getrunken und öfters bis zu 7,5 Liter Bier.
Ich habe mich zu einem Gamma- Trinker entwickelt, der bis zum Rauschtrinken muss.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich habe nahezu täglich bis zu 7,5 Liter Bier getrunken.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Hauptsächlich habe ich alleine getrunken
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Um Frustration, Existenzängste und Trauer zu verdrängen. Mein Gedankenkarusell auszuschalten. Es war mir nicht möglich anderen Menschen meine Gefühle und Sorgen mitzuteilen. Ich habe mich damit alleine auseinandergesetzt und mich dabei von Alkohol abhängig gemacht.
Mit 20 Jahren musste ich den Elterlichen Betrieb übernehmen, nach dem plötzlichen Tod meines Vaters. Stark zunehmend war ich von dem 12 stunden Arbeitstag frustriert und mich plagten auch Existenzängste sowie auch Versagensängste.
2017 verstarb meine Mutter, die mir eine große Hilfe im Betrieb war, innerhalb von drei Monaten an Krebs und ich musste sie im Hospiz begleiten, ab da trank ich fast täglich bis zum Rausch.
2018 Trennte sich meine Frau mit drei Kindern von mir, da meine ständige Trinkerei ein Streitthema war.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wollte ich mehr trinken. Die Ängste und Sorgen, also das Gedankenkarussell, wurden Nebensache und wurden gedeckelt. Ich fühlte mich selbstbewusster und freier.
Bei höherem Konsum habe ich Gleichgültigkeit, Filmrisse und Kontrollverluste erlebt.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja einige Hinweise von meiner Frau. Ich habe mich von ihr angegriffen gefühlt, habe mit ihr gestritten und ein Alkoholproblem geleugnet.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Die Trennung von meiner Frau und meinen drei Kindern.
Vernachlässigung meiner Kinder. Ich war Unzuverlässig und hatte sehr starke Gefühlsschwankungen. Es ging mir gesundheitlich immer schlechter, keine Belastbarkeit, hoher Bluthochdruck, Schweißausbrüche.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Der Tod meines Vaters mit Anfang 20 Jahren und die dazugehörige Betriebsübernahme.
Der Tod meiner Mutter und Stütze im Betrieb.
Die Trennung von meiner Frau und Kindern
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja das habe ich leider öfters gemacht.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ab meinem zwanzigsten Lebensjahr habe ich nicht länger wie zwei Wochen auf Alkohol verzichtet. Meist waren es zwei bis vier Tage.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mich auf keinen Fall als Alkoholiker gesehen. Ein Alkoholiker war für mich jemand, der früh morgens mit zitternden Händen eine Flasche Korn trinkt. Ich sah mich als normaler Konsument, der es häufiger übertreibt.
Heute weiß ich das ich Suchtkrank also Alkoholiker bin und mit dem Konsum nicht umgehen kann. Das habe ich mit meinem Therapeuten herausarbeiten können und erkannt.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
nein ich trinke keinen Alkohol
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
September 2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil ich keine Kontrollverluste mehr erleben möchte und selbstbestimmt ohne Suchtdruck leben möchte.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Es ging mir körperlich zunehmend schlechter. Ich hatte keine Kondition und Kraft mehr. Kleinste Wege haben mich fast umkippen lassen. Ich litt an hohen Bluthochdruck, Kurzatmigkeit und Schweißausbrüche. Öfters hatte ich Blackouts und schwere Kater mit Kopfschmerzen.
Immer häufiger ging mir der frühe Tod meines Vaters durch den Kopf.
Ich habe den Entschluss gefasst die Sucht zu durchbrechen um eine Chance zu haben einige schöne Jahre länger leben zu können und für meine Kinder da zu sein. Nicht als Alkoholiker zu verenden, der keinen Kontakt zu seinen Kindern hatte.
Ich habe es nicht früher geschafft aufzuhören, da ich mich anderen Menschen nicht anvertrauen konnte und über meine Probleme oder Sucht nicht geredet habe. Eine Sucht war mir auch nicht klar. Zum Glück habe ich mir nach 10 Wochen Abstinenz, Hilfe bei der Suchtberatung geholt, sonst hätte ich es vermutlich wieder nicht geschafft und ich wäre Rückfällig geworden.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase
erlebt?
Im September 2020 habe es geschafft die Abstinenz dauerhaft beizubehalten.
Es dauerte Monate bis dahin. Zuerst schaffte ich nur einen oder zwei Tage und habe dann wieder bis zu zwei Wochen weiter getrunken mit dem Gedanken „heute geht nochmal und morgen ist dann definitiv Schluss“ So ging es Monate hin und her bis ich mir Beschäftigungen gesucht habe, Haushalt, Putzen, Gartenarbeit, Wandern, Kochen und Backen oder einfach spazieren gehen und meine neue Heimat erkunden. Letztendlich habe ich auch noch das Zigaretten rauchen aufgehört und schaffte über 10 Wochen Alkoholabstinenz. Es war alles andere wie leicht, ich konnte teilweise keinen klaren Gedanken zusammenfassen und hatte ständig Schweißperlen auf der Stirn und war völlig durchgeschwitzt. Ständig habe ich mir Arbeiten gesucht oder bin raus an die Luft und war unterwegs im Wald, um mich abzulenken. Nachts hatte ich viele Alpträume und wachte meist schweißgebadet auf. Ich habe sehr oft geweint, weil ich plötzlich mit meinen Gefühlen konfrontiert war und mir auch klar geworden ist wie weh ich meinen Kindern getan habe mit meinem Verhalten. Das war ein riesiger Schmerz für mich, den ich nicht mehr ertrinken konnte. Ich muss aber sagen, nachdem ich das Weinen zugelassen habe und der Schmerz mich zerrissen hatte, fühlte ich mich besser und konnte es besser ertragen. Jeden Tag habe ich versucht mich auszupowern so gut es geht, damit ich abends einfach wegen Müdigkeit einschlafen konnte.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich frei und lebe mein Leben zum ersten mal selbstbestimmt. In der Therapie habe ich gelernt über meine Gefühle zu sprechen und habe eine neue Perspektive über mein Verhalten erlangt. Heute kann ich darüber reden was mir Angst oder Sorgen macht und sehe es nicht mehr als Schwäche. Ich arbeite sehr gut an meinem Selbstbewusstsein und schaffe es rechtzeitig nein zu sagen und überlaste mich nicht mehr. Habe in meiner Abstinenz den Kontakt zu meinen Kindern aufgebaut und konnte von meiner Zuverlässigkeit überzeugen. Meine Kinder und Ex Frau finden es toll mit mir Zeit zu verbringen ohne diese starken Gefühlsschwankungen und schnelle Gereiztheit. Ich gehe heute Probleme umgehend an und schiebe sie nicht heraus oder verdränge sie. Heute suche ich langanhaltende Lösungen und keine kurzfristigen Verdrängungen mit Alkohol. Ich fühle mich gesund und lebensfroh.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich überlaste mich nicht mehr selber und lebe nicht nach Erwartungen anderer Menschen. Ich habe gelernt auf meine Gefühle zu achten und rechtzeitig zu erkennen, wann es mir nicht gut geht und ich mich gereizt oder wütend fühle. Ich arbeite anschließend daran das Problem zu ermitteln und eine konstruktive Lösung zu finden die mich befriedigt. Ich muss für mich der wichtigste Mensch sein, danach kommen meine Kinder und erst zum Schluss kann ich darüber nachdenken was andere Leute über mich denken.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?(mit Begründung)
Ich möchte nicht Rückfällig werden und weiterhin abstinent Leben. Allerdings kann ich nicht vorhersehen was in der Zukunft an Lebenskrisen oder Schicksalsschläge noch auf mich zu kommen und der Verlust, Trauer, Angst oder Verzweiflung mich dazu bringt diese Gefühle mit Alkohol zu verdrängen. Ich werde mir sofort professionelle Hilfe suchen wie z.B. die Suchtberatung, Hausarzt, Selbsthilfegruppe und Freunden.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich werde abstinent bleiben um keine Kontrollverluste mehr zu erleben.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Rückblickend tut es mir sehr leid andere Mitmenschen gefährdet zu haben durch meine Verhaltensweise im Straßenverkehr.